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2)vrabend-WaS S6. Jahrgang. S87 Mitt»och, 2. Augup 1V22 Gegründet 1888 »ratzk-nschnTI: H.chrlchle» »««,»««. ktrrnlprecher. Sammelnxmmer 2S 2N^1. Nur str N-chlgrspriiche: 20 c>11. Bezugs-Gebühr Dt« l IpaMa« rr mm dr»u» J»tl» M. s,—, aukrrhald Sachs»»« M. I I,—. gomUl»» o»4«>g«n, AUL«ta»n unter SI«Uen. und WohnungrinarkI, Ilpollige An» und v»r- Äuzelgeu-^?rel>e. kdus» Nachlak. DorrugrplLtz« laut Darts NuswSrtta« AuslrLg« a»v«n Darau,d»zad>un,. Sinupret, d«, DoradrnddtoN»» M. 1^0. Schrkf»«N«q und Kouplq«sch»s>-N«»»: »arl»nitr»«,« SS/chv. Druch u. 1t»rt«, »an Llrpsch » »«lchar». In -»a»sch»».K>mtr> 1OSS Dr»,»»». N-chdru» nur mV deuIUch«r au»ll»nan«ad« <.Dr»»dn»r Nachr.l »ulLsslg. — Unverlangt» Schristsw,»» werden nicht -ustewahrt Ae deutsche Ablehnung der Ausgleichszahlung. Der Wortlaut der Anlworl an Poincar6. <Drahtmelbunaunsr«rUerlinrrSchrIstleItung.> Berlin, 1. Aug. Die Antwortnote der deutschen Rente rnng auf die französische Rote vom 26. Juli, in der das deutsche Ersuchen vom 14. Juki um Herabsetzung der Bar zahlungen tm AuögtcichSversahren und aus Urteilen der gemischte» Schiedsgerichte Artikel 297 o ab gelehnt wurde, ist heute vormittag durch die deutsche Bot schüft in Paris der französischen Regierung übergeben »vor- den. Sie lautet: Herr Ministerpräsident! Ich beehre mich den Empfang der Note Eurer Exzellenz vom 26. Juli 1622 zu bestätigen. DaS Abkommen über die Ausgleichszahlungen vom 16. Juli 1921 ist von Deutschland nicht mit einzelnen Machten, son dern mit der Gesamtheit der beteiligte« alliierten Regie rungen abgeschlossen worden. Demgemäß ist die Note der deutschen Regierung vom 14. Juli, die der französischen Regierung bekannt ist, gleichzeitig an die anderen haupt- beteiligten Mächte gerichtet worden. Die deutsche Negierung kau« sich über ihre weitere Stellungnahme aus diesem Grnube erst schlüssig machen, wenn sich alle beteiligten Regie rungen geäukcrt haben. Eine andere Haltung ist ihr auch angesichts der i» ultimativer Form angedrohten, nicht näher bezeichncteu Maßnahmen Frankreichs nicht möglich. Indem sich die deutsche Regierung ein weiteres Eingehen auf die Lache selbst vorbehält, bemerkt sic schon jetzt, die Zahlungen, die Deutschland im Ausgleichsverfahren und aus Artikel 297 o leisten muh. können letzten Endes nur aus derselben Quelle geschöpft werden, wie die Reparationszahlungen, gleichviel ob es sich um Schulden des Reiches oder um Privatschulden handelt. In beide» Fällen bleibt die Notwendigkeit der Herausnahme von Devisen aus der gesamten deutschen Wirtschaft die gleiche, und für die Wirkungen dieser Reparationen auf den Markkurs ist es ohne Bedeutung, an welcher Stelle und aus Grund welcher Paragraphen die Zahlung erfolgt. Denn die deutsche Volkswirtschaft die Entziehung von monatlich 50 Millionen Goldmark für Repara tionszahlungen nicht kragen kann, so wäre es eine Illusion, zu glauben, daß die Ausgleichszahlung und fast 40 Millionen Goldmark monatlich weiterhin auf gebracht werden können. Alle diese Leistungen können nur als ein einhcit- lichesGanzes betrachtet und in einem einheitlichen Plan behandelt werden. Der deutsche Antrag, der nicht eine Kürzung der Ansglcichszahlnngen, sondern lediglich ihre Ber- teilung ans einen längeren Zeitraum bezweckt, beruht auf denselbeu Gründen, die für die dcutschc Regierung bei ihrem Antrag aus Gewährung eines Moratoriums für die Repa rationszahlungen maßgebend gewesen sind, nämlich der der zeitigen Erschöpfung der Fähigkeit Deutsch lands zu Zahlungen