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Krauße am andern Morgen noch auf ihrer Strohmatratze ge legen hat. — In der Gemeindeversammlung der Deutschkatholikcn in Leipzig theilte Herr Professor Roßmäßler ein Schreiben der Dresdner Gemeinde mit, in welchem diese erklärt, bezüglich der Aeußerungen der königlichen Staatsregierung, wonach die deutsch, katholische Religionsgenossenschaft nimmermehr das Recht habe, den evangelisch-lutherischen Kirchenglauben zu bekämpfen, und die selbe an den Wortlaut des im Punkt 2 des Anerkennung« gesetzes niedergelegten Symbols schlechterdings gebunden sei, und daß jede Abweichung von diesem Symbol die Eristenz der be treffenden Gemeinde in Frage stellen werde, einen feierlichen Pro« lest gegen die Maßnahmen des hiesigen Ministeriums des Cul- tus und Unterrichts erheben zu wollen und diesen Protest nicht nur als Ultimatum ihrer Willensmeinung hinzustillen, sondern selbst in dem Falle aufrecht zu erhalten, wenn, wie leider zu erwarten steht, momentan kein Gewicht darauf gelegt oder der selbe auch ganz und gar verworfen werde. So lange das Gesetz besteht — und es könne nur in Uebereinstimmung mit den Kammern zurückgenommen werden — will die Dresdner Gemeinde an ihrem Rechte festhalten, oder aber mit Gewalt untergehen. Gegen eine Stimme wurde beschlossen, sich dem von der Dresdner Gemeinde beabsichtigten Protest anzuschließen, dasselbe der Chemnitzer und Gelenauer Gemeinde anzurathen und es der Dresdner Gemeinde zu überlassen, ob sie selbst im Namen der Gemeinden diesen Protest ausarbeiten oder dies dem Landeskirchenvorstand überweisen wolle. Allerdings sei es mög lich. daß die eine oder andere Gemeinde, oder beide entweder gar keinen Protest, oder einen solchen selbstständig erheben woll ten, doch könne man nicht umhin, dieselben dringend zu er suchen, in solchen Gemeindeangelegenheiten, wie es zeither immer geschehen, gleichmäßig vorzugehen. — Eine wichtige Entscheidung. ES ist eine in der Privatcorrespondenz viel verbreitete Gewohnheit, kleine Drucksachen, insbesondere Zeitungsblätter, in denen sich eine den betreffenden Corrcspondenlen interessirende Notiz befindet, ohne Beifügung schuft licher Erläuterungen unter Kreuzband zu versenden, indem man den Adressaten durch ein Anstreichen der bezüglichen Stelle auf den Zweck der Sendung aufmerksam macht. Nach einem neuen Be scheid der Berliner Obcrpostdirection ist dies jedoch unzulässig. — Der mit einem Pferde in Möckern bei Leipzig davon ge gangene Mann, von dem wir berichtet, ist auf eine ganz eigen thümliche Weise noch am Abende und auch am Orte der Thal er kannt und verhaftet worden, ohne daß eS dem recherchirenden Gensd'arm bekannt geworden war. Er hatte sich nämlich in der Dunkelheit des Abends auf den in jener Gegend sich mehrfach windenden Feld- und Waldwegen verirrt und war, vielleicht ohne es zu wissen, wieder nach Möckern zurückgekommen, aber in einem andern Gasthofe eingekehrt. Hier hatte er sich durch das dem an wesenden Hufschmiede des Orts bekannte Pferd verrathen, war in folge dessen festgehalten und dem k. Bezirksgerichte zu Leipzig über liefert worden. Er führte ein Wanderbuch und einen Paß bei sich. Nach jenem ist er der Mühlknappe Hermann Barth aus Saatfeld und nach diesem der Fleischergeselle Karl Müller aus Kositz. Tagesgeschichte. Berlin, 18. Febr. In den Abgeordneten-Kreisen erzählt man sich von einer Unterredung, die jüngst der König mit einem hervorragenden Landtagsmitgliede gehabt haben und deren Gegen stand die Tragweite der Beschlüsse in der Adreß-Debatte gewesen sein soll. In dieser Unterredung soll das Landtagsmitglied das Einverständniß zwischen Krone und LandeSvrrtretung betont und dabei schließlich auf das Auftreten und die Richtung des Abgeord- Hamburg. Schon wieder hat Napoleons „Erzbroschüren- schreiber", wie ihn die spöttischen Pariser nennen, Herr La Guerro» nidre eine jener Broschüren in die Welt gesandt, welche heutzu tage für Ereignisse gelten und einen Schatten der Dinge, die da kommen sollen, von sich werfen. ES handelt sich um Napoleons Stellung zum römischen Stuhl, die nachgerade unhaltbar zu wer den anfängt und die bekanntlich einen Kernpunkt der italienischen Frage bildet. In der erwähnten Broschüre, die diesmal unmit telbar aus dem Kabinet des Kaiser- stammt und Anlaß zu hefti. gen Ministerdebatten gegeben