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Diese» Blatt wird den Lesern von Dresden «U> Umgebung a« Tage vorher bereit- als Abend-Ausgabe zagestelk während e» die Post. Monnente» am Morgen m einer Gesamtausgabe erhalte». verugrgeMn «erNNNnItL,»r »««»„ bei «OaN» »»et«alt,kr Zuttaiun, d»rch unsere Bolen <»»»»»« und «»r,en». an Sonn- und Monturen nur «inmav »VN. »oVi. durü> »u»>»arlt»k»om- «iMonürr » M«. de». , Mt. »o «s. Bet «wmrlian Aultelluo, durck d« VoV»M«. <odn«vrsl»ll«eld> im«u«- laNd «U «nlivreldendem Auicktage. « «chdrnck all« »nüel u. Orxnoal. Mittet tun,«« nur «u deutliider OueUeuanradet.Vreod. Raa>r."> «Mia,. >ta»«rü,ticke Lonorar- on'vrülde bletdea unberückiidlirt: «lwruanrte MrnuIIndte wruna »icht onideivadkt. »,le,ram«.»dre»»«: Michrtch««» 1850 Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Mrelgen-caM. - »iittLdm« von Slnkllnbirunre» bi, o.ickuniuaas s Nllr. Sonn- und grirrlaa« nur Manenstrab« A vo» ii di» V,r Mir Dt« i walttnewrund- tkile <ca. « Sttdrni ao Bio , ilo- küiidiaunarn ans dkl Puvatsette Zelle W Pta: di« rtvaltlae Zell« aus Tert- seile so Pi» , ati üinaeiandt Zelle w Ps,. kt» dtuiuoieru noch Sonu- und ksetertage» i toastire Grund,eile so Ps»,. auf Prwatleile «o Ls,.. LtvaUioe Zelle aus Lertsett« und als tkmaclandt so Pla. AuswärliskLtizt- träae nur reaen Poraujdr»adlunr. Belcrbtitlier koste» io Pfennige. Fernsprecher: Nr. U und rvvft. Hauptgeschäftsstelle: Marienstr.All kelmiek kzäm L'»nr,,nr»-LIi»tvj?i ^E»BV » v»/ V ss----- «leeantv 8<roI»I>aiv LÜr Nerre». «nabe» nntt «Inckvr. --------- ^ I» « L 8 » LIV - z. 3 krugvr Strssrv 2. Lolro VsisendLnssirLUv. LlSAantv 8<rvbl«a<e für Nerre», «nabe» nnU «Inckvr öerren kilr- miä ÜLLr-llüte > nur xanruiiort bosto ffabrikate ' kelreMütren ^ L5' NU8K«>N6llt6 I^XstOI tvvnrv iS .80 . 88 . IS . von 8Ümt>>elren Lebulon, in nur karbsebton lueksn unä 0 0^ xnioo Ijssüiran . LI. ED» 13?^ » Drahtbrrichte. Hornachrichten, Einnahmen der Stadt Dresden ans Grundbesitz, OrtSkrankeiikassc Dresden. 2ni»«»nbe»»^ bvs'* > Z dF» Vplrssri. GerichtSveihandlnngen. Aus San Francisco. Oskar Wildes »Ernst". Ein neues Dokument aber Jesus? Tvnllllttkilll, L' Neueste Drahtmcl-nuaen vom 27. April. Zur Lage in Frankreich. Paris. Ein Polizeibeainlcr erklärte einem Bericht erstatter. die Zahl der Arbeiter, welche am I. Mai feiern, werde aus höchstens 160 000 Mann acichätzt. darunter befänden sich 50000 bis 60 000, die durrliaus friedlich gesinnt seien. Etwaige feindselige Absichten der übrigen würden mit größter Energie im Keime erstickt werden. Grobe Aiiiammlungen wür den überhaupt nicht aeduldet werden. Ebenso seien gegen etwaige anarchistische Anschläge und Ausschreitungen des Vor- ortpöbelS die strengsten Vorkehrungen getroffen worden. Paris. Die konservativen und gemäßigt republikanischen Blätter, die in ihren Artikeln so viel zur Beunruhigung der Bevölkerung beiaetragen haben, suchen jetzt dieselben abzu- schwächen. So schreibt heute die „Nepublique Frnn>.-aiie", wenn die Bevölkerung Kaltblütigkeit bewahre, werde die Polizei leicht mit den Ausständigen fertig werden. Paris. Der Ausschutz des Arbeitcrvcrbandes der Zigarren, und Tabakfabriken ersuch«: den Minister des Innern, den A chstst u n d e n t a g zu bewilligen. Ter Minister erklärte, datz erst von 1907 ab eine derartige Verringerung der Arbeits- -eit vorgesehen sei. datz aber eine Kommission mit der Prüfung ieser und anderer Forderungen betraut werde. Paris. Heute früh haben im Gebäude der „lllonköäörati.