Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.07.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060715011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906071501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906071501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-07
- Tag 1906-07-15
-
Monat
1906-07
-
Jahr
1906
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.07.1906
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«e>. Ä «den >«frr- «itv »ntiol lS in U e die Uhr »ffene » ros s°k Tage ngen. W ). und Lin. icheu- vor» denen in 8. 40 in nach 13 in 04 in genbc irden. Mün- Bay- s die '» sie bietet wende l nach i hie- i des ittags e nach- S am W ktierte ersten La»e » kur- neidel. e. daß !« erste n. des nn rin der im 12742. oyrden, 18000 »ei Er st doch mittag iments ch aus -rtüre l«S spana- Lied: -ich-". esidrnz- igliches ersonen om, L tderholt ,»deren eSdeiis. »neu nter» 1 die li Ber- Es» sind. Genuß- gar ge- m zahl end. so diezu Menden d Iwar gebuugi lweifello» Jaucbknbestandteile. sich dem Nasser deigemischt baden. Wie die Üntersuchnugen weiter lehrten, erweist sich auch die Annahme, daß daS Ei«, wenn r» klar nnd rein ertcheiist, auch wirklich rein ein müsse und daher unbedenklich genossen werden könne. al» Urig. Denn eine große Anzahl äußerlich sehr rein erscheinender EiSsvrten zetgte sich bet den Uittersuchungeo als sehr unrein. ES kann daher nicht genug vor dem Genuß von Natureis gewarnt und e- muh die Aiuve». düng des Kui,stelle« empfohlen werden, da«, wie die Untersuchung ergeben hat, vorzüglich rein und fast völlig bakterienfrei wie das ergeben hat, vorzüglich reinste Queüwaffer war. - Die Veteranen der 8. Kompagnie vom 2. Gr«nadi«r-M eg»ment Nr. 101 veranstalten antaß- lich des GrenadiertaaS in Pirna Sonnabend, den 21. Juli, abend» 6 Uhr, im „Hotel -um Artesischen Brunnen", Anton- strahe 4. -n Ehren ihres ehemaligen Kompa»n,iechefs, des hier vor zwei Jahren verstorbenen GeneralieutriantS -. D. v. Z «schau, «inen Kommers. Hieyu haben die Söhne de« Verstorbenen, der Generalstabschef Herr Oberst Wehrinulh, sowie die Offiziere von der 8. Kompagnie der Kaiser-Grena diere ihr Erscheinen zuucsaat. Am Sonntag vormittag gedenken die Veteranen om Grabe ihres Hauvtmanns einen Kranz niÄrerzulegen. Sodann findet «ine Besichtigung der Kaserne, der Garnisonkirche und der Arsenalsammlun« statt. — Mittelst Extradampfer trafen om 12. t>. M. die Unter offiziere des Schüüenregiments mit ihren Angehörigen, etwa 400 Personen stark, in Königstein ein und begaben sich unter Begleitung der Megimentskapelle trotz strömenden Regens — L>as W eI t-Pa n oram a, Waffenhausst gagenüber dem Victoriahmise, führt die Besucher !>ach Afrika, speziell durch die Städte Tunis und l ehren Moscheen und sonstigen Sehenstwürdiakkeiten. Abgänge deS Schiffes. — VereinSnachrichten. J-m Naturtheater des Vereins „Volkswohl" wird heute, nachmittags 4 Uhr, daS vieraktige Lustspiel mit Gesang „Der Pariser Taugenichts" von Dr. Carl Tocpfer aufgelührt. Regie: Herr Theaterdircktor Emil Conrad. — Im Christlichen Verein junger Männer fNeumarkt 9, 3.1 findet heute abend V28 Uhr «in Vortrag von Herrn Pastor Dr. Heber über „Karl Stichler und seine Dichtungei»" statt. Am