Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.04.1909
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090430018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909043001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909043001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-04
- Tag 1909-04-30
-
Monat
1909-04
-
Jahr
1909
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.04.1909
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
'Rr. III». Leite »» Freitag, 3«. Avril litOl, t««. dnrch de« ei«« progressive Besteuerung de- Vermögens in zweckentsprechender Verbindung mit der zur Kontrolle der Veranlag»»« heranzuziehenüen Erbichastsvesteuernua durchgefübrt wird. Die Sozialdemokraten vean- irasen, als Ersatz für die vvrgeschlagenen indirekten Steuer» auf Lebens- und Genußmittel die Besteuerung des Wertzuwachses bei Grundstücken und Wertpapieren Und die Etnsührung einer auotisizierbare» progressiven Reichs- einkvmmen- und Reichsvermügenstteuer. Endlich bean tragt die Reichspartei. im Aniragc der Konservativen die Worte zu streichen, i» denen die Wertzuwachssteuer als Ersatz für die Erbanfallsteuer bezeichnet wird. S«s den Verhandlungen ist mitzuteilen, dass Freiherr v Ga mp. entgegen unrich tigen Zeitungsmeldniigen. ieitslellte: Die Reichspartei hat bis zum Ii. d. MtS. zu dem kviiiervaliven Anträge Stellung gcnvinuvn und folgenden Beschluß gefaßt: ..Die Deutsche Reichspartei st ein einer Werlzinvachostener nicht prinzipiell ovlehnend gegenüber, nachdem sie sich aber in ilirer groben Maiorii.it mit der Erbschaslssteuer für Deszendenten und liuüerlose Eliegaiken at»gesu»den liai, vermag sie liiervo» nicht wieder abzngeben. da sie in der Wertznwachssteuer einen vollivertigen Ersatz nicht erblichen tann." Der Redner der K o n servativ e n , Frbr. v. R i ch t l> v s e n , führte ans. Sab die Finanzkomniission nicht nur mit grober Mehr- beit die Nach labilen er al»gel elin t. sondern auch die i'l «gängig- keil der Deszendenten-Erbansallsieuer bereits eingehend er- örtert habe. Die tonservalive Partei habe sich seit langen fahren jm Reichstage und auf Parteitagen dagegen erklärt, nnd zwar, bevor sich der Bund der Landwirte in seinen Verianimlnngen dainit beschäftigt habe. Sie halte an dieser Ansicht sen nnd müsse dies ans naatserhaltenden Gründen knn. AVer ebenso halte sie daran fest, dak ietzt 100 Millionen Mark durch Besinnenern ansgebrachl iveröen müssen. An n.b müsse sie in dieser Hinsicht Vorschläge von der Reichs regierung erwarten nnd habe sich non diesem Standvnnkie nur entfernt, um ans eine Steuer hinznweisen. die von den Angehörigen aller Parteien empfohlen worden sei. Ihr 'Vorschlag der Wertznivachssleuer bei Iinniobilien nnd Mobilien luibe gewisse Ptänael, wenn auch zu hoffen sei. sab die zu erwartende» Einivendnnaen grobenieils wider legt werden können. Es sei aber daran seslznhallcn, das, >>e zu bewilligenden Beiitzsienern ein Ersatz für die neuen Erbschaftssteuern sein sollten. Sollte die Majorität sich . egen den jetzt gemachten Vorschlag ablehnend verhalten, w mußte,, neue Erwägungen angesielll werden. Für jetzt beiiirivorte er die Annahme des gestellten Antrages. — Von den Freisinnigen erklärte D r. Wi einer den ioniermtliven Vorschlag siir völlig unannehmb«ir. Eine Verve her nun sei kaum m .ml ich. er müsse glatt abgelchnt iverden von