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Dresdner Nachrichten : 01.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189908010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-01
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.08.1899
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Dvrsönev Nachrichten. Nr. 31L. Seite S. »» Dienstag. 1. August L8SS Vormittags von Pillnitz nach der Stadt. Nachmittags '/«I Uhr fand in, Residenzschlosse Königliche Tafel statt, nach welcher sich Ihre Maiestäten der König und die Königin gegen 5 Nhr aus den Jestplatz der privilegirtcil Bogenschützcngilde zum Besuche der Vogelwiese begaben. Abends kehrten die Königliche» Majestäten in daS Sommerhoflaaer Pillnitz zurück. — Bei Ihren Königlichen Majestäten fand am Sonntag Nachmittags 2 Uhr im Sommerhoflager zu Pillnitz Familien tafel statt, an welcher Ihre Könial. Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen des König!. Hauses theilnahmen. Zu dieser Tafel batten ferner Se. Durchlaucht der Prinz und Ihre Hoheit die Frau Prinzessin Sizzo von Schwarzburg Einladungen erhalten. Zur gleichen Zeit versammelten sich die König!. Suiten daselbst zur Marschallstafel. — Ihre Majestät die Königin besuchte gestern abermals unter Führung des Herrn Kommerzienrath V. Hahn und des Herrn Sekretär Paulus die „Deutsche Kunstausstellung": die hohe Frau kaufte wiederum mehrere Kunstwerke an. Auch Ihre K- K. Hoheit die Frau Prinzeß Friedrich August stattete gestern Nachmittag der Ausstellung einen Besuch ab. — Ihre Könial. Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzeß Mathilde sind am Sonntag Abend mit dem fahr planmäßigen Schnellzuge 11 Uhr 25 Min. zum Besuche Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Mar- nach Nürnberg abgereist. Nach einem kurzen Aufenthalt in Nürnberg werden die höchsten Herrschaften sich zum Besuche Ihrer Königl. Hoheiten des Fürsten und der Frau Fürstin Leovold von Hohenzollern nach Krauchenwies bei Sieg- niarinaen begeben. Ihre Königl. Hobelten gedenken gegen Mitte dieses Monats nach Dresden bez. Hoslerwitz zurückzukehren. — Den Kammerherrndienst bei Sr. Majestät den, König hat bis mit 3. August der Königl. Kammerherr v- d. PIanitz auf Naundorf übernommen. — Se. Majestät der König hat der ersten dlenstthnenden Dame Ihrer Kaiser!, und Königl. Hoheit der Prinzessin Friedrich August, Herzogin zu Sachsen, Frau Henriette Freifrau v. Fritsch geb. v Jordan Rang und Titel einer Palastdame Ihrer Majestät der Königin verliehe». -- sc. Majestät der König hat dem Rcgicrungsrath beim Hauptstaatsarchiv Dr. Phil. Otto Adalbert Posse den Titel und Rang eines Oberregicrungsraths verliehe» und den Verbandstoff sabrikanten Stadtrath a. D. Max Otto Johanne» Arnold in Chemnitz für die Zeit bis Ende September 1000 znni Handelsrichter bei den Kammern für Handelssachen im Landgericht Chemnitz ernannt. — Se. Excellenz der Herr Staatsmimstcr Dr. Schurig hat eine mehrwöchige Urmubsrcise angctreten. — Im 22. ländlichen Krcise, der bald 30 Jahre lang von dem in Bad Wildlingen verstorbenen Oekonomieratli Kökcrt vertreten wurde, hat eine am vergangenen Sonnabend stattgehabte Vcrtrancnsmanncrvclsninmlnng Herrn Gutsbesitzer Schlag in Lippendorf als Kandidaten ausgestellt. Herr Schlag wird der konservativen Partei des Landtags beitreten. — Tie Vogelwiese erfreute sich gestern Nachmittag des hohen Besuches Sr. Majestät des Königs. Ihrer Majestät der Königin und Sr. Könial. Hoheit des