-m «rSnörrls cks trsvsil" und bei etwa 50 Angehörigen dieses Bundes Haussuchungen stattgefundcn. die sämtlich er gebnislos verlausen sind. St. Chamo nd. Unterrichtsminister Briand, der iheute in einer öffentlichen Versammlung sprach, verwahrte sich dabei gegen die Unterstellung, datz er revolutionäre Gewalt- tat«» billige. Er sei ein Freund aut oraanisterter Arbeiter vereinigungen. über er bedauere, datz die Katastrophe von CourrivreS anarchistische Leidevschasten entfesselt habe. Nancy. Da» Kriegsgericht sprach den Lragoner-Leni- «ant Malcon. der den verantwortlichen Redakteur eines Nancyer UsatteS wegen eines beleidigenden Artikels in der Redaktion auf. gesucht und mitzhandelt hatte, frei. Nancy. Das Zuchtpolizeigericht verurteilte den verant wortlichen Redakteur eines hiesigen Blatles, Cello», wegen Be leidigung von Offizieren und Streikhederei zu 2 Mo naten Gefängnis. . Berlin. Von, den Len Feind nach dem Gefecht bei Fett kl ult verfolgenden deutschen Truppen stellte die Ab teilung des Hauvtmanns Helok mit der 1., 2. und 11. Kom- vognie deS Feldregiments Nr. 1 und zwei Gebirgsgcschützcn den Gegner bei einer Wasserstelle am Ostabhange der Grotzen KarraSberge. Der Geqner, welcher etwa 100 Gewehr« stark war, wurde zurückgeworfen. Deutscherseits sielen, wie bereits gemeldet, ein Leutnant und ein Reiter. Verwundet wurden ein Leutnant, zwei Unteroffiziere und fünf Reiter. Nea p«l. Der König und die Königin von Eng land sind heute früh mit der königlichen Jocht „Victoria and Albert" im Hiesigen Hafen eingctrosscn. London. Wie die „Times" ans Kairo melden, geht dort das auch in offiziellen Kreisen geglaubte Gerücht, datz die Türkei bei Rasa in der Nähe von El Arisch die Grenz- pfähle entfernt hätte. „Daily Chroniclc" wird aus Alexandrien gemeldet, datz die türkischen Trupven von Akaba an oer Küste Befestigungen anlegen und daß Verstär kungen anS Konstantinopel aus dem Landwege erwartet werden. Peters bu rg. Die Zeichnung auf die n e u e- A n l e i h e ist in Rußland mit vollem Erfolge vor sich gegangen. Nach den bisher vorliegenden, aber noch nicht abgeschlossenen Angaben glaubt man. daß den Zeichnern kaum 10 Prozent der gezeichneten Beträge zugeteilt werden können. Konstantinopel. Aus Befehl aus Teheran hat heute der persische Botschafter bei der Pforte in betreff des türkis ci). persischen Grenz st rcites sehr energische Vorstellungen gemacht. Bellevue lTcxass. Gestern abend wütete hier ein Tornado, der eine große Anzahl Häuser niederriß, die dann durch einen infolge des Einstürzens entstandenen Brand voll ständig zerstört wurden. 11 Personen sollen hierbei ums Leben gekommen und zahlreiche andere verletzt worden sein. Teheran. Die ossniclle Zeitung „Iran" veröffentlicht eine Petition der Geistlichfeit von Teheran an den Schab an läßlich der Unruhen im Dezember 1905, worin der Schah um Einsührung von Rerormen und einer ans Gesetzen öeruhenden Ausübung der Regierungsgewalt gebeten wird. OertlichcS nnv Sächsisches. DreSven. 