jedem, der die Finaiizresvrm fördern wolle, lieber die Znsgtzsleiier aus .liniiw bitte» lasse sich reden. Das sei aber in erber Linie die Sache der Gemeinden. Völlig »»diskutierbar sei der zweite Teil des Antrags verreisend die Wertznivachssleuer aus Wertpapiere. Die Freisinnigen bellen Sie Erban'allbener erneut in de» Vordergrund. Ohne Erbanfallbeuer keine Finanzresorni. Sie kommen weiter aus den Gedanken zürnet, eine Reichs verm.mensbeuer in Verbind»»» mit der Erlmnsaikbener in Aussicht zu nehmen. Sv könne der notwendige Betrag ansgebrachl iverden. Abg. D r. tli o e s i .k e begründete eingehend den Werl- ziiwacksbenerantrag der .konservativen, lins kommt es darauf an. einen Vorschlag zu inachen, der einen Ersatz bringt kür die von uns abgelehnke Erbschaftssteuer. Wir innbten aiinehinen. Sah wir von allen Seiten Zustimmung finden würden. Auch die ..Von. Zlg." hat die Meinung vertreten, dab es nicht berechtigt sei, blvb den Gewinn bei Immobil ien zu treffen, deshalb haben wir auch die Wertpaoiere n, unseren Antrag einbezogen. Nicht die Gemeinden allein schossen die Werte, ohne Staat und Reich wäre der Wertzuwachs unmöglich. Ob die Kurie fallen oder beigen, das Reich würde dabei immer gewinnen, ein mal im Mtimogeschäst, das anderemal für die Kassen- geschäste. Der jährliche Umsatz in Grob-Berlin an Im- mobilien beträgt Iw' Milliarde», die -Hälfte ib der Wert der unbebauten flache: WO Niillionen Riark. Redner führt die gedruckte Begründung des kvnservgnven An trages näher ans. Man wende en, der Ertrag sei ich wan kend, das sei aber mehr oder weniger bei allen Steuern der Fall. Stetig sei die Wertznmachsbeuer an Pavieren, denn gewonnen werde, ob Hausse oder Baisse. Der .Handel mit Wertpapiere» sei kein Handel. Das Geschäft reprä sentiere jedenfalls nur einen ganz geringen Teil des Handelsgeschäfts, man könne also nicht sagen, daß der vmndc! geschädigt werde, Keine Börsenbeuer liabe einen Rückgang des Geschäftes herbeigesührt. Eine weitere Er höhung jei also ganz unbedenklich. Staarssekrelär Syüow erklärt: ?lch werde nicht er neut ans die Er da mall neuer eingahen, diese ist zur Genüge erörtert, auch nicht aus die weiteren Anträge, weil diese noch nicht begründet siird, sondern nur aus den Antrag der Koniervariv«». Die Werkzuwachssteuer ist in letzter Veit viel rörrcrr worden. Auch die Retchsregierurig hat sich damit veschgstigL, sie euvaige Lücke zwisclien der Erbanfallbeuer lind den ans der Vestvstener verlangten 100 Millionen auö- niullen. Ätzer die Prüfung hat sie immer wieder zu der Ueberzeugung gebracht, daß in erber Linie die Gemeinden bei der Werlsteigernng in präge kommen. Natürlich in weiter Linie auch das Reich. Eine einheitliche Regelung Geier außerordentliche Schwierigkeiten. Es heb ehe» wenig v Nahrungen auf diesem Gebiete. Es erhobt sich zum Bei spiel die präge: Sol! man nur die freiwilligen oder auch die -livangsverkäilse besteuern usw.? Die Arbeiten der Gemeinden Vieren ja schätzenswerte Grundlage». Ein Teil, env« u> Prozent des V»Wachses, müßten wegen der Geld entwertung, die im Laufe der Zeit eingelreten ist, freige bigen iveröen. Soll i»gn dem Gesetz rückwirkende Kraft geben, und wenn ja. wie weit? Sollen Aufwendungen bei den Grundstücken angerochnet werden und wie weil? Wie grob soll der Anteil der Gemeinde sein? Die Ver anlagung muß doch zweifellos durch die