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Dresdner Nachrichten : 01.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189908010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-01
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.08.1899
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de« Bockergnmd zu Krim, dafür haben sie aber in den em ugcthe" Kommiisivnen. denen sie >erds ' " .... em,nnen - ^ .. .. rugetheilt worden waren, um so eifriger und verdienstvoller gearbeitet. Denn eine Sinecure war sur sie di« Mitgliedschaft der Konferenz keineswegs; neben den ihnen zu- aewlesenen Arbeiten hatten sie noch Tag für Tag der Regierung Bericht zu erstatten, wa- bet der tropischen Hitze, die während der letzten Wochen in der Residenz herrschte, nicht wcnig besagen will- Der preußische Kuitusmlnlster hat unter Bezugnahme aus den vielbesprochenen Zucht igungs-Erlaß vom l. Mai dS. I. eine Versüauna an die Provinzial-Scknlkolleaien erlassen, worin eS heißt: Der Erlaß geht davon aus. daß die Befugniß der Lehrer, erforderlichen Falls auch körperliche Strafen anzuwenden. nicht in Frage gestellt werden soll. - Es bandelt sich lediglich darum, Vor sorge zu treffen, daß die Anwendung dieses letzten und äußersten Strafmittels durchaus aus die dazu geeigneten Fälle beschränkt bleibt, und daß dabei jeder zu barte», lieblosen und inhumanen Ausschreitung nachdrücklich vorgebeugt wird. Die sittliche Be gründung der körperlichen Züchtigung m der Schule beruht ans der dem Lehrer eingeräumten stellvertretenden Wahrnehmung elterlicher Erziehungsrcchte, ohne welche die Schule ihrer erziehlichen Auf gabe nicht gerecht zu werden vermag. Die Schulzncht muß unter allen Umständen das Gepräge väterlicher Zucht tragen. Ans diesem Gesichtspunkte ergeben sich bei gewissenhafter Anwendung auf den Einzelfall von selbst die sittlichen und erziehlichen Schranken für die Handhabung der körperlichen Züchtigung durch den Lehrer. Die Erkcnntniß, daß jeder Lehrer dahin streben mnß, durch Ein wirkung seines Wortes und Einsetzen seiner ganzen Persönlichkeit die Anwendung körPerlicherStrafen möglichst entbehrlich zu machen, ist neuerdings vielfach nicht festgehalten worden. Harte körperliche Strafen werden oft zu den »othwendigen Bedürfnissen des täg lichen Schullebens gezählt und als Vorbedingung der Erzielung guter Klasjenleistnngen betrachtet. Es ist gewiß richtig, daß ein gewurzelter Rohheit, unbeugsamem Trotz und ausgeprägter Faulheit gegenüber eine ernste Züchtigung nicht bivs dein betroffenen Schüler, sondern auch als warnendes Beispiel seinen Mitschülern zum Segen sein kan», ans der anderen Seite aber wird eine gewohnheitsmäßige, auch bei geringen Verfehlungen oder gar bei Minderleistungen, die auf mangelnder Begabung der Kinder beruhen, erfolgende Anwendung empsindlicher körperlicher Züchtigungen, namentlich in Klassen mit gemischten Geschlechtern nicht der Verrohung der Jugend Vorbeugen, sondern durch Ab stumpfung des Gefühls die sittliche Sphäre der Schule gerade in den Äugen der Kinder herabsetzen, denen sie zum Thcil ein Ersatz für die fehlende Fürsorge im Elternhause ist. Die Thatsache steht nach der Erfahrung fest, daß gerade die besten Lehrer am wenigsten zu dem Mittel der körperlichen Züchtigung greifen, und daß junge, noch unerfahrene Lehrer leicht der auch für ihre eigene Zukunft ver derblichen Versuchung unterliegen, ihrer unzureichenden Leistungs fähigkeit durch den leichtfertigen und maßlosen Gebrauch des Stockes nachzuhelfen. Eine