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Dresdner Nachrichten : 24.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189610246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18961024
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18961024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-24
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.10.1896
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blichen rn gewisse politische Strömuugen »» berühren für gut be funden hat: wenigstens liest man in der .Nat.-Ztg.": »Der Ein druck der Rede «des Dr. Mai,bäum) wäre noch kreier und unein geschränkter gewesen, wenn ein Hüiiibergreffeii auf das politisch« Gebiet unterbliebt» wäre. ES hätte näher gelegen, an diesem offe ne» Grabe auf das erhebende Schauspiel hiiuuweisen. wie ein- nniibig und einirächilg alle Stände, alle Rangstufen, alle Konfes sionen sich vereinigten, dem Opfer einer Greuelthat ihr tiefes Mit gefühl zu bezeugen." Zu der sensailonellen Prozeßassaiie gegen die Berliner Jour nalisten Leckert-Larsen und Genossen ist weiter zu berichten: Als Grund für die Beschlagnahme einer zweiten Rümmer der »StaatSb.- Zta." wird von dieser selbst die Veröffentlichung deö Gerichts beschlusses über die erste Beschlagnahme angegeben, worin ein Verstoß gegen 8 17 des Preßgesetzes gesunden wird. DaS Ver fahren gegen die „StaakSb-Ztg." ist mit der Strafsache Leckert- Larsen und v. Lützow verbunden worden. Dadurch wurde der Velchlagnalnnebejchlnb z» einem »amtlichen Schriftstück eines Strafprozesses", dessen Veröffentlichung untersagt ist. Tie „N. A.Ztg." erklärt die Angabe. Herr Leckert solle »seit einiger Zeit als Ver treter der »Täglichen Rundschau" und politischer Reporter im Aus wärtigen Amte empfangen wo>den sein", für durchaus unzutreffend, der PP. Leckert war dem Auswärtigen Amte bisher vollkommen unbekannt. Die „Tägt. Nundsch." theilt mit. Leckert-Larsen habe sür sie nur zwei Manoverberrchte geschrieben, hätte aber im klebrigen kein Recht gehabt, irgendwo als Vertreter dieses Blattes nszulretc». Er wäre deshalb auch nicht als Reporter der »Tägl. Rundsch." im Auswärtigen Amt empfangen worden. Gegen die ..Welt am Montag", die zuerst die Ausstreuungen gegen Freiherr,, von Marschall veröffentlicht hat. ist ei» Strafantrag bisher nicht gestellt. Freiherr v. Marschall hat übrigens in der Sache gegen Leckert-Larsen und Genosse» am 19. d. M. bereits eine Vernehm ung gehabt. Zu der Behauptung der „Staatsb.-Ztg ", die Artikel der »Köln. Ztg." über die Militärstrasprozehresorm und die „Reben- regicrung" seien Pom Auswärtigen Amte insvirirt worden, bemerkt die „Köln. Ztg.": »Tie,Lvlimche Zeitung", die seit Jahr und Goschen, aus, die fremde» Rationen hätten keine Kennung von dem wahren englischen Charakter, auch die gebildeten Deutschen nicht, denn die Humanitär« Bewegung zn Gunsten der Armenier hätte kein Echo gesunden. Die- wäre der vorsichtigen Haltung Deutschlands und Frankreichs und den Erfahrungen des letztet, Krieges zuzuschreiben, dessen Erinnerung und Wirkung ans den Natwnalcharakler noch nach 25 Jahren nicht verwischt sei. ES sei kein wirkliches europäisches Concert möglich, so lange nicht da« inteniationale Vorurtheil durch den Geist einer größeren Toleranz ersetzt sei. Chamberlain unterstützte Goschen und ver- urtheilte die pessimistischen Aeußerungen über den Handel, die VertheidigungSmittel und Hilfsquellen Englands, welche nur ge eignet wären. daS Ausland glauben zu machen. England sei im R'edergange begriffen. England besitze noch genug Macht nnd