hat, wird ausführlich dargelegt, wie Frankreich sich seit Jahren bemüht habe, den Papst zu dringend nothwendigen Reformen zu veranlassen, dabei aber stets auf schroff, sten Widerstand de- römischen CabinetS gestoßen sei, der alle Re formbestrebungen de- Kaisers zu vergeblichen machte. Dann wird hervorgehoben, wie undankbar die päpstliche Regierung sich gegen ihren Beschützer in Pari« erwiesen habe, dessen Armee PiuS IX. im Jahre 1849 wieder auf den Thron gesetzt und ihn 12 Jahre lang gegen die Revolution, mit der ihn sein eigenes Volk bedroht, geschützt hat. Napoleon erklärt, er wünsche eine Versöhnung Jta- lien- mit dem Papste und bis diese erfolgt sei, werde er die fran zösische Armee in Rom lassen, da er weder Italien dem Papste opfern, noch den Papst den Stürmen der Revolution preisgeben wolle. neten v. Vincke hingewiesen haben. Hierbei werden nun dem Kö nige folgende Worte in den Mund gelegt: „Vincke ist ebenso geist reich als ehrlich. Die Krone wie das Land bedarf solcher Män ner. Ich bin fest überzeugt, Vincke würde im edelsten Eifer in erster Reihe stehen, sofern man sich herausnehmen wollte, an dem Throne zu rütteln!" Wien, 17. Febr. Als ein Beitrag zur Rechtspflege, wie sie jetzt in Ungarn gehandhabt wird, geht den Wiener „Neuesten Nachrichten" eine Korrespondenz aus Steinamanger zu, welcher wir folgendes Faktum entnehmen: „Es ist heute Morgen eine jüdische Deputation, mit dem Rabbiner an der Spitze, von OlSnitz hier her angelangt, die an den Bisottmany (ComitatSauSschuß) eine Klageschrift einreichte über folgende- Justiz-Attentat: Am 27. Jan. 1861 brannte das Wohnhaus des OlSnitzer ESküt, Namens Berke, ab. Bei dieser Gelegenheit wurde dem Eigenthümer Mehrere- ent wendet, unter Anderm auch seine goldene Taschenuhr. Nach eini gen Tagen wurde der Thäter erwischt, «in berüchtigtes Indivi duum, das schon oft wegen Diebstahls bestraft wurde. Es wur den bei ihm auch di« gestohlenen Gegenstände gefunden, nur die Uhr war nicht mehr in seinen Händen. Nach einem strengen Exa men gestand der Dieb ein. daß ein Jude ihm die Uhr abgekauft hätte; der Name des Juden sei ihm aber unbekannt, nur so viel wußte er, daß der Käufer in einem neuen Hause zu Olsnitz wohne. Man führte ihn nun zu einem neuen Hause, wo ein jüdischer Kaufmann, Namens Moritz Ascher, wohnte. Auf die Frage, ob dies der Käufer sei, sagte der berüchtigte Dieb ganz einfach Ja. Trotz der Betheuerung Ascher's, daß er diesen Menschen nie ge sehen und auch die Uhr nicht gekauft habe, wird er gebunden, abgeführt und ins Gefängniß geworfen. Der Stuhlrichter, ein Herr v. Kereßturi, gewesener k. k. Beamter, vernahm den Juden, sagte ihm, er möge die Uhr einfach hergeben, er werde mit einer ganz geringen Strafe abkommen rc. Der Jude konnte aber nicht- eingestehen, da er die Uhr nicht hatte. Der Stuhlrichter ließ nun bis zur Einleitung der gehörigen Untersuchung den Ascher im Ge fängniß und behandelte ihn ganz human. Der Stuhlrichter ging Tag- darauf nach Stcinamanger zur Sitzung. Während seiner Abwesenheit ging der über den Verlust seiner Uhr untröstliche Es- küt Berke mit zwei Panduren in's Gefängniß und stellte ein neues Examen mit dem Angeklagten an Er ließ ihn vorläufig durch die Panduren ohrfeigen; als die« nicht« nützte, ließ er ihn mit Etockstreichen furchtbar zurichten; der arme Teufel soll, ganz ge ring gerechnet, hundert Hiebe erhalten haben, nicht nur auf den Hinterleib, sondern auch auf den Rücken, die Brust, so daß die Haut sich in Fetzen ablöste. Da auch dies erfolglos war, so ließ er ihn binden, und zwar gab er ihm den Strick um den Hals und ließ den Kopf zu den Füßen Hinbinden, so daß der Körper die Radform erhielt. Er ließ ihn nun hin- und herroüen. Der bewußtlose Unglückliche wurde darauf durch den Herrn Esküt wie der dadurch zum Leben gebracht, daß er über ihn einige Eimer kaltes Wasser gießen ließ. Dann setzte der Wütherich die Tortur fort; er band ihm die beiden Daumen fest zusammen und hängte ihn an den Daumen auf. Der hinzueilende Komitatschirurg, der gegen die Schinderei protestirte, bekam von dem Panduren einen Kolbenstoß. Endlich ließ der Esküt sein Opfer im Kerker zurück und entfernte sich. Ich habe heute das Visum repertum gelesen,' e« ist von einem Chirurgen (Christen) ausgestellt und lautet wie folgt: Die behaarte Kopfhaut an vielen Stellen klaffend, die Haare