Anzahl von Fälle», welche wegen unangemessener oder übertriebener Ausübung des Züchtigungscechts neuerdings zu meiner Kenntniß gelangt sind, sowie insbesondere einige Fälle, in denen wegen mangelnder Beobachtung des krank haften körperlichen Befindens des Kindes Züchtigungen zu einem traurigen Ausgange gesührt haben, haben da-S Bedürfnis! gezeitigt, die für die Ausübung des ZüchtigungSrechts bestehenden Schranken und die oft »erhängnißvolle Verantwortung des Lehrers in dieser Beziehung alles Ernstes von Neuem eiuzuschärsen und Maßnahmen zu treffen, die ein gewohnheitsmäßiges, leichtsinniges Greisen zum Stock ohne ernsten Anlaß und eine Vollstreckung der Strafe im Zorn und in der ersten Aufwallung thunlicbst auslchlicßcn. Die Diszipiinirung des Generals Rögner giebt dem katholi schen Westfälischen Merkur" Anlaß zu folgenden zutreffenden Betrachtungen: „Man übersetze sich das einmal in deutsche Ver hältnisse. Das ganze deutsche Volk, ohne Unterschied der Partei, würde starr vor Staunen sein, und es würde ein ungeheuerer Sturm der Entrüstung lvsbrechcn. wenn ein General bei uns so handeln oder sprechen wollte, wie die genannten französischen Offiziere. In Frankreich beurtheilt man solche Vorkommnisse je nach der Parieitendcnz. Die revisionistischen Blätter fordern Strenge gegen die aufsässigen Generale, weil Letztere ihre Gegner sind, und die bunte Gesellschaft der Nationalisten, Antisemiten und Konservativen entrüstet sich nicht über die politisirenden und rcvol- tirende» Generale, sondern vielmehr über den Kriegsminister, welcher es wagt, die Lieblinge der Nationalisten zu diszipliniren. Unser Heer steht an Disziplin und Treue thnrmhvch über dem französischen; auch im deutschen Volke steckt noch ein ganz anderer Sinn für ein parteiloses, politikfreies, nur seinem Dienst gewid metes Heer wie jenseits der Vogesen. Aber wenn wir uns darüber freuen, so brauchen wir nicht gar zu pharisäisch uns zu geberden; denn während die Franzose» seit 100 Jahren von einer Revolution in die andere gefallen sind, hat uns ein gütiges Geschick den Fortbestand einer starken Monarchie beschert, welche natürlich die derusenste und wirksamste Pflegerin der wahren Zucht ini Heere ist." Vice-Admiral z. D. Valois veröffentlicht unter dem Titel ,,Seemacht, Seegellnng und Seehcrrschast" kurze Betrachtungen über Seekricgführung. Ein gewisses Aussehen erregen diese Betrachtungen, weil sic zum ersten Male darziilegeu versuche!!, daß uuscre maritimen Rüstungen gegen den in erster Linie in Betracht kommenden Gegner „Großbritannien" gerichtet sind. Admiral Valois faßt seine Betrachtungen in folgende Thesen zusammen: 1. Die Sceriistungeii müssen gegen England gerächte! sei», da in den Kämpfen der Kontinentalmächte unter sich den Marinen nur die zweite Stelle zufällt. 2. England will den Krieg in gewaltigen Schlägen um >eden Preis schnell beendigen und ans enges Gebiet beschränke», die Gegner müssen den Krieg in die Länge ziehen, über so viele Gebiete ansdchne» wie möglich, die feindliche!! Küsten und den Handel zu beunruhigen suchen. 