Fähigkeit, leine Handelsstellnng gegen alle Wettbewerber zu be haupten. Nustland. In verschiedenen Städten sind Arbelternnrnhen auSgebrvchen. obwohl die Polizei mit grober Schärfe gegen jede Streikbewegung vorgeht. In Petersburg sind eine große Zahl von Fa brikarbeitern in Folge des letzten Streiks verhaftet worden. Es sitzen weit über lOÖO Personen im Kerker. Dadurch ist bei den Volksmassen aber nur Erbitterung erzeugt worden, die auch aus andere Städte znrückwirkt. Tie Bewegung tvird von Nihilisten und Sozialisten geschürt. Es werden sozialistische Schristen nicht nur aus dem Ausland eingeschmuggelt, sondern auch in Rußland selbst hergcstcllt. So ist eine in Cherson ohne Censnrgenchmigling erschienene Broschüre, die die Dieiistregeln der Fabrilarbeilcr zum Thema hat, beschlagnahmt, ebenso eine andere, in Shitomir er schienene Broschüre mit sozialistischer Tendenz. Der Marktflecken Kurow lGoiwerncment Lublin) ist fast voll ständig niedergebrannt. 8000 Einwohner sind obdachlos. Türkei. Wie verlautet, hat eine Gruppe von englischen Kapitalisten dem Gouverneur von Kreta eine Anleihe im Betrage von 9)0,000 Psund angeboten und die Errichtung einer Bank in Canea vorgeschlagen. Ein Militärzug ist aus der Fahrt von Saloniki nach Ueskueb """ - >- entgas,, Der Lag sür eine Reform der Militärstrasprozrßordnung einlritt. wandte zwischen den Stationen Demirkapu und Krivclak sich vor einige» Monaten in einem streng sachlich gehaltenen Zugführer und zwei Offiziere wurden getödtet. Artikel gegen die Bedenken, die einige Herren in der Umgebung der Kaisers der Reform entgegensetzte». Das antisemitische Schiinpsblättchen nennt diese sachliche und ernste Auseinandersetz ung einen Sknndalartilel und sucht nun die leitenden Kreise durch die willkürliche und positiv falsche Behauptung zu verhetzen, der Bulgarien. I» einem unter Vorsitz des Fürsten abgehalte neu Miiilstcrrath gab Fürst Ferdinand aus Verlangen deL Minister präsidenten Stoilow seine Zustimmung zur Auflösung der Sobranje. «Wiederholt.) Amerika. Gelegentlich des 150. Jahrestages der Gründung rtikcl sei vom Auswärtigen Amt inipiriit gewesen. Es wäre! der Universität Prineeton hat Präsident Cicvclnnd sich an die und im gegen die Anschläge gewisser Parteigänger dci der präsidcntschastlichen Wahlkampagne, welche das nationale Wohl inGesabr bringen nnd einen »»heilbaren Bruch unter den verschiedenen Klassen herbei- zujühren drohen. Der Schatzsekretär Earlisle sagte in einer Rede in Covington «Kentucky-, den ersten Schritt, die finanziellen Schwierigkeiten zu beseitigen, müsse das Volk durch eine solche Wahl Ihn», die der unheilvollen, die Industrie lähmenden und den Handel unter drückenden Agitation für immer ein Ende machen würde. Der zweite Schritt bestehe dann in der Einziehnng der von den Ver einigten Staaten anSgegebcuen Note», indem man die Last der Goldbcichassnng den Bauten anserlegc. Afrika. Ans Prätoria tvird gemeldet: Präsident Steyn theilte dem Vvlksraad des Oraiucfreistaatcs mit, daß die Kap regier»»» das vom Freistaalc pvrgeschlngenc Kvmpwmiß bezüglich der Eiseiibahntarife angenomme» habe. Diese Nachricht wird von der Presse Transvaals als entschiedener Sieg über die Kapregicr- img angriehen. Tie Befriedigung, den Streitfall wegen der Etsen- bahntarisc beigclegt zn sehen, ist allgemein. Kunst »l»ö Wissenschaft. - Knck BestW°'^"l!»s'w?ner^O r°gelv'ö'rVäge'"in"der JohanneSliZ? einen o Knak »der die - bätiake.t der Gewllichalt .»r Vestirder- deulich sranzösischen Ehnratter dadurch verliehen, daß er dem Titanen Job. «eb. Bach