Dienstag hält in der Bäcker- Abteilung desselben Vereins Herr Sekretär Herzog nachmittags 4 Uhr einen Vortrag über .Die preußische Marine im dcutsch- dänischen Kriege 1864". — Im Verein-nr Förderung alkoholfreier Geselligkeit in Dresden wird heute obend 8 Uhr, Johann Georgen-Allce 16, der Lichtbildervortrag „Durch das Vierland Bayern" wiederholt. — CircuS Sarrasani wird immermehr der allabendliche Treffpunkt von ganz Dresden. Es sind nicht nur die brillante» Leistungen, die dort von den Sternen der Manege geboten werden, waS den Aufenthalt in dem komfortablen Zelt so anziehend macht, sondern das ganze Milieu. Die Logen nnd der Sperrsitz find hier mit den reizvollen Damentoiletten, den korrekt aiigezogenen Herren ein an und für sich schon sehenswertes Schauspiel, das aut viele einen unbeschreiblichen Reiz auSübt. Ma» sieht und wird gesehen! — UebrigenS ist von heute a» eine höchst angenehme Neuerung im Circus Sarraiani vorgesehen: halbe Preise zahlen in den Nach mittagsvorstellungen und den Proben nämlich von nun a» nicht 10 Jahren, sondern auch solche, die noch nicht 14 Jahre alt sind. Das We l t-Pa n orann a, Waisenhausstraße 16, 1., disse Woche Tripolis mit sonstigen Scheiistwürdigkkeiten. — Die Garnisonverwaltnng Dresden hat einen neu«l Krankentranspordwagen. ähnlich dem Wagen der Stadt Dresden, ansertigen lassen, um schwerkran'ke Pertsonen des Smdatenstandes schnell dom Garnisonlazarett zusühren zu lchuien. Der Wagen geht auf sehr elastischen Federn, während vre Räder mit Gummireifen belogt sind. Die Einrichtung des Wagens entspricht den Anforderungen des Krankentransportes der Neuzeit. Der Wagen sicht in der Trainkaserne jederzeit zur Abfahrt bereit. Am Gebrauchsfalle wende man sich an die Kvnigl. Kommandantur, welche das Weitere veranlaßt. Mit dieser Neuerung, die mit Freuden zu begrüben ist, fallen die alten Krankentranspordwagen, die gleichfalls von dem Train bedient wurden, weg. Die fahrbaren Krankentragen bleiben rin Gebrauch, da sie sich gut bewährt haben. - Einen trefflichen Beleg für treue Anhänglichkeit an liebgewordene Räume gibt die indem Hause König- Johann Strahe 11, 4. Etage, wohnende Zeitungsvernnttlerin Fra» verw Kaleis. 62 Jahre sind verflossen, daß die jetzt im 77. Lebensiahre stehende, innnerhin noch sehr rüstige Frau in diesem Hause als IbjährigeS Dienstmädchen bei Herr» Kaleis ein- zog. um »ach dem Tode seiner ersten Frau die Stelle als zweite Gattin einzunehmen und sich in einer langen Reihe van Jahren an der Seite ihres nun verstorbenen Gatten recht und schlecht durch ihren Zeitungshandel zu ernähren.!— Bekanntlich gehörte das Haus König-Johann Straße 1! nebst einigen danebenstehenden Häusern vor dem Baue der König - Johann Straße mit zur alten Badergasse. - Einen ungewiHnten großen Menschenauflauf ver- omaßten am Donnerstag cwend zwei Frauen aus Dresden in Loschsvitz vor der Kartonnagensabrik in der Dresdner Straße. Dort hatten die beiden Frauen ein von der Arbeit heiimehrendes Mädchen, das mit dem Manne der einen Frau ein unerlaubtes Verhältnis unterhielt. abgefaßt. Die Frau bearbeitet« das erst 18 Jahre alte Mädchen Derart mit Fäusten, baß es beisinnuiWslos zusanim eidbrach. Sie ließ erst von ihrem AAr ah. als