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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 21.03.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270321021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927032102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927032102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-03
- Tag 1927-03-21
-
Monat
1927-03
-
Jahr
1927
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Nr. 135 Seile 2 Dresdner Nachrickle« Montag. 21. MSr, 1927 Das Aufwertungs-Volksbegehren abgelehnt. Aus rechtlichen Grünben. «Lurch Funkspruch.» Ei e r l i II, 2l. Mär,. Der ReichSmiitifter des Inner« h«t aus Beschluß der Reichoregierung de» von der RetchS«rteit-» gemeiuschast der AuswertungSgeschLdigtc« »»d Mieter» Organisationen gestellten Antrag a»s Znlaffmng eine st olkSdegrhrcvS zugunsten eine» Geseße- über die Wiederherstellung des Bolksver«öge«S «-gelehnt. Stach der RcichSvcrsaffiiug kau« Uder Abgabeagesetze u»r der Reichspräiiden» einen Volksentscheid veranlasse«. Damit ist auch ein Volksbegehren siir Abgabengesetzc auS- .1 e, ch I o s s e ». hiernach muhte der Antrag der Reichs-, rbei.'s- gcmeiiischast aus llieäuSgründen abgeiviesen werden. Dieter G e > etz e » r w u r s sieln die WiederhcrstcUuiia der vor dem t. Januar >921 begründeten vcrmönenSrechtttche» Einsprüche aus .Hnpoilieke». Schnldverschreibungc» pttvater Schuldner uuv. vor uiid billigt die Wiederherstellung der Rechte Ser irühereu «hnin-stiickscigcntüiner z». Die wieder- Iiergeslellieu Alttplnäie 'ollen zu 4!4 v. H. verzinst werden, indessen sollen die Zinsansprüche, soweit sie 2>« v. H. jährlich nbersteigen dis zum >'». Dezember 1926 nicht dem «gläubiger, sondern einer „II e b e r l c i i u n g s st c l l c" zustehen. an welche vom Schuldner uninittelbar zn zahlen ist. Sie ist be fugt. die Benage im vernmilungSzwangsverfahren einzu- treiben: ihre Orgaiiisaiivi, «oll vvm Neichsinstizminister durch Verordiiniig bestimm! werden. Die der Ueberlcilungsstelle zusließciiden Zinsbeträge svlle» verwendet werden zu M v. H zur Förderung deS W v l, » n ii g s n e n b a » e S. zn 1-l v -H. zur Eittsäiädigung »vtleiöender «gläubiger, zn weiteren 14 v. H. zur «Äe wahriing von Beihilfen an die Inhaber notleidender HauS- halluiigeii. zu IO v. H. zur Tilgung n»d Verzininiiz der R eichs > ch ii l d . zn 2 Prozent zur Deckung der Bermattungs- kosten der Ueberleiliiiigsstelle. Die der tleberleinnigsiiclle znsließenden Zilisaiiivruche sind oiieiilliche Abgaben. Die »olle» zum überwiegenden Teile mittelbar und unmittelbar zur Erfüllung öffentlicher Zw:ete dienen. Hiernach sind die Leistungen an die UeberleiiuiigS- stelle Abgaben. die den Gesetzeiilwnri zu einem Abggbegesetz mgchen. Der Siäöieiag zur Gelränkesteuer. Bvm Deittichen Städtetag wird uns geschrieben: Der Deutsche Städtetag bat im Reichstag nochmals dring lichste Borstelluiigen für die Ansrechterlmitiing und gleich inaittge e'iiiasiiina der «äcträiikeüeuer erhoben. Breite Bolks- ichichten leiden schwer unter den Auswirkungen der sozialen Krise: ungeheure F ü r i o r g e a u s g a b e n belasten den Haushalt der Gemeinden Das Hanshaltsiahr schließt darum