eine Rclhc von französischen Orgcl- kvnivonisteii gegenübcrstellt. Man wird von vorhinein zngeben vielleicht daS Beste, solch' unehrliches Geschwätz seiner eigene» Studenten derselben mit der Ansiorberung gewendet, sie Lächerlichkeit zu überlassen: doch sind in solchen Fragen die Ein- ebenso alle Kollegien und Universitäten Amerikas — sollten psindnnge» der Angegrisscnen und die Absicht, derartigen Preß > Namen der amerikanischen BrÜderschast Einspruch erheben g ireibcreien ein Ende zu machen, zu berücksichtigen." Thatiache ist, daß kaum jemals von einem indischen Blatte derartig in Senlations- ii,ache gearbeitet worden ist, als von der raddan-nntiscmilischcn „Staatsv.-Ztg." Premierleutnant von Brüsewitz i» Karlsruhe, der den Mecha niker Siepmann erstochen halte, ist nach der „Köln. Bolksztg " von dem Militärgericht zu vier Jahren Festungshajt und zur Dienst entlassung verurthcilt worden. Ter Reichstagsabgeordnele nnd Redakteur des „Vaterlandes", Dr. Sigl. sollte im Sommer in seiner auf österreichischem Boden bei Kufstein gelegenen Billa Tbiersee wegen einer »im Batcrlnnd" über den präsumtiven österreichischen Thronfolger und dessen Vater gemachten absälligen Acußcrung vcrhasiet werden, entkam «cdoch noch über die Grenze. Wie Dr. Sigl nun millheilt, erhielt er vom Ministerpräsidenten Grasen Badem aus Anfrage de» Bescheid, daß das objektive Verjähren gegen ihn nicht veranlaßt wurde nnd nicht in Aussicht genommen jei. falls Dr. Sigl das österreichische Staatsgebiet betreten sollte Tr. Sigl bemerkt hierzu: „Der Paß „in s Oesterreich" ist uns also wieder osscu. nnd das ist gewiß «chön von Oesterreich, daß jogar auch der Tr. Sigl. Redakteur des „Baue. Vatcrl ". hinein dars, sür den bekanntlich bisher Oester reich laimi existirt hat." ... ^ . Synodale Knak über die Thätigkeit der Gesellschaft zur Besonder nng des Ehristenlhnms unter den Inden Danach begehrten im Jahre 1893 28 Juden die Taufe. Von dicicn mußten 2 znrück- gewiesen werden, weil sic daiür bezahlt haben wollten, und nur 1t konnten gelaust werden. Im Jahre 1891 wurden von 22 Per sonen 10 abgcmicicn, und nur N erhielten die Taust. »An drei Geschwistern" — so heißt es wörtlich bei dieser Gelegenheit — „hat der MiisionSgcistliche bitteresLe>d erfahren, weil sichelst nach der Taust nnlautere Motive heransstelllen: die anderen haben sich bewährt." Im Jahre 1895 wurden von 25 Reuangemeldeten 8 zimn'gewstsen. 4 im Lause des Unterrichts wegen Mangels an Ernst entlassen und nur 11 gelaust. Mithin wurden inSgesammt während dreier Jahre von 80 Juden, die sich meldeten, uni 30 in die christliche Gemeinde ausgenommen. Dr. Hefster brachte den vom „Vorwärts" mitgetheille» Fall zur Sprache, daß eine indische Lehrerin in Berlin, weil sie als Jüdin leine AnsleÜnng im Schul dienst finden tonnst, nach kurzer Zeit ein Tanfzeuaniß vorlegle und darauf mit ihrer abermaligen Bewerbung Erfolg hatte. Geiieralnipelintcndeist Faber bemerkte hieraus, daß es Vorschrift sti. bei Jndentausen die Genehmigung de-s Konsistoriums cinzu- boleii, nnd daß man dabei mit der größten Vorsicht verfahre. Von dem erwähnten Falle der indischen Lehrerin set aber dem Konsistorium nichts bekannt geworden. Ec scheint also bestreiten zn wollen, daß diese Taufe thatsächlicl, geschehen ist und cs muß nun zunächst deni „Vorwärts" überlassen werden, die Nichtigkeit seiner Bchanvtnna nachzniveisen. Ein Pistolendnell hat wieder im Grunewald bei Berlin siatt- gesundcii. Als Gegner standen sich ein Referendar und ein Student der technischen Hochschule gegenüber. Beim dritten