sie mehrere Männer davon zuvücklhielten. Das Mädchen, dos aus mehreren Kopfwunden mutete, brachte man nach der I. Bezirkslwache in der Wilhel-minenstraße, wo sie sich einigermaßen erholte. Die Verletzte liegt noch krank. — Der heutigen Nummer d. Bl. liegt für Dresden-Altstadt ein Prospekt der Station für N a tu rh ei l ku n d e von Franz Müller, Blasewitzer Straße 30, 1., hier bei. — Landgericht. Die 2. Strafkammer verhandelte als Be rufungsgericht in der Prioatbeleidiguirgsklage des Verlegers der in Leipzig erscheinenden Zeitschrift „Der Türmer". Frei- Herrn v. Grothus, gegen den Schriftsteller und Herausgeber des „Kunstwort", Ferdinand Avenarius in Dresden. Zwischen vorigen Jahres aus vem »euer oes fferniprecyam rad, nachdem er am Tage vorher von einem Uni gestohlenes Rad um billiges Geld gekauft hatte, stündiger Beweisaufnahme wurde er zu 10 Monat NachNSnge zur Dreyfns-Angelegenheit. Wie nunmehr laut Beschlusses des Ministerratcs unter Zustimmung bcioer Kainimern teststeht, werden Dreyfus und Picquart wieder aktive Offiziere werden. Dreyfus als Major mit Patent vom 30. September 1901 und P 1 c q.u a r t als »ri»adeo«a era^ Dress us wird zugleich Ritter «on. Picguart^erklärte, er könne die der Ehren! «ran. Pico . arge eines BrigadogeneralS nicht annchmen, ere 1 er der Generalität angeböre. Ucker di« gegen Mercier zu treffenden scheint sich daS Ministerium nicht ganz einig zu sein. Es wird darüber gemeldet: Daß Ciüuic-nceau eine Viertelstunde vor seinen Kollegen zornig oen in der verflossenen fliacht abgchal- tenen Ministerrat verließ, genützt, dies« Beratung zu einer historischen zu stempeln. Die Minister TlLmenceau. Thomson und Doumevgue hätten, so heißt es, ungesküim die moralische Vernichtung Merciers verlangt, damit dieser diskredi- tiert werde, bevor er die neuerdings von der ^Libre Parole" ang«kündigte sol>gcnsck>Itvere letzte Indiskretion begelien könnte. Diese Entlsiillung, tveich« sich Mercier für das von ihm zuver- sichtlich erwartete Kriegsgericht auffparen wollte, soll sich aus die Beraubung eine« diplomatischen Kuriers be- zichen. Photographien von Schriftstücken aus der Aktentasche tollen produziert weiden, um Merciers Vorgehen bei dem histo rischen Minifterrate unter Casimir-Periers Vorsitz entschuld bar erscheinen zu lassen.—iEs handelt sich um die von Mercier a»gestiftete Beraubung des Kuriers, der Ende 1893 an Kaiser Wilhelm II. gerichtete Aktenstücke der deutschen Botschaft in Paris beförderte. Die deswegen erihobenen scharfen Berliner Bchclüverden führten zu der „historischen Nacht" Anfang 1894, in der der Präsident Casimir-Perier abdankte, um dadurch dem Kaiser eine persönliche Genugtuung zu geben und so den sonst drohenden Krieg zu verhindern. Red.j Auf den Vorschlag des Sozialisten Fribourg nahm der Pariser Munizipolrot einen Antrag an. der dahin acht, einer Straße den Namen Emil Zolas zu geben. Ein Antrag, wonach der Munizipalrat darauf dringen sollte, daß General Mercier wagen Gebrauchs gefälschter Urkunden vor ein Schwurgericht gestellt tvcrde, wurde abgelehnt. Die paülamentarischen VeMMungen in beiden gesetz gebenden Körperschaften, über die eniem Teile der Leis« bereits kurz berichtet über die Reh mit großer Mehrheit