insbesondere bei de» Städten mit schweren Fehl beträgen ab, weil schon die jetzigen Einnahmen nicht aus reichen, um dle Laste» -u decken. Trotzdem werden die größten Anstrengung«» gemacht, die G?tränkeste»er zu Hall z» bringe», vbwvhl alle Beteiligten wissen, daß eine «oll- wertige Entschädigung für den Ausfall die Reichssinanzen aufs schwerste belasten würde Der Fortfall der Getränke ft euer würde erfahrungsgemäß kein« Senkung des Preises der Massen, getränke mit sich bringen, der Vorteil also ledig- lich einem kleinen Kreise an dem Gctränkegewerb« tntrr- essierter Personen zusallen. Wird die Gelränkesteuer be- seltlgt, so muß die Gewerbesteuer, deren Senkung auch den Städte» dringend am Oerzen liegt, außerordentlich er kühl werden. Eine Belastung auch der schwachen Teile beS Gewerbes zugunsten eines besonders gutgehenden Gewerbe zweiges ist alsv die Holge. KeinS ozial - und Gerecht- denkender kann ein solches Geschenk ans K o st c n der Allgemeinheit wollen. * Die besondere Auswirkung auf die Dresdner Ver hältnisse. Die Stadthanptkaiizlei schreibt dazu: Bei den jetzigen Verhandlungen Uber de» vvrläusigen Finanzausgleich spielt der Kampf um die Gemeinde- Getränkestener eine große Nolle. Sie soll bekanntlich am 1. April 1027 Wegfällen. Der Gesetzentwurf sicht aber eine Weitergcltnng bis 3l. März 1928 vor. Die Dresdner Stadtverordneten haben au» 17. März 1927 beschlossen, bei dem Reichstage und bei der Reichsreglerung u. a. zn verlangen, daß die Gemeinde » G e t r S n k e st e u e r auch nach dem 31. Mürz 1927 solle weiterhin erhoben werden können. Die Stadt ist auf den Er trag der Getränkestener. die jährlich etwa 1.8 Millionen Mk. cinbringt. angewiesen: das ist die Hälfte des Auf kommens an G e w e r b e st e u e r! Da der Hanshattplan für 1927 voraussichtlich mit einem erheblichen Fehlbeträge abschließen wird, selbst wenn die Geineinde-Gctränkesteuer und ebenso auch die anderen Steuern, die nach dem dein Reichstage vorliegenden Entwurf den Gemeinden genommen oder eingeschränkt werden sollen, wieder in der bisherigen Höhe in den Hanshattplan eingesetzt werden, läge es im Interesse der Allgemeinheit und insbesondere der G ,, -hx, treibenden und Grundbesitzer, wenn sie sich für die Fort- geltung der Gemeinde-Getrankestener aussprechen würden. Dies märe auch zn verantworten nicht nur, weil die Ge- meinde-Getränkesteuer als Bterstener schon seit Jahr zehnten erhoben worden ist. sondern auch im Hinblick darauf, daß sic bei den geringen Steuersätzen i2 Pf. für ein Liter Volibier. 6 Pf. für eine Flasche Weins durchaus tragbar ist, während anderseits nach Beseitigung der Gemeinde- Getränkesteiier erfahrungsgemäß nicht mit einer Senkung des Preises der Massengetränke gerechnet werden kann und der Stciieraussall auf andere, die Allgemeinheit belastende Weise wieder eingcbracht werden müßte. Die Außenhandelsbilanz für den Februar. Die Passivität steigt weiter. Berlin, 21. März. Der deutsche Außenhandel zeigt im Februar 1927 im reinen Warenverkehr einen Einfuhr überschuß von 339 Millionen RMk. gegen Wä Millionen RMk. im Vormonat. Tie Einfuhr tm reinen Warenverkehr ist im Februar nahezu unverändert geblieben: sie