Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 19.02.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189102191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18910219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18910219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-02
- Tag 1891-02-19
-
Monat
1891-02
-
Jahr
1891
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.02.1891
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W. Mi A r» 5: I «» - »2 kt Z keine Sirbelterschutz-Gefehgebuna. und von Koalitionsfföestrebungen seiten- der Arbeiter konnte damals keine Rede sein. Das erste Gesetz iozialpolitttchen Inhalts beiras das Verbot der Beschlag nahme des Lohnes (1867). Die 1869 beschlossene Gewerbe-Ordnung enthielt dann außer dem Verbote des Truck-LvstemS die ganz allncinein gehaltene Bestimmung. daß die Arbeitgeber diejenige» Mahrege!» treffen sollte», welche nun Schutze der Arbeiter erforder lich icie». Einen weienilichen Folticbritt zeigte daS Haslvslicht- Geietz (1871), welches die unbedingte Hasipslicht bei Eisenbahn- Ilnialle» anerkunulc. iol ald nicht dein Arbeiter grobe Verschuldung nawzuweiicn war. 1878 wurde mit de» Einrichtung von Fabrik- Jnipeklcnen ein eriier Schritt zum Arbeilerschutz im enaeic» Sinne gctha» Leider ist dieses segensreiche Institut bei uns nur in beicheidenem Uinsange ansgeblldet, da zu wenig Fabrik-Inspektoren vorhanden sind und sich in Folge dessen ihre Thatigkeit über zu grohe Bezirke erstreckt. Von Bedeutung war die allgemeine Berufs-Sluliirik aus dem Jahre 1882. Eingelritet von de» kaiser liche» Boiichafl begann dann 1883 und in de» folgenden Jahre» die grobe Vecsici>eruiiaS.Ge,etzgebu»g. welche nunmehr einen gewissen Abschluß erreicht hat. Rur noch ein Schritt, meinte der Vor tragende. sei zu tliu», denn der Schutz der Ultimen und Waisen bleibe noch übrig. Daß die Arbeiter dies für »otvwendiger kielten, als die Versicherung gegen Kianlliert. Unfall, Alter und Invalidität, beweise, dag in ihnen »och er» guter moralischer Fonds vorhanden !ei. da sie das Wohl der Ihrigen höher als das eigene schützten. Eingehend crorlerte Herr Kulcinaun die jetzt dem Reichstage vor liegende Arveilerichutz-Geictzgebung. Er mernte. daß die Ver söhnung der 'ozialen Gegeiiiatze in weit höherem Matze durch die 'Aröefteischutz Geietzgcbuiig als durch die staatliche Arbeiter-Ver sicherung herbeigesulnt werde» könnte. Denn nicht in der Ver besserung der materiellen LebenSbcdiiigungen liege der Schwerpuiilt der lozialcn Frage, sondern darrn. datz die ganre soziale Stellung des ArbeitcrslandeS gehoben würde. Von böhercni Werth als Lohnerhöhung rei gerade de» intelligenten Arbeiterschrchte» das volle Selbnbestsininui'.gsrecht und die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung mit den übrigen Klassen. Von autzerordeutlicher Wichligterl sind daher die Beiunimungen über die Arbeitsordnung in der iin slreichsiage zur Bcralhung stehenden Gewerbe-Novelle. Bi' Iier ivarde»dle l.'l'.beiksoldnungen einseitig vom Arbeitgeber erlassen, lorkan sollen aber darüber auch die Arbeiter gehört werden. Sehr viel zur Verbitterung der Arbeitgeber hat beigctragen. daß man nur vom 'liechte der Arbeiter, nicht aber von Pstichken derselben redet. Daher verdienen nach Ansicht des 'Redners die soaen. Albeitertrutzbestim- niungen Belichtung, nach denen die kontraktvrückigen Ärbcilcr eine Ev.luliadigung venvirkt l>aben. Der Arbeitgeber soll berechligt sein, sich tn der Höbe des sechsfachen ortsüblichen Tagelöhner gleich- i in eine Eanrion vom 'Arbeiter sicher zu stellen: er darf nämlich bei der Lc bnzablung 25 Big von jeder fälligen Mark cinlralte». b:S drc Eamion am ,ene» zulässig höchsten Betrag