3. Pnnzcrgeschwader bilden den Kern der Flotten. Der Schwer punkt muß aber in den großen Panzerkreuzern liegen, denn sie sind die Träger der Offensive. Admiral Valois hält cs nicht für möglich, eine ebenso große Panzerslotte zu bauen wie England sie besitzt, das nicht nur einen großen Vorsprung hat, sondern auch jede Steigerung unserer Bauleistung um das Doppelte überbieten kan». Deshalb empfiehlt Vutois den Kreuzer- und Knperkrieg. I» Friedrichs: uh fand am Sonntag in der Ärnftkapelle eine kirchliche Gedenkfeier mit Abendmahl statt, bei welcher Pastor Wcstpha! die Predigt hielt. Außer den Mitgliedern der fürstliche» Familie nahm nur ein kleiner Theil von Geladenen, sowie höhere Friedrichsruher Beamte, insgcsammt etwa 50 Personen, an der Feier Theil. Fürst Herbert Bismarck trug selbst einen prachtvollen Kranz, den er am Sarkophage icines Vaters uiederlegte. Beide Sarkophage waren auf allen Seiten mit frischen, kostbaren Kränze» reich geschmückt. Die Anwesenden waren von der ernsten, erheben den Feier tief ergriffen. Der Kreuzer „Falke" erhielt Befehl, von Sydney aus die Heimreise auzutreten. Der Kreuzer „Jaguar" ist angewiesen, um 15. September in Matusti zu lein, um dann mit dem Gouverneur von Kaiser Wilhelms-Land die Reise zur Uebernahme der Karo linen, Paluu und Marianen zu machen und iodann sich nach Shanghai zu begeben. Das dänilche Panzerschiff „Jver Hoidfcidt" ist zu mehr tägigen! Aufenthalt in Kiel eingetroffen. Bei der Einfahrt in den Knegshafen wechselte das Schiff den üblichen Saint mit den Hasenbatterien. Der zwölfte Deutsche Tnrntag, zn dem 251 Abgeordnete der Turnvereine Deutschlands und Deutsch - Oesterreichs, sowie 22 Ausschußmitgiicder der deutschen Turnerschast erschienen waren, trat vorgestern in N a u m bürg zusammen. Der Vorsitzende, Dr. Götz-Leipzig-Lindcnau, erinnerte »r seiner Ansprache daran, daß an diesem Tage Fürst Bismarck seine irdische Laufbahn geschloffen habe und mahnte die deutsche Turnerschast, im Andenleu an ihn stets das Wohl des deutschen Vaterlandes mit ganzer Kraft zn Bezüglich der Stellung der deutschen Turiierschnft zu ' in's Le" -v, -?>. fördern, dem von v. vaterländische Die deutsche vaterländische ausgesprochen Sitte, deuts durch die henckendorff ins Leben gerufenen „Reichsocrein für Festspiele" wurde folgende Erklärung beschlossen: Turnerschast weiß sich mit dem Reichsocrein für Festspiele eins in dem jetzt in seine» Satzungen n Bestreben fürVolksgefunduiig, Erstarkung deutscher en Vvlksbewnßtseins und vaterländischer Gesinnung lege aller in solchem Sinne betriebenen Arten von körperlichen Üekungen. Die deutsche Turnerschast wird deshalb, so weit sie seit ihrem Bestehen schon dieses Ziel verfolgt hat, eine Mitwirkung seitens des Reichsvcreins gern annchmc», sowie sie ihrerseits bereit ist, die gemeinsame Aufgabe fördern zu Helsen. Da die deutsche Turnerschast aber in der Schaffung neuer örtlicher oder allgemeiner Feste ei» wirksames Mittel zur Erreichung der obengenannten Ziele nicht zu erkennen vermag, lehnt sie eine Mitarbeit in dieser Richtung ab »nd kann auch ihren Kreisen, Gauen und Vereinen eine solche Mitwirkung nicht ancmpsehlen. Das,Reichsacricht hat auf Revision des Grafen Klaus von rtofsstein das Erkenntmß dcS Landgerichts Berlin I .pril b. I., das ihn wegen BetrnaS ru 0 Monaten Gr und zu E Nom 17. ? , vemrtbellte, thellwest« n einem Betruasfalle nick ' nicht, weil möglicher Web men werden könne. In nstanz zurückverwiesen. Im ll »geklagten und der Mitanaeklagb Das Gesuch der katholischen msange wurde die Sacke , Uebrlgen wurde die Revision des en Schachtel und Dietel verworfen. Schulvorstände von Vierlen, den »denken Bismarck's beschimpft hat, hat die Düsseldorfer Regier- esen. hat der Presse folgende seit der Bi aew . st Gallifet st unrichtig, daß die seit der Bildung er im Gespräch mit zwei Freunden auf dem Balkon ^ . . kathoi Pfarrer Riehen, der das wieder als Schulinspektor ung