Prinzen Friedrich A ngu st. Eine ungezählte Menschenmenge hatte sich in der Nähe des Schützenzeltcs versammelt, um den geliebten Landcsherrn bei dieser Gelegenheit von Angesicht zu sehen und ihm zujubeln zu können. Nachdem kurz vorher Prinz Friedrich August mit seinem Flügeladjutanten Herrn Oberleutnant v. Hehgcndvrfs eingetroffcn war, erschien Punkt 5 Uhr das Königspaar in einem schmucken Vierspänner, welchem eine Gendalmerie-Abtheilung voranritt, Se. Majestät in Mantel und Gcnclalsniiiform, die Königin in einer Rode von marineblauem Atlas und einem ecemefarbiacn, in goldener Seide reich gestickten Kragen. Im Gefolge der hohen Herrschaften befanden sich die Herren Exccllcnzen Obcrstallmcistcr Gcncrallcntnant v. Chrenstein, Gcnernladjntaiit Generalleutnant Hingst. Oberhosmarschall Gras Vitzthum v. Eckstädt, Ober- ceccinonienmeistcr v. Metzsch-Neichcnbach, Obcrhofmeisteri» Iran v. Pflugk, Kanimerherren v. Minckwitz. Stammer und v. d Plonitz- Naundorff und die Hofdamen Gräfin Renttner, Irl. v. Naundorfs und Irl. v. Oppcll. In dem Königszelt, vor welchem Mann schaften des Lcib-Ärciiadier-Neglments als Wachposten ihres Amtes walteten, hatten sich die Herren Generalmajor v. Enrlowitz, Geh. Rath v. Kirchbach, Polizeipräsident Le Maistre, Polizei- hauptmann de Rudder, Oberbürgermeister Beutler, eine Deputa tion der Stadtverordnete», bestehend aus den .Herren Vicc- Präsident Baumeister Hartwig und Stadtbcrvrdnetcr Dr. Pvllack. sowie seitens der Bvgcnschntzengilde die Herren Vorsteher Geh. Hofrath Dr. Mehnert und Stadtrath Weigandt und die Depnkirten Hanse, Richter, Schulze, Jahne, Schlenkrich und Adam zur Be grüßung eingcflindeii. Die liebliche Tochter des Herrn Deputirten Schulze überreichte Ihrer Majestät ein prachtvolles Bongnet aus Marschall Niel-Rosen, ein Meisterstück der Blnmenbinderei, hcrvor- acgangcn aus der Hvf-Blumenhalle von Pressel, König Johann straße. Nach kurzem Aufenthalt begaben sich die hohen und höchsten Herrschaften nach der Schießhatte, wo Sc Majestät Persönlich das Schießen ans de» Hnnptvogcl erösfncte. Herr Depntirter Jähne führte hier daS Schießprvtökoll. Se. Majestät und Prinz Friedrich August gaben nun abwechselnd für die iämmtlichen Mitglieder des Königl Hanjes und dessen auswärtige Angehörige Schüsse ab. und jeder Treffer wurde von der gespannt lauschenden Menschenmenge mit lautem Jubel perkündet. Hieran anschließend wurde ein Rennen ans den elbwärts seitens des Königl. Oberhosmarschallamtcs ansgestellten, nur für diesen Tag reserpirten Vogel unternommen, welches gleichfalls von dem besten Erfolge begleitet war. Als mmmehr die hohen und höchsten Herr schaften sich zu einem Rundgang über die Festwiese anschickten, wurden sie von der versammelten Bevölkerung mit Hochrufen aus das Sympathischste begrüßt, und eine ausgestellte sängerschaar brachte cm von Herrn Balletmeisler Jcrwitz stammendes Fest gedicht klangvoll zum Vortrag. Das Königspaar betrat nunmehr das ans der Hauptreihc stehende „Theater Walhalla", um hier einer interessanten Doppel-Ausführung beiruwohnen. Zunächst überraschte eine Hellseherin mit dem überraschenden Kunststück, mit verbundenen Augen Alles zu offenbaren, was ein heruniwandeln- dcr Herr mit dem Finger berührte, sich zeigen ließ, oder was mit berumgcrcichten Würfeln für Augen Leworfcu wurden. Dabei glückten die schwierigsten Aufgaben, so sagte das Mädchen ohne Besinnen, daß Prinz Friedrich August nur mit dem einen Würfel zweisAngen geworfen, der