angcwachscii ist. Tie'e Enlichadigang tolle verwirkt sein, wvald der Kontraktbrrrch -ellgessellt i». — Am interessanicslen war der liederblick, weichen der Vortragende von der ivzinlpolikffchcn Gesetzgebung autzerdentscher Lander gab. Seltene»!, ist n> S in einigcri Beziehungen voran: ee> bcsibt eine wirlianie Einrichtung des FcibriünivekioralS und einen :i>iarinialaibcilStag von 11 Stunden, der im Allgemeinen besnodiul. En Bezug ans Kranken- und Unfallversicherung in uns Oesterreich nachgciolgt und hat unsere Einrich»tilgen als Muster geiioiutiieu. In der Schweiz besteht von ArbcttcrvcrsicheruugSgesetz- gebniig gar nichts. Dagegen besteht dort ein sehr guter Arbeiter- ubutz In Italien ist letzterer in sehr geringem Unitairge vorhanden, Ivallciid die Arbci.'erveisicheriliig, welche von StaatSwegcn em- gcrichrci ist und in deren Dienst wie bei uns die Postanstalten gestellt sind, eine »eiwillige ist. Aber die Belheiligung ist eine 'ehr geringe: c>5—56.0M Arbeiter sind dort versichert, wahrend bet uns e:e FnbaUdcnversichenliig l2.0M,(XX> Menschen ninsatzt. Auch in Ftankletch Hai man die Zwangsversicherung abgelchnt. icdvch >>l der Er>olg etwas aunstigcr als in Italien. Die Renten rndctz sind sehr beubechenc. Die Hgstpflichkgesetzgebung ist bei den Jran- zcven s.»t noch gar nicht auSgcbildet. wählend ne uns in der Ein- rnhlnng von Pomparkassen und einer Arbeitcrbörie in Paris voraus sind. Auch dce Parleiverhaltnrisc in Frankreich sind weit günstigere als bei »nS. .ffwar begeht auch dort eine Sozialdemokratie nach Man chen'. 'Recevtc, aber die herrschende Arbeiierpgrlei ril nicht der mlen'.alionale Eonunun'SnnrS. sondern die Parker der Possivr- lrgen. welche vom Staate nicht iosori Alles verlangen, sondern sich zunächst mit kleinen Toten und Konzessionen vegnügcn und also vor der Hand mit dem Erreichbaren surlieb nehmen. England hat leine grohe loziasdeinotraliiche Bewegung, die der Eharlitten. glück lich »verwunden. Tie 'Arbeiter haben sich dort zu Gewerkschasle» bereinigt und auch die Arbeiter haben ihrersctti» Verbände ge schlossen. In Llccitiallen verhandeln beide Parteien voUkvmmcn gleictibecechiigi mit einander und bisher sind bis auf wenige Aus nahmen regelmässig Verständigungen erfolgt. Seit anderthalb Jahren scherni alles i» Frage gestellt zu »ein. rndctz werden vorarrs- sichllich auch die neuere» Bewegungen, weiche von den ungelernten Arbeitern auSgebcii. die noch keinerlei Veitietnng batten, einen gümlizen Verlaus nehmen. In Amerika sind die Verhältnisse noch völlig niigeklärt. einheitliche Zustände bezüglich der Gesetzgebung begehe» dort überhanbi nicht, Interessant sind die mehrsache» Ve: sinke. welche lenieiiS des Szeans gemachl werden, um den Bell.unn'icheu Zuttiiltt-Kiaal zu verwirklichcir, Em ab'cdlictzcndcS Urlhcil lag! sich MS setzt noch darüber nicht fällen. Im Grossen und Ganzen, »bloß Redner, berechtigt uns ein Vergleich mit antzer- öeun.b.en Landern stolz zu lein aus daS, was wir in wzialresorina- lorücher Bez chuiig erreicht Hallen, — Lebhaftester Beifall seitens der zahlreichen ffnhöeerichaft folgle dem Vortrage des .Herrn Dr, Knlcniann, In seinem letzten Vorträge behandelte.Herr Prof. Tr, Fritz Schnitze die Entwickelung des Dogmas und der christl 'irche. Er zeigte, wie sich die einzelnen Gemeinsen zu Ver banden und die>e wieder zur allgemeinen, zur »katholischen" Kirche tiiainmenichlossen. Mit einer mächtigen Gegnerschaft hatte die Kirche in den ersten Jahrhunderten zu kampsen, und leicht ist ihr cc Sieg keineswegs geworden. Unter ihren Feinden ragen be sonders vier hervor: GnogieismnS. MonlcnuSinns. Neupiato- NISMNS und ManichäismuS. Tie Gnostiker ver'chinclzen orien talische, hellenische und christliche Lehren und bauen somit in kühner Svcklllcition die inniinichfachsien Sniieinc einer höchst .cbenicmerttchen Ncligion-vbiloiopine ans: die Montanisten dagegen, welche an den nnimitelbac bevocgchcnden Weltuntergang glauben imd daher für die geringe, noch übrig bleibende Zeit eine kirchliche V.» asg.ng als niwölbig nmehen, suchen ihr.Heil in allerlei äußeren Blis;u'.