27 April —* Se. Majestät der König nahm heute vormittag mili tärische Meldungen enst egen und hörte die Vorträge der Herren Staatsminlsler und des Königlichen Kabinettslekretärs. —*Kön,ig Friedrich August, der gestern nachmittag von Bad Elster bezw. Plauen i, V. hier wieder eingetlossen ist, schoß fliih in Bad Elster einen Birkhahn, während der General U Ir, su»o v. Altrock einen Auerhahn erlegte. —* Ihre Könial. Hoheit Prinzessin Mathilde be- sichtiate gestern nachmfftag in Begleitung ihrer Hofdame Freiin von Gärtner das städtische Findclhaus in der Weinbergstraße in Trachenberge. Die Führung hatten die Herren Bürgermeister Leupold und Stadtrai Uhlmann. —* Herr Geheimer Rat Dr. Jahn. Abteilungs-Direktor im Ministerium der Jmiu. war gestellt in Begleitung des Herrn Geheline» Banrakes Waldow in Plaue» i. V. und besichtigte die neuen Jvstlzbaulen. —* Die Stelle des kürzlich verstorbenen unbesoldeten Stadtrats Apotheker Friedrich wird demnächst vom Sladt- verordnetenkollegium wieder besetzt werden. Unter den Kan- didaten wird an erster Stelle Herr Stadtverordneter Dr, med. Opitz genannt. —* An Stelle des nach Reinhardtsdorf i. S. versetzten Pfarrers der evangelischen Veamten-Gemeinde in Bodcn- bach Herrn Schleuer wurde Herr Gottfried Große aus Kötzschenbroda, bisher Pfarrvikar in Boritz, ernannt. Er wird Sonntag, den 29. d. M., durch Herrn Koniistorialrat Dr. Äohl- schiitter-D>resdcn ein-gewiesen werden und gleichzeitig seine An- lrittspredigt halten. —* Die Eimnahmen der Stadt Dresden aus höher, veranschlagt, und es steht einer zu erwartenden Mehrein nähme von 63 295 Näk. eine Mindereinnahme von 19161 Mk. gegenüber. Von der Mehreinnahme entfallen unter anderem auf Zuwachs von sechs Grundstücken 11 678 Mk., aus Erhöhung des Mielzinses für die Volksschulen 16903 Mk. nnv auf Ein stellung des vom Rathailsbaukonio i» erstattenden Mietzins- auSsalles, der infolge Abbruches der zum Rathausbauplahe be nötigten Hansgrundsti'ickc entsteht, 20 526 Mk. Von der Minder einnahme entfallen unter anderem 1565 Mk. aus Herabsetzung i des Mietzinses bei 12 Grundstücken und 6375 Mk. auf Ab- ! bruch von Gebäuden. Weiter ist noch hervorznheben ein Miet zinsausfall von 5218 Mk., der durch Verwendung bisheriger Miet- und Pachträume in 9 Grundstücken zu Amts- und sonstigen städtischen Zwecken entsteht. Die Einnahmen aus dem städtischen Ansstelliingspalaste sind für 1906 auf 36 500 Mk. gegen 28 100 Mark im Jahre 1905, iniihin um 8100 Mk. höher veranschlagt, ebenso sind vie Einnahmen auS dem Rilleraute Küngeuberg für 1906 mit 58 958 Mk. gegen 56-588 Mk. un Vorjahre, Mithin um 2120 Mk, Höher veranschlagt, Für die Unterhaltung der städtischen Gebäude sind 162 275 Mk. in Len diesjährigen Haus- hastplnn eingestellt, wovon 12198 Mk. auf sogenannten außer ordentlichen Aufwand ciitsallen. Die Ortskrankcnkasse zu Dresden hielt gestern abend im großen Saale der „Cenlral-Halle" ihre Frühjahrs- Generalversammlung ab. Der Vorntzenve, Herr Julius Fräßdors, begrüßte zunächst die erschienenen Delegierte» und stellte nach der Präsenzliste fest, daß seitens der Arbeit geber 25 und seitens der Arvellneixmer 185 Vertreter anwesend leien. Tann besprach der Vorsitzende den gedruckt vorliegenden Geschäftsbericht und hob u. a. hervor, daß die gesetzlich vor- geschriebene Rücklage auch im abgclausenen Geschäftsjahre nicht ganz erreicht worden sei und daß das Verhältnis des Vor standes zu dem Beamrenkörper und zu den Kassenärzten ei» angenehmes gewesen sei. Ebenso sei der Stand der Kasse selbst ein guter. Aus dem Geschäftsberichte ist folgendes hervor- znhcben: Ten UnterslütznngS-Aiiswendungen im Jahre 1904 im Gesamtbeträge von 2 876 986 Mk. stehen im Rechnungsjahre solche im Betrage von 2 508 414 Mk. gegenüber, so daß die Kaffe, obwohl das Jahr 1905 gesundheitlich günstig war, statt der er forderten gesetzlichen Rücklage von 10 Prozent nur eine solche von 