kurzer Hand zurück. Frankreich. Genera , Note mitgetheilt: Ls ist völli des gegenwärtigen Ministeriumsergriffenen militärischen Ordnungs- maßregcln dem Kriegsminister von seinen Kollegen angcrathen oder vorgcschriebcn worden seien. Er hat sie dann, wie es seine Pflicht ist, dem Ministerrath unterbreitet, welcher sie billigte. Der Kriegs- Minister hat die Verantwortlichkeit für diese Maßregeln in dem weiten Maße, welches ihm znkommt, übernommen." Die Spion age-Assaire von Epinal ist noch nicht be endet. Man hat wieder zwei Soldaten, einen Artilleristen und einen Infanteristen, in dieser Angelegenheit verhaftet. Der .Ligarv" veröffentlicht eine» Brief des verstorbenen Obersten esandherr an den damaligen Chefredakteur des „Echo de l'Armee" vom 5. Januar 1805, in dem Sandherr diesen ausfordert, keine Artikel über Geständnisse Dreysus' zu veröffentlichen. Treysas habe keine Geständisse gemacht, und es sei daher von an geblichen Geständnissen Dreysus^ nichts zu halten und sie konnten dessen Protesten nicht gegenübergestellt werden. Außerdem ver öffentlicht der „Figaro" die Aussagen Löpine's. der den Verhand lungen des Kriegsgerichts im Jahre 18!>1 als Polizeipräfckt bei wohnte. und einen von der Polizcipräsektur veröffentlichten Be richt, betreffend Dreysus. In der Aussage Löpine's heißt es weiter, die Verhandlungen des Kriegsgerichts hätten keinen be sonders icicrlichcn Charakter gehabt, vielmehr sei die Vernehmung ihm hohl erschienen. Der Angeklagte habe durch seine Haltung keine Sympathien erweckt. Er habe "Alles gclengnel. Bisweilen babe lein Gesicht sich krampfhaft verzogen, doch sei kein Rus der Entrüstung und Bewegung laut geworden. Drei Thatsache» machten aus Löpinc besonderen Eindruck, zuerst die Anssage Henry s, der ans ihn den Eindruck eines Richters machte, als er mit er hobener Hand aus Dreysus hinweisend ausrief: „Das ist dcrVer- räther, ich weiß es, ich schwöre es!" Ferner meint Löpine, daß es ihm schien, als ob die Aussagen Bertillon s nicht begriffen worden seien. Bezüglich der Bcrtheidigiiiigscede des Advokaten Demange erklärte Lepine, diese sei sehr schön gewesen, habe sich aber nur aus einen Punkt bezogen. Demange habe lediglich dar gelegt, das Bmdercau könne nicht von einem Artillerie-Offizier, insbesondere nicht von Dreysus herrühren. Die Richter hätten aber ihr Nrthci! bereits gefasst. Löpinc habe wohl gesehen, daß sich die Züge Dreysus' bei einer Stelle der Aussage Bertillon's verzogen hätten, aber er habe die von Bertillvir berichteten an geblichen Worte des Angeklagten: „O, der Eiende!" nicht gehört. Italien. In der ersten Hälfte des August wird das italienische Kriegsschiff „Lianna" nach China abgehen; etwas später wird ihm der „Carlo Alberto" folgen. Sobald beide in China eingetroffen sind, kehrt der „Marco Polo" nach Italien zurück. — Wie die „Tribuna" meidet, schließt sich die Verstärkung der italienischen Division in China der "Aktion des italienischen Gesandten in Peking an. Das Blatt fügt hinzu, nach Infor mationen aus guter Quelle hätte die italienische Regierung die Absicht, die Losung der Frage zu beschleunigen, »nd die Forder ungen Italiens würden, einmal im geeigneten Augenblick vor gebracht, Befriedigung erhalten, gleichviel, welches die Haltung Chinas sei. Nnfflaud. Ueber den Tod des Großsürstcn - Thron - folgers Georg in Abbns Tiiman bringt der „Kawkas" die folgende Darstellung: Am !