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Nr. L»v. «Mchevü: «,«» frkttz 7 Uhr Austritte «,rdtu augrnommeo: SttLbendSV.Eonn. tags bi« Mittag« L» Ur: «attenftra-e 1». >»»«ig. tu dies Blatt» Wck«aetue»tt»l-r«tch, Brrbrrittrog. 13,000 Montag. SS. Juli 18«7. Tageblatt'M Auterhallaug M GeMstsverlehr Mttredacteurr Theodor -rodifch. Fbounnneut- BirrtUlsbrlichroBgr. bet unentgeldlicherA«« srrung iu'I Hau» Durch die Löuigl Paß «iertrljährlich 22 Ngr. «iuzeln» Nummer» i Ngr Knserateupreise:'' Wr den Raum eiuer gespaltenro Zeile: 1 Ngr. Uatrr „Tinges laodtt die Zell, 2 Ngr. b«r Herausgeber: Elepsch ßk Vlrlchakdt. — «erautwartlicher Redarteur: Inllui Rrdhurdl« Dresden, da, 39. Juli: — Wir erhalten folgende Zuschrift: „Geehrter Herr. In Nr. 205 der Dresdner Nachrichten befindet sich eine, die bevor stehenden Wahlen betreffende, der „Voss. Ztg." entnommene Dresdner Correspondenz, worin es am Schlüsse heißt, daß an Stelle deS Betriebs- Oberinspectors Tauberth diesmal der frühere sächsische Gesandte in Berlin, Graf Hohenthal, candidiren «erd«. Dies ist durchaus unbegründet, indem mich vielmehr persönliche Gründe behindern, dermalen ein Mandat für den Reichstag anzunehmen. Hochachtungsvoll und ergebenst Graf von Hohenthal." — Zu der neulichen Mittheilung über die Reise deS preu ßischen Gesandten in London, Grafen Bernstorff, nach Erd- mannSdorf mag bemerkt sein, daß Graf Bernstorff der Schwa ger de» AmtShauptmanns v. Könneritz und mit dessen ältester Schwester verheirathet ist. Die von einigen Seiten aus dem Besuche gezogenen politischen Bettachtungen zerfallen somit. — Die „N. Pr. Ztg." schreibt: In dm Verhandlungen der in Berlin versammelten Vertreter der Postverwaltungen des norddeutschen Bundes, in denen über verschiedene Entwürfe zur Umgestaltung einzelner dieser Postverwaltungen debattirt wird, bildet auch der Personal- und BesoldungSetat dm Gegenstand eingehender Erörterungen. Wie wir hörm, ist allseitig das Bedürfniß der Verbesserung des GeyalteS der Postbeamten an erkannt worden und sind demnächst bezügliche Vorlagm für die maßgebende Stelle in Vorbereitung gmommm. — DaS große herrschaftliche HauS an der Bürgerwiese und Ecke der Lüttichaustraße, bekannt als „schönstes HauS in Dresden", dessen Bauart von außm sowohl, al» durch die große, breite, steinerne Wendeltreppe im Innern imponirt, soll dem Vernehmen nach nächstens verkauft werden. Vielfach ist schon davon die Rede gewesm, da» Justizministerium beabsich tige, diese» Gebäude zu kaufen, um dasselbe als Justizgebäude zu verwenden, was allerdings ein freudig zu begrüßendes Er- eigniß wäre, da die Dresdner königl. GerichtSamtSgebäude in ihrer inneren und äußeren Erscheinung bis jetzt im Vergleich zu den Gebäuden der anderen Ministerim Vieles zu wünschen übrig lassen. — Aus Dresden schreibt man dem Weimar'schen Blatte „Deutschland": Die NekrutenauSbildung erreicht in nächster Woche bei uns ihr Ende, dann werden 400 Mann auf's Ba taillon noch eingezogen, wodurch wir 160 Mann auf die Com pagnie erhalten; bis 6. August dauern Compagnieüvungen, vom 6. bis 31. August die Bataillonsübungen. Dann wird bei Zwickau ein Cantonnement bezogen und bis 16. September im Regiment und in der Brigade manövrirt. Am 1. October treffe« die Rekruten pr. 1868 ein und an Stelle der proviso rischen Landwehreinrichtung soll dann die definitive treten. — Wenn über uns Sachsen im Auslande manche irrige Meinung verbrettet wird, so tragen Schriftsteller, die erst aus dem AuSlaude zu uns hergezogen sind, die meiste Schuld da ran, indem sie an die Blätter ihrer Heimath Dinge aus Sach sen berichten, di« un» oft ein Lächeln abnöthigen, das Ausland aber irr« führen. WaS soll man z. B. dazu sagen, wmn ein bekannter Dresdner Feuilletonist der Berliner „N. Ztg." be richtet: „Dresden ist wesentlich eine Stadt der Reue und der Trauer"? ES ist sicher, daß in