andere Würfel „gebrannt" habe und daß sc. König!. Hoheit da»» den zweiten Würfel ans die Zahl sechs gestellt habe Zur Belustigung der distingnirten Zuhörerschaft vcrrieth das Medium serner, daß Excellenz v. Metzsch-Reichcnbach einen Hut von Herrn Hoflieferanten Lehmann trage, wie diese Tauscnvknnstlcnn es auch fertig brachte, n»f eine Tasci geschriebene Zahlen und Namen zu errathcn. se. Majestät der König persön lich hatte die gewiß ichwierig zu treffende Zahl 2.367.189 nieder- gcschricben und Execllen; Obcrcercmonicnmeistcr v. Mctzsch hatte darunter den Namen „Gustav" gesetzt Die zweite Abthcilung brachte das Geheimnis; des Berges Ararat oder die Bundcsarche Nonh's. Das überraschende Geheimniß dieses rcithselhasten, an scheinend nur ans Holz gearbeiteten leeren Kastens, welcher alsbald eine Fülle von Leben in sich barg, ohne daß man dessen gewahr werden konnte, woher alb das Gethicr gekommen war, erregte staunende Bewunderung. Hierauf begab man sich zu der Hagen- bcck'sche» Schaubude, Ivo zunächst die bereits mehrfach von höchsten Herrschaften in Augenschein genommenen japanischen Zwergpserde und das kleinste Pferd der Welt, welches trotz seiner »Msc in der Größe eines Markstücke» doch über sechs Jahre alt ist und ge wissermaßen ein lebendes Schaukelpferd darstellt, besichtigt wurden. So schüchtern wie dieieS Thier ob des hohen Besuches war, um so nngcbcrdigcr betrug sich der indische Zwerghirsch, weichen dcr Scharrsteller nunmehr im Arme getragen brachte. Auch dieses Threr, welches leider sein Gewerh avgeworfcn hat und zunächst den Eindruck eines kleinen Känguruhs »rächte, dem es auch in seinen ruckhasten Bewegungen ähnelte, soll schon süns Jahre zählen. Schließlich überraschte der hohe Besuch noch das Publikum, welches sich in Dcchant's Hippodrom mit Reiten belustigte. Die Hohen Herrschaften weideten sich mit sichtlichem Interesse, an dem Leben und Treiben in diesen: elegant ausgestutteten Salon und " ^ wo Se. Majestät den «meist« Beutler Gebotene vielerlei Genuß bereitet und daß er dem Dresdner Volksfest seine Sym pathien immer bewahren werde. Als das Königspaar hierauf nach kurzer Erguickurig den Wagen bestieg, stimmte in das von Herrn Geh. dr rzer Eraur— . Hosrath Dr. Mehnert ausgebrachte dreimalige Hoch auf unseren allergnädigsten König und Herrn und unsere vielgeliebte Königin daS tausendköpsige Publikum begeistert rin. worauf auch Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August, auf welchen Herr Stadtrath Weigandt ein Hoch ausbrachte, unter den gleichen jubelnden Zurufen de- Publikums gegen ^/«7 Uhr dm Feslplntz »«Hcb. — Die bereits am Donnerstag Abend irr her Diskussionsrednerin ausgetretene, noch ' Anarchistin ^rl Fanny Jmle als Güld'nen Aue" ... ..»»» »».»..ich lugendliche Fanny Jmle trat in einer am Sonntaa Vor mittag um 11 Uhr im Restaurant .Germania" ans der Albrecht- straße abgehaltenen öffentlichen Gewerkschaftsversamm lung über das Thema: ,Was lehren uns die Arbeiterkämpke der Gegenwart'/" als Referentln auf. Sie sprach ziemlich geläufig und brachte in ihren gehässigen Ausführungen u. A. vor. daß die Arbeiter weniger politisch als ökonomisch zu leiden hätte» und deshalb das Hauptgewicht ihrer Kämpfe aus das letztere Gebiet verlegen müßten. Der Arbeiter müsse zum Haß gegen die heutige ihm auseinauderaesetzt werden, daß er und das AusbeuiuilgSobjekt des Uuter- um zielbcwußten Arbeiter herangebildct ^assuiig der Lohnarbeit rc.. begeistert Gesellschaft