>. Juli befahl der Großfürst-Thron folger. sein Bcnzin-Mvtordrcirad voiziifiihre», und spazierte in zwischen im Palalsgartcii >M>cr. wo er die Blumenbeete besichtigte. Um 9 Uhr bestieg er das Velociped und fuhr in der "Richtung zur Sckarski-Anhöbe auf der Chaussee davon. Das Wetter war gut, der Wind schwach. Der Gloßsürst fuhr sehr rasch (das Dreirad hat eine Maximalgeschwindigkcit von 35 Werst in der Stunde). Nachdem der Eäsarewitich am PalaiS der Großsürste» Georg und "Alexander Michailvwitsch Vvrüüergesahrcn war, bemerkte er einen langsam vor ihm fahrenden Wagen, in dem eine Mikchsran, die Molvkanin iMvlokanen — Milchesscr, russische Sette, ähnlich den Diichoborzen: ihr Glaubensbekenntnis! kommt dem evangelische» sehr nahe! die Sekte ist in den letzten Jahrzehnten wiederholt der Gegenstand von Verfolgungen gewesen. — Red.) "Anna Dassvjew, saß. Sie kam aus AbbaS Taman und fahr ans das Gut des Grasen Olssufiew. Der Großfürst-Thronfolger gab ein Signal, und der Hnndiiinge der Tassoiew, Asanaffi Sscnienichin, lenkte sofort den Wagen ans die Seite und ließ den Weg für den vor- beifahrenden Großfürsten frei. Huldvoll lächelnd, erwiderte der Großfürst de» Gruß der beiden im Wagen sitzenden Personen, indem er sich verneigte, und setzte seine Fahrt dabei schnell fort. Der Wagen der Dassöjew fuhr »ach dieser Begegnung die ganze Zeit am Rande der Chaussee und lies; den Weg für die un gehinderte "Rückkehr des Cäsarewiisch frei. "Nach den Worum der Anna Filippowna Tassoiew waren keine zehn Minute» nach der eben beschriebene» Begegnung vergangen, als sie den Großfürsten auf dem Velociped znrucktehren sah. Sie bemerkte, daß der Groß fürst den Gang der Maschine verlangsamte und dickes Blut spie. Da die Dassvjew ein Unglück vorhersah. schickte sie sofort den Knaben Sieminichin in's PalaiS nach Hilfe. Sic selbst lief zum Großfürsten, stützte ihn und fragte: „Was ist Ihnen, Ew. Hoheit ?" „"Nichts," antwortete der Eäsarewitsch mit schwacher Stimme, und dabei versagten die Füße des Großfürsten den Dienst. Die Dassvjew ließ den Kranken langsam und behutsam aus die Erde niedergieiten und legte den Kopf des Eäsarewitich aus eine Stein- nnhöhe. Dann holte sie einen Milch krag, lies zum Bach, schöpfte Wasser und begann schnell den Kopf und den Mund des leidenden Eäsarewitsch mit Wasser zu erfrischen, und reinigte seinen Mund von dem geronnenen Blute. Ans das Anerbieten Anna Tassoicw's, Wasser zn trinken, nickte der Großfürst-Thronfolger, indem er seine» weit geöffneten Blick ans sic richtete, leicht mit dem Kops und gab durch eine schwache Handbcwegung leine Zustimmung zu erkennen. Aber er tonnte das Wasser nicht mehr zu sich nehmen. Jetzt bemerkte die Dassöjew zu ihrem Schrecken, daß Boies ver kündende Flecken ans dem Gesicht des Kranken hervorzutreten begannen. Um 9 Uhr 35 Min. verschied der Großfürst saust und ohne Leide». Von dem Augenblick, wo der Großfürst das Dreirad angehalteii hatte und abgestiegen war, bis zum Tode waren nicht mehr als süns Minuten vergangen. Anna Dassöjew, die immer noch ans die Möglichkeit, Seine Hoheit zu retten, hoffte, aber nichts thnn konnte, ließ den Eäsarewitsch aus derselben Stelle liegen und lief schnell zum Kvsaken-Wachtposten, der sich vor dem Palais der Großfürsten Georg und Alexander Michailowitsch befindet, um das traurige Ercigniß zu melden. "Ans dem Weg begegnete sie zufällig einem mnhnmedanischen Knaben und daraus dem auf der Ehanffee spazieren gebenden Leutnant dcS Mingrcli- schen Grenadier-Regiments Kassimow. Schluchzend theilte sie ihnen schnell den Unglückssall des Eäjnrcwitsch mit und letzte, nachdem