unseren Mauern manche Trauer herrscht; aber Reue — das klingt wie Buße über be gangen« Mifsethat. Wir meinen, Dresden hat so manchen schö nen Aufschwung gmommm, auch in Kunst, Wissenschaft, staat- Ächem und bürgerlichem Leben, daß Diejenigm, die unter uns «eilen, doch nicht so lieblos über uns aburtheilen möchten. — Die Auszahlung der Vergütungen für die KriegSein- ßuartierung im Jahre 1866 erfolgt an die Quartiergeber Montag, den 29. Juli, in den Häusern der WaismhauSstraße Nr. 1 bis 24, der Wilsdruffer Straße Nr. 1 bis 32; Diens tag, dm 30. Juli, der WaismhauSstraße Nr. 25 bi» 35, der WüSdruffer Straße Nr. 33 bis 47, der Wasserstraße, der Wintergartmflraße, am Weißeritzmühlgrabm, der Wölfnitzstraße; Mittwoch, dm 31. Juli, der Wallstraße, der Wlndmühlm- praße, der Mauer Straße, an der Ziegelscheune, der großm Ziegekgasse Nr. 1 bis 25 <k; Donnerstag, den 1. August, der großen Ziegrlgasse Nr. 26 bis 55, der klemm Ziegelgasse, der ZahnSgasse, am Zell'schm Wege, de« ZeughauSplatzeS; Freitag, dm 2. August, der Zwingerstraße und, soweit mög lich, an diejmigm Quartiergeber, welche an dm bisher dazu bestimmt gewesenen Tagen sich zur Empfangnahme der ihnen »»kommenden VergütungSgelder nicht gemeldet habm, von 8 Uhr Vormittag« bis 2 uhr Nachmittag» im ExpeditionSlocale der Sinquartirrungsbehörde, Scheffelgaffe Nr. 5, 2. Etage. Die Bogelschießwoche concentrirt nicht blo» dm Dresdner Eontingent auf bem Sammelplätze der jovialen Welt, sondern auch der Effendampfer führt die fremden Schaaren herbei. So rückt auch Schlesien morgen ein, ein Exttazug bringt die BreS- lauer, du, "" wir hören, bei Oscar Nenner auf der Marien straße sich häuslich niederlassen wollen. Sie wollen „Boden bach" an der sprudelnden Quelle genießen und eine Speisekarte studieren, die der aus dem Alterthum bekannte Nedacteur LuculluS auch nicht bester redigiren kann. — Außer anderen zahlreichen, dankenSwerthen Beiträgen hiesiger Schulanstalten zur Unterstützung der Lugauer ging uns für diesen Zweck gestern wiederum eine Sammlung der Schüler und Schülerinnen der ersten Bürgerschule im Betrage von 40 Thlr. 6 Ngr. zu. — Von Herrn Ernst Jordan geht uns die Erklärung zu, daß „die in unserm gestrigen Blatte mitgctheilten Veranstaltungen zu Gunsten einer Anzahl Arbeiter von seiner Firma: Jordan u. Timaeus ausgegangen und keineswegs seine persönliche An gelegenheit gewesen sind." — Am Sonnabend Abmd siel ein Knabe im ungefähren Alter von vier Jahren nahe der Annenkirche in den dortigen Mühlgraben. Mehrere Männer hatten dies gesehen und eilten schnell nach der Hofmühle, um dm Rechen herab zu lassen, was auch schnell bewerkstelligt wurde. Das Kind wurde aufgefangm und dem Wasser entrissen, leider aber todt. Alle sofort ange- pelltm Belebungsversuche scheiterten. Dieser bedauernSwerthe Fall ist für Eltern eine neue Mahnung, kleinere Kinder nicht ohne genügende Aufsicht aus der Wohnung zu lassen; bei vor liegendem Falle dürste auch vernachlässigte Beaufsichtigung die Schuld tragen. — Wie in einem gestrigen Inserat unseres Blattes zu lesm war, hatte am Sonnabend ein armes Mädchen ihren für die Unterstützung ihrer Eltern berechneten Lohn im Bettage von circa 10 Thalern verloren. Man kann sich die Freude der Verlierern» und der Eltern denken, als sich als Finderin die Schuhmachersfrau L. (Palmstraße Nr. 8) meldete und das Portemonnaie nebst Inhalt ohne jegliche Belohnung zurückbrachte. — g. Es ist eine gewiß recht erfreuliche Erscheinung, wenn man bei dem Besuche eine» Geschäfte» wahrnimmt, wie dasselbe unter verständiger Leitung steht und sorgfältige Ordnung darin herrscht. Dieser wohlthuende Eindruck wurde der Gesell schaft Flora bei dem Besuche der Carl Wagner'schen Kunst- und Handelsgärtnerei auf der Königsbrückerstraße zu Theil. Nebm den Hauptculturen der Dresdner Handelsgärtnereien: Azaleen (30,000 Stück), Camelim (12,000 