5L6 Prozent machen konnte. Das Krankengeld weist allein eine Mehrausgabe von 105 329 Mk. aus, denen allerdings eine Minderausgabe von 75 219 Mk. für Heilanstaltspslege und Krankengeld an Familienangehörige für in Anstalten unter- gebrachte Mitglieder gegeniiberstehr, welche durch eine geringere Belegung der Krankenhäuser entbanden ist. Glücklicherweise ist seit dem 1. Januar 1906 für ein« Jahr mit der Stadlaemeinde unter Normierung des Tagesverpjlcgsatzes von 2,10 Mk. ein Vertrag zu stände gekommen, mit dem beide Vrrtrogskontra- henten zufrieden sein können. Dem Bestreben des Kassenvor standes und der Generalversammlung, die Interessen der Herren Aerzte zu wahren, ist die Kasse auch im abgelaufenen Jahre trew- geblieben, was sich am besten aus dem Ausgabeposten für ärzt liche Behandlung ergibt, welcher eine Steigerung von 52 482 Mark, d. h. rund 10 Prozent gegenüber dem Vorjahre, anf- wcist. während die Mit^liedsrzahl nur eine Steigerung von 2,9 Prozent ergibt. Der Ausgabepostcn für Arznei- und sonstige Heilmittel zeigt ein Mebr von 28 219 Mk. (7,7 Prozent), wäh rend der Verwaltungs-Aufwand infolge der notwendig ge wordenen Erhöhung der Gehälter um 80 000 Mk. gestiegen ist. Der Bericht konstatiert ferner, daß sich allmählich ein kleiner Aufschwung im wirtschaftlichen Leben der Stadt Dresden geltend mache. Der Kassenvorstand hielt im abgelaufenen Geschäftsjahre 18 Sitzungen ab, in denen 253 Gegenstände zur Beratung gelangten. Der Mitgliederbestand' belief sich am Jahresschlüsse auf 56 518 männliche und 38'L9 weibliche, also zusammen aus 94 777 Personen. Die Zahl der bearbeiteten An- und Abmeldungen belief sich auf 331615 oder 1105 täglich, und die Zchl der beteiligten Arbeitgeber, ein schließlich derjenigen, weiche nur Beitrage zur Invalidenversiche rung zu leisten halten, betrug am Schlüsse des Vorjahres 23 393. Erkrankt waren im Berichtsjahre 59112 männliche und 40 118 weibliche Mitglieder, 12 972 Ehefrauen, 12 230 Söhne und II 584 Töchter von Mitgliedern. Außerdem waren 3414 Betriebsunfälle zu verzeichnen. An Acrztchonoraren wurden 565 357,46 Mk. gezahlt, und der Aufwand für Arznei- und son stige Heilmittel betrug 395 642,41 Mk. Seit dem 1. Januar 1885 hatte die Ortskrankenkasse 33 327 964,67 Mk. Einnahmen und 30 809 332.81 Mk. Ausgaben. Der Vermögens - Ausweis schließt mit 3 424 852,90 Mk. ab. — Auf Antrag der Rechnungs- Klinft »ind Wissenschaft. 1* Mitteilung aus dem Bureau der K ö n i g l i ch c n Hof- 1Heater. Im Opernhanse wird morgen, Sonnabend, Puc- einiS „Boheme" ausgcfichrt. Herr Burrian wird, obwohl er von einer Unpäßlichkeit noch nicht ganz wiederbergcstellt ist, um die Vorstellung zu ermöglichen, die Partie des Rudolf singen. — Die nächsten Wiederholungen von Oscar Wildes „Ernst" im Schausvielhause mit den Txunev Ulrich, Gasny, Serda, Bleib treu und den Herren Mchnert, Wicrth, Wien« in den Haupt- rollen finden morgen, Sonnabend, und Sonntag, den 29. April, statt. st* Robert Prölß. Dresdens ältester Schriftsteller, ein Mann von vielseitiger Bildung nnd feinem Geschmack, der in den 50er und Mer Jahren auch als Dramatiker an die Oefsenllichkeit getreten ist, seine reichsten Lorbeeren aber als Kritiker und Ueber- lrtzer geerntet hat. ist gestern. DvnnerStag vormittag, im Alter von 85 Jahren gestorben. Der Verewigt«, der sich bis in seine letzten Lebenstaae einer seltenen Frische des Geistes nnd Körper» erfreuen durfte, hat sich vornehmlich durch leine drama- tiirjiischen