erzogen und lediglich der Lohnsklave nehmers sei. Er müsse und für Ideale, als A . ... .... rc., begei werde». Ein Fluch für die Gewerkschaften sei es, daß die Arbeiter so zufrieden leie» und bei den jetzigen kleinen Lohnkümpsen dem Uiltcriichiiierthum so schnell die Hand zum Frieden böten; die Kämpfe müßten viel energischer geführt werden, denn ein verlorener Streik sei keineswegs eine Niederlage. In den gewerkschaftlichen Organisationen werde zu viel geschimpft und gequatscht, aber zu wenig gehandelt: jeder Kampf sei recht, wenn er nur zum Ziele führe. Nur auf internationalem Gebiete müßten sich die Gewerk schaften organischen, so daß schließlich einmal ein Generalstreik kn eene geletzt werden könne, welcher sicherlich zum Ziele führen und dem Proletariat die Freiheit bringen würde. Nachdem die Rednerin des Ferneren die Führer der Sozialdemokratie in ab fälliger Weise kritisirt und denselben besonders voraeioorfen hatte, sie betrachteten die Arbeiterschaft nur als Stimmvieh und führten sie an der Nase hemm, kam sie auf die angeblichen Verfolgungen der Arbeiter von Seiten der Unternehmer zu sprechen und vezeich- ncte schließlich das im Löbtauer Bauarbeiter-Krawallprozeß gefällte Schwurgerichtsurtheil als ein barbarisches, weshalb ihr von dem überwachenden Polizei-Beamten. Herr» Inspektor Born, das Wort entzogen wurde, welcher Maßregel die Auflösung der Ver sammlung folgte, als die Vcrsammlllilgs-Theiliichmcr dagegen demonstrirt hatten. — Von den Witterungsaussichtcn für A n g u st weiß Falb in seiner allgemeinen Charakteristik des Monats Folgendes zu berichten: „In der Witterung diese» Monats können ziemlich scharf zwei Hälften unterschieden werden. Die erste Hälfte rst reich an Niederschlägen, die Temperatur steht wiederholt unter dem Mittel, trotzdem sind die Gewitter vcrhältnißmäßig zahlreich und gleichmäßiger verthcilt, als im Vormonat. Die zweite Hälfte hat im Ganzen einen sehr trockenen Charakter. Die Temperatur hält sich nahe am Mittel. Die Gewitter sind in vieler Hälfte verhält- nißinäßia selten. Der 0. August ist ein kritischer Tag 3. Ordnung, der sich hauptsächlich durch auSgebrcitcten Regen bemerkbar machen soll, der 21. August ist ei» kritischer Tag 1. Ordnung, der jedoch wegen der vorherrschenden Trockenheitstendenz erst in den nächsten Tagen zur Geltung kommen kann." — Also endlich Aussicht, daß wir — notabcms wenn Falb Recht hat — einmal etwas trockene Witterung bekommen Gebrauchen könnten wir es ja Alle und überall. Der Landmalin hat zur anstehenden Ernte viel Wärme und Sonnenschein nöthig. ebenso wäre beides den zahlreichen Sommerfrischlern und Touristen von Herzen zu gönnen. Das Barometer zeigt gegenwärtig einen Hochstand, wie man ihn in diesem Jahre mir selten zu beobachten Gelegenheit hat; steht eS doch ziemlich beständig auf „Schön Wetter". Auch für den Monat September hat Falb in der Hauptsache trockenes Wetter vorher- gcsagt. so daß wenigstens die zweite Hälfte des Sommers genieß bar zu werden verspricht. — Der Tag des großen Vogel wicsenseuer Werkes steht im Ansehen der zahlreichen Fieranten der lustigen Zeltstadt neben den beiden Soniitageii ini besten, wahrhaft „goldenen" Renommee; falls der Himmel nicht einen Strich durch die Rechnung macht, wird an diesen drei Tagen von Alters her überall da» beste Geschäft gemacht. Freilich ans das Wetter kommt Alles an! So war auf demselben Areal, auf dem setzt die Vogelwiese ab- gchaltcn wird, am 18. Juni 1853, dem