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66. Jahrgang. AL 120 Donrrerskag, 17. AprU 1924 Gegründet 1856 Vr,»«-nk»r«; S^ntprecher-Somm.Inumm^ SS S-.1. vor fllr Nachta^prLch«: S0V11. Bezugs-Gebühr mm,,».».».««u>«« d.i «,»chLnUlun,t»n«a»'d«1». Poßd,t»»»»r»c» >är N>»»al «»NI 2,8» ».Idm.r», «kt»z«i »,»dni« imr «N »««ch« «a»r."> M»M» - V»NM»»« »«d«' »Ich, -uch«xch«. SchriMeiNmg und NoupIgNchiMrll»»»: M»r>«nllr«tz» 3S/40. Dnnk u. D«lag von üi-psch » ».ichar»! In Dr«d«. Poftlchkär-Kont» 10SS Dr»»d«». I'snnls - Seklässr -SNII«, -8««Ne«, -p>1o»««n, ,1«. brockst - t->oeksu - ^u6ba» - Sommarspiai» v. 1K. 94ÜN«r, pfsssi^ Sli-sks 32 !Mt«I MUlÜlM MMslNM Onr»»« s.»,dl. un<t d--vof-,»>e NInli-IirLteN« Illr Uno,«« Nlr 8 äula». ch»»1o»»>ot»NI»««»i Mr 8 /lutoi. >1»ven 1°ouN»Ien- u 8por>koI«I S«k»«>. ^uli-nltivll Mr NrNoIuns»k«I8^N>8e 1V,IU «Nck» »m Nolel. - decken Sonnsdoi»! von 7 Uk- »b «»»»»«lo-i Ü-»>k>a»»>8« VerpIIvgunL unck Icomlorl., dcxleinr>-^Iet>tel» pr.mrlonrlmmer 1°vl«plion -1m> l.auon-leln ». kovltzvr: IV. HL LN LN. SLjütirigss K^msnssi' Seslvtisn 1 Stk-LÜs Lt Stv«k»nb,knl. S V.I.pkon 2SSS7 Zer Notenwechsel mit der Repko. Übergabe -er deutschen Antwort an -te Reparaklonskommlsslon. — Frankreichs Kamps um die Änderung -es Gutachtens. — Die wankende Grundlage -es Kabinetts Maedonatd. - Das Unterhaus über Auhrbesehung und Abrüstung. Der Wortlaut -er deutschen Antwort. ELrahtmelduna unsrer Berliner Schrlstleitung.I Berlin. 18. April. Die deutsche Note über dte Sach- verständigenberichte ist der Neparationskommissivn heute mich- mittag 8 Uhr durch die Äricgslastcnkommission übergeben worden. Sie lautet: „Die deutsche Regierung beehrt sich, de« Empsang der Rete -er Reparatiouökommission vom ll. April über die von den Sachverständigen erstatteten Gutachten zu bestätigen. Auch die deutsche Regierung sieht in diesen Gutachten eine praktifchcGrundlagcfürdie schnelleLiisnng des Neparationöproblems. Sie ist deshalb bereit, ihre Mitarbeit an dem Plane der Sachverständigen zuzusichcru." Die bisher unveröffentlichte Note der ReparationSkomurissio» vm 11. April hatte folgenden Wortlaut: „Die Neparationskomniissivn, die von den Sachver ständigengutachten Kenntnis genommen hat, sieht in ihnen eine praktische Grundlage für die schnelle Lösung des Nepara- tjonsproblcms. Sie ist daher schon jetzt geneigt, innerhalb ihter Zuständigkeit die Schlußfolgerungen der Gutachten zu billige« und deren Methoden anznnchmcn. «m die Durch führung des Problems der Sachverständigen zu erleichtern und zn beschleunigen. Die NeporationSkommtssion beab sichtigt, hen beteiligten Regierungen die Schlußfolgerungen der Gutachten, soweit sie in ihre Zuständigkeit fallen, zur An nahme zu empfehlen. Die Reparationäkommitsion sicht sich jedoch verpflichtet, ihre Znstimmnng und ihre Initiative zu- ritikznstellen, bis sich die de, tschc Regierung bereiterklärt, an dem Plaue der Sachverständige» mitznarbeiten. Zu diesem Zwecke wird sie deutsche Delegierte am Donnerstag, den 17. April, anbören, wenn die deutsche Negierung cs nicht Vor sicht, eine schriftliche Antwort zu geben." Die Repko bereitet Abänderungen der Vorschläge vor! Paris, 18. April. HavaS meldet: Die Neparativnskvm- nrission wird morgen vormittag in einer offiziösen Sitzung die deutsche Antwort betreffend die Sachverständigen berichte zur Kenntnis n-bmen. Darauf wird die Repara tionskommission den alliierten Regierungen dte Sachver ständigenberichte offiziell übergeben, damit sie so in den Stand gesetzt werden, die fragen z» prüfen, die sic ausschließ lich angchcn, wie die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Einheit