zeigt eine unwesentliche Erhöhung um eine Million RMk. gegenüber dem Vormonat. Dagegen hat die A nsfuhr die schon im vorigen Monat begonnene Abwärtsbewegung fortgesetzt. Bei der Einfuhr zeigen die Lebensmittel einen Rückgang um 27 Millionen RMk. Dagegen ist die Einfuhr an Rvh- stvfsen und Fertigwaren um je ll Millionen RMk. gestiegen. Bei der Warenausfuhr ist eine Abnahme um 43 Miil. RMk. seslziistellen. Davon entfallen 8 Millionen auf Lebensmittel, 13 Millionen auf Nvhstvsfe und 22 Millivnen auf Fertig waren. lWTB.s Seldle bleibt Slahlhelmfiihrer. Magdeburg. 19. März. Die heutige Mitgliedcrversamm- luna des ..Stahlhelm". Bund der «Frontsoldaten, vollzog mit Einstimmigkeit die Wiederwahl des ersten BimdeSsührers Leldte und des zweiten Bundcsfülirers D ü st e r b e r a für die dreijährige Amtszeit. Hamburg, 19. März. Die ..voisische Zeitung" meldet ans .Hamburg., daß in einer Hamburger Durnkmile eine Anzahl Mitglieder des Stahlhelms bei Hebungen mit einem M a i ch i n e ii a e w ehr verhaftet worden «eien und daß man das Maschinengewehr beschlagnahmt habe. Bon amtlicher Stelle wird hierzu mitgeteilt. daß diele Nachricht in allen Teilen unzutreffend ist. Der Umfang -er Lichlerselber Slratzenkämpfe. Berlin, 21. März. An den Bahnsteig, «nd Straßen» kämpsen, die gestern abend iu Llchterscldc stattsanden, waren etwa 4ÜN bis äüv Kommunisten und eine etwas größere Zahl von Nationalisten beteiligt. Bei den Kämpsen wurden vier Eisenbahnwagen stark demoliert, sämtliche Scheiben zer trümmert. Ein Teil der Inneneinrichtung wurde hcraus- aerisscn, um als Kamps- und Abrvchrmittrl benutzt zn werden. Es sielen etwa sünszig Schüsse. Zwei Hnndertschastcn der Schv'w mußten ansgcboten werden, um die Kämpfenden tt> «renne« ' Bon sei» Kommunisten wurden vierzehn verletzt, sechs da von erheblich. Eins dem Bahnsteig lagen, als dieser geräumt worden nmr. allerlei Wa-sscn und sonstige Gegenstände, die als Waffen dienen konnten, umher. Ein Eisenbahnwagen wies, was besonders bemerkenswert ist, zahlreiche Schnßein- schläge von außen her auf. Bemerkenswert ist. daß von den zwanzig von der Polizei Zwangsgcstcllten nur fünf National sozialisten und fünfzehn Kommunisten sind. Revision nur für Frau Jürgens. Berlin. 21. März. Die Frist für die Erlangung der Rechtskraft des Urteils im Jürgens.Prozcß läuft heule ab. Ter Oberstaatsanwalt hat daraus r»erzichtet, gegen das Ur teil Revision beim Reichsgericht anzumeldcn. Das Urteil gegen Landgerichtsdircktor Jürgens wird damit rechtskräftig, während seitens der Verteidig.»»« der Frau Jürgens gegen ihre Verurteilung Revision rechtzeitig an gemeldet worden ist. Auf Antrag des Justizrats Dr. Wert Hauer auf Zucrkrnnnng einer Entschädigung für unschuldig erlittene Untersuchungshast für Lanbgerichts- direkior Jürgens bat das «bericht noch nicht entschieden. Oerlliches und Sächsisches. Aeilöerung des Leamlenbefol-ungsgeietzes. Dem Landtag ist vom Gesaintinlnisterinm der Entwurs einer Id. Aendeiüng des BeaiiilenbesvldnngsgesetzeS zur ?»