Krigel- wechicl erhielt der Referendar einen Schuß in den rechte» Oberarm, der ihn kampiunsähig machte: die Verwundung soll indessen nicht gefährlich jei». In der Nacht geriethen in Aurich ein Hauptmann nnd ein Restaurateur ini Lokal des letzteren in Streit, wobei der Hanpt- mann seinem Gegner mehrere Hiebe, man sagt acht, mit dem Säbel versetzte, die bedeutende Kopfwunden verursachten. Eine Lebensgefahr besteht für den Verletzten nicht. Der Garnison in Gotha ist der Besuch de? Restaurants „Zu den vier Jahreszeiten" in Sicblcben. in welchem der sozialdemo kratische Parteitag abgehaltcn wnroe. verboten worden. Oesterreich. Feldzeugmcister Freiherr v. Beck hat anläßlich seines 50jährigen Dienstiubrläiims auch ein huldvolles Telegramm des deutschen KaiierS. sowie Glückwunschschreiben von dem General obersten Grasen Waldersee nnd dem Chef des deutschen Gencralstabcs General der Kavallerie Graf Schliefst» cmpsangen. Während der kameradschaftlichen Zusammenkunft in Wien z» Ehren des Jubilars, an welcher gegen 200 Offiziere theilnahmcn, traf ein des deutschen Gcneralstabes ein, welches Kolomea stießen Nachis in Folge falscher Lastzüge zusammen, wobei ein Kondukteur beschädigt und mehrere Wagen zer- Glückwunschtelegramin warmen Beifall fand. In Holoskow bei Weichenstellung rwei geiödtet, beide Maschinen trnmineri wurden. Ungarn. Bei einem Wahlbankctt in Jgric; warf ein Redner in der Begeisterung unversehens eine Petroleumlampe um. es eiiisland Feuer, drei Personeu verbrannte», mehrere wurden schwer bcrl ctzt. Frankreich. Ter Drputirte Waldcck-Nonsseai, hielt aus einem Bankett in Roairnc eine Rede und sagte bezüglich der fran zösisch-russischen Beziehungen, seitens der Diplomatie würde später der Charakter der Entente bestimmt werden. Man möge sich damit begnügen, aus den Ereignissen eine Lehre zu ziehen. Immerhin »»isst anerkannt werden, daß zwischen de» beiden Böller» eine ge meinsame Aiisicht und eine Solidarität insoweit bestehe, als man auf sie bei allen Entschließungen, was auch immer geschehen möge, irchnen könne. Sicher sei, daß die Bande zwischen den beiden Nationen gewollt und nicht etwa durch die Schicklichkeiten gebildet seien. Das Schwurgericht in Amiens sprach unter stürmischem Beifall des Publikums die Schankwirthin Dcuaux. welche ini Jahre 1887 von dem Schwurgericht in Rouen wegen Giftmordes an ihrem Gatten und ihren Kindern zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe ver urthcilt worden war. frei. Es war inzwischen festgestellt worden, daß die angeblich Ermordrlen durch Etnathmen von Kohlcnoxyd- gas gestorben sind. Der Gerichtshof proklamirte feierlich die Un schuld der Wittwe Druaux, verfügte den öffentlichen Anschlag des Urtheilslpruches nnd erkannte ihr eine Entschädigung von 49.000 FrcS. zu. Belgien. Bei der Eröffnung der Kammer wird keine Thron rede gehalten werden. Man befürchtet nämlich, daß die Debatte über die Antwortadresse ans die Thronrede von den Sozialisten benützt werden könnte, um eine republikanische Kundgebung zu veranstalten und den König in der Kammer zu insultiren. England. Gelegentlich der Prelsvertheilung deS technischen Arbeltsinstltnt« kn Birmingham führte der Chef der Admiralität. von müssen, daß ein solcher Kamps von Zwergen gegen den'Riesen sehr ungleich auSsallcn muß und in der tzauvll'ache nichts Anderes bedeuten kann als einen Sturm ans die Windmühle ü ln Don Oiiuole. Steht doch nichts so sicher und fest, als die Thalsache, daß speziell aus den, Gebiete der Werke für Orgel die Bach'sche Schule und mit ihr zahlreiche andere deuljche unerreicht geblieben sind, wenn auch einige srcmde Meister die höchsten Ziele in dieser Hinsich« angcstrcbt haben. Das bloße Viriiwiciuhnin lvniint hier bei selbstverständlich nicht in Bettacht. Als Beweis dieser nn- anlaslbarcir Erkenntlich durfte bereits der vorgestern stattgehatnc erste Orgeiabend gellen, in dem Herr Fährmann gegen Bach's Präludium und Fuge ««!