Deutschlands Die NcparntionSk"m»iissi-'n wird ihrer-1 seits die Dokumente im einzelnen zu prüfen und die Abände-! rungen <!) vorzunclunen haben, die sie für nötig erachtet, be vor sie eine endgültige Entscheidung trifft. (W. T. B.) England und die Vorbehalte Poincarös. Die französische Ofscnsivc zur Aendcrung des Pariser Programms. London, 16 April. „Manchester Guardian" schreibt: Nach den gestrige» Erklärungen Macdonalds im Unterhaus über die Annahme der Sachvcrständtgenbcrichtc als Ganzes könne keine Negierung mehr im Zweifel sein über die Politik Eng lands. Macdonald werde das ganze Unterhaus und die gesanite Nation vertreten. Das Blatt meist weiter darauf hin, daß die verschiedenen von französischer Seite erfolgten Anregungen einer Abänderung der Empfehlungen der Sachverständigen, besonders in Bezug aus die Sanktionen und die völlige Wiederherstellung der deutschen Wirischasts- kontrolle im Ruhrgcbiet und im Rheinland »nr im Bcrhält- nis znr Erfüllung der deutschen Verpflichtungen, dazu dienen würden, die Knechtschaft Dcutschlands dauernd zu gestaltet!, und gibt seiner Uebcrzcugnng Ausdruck, -ab die gestrige Erklärung im Nnterhausc zu dem Zwecke erfolgt sei, ein weiteres Verfolgen dieser verwerflichen R i ch t n n g a n s z n ha l tc u. IW T. B.i Mussolinis Genugtuung über das Gutachten. Nom. 16. April. Ministerpräsident Mussolini prüfte mit den italienischen Delegierten der SachverständigcnauS- schnssc die vorgclegten Berichte und stellte mit Genugtuung die Anwendung der Grundsätze fest, von denen sich die italienische Politik in der ReparativnSsragc leiten ließe. Nachdem fest- gestellt worden war. daß die Sachvcrständigenarbeiten eine g e e i g n c t e Bo r b e r e i t u n g dcr Lösung der Frage darstellen, wurde über die von Italien bei den späteren Ver handlungen einzunchmcnde Haltung Beschluß gefaßt. lWTB.) Verlängerung des Abkommens mit der rheinischen Textilindustrie. Köln, 16. April. Wie die „Köln. Ztg." von unterrichteter Seite erfährt, hat sich die Textilindustrie des besetzten Gebiets mit Rücksicht auf die gesamte wirtschaftliche und politische Lage entschlossen, die Verlängerung des Abkommens mit der Nhcinlandkommission auch zu den geforderten schweren Be dingungen zu unterzeichnen. Die Nebcrnahme der gegen früher erhöhten Lasten ist hauptsächlich unter dem Gesichts punkte erfolgt, den Fortgang -er Erzeugung sicherziistellen, um dadurch die Arbeitslosigkeit zu vermeiden. (W. T. B-j Die Eröffnung der Golddiskontbank. Verzögerung -er neuen Noten. (Drahtmelbung unsrer Berliner Schrisllcitung.1 Berlin, 18. April. Die Golddiskontbank hat heute ihre« Betrieb im Gebäude der NcichShanplbank eröffnet. Es zeigt sich, daß noch vielfach Mißverständnisse über die Funktion «nd den Zweck der deutschen Golddlökont- bank bestehen. Alle möglichen Kreditvcrsnchc von Privat personen gehen ein, die natürlich nicht berücksichtigt werden könne«, weil die Bank nur für Zwecke des Imports und des Exports errichtet ist. Die Noten der Golddiskontbank sind infolge Verzögerung bei der Drnckh-rstcllung noch nicht fertig. In der Zwischenzeit wird die Rank englische Psundnotcu ausgcbcn. Der ehemalige Reichskanzler Dr. Michaelis zur Reichskagswahl. Dr. Michaelis lehnt die Gründung einer besonderen christlich- sozialen Partei ab und erklärt sich für die Dcutschnaiioualcn. Von zahlreichen Stellen aus verschiedenen Teilen des Reiches ist an mich die Anfrage ergangen, wie ich mich zu einer eigenen Wahlliste stelle» würde, welche cs ernstlich evangelisch- christlich und sozial gesonnenen Deutschen ermögliche» soll, freudig und mit gutem Gewissen ihr Wahlrecht