>:tngen. Wahrend die»e Sekten sich im Schooßc dcrEhristen- bcii «elbsi bilden, e,wachst der Kirche auch im Hcidcnlhnm ein 'ivchlbacer Fcnid, der sie namcntltch aus littercrrischem Gebiete zu bekampien sacht. Es sind dies die Vectrctcr der heidnischen Philo- Ic'blsie, die Neuvlatonik.r, deren Gegnerschaft nmio schwerer wiegt, als sich »unmllicke Gelehrlen'chulen der damaligen Zeit in ihren Minden befanden. Tie Mcmichaer endlich vereinigen die persische Lehre vom guten und bösen Gott mit indischen und griechischen Ideen. EhriiluS ist nach chrer Ansicht ein Prophet, der ticr unter Rani, dem Stüter dimer Sekte, steht: kritisch prüfen sie die christ lichen HclIStchttften; Vieles verwerten sic. Manches erkennen sie der auch als gut und richtig an. Von allen Sektircrn sind cs eie Manichäer, welche die Kirche am meisten verfolgt haben. An länger Mani'S werden im 4. Jahrhundert in Spanien, dem klassi- 'chen Lande der religiösen Unduldsamkeit, als Ketzer auf dem Tcheiterhausen öffentlich verbrannt. Durch diese vielfache Gegrrcr- chast wllcde die christliche Kirche genölhigt, nun auch ihrerseits den wahren Glauben in bestimmten Sätzen, ln Dogmen, zu sormuliren. Dies geschah ans den Eoncilien, den Versammlungen der Bnchöfe In großen Zagen kenn zeichnete der Vortragende die wichtigsten Dogmen, welche sich namentlich aus folgende drei Fragen beziehen: In welchem Verhallniß sieht Ehristas zu Gott? Wie fft die Person Christi zu denken? Welches Perhaltiritz nimmt der Mensch zu Gott und Enrisio ein? — Nach Ueberwindung aller Gegner, nach innerer Festigung durch die Dogmenbildung crlanat die Kirche eine ungeheure Machlsülle: sie ist die höchste Autorität, der sich Alles blindttiigs lügt. Mit Recht konnte sie daher der Redner dein Wettenbaume der nocdischen Sage, der Eiche Nggdrasil, ver gleichen, deren Zweige bis in den Himmel reichen, aber an ihr nagt der Wurm oeS Zweifels, der schon einmal, zur Zelt der Re formation, schädliche Auswüchse beseitigt hat. „Wenn nicht alle Zeichen trüge» — so ungcsahr schloß der Redner seinen äutzerst beifällig ausaenommenen Vortrag —, wenn nicht alle Zeichen trage», io stehen uns ähnliche Zeiten bevor. Ucberall werden Zweifet an der Wahrheit des von Menschen sormulicten Dogmas laut; die Lehre Christi aber leuchtet in umso größerer Reinheit und Frische zu uns herüber." — Tre neue M i ttc le»rop!itsche E i se n b a h n z e i t wird bei allen dcnlichcn Eiienbahn-Verwaltunlzen vom Beginn des nächsten Svinmerfahrpiaiies, 1. Juni, an im inneren Dienste An wendung finden. Dagegen wird diese Zonenzeit von den österrei chischen Bahn-Verwaltungen erst vom nächsten Jahre an benutzt Dä die Zelt vorläufig nur im inneren Dien so hat das Publikum daran kein Interesse Anwensuna findet, irklicher Nutze» ent springt der Einrichtung erst, wenn sie für das gelammte bürgerliche Leben durchaefüdrt ist; dann besteht überhaupt rmr eine Zeit, und Orts- und Eisenbahn-Dienstzeit sind ein und dasselbe. Da der betreffende Meridian östlich von Sachsen liegt, so werden im belg u. s. w , werden darin um 12-13 Minuten später Mittag baden, als nach der Ortslage tkattächlich der Fall sein müßte. Daß diese geringe Differenz irgend eine nachtheilige Wirkung aus die Funktionen des bürgerliche» Lebens haben sollte, ist ganz auS- geichlosseir. Der Vorlheil. daß man eS