>. schließung zngegaiigrn. In der Begründung wird auSaeführt, daß mit Rücksicht aus dle zum 1. April 1927 vom Reich i» eins, sicht genommene MietSerhöhnng der W o h n u n g S g e l d- zuschuß für die Reichsbeamten um 10 Prozent erhöht werden soll. Die Vorlage bezweckt, daraus die entsprechenden Folgerungen auch für die sächsischen SlaalSbeamIen und Lehrer zu ziehen. Die Mehrkosten, soweit sie der Siaaiskilsc endgültig zur Last salien, belaufen sich für das Rechnungsjahr 1927 aus etwa 8 190 990 Reichsmark. Eröffnung der SüdoH-VnfkUnie. Der heutige Montag ist für die künftige Siellung Dres dens tm iniernationalen Luftverkehr von besonderer Be- deutung geworden durch die Inbetriebnahme der schon ieit vielen Monaten geplanten, aber durch politische Verhältnisse immer nicht zur Dinchsührung gekommenen Fernlufllinic B e r l i n—D r c s d e n—P r a g—W i e n , die den Nordwesicn Europas mit dem Balkan verbinden soll. Um 9,15 Uhr vor mittags startete die erste Lustlimousine tn Berlin zu ihrem Teilslug nach Dresden. Ans dem neue» Flughafen, dem Heller hatte sich zur Bewillkommnung des Flugzeuges außer zahlreiche» Schaulustigen ein großer Kreis interessierter Per- sönlichkeiten eingefiinden. ln der Hauptsache Vertreter der Fl»gbafeirbetriebsgesellschast «Direktor Weidners, der Luft verkehrsgesellschaft iDircklor Wagenerj, der LtaatspvUzei inst Präsident de Guchörn an der Spitze und eine Abordnung des Deittichen Lustfahrtoerbandes. Außerdem waren die beiden offiziellen Dresdner Fluggäste, die die Fahrt nach Wien mittnachen wollten, erschienen, Ltadtrat Klippen und der stellvertretende Präsident der Dresdner Handelskammer, Direktor Wolf- Eoßmannsdvrf. Punkt Uhr heulte vom Bcobachi»ngSt»rm dle Sirene auf als Zeichen dafür, daß das Flugzeug in Sicht kam. Und schon schwirrte eö, von fern als Punkt, da»» aber schnell größer sichtbar werdend, Uber die Hcllerberge heran und zog nach der Stadt zu. dann zum Heller, wo es außerordentlich sanft landete. ES war die dreimotorige elfsitzige Lust- limonsine. die im vergangenen Jahre auf dem Kaditzcr Flug plätze auf den Namen „Dresden" gelaust worden ivar lin den Luftverkehr nach Malmö vermittelt hatte. Dem Flugzeug entstiegen sechs Fluggäste, und zwar als Vertreter des tichccho-slowakischen Arbeitsministcrinmö O-berbaurat Jannak, Direktor Milch. Vorstandsmitglied der Deutschen Lusthaiisa, Direktor Dr. Diez vom W. T. B. und Direktor Gesell von der Tclunivn, sowie zwei Fluggäste, Dr. Schwarz und eine Tanne namens Nnnte. Das Flugzeug wurde geführt von dem bekannten Piloten Rvdsinska, der u. a. auch den Erössniingsfing nach Paris gemacht hat. Das Flug zeug „II 876" trug rechts vom Führersitz die Hauöflaage der Liisthansa, das liegende gelbe Kreuz auf blauem Grunde. Während die Fluggäste vorübergehend die Lustlimousine ver lassen hatten und i>m Gespräch ihre hohe Befriedigung über die schöne Fahrt znm Ausdruck brachten, wurden die Motore getankt »nd das Gepäck der beiden neuen Dresdner Flug gäste verstaut. Nach den unvermeidlichen photographischen Ausnahmen bestiegen Stadtrat Küppen und Direktor Wolf das Flug zeug, das um II.lö Uhr wieder hochging und erst nach den Hellerbergcn steuerte und dann in einem großen Linksbogen über Dresden die Richtung nach der Sächsischen Schweiz ein schlug. Das nächste Ziel ist Prag, wo eine größere Feier lichkeit stattfindet. Tie