Gemeinde geschehen. Jedenfalls bin ich bereit, de» Ver s n ch z u machen, den Wertzuwachs auf Immobilien h e r a n z u z i eh e n: aber die Regierung hat erhebliche Be denken. Welchen Ertrag darf man erwarten? Tie Be gründung des Antrages ib nicht stichhaltig, im Gegenteil sehr anfechtbar. Die Herabminderung der Sätze pro Jahr des Besitzes vermindert den Ertrag. Ta den Gemeinden mitzdebens die Halste des Ertrags zukommcn muß, so würde die Steuer ans 1? Prozent gesetzt iverden müsse», um een gewünschten Erlvag zu liefern. Die Erträge sind, wie Betioiele von praiitsnrk und Gimbnrg zeigen, sehr schwan- lcnd. Selbst in den groben Städten kan» mau nicht mit > Mart vro Kops der Bevölkerung rechne». Wenn man im ganz en Reiche ätz Psg. pro Kopf rechnet, so kommt man der Wirklichkeit tim nächsten. Soll davon noch die Gemeinde einen Teil abbekoinmen, so müssen die Sätze erhöht wer den. Als Ersatz für die Erbanfallbeuer ist die Steuer aus Immobilien nicht denkbar. Der preußische piliairzmiiiistcr Freiherr v. Rhein haben sprach sich gleichfalls gegen den Antrag aus und wies aus den Mangel an Erkahrungeii hinsichtlich der Wert- znwachs-neuer hin. Die Schätzungen Dr. R-oesickes seien viel zu hoch. Den Gemeinden könne man die Steuer nicht nehmen, sie seien schon sehr stark belastet. Durch die Aus- hebuwg des Oktrois wird die Belastung noch gröber. In Preußen seien bereits die Kreis« zu dieser Steuerart über- gegangen. ES sei also keine unangezapste Steuerquelle. Dazu kommt die Unsicherheit des Ertrags. Reichsbankpräsident Haven stein erklärte, daß die NeichszirwachSsteuer auf die Effekten eine für den Verkehr unerträgliche Las», eine undurchführbare Maßnahme, eine Schädigung aller Kredite bedeuten würde. Wenn man jeden Effektcngewinu als mühelosen Gewinn bezeichnen «oll«, so sei jeder kaufmännisch« Spekulationsgewinn dar unter zu fasse». Alle diese Gewinne beruhen auf geistiger Arbeit Einzelner. Hatz« nicht auch der Landwirt mühe- loien Gewinn. eveuu er beim Absätze seine« Getreides die günstige Konjunktur abwartetl' Es handle sich aus dem Esfekteninarkte um volkswirtschaftlich notwendig« Dinge. Die Einführung der Wertzuwachssteuer aus Wertpapiere würde einmal notwendige Geschäfte verhindert», st« würbe dann den Börsenverkehr und das international« Kapital aus Deutschland heraustreiben, denn di« im Ausland« befindlichen Papiere entgingen jeder Steuer. Dt« Folge des HinauSdrüngenS d«L Kapital» wäre ein« Schädigung unseres StaatSjredttS. Zum türkischen Thronwechsel. Konstantinopel. Es verlautet, daß das neue Ka binett sich wie folgt gebildet hat: Kriegsminister: Salih Pascha, der Schwiegersohn Fud Paschas (er hat lange Zeit in Deutschland gedient). Justizminister: Deputierter Advokat Sabri Bey, Finanzminister: Deputierter Djavid Bey: das Ministerium des Innern, das Htlmi Pascha abgelehnt hat, soll bi» aus wei teres vom Unterstaatssekretär geleitet werden. Die vorigen Minister bleibe». K o n ban , iiiop e l. Nach einer Meldung des «Ser- voti Finnin" ist der Sekretär für auswärtige Korrespon denz im Ministerium des Aeuberen Lufti Bey zum e r st e n K a m m erherrn und der Kommissar der Pforte bei der Tabalregie Haltd Cia Ben zum ersten Sekret ä r des ^ u l t a n » ernannt worden. Unter den Anhängern der liberalen Union dauern die Verhaftun gen fort: so wurde auch der Eigentümer des Blattes «Ser- bcsti" verhaftet. K o » b ai, ti » opc l. tPriv.