in ausländischer Währung, die in dem katastrophalen Niedergang der Mark deutlich zum Ausdruck kommt. Inzwischen ist nach dem Eingang der Note Eurer Exzellenz ciu neuerSturzder dcutschenWährung eiugctretcu und die Mark bis aus ihres Friedcuswertes gesunken. Deutschland macht alle Anstrengungen, seine ans dem Kriege entstandenen Beipflichtungen zu erfüllen. Hierzu ist aber vor allem die Gesundung seiner Volkswirtschaft not wendig. Diese wirtschaftliche Wiederherstellung wie die ganz Europas kan« jedoch nur erfolgen durch die alsbaldige soli darische Zusammenarbeit aller beteiligten Mächte. Eine Politik der Drohungen wirkt nicht wieder aufbaueud, sonder» zerstörend. Gcz. Dr. Wirth. Belgischer Einspruch gegen -ie Siele Poinearös. Paris, I. Aug. „Petit Journal" meldet, Belgien habe beschlossen, gegen die Note Poincarvs bei der Reparations- kominission Einspruch zu erheben. Es handle sich um eine interalliierte Frage, in der Frankreich nicht nns eigene Faust Forderungen aufstcllcn könne. Die franzö sischen Forderungen stellen überdies die Prioritätsrechte Belgiens tn Frage. Die Reparationskommijsion habe nach dem Vertrag von Versailles ein Recht aus alle deutschen Ein nahmen. Etwa verfügbare Mittel Dentschlands seien in erster Linie sür die eigentlichen Reparationen zu be anspruchen. Belgien ersucht die Reparatiouskommission, die Begleichung der Forderungen französischer Privat gläubiger in Dentschland in gleicher Weife zn untersagen, wie dies bei sonstigen AuslandSzahlungcn geschehen ist. „Petit Journal" fügt hinzu, es sei bedauerlich, daß die Dinge eine solche Wendung genommen hätten, da hierdurch die Ver handlungen in London gewiß nicht erleichtert würden. Ein provisorisches Moratorium? London nur eine Vorkonferenz! Paris, 1. Aug. Im Auswärtigen Amte wurde den französischen Pressevertretern gestern erklärt, Poincarö werde das von Llvnd George genannte Datum für die Lon doner Konferenz, den 7. August, aller Voraussicht nach an- nrhmen. Nach einer Havas-Mcldniig glaubt Lloyd George, dast die Zusammenkunft mehr den Charakter eines persün lichen Meinungsaustausches trage und nicht zu endgültigen Beschlüssen führen werde. Lloyd George wünsche, daß die Mächte im September zu einer Konferenz im Obersten Rate zusammentretcn. um die Reparationssrage sowie die anderen Probleme, Tanger und die Lage im Osten, zu besprechen. In Erwartung der endgültigen Lösnug der Reparationssrage soll Deutschland nach dem Vorschläge Lloyd Georges ein provisorisches Moratorium sür die nächsten Barzahlungen bewilligt werden. Die passive -ratsche Zahlungsbilanz. Im Zusammenhänge mit der ablehnenden Antwort der französischen Regierung auf das Gesuch Deutschlands, die ans dem Clearingverfahren erwachsenden Unkosten hcrabzu- sctzen, stellt der „Vorwärts" fest, daß der gesamte Bedarf Deutschlands an Golddcviscn auch ohne Reparationsleistun gen, ohne Bcsatznngskosten und die Kosten für das Aus gleichsverfahren die Einnahmen Deutschlands an Gold- dcviscn übersteigt. Allein durch die Gestaltung der Handels bilanz ist die Zahlungsbilanz hente mit mehr als einer Milliarde Goldmark passiv. Berlin, 81. Juli. Frankreich hak bekanntlich Dentsch land «ahegelegk, uc»«e Steuern zn schaffen, um seinen Zahlungen Nachkommen zn können. Wie wir hören, hat das Finanzministerium in verschiedene« Sitzungen die Frage beraten, ob es möglich sei, neue Steuerancllen z» er schließen. Das Resultat aller Beratungen war jedoch, daß man zu dem Beschluß kam. neue StencrqucNcn in Deutsch land augenblicklich nicht mehr finden