sie sie znin Ort der Katastrophe geschickt hatte, selbst ihren Weg zu den Kosaken fort, "stach der Meldung der Dassvjew saßen die Kosaken in demselben Augenblick aus und sprengten znm Ort der Katastrophe und in das Palnis. Inzwischen hatte auch Sseminichin den Unglückssall qcmetdet, und ans dem Palais fuhren der "Arzt des Arvßfürsten-Thronfolgers, LeibmediknS "Aikanow, und dre Personen des Gefolges rn Eauipagen eiligst zur Ungkncksstclle. Tic Leiche wurde in dad Palais übcrgesührt und auf der vom Vinte gcrvthctc» Stelle wurde zunächst ein Zelt errichtet und ein Wachtposten daneben ausgestellt. "Am anderen TlM fand um 10 Uhr Morgens die Obduktion der Leiche und ihre Einbalsamir- ung statt. Durch die Obduktion ivnrde festgestellt, daß der Tod des Großfürsten infolge des Reißens eines Lungengefäßes und starken Blutverlustes einaetretcn war. Der NntcrrichtSminister hat die Schließung der juristischen Gesellschaft in Moskau verfügt. Man vermuthet, daß diese Maß regel niit einer Rede znsammeiihäiigt, die der Vorsitzende der Gesellschaft in einer allzu sreimüthigen Weise bei der Puschkin-Feier gehalten hat. Türkei. I» den letzten Tagen sind in Konstantinopel mehrere jungtürkischer Umtriebe beschuldigte Personen verhaftet worden. Hieivon stehen einige im Verdacht, Manifeste eines in Wien befindlichen jungtürlisch-armenischen Komitees vertheilt zu haben. Amerika. Ueber die ErINorduna des Generals Hcnreanr, des Präsidenten von San Domingo, werden aus New-Aork Einzel heiten berichtet. General Heureaux hatte eine Reise nach dem Norden und Westen des Landes gemacht, um gegen eine besürchtete Insurrektion Vorkehrungen treffe» zu können. Mittwoch Nach- wnrve in den Palast des Gouverneurs von Moca gebracht und wird noch der Hauptstadt übergesührt werden. Das Motiv des Attentates ist eigentlich ein privates. Der Mörder ist der Sohn eines Mannes, den General Heureaux vor fünfzehn Jahren hin« richten ließ. Damals mochte Caceres noch ein Knabe gewesen sein, aber man darf nicht vergessen, daß die Blutrache bei den Spaniern Vielfach noch durch eine "Art Familientradition fortbesteht. Die „New-Vork World" meldet aus Washington: Staats sekretär Hay und der Marinesekretär Lang halten es für unmög lich. daß Admiral Dewey die ihm zugeschriebene Aeußerung über . get. nächste Krieg Amerikas werde mit Deutschland sein, er habe keine Zeit, alles dumme Zeug und alle Lügen, die seit seiner Ankunft m Triest über ihn gedruckt wurden, zu bestätigen oder zu demen- tiren. — Der Bestich des deutschen Gesandten Mumm v. Schwarzen stein im Staatsdepartement in Washington stand in keiner Bezieh ung zu "Acnßcmngen des Admirals Deweh. Asien. Halbamtlich wird in Peking erklärt, irgend eine Allianz zwischen China und Japan stehe nicht zur Verhandlung und der Besuch der beiden Sonderacsandten in Tokio sei nur aus den Wunsch größeren Verkehrs und einer Förderung der freund schaftlichen Beziehungen zwischen beiden Mächten zurückzuführen. Kunst und Wissenschaft. s Im R e s id en zth ca t e r geht heute Abend der auch bei der ersten Wiederholung beifällig ausgenommene Einaktcr-Cyklus „Die Befreiten" von Otto Erich Hartleben in Scene. f Mit Ernst und Eifer, mit Glück und Geschick bekämpfen unsere privaten Kunstsalons die saRon wort« und suchen wenigstens einen Theil des allgemeinen Interesses an bildender Kunst, das die „Deutsche Kunstausstellung" mit dem iniponirende» Neichthum ihrer glänzenden Einzelerscheinungen anfangs ganz allein und vollstäildig zu absorbiren