Äermühlunastage niiscrc» Königs, ebcnsalls ein großartiges Feuerwerk gcplanr, an das sich ein Wasserfcncrwerk auf der Elbe anschließen sollte: anhaltende Regengüsse machten das pyrotechnische Schuuspiel aber unmöglich. Damals hntte man wohl noch kerne Ahnung davon, daß hier dcrcinst die Vogelwiese abgehaltcn werden würde: denn noch dehnten sich prächtige Wiesen auf dem spätere» Festplatz aus, die zu dem ehemalige» „Vorwerk Lämmchen" gehörten, das. fern dcr iiiiicren Stadt, eine Idylle bildete. Sein Besitzer war Herr Oeko- »om Meißner, der es verstanden hatte, durch den ganz vortreff lichen Betrieb seiner Landwirthschaft nicht nur eine achtung gebietende Stellung, sondern ebenso wie seine Gattin durch Herzensgute allenthalben ein ehrendes Andenken sich zu sicher». DaS Kriegsfall!. 1866 ließ das „Lämmchen" vom Erdboden ver schwinden. Schanzen wurden errichtet und nach Jahren wieder niedergeriffen. ein neues Stadtviertel wuchs empor, und ein neues „Vorwerk Lämmchen" wurde an der Vlasewiper Straße anfgebant, das heute noch, nun ebenfalls schon von einem Häilscrineer um geben, besteht. Auf seinem Areal fand früher das Feuerwerk statt. Die Jugend versäumte es damals nie, am Morgen nach dem Feuerwerk in den angrenzende» Kartoffelfeldern nach Raketenstäben »nd verpufften Leuchtkugeln zu suchen, deren Ucbcrreste, an der Sonne getrocknet, immerhin noch beim An- brenncn eine Bengalsiammc ergaben. Anfangs der 50« Jahre wurde auch auf diesem Terrain die Vogelwiese von einem heftigen Schloßenwctter hciniaesucht, da» mit einer derartig elementaren Kraft hauste, daß fast alle Zelte, denn damals gab es nur Zelte auf dem Jestplatz, nicht nur zerstört wurden, sondern auch das Fest um einige Tage verlängert werden mußte, um den Budeninhabem Gelegenheit zu geben, den Schaden, durch neuen Verdienst wett zu machen. Ebenfalls eine Verlängerung der Dauer des Festes um einige Tage wurde im Jahre 1669 bewilligt, als sich das Gruben unglück im Plauenschen Grunde ereignete. Der Jestplatz wurde am Montag daraus abgeschlossen und überall wurden Kassen auf gestellt, deren Inhalt an die Wittwen und Waisen der ver unglücken Bergleute vertheilt wurde. Aber auch der neue Jestplatz an der Blumenstraßc hat schon eine Verlängerung der Vogelwiese wegen andauernden Negenwetters vor 5 Jahren gesehen, während vor 2 Jahren das Hochwasser der Elbe eine Vcrichicbuna des Festes um volle 8 Tage nöthig machte. Hoffentlich macht der Himmel diesmal sein bestes Gesicht, damit die guten Aussichten und all' die frommen Wünsche nicht elendiglich zu Schanden werden durch daS feuchte Element, das sich in diesem Jahre schon mißliebig genug gemacht und darum allen Grund hat, die leidende Menschheit veuvhnlich zu stimmen. — Ans die von den Gemeinden Löbtau und Cotta an die Amtshnnptmannschast z» Dresden-Altstadt gerichtete Beschwerde über die Ablagerung von MarkthaUcn-Absällen ans dem Kcwillerei- Griliidstück hat die Aintshauptmannschnft die Gcmeindcräthe der bciden genannten Ortschaften beichiedcn. daß in Verfolg eines be züglichen amtshniiplmannschastlichen Ersuchens Herr Oberbürger meister Beutler bereits am 27. v. M. nicht bloS die sofortige Einstellung dieser Ablagerungen angeordiiet. sondern auch die allmähliche Beseitigung derselben mit Eintritt der hierzu allein günstigen kälteren Jahreszeit zugesichert hat. — Amtlich sind in den letzten 48 Stunden in Löbtau 10 Typhus-Erkrankungen neu aiigemeldct worden. Die Gesammtzahl der Todesfälle beträgt