Ankunft in Wien ist für kurz nach 3 Uhr nachmittags vorgesehen. Um die gleiche Zeit trifft auf dem Zentralflughasen Tempelhvfer Feld das Gegen- flug zeug ein, für das ein größerer Empfang vorgesehen ist. —* Besichtigung der Standortanlagen. Der Oberbefehls haber des GrilvvenkommaiidvS I, Generalleiitnaitt v. Tichi sch- witz, ist von Berlin hier einaeirosfen und hat in Begleitung des Wehrkreisbesehlsliabers 2 und deö Stadtkommandanten eine Besichtigung der Standvrtanlagcn Dresdens vvr- gcnommen. — Frauenbund der Martln-Luther-Gemeinde. In der Hanpl- Versammlung rlchletc die Vorsitzende, Frau Pfarrer Fröhlich, Worte der Anerkenn»««, und des Dankes an alle, die lm vcrganaenen Jahre treu in der Arbeit des Frauenbundes und seiner fünf «hrupvcn gestanden haben. Aach einem Geiaeiivvrtrage von Frl. Henni« be richtete die Lchristsührerin, Frl. .g'Icinsliick, über die Tätigkeit dcS Frauenbundes, des Franenvcreins, des Iiingsranenvcrcins, deS ArbeitcriniicnveicinS, der Allersfrcndc und dcS DiakonievcreinS im Jahre I9W und gab ein anschauliches Bild davon, was ans dem Ge biete der geistigen Anregung und des Zusammenschlusses, wie auf dem Felde der Wohltätigkeit geleistet worden ist. Im weiteren ver lause de» Abend» erzählte Pfarrer Bickclhanpt etwas von Pestalozzi, der in seinen TrziehungSgrundsStzen sich besonders an die Frauen und Mütter wendet »nd dieses in dem Buche: „Wie Gertrud ihre cUnder lehrt" zum Ausdruck gebracht hat. Dresdner Aichard-Straub-Tage. „Intermezzo" im S ch a n s p i e l h a us. Nun Hai Richard Strauß zum ersten Male in Dresden auch seine eigene Familienkomödie „Jn:ermez,o" dirigiert. Man muß immer wieder staunen, wie nett diese auf dem Papier teils Uberharmlos. teils auch wieder gewagt er scheinende eheherrliche Sclbstironisicrung von der Bühne aus wirkt. Auch gestern war wieder eine Stimmung im Hause, die auf ein höchst animiertes Miierlcbcn des Publikums schließen ließ. Man lachte über jeden Scherz und über jede Anspielung, alö handle cs sich um ein vergnügliches Gemachte eines richtiggehenden Lnstipielsabrikanien. Es ist zunächst ganz zweifellos die Bühnenwirkung, das Thealermüßige der An gelegenheit, was solche Sliminung sännst, und nicht die Musik, obgleich diese in Wirklichkeit doch die Hauptsache ist. Letzte» Endes wird sie natürlich auch alö solche empfunden, wie schon die cinoachtsvvlle Stille zeigt, mit der man nun mehr auch die geistreichen, das Vollendetste der Partitur bildenden Orchesterzwischenspiele ausnimmt. An sich wirkt ja die Musik zum „Intermezzo", wenn man gerade die „Frau ohne Schatten" im Kopse lntt, etwas leicht gewogen. Und irvtzdem gerade in solcher Stimmung muß man doch auch wie der die enorme Vielseitigkeit einer künstlerischen Beranlagung bewundern, die dicics Werk neben jenem erstehen ließ. Der alle» genialen Naturen eigene Drang zum Gegensätzliche» ist eben auch ein Weienszug der künstlerischen Veranlagung von Richard Strauß. Man hat die ..Eiilenipiegelscite" seines Wesens zeitweise wohl eiivas überschätzt und angrciserisch nnicrstrichen. Aber ohne sie wäre Richard Strauß doch auch wieder nicht der große Künstler, der er ist. Wie der Künstler auch im kleinen