überall mit der gleichen Zeit zu thun bat und die richtig gestellte Taschenuhr nicdt nur in Zittau, sondern auch in Dos mit der Eisenbahn-Uhr übereinstimmt, erscheint dagegen riesengroß — In letzter DieirSlagS-Sitzima drS AlIaemeinen Hand- werker -VereinS tn Mrinhvlo'S Sälen ttihrte Herr Stadtratb Wctzlich den Vorsitz der zahlreichen Versammlung. ES sprach in dcrielden Herr Patent-Anwalt Otto Sack aus Leipzig unter vielem Beifall über das Thema: »Wieentstehen brauchbare Erslndnnaen k" Der Redner besprach den Inbegriff des Wortes »Erfindung^ und dessen Gegensatz zu dem Begriff .Entdeckung". In Beziehung sind beide öfters zu bringen, und könne eine Enldeckung gar wohl einer Erfindung vorangchen. Manches werde erfunden, sei aber unnütz oder uniiöthig und daher im Leben der Menschheit unver wendbar. Eine Ersnidirng muß dem Bedürsniß entiprcchcn, ver wendbar und daher verwerthbar sein, d. h. sich direkt gewerblich crilsbeuten lassen. Eine Erfindung muß eine Neuerung, «irre Ver besserung sein, welche ftiblbcrre Mängel »rishebt, ohne aridere neue Mängel und Unvollkommenheiten herbetzusühren. Thallache ist, daß meistens einfache Mittel bestehende Mängel cnrs's Beste und Vortheilhaiteste vesctitgcir. da sie im Stande sind, leicht und billig Allgemeingut zu werden. Brauchbare Ersindrmqcn entstehen daher nicht allein durch hohe Anwannung der Geisteskräfte, sondern auch durch Verbesserung bestehender Gegenstände (Werkzeuge. Gebrauchs- Artikel rc.). Zunächst gilt cS. den bestehenden Mangel wahrzu- nehmen, denselben näher zu prüfen, dessen Ursache» sestziistellen und liiernach die Verbesserung der Unvollkommenheiten zu bewirken. Etsindungen werden tlieiiS mit Absicht. tlnnlS durch Zufall gemacht. Redner zeigte eine Reihe von palentirten, d. b, dem Erfinder slaailich vorbchaltenen und gewährleisteten Erfindungen vor, welche theilS umivthig, unnütz, unbrauchbar, unpraktisch, therls verwendbar, viel gebraucht und verlangt sind. Cr legte vor einen Schnurrbart-Schützer, ein Stoßruder-Modell, einen Schiimbalter. einen BreiiiS-Schlittichnh. einen Schuhweiter an Druckstellen zur Beseitigung der Hühneraugen, einen Universal,irkel, Blcchknierohr- MvdeUe, Patent-FIaschcnverschlüsse,Cigarrenadschnerder. Telephon und Glühlichl sind die praklischslen Erfindungen der Neuzeit. Noch crscihrcn die Unterschiede zwilchen Patent und Musterschutz bez Gcbranchsmuslenckutz Erörterung, ebenso der Umstand, daß die Patent-Fähigkeit einer Erfindung keineswegs die unbedingte Brauchbarkeit dcriclben einichließe. — Ter Vorsitzende stattete dem Vortragenden für seinen klaicii, anregenden Vortrag besondere Dankiage ab. Noch fanden die Frage dcö Besäingungs-NachweiseS und das LchrlingSheim-Proiekt Besprechung, und beschloß die Ver sammlung nach lebhaftem Meinungs-Austausch imt Majorität, zur Einrichtung des LehrlingsheimS eine einmalige Beihilfe von 70 Mk. zu bewilligen. — Am Montag feierte der hiesige Turnverein .Vorwärts" sein 1. Slisluirgssctt in den eigens dazu geschmückten Meinhold- ichen Sälen. Turnerische Aufführungen und Gesänge ernsten und heileren Inhalts bildeten den einen Theil. ein flotter Ball den anderen Theil dcS Festes. In seiner Begrüßungsansprache konnte der Vorsitzende mittheilen, daß der Verein in der kurzen Zeit seines Bestehens fortwährend an Mitgliedern und Freunden gewachsen rst. — Ans der Sebnitzerstraße stürzte gestern früh ein vor einen Kohlenwagen gespanntes Pierd uno vermochte nicht wieder auszustehcn. Man hotte einen Roßschlächtcr herbei, welcher das Thier abstach und sortschaffte. — Aus der Marien brücke ging am Dienstag Vormittag das vor einen Brotwagen gespannte Pferd welches vor eurem Eiscirbahirzng gescheut hatte, durch. Ter