-:»»>>) die Komvositionen von drei Fran zosen : Introduktion »nd lüc-uw luguv von E. Gigout, „In >>:>>.!- >iw»!»" von Tl>. TuboiS »nd eine D-nwII-Sonale von Aler. Guilmant vorsührie. Bcrmochteii Gigont nnd noch mehr Gnil- mant in ihren ernsten, von hervoringender Begabung zeugenden Arbeiten vor dem gewaltigen Kantor der Leipziger Thomasschnle auch halbwegs zu bestehen, so siel der süße, seinem ans den puren äußerlichen Effekt dafür so gut wie gänzlich ab. An -Herrn Fährmnnn's Vortrag hat es hierbei nicht gelegen, denn er spielte nicht nur die ge nannten. sondern dazu auch sämmtliche anderen aus dem Programm vcrzeichucteii Werke mit nicht gewöhnlicher Bravour und unter sorgfältiger Beobachtung einer dem Charakter der Stücke ent sprechenden Registrirung. Von den solistffchen Darbietungen er zielten das Lied »Tie Glocke" von Saint-Saens. von Frl. Otter- mann gestmgen, und ein .Valnwris" von Ecsar Franck. von Herrn Arno Reichert vvrgctragcn, den größeren Eindruck. In dem Balti schen Duett: »Nun verschwinden alle Plagen" «Frl. Ottermann und Herr Reichert) vermochte Frl. Ottcrmann weniger ruhmvoll zn bestehen. Tic Stimme reichte in der Höhe nicht ganz aus und litt unter wiederholtem Tetonire». Mit feinem Empfinden und technischer Meisterschaft brachte .Herr Kammermusiker Wolf zwei getragene Sätze «den ersten sür Engliscb-Horn. den zweiten sür Oboe) zur Ausführung. Leider wurde hier der Genuß durch die recht fühlbare Mißstimmung zwischen der Orgel und den ge nannten Instrumenten gehört, namentlich in dem für Englisch- Hor» und Orgel gebotenen Satze. Die Orgel klang in der Stimmung fall immer zu hoch. Zwei Chöre mit Orgel: „8>wcapjt Israel", und „8rent iocutns est" von Bach wurden vom verstärkten Ktrchenchor mit Fleiß und Sorgfalt ausgefnhrt. II. 8t. 4'Sonnabendvesver in der Krenskirclie, Nachmittags 2 Mr als Voneier des Resormationsfestes. I. Präludium sür Orgel (Ik-moll) von gab. Seb. Bach. 2. „Ein' teste Burg ist unser Gott", Resonnations motctle in 4 Sähen «I. Satz vor, 2. Satz »ach der Tcrtvorleiuna) von Joh. Friedr. Doles «gest. 1797 als ThoinaS-Llmtor in Leipzig). 3. Zwei Solo gesänge sür Sopran, vorgetragen von Fräulein Jenny Gertrud Schmidt, Eoncertiängerin aus Leipzig : nj „Liebsler Jeiu, mein Verlangen". Arie aus der gleichnamigen Cantate <Nr. 114) von Job. Seb. Bach : I>) „Empor die Herzen". Hymnus «Manuskript) von Earl Pnitti. 4'Im Königl. Hosopernhanse gelangt heute: „Der flie ge n d e H o l l ä n d e r" zur Ausführung. Tie Bvrstcllnng beginnt bald 8 Uhr. Das König!. Hosschanspiel glebt „E gmont" mit der Beelhoven'schen Musik. Anfang halb 7 Uhr. Frau Direktor Karl hat ini Residenzlyeatcr für nächsten Montag die Ausführung von »Waldmeister" znm Benefiz sür den Albertverein bestimmt. j- Im heutigen Liirsonie-Eoncert i »r Gen> erbeha » ü gelangen -»^Aufführung: Ouvertüre „Nachklänge von Oslian" von Niets W. Gäbe: «cherzo von K. Goldmark: Variationen aus dem L->1»>'Quar tett von Beethoven: HochjeilSmuffk-Suite von Cdm. Kretschmer: Sinfonie 6-,luv (Jirpiler) mit der Scbluhsuge von Mozart: „In der Natur". Ouver türe von Dvorak; Meditation cla 1'üsi für Violine-Solo von Massenet: Oaprio, io ilalion von