schien, wieder an sich zu reißen. Aller dings bedurfte man, um dieses Konkurrenz-Beginnen erfolgreich durchznführen, entweder allererster "Namen oder sensationeller — das Wort im besten Sinne verstanden! — Sonderansstelliingen. Darum ließ sich Herr Gutbier den "Nachlaß Vautier's aus Düsseldorf kommen, und Arno Wolfframm s „Dresdner Kunstsaion" führte »eben Hans Schwaiger eine stattliche Reihe schottischer K ünstler in's Treffen, deren Arbeiten für Dresden ebenso sehr den Reiz der Neuheit haben dürsten, wie die "Namen ihrer Urheber, die in der überwiegenden Mehrzahl zu Glasgow — meitgerühmten Angedenkens! — ansässig sind. Ueber die Schule von Glasgow etwas sagen zu müssen, ist heute überflüssig: seitdem die Schotten vor nun bald einem Jahrzehnt — t890 in München — mit geradezu erstaunlichem Erfolge in Deutschland debutirt und mit ihren wunderbar duftigen, Hellen und im Ton so unendlich seinen Laiidschastsbildern begreifliches Aufsehen erregt haben, steht ihr "Rcnominöe, man darf wohl sagen: unerschütterlich fest. Daß cs auch jetzt noch keiner Korrektur bedarf vor der Kritik des Kontinents, und daß die reichen Lobeserhebungen. die man ihren Meistern diesseits und jenseits des Kanals gespendet Kat, auch ans die Schüler und Nachfolger der epochemachenden Bahnbrecher angcwcndet werden können, darf mit auf richtiger Freude konstatirt werden. Das nimmt Einem nicht Wunder, wenn man sich die Bilder dieser Kollektiv-Ausstellung näher ansicht. Denn all' die besonderen Eigenschaften, die die Werke der großen Gründer der Glasgower Schule in so hervor ragender Weise auszeichneten. als da sind eigenartige, bei aller Realistik der Darslellungsweise stimmungsvolle Naturaussassnng, weiche, mehr verichwimmende, als bestimmende Konturen und Töne, vor Allem aber jenen etwas dünnen, doch virtuosen und immer aus drucksvolle» Farbeiworirag, findet man hier. Freilich sind diese früher speziell schottischen Acaleiaenthümlichkeiten und koloristischen Vorzüge heute, z» einem großen Theiic wenigstens, "Allgemeingut der besten Lcmdschastcr geworden, die natürlich in München wie in Paris, in Berlin wie Düsseldorf, in Dresden wie Wie» sich an dieser Glasgower Richtung hcrangebiibct »nd von ihr mannigfach "An regung empfangen haben. Merkwürdig, aber durch das enge Zusammengehen der schottischen Malerschiilen erklärlich, ist das gleiche Niveau der ans dieser Kollckiiv-Anöstellnng vertretenen Leist ungen . es wird Einem hier wirklich schwer, nach Qualitäten zu entstheiden. und namentlich die Landschafts- und Marine-Bilder sind fast alle gleich vortrefflich »nd zeigen besonders die Vorliebe der Schotten für möglichst Helle Farben. Dafür sind namentlich A. K. Brown s „L sawmgrciax in Lootlaaä" mit dem Ausblick aus das weite Meer, der biumcnbestandciicn Düne und dem wunderbar liarcnHffnmel.GevrgePirie »beinahe ganz in Weiß gehaltene „Pferde in Texas", Coventry's eitvas sehr kreidige Ansicht einer Gegend bei Kairo und von den Seestückcn Black s „llroppinc- ttre Liiot", aus dem man ordentlich die salzige, frffche Brise zn wirren scheint, geradezu typisch, während man an de» drei Bildern Patrick Dowme's, vornehm lich an dem alten Schloß bei Mondenschein und der „Englisch Village" die verschwommenen Töne und Linien der Schotten slndircn kann. Borzügiich in Farbe und Licht, koloristisch aus das Vornehmste abgestiinlnl, ist John Tcrris'„tVtwn all ii> Neues", das alle übrigen Hasenbilder dieser Kollektion, selbst die vortrefflichen eines James Kay, die schon um der geschickten