angenv allerdings nicht, ohne daß es noch! eine tumultuarische Szene gab. Es wird hierüber im Einzelnen berichtet: In der De p u t ie r te n kam in e r erstattete der sozia- listisch-radikale Abgeordnete MeWmy Bericht über die Vorlage betreffend die W i ed e r c i n st e l l u n g des Hauvtmanns D r e yfn s in die A r 1» ce. In dem Augenblick, als der Mräsi- dcnt die Vorlage zur Abstimmung stellte, kam es zu lebhaften Zwischenfällen zwischen dcn Sozialisten und der Rechten. Das Gesetz wurde mit 473 gegen 42 Stimmen angenommen. Bei Bekanntgabe dieses Abstimmungs-Ergebnisses erklärte PräKent Brifson. daß diese Abstimmung einen Triumph der Wahrheit bedeute, dem die ganze Welt beistimme. Messtmv verlas darauf den Bericht betreffend die Vorlage über die W i ed e r e i nst e >ll u ng v 0 n P i c q ua r t. Er sprach sich in schärfster Form über die „Fälschungen und Gemeinheiten" aus, die „von dummen, elenden und gewissenlosen Offizieren" be gangen worden seien. Cochin sNationalists erhob dagegen Widerspruch. Die äußerste Linke rief: „VersetztMercier in A nk la a ez u st a nd!" Cochin äußerte sich weiterhin ab fällig über die Kampagne gegen die Armee. Alleinane (So- zialistl rief ihm zu. „er möge von dem Lumpen sprechen, der »n Senat säße". Cochin führte sodann aus, Mercier habe im Einverständnis mit seinen Kollegen in dem Kabinett von 1894 gehandelt. Minister Bart hon, der diesem Kabinett an- gohört hat, erhob dagegen Einspruch: er habe von der Ver haftung des Dreysus erst 14 Tage später Kenntnis erhalten. Auch Brisson bemerkte, daß er, seitdem er von der Fälschung Henrys gewußt habe, die Revision des Prozesses gefordert und sich dadurch die heftigsten Angriffe zugozogen habe. Weifall.) Cochin sagte, es Hab« sich bei allem um eine große politische Machination gehandelt. Die Vorlage über die Wiedereinsetzung Picguarts wurde darauf mit 477 goaen 27 Stimmen angenommen. Hieraus begründete de Preis enss die von ihm eingebrachte I n t e rp e l l a t i 0 n und bedauerte, ... Widerklage freigesprochen. Ä. legte Berufung ein, jedoch bestätigte di« ztoeite Instanz das Urteil des Vorderrichters. — Der auf dem Rittergute Zehista bedienstete Knecht Johann Friedrich Küchlcr aus Ottendorf bei Pirna hatte den ersten Osterfeiertag gehörig gefeiert und kam erst um Mitternacht »lach Hause. Da am anderen Morgen um 3 Uhr die Arbeit bereits wieder begann, legte er sich -anaekleidet. mit brennender Zigarre ins Bett, und schlief «in. Ein brennender Schmerz weckte ihn nach einer halben Stund«: daS Bett stand in Hellen Flammen. K. flüchtete nnd schlug Lärm. Der Brand griff jedoch rasch um sich, zerstörte den Dachstühl deS Pferdcstalles uns beschädigte die Malztenne und .stühl deS Pserdcstalle- . ,, ein angebautes Schuppenacbäude. Küchler hatte sich nunmehr wegen fahrlässiger Brandstiftung zu verantworten. Das Ge- richt erkannt« in Rücksicht darauf, daß der Angeklagte durch den Verlust feiner Habe und die erlittenen Brandwunden schon empfindlich bestraft ist. auf nur einen Monat Gefängnis und rechnet diese Strafe als verbüßt an. — Der unerheblich vor bestrafte Kesselschmied Karl Otto Büßer stahl om 19. November vorigen Jahres auS dem Keller des Fernsprechamtes ein Fahr- " einem