Tschailowöky. s- Ausstellung von Handzcich » nngen in Arnold s Kunstsalon. III. Wenn bei einem guten Mahle alle Reize ver feinerter Tafelkunst endlich erschöpft sind, dann mundet ganz zu letzt noch ein Stück groben Schwarzbrotes mit frischer Butter köstlich. Es giebt wohl auch Wenige, denen daS immer schmeckt, und nicht nur. weil eS der Hunger würzte: die Mehrzahl muß sich erst am Gekünstelten übergessen haben, ehe sie im Stande ist, >ene Vorzüge zu e,kennen. Nicht anders ist eS auch i» der bildenden Kunst: eine Zeit raffinirter Geschicklichkeit ebnet den Boden für daS Bersländnlß der Rückkehr znr Einfältigkeit und Schlichtheit, die meistens den Ausgangspunkt gesnnder Ennvickelungsprozesse charakterisirt, »nd wir sehen Leute in der Werthschätzung obenauf komme», die sonst bescheiden zurückstehen mußten vor Rivalen mit glänzenderen, aber auch äußerlicheren Eigenschaften. Einer von vieler stille», ernsten Art. dessen Werke dem nährhaften Brote gleichen, von dem wir sprachen, ist auch Hans Thoma. Mit zwei, drei Ausnahmen ist er in unserer Ausstellung nicht gerade glänzend vertreten, wenigstens läuft viel mit unter, was in Ansehung anderer Arbeiten des Künstlers als ziemlich oberflächlich und unbe- tieuieiro vezcccr-ncc werben muh, wenn v» nncn nnmer nvw rn-n Stempel besonderer Begabung trägt. Das Gute aber — die prächtige Schwarzwaldsamilie Nr. 314. oder der in Bezug aus Natumudium außerordentlich gediegen durchgebildete Bergareis, in minderem Nerhältnitz »och der stimmungsvolle Säemann oder der Reiter und das Stävtebilb vom Oberrhern — seien der aufmerl samen Betrachtung anaklegrntlichst empfohlen. Nicht als Natur im Sinne der Wirllichkeitskople sind diese Bilder zu genießen. — sie würden darin weit hinter manchen anderen zuruckbteiben; was sie auszeichnet. ist die männlich ernste starke Empfindung, woniit die Natur angeschaut ist. nnd die Selbstständigkeit der Formen auSdrucksweise. Ludw. v. Hofmann, zu dem wir dann kommen, hat in dieser Hinsicht eine gewisse Verwandtschaft mit Tlwnw. aber auch nur eine gewisse, mehr sind noch der Unterschiede! Ei ist vertreten mit einer Anzahl wohl älterer Skizzen und Studien in Pastell: Ausgeführteres fehlt ganz. Auch hier ein Streben. daS keineswegs ans Natnrwahrbeit m der gewöhnliche» Bedeutung gerichtet ist, eine Umformung erworbener Eindrücke zu einer neuen andersartigen Realität, die allerdings schon viel lockerer niit dem verbunden ist. was wir Alle von der Erscheinung kennen, als bei Thoma. Aber wie anders sonst die Knnstweise Beider: Thoma manchmal unbeholfen, langsam und lies ackernd, männlich, deutsch in jedem Zuge: Hofmann pikant, flüchtig, nervös französisch und immer weiblich -, mehr angeregt von Allerlei, als selber an der Quelle schöpsend: weiter von der Natur entfernt als Jener nnd näher darum der Manier, die sich in verschiedenen Blättern deutlich genug kiindgicbt. Daß andere Arbeiten H.'s größere nnd bedeut iame Vorzüge haben als die gerade hier ausgestellten, sei vollaui anerkannt. Sein Nachbar Max Liebermann hat gleichfalls als Hauptwerk Buntes gebracht aus diese ZeichnungSauSsteüung, ein Aquarell „Badende Knaben", das vorzüglich wahr im mrbigcii Eindruck ist, bei aller Flüchtigkeit des Vortrags auch trefflich zn- saminengehi, bis auf die Wcidenbäume, die im Laubwerk Farben stecken bleiben, nicht Blätter und Aesle werden. Von eigentlichen Zeichnungen sei der vorzüglichen flotten Skizzen Nr. 189 und 191 gedacht, und einer etwas barten, aber gut ausgesaßten Fiichersludie. denen sich dann mehrere Arbeiten Stauffcr-Bern's anrcrhen. des