könne«. Ueberhaupt nicht mehr! Generalstreik in Italien. Paris, 1. Aug. Aus Nom wird gemeldet, daß daö Zentralkomitee der Arbcitsverbändc am 81. Juli nachts de« Generalstreik in ganz Italien proklamiert hat. Alle Arbeitskategorien, alle Berufe, überhaupt alle An gestellten sind darin einbegriffen. Die Faschisten haben der Regierung eine Frist von 48 Stunden gestellt, de« Streik rinzudämmcn. Men» das nicht geschehe, würden sie selbst ciugrcifco, »m dem Streik ciu Ende zn machen. Das französische Doppelspiel im Orient. London, 1. Aug. Die Haltung der französischen Regierung gegenüber dem türkisch-griechischen Konflikt wird in Regierungskreiscn streng kritisiert. Man wirft Frankreich vor, ein provokatorisches Doppelspiel gespielt zu haben, indem cs seinerseits die Angorarcgicrung mit Geld und Waffen unterstützt und zur llnvcrsöhnlichkcit geraten habe, anderseits aber die griechische Regierung zu Soudcr- verhandlungen ohne Wißen des englischen Auswärtigen Amtes locken wollte. In Konstantinopel verlautet, die franzü- lsche Regierung werde der englischen und der italienischen Regierung einen Aktionöplon zn Wasser und zu Lande gegen Griechenland unterbreiten, den sie unter Umständen allein durchführen wolle. Wie aus Aörianopcl gemeldet wird, ist der Kommandant der französischen Truppen, General Charpy, im französischen Hauptguartier an der Tschataldscha-Linie. der englische General Harrington im englischen Haupt- nrartier Hademichi cingctrossen. Der Aufmarsch der griechischen Truppen vor der Tschataldscha-Linie ist vollzogen. i>l»S Athen kommen Rachrlcsi«-,,, daß die Regierung die Aus führung des Ministcrratsbcschlusscs bezüglich einer mtli- kärischen Aktion noch aufschvb. Wie verlautet, wird General Harrington zuvor eine Anssprache mit General Hadjianestis im griechischen Hauptquartier haben. Letzterer gelte in Griechenland als energische Persönlichkeit, die dazu geeignet fei. den gordischen Knoten in der Orientsrage zu durch- lXUten. „Nur -as Zenlrum national." Berlin. 1. Aug. Der Vorsitzende der Zentrumssraktion )es Reichstages. Aög. Marx, betonte in einer Partei- .«ersammlung tn Münster, die Schmierigkeiten, die es machen würde, mit der Deutschen Volkspartei zusammen zu arbeite». da die Weitanschaninlgöfragen von der Deutschen Volks Partei ganz anders beurteilt würden, als von links. Mit den Deutschnationolcn sei ein Zusammengehen tn der Arbeitsgemeinschaft zurzeit nicht möglich. Das Zentrum habe den Boden der Republik betreten. Die augenblickliche Regie rung sei die uns von Gott gesetzte Obrigkeit. Die Deutsch nationalen hätten kein Recht, sich attonal zu nennen, »nr die Zentrumspartei sei national. Wenn der Abg. Marx sich wirklich so geäußert hat. dast „nur die Zentrumspartei national sei, so ist kein Wort der Kritik gegenüber einer derartigen parteipolitischen Ver bohrtheit zu scharf. Sowjet-Enthüllungen. Wie die Revolution in Dentschland vorbereitet wird. Berlin, 1. August. In der geheimen Sitzung der Aktionsausschüsse der Unabhängigen und Kommunisten im Berliner GewerkschaftShanse waren auch zwei Vcr treter SowjetrutzlandS anwesend. Einer von ihnen erklärte, die dritte Internationale erwarte sehnlichst, daß die deutsche Revolution eu-lich weiter getrieben werde. Die Sowjctregiernug werbe sic weitgehend unterstütze«. ES sei nötig und nur durch Mitwirkung der Reichsregierung möglich, die Rechte vor AuSbruch des Kampfes zu ent waffnen. Die RekchSregierung habe sich zu diesem Schritt entschlossen. Die Erfolge seien nicht zu bezweifeln. Der russische Kriegskommissar sei von