nach amtlicher Aufzeichnung 5, ausschließlich des in Meerane am Typhus verstorbenen Svortel- kassircrs Flinke. H Hieraus ist zu ersehen, , ^ >itz zu der Zahl der Erkrankungen glücklicher Weise . ^ ^ daß die Zahl der Todes fälle im Verhält»! eine geringe rst — Die Arbeiten an der H o ch legung der Dresden-Bvden- bacher Bahnlinie sind so weit vollendet, daß gestern das eine Gleis und zwar dasjenige, das von Zügen in der Richtung Dresden - Pirna befahren wird, in Betrieb genommen werden konnte. Der erste Zug. der über die neue Anlage geleitet wurde, war der vom hiesigen Hauptbahnhofe Vormittags 9 Uhr 15 Min. abfahrende Pirnacr Lokalzug. Es steht zu erwarte», daß binnen kurzer Zeit auch das zweite Gleis der Hochcmlcige m Benutzung genommen wird. — Die etwas unsichere Witterung am vorgestrigen Sonntage übte auf den Personenverkehr von hier nach den Vororten einen etwas nachtheiligen Einstuß aus, dagegen war aber der Zuzug aus den Vororten nach unserer Residenz zu der hier ftatt- pndenden Vogelwiese ein sehr lebhafter. Den größten Verkehr hatte wieder der Altstädter Hauptbahuhof zu bewältigen, in dessen Hallen 36 Sonderzüge aus- und eiuliefen und zwar 19 auf der Bodenbacher und 17 aus der Chemnitzer Linie. Vom Leipziger Bahnhöfe aus kamen Il Sonderzüge nach und von Kötzschenbroda- Meißen und vom Schlesischen Bahnhofe 6 solcher Züge nach und von Kloksche-Radebera zur Abfertigung. Der Fahrkartenverkauf belief sich auf dem Leipziger Balmhofe auf nahezu 1900 Stück nach den Lvtznitzstationrn. aus dem Schlesischen Bahnhöfe nach Heide stationen auf etwa 1950 Stück und auf dem Wettiner Bahnhof» auf ungefähr 1600 Stück der verschiedenen Zugsrichtunaen. I» Radebeul und Kötzschenbroda wurden über 1800 Fahrkarten nach unserer Residenz verausgabt. — Sehr gute Besetzung zeigte de, vorgestern von Chemnitz und Hainichen anläßlich der Vogelwiest hier eingetrosfene Sonderzug. Derselbe mußte in drei Theiken abgefertigt werden, die von nahezu 2500 Personen benutzt waren. — Am Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche ha, hier in den „Drei Raben" der 23. Deutsche Perrücken macher- und Friseur-Verba ndstaa stattcwfuirden. Der Vorsitzende Hugo Baumgarten-Berlin «öffnete die Verhandlungen niit eurem Hoch auf den Kaiser, sowie König Albert. Der Verband besteht zur Zeit aus 25 Innungen mit 800 Mitgliedern und 206 Einzelmitglledem. Der HauShaltungüplaii 1899 1900 wurde in Einnahme und Ausgabe mit 6685,75 Mk. von der Versammlung ^e- ilehmigt. Durch den Stellen-Nachweis wurden a» 1616 Gehilfe», sowie an 1365 Prinzipale Stellen nachgewiesen. Bei der Diskus sion über den Stand der Neuorganisation der Verbands-Jnmingen »ach dem Gesetz vom 26. Juli 1897 und de» Ansführungsbestinim- iliiaen vom 1. März 1899, sowie über die Stellungnahme der Be hörden dein Perrückenmacher-Gcwerbe gegenüber berichtete Ober meister Gußninnn-Leipzig. Die Versammlung nahm hierzu folgen den Beschluß an: Der Verbandstag Deutscher Perrückeinnacher- und Friseur-Innungen soll an den hohen Bundesrath eine Petition richten: daß fortan für daS Perrückenmacher- und Frffeurgewerbe nicht mehr die Bestimmungen des 8 105s der N.-Ä--O., sondern des 8 105b, Abs. 2 der R.-G.