Unbekannten «in Nach mchr- ^konaten Gefängnis und 3" Jahren Ehrverlust verurteilt: 1 Monat Gefängnis gilt als verbüßt.. abessinische Abkvnunen über Abessinien in» Trocken« zu bringen, mit gewohnter Persidie Deutschland verantwortlich machen. Zwar weiß männiglich — und sowohl französische ime enMche Blätter haben es in diesen Tagen zugegeben — daß die Berständiguim lsdigtich durch die Eifersucht und di« Gegen sätze unter den Vertretern der drei Mächte om Hose MenelikS fo lange hinausgeschoben worden ist. wozu noch daS Widerstrebe» der Consulta «egen gewisse, für Italien wenig vorteilhalt« Be stimmungen des Eisenbahnvertrages hinzukam, ein Widerstrebe», das den „Temps" zu wenig freundlichen Betrachtungen über die Politik Italiens veramaßte und beinahe eine Prehfehde hevvorgcrufen hätte: aber dies verschlägt natürlich den „Tuncs" nichts und schwächt ihr Vertrauen in die Devise 6ülumniars auaavtvr nicht ab. Mit dreister Stirn sprechen die „Times" von der Gefahr, daß die Zustimmung Mcneliks zu dem Ab kommen der drei Mächte durch „die bekannte Taitü, di« Frau des Neflus", in Frage gestellt werden könne. Und warumst/ Weil ste „unter dem türkisch.deutschen Einflüsse steht — und in verschiedenen Weltteilen sind jetzt die Worte türkisch und deutsch gleichbedeutend". Der Sultan habe „jene Dame" mit den Geldern beschenkt, die zur Errichtung einer wolle, daß französische Soldaten dem Befehl von Uekeltatern wie Äoisdeffre und Gonse unterstellt wären? Pugliesi- Conti sNationalistl ries, indem er auf die Ministevbank zeigte, eine Regierung, die zuläßt, daß Offizire in dieser Weise be schimpft werden, ist feige nnd verächtlich. Unterstaatssekretär Sarrant stürzte sich sofort auf ihn, schlug ihn heftig ins Gesicht und nahm hierauf ruhig seinen Platz auf der Minister, bank wieder ein, während sich in einem Halbkreis ein Tumult »nd eine Schlägerei entwickelte. Ministerpräsident Brisson bedeckte sich, verließ den Saal und ließ die Tribünen räumen. Nach Wiederaufnahme der Sitzung brachte de Pressenss eine Tagesordnung ein, in der die Negierung aüsgefordert wird, die an den Fälschungen beteiligten Offiziere aus dem Heere auszuschließen und ihnen ihre Ehrenzeichen zu nehmen. Kriegs- Minister Etienne versicherte, die Negierung sei entschlossen, jede berechtigte Genugtuung zu gewähren, die Untersuchung sei aber noch nicht abgeschlossen. Einige Offiziere seien nur auf Ab- Wege geraten, die anderen seien Wirklich schuldig. Zum Schluffe wurde noch der sozialistische Antra« aus Ueberführun« der Ge- deine Zolas in das Pantheon angenommen. Much der Senat hat die Rehabilitations-Entwürfe für Dreyfus und Picguart angenommen. Ucker die bedeut same Sitzung, an der auch General Mercier. mit starkem Lärm non der Linien emvfangen. teilncchm, wird gemeldet: General Mercier nahm das Wort und kritisiert das Vorgehen des Kaffationshafes, da dieser unter Ausschluß der Oefientlichkeit und ohne Gegenüberstellung der Zeugen verlmndÄt habe. sLärmender Widerspruch links.) Der Kassationshof habe nicht die Zeit gehabt, das ungeheure Mtemnaterial über die Dreyfus- Angelegenheit durchzuzarbeitcn. Auf Vorhaltungen über sein Verhallen im Jahre 1894 erwiderte Mercier unter Lachen der Linken, daß cs sich jetzt