nusznüben. Man hat mich gefragt, ob ich bereit sei, mich an die Spitze einer solchen Kandibaten-Listc stellen zu lassen. Ich habe in sc dem Fall a b g c l e h n t. Eine Partei, die dicscnlgcn sammeln soll, welche mit Ernst Christen sein und den Willen Gottes in politischen und wir.'schastlichen Fragen zur Herr schaft bringen wollen, würde politisch gegensätzliche Staats bürger zu einen haben. Das ist ohne Gewissenszwang nicht möglich. Die Bestrebungen würden für die bevor stehenden Wahlen einen Mißerfolg haben, da sie nicht durchgedacht, nicht vorbereitet und ohne die erforderlichen Geldmittel sind. Sollte >» vereinzelten Fällen eine Wahl Er folg haben, so würden die wenigen Abgeordneten ohne Be deutung im Reichstag sein. Sic kämen in keine Kommission. Die Folge wäre also nur traurige Zersplitterung. Dt« gleichzeitig an mich wiederholt gestellte Frage, wie man wäll en soll, wenn keine eigene Liste der gedachten Art aus gestellt werde, beantworte ich dahin: , Ich werde meine Stimme für die Dcutschnationale Bolks- partej abgebcn. Obwohl jeder, der meine Bücher „Für Staat > und Volk" und „Weltrciscgedankcn" gelesen hat, wissen wird, daß ich manches in der Politik der Konscrvatioe« geändert wünschte, ist doch die Dcntschnationale Volkspartei für mich diejenige Partei, der ich das Vertrauen cntgegcnbringe, das, sic den Richtlinien evangelisch-christlichen Geistes am näch sten kommt. Saarow (Mark), den 14. April l»24. D. Tr. G. Michaelis. Die Nakiorrattiderale Vereinigung nimm! »er» Mahlkampf auf. Berlin, 18. April. Im Namen der Nationlliberalen Bei einigiiiig ist jetzt die „Nationallibcrale Vereinigung für Berlin und Brandenburg" gegründet morden. ES sind neben einem Ortsausschuß vier Bczirksortsgruppcn gebildet worden. Mit Rücksicht auf die Karwoche werden die Wahlversammlungen erst nach Ostern stattfindcn. Prinz Max von Baden an die Pfälzer. Es gilt, die verlorene BündniSsähigkeit wie-erzngewinnen. Heidelberg, 18. April. Prinz Max vo» Baden sprach heute in Heidelberg zu einer starken Versammlung ansgcwicsener Pfälzer. Er betonte dabei die deutsche Pflicht, das Letzte hcr- zngebcn, um den bedrängten Brüdern in der Pfalz zu helfen, und sagte weiter: Ich glaube, die Pfalz wird unsere wirkliche Lage klarer erkennen, als das unbesetzte Deutschland. Christ lich-national ist die heilende Botschaft, die ans dem besetzten Gebiete zu nnS dringt. Neben dieser großen sittlichen Wahr heit steht eine furchtbar ernste realpvlitischc Erkennt nis, die im unbesetzten Gebiete vorhanden ist. Vs gibt heute nicht nur allein die Sorge nm die Zukunst des Vaterlandes. Mehr als je brauchen wir heute einen NcligtonSfrie- den, brauchen wir einen K l a s s c n f r i c d e n. Die BiS- marckschc Forderung muß wieder Geltung erhalten, daß die auswärtige Politik das Primat vor der tinicrcn haben muß. Das heißt aus unsere innere Lage angewandt: Unser poli tisches Leben muß eine solche Gestalt annehmen, daß wir die verlorene BündniSsähigkeit wicdergcwinnen. Deutschland i fordert die Anerkennung seines Rechtes aus nationale Frei- ^ heit, ans Lebe« u»U> Streben nach Glück. (W. T. B.) Warum gehl Slresemann nicht zu Tschilscherln? Vom Elsaß kommend, sind vor einigen Tagen der König Ferdinand von Rumänien und seine Gemahlin Marie, der der „Matin" nachrühmt, sie habe das Geheimnis der Marie Antoinette, königliche Würde mit rührender weiblicher Grazie zu verbinden, zu neuem Leben erweckt, in Paris eingezogen. Eine vieltausendköpfige Menschenmenge hat im Regen ge duldig die Ankunft des Herrscherpaarcs am Bahnhofe des Bois de Voulvgne erwartet, hat den Boulevard umsäumt am Triumphbogen vorbei