Wagen stürzte um und die zwei Leute, welche aus dem Wagen saßen, wurden aus die Straße geschleudert, ohne Schaden zu nehmen. Der Wagen zerbrach. — Löbtau. Nachdem die Errichtung einer Ortskrankenkasje in Löbtau und die davurch bedingte Auflösung der bestehenden Gemeindekrankeiiversicheriliig von der König!. KreiShauptmannschaft bestätigt wurde, smo von Seiten dcS Gemiirmtvvrslairdcs derLrtö- kasse alle zum Betriebe der Kasse nöthigrn Einrichtungen mit möglichster Beichiennigung cmgeichcisft worden. Nach Ablauf des ersten Monats der Thatigkeit ersieht man, ein wie großes Bcdürf »iß eine selbstständige Krankenkasse für Löbtau war. Angcmelvet zur Kaffe wurden 1522 männliche und 277 weibliche Mitglieder. Davon meldete sich allerdings das gelammte Personal der jächs. böhmischen Gummiwaarenscivrik wieder av, welche am 1. Jebr. eine ergeire Fabrikkcankcnkasse cröffiretc. Im Ganzen zählte am I. Fcbr. die Kasse immer noch 1664 Personen als Mitglieder. — Man fragt sich hier, mit welchem Rechte der Dresdner Rath von Löbtau lOO.iXtO Mk. als Beitrag zur Weißeritz-Verlegung fordert als Vor bedingung für den Anschluß der Löbtnuer Schleußen an Dresden. Für unteren Ort Hut es nicht das geringste Interesse, ob die Weißecitz verlegt wird oder nicht: den einzigen Vorthcii haben die Adiaccmeii, die dadurch das ausgestillte Weißentzvett zu Baustellen ausbeuten können. Aber der einzelne Steuerzahler hat von einer Verlegung nicht den geringste» Vortherl. deswegen würde das Gewähre» der stadträtblichen Forderung einen ganz berechtigten Eiilrüstuiigsstiirm erzeugen, wollte linier Gemcindcrath durch «-leuerzuschiag den Betrag ausbringew Uniercr Meinung »ach wäre eS vielmehr am Platze, wenn der Rath dafür, datz wir uwere Dresdner Straße uutenvühlen und mit Brücken überbauen lassen, eine Entschädigung an Löbtau bezahlt. Hoffentlich dankt Löbtau für die Dresdner Gnade und tritt mit Cotta, ferner alten Ver pflichtung gemäß, in llitterhandlunaen. die jedenfalls eher znm Ziele rühren aiS die Iffiährigen Llerichleppungen seitens Dresdens — Plauen. Das am Sonnabend vom Militärvercin für Planen und Umgegend abgrbaltene 16. SiistringSiest in dem geschmackvoll dekocirten Saale „Wcstendichlößchcn" nahm besten Verlaus. Eine große Anzahl von Ehrenmitgliedern und Evrengäslen zeichneten den Verein mit ihrer Ainveieiibert aus. — In der Ocderaucr Cigarrenscrbrik von A. Just u. Co. wurden durch Herrn Gumpert, Mitbesitzer der Firma, abermals 4 Arbeiter, welche 10 Jahre daiclbst gearbeitet batten, mit einem Ehrengeschenk, bestehend in sc einem Sparkassenbuch«:, aus IM Mk. lairlciw, nach voranargaiigcncr Ansprache vrämiirt. — Aus Adorf schreibt man: Am Donnerstag Abend gegen 9 Uhr gelang es einem Grenzaufseher, einen Transport von 8 Stück Rindvieh, welches von Schwärzern über die Grenze gebracht worden war. in der Nähe von Gettrngrün zu überraschen. Leider konnte der Beamte nur zwei Stück Mastochsen scsthalten, während die Schmuggler mit den übrigen 6 Stück Rindern die Flucht er griffen. Ter Beamte hat. nachdem die Schmuggler ihm die Schien wieder zu entreißen versuchten, von seiner Schußwaffe Gebrauch ge macht: er hat hierbei 10 Schüsse abgegeberr. Fortsetzung des örtlich«, Lbetle- Geile «. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. In Berlin trat der .Kongreß Deutscher Landwirthe" zusammen. Der Vorsitzende, Landraih und Abg. Frei herr v. Manteuffel-Kroven, «öffnete denselben mit folgender An- svrache: Seit ich zum letzten Male von dies« Stelle zu Ihnen ivrach, hat sich ein Ereigntß von großer Bedeutung zugetragen. Wollte ich desselben hier nicht Erwähnung thun, man würde es in dieser Versammlung nicht verstehen. Sie Alle wissen, daß ich den Rücktritt des Fürsten Bismarck von der Stellung als Reichskanz ler und preußischer Ministerpräsident meine. Meine Herren! Dre unvergleichlichen Verdienste des Fürsten BiSniarck, die er als der erste Diener seiner Kaiserlichen Herren, als erster Kanzler des wesent lich unter seiner Mithilfe neu gegründeten Deutschen Reiches und als preußischer Ministerpräsident um das Deutiche Reich und um Preußen sich erworben hat. sie werden stets unvergessen bleiben. Tie deutsche Londwirihschait m Sonderheit ist dem Fürsten Bis marck zu grobem Danke verpflichtet (Bravo!), denn an ihm fand sie stets eine kräftige und wirkungsvolle Stütze (sehr wahr l), und diese Dankbarkeit gegen den Fürsten Bismara, sie wird in der Landwirlhschaft fortleben, davon bin ich überzeugt. Hierauf prü der Vorsitzende den Frieden »IS den Hort der gedeihlichen Entwicke lung und den Kaffer als Erhalter desselben und schloß mit einem Hoch aus ihn und die denlschen Bundesstirste». — A»f der Tages ordnung stand zunächst die Sozialdemokratie und die ländliche Be völkerung. 'Als Referent begründete Lreigutsbesitzer Lr- A. Platzs mann-Savdc, folgende Thesen: Um den seitens der Sozialdemo< kralle geplanten vochob ln dle landwtrlhschaffktchen Kreise möaNchst abzuwehren, empfiehlt e» sich: 1) Alle Hebel tn Bewegung zu retzm. um den landwirthschastlicben Grundbesitz leistungsfähig zu erhalten, den Betrieb der Landwirlhschaft selbst aber möglichst lohnend für Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu gestalten. 2t Ist es allen land- wirthschnstlichen Arbeitgebern dringend z» eiiipsehlcir, die Lage der in ihic» Betrieben beichäsligten Arbeiter soweit als möglich mate riell nud sittluh zu besser» und zu beben, um dadurch den Einfluß der sozialdemokratischen Lehren indirekt zu bekämpfen. 3) Ist eine öftere Berufung zu öffentlichen Versammlungen i» den Dönern an Sonntag-Nachniittage», in denen durch populäre Vorträge die Vor- lheile der iozlalresormatoriichcn Gesetzgebung einerseits, die deskuk« tloen Ziele der Sozialdemokratie andererseits beleuchtet werden, drlirgeiid zu empseble»; es ist aber dabei die Mithilfe der prote- staiillichen Geistlichkeit auf dem Lande in viel böhrrem Grade als bisher erforderlich, ebenso eine Verbreitung guter, leicht verständ licher politischer und sachwissenschaftlicher Zeitschriften und Littera- tur zu gleichen Zwecken aus dein Lande. 41 Eiue vermehrte Pflege und Hebung der monarchische» und christliche» Gesinnungen unter der landwirthjchastlichrn Bevölkerung^ durch fleißigere Benutzung all' der Mittel, welche hierzu Kirche. Schule, Staat und Gesellschaft (konservative und ähnlicde Vereinigungen» zur Verfügung stellet». 5) Pflege und eifrige Förderung des landwirthschastliche» Genossen schaft»- und Vcrcinöweiens durch öftere Behandlung volkswirih- ichaftlichcr und sozialpolitilcher Fragen in denselben. 6) Eure mög lichst energlfche Vertretung berechtigter landwirihschasllicher Inter essen durch die dazu brrusenen Organe in den Parlamenten, gegen über der Regierung und sonstigen gesetzgebenden und verwaltenden Behörden. — DaS Korreferat haue Freiherr v. Mcniteufsel über nommen. Derselbe empfahl die Resolution Platzma»». Insonder heit rvcrndte sich Vortragender gegen die .niederträchtige ZeitungS- liiteratur", welche Unheil aus dem Lande crnrichle. Und zwar sei eS weniger die sozialdemokratische, die noch wenig Verbreitung gefun den habe, als vielmehr die fortschrittliche, die .jüdischen Psennig- bläiter". Den Hauptdamm gegen alle diese zersetzenden Bestrebungen habe man in ein« befriedigenden Lage der Landwirthichast zu suchen. Es entspann sich eine lebhafte Tiskuision. Freiherr v. Thüngeir (Roßbach» erklärt, daß wenn erst das Land