-Tel.) „Labah" eröffnet eine Sammlung zur Errichtung dreier Monu mente: eines außerhalb der Stadtmauer zur Erinnerung a» deiiEiniiiarsch der mazedonischen Armee, eines inSchischli am Svldatengrab und einer Siegessäule aus bei» Parla- mentsplatz. Heute findet ein grobes Svlda lensest im Lager auberl-alb der Stadt für Freiwillige und Rebiss bau. worauf der Ablvnispvrt beginnen wird. — Die Nach richten über eine allgemeine oder teilweise Amnestie sind unbegründet. — Mil dem neuen Sultan wurde vereinbart, daß zum warnenden Beispiel die Haupt füh rer der R e v o l t e vom l:i. April und des Widerstandes am .'7. April bestraft iverden. Verführte Personen, insbe sondere Soldaten, solle» mliglichst milde behandelt werde». Saloniki. Die Fahrt Abdul Hamids von Kviislantinopel nach Saloniki ging ohne Zwischenfall voiibatie». Abdul Hamid war sehr niedergeschlagen nnd abgeivannt und schien unter dem Eindruck der letzte» Er eignisse zn leiden. Seine Gesnudheit scheint erschüttert zu ietii. Er verbrachte die Fahrt meist vor sich hinbriitend und halb schlummernd. Er verlangle weder Speise »och Trank, nur einmal ei» Eilas Wasser, In müder Haltung verlieb er den Waaen und überblickte kurz die Umgebung. Er wurde da»,, znin Wage» geführt, t„ dem er mit de» Prinzen Platz »ahm. Unter starker Kavaileriebegleitung erfolgte die Fahrt nach der Stadt. Die Frauen batte» die Schleier znrnckgeschlagen nnd blickten neugierig ans dem Vvagenfenber. Viele glaubten, einen Transport gefangener Würdenträger vor sich zu sehe». Nur wenige Leute hatten von der Ankunft Abdul Hamids Kennrnis. Auf den Straße» waren überall barte militärische Posten anfgeslelli. Das Volk feierte noch die Thronbesteigung des neuen Herrschers. Uebcrall war Munk und Gesang zu hören, die Straßen waren beflaggt, die Illnminativ» war schon bei nahe erlöscht. Tie Villa Allatini, in die Abdul Hamid gebracht wurde, war bisher von Robilant Pascha bewohnt und für den entthronten Herrscher in aller Eile hergerichtct worden. Noch im Laufe der »stacht beschaffte man Betten nnd Essen aus einer benachbarten Restauration. Die Villa, die aus einer leichten Anhöhe, von einem schönen, baumreiche» Park umgebe», liegt, gewährt eine vrächtige Rnndsicht auf die Stadt, das Meer und das Olympig- gebirgc. Abdul Hamid war heute früh zeitig aufgeskanden. Er betrachtete vom Fenster ans die schöne Umgebung der Stadt, viahlreiche Neugierige suchten zur Villa zu ge langen, wurden aber von den Wachtposten zurüclgelmlten. K o n st a n t i n o p« l Nach einer Konsulardepesche aus Mersina ist Adana beinahe e i n ge ä lch e r k. Die katho lischen Missionsanstalten der Jesuiten und Iosephinerinnen sind teilweise verbrannt, das Personal ist gerettet. Angeblich ist auch die protestantische Miisionsanstalt abgebrannt. Serajevo. 'Nach einer verläßlichen Meldung hat in den letzten Tagen zwischen einer montenegrinischen 'Lande und türkischem Militär in der Ortschaft Ograd- jenice, 1 Stunden südwestlich von Pleolje, ein Kampf slattge- funden. Die Bande hat II Mann und ihren Führer verloren. Tie Verluste der Truppen sind unbekannt. Neueste Trahtmel-nnaen vom 29. April. Deutscher Reichstag. Berlin. tPriv.