-O. Anwendung finden mögen. Weiter beschloß man. die Modebilder im Fachblatt in Zukunft nach deutschen Frisuren hcrzustellen und sich dadurch meyr un abhängig von französischem Einfluß zu machen, sowie serner die Be willigung eines läbrliche» Betrages aus der Verbandskasse zur lingsarbeiten zur Förderung des Gewerbes. Ilährigen VerbandStnges wurde Düsseldorf Prcimiirung von LchrlingSarbeiten Als Ort de» nächstiähi' bestimmt. — lieber die epentnelle Einsühluiig eines „Abmelde scheines" mit ein« von der Vereinigung der Bürgermeister mittlerer und kleiner Städte und bcrnfsmätzig« Gemeindevorstände in ein« Eingabe niigedenlctcn Inhaltsangabe und ein« auch bet wiederholtem Wechsel des Aufenthaltsortes geeigneten Beschaffenheit sind zur Zeit Erörterungen im Gange. — Die A »S kn» s ts ert he i in n g a» Auswanderer erfolgt bekanntlich durch das Auswärtige Amt in Berlin. Daneben wirken die aus Anregung der Deutschen Kolonialgcsellschaft «richteten Auskunftsstellen in Berlin und Dresden. Letztere wurde vom Januar 1897 bis Dezember 1698 von 154 Personen schriftlich und fast täglich mündlich in Anspruch genommen. Vom Januar 1893 bis Dezember 1397 erfolgten 577 schriftliche Anfragen. Die Ans- erhatten kostenlose Auskunft über das Klima, waiidernngslustigcn können Am 14. März ds. I. trat der Vorstand der österreichisch ungarischen Kolonialgescllschaft in Wien mit dem Leiter Herrn Klossel bei der Königl. Kreishauptmannschast Dresden in Ver bindung. um Einrichtung und Thätigkeit der hiesigen Auskunfts- stelle kennen zu lernen, zu dem Zwecke, in Wien eine ähnliche Institution in s Leben treten zu lassen. — Heute feiert ein treuverdicnt« Beamt« der Königl. Polirei- direktion, Herr Polizei-Inspektor Langguth, Vorstand de» 4. Polizeibezirks tFricdrichstadt). sein 25jätiriges Dienst-Jubi läum als Polizeibeamter. Der Jubilar diente früher beim Schützen-Regiment Nr. 108, zuletzt als Sergeant, machte bei diesen, Regiment den Feldzug 1870/71 mit und nahm an allen für die sächsische Armee ruhmreichen Schlachten und Gefechten Theil. Das Albrechtskreuz, die silberne St. Heinrichs-Medaille, Ehren- und Eriniierllilgs-Medaillell schmücken die Brust des Jubilars, dem cs heute nicht an zahlreichen Glückwünschen von nah und fern fehlen wird. — Auf der Waisenhausstraße hat sich durch den Ab bruch des Gr»»dstücks Nr. 13. aus dem der Neubau der Säch sische» Handelsbank erstehen soll, an dem nachbarlichen Hause Nr. 11 trotz Stützbalken und sonstiger Schutzniaßrcgeln schon seit einiger Zeit an der direkt nach der Waisenhausstraße freistehenden Ecke eine Senkung bemerkbar gemacht, die am Sonnabend noch eine Zunahme «sahren hat, so daß an diesem Hausthcil jetzt mehrere ziemlich schlimm cinsseheiide Nisse und Abweichungen von der geraden Linie sich zeigen. Auf Grund baupolizeilicher Anordnung sind deshalb in allen Etagen des Hauses Nr. 11 die der fraglichen Brandmauer zunächst gelegenen Lokalitäten geräumt worden; rm Parterre waltet jedoch ein Friseur noch ruhig seines Amtes. Durch Anbringung weiterer Stutzen und Steffen glaubt man Schlimmerem vorgebeugt zu haben. — Der Verband der deutschen Berussfeucr wehren beabsichtigt, ff» koiiimendcn Jahre seinen Verbandstag in Leipzig abzuhaltcn: die einleitenden Schritte hierzu sind bereits gethan worden. Der Rath zu Leipzig beschloß, dem Verband der deut schen Beriifsscuerwcyren die Bereitwilligkeit ailsziliprccheii, den VerbandStag im Jahre 1900 auszunehmen. Gleichzeitig hat der Rath die Bewilligung von Mitteln zur Abhaltung des VcrbandS- tags in Aussicht gestellt. — Der von der hessischen Regierung gcmaßregeltc Professor Dr. Schiller wird nach ein« Mittheilung der „Franks. Ztg." Gießen am 8. August verlassen und nach Leipzig übcrsiedeln. wo sein