dem Volkskommissar für Aenßercs ermächtigt, etatmäßige Stellen im Anölande anf scheinbar untergeordnetem Platze mit Spezialisten des roten GcneralstabeS zn besetze«. Ein Abgeordneter des moskauischen Gcneralstabes sei bereits in Berlin in einer Eisenbabnkommission nntergebracht. DaS Gesetz zum Schutze der Republik sei eine siegreiche Etappe der vorwärts- schreitenden Wcltrrvolution. Rur der Block Bayern sei noch zu zerstören, und Bayern müsse deshalb diskreditiert werden. Bayerns historische Sendung bestehe heute darin, die deutsche Einheit gegenüber der internationalen Ver bundenheit der Sowjctscute und der Börscnmagnaten zu bewahren. VS sei gelungen, Dr. Wirth davon zu über zeugen, daß nur die Bildung einer reinen Arbeiterrcgicrnng den AuSbruch der Konterrevolution verhindern könne. volisr (^Mittel,)? 644 Oeslerreichische Sommerlage. Wien, Ende Juki „Sommerzeit, heiße Zeit: Galt hat Segen ausgestreut." Heiß ist jetzt die Zeit in Oesterreich, im südlichsten deutschen Lande: und oft lastet eine dumpfe Schwüle über dem Häuscruieer Wiens. Es ist nicht mir die sommerliche Hitze, die die schläfrigen Barvtbanten der einstigen Kaiserstadt an der Donau mit cinci» seinen Dunst überzieht und der Stadt jenen weichen Schimmer von Kulturmüdigkeit ein- hancht, der sic dem Fremden so anheimelnd macht, den aber der Volkswirtschastler als ein böses Zeichen deutet. Müde ist eben in diesem Sommer Oesterreich geworden. Und man will sich kaum zn großer Tat aufrassen. Daß das Parlament den Sanierungsplan beschloß, daß sich überhaupt eine Ne gicrung fand, ihn einzubringen, wird ja doch nicht viel mehr als eine letzte heroische Geste bleiben. Aus eigener Kraft wird Oesterreich an der Tvdeswundc von Sainr- Germain niemals genesen. Dieses Joch des Schmachfrie- dens abznschütteln, dazu aber fehlt dem österreichischen Volk die Kraft und auch das politische Empfinden. Dieses verzettelt sich im inneren Kleinkrieg, im Parteicnkampse. Die Not des Alltags wird immer härter. Da ziehe» die Invaliden mit Weib und Kind zum Parlament und sinken, von Hunger und Hitze geplagt, auf den Stufen und dem Straßcnpslaster müde nieder. Ihrer Rieltausende sind es, sie wollen eine Erhöhung der Renten, der Bundeskanz ler tritt heraus und verspricht alles: aber nach einer Koche schon hat die fortschreitende Geldentwertung den Erfolg zu nichte gemacht. Die Invalide» aber werden kaum mehr kommen: sie sind zn müde und gewöhnen sich leichter ans Hungern. Ein andermal, als der Preis des Brotes von 1666 auf 2266 Kronen hlnausschnellle, da marschierten die Arbeiter zweier Großbetriebe auf der Ringstraße: Riesen demvnstrationen werden erwartet: Polizei marschiert aus. die Geschästsinbaber schließen panikartig die Läden: viel leicht steht die Rätercgierung vor der Tür. Aber der Zu zug aus den Vorstädten bleibt aus, die Demonstration ver ebbt: die Sozialdemokraten haben abgewinkt. Es hätte ja doch keinen Zweck. Auch die politische Opposition wird von der Resignation erstickt. Nun haben sich wohl in Deutsch land die Unabhängigen und die Mehrheitssvzialisten zur Arbeitsgemeinschaft vereinigt. Den Unabhängigen waren die österreichischen Sozialdemokraten taktisch verbrüdert: vielleicht wird diese Entwicklung in Deutschland auch die österreichische Sozialdemokratie zur Unterordnung unter den Ttaatsgedankcn bestimmen. In der österreichischen Provinz haben die Arbeiterführer hierfür jedenfalls mehr Verständnis, als in Wien. Insbesondere könnte der kürz lich in Eisenstadt neu eröffnet«! burgcnländische Landtag für das Zusammenarbeiten