-Tel.) Abg. Scvcring lSoz.) be gründet die svzialdemvkraliichc Interpcllgtion betressend gesetzliche Regelung der Rechtsverhältnisse der von Arbeit gebern siir die Arbeiter ihrer Betriebe errichteten Pcn- »ons-, Witwen- und Waiscutassen. Die Frage gehe dahin, ob der Reichskanzler bereit sei, durch gesetzliche Regelung der Rechtsverhältnisse dieser Kc>iie»e>nrichtungen den zu tage getretenen Mibständen zn begegne», insbesondere be hufs Wahrung der Ansprüche der aus dem Betrieb aus- fcheidenden Arbeiter und zwar, sei es durch Berechtigung der Arbeiter ani eine freiwillige Weiterversichcrung, sei es durch Verpflichtung der Kaisen auf Rückzahlung der Beiträge. Ten Arbeitern werde das Streik- und überhaupt das Koalitionörecht dadurch geschmälert, dah sie bei sret- willigem oder erzwungenem Verlassen des Betriebes Ge fahr liefen, ihre durch Beitrüge wohlerworbenen Anrechte an die Pensionskasse verlustig gehen. — Staatssekretär v v n Bcth m a ii n - H ollweg: Als die Pcnsiviiökasseu ge gründet wurden, lagen die Verhältnisse »och anders als setz!. Damals galten die Pciisionskassen noch als Aus fluß sozialer Arbeiteriürsorge. Das ist jetzt anders ge worden, hauptsächlich, weil das Verhältnis zwischen Unter nehmern und Arbeiterschaft sich verschlechtert hat und weil die Arbeiter jetzt die Kasten mit Mißtrauen ansehen, obwohl im großen und ganzen die Satzungen der Kasten dieselben geblieben sind, und ebenso die -Handhabung bei diesen Kassen in der Fortdauer der Versicherung, abhängig von der dauernden Zugehörigkeit zum Betriebe. Darin liegt der Kern des Zwistes. Man verlangt entweder Fort dauer der Versicherung oder Rückzahlung der Beiträge. Zweck der Kasten für den Unternehmer ist nicht die Ver sicherung des Arbeiters: der Unternehmer will nur den Arbeitern die Pensionskasse zugute kommen lasten, die zu seinem Betriebe gehören. Es ist unmöglich, durch das Gesetz sestzulegen, daß ein Unternehmer einem Arbeiter nicht kün digen darf, wenn er nicht seiner Pensionskasse angchört. Der Unternehmer will sich eben mit diesen Kasten einen festen Arbeiterstamm sichern. Die Entwicklung scheint hin- zuweisen aus Verbandskassen auf Association von Werk kasten. Diese Entwicklung läßt sich aber nicht aus dem ZwangSwege hcrbeiführen. In Oberschlesien sind Anregun gen zu solchen Verbandskassen von den Behörden ergan- gen, sie find aber gescheitert, weil die Werkbesitzer fich weigerten. Sie sagten, damit werde der Zweck der Pen- sionskasten nicht erreicht. Die Rückerstattung der Beiträge Ut nicht zu erzwingen, und die Meinung der ordentlichen Gerichte hat auch den Anspruch auf Rückerstattung al» be- rechtigt nicht anerkannt. Es fragt sich nun, ob da« Gesetz einschreitcn soll, aber eS kann bet der Verschiedenheit der Verhältnisse nicht schematisch vor- aeacmgen werden. Der Zwang für Mckerstattung würbe den Fortbestand der Pr«ft,n«rafien viellach t» Sra«« ftslleA. Unter diesen Umständen bleibt nur übrig, unter Abstand- nähme von der aesetzltchen Regelung aus dem Berwaltung«. weg,, die Rückerstattung von Beiträgen »u fordern, und daS geschieht schon jetzt. D»A Aufstchtsamt für Privat» versichrruna dringt bei Kaffen «it Vettrttt»»wav«i bereit« auf partielle Rüaerstattung, und auch für Kaffen ohne Bet- tritt»zwanq bat es schon entsprechende Grundsätze ausge stellt. Ich habe mich mit den einzelnen Regierungen dar- Uber in Verbind»»«, gesetzt, ob nicht die Prari» de« Aus- sicht»amte» auf alle Kaffen zu übertragen sei. Wollt« man die Kündbarkeit