ältester Sohn als Rechtsanwalt lebt. In Leipzig gedenkt Dr. Schiller zunächst die letzte Hand an eine vierbündige Welt geschichte zu legen, die er während der letzten Jahre geschrieben hat: sodann aber beabsichtigt er. bei der philosophischen Fakultät zu Leipzig die Genehmigung zu sein« Habilitirung als Pribat- oocent für Pädagogik zu «wirken. — Mittweida. Aus dem Neumarkt hiecselbst ist ein groß« Holzbau errichtet worden, der bestimmt ist, während des am Sonnabend den 12. und Sonntag den 13. August stattfindendcn T e ch n i k u m - A »l a g en f est es, das mit Küiistlcr-Spezialitciteir ausgerüstete Barietsthecit« „Wiener Orpheum", sowie die Spiel hölle „Monaco" aufzunehmen, woselbst, man höre und staune, 3153 zchnpfiindige Schinken, Frühstückskörbe, Rollschinken u. s. w. der glücklichen Gewinner harren. Auf dem in diesem Jahre ver größerten Fcstplatze finden aicher sonstigen Veranstaltungen großes Eoncert der Stadtkapelle, Vorträge der hiesigen Gesangvereine, und an beiden Festtagen Abends allgemeine Illumination der Anlagen und des Technikums statt. Seitens der Staatsbahn dürsten für Sonntag den 13. August wiederum einige Extrazüge von Chemnitz und von Döbeln nach hier abgclassen werden. Tagksgeschichte. Deutsches Reich. 9! cich § kan; le r Fürst Hohenlohe ist gestern Vormittag von München nach Auffcc abgcrefft. Der Herzog und die Herzogin Karl Theodor in Bayern sind mit den Töchtern Elisabeth und Gabriele gestern Vormittag zum Besuch der Kaiserin nach Berchtesgaden abgcreist. In Vertretung des Reichskanzlers bcgicbt sich Uiltcrstaats- sekrctär Rothe zur Beerdigungsfeicr des Bürgermeisters Bcrsmaim nach Hamburg. Der General der Infanterie z. D. v. Boe h n. zuletzt kam» mandirend« General des 6. Armeekorps, ist in Berlin gestorben. Neber die Bethcilikzung Deutschlands ander Friedens konferenz schreibt die „Köln. Ztg.": Deutschland hat aus der Konferenz nicht nur eine ehrenvolle, sondern selbst eine hervor ragende. in manch« Hinsicht tonangebende Nolle gespielt, ein Ur- tbeil. dem nicht nationale Voreingenommenheit, sondern offene Acrißerliiigen von Vertretern ander« Staaten zu Grunde liegen. Der Oberst Groß v. Schwarzhof war durch die Rede, mit der er der Abrüstungsfrage das Lebenslicht ausgeblascir hatte und die aus alle Anwesenden einen überwältigenden Eindruck gemacht haben muß, eine der hervorragendsten Persönlichkeiten der Konferenz geworden. Dasselbe darf auch von Prof. Dr. Zorn gesagt werden. Hatte ihn schon leine kurze kraftvolle Rede, in der er den obliga torischen Charakter eines internationalen Schiedsgerichtsbofes für Deutschland mit aller Entschiedenheit ablchiitc. in den Vordergrund gerückt, so feierte er durch seine am 20. Juli gehaltene Rede einen groß artigen Triumph. Denn als ein serbisches Mitglied, der Professor Welrkovitsch. ihn fragte, weshalb denn Deutschland daS obliga torische Schiedsgericht abgelehnt habe, erhob sich Professor Dr. Zorn und setzte in einer improvrsirten Rede seinen Standpunkt noch einmal auseinander, betonte aber dabei mit dem größten Nachdruck, daß die deutscheRegierung ebenso wie alle anderen alle zur Erhaltung des Frieden- dienenden Bestrebungen thatkrüftig und freudig unterstützen werde. Ein ungeheuerer Beifallssturm lohnte den Redner, und der Vorsitzende Bourgeois sprach ihm mit feurigen Worten den Dank und die Bewunderung der Anwesenden^ ' Die anderen deutschen Brrtret« hatten weniger
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