um das Jahr 1899 handele. Er sei der Ansicht, daß das Erkenntnis des Kriegsgerichts von Rennes bedeutend beweiskräftiger gewesen sei als das gestrige. sWiderspruch links.) Der Präsident bemerkte, daß man kein Interesse habe, Mercier an seiner Verteidigung zu hindern. Mercier erwiderte, er wolle sich nicht verteidigen, sondern seine Stimmabgabe begründen. Als er sich anschickt«, über seine innerste Ueherzeug»ng zu spreche», wurde er vom Lärm der Linken iibertont. Der Senator Delpech fsozialistischer Radi kaler) begriißte den Sieg ber Gerechtigkeit und sprach sich nach drücklich dahin aus, daß Mercier an Stelle DreHus' in den Ba g n 0 gehöre, sLebhaister Beifall.) Minister Barth 0 u sprach sodann den Mitgliedern des Kassationshoses seine An- crkenitllng aus: sie hätten redlich die Aufgabe der Gerechtigkeit, Verfehltes wieder gutzumachen, erfüllt. Mercier, von der Linken niit Lärm empfangen, bestieg zum zweiten Male die Redner tribüne und erklärte, er habe nicht die Richter angreifen wolle», sondern einzig und allein das Verfahren, Er verließ die Tri- bime unter starkem Lärm und Nicb vor dem Platze des Justiz- Ministers Barthou stel>en, der ihm zuriäf: Auch ich bleibe ent schieden dabei, der Gerichtshof hat nach den Bestimmungen des Gesetzes geurteilt. Weisall.) Der Präsident machte die Be merkung, daß die Urteile deS Kaffationshoses über alle An zweifelungen erhaben seien. ^Beifall.) Darauf wurde der Re- yabilitativnsentwurf kür Dreysus mit 183 gegen 30 Stimmen angenommen. Der Präsident sagt«, er empfinde eS als eine Ehre, daß er dies Resultat der Abstimmung habe verkünden können, das das menschliche Gewissen bsfreie und einen schweren Mißgriff der Justiz wieder gut gemacht habe. Wiederholter Beifall.) Daraus wurde ohne Debatte mit 185 gegen 26 Stim men unter Beifallsrufen der Entwurf über die Rehabilitadion Picguarts angen» vmen. TageSgeschlchte. Deutschfeindlich« Umtriebe haben sich neuerdings wieder auS Anlaß des englisch-französisch- italienischen Abkommens in der von früher her sattsam bekann ten Weise bemerkbar gemacht. Diesmal sicht sich aber auch die italienische Presse, und zwar die h 0 ch off i z i ö s e, ge drängt, einer der hämischen Verleumdungen der deutschen Politik in einer gewissen englischen Presse ent- geaenzutreten. Die „Times" haben «S sich nicht versage» können, für die Schwierigkeiten, die über wunden . werde» wußten^ um das englijch-sranMijch- Äahrheit s?> sagen, so möchte die Ausdehnung der herzlichen Entente zwischen Frankreich und England aus Italien von ge wisser Seite nicht mit Befriedigung belrachtct worden sein: und wenn nicht eifersüchtige Augen den Gang der Verhandlungen überwacht und gewisse interefsierle Einflüsterungen von außer halb sich betätigt hätten, so würde die Frage schon längst gelöst worden sein." Die ministerielle „Tribnna" kann nicht um hin, fcstzusiellcn, daß die „Times" mit ihren Anspielungen auf deutsche Ränke sich völlig auf dem Holzwege befinden. Sie schreibt: „Was die von der Königin Taitü in Palästina ver tretenen religiösen Interessen angeht, so hat sic die Beschützung derselben von jeher Jtnlien anvertrcint, nnd Italien hat in ihrem Namen den anderen Negierungen gegenüber jene Inter essen