bekannten und hochbegabten Nadirers. der vor einigen Jahren — zu früh verstarb. Das Bildniß Mosse's — nach Zcugniß einci etwas unbehaglichen Unterschrift, in einer Stunde und füiisuiw dreißig Minuten gemacht, hätte der Künstler selber wahrscheinlich nicht ansgestellt: es ist nnangcnehin in der Zeichentcchnil >mk> nichts weniger als ein Wunder sür die angegebene Zeit. Schön aber — wie groß und einfach angeschaut — sind die Bildnisse 29,> 297 und der scinempfundene Entwurf Nr. 300. auch ein Selbst bildniß nnd verschiedene kleinere Studien. Ter Schäfer Nr. 29i ist wundervoll dnrchgefnhrt, wenn auch noch nicht so sein in der Eigenart St.'S, nnd dasselbe gilt auch von der Tuschzcich »niig nach Botticelli unter Nr. 302, einer Kopie, die ober doch ein stark persönliches Gepräge bekommen hat. — Gleich Slansier ei» Zeichner p.ir wwellenco ist der Leipziger Otto Grcincr. der es schon in jungen Jahren zu Ruhm und Arsiehen gebracht hat. Es will manchmal scheinen, als wenn ec gar zu lehr in das Fah>- waffer Klinger's gerielhe, womit nur gesagt sein soll, daß Nach ahmen immer gesähriich ist. Liber er kann 'was aus sich selbst heraus, daran ist nicht zu zweifeln, und interessirt auch, wenn ec leine eigene Sprache spricht. Tie ausgezeichneten Stndienblättcr Nr. 04, 05 und andere zeigen das anschaulich: Nr. 7l. die wunder vollen Tanzenden, und 00. eine ganz herrliche Nöthelzeichliung. die crsrculicherwcise vom Kupferstichkabinet angekauft ist. erheben sich noch darüber hinaus ?u ganz bemerkenswerlheu Leistungen. Nr. OA eine Landschastsstudic, ist ihrer Art nach nicht so wirknngs voll, schließt sich aber, was Feinheit des Eindrucks nnd überwundene Schwierigkeit anlangt, dem Besten würdig an. Tie Badeanstalt. Nr. 08. kann sich in ihrer etwas saloppen Manier neben solchen Leistungen kaum behaupten, wenigstens hat man hier stark die Empfindung, daß das viele Andere auch können. — Andersartiges Neues nnd immer wieder Gutes finden wir, wenden wir uns nun den, drillen Ausstellungsräume zu. Gleich voran treffen wir wieder aus Fritz Mackensen, den Künstler der feinen Gruppe »Frau niit Ziege". Diesmal stellt er sich als Zeichner vor und wiederum mit einem ganz hervorragenden Können. Tie Jigurenstudien haben hieran keinen Thcil: sic sind gut, ohne Besonderes zu birken: wnndcrichön sind aber die meisten der landschaftlichen Studien, die sich durch eine besondere Kraft nnd Einfachheit der Anschauung vor ähnlichen Sachen aus,zeichnen, abgesehen von der frei schaltenden Sicherheit des Bortrags. Uni nur einige heraus- zugreiscn, sei in düscm Sinne ans 202b, 190, 202n und 197 hin- gewiescn. Man wird selten soviel Ernst mit soviel gewandter Technik gepaart finden, wie in diesen prächtig kcrnhaftcn Blättern. Mcycr-Vascl, der sich gleichfalls mit Landschaften anreiht, hat neben ihnen denn auch einen schweren Stand, behauptet sich aber «reiflich, wenn seine Sachen auch den Zusatz von Herbigkeit, der Mackcnscn's Arbeiten Gewicht giebt, vermissen lassen. Dem Künstler geschähe Unrecht, wollte man nicht gleichwohl die Fein heit der Empfindung und die ungewöhnliche Geschicklichkeit der Darstellung, die sich in den Nummern 217, l8 und 19 kundgirbl. vollauf anerkennen. An 217 ist mit Auszeichnung die Art und Weise zn bemerken, wie mit wenig Mitteln eine erstaunliche Ferne erzielt ist. 0. . v Die nächste Novität unseres Residenztheaters: daS weichliche Dubois niit Schauspiel „Die Wildlinge", ist die Dramatisirung eines Romans berechneten Werkchen „Wo die letzten Häuser stehen" von M. Brüc. die der Autor, ein Wiener