farbigen Behand lung willen lobende Erwähnung verdienen, um eine ganze Länge ichlägt. Daß man in Glasgow bisweilen auch der hellsten Farbenfreude nicht abhold ist, beweist Gregor Wilson's „Snmwsr- clav in Seotlanä" mit den ini lachenden Sonnenschein spielenden Kindern, welcher das nicht weit davon hängende Mnhlen-Jdyll von "Robert Burns doppelt blaß und matt erscheinen läßt. Mit zwei entzückenden Landschaften ist John Henderson vertreten, dessen ..T ciouci^ cka/' zu den Perlen der Kollektion gehört neben Tulton Brvwn's sonniger Parkecke mit den Mönchen und Mcffo» Hunter's Scenerie aus dem schottischen Hochgebirge, die namentlich die Wolkensormatton geschickt wicdergiebi. Nicht unerwähnt soll ein schönes Porträt von William Pratt blechen, das nur etwas süßlich anmukhet, und ein virtuos gemaltes Blumenstück (Nyphetos-Roseii) von E. Perman. — Da diese schottische Kollektion, deren aparte Genüsse namentlich Künstler ans das Lebhafteste interessiren werde», nur sür kurze Zeit im „Dresdner Kunstsalon" verbleiben kann, sei ihr Besuch um so dringender empfohlen: sie lohnt selbst eine wiederholte und eingehende Besichtigung auf das Reichste. —o—. s Eine stattliche Trauerversammlung hatte sich vorgestern Nachmittag aus dem Trinitatis-Friedhot eingefunden, um dem vortrefflichen Hugo König. König!. Bayer. Professor, die letzte Ehre zu erweise». Unter den Anwesende» sah man u. A. die Herren Professoren Hofrath Kießling und Freye von Dresden. Ludwig Herierich von München, den Sekretär der Dciiffcheii Kunst ausstellung Paulus und den Bildhauer Ockelmann. Die Tcauerrede hielt Herr Tiakonns Beyer, der in ergreifender Weise ein Bild des Verstorbenen entwarf und seinen hohen künstlerischen Sinn, iowie die liebenswürdigen Eigenschaften seines Herzens mit überzeugenden Worten rühmte. Im "Namen der Dresdner Kilnstgcnossen legte nach ihm nlit einer kurzen Ansprache Herr Hofrath Pros. Kießling einen prachtvollen Lorbeer am Large nieder, dem Entschlafenen, der die Dresdner Kunst fern leiner Hcimath zu hohen Ehren gebracht, ein treues, ehrendes Gedächtnis; gelobend. Tranergesängc des Friedhofs- chvrs umrahmten die Feier, die einem hochstrcbcnden, reichbegabtc» Künstler galt, der in der Vollkraft seines Schaffens ans des Lebens sonniger Höbe abbernfen wurde von einem unerbittlichen Schicksal. Zu derselben Stunde, während der die irdischen Uebcr- reste des Künstlers in die kühle Erde gebettet wurden, schmückte die "Ausstellungs-Kommission der „Deutschen Kunstausstellung" draußen im AuSstellungspnlast König's schönes Bild „Svmmer- mondnacht" mit einem mächtigen Lvrbeerkrunz. während schon vor her Prof. Herierich im Auftrag der Münchner Sezession, der der Verstorbene als ein ebenso thätiges, wie begeistertes Mitglied an gehört hatte, einen Ehrenkranz vor dem Bilde niedcrgelcgt hatte. Sport-Nachrichten. (Wtgethkilt »»IN DrerbNik Sport - Weit - Vorniilt-IungSbureau OStar Richter, Dresden Marlin Luihorstralie s > Bei den gestrigen Rennen zu Neuh wurden iotgcnde Resultate erzielt: I. Rennen: >. Hodbam, 2. Mühsam, 8. Colliusia. 6g: ia. Nlab : so. 28, 28 : 20.) n. Rennen : 1, Jrrihum. 2. Fridolin, 3. Sonst, <Tot. 83 :10. Platz : 34, 42 : 20.) Hl. Rennen : 1. Canada. 2. Gisela. 3. Sprite IN. «Tot. 02 :10. Plah : 116. 101: 20.) IV. Rennen : 1. Diamant. 2. Verwirrung, 3. Skramasae. (Tot. 18:10. Platz: 38, 30 : 20.) Weiteres fehlt noch- « Dresdner Nachrichten. > S1I. Seite rr. Tiensitag. 1. August L8SS
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