groß iein kann, zeigt gerade „Intermezzo" schon durch die wundervoll geseilte Miniaturtcchnik, die das förmliche Problem einer modernen Konvcriationsopcr mit unnachahmlicher technischer Meisterschaft löst. Nach den lebendigen Eindrücken, die das Werk gestern hinterlieb, und nach der äußeren Wirkung, die es machte, muß man sich »»ii erneut wundern, warum cs nickt regelmäßtger im Spiel- plan gehalten wird. Die Besctziinasschwierigkeiten der männ lichen Hauptrolle müßten sich doch schließlich überwinden lassen. Eine Ausführung, wie die gestrige freilich, wird sich im Bühnenalttag nicht so leicht erzielen laßen. Wenn Richard Straub leihst am Pult wirkt, so strahlt eben aus das ganze Ensemble eine befeuernde Wirkung aus. die als StimmiingS- wert unersetzlich ist. Und wie Strauß auch dies« Musik wieder seinem Orchester zu suggerieren wußte, wie unendlich sein er inSbesonäere klanglich und dnnLmttch wieder den Griindstss — in diesem Falle die leichte klingende Lttstlpielklnic fest hielt, ist auch sein ganz persönliches Geheimnis. Dazu stand für die problematische Rolle des Hoskapcllmcisters Storch ein erstklassiger «vast zur Verfügung, von Alfred Jcrgcrs ausgezeichneter Künstlcrschast, die zurzeit der Wiener Staats- opcr gehört, ist schon manche Kunde zu uns gedrungen. Gesehen und gehört haben wir ihn gestern zum erstenmal. Er gab den Storch nicht in der ansangü beliebten, neuer- dings aber verpönten Straubmaske, aber dafür ganz mit der charmanten Liebenswürdigkeit und versteckten geistigen lleber- lcgenheit. die de» Sinn der Gestalt ausmacht. Wie Jergcr aussah und spielte, das hätte jedem Bonvivant des Schau spiels Ehre gemacht. Dazu kam eine mühelose Meisterung des Musikalischen, die es ohne weiteres erkennen ließ, daß dieser Sänger von Hause aus ein vorzüglicher fachmännisch durchgeblidcier Musiker ist. Tic rein stimmliche Schönheit des sonoren Baßbaritons konnte im Sprachgcsang der Partie nur momentweise zur Gclluna kommen: dafür siel die meisterlzafte sprachliche Gestaltung, die jede Silbe des Gc- sangStexies verstehen ließ, um io mehr ins Gewicht. TaS bißchc» JmprovilalionSstil, das seine probcnlose Mitwirkung der Ausführung verlieh, nahm man dafür gern in Kauf. Eine Leistung ersten Ranges jedenfalls, die den Wunsch auf- kommen ließ, dem Künstler auch anderweit einmal als Gast zn begegnen, vom einheimischen Ensemble ivar Grete Niki sch die Heldin des Abends. Schon nm dieser Christine willen tollte man „Intermezzo" im Spiclplan halten. Es ist eine Leistung, die an persönlicher Künstlcrkrast etwa -er der Osten tn der „Hochzeit tm Fasching" zu vergleichen wäre: die Schaffung eines Frauentyps, der durch Uebertragung aller eigenen Wcienszügc auf die Rolle eine beispiellos echte Verlebendigung erfährt. Dies« Ehristtne hat Humor wie Grete Nikisch, hat Liebenswürdigkeit und Scharm wie Grete Nikisch, findet gegebenenfalls deren echte warme Herzcnstüne: — aber alles dies doch im Stil und Charakter der geforderten Bühnengestalt. Also jene echteste Vereinigung von Loben und Theater, die das Ideal aller dramatischen Gestaltung auS- macht. Eine Christine jedenfalls, die alle Seiten des pro- blemattschcn Charakters