Stück), Rhododmdrons, fan den wir eine größere Anzahl gut cultivirter Oicss revol Ro sen, Fuchsien und die mannigfachsten Florblumen in sorgsamer Pflege. Einen gleich günstigen Andruck machte der Besuch der Malleschitz'schm Kunstgärtnerei auf derselben Straße, wo wir nieder Azaleen, Camelim, Rhododendrons und CicaS in an nähernder Anzahl und gleich guter Cultur fanden. Unter den Pflanzen im freien Lande machten sich besonders mehrere Beete Samennelken im schönsten Flore bemerkbar. Das an diesem Tage stattgefundene Gewitter hatte besonders in dem letzten Gatten nicht unerheblichen Schaden angerichtet. Zugleich fand an diesem Tage eine Beerenobst-Ausstellung der Herren Par tikulier Schonert und Kunst- und Handelsgärtner Lämmerhirt (Obergorbitzer Obstbaumschule) statt. Die erstere Collection um faßte 32 Sorten Stachelbeeren, 10 Sorten Johannisbeeren, 8 Sortm Himbeeren und die grüne Sommer-Magdalenenbirne; die letztere 32 Sotten Stachelbeeren und die Erdbeere I.a Oov- »taoto. Wmn auch der ersteren Sammlung in Beziehung auf Schönheit und Größe der Früchte der Vorzug gebührt, so sind doch die Leistungen der zweiten nicht minder anerkennenLwerth. Wir sahen Stachelbeeren von den verschiedensten Farben und Formen, mitunter in der Größe von Pflaumen. Die weiße und rothe Kirsch-Johannisbeere, Prinz Albert, IHscrocsrpa, Verssillsisv, sowie von den Himbeeren Okili, tkeebivv, Keils ä'OiIeio« und die sehr gut remontirende Seils ck« booten«^ entsprechen auch den disficilsten Ansprüchen. Schließlich seim noch die gleichfalls von Herrn Schonert ausgestellten schönen Ziergräser 8,ira maxims, kriropxrum siculum und Iriclimum spatolalam erwähnt. — Eine psrlie Konten« für Dresdm ist unstreitig der traurige Zustand des Elbufers zwischen der Augustus- und Marienbrücke, welcher mit dm dort lagernden Sand-, Kehricht- und Schutthaufen und dm dahin verlegten Wäschtrockenplätzen, allerdings mehr einen: Dorfanger, als einer anmuthigen groß städtischen Umgebung gleicht. So viel nun aber auch gcgm diesen Uebelstand schon gesprochen und geschrieben worden ist, bis jetzt ist Alles noch beim Alten geblieben. Und doch, wie leicht würde es sein, diese lange Ufersttccke, nachdem dieselbe vorerst mit einem, die weitere Versandung des Flußbettes über dies noch abstellendcn schönen Quais ei,gefriedigt worden, durch den Verkauf von Bauplätzen rentabel zu machen und zu einer herrlichen Bauanlage un,zuschaffen? Es bedarf dazu nur der Vcreinigrmg intelligenter und speculativer Männer, wmn diese in der Eigenschaft von Privatunternehmern oder als Actionäre einer deshalb zu bildenden Gesellschaft, diese Angelegenheit in die Hand nehmen wollten. Es gilt ja auch außerdem der Ver schönerung unserer herrlichen Stadt und nebenbei der Beseiti gung von Stichelreden, welche man so häufig von Fremden über ' den fraglichen skandalösen Anblick und übe die Indolenz un serer Einwohnerschaft, die sich bis jetzt so wenig um dessen Ab hilfe gekümmert hat, hören muß. — Aus der Provinz, 27. Juli. Von Nossen wird das dort garnisonirende zweite Jäger-Bataillon Nr. 13 am 1. Oktober nach Meißen abrücken. Für dm Winter ist Nofsm eine zu kleine Stadt für ein ganzes Bataillon, im Sommer behelfen sich die Bürger so gut, wie es cbm geht; aber für dm Winter giebt es nicht genug Betten. Mit Bedauern sieht Nossen seine schmucken Jäger (die früher die Nampesche Straße in Dresden so treulich beherbergte) fortziehen, gern behielt es eine um die Hälfte kleinere Garnison. — In Siebenlehn ist die Stadt wegen des Schützenfestes noch mit Kränzen und Guir» landm geschmückt. Hier ist der Königschuß am ersten Tag des Festes gefallen und zwar einem Jünger des Gewerks zu, wel ches Hans Sachs singend durchlebt hat. — Freiberg, die stolze water slma mootaois, schmückt sich in würdiger Weise anläßlich des bevorstehenden Festes der Akademie. Seine jeden falls