vertreten. Im übrigen ist Tatsache, daß Deutschland sich mit dem Einvernehmen der drei Mächte,nicht beschönigt und auf weiter gar nichts gesehen hat, als aus die offene Tür, die ihm durch seine» Handelsvertrag mit dem Negus gesichert tvar. Deshalb, und ans keinem anderen Grunde ist das Ab kommen durch unsere Regierung in Berlin zur Kenntnis ge bracht worden . . , Der Pessimismus sein sehr schönsärberischer Ausdruck! Med.) ist also ganz ungerechtferligt." Ein interessanter Strcikcrlaß. stn «er bayrischen Abgeordnetenkammer ist unlängst Von sozialdemokratischer Seite heftig gegen einen Streikerlaß nnge- kämpft worden, der angeblich eine Instruktion zur Ausbildung von Polizeispitzeln und zum Rechtsbruche sein soll. Die „Münchn. Post" ist, offenbar durch Vertrauensbruch. in der Lage, den Erlaß zu veröffentlichen. Der Erlaß ist an die Geiidarmerte- Kompagnie von Niederbayern gerichtet und behandelt die Tätigkeit der Gendarmen bei und im Verlanfe eines Streikes. Seine wichtigsten Bestimmungen sind folgende: Wen» ein Streik beginnt, ist sofort eine Feststellung in dem be treffenden Betriebe zu machen n. a, über die Zahl der Streiken den und Arbeitswilligen, die Arbeits- »sw. Bedingungen, die mit der Ursache des Streikes in Verbindung gebracht werden können, über die Ursache selbst und die Forderungen der Ausstän digen, über die Frage», ob Verbetzimgen oder Agitationen von außen im Spiele sind, ob die Streikenden einer sozialdemokra tische» Verbindung angchöre», ob und wie bohe Strafgelder ge zahlt werden und aus welcher Kasse sie fließen, wer die Strelk- leiter und die Hauptagitntoren sind, in welchem Rufe sie stehen, mit wem sie Verkehren, ob und welche Agitatoren voni Streik komitee in die verwandten Betriebe abgcsandt worden, ob Streik posten ausgestellt, ob und wo Streikende etwa Beschäftigung an genommen haben, um den Ansstand dorthin zu verpflanzen, ob Gewalttätigkeiten geplant, ob Vorkehrungen zum Schutze des Etablissements, seines Leiters und der Arbeitswilligen getroffen worden sind, nnd ob eine Verteilung von Flugblättern statlaefun- de» hat. Während des Streiks sind die Tätigkeit der Streik posten, die Vorgänge in Versammlnnge» nnd in dcn Fremden- herbergen besonders und möglichst unauffällig zu beobachten, es ist ferner dafür zu sorgen, daß die Arbeitswilligen vor oder nach der Arbeit und bei Ruhepausen nicht belästigt werden. Mit den Strcilführeru ist in vorsichtiger Weist Fühlung zu nehmen, sie sind über die Gründe des Streiks, sowie über die Wünsche der Arbeiter zu beirauen nnd um Aufbietung ihres Einflusses zu er suchen, um Ausschreitungen zu verhindern. Die Arbeitswilligen sind zu höre», um etwa gegen sie geplanten Gewalttätigkeiten rechtzeitig begegnen zu können. Ter Patronillendienst muß ein ausgiebiger sein, demgemäß sind die so einzurichten, daß Patrouillen von Patronillengänae möglichst verschiedene» Orten aus- Streiks oder bei Befürchtung von Gewalttätigkeiten sind durch Glocke oder auf sonst geeignete Weise die Strafbestimmungen gegen Aufruhr usw. bekannt zu machen. Geringe Uebertretungen sind soweit als möglich durch Warnungen abzustelleir. Bei gröbe ren Ausschreitungen einer größeren Zahl von Beteiligten ist dir Ortspolizeibehstde zu