Schriftsteller, selbst vorgenommcn hat. Der Roman — eine „Geschichte vom Alltag" nennt ihn dcr Bcnasscr im Untertitel — spielt in Wien und behandelt in düsterer Schildermig die Ge schicke einer Arbeiterfamilie und ihr tragisches Ende. Das Lokal kolorit ist aut getroffen, die Charakteristik der Hauptfiguren. Typen aus dem Großstadiproletariat. weist sein beobachtete Einzclzüge ans und durch daS Ganze geht ein hoher, sittlicher Zug. ein tiefes Ber- ständniß sür das soziale Elend unserer Zeit. Ter Roman hat bei seinem Erscheinen — vor ca. 10 Jahren — durch die scharf iiatn ralistische Färbung seiner Schilderung Aussehen erregt: heute dürfte er auch in dieser Hinsiml trotz einzelner Vorzüge, die ihn noch immer über da? TurchschnittSnivcau unterer modemen Massen belletristik erheben, längst überholt sein. — Das Buch ist in dem Dresdner Berlage von E. Pierson erschienen. Der Komponist war seiner Zeit der Klavierlehrer der'Prinzessin Alir. -s- DaS Schauspiel »Treue" von Alexanderv. Roberts errang im »Theater des Westens" zu Berlin bei seiner Erstaufführnng einen schönen Achtungserfolg: vornehme Gesinnung und gniec Geschmack müssen den dramatischen Geist ersetzen, den der Dichter so vieler feinsinniger Novellen leider nie besessen hat.: Irl. Tberew M alten hat bei dem großen viertägigen Mnsiksest ln Bristol in hervorragender Weiie mitgewirkt und ist von den Hörern wie von der Presse ganz außergewöhnlich gefeiert worden. Der Vortrag der Occan-Arie (»Obc>on"). der Armidcn Arie, der Liszt'schen „Loreley" nnd der Liebestodscene «»Tristan": erregten Sensation. Die Bristolcr Presse nennt Frl. Malten »die größte deutsche Sängerin". 4 Herr Tr. G-Haebler, der feinsinnige Litterarhistori'er und liebenswürdige Dichter, wird auch in diesem Winter ini Saal.' der Trcsdncr Kauimannschast «Moritzstraßc lb, 1. Etage) einen Eyklus von Vortrügen basten, in denen er über die vier Vorläufer Gvethc's und Schrllcr's. über Klopstocl, Le'sing. Wieland und Herder sprechen wird. Im Ganzen werde» eS stins Vorträge lein, die am 29. Oktober, am 5., 12, 19. »nd 2«!. November stattsindcil sollen, und die die hervorragendsten Werke der vier Dichter kritisch beleuchten werden. ^ 4 Rcinbold Beckcr's neue Over „Natbold". Dichtung von Felix Dahn, gelangt am 0. November zur eisten Aufführung in Mainz. Der Wiener Komponist Anton Rückans hat kürzlich den Miisikvorständcn der Kviiigl. Hosoper eine drciaktige Over „Die Rosenthalcri n" vorgeipielt. Tos Wert ist zur Aufführung angenommen worden. 4' Der Appellgerichtshos in Mailand vcrurtheiltc i» zweiter Instanz die durch Zanardelli vertretene Eleonore Du > r zur Zahlung von 80,000 Lire Schadenersatz an die Theater-Unter nehmer Morens und Eiachi. Die Künstlerin hatte sich geweigert, den mit den Letzteren eingrgangenen Vertrag betreffs eines lüd amerikanischen Gastspiels wegen der daselbst herrschenden wir«!, chaftlichen »nd politischen Krise z» erfüllen. 4' Bon George du Manner -i Meisterroma» „ TrilI, v der den de kamrten Zeichner des „Punch " mit einem Schlag« zur litterarischcn Tage-, zrötze erboben hat. erscheint dciiiinichsl eine deutsche Ausgabe in den» Verlage von Robert Lutz «Stuügart). Man tarn, eS nur «»»»er miede, von Neuem bedauern, daß der Versager dieser prächtigen Erzählung au-, der Bobe-ine den Erfolg seines Buches nicht mehr voll erlebt bat: er ist am 8. Oktober in London gestorben, nachdem er gerade einen neuen Roman vollendet hat. der sich übrigens mit „Trilby" an künstlerischein Werlhe «oll messen können.
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