sozialdemokratisch märe, auch bald die Armee von Umstnrzidecn ergriffe» werden würde. Druckerschwärze sei genug nun in diesen Fragen verbraucht: nun heiße es handeln! Der geplante Vertrag mit Oesterreich erzeuge schon jetzt allerorten Unnifriedeiiheit, den Nährboden für die Sozial demokratie. Nun er hoffe, der Reichstag werde die Antwort daraus nicht schuldig bleiben. Er sei der Meinung, daß in de» leitenden Kreisen die richtige Anschauung fehle und das richtige Verständniß für die Bedürfnisse. Man habe an den maßgebenden Stellen keine Ahnung davon, was der Kleinbauer leide: man kenne die Verhält nisse des Landes in den leitenden und regierenden Kreisen nicht ge nügend. Wen» die Fürsten ein Land beinchten, dann sähen sie nur Ehrenpforten und schön angczogene Leute, und komme nian dann mit Klagen, so heiße cS, man >ehc zu schwarz, man sei zu pessimi stisch gesinnt. (Ruf: Sehr gut! Bravo!» — Ein verschuldeter und verarmter Bauer sei das beste Futter für die Sozialdemokratie, dagegen ein freier Bauer, fest auf sein« Scholle, das beste Boll werk dagegen. Nachdem dieser Redner gesprochen, verließ der Mi nister die Vcriammluiig und empfahl sich etwa mit ivigcnden Wor ten: »Ich glaube, daß ich durch meine Anwesenheit mein Inter esse für Ihre Verhandlungen bekundet habe. Darüber, was in den Kreisen der Landwirthichast gcwiinicht wird, Hai diese Verhandlung, ebenso wie frühere, keine» Zweifel gelassen. Daß dielen Verhand lungen seitens der Negierung Werth beigelcgl wird, kann ich Ihnen wiederholt versichern". — ReichLlaaSabgevldnktcr Dr. v. Frcge sagt ,l. A.: Als besonders wirksam «scheuik mir gegen die Uinstuiz- bcstredungeu aus dem platten Lande die Stärkung jedweder Auto rität in den Gemeinden, vor Allen, der Am'ästigen des Bauern standes. wie der Geistlichen, aller Elcmciile die ccziehlich für die Jugend auch außerhalb der Schule, für die Stärkung des Familien sinnes wirken können. Unser nlter bewahrter Arbcilcrstand leidet viel weniger unter unzulänglichen Löhnen nlS unler der Unbotmäßig- kcit und Genußsucht der eigenen Kinder, unler dem Zug in die Großstädte der jüngeren Generation. Hier gilt es die wirkliche Zufriedenheit durch Fürsorge tm echten Sinne zu fördern, in jedem Haus einen Mittelpunkt der durch die Faiiiiticiidande von Gott selbst eingesetzten Autoritäten, der Eltern. Lehrer und Vorgesetzten, zu bilden. Sodann aber finde ich ein Hauptmittel, die ländlichen Verhältnisse gcinnd zu erhallen, in den regen Beziehungen der Be sitzer zu de» Gemeindegliedern. womöglich durch die Sclbstvewicth- schaftimg auch der größeren Güter, welche gegenieitiges Vertrauen und ein gemestffaineö Band zwilchen den Grundbesitzern und Ar beitern mit sich bringt. Tritt dann die christliche Fürsorge der GntShcrrschast für die Armen und Kranken, ilumcnttich der Guts- herrinncii, der Frauen überhaupt, die Schaffung gesunder Arbeiler- wohiilingen und Spielplätze iür die Jugend, emc sittlich reffie Lil- tcratur und Wochenschrift für die kleinen Leute, Verminderung der Gelegenheiten zu LuruSnuSgabc» und Zerstreuungen hinzu — fer ner ein patriotisch geleiteter Militärverein, eine genossenschaftliche Organisation für die öloiiomische Verbesserung der Lage des Mit telstandes ans dem Lande — dann wird ein Sozialdemokrat mit seinen Lehren schwer Boden finden. Wie bericritck wird, äußerie Fürst Bismarck in einem Privat gespräch, er balle alle durch die Zeitungen koiporlirten Meldungen von absprechenden Urtheücn des Kaisers über ihn für böswillige Erfindungen seiner Gegner, oic er verachte. Der Kaiser wisse die Motive seiner volitiicheii Mahnungen zu würdigen und werde nie an seinem Patriotismus Zweiteln. Oberst z. D. Neuland, der LandeS-Großmeister der