cmsreichendcr Unterstützung zu veranlassen. Beim Auftreten der Menge gegenüber ist mit besonderer Ruhe und Takt vorzugehen, jede Uevereilung, jedes etwa verletzende Wort ist zu vermeiden, einzelne ungehörige Aenßerungen sind zu ignorieren, die besonneneren Elemente sind zu veranlassen, sich ruhig zu entfernen. Zn Verhaftungen ist tm allgemeinen nur dann zu schreiten, wenn sie »nr Herstellung der Ordnung oder aus anderen Gründen unabweiSnch sind. Sie sind möglichst unauf fällig zu vollziehen. Das ist im wesentlichen der Inhalt des Streikerlasses, wegen dessen die bayrischen Sozialdemokraten unter der Führung v. Voll mais einen heftigen Ansturm auf den Minister des Innern, Grafen v. Feilitzsch, nnternommen haben. Der Minister bat dazu erklärt, ihm sei der Erlaß noch unbekannt. Er wird aber jetzt, bemerkt die „Kreuz-Ztg.", nachdem er ihn durch sozialdemokratische Vermittlung kennen gelernt hat, hoffentlich nicht das Bedürfnis empfinden, ihn zu desavouieren. Denn der vorliegende Erlaß ist tatsächlich in allen Stücken so human und so wohlbedacht, daß er weitgehende Beherzigung verdient. Sein Zweck ist, durch mög lichst milde Mittel, gegebenenfalls freilich auch mit Strenge, die Ordnung aufrecht zu erhalten und die Arbeitswilligen zu schützen. Deutsches Reich, lieber den Stuldicngang des vierten Söhnes des Kaiferpaares, Prinzen August Wilhelm von Preußen, macht die „Neue mil.-pol. Korr." auf Grund von Informationen der zuständigen Stelle folgende Angaben: Es ist zunächst für den Prinzen ein Studienaufenthalt von drei Semestern in Bonn in Aussicht genommen, dem sich weitere Studienjahre in Straßdurg oder München anlschließen werden. Auch eine Studiensahrt nach den Vereinigten Staaten von Amerika soll voraussichtlich in den Lehr- und MlLungsplau des Prinzen ausgenommen wenden. Der „Neuen mil.-pol. Korrespondenz" wird von bestuntcrrtch- teter Seite ans Darmstadt milgeteilt, daß ein freudiges Ereignis dem groß herzoglichen Paare von Hessen fü> dcn Spätherbst bevorstcht. Der nächste Agnat zur hessische» Thronfolge ist zur Zeit Piinz Friedrich Karl ans dem land- gräflichen Hause, der Gemahl der jüngsten Schwester unseres Kaiser«. Auch die „N. G. C." bestätigt jetzt, daß voraussichtlich nach Erledigung der gegenwärtig schwebenden Untersuchungen nur zwei Räte der Koloiualabteilung des Auswärtigen Amtes in dieser ver bleiben werden, und teilt mit. daß dies die Herren Dr. Seitz und Dr. Gleim sxien. Die genannte Korrespondenz fügt binzu. daß endgültige Bestimmungen über die künftige Zusammensetzung der Kolonialabteiliing. als Grnndlcige des bestimmt erhofften ReichskolonialamteS, kaum vor Ende September zu erwarten seien. Die Personalverändernngen werden dann um so zahlreicher werde», als ja z. B, der Gouvcrneurposten in Kamerun neu zu besetzen sein wird und. wie man hört, auch Dr. S 0 lf nicht als Gouver neur nach Samoa zurückaeben. sondern in Berlin weitere Ve» Wendung finden soll. Einige bisherige Räte der Kolonialabtei- lnng werden zum gleichen Zeitpunkte wahrscheinlich in die anderen Abteilungen des Auswärtige» Amtes versetzt werden. A»S Reuß ä. L..schreibt man: Unter Heinrich XXH. vreüßenlrt .««e V tz 'M
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)