zahlreich zuströmenden Gäste finden die alte Bergstadt in einm förmlichen Guirlandenflor gekleidet. Leider zieht heute lupilvr üavius ein sehr mürrisches Gesicht dazu; denkt er viel leicht an die verlöschenden Grubenlichter der Lugauer? Mit einem sehr sinnigen Gedichte begrüßt der „Freiberger Anzeiger" die zur Jubelfeier erschienenen ehemaligen Akademiker, au» wel chem Folgmdes angeführt sein möge: Denn eine Jubilarin, reich an Jahren, Die Euch des Wissens goldne Decher lieh, Tritt, mit dem Lorbeer in den Silberhaaren, Euch hier entgegen die Akademie. Mt Stolz begrüß! sie ihrer Söhne Schaaren, Die sie erzog in reiner Harmonie! Frohlockeno ruft sie all' die Ihtuern Namen, Die dankerfüllt vor ihre Blicke kamen. O Freudet sich der Mutter Sohn zu nennen, Die ruhmsskrönt durch ihres Geistes Flug, Für die, so weit die Grubenlickter brennen, Verehrend auch das Herz des Bergmanns schlug, Die Völkern, die der Sachsen Land nicht kennen, Den Namen „Freibcrg" doch entgegen trug! O Freude! einer Mutier zu vertrauen, Nus deren Nuhm schon hundert Jahre schauen! Allerdings sind cs heute schon 101 Jahre, zum 100. war die Feier nicht möglich; aber feiert man außerordentliche Ereig nisse, wenn sie Freude bedeuten, nicht mit 101 Schuß? — ?; Von einem unserer Berichterstatter, der vergangen« Woche eine Tour durch die sächsische und böhmische Schweiz machte, wird erwähnt, daß die Ursache des von uns im gestrigen Blatte von Maxen aus bemerkten brillanten Glanzes auf dem Schneeberge bei Tetschen in dem Reflex des daselbst gegenwärtig aufgestellten optischen Instrumentes zu einer neuen europäischen Gradmeffung zu suchen ist. Res. kam vergangenen Dienstag Abend kurz vor Sonnenuntergang von Bodenbach auf dem Schneeberge an, woselbst er von dem vom Grafen Thun für 30,000 Gulden errichteten steinernen hohen Thurm aus, bei einer Rundschau von 40 Meilen, den herrlichsten Sonnenuntergang u beobachten Gelegenheit hatte und zugleich auch bemerkte, wie «selbst ,mt erwähntem Instrument (Heteroscit?) das Sonnen licht nach dem Jeschken(-berg) resp. der Lausche rcflectirt wurde/ woselbst Gelehrte stationirt sind, ihre Beobachtungen und Be rechnungen zu machen. Am andern Morgen (Mittwoch) genoß Schreiber dieses ein herrliches Schauspiel, nämlich, den reinsten Aufgang der Sonne, während südlich in Böhmen über dem Millischau ein Gewitter tobte, dann vom Sturme dahergetrieben wurde, dm Schneeberg und Umgegend berührte und endlich nach Sachsen getrieben wurde, (lief, war auch von dem Com fort überrascht, den er in Allem in der von Gebrüder Weiß aus dem Posthotel in Bodenbach prompt bewirthschaftetcn Re stauration auf dein Schneeberge fand. Die bevorstehenden klaren Tage laden besonders zu dieser Partie ein, die man auf ver schiedene Weise unternehmen kann, wie z. B. von Dresdm per Bahn oder Dampfschiff nach Königstein, von dort durch den anmuthigen Bielagrund nach der Schwcizermühle, von hier zur Besichtigung des sogen. Schwedengartens und der Herkulessäulen nach dm Tyffaer Wänden und Dorf Tyssa, von dort nach Dorf Schneeberg, von wo ein vom Grafen Thun mit fürstlicher Munificenz erbauter bequemer Weg auf dm Schneeberg führt, woselbst man, wie schon erwähnt, behagliche Herberge und gute Küche findet und vom Thurme aus ein herrliches Panorama über die sächsische und böhmische Schweiz hat und den Auf- und Untergang der Sonne bewundern kann. London, 27. Juli. Nachrichten aus Mexico melden, daß noch zehn kaiserliche Generale erschossen worden sind. — „Morning-Post" hält die nmerdings in Europa aufttetenden KriegSbesorgnifle für unbegründet. DaS Blatt behauptet, e» werde in Berlin über die nordschleSwigsche Frage unter Theil- nahme von Rußland und Frankreich in freundschaftlichster Weise verhandelt. — Gin Kabel-Telegramm meldet, daß die einbalfa- mirte Leiche des Kaisers Maximilian nach Vera-Cruz gebracht worden sei.