großen LandcSlogc von Teuttchland, ist in Berlin sanft entichlaseir. Ter Heimgegangene, welcher in den Kreisen der Freimaurer und tvcit darüber hinaus hohes Ansehen genoß, hat ei» Alter von nahezu 88 Jahren erreicht: er wurde am l8. September 1803 geboren. Als Jiigenieuroisizler fand er Gelegenheit, sich vor Allein bei der großen PutvereN'lvIioii, die in Main; in den 50er Jahren stalticmd, durch entschlossener und mulhvoUeS Vorgehen hervorzuthun. wofür er mit der Rettungsmedaille am Bande aiisgezeichnrl wurde. Der Frei maurerei schloß er nch um II. Dezember l818 an, seit 1883 stand er als Grobmeistcr an der Spitze der Grvs;cn Landcöloge von Deutschland. Vor etwa 2 Jahren war ibm vas Glück beichiede», mit seiner ihn nnii überlebenden Gemahlin das Fest der diaman tenen Hochzeit begebe» zu können, aus ivelchcm 'Anlaß dem ver dienten Manne zahlreiche Svalivnen zu Theil wurden. Von verschiedenen Seilen wird über varlamcntarische Ucbcr- bürdung geklagt. So wird der .Köln. Vvlksztg." ans Berlin ge schrieben : Die parlamentarischen Geschäfte sind in einem Stadium angekowmen, daß es nicht lange mehr so weiter gehen kann. Man denke sich mir folgendes Peil»»», z. B. sur einen Eenlrums- Abgeordneten: Gestern um II Ubr Abgeordnelcnbaus, um 1 Uhr Reichstag, um 7 Uhr Schulrommiision nn Abgeordiietciihause, um 7'/r Uhr Fraktionssitzung im Reichstage: dann beute uni lO Uhr Fraktionssitzilng im Abgeordnetenhause, um 11 Uhr Abgeordnelen- aus, um 1 Uhr Reichstag, um 7'/r Uhr Fraktionssitzung im Reichstage: invcgen II Uhr Abgeordnetenhaus. 1 Ubr Reichstag, Abends wieder irgendwo Fraktionssitzung. Ein gleichzeitiges Be- ratben der Ardcllerschiitz-Vorlaqc im Reichstage und eines der großen Gesetze im Abgcordnelcnhanse stellt sich als unmöglich heraus. Wie es letzt steht werden die Abgeordneten mit Doppel- Mandaten zu remen Abstimmniigsmaschinen, ohne dem Verlauf der Debatte irgend folgen zu können. Gestern war eine Anzahl derselben im Ädgeordneleiihausc, wo die Besteuerung der Aklien- Gcsellichasten debatlirt wurde, während im Reichstage die erste Berathung der Tabak-Vorlage ansland. Plötzlich wurde» sie zum Reichstag telephonirt, weil dort unerwartet eine Abstimmung käme Dieselben eilten hin. und als sie ankamen, war die Abstimmung vorbei. Also zurück zum Abgeordnetenhaus,:, wo auch die Ab stimmung, welche eine namentliche sein sollte, bevorstand. Kurz nachdem sie angekommcn. vertagte sich das Haus ohne Abstimmung. Nun zurück zum Reichstag. Als sic dort ankamen. hatte sich daS Haus auch hier gerade vertagt. Kurz, die ältesten Parlamentarier erklären: so ist es noch nie gewesen. Ein vertrauliches Rundschreiben deS Preußischen Handelsmini ster» erregt in Kreisen des rheinisch-westfälischen KohlenberadaueS großes Aussehen. In dem Schrciven wird gesagt, von verschiede nen Seiten werde darüber Beichtverde geführt, daß die rheinisch» westfälischen Kohlengruben ihre vertragsmäßig eingegangenen Ver pflichtungen zur Lieferung von Kohlen an deutsche Gewerbetrei bende sehr lässig erfüllten und die dieierhalb gegen sie «bobenen Beschwerden mit dem Hinweis auf die ungenügende Zuführung von Wugen seitens der Eiienbahnverwaltungen oder auf Störungen deS Betriebes zu entkräften versuchten, wogegen sie die ausländische» Mlwlnner günstiger behändesten. Insbesondere hätten in den letz- tsn Wochen vielfach inländische Abnehmer nur einen geringen Theil d« ihnen zustehenden Lieferungen erhalten und seien dadurch tn raße Noch gcrathcn, während gleichzeitig große Kohlcnguantitäten if» Ausland exportirt sind. Ferner wird Beschwerde darüber ge führt. daß einzelne Zechen, wenn sich ihnen Gelegenheit »u einer
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)