aller Parteien vorbildlich sein. Die wirtschaftlichen Erschütterungen bringen auch in das Knn stieben Wiens eine innere Unruhe. Die Wiener Kunst wird iurmer mehr eine Domäne des Fremden besivchs. Die Einheimischen, insbesondere die Mittclständler — wo könnte sich dieser einen Sitz in der Staatsoper um 82 666 Kronen leisten —, sind ans Sondervorstellungen, in den Ausstellungen auf eigene Besuchstage beschränkt: Wob! tätigkeitsmaßnabmcn für ,uirme Leute". Auch die Bücher werden immer teurer, insbesondere seitdem einige gewissen lose österreichische Buchhändlersirmen die zu Vorzugspreisen bezcrgenen rclchsdeutschen Lieferungen mit Gewinn ins valutastarkr Ausland weiterverkauste». Der reichsdeutsche Buchhandel ist darüber mit Recht verstimmt und macht nun mehr preispolitische Schwierigkeiten, die letzten Endes mir zum Schaden der österreichischen Intelligenz ausgehcn. Auch als Musikstadt droht Wien zu verdorren. Künstlerisch hochstehende Orchester kämpfen hart ums täg liche Brot. Die weltberühmten Philharmoniker machen den Sommer über eine VortragSrcise durch Südamerika. Andere Orchester haben sich auf den Fremdenverkehr eingerichtet und geben im neueröffneten Bnrggarten oder im Belvedere Sinsoniekonzerte im Freien. Wie man aus dem allmählichen Verstummen her Kirchenmusik in Wien ersehen kann, verarmt auch die katholtsche Kirche in Oesterreich: so ist es zu erklären, haß der Erzbischof von Salzburg die dortige Kollegiatskirchr einer Theatcrgesellschaft verpachtete, in der diese demnächst Hofmann Stals „DaS große Salzburger Wcltthcater" zur Aufführung bringen will. Die Theatergesellschaft wird einen Teil der Einnahmen zur Wiederherstellung der stark in Verfall geratenen Kirche vernnnden, deren Küster honte noch einen Monatsgehalt von, sage und schreibe, 80 Kronen -- 1 Mark bezieht! Salzburg und Tirol, insbesondere die Ho-^u Tauern und die Zillertaler Alpen, lassen so recht den Segen Gottes über dem österreichischen Lande er kennen. Hier steht der Fremdenverkehr in vollster Blüte. Und wieder stellt Deutschland das stärkste Kontingent. Gott sei Dank! Denn man hatte schon eine national weniger erwünschte Invasion befürchtet. Aber diese bleibt auf dir groben Frcmdenortc, auf Kitzbühel, Bad-Gastcin, Innsbruck, beschränkt. In die Berge hinauf ziehen nur die Deutsche«. Und in diesen österreichischen Alpen ist'S auch herrlich schön. Der Schutzhüttenbctrieb klappt: nur das Führcrwese» ist iemlich verteuert. Aber allenthalben werden Kurse für mateurführer abgebalten, die, finanziell weniger inter essiert, in wenigen Jahren schon dem Mittclständler kühnere Touren erschließen werben. Im Alpinismus liegt ja der beste Ersah für die soldatische Zucht. Ergraute Männer teilen sich in den Dienst touristischer Ertüchtigung. Ein böses Geschick ereilte dabei den 6k>jührigeu UniversitätS- Proscssor Dr. Höffcrich aus Gießen, der vor wenigen Tagen, tm Vertrauen ans seine guten Sehnerven, anf die Gletscherbrille verzichtete und nunmehr gänzlich erblindet auf einer Schuhhütte liegt. Nur in Kärnten, namentlich in der Tauernbahn, macht sich eine starke italienische Inflation bemerkbar. Aber trotz des „Sieges" von 1918 sind diese südlichen Nach barn mit ihrem lebhaften Temperament eher possierlich, al- achtunggebietend. Und doch stimmt die Erinnerung weh wütig. Einst kamen diese Leute als Srdgräber und Tunnel- bohrcr: jetzt aber als Kurgäste. Steht heute doch dt« Lira weit über 1160 Kronen. Tief unter der Wcltparitat steht noch immer die öfter - retchtfche Arbeit. Dieser Umstand zeugte eine KE As- 2