de» Arbeiters «»«schließen, so würden die Unternehmer znietseiloS lieber die Penstontzbaffr« «anK auflüsen, als auf da« Kündig»ngSrecht verzichten. — Abg. D r. Oiann snatl.) befürwortet eine gesetzliche Regelung der Materie. Man müsse stet« bedenken, daß die Kaffen freiwillige Einrichtungen der Unternehmer zugunsten der Arbeiter seien. Die Kruppsche Kaffe besonders habe Große« siir die Arbeiter geleistet. — Abg. GiesbertS (Zentr.):« Die christlichen Arbeiter wollen die PenstvnSkaffen. deren Wert sie wohl erkannt habeg. erhalten, aber dte Mißständs beseitigt sehen. Es wäre schon eine wesentliche Erleichte rung. wenn der Beitritt zur Pensionskaffe erst nach einer gewissen Dienstzeit, etiva einem Jahre, zu erfolgen braucht. — Abg. Euno (kreis. Bolksp.): ES wäre leichtsinnig, die Kasten ohne weiteres auszugeben. Sie haben ziveifellvS segensreich gewirkt. Die Versuche einer gesetzlichen Rege lung müssen aber gemacht werden. — Weiterberatung Dienstaa 2 Uür. — Schluß der Sitzung nach S Uhr. Preußischer Landtag Berlin. lPriv.-Tel.) Das Herrenhaus nahm das Lehrerbesvldungüaesett in der Äommissionsfassung gegen den Widerspruch der Regierung an. Die Vorlage muß demnach an das Abgeordnetenhaus zurückgehen. Der Zcutralverdaud Deutscher Industrieller und die Rcichssiuanzrcform. Berlin. lPriv.-Tel.) Der Zcntralverband Deutscher Industrieller lkielt heute im »Hotel Adlon" unter starker Beteiligung eine Delegierten-Ber- sammlung ab. die zu der Frage der Rcichssinanz- reform, des Arbettskammergesetzes und zu dem Beschluß der Rcichstagskommissioil über die Abänderung der Ge- werheordiiung Stell»»,, zn nehmen hatte. Folgende Re solution wurde delmttelos und einstimmig angenom men: „Der Zentralverband Deutscher Industrieller hat mit den i» seiner Delegicricii-Bersammlung vom 7. No vember 1908 gefaßte» Beschlüssen die von den verbündeten Regierungen verlangte Ftnanzresorm unter eingehender Begründung als für den Bestand und das Gedeihen des Reiches dringend notwendig anerkannt. Der Zentralvcr- band liält es nach wie vor für unerläßlich, daß ein Teil des Bedarfes aufgebracht werde durch Erhöhung der Ab gaben von wesentlich dem Genuß dienenden Artikeln des Massenverbrauches, und daß die Last nicht von den Herstellern, sonder» von den Verbrauchern getragen wer de» muß- Der andere Teil des Bedarfes ist dem Besitz derart ansznerlcgen, daß die für die Bundesstaaten zur Erfülluna ihrer eigene» Aufgaben unentbehrlichen Steuer- auellen nicht angearissei, werden. Der Zentralverband be dauert lebhaft, daß die Parteien des Reichstcyzes bisher einen Wea zur Lösung der ihnen gestellten Ausgaben nicht gesunden hgben.f Er erwartet, daß die verbündeten Regie rungen an der Ftiiaiizresorni festhalten werden. Der Zcn- tralverband ivird alle von den verbündeten Regierungen zur schnelle» und vollständigen Durchführung der Fitignz- reform für notwendig erachteten Maßnahmen, soweit er forderlich und tunlich, mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln zu unterstützen und zu fördern bestrebt sein." Zusammenkunft des englischen und des italienische« Königspaarcs. Basa. Kurze Zeit nach der Ankunft des Königs von Italien trat auch die Königin mit dem Mi nister Tittvni hier ein. Baja. Tic englische Königsjacht „Victo ria a n d Alber t", gefolgt von zwei Kreuzern und eini gen Torpedobooten ist 10 Uhr -lö Minuten