ausprägt, aber dte „stacheligen" so mit Humor üurckzsctzt, die guten io unterstreicht, daß das Ge samtbild durchaus sympathisch bleibt, gemäß dem Sinne deS Ganzen, der nicht eine Verhöhnung, sondern eine Ehren- rettung der Widersprüche weiblichen Temperaments sein soll. Dte rein gesangliche Beherrschung mit dem schönen gekonn» len Ausgleich zwischen klarem Parlando und lyrischer Linie ist da- letzte, doch nicht letzte wirksame Ausdrucksmittel dieser GcstaltungSkirnst. Im übrigen lebt die Wirkung deS „Jniermezzs" s>, niäii von den beiden "''"»«' ec' iicii -ll' tt' >' " ' i - ' . '7 ,'cm- ble der größeren und kleineren Gcgenspiclerrollcn, die von der nunmehr durch Stacgemann betreuten Mvraschcn Regie lebendig in Gang gehalten werden. Auch in der Beziehung stand der Abend im wcscittlichen unter einem günstigen Stern. Den Baron Lummer allerdings wird man nicht leicht mehr so hören und sehen, wie ihn ehemals Theo Strack gegeben hat: M c n e r o l b c r S l e b c n besitzt zwar Wesen und Erscheinung dafür, aber nicht die zureichende Stimme. Dagegen bleibt der Dkatklub deö OnarlettS Ermold. Lange, viisscl, Bader ein Kabinettstück, selbst wenn der Herr Kommerzienrat sich mal einen kleinen Patzer ge stalten. Eine prächtige Schwankfigur ist dann der Notar szene in Paul Schöffler zugcmachscn: er gibt einen wie aus den „Fliegenden Blättern" geschnttteiicn Bürokraten mit urkomischen Bewegungen. Recht nett und frisch war auch dte Kammerzofe Anna, die T i l l n d e Ga r m o von der Berliner Staatsoper sang und spielte. Man wünschte, wie gesagt, nur, -aß alle diese netten Eindrücke nun nicht auch im Sinne des Spielplans lediglich ein vorübergehendes Intermezzo sein möchten. Tr. Eugen Schmitz. Kunst und Wissenschaft. s* Mitteilungen der Sächsischen StaatSthcater. Opern» Haus: Mittwoch, am 23. März, außer Anrecht, Verdis „Rigol cito" mit Robert Burg in der Titelpartic, Mar Hirzcl, Liefe! v. Schuch. Adolph Schocpflin. Irma Tervant. Rudolf Schmalnauer. Musikalische Leitung: Kurt Strlegler. Spielleitung: Waldemar Stacgcmaii». Anfang V«8 Uhr. Da Frau Barbara Kemp infolge Unpäßlichkeit Ihr zweites Gastspiel in der Ausführuna „Die Frau ohne Schatten" morgen Dienstag absagen mußte, singt Maria N ö s l c r - K c u s ch » i g in dieser Vorstellung die „Färberösrau". Schauspielhaus: Dienstag, den 22. März lAn» rcchtSreihe Us bas Lustspiel „Jugendfreunde" von Ludwig Fulda. Spielleitung: Georn Ktcsan. Anfang A8 Uhr. — Mittwoch, den 23. März sAnrcchtSreibe 8s dle Ko mödie „Metseken" ron HanS Alfred Kthn. Spielleitung: Georg Kiesa». Ansang M ^lhr. z* Albert-Lheater. Heule abend Wiederholung de« erfolgreichen Schwanke« „TaS Früchtchen" mit Lotte Klein in der Titel rolle und Hann« Fischer al» Lord Lleevle. sowie der übrigen Be setzung der «rüausfvhrung. — TS wird besonder« daraus htngewiesen, das» ab h « u I « dle Borstellungen regelmävig X8 Uhr beginnen. z* Vllttettnng de» SleslLenztbeaterS. „Tie Zirku«. Prinzessin" von Emmerich ghlwan mii Lito Marls al« Gast. «' Ird allabendlich >4« llbr gegeben. Tie Partie der Fürstin Fedora 'ittn.-la singt von Tieiioiag bis Frettag ,Johann,, Zchiiberi, ab
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