bis zum Ende der Avenue du Bois und ist in begeisterte Heilrufc ausgcbrvchen, als unter dem Donner der 121 Ehrenschüsse und unter den Klängen der rumänischen 'Nationalhymne die hohen Gäste der französischen Nation in Gemeinsamkeit mit Milleraud, Poincarö und ihren Damen die bereitstehenden Galawagcn bestiegen. Am Place de l'Etoile hat Rumäniens König dem „unbekannten Soldaten", der dort ruht, dem „Symbol des französischen Heroismus" die militärische» Ehren erwiesen, und die Pariser haben ge- jubclt, wie vor nicht allzu langer Zeit die Prager, als Marschall Foch im Aufträge Frankreichs am Grabe des toten Legionärs einen Kranz weißer Rosen niedcrlegte. Nach diesem außcrordenllich wirkungsvollen Austakt, der von der Pariser Presse glänzend geschildert wird, sind die rumänischen Herrschaften in das Außcnministcrinm geleitet worden, das für sie als Wohnsitz in der Zeit ihres Pariser Aufenthaltes auscrschcn wurde. Was sich dort zugctragen hat, darüber schweigen die fran zösischen Blätter, mcnigstens über das Wesentlichste, das die Empfänge, Diners, Unterhaltungen an Bedeutung weit über ragt. Zweifellos aber haben die Räume des „Palais des aifaires etrangeres", die in normalen Zeiten der geschäftigen Arbeit Poincares dienen, dieser Tage noch anderes als gesell schaftliche Veranstaltungen erlebt, noch anderes gehört, als höfliche Liebenswürdigkeiten. Tenn lediglich in der Rolle eines unterhaltenden Begleiters wird Rumäniens König seinen Außenminister Dnca nicht haben mitrcisen lassen. Duca wird vielmehr sich mit Millcrand und Poincarö, nach dem der erste Fcstrausch verflogen war, sehr ernsten vertrau lichen Besprechungen hingegcben haben, die eine Festigung der rumänisch-französischen Beziehungen, vielleicht gar, wie Italienische Blätter argwöhnen, einen Militärvcrtrag nach tschechisch-französischem Muster zum Gegenstand gehabt haben bürsten. Das Hauptziel dieses Vertrages kann bei der Ge meinsamkeit der französisch - rumänischen Interessen in einem bestimmten Punkte nicht zweifelhaft sem. Beide Staaten blicken seit langem mit unverhohlenem Mißtrauen auf Ruß land,- Frankreich, weil es die Möglichkeit einer engen deutsch- russischen Allianz fürchtet, Sic die von Osten her gegen Deutsch land gerichtete Mauer eines Tages sprengen könnte, und Rumänien, weil eS sich durch die außenpolitische Aktivität der Aera Nnkow, die ihm den Besitz Beßarabiens streitig machen möchte, aufs höchste beunruhigt fühlt. Die Erbitterung, die beide Staaten gegen die Sowjetunion beherrscht, zeigte auf französischer Seite unlängst u. a. die ungewöhnliche Formu lierung des Pariser Einspruches gegen das Kiewer Urteil und bei Rumänien die undiplomatisch rasche Abreise der Vukarester Delegierten von der Wiener Konferenz, die den betzarabischen Streit Rußlands und Rumäniens aus der Welt schaffen sollte. Und so kann cS gar keine Frage sein, -aß die gegen wärtigen Pariser Besprechungen zn einer Vereinbarung führen werden, die Rumänien zum Vorkämpfer Frankreichs gegen Sie vereinigten Sowjetrepubliken macht, während Frankreich die Rolle des militärischen und finanziellen Helfers übernimmt. Ein solches Ereignis aber ist von außerordent lich weittragender Bedeutung, weil es zum ersten Male nach dem Kriege die einflußreichen europäische» Mächte in zwei ganz klar voneinander geschiedene Gruppen zerlegt, die sich unter dem Stichwort: „Mit oder gegen .Rußland" gegenüber- Zwei Tage liegt die Osternummer aus. Anzeigen in dieser haben infolgedessen -oppelke Wirkung bei einfacher Bezahlung. Im Interesse guter Jurichlung und Placierung bitte» wir um Aufgabe dis henke «Mag. Annohmeschluß 6 Uhr abends.