hier cingetroffcn. Ter „Re Nmbcrto" hißte die englische Königsstandartc. der Kreuzer „Loatit" feuerte den Salut, die Musik spielte die englische Hnmne und die Mannfchaiten riesen Hurra. Die englische» Schiffe hißten nur ihrerseits di« italienische Künigsstandarte und erwiderten den Salut. Sobald „Vic toria and Albert" vor Anker gegangen war. begaben sich der König und die Königin von Italien, der Herzog und die Herzogin von Aosla, di« ebenfalls hier eingetroffcii waren, an Bord der Königsjacht und wurden am Fuße der Schissstreppe von König Eduard, der große Admirals- unisorm trug, empfangen. Die Königin Älerandra und die Kaiserin-Witwe von Rußland erwarteten ble ttalteni- scheu Herrschaften oben an der Treppe. Die Begegnung war sehr herzlich. Um 11 Uhr SO Min. kehrten di« italienischen Herrschaften an Bord des »Re Umherto" zuvück. Um IV 2 Uhr erwiderten der König und die Königin von England und die Kaiserin-Witwe von Rußland den Besuch auf dem „Re Umberto", wo sic von den italienischen Herrschaften in derselben Weise cmvsaiigcn wurden. Dann begann das Frühstück. Zur Lage in Persien. Teheran. Der Schah hat seinen Onkel Naib E» Aldane zum Nachfolger des jetzigen Grosmwstrs Mudzir Es Aldane und des Kricgsminifters Vahudur Leng, die beide ihre Entlassung gegeben lniben, bestimmt. Angesichts der bekannten reaktionären Gesinnung Naib Es Aldane dürft« diese Ernennung kaum de» Beifall der englischen und ruisische» Gesandtschaft finden. Der Vizegvuvcrneur von Teheran Musahar El Miilk, dem allgemein die Schuld an der Ermordung der Flüchtlinge in Schah Abdul Na- zimi zugeschrieben wird, ist entlassen worden. ' Achilleion. Der Ka ife r enipsing heute mittag den lateinischen Erzbischof von Kovsu, Polito. Berlin. TerBundcSrat erteilte in seiner heuti gen Sitzung der Vorlage betreffend die Prägung von 25 Pfennig-Stücken die Zustimmung. Berlin. sPrw.-Tel.) Senator d 'Esto u rn«lle s de Constant wird heute abend in kleinem Kreise d«r East des Fiirsten Bül 0 w sein, der ihn von seiner diplomatischen Tätigkeit in Rom und London kennt. Berlin. tPriv.-Tel.) Die Nachforschungen nach der internationalen Juwelen- und Hoteldiebes bande. deren Hauptfiihrer. der frühere Schornsteinfeger Albert Hornjchuh, kürzlich mit seiner Geliebten und seinem Se kretär in Paris verhaftet worden ist, haben zu zwei weiteren Verhaftungen geführt. Nach einer ^ute hier eingetroffenen Nachricht sind in Traunstein zwei Mitglieder, der ehemalige Schuhmacher Georg Gottbehüt aus Meiningen und d«r Litho graph Bodo 0. Hinüber aus Detmold, verhaftet worden. Paris. Präsident HallisreS ist heut« mittag wieder hierher zurückgekehrt. Paris. (Priv.-Tel.) Während des kurzen Besuche-, den Präsident Falltsres nach den Feierlichkeiten iq Nizza gestern dem Fürsten von Monaco abftattete, ereig. nete sich ein Zwischenfall. E» wurde bald, nachdem der Präsident vorllberaefahren, ei« Mann arretiert, der behauptete, er bedaure sehr, »u spät gekommen zu sei«, um Fallidre» zu erschießen. Man fand bei ihm einen geladene« Revolver und einen Brief an den Präfekten detz Departe ment« der Seealpen. Pari». Nachrichten au- Fez «afol« M m» Ai. ». vt. eine Ma hall ah von dort gegen dt« Best wter anPe- brochen. London. Jm Unterhaus« bracht« heute der Scha-sekretär das vub^t et«. Set»e Allskühr»««»» <««»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)