und theatergefchichllichen Werke ein dauerndes Andenken gesichert, da» ihm, den, unablässig Strebenden, der aller lanten Reklame abhold war und am liebsten in stiller Zurückgezogenheit, fern dem Gewühl und Lärm des Tages, sein arveliSrelchcS Dasein lebte, schon wegen der Lauterkeit seines Charakters und des Ernstes seiner küiisllerlschen Urbrrzeugung gewiß war. OSear LviideS „Ernst". Zu dem Stück, daS gestern abend, wie bereits kurz berichtet, im köntgl. Hofschauspiel seine erfolgreiche Erstanssnhluna erlebte, ist e» schwer, die rechte Distanz ziigewiiinen. doppelt schwer für da» große Publikum, daS LScar Wilde z» zwei Dritleilen ledia- Uch ak» den „Salame"-Autc>r oder gar nur a»S seinem Skandal» rorrtz tttükn Lord Alfred DoualaS kennt, der — eine Schmach ür alle Gebildeten! — zum erst »mal auch daS Ansland inten- für den Verfasser des „Doiian Gray" interessiert erscheinen nachdem bereit» die feinsten Köpfe der Kritik inr den eng- en Baudelaire Lanzen über Lanze» gebrochen. Eine wunder liche Fügung de» Schicksals, die der tragischen Ironie steilich nicht entbehrt, hat es gewollt, daß die „Rehabilitierung" Wildes, dir da» geistige England gegen oaS Pharisäertum allmächtiger Moratvblststrr nicht dnrchzissetzen vennochte, von Dentschlaiid ans Wehen lallte. Der Dichter, der frühe mit königlichem Anstand vie Gchaubüdue de» Leben- betreten, um sich schließlich im Zuckt» Hause zu Radsord den Piirpuniiantel seines Dichternihmes und seines Schönbeilswabiis in Fetzen von den Schultern reißen zn lassen unter de», Hohngelächter derselben ..guten Gesellschaft", die keine „OscariSnie»" einst wie wahnsinnig avplaiidiert. hatte diese späte und verspätete „Reinigung" wahrhaftig nicht nötig, gar nicht z» reden davon, daß sie den Lebenden nicht mehr traf: der Unsterbliche konnte gern a»f sie verzichte». Einen Vorteil hatte allecdingS der gute Kamps ehrlicher Bewunderer des Dichters gegen ekle Mnckcrei: Wilde, der Aesthet, der Dandy der Dicht kunst, der eifrige Verfechter der Parole I'-rrt paar , »rt. die der Schrecken aller Kanltplnlister noch heute ist. wird populär Die besten Theater DenlschlandS spiele» seine Stücke, Hofbnhnen ver danken ihm Kassenerfolge, ja er, der Träger ekner menschlich so erschütternden Tragödie, wird als Komödienschreiber entdeckt. Ma» soll dein Schicksal nicht imdaiikbar sein, man darf sich dicics R»I>l»eS herzlich freuen, weün auch die Begeisterung im Hoch gefühl gennßfrohcr Stunden zu weit geht, die Wilde als Drama tiker anSriisen will. DaS ist der Dichter deS „Dorian Gray" — man kan» dieses seltene nnd köstliche Buch nicht oft genug nennen — nie gewesen, das wollte — er hat's oft selbst gesagt — der Antor der viel bewunderten „Essays" gar nicht sein. Seine „triviale Komödie für seriöse Leute" l-.tba im,>ort»neo ok bei"« o»riw8t'- — „dir Nichtigkeit des Ernstkeins"), die in der deutschen Bearbeitung den Titel „Kruft" erhalte» hat. ist dafür nur ein neuer Beweis. Für Wilde, diesen reichen und glänzenden Geist, der auf der Höhe seiner Schaffenskraft von staunenSweiter Fruchtbarkeit war. ist die dramatilche Form nur ein Vorwand, seine in Chnlsmen und Paradoxen gepreßte Lebensweisheit an den Mann zu bringen. Er ist. wie ,eder echte Dichter, immer Bekenner: seine tneatralrschen Figuren sind im Grunde nichts weiter als Spriichiprecher seiner oiiginellk» Lebensauffassung. Tie Intrige, das Anekdotische, die Fabel ist ihm in seinen Stücken durchaus Nebensache. Darum klinge» selbst seine drama tisch wirksamsten Arbeiten, zu denen ich übrigen» „Ernst" nicht zählen möchte, nie rein anS, ia verderben dem Dichter nach meinem Gefühl oft seine besten Absichten. Aus die Dauer wäre das un erträglich, zumal e» nach deiitichrn Begriffen in den Komödien Wilde» Längen zn beanstanden gibt, die selbst der glänzendste Dialog nicht vergesse» machen kann, wenn nicht dem Dichter ein wunderbarer Vorzug eigen wäre: die Meisterschaft in der Be handlung psychologischer Probleme, jener uns unerklärlichen mostt- sche» Vorgänge im Gefühlsleben der Menschen. Diese Kunst, die rür die vichterilche Persönlichkeit Wildes den lenchiendsten RuhmeSlittl auSmacht. vergoldet auch in der Komödie „Emst" jeden Akt, jede Szene und macht im Verein mit dein fnnkelnden blitzenden Dialog den Vierotler — die dreiaktige Fassung ist bereits Bearbeitung — zn einem der feinsten, geistvollsten Lust spiele der zeitgenössischen Lileratnr. trotz aller dramati'chcn und thealraljsche» Schwächen, die gar nicht ru verkenne» sind. Die Fabel ist auch diesmal beinahe völlig belanglos. Sie ist in der Erfindung wie Durchführung weder ionderlich originell, noch sehr amüsant, da der Dichter wie gewöhnlich auf Ueberraschungen keine» große» Wert legt und mit ganz anderen Dingen als Situationskomik. Verwechslungen, Doopelbeziehungen re. unter halten will. Nur in den beiden Mädchcugcstaiten, die ä torrt prir nur einen Mann lieben wolle», der „Emst" heißt, während ihre beiden augeschwärmten Verlobten diesen Namen nur als nanr cko 'xnc-ire führen, wodurch die wunderlichsten Quiproguos herbei- geführt werden, steckt echter, für das Theater brauchbarer Lnst- spielgeist, der Kotzebue oder Scribe ein üdermütigcs Jntrigcnstück. einer der modernen Schwankgrößeii des Frankreich von heute einen höchst pikanten Schwank in die Feder diktiert haben würde. Wilde begnügt sich mit weniger und gibt mehr: er zeichnet flüchtig das Bild, das eigentlich schon am Schluffe des ersten Aktes in seiner endlichen Fixierung feststeht, und legt allen Nachdruck aus das farbige Abstimme», a»s die Ans- und Nebermalung der Figuren, die dem Tableau Bewegung und Leben gebe». Das geschieht im An- nnd Ablpinnen der verschiedenen Konllikte mit jo viel Delikatesse, mit so bewundernswertem Charme, daß man völlig übersieht, wie die Komödie, die doch als geistreiche, wenn nicht als die geistreichste Satire auf den Snobismus gewisser englischer GeseNjchaslskreise einsetzt, schließlich völlig ins Fahr wasser der tollen Burleske gerät. Tbcateriech»ischc Sicherheit, die dem Dichter ja nicht fremd war. hätte dieses Abbiegen der Fabel in« Possenhafte leicht vermeiden können, obwohl die drastische» Mittel, durch die der Autor die dramatische Kugel seines szenischen Durcheinanders ins Rollen bringt, derbere Schwankwirknngen von vornheiein nicht anSicblossen. Aber Wilde verzichtet auch hier absichtlich ans das Selbstverständliche, ans das Natürliche, er will verblüffen und ironisiert durch diesen scheinbar „falschen Abgang" seiner ernst gemeinten Figuren sich und seine Marner mit dem Lächeln des Wissenden, der die ..impartuueo ok dsinx aiirns^", die Umvichtigleik des Emitieiiis gegenüber all den nich tigen Fragen deS Alltagslebens, längst eingeseben und wie ein neuer Shakespearescher Narreniypus in wunderlichen Possen den Untiefen des Seins nachspürt. Tie A nssührung der Wildeschen Komödie stellt an die Innen- wie Anbenregie selbst einer ersten Bühne außerordentliche