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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.11.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031105014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903110501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903110501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-11
- Tag 1903-11-05
-
Monat
1903-11
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.11.1903
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Dresdner Nachrichten. Nr. »v«. Seite 2. WM Donnerstag. 5. November LKOS letzt die in reichem Mahr dargebotene Gelegenheit zur Förde rung und Erweiterung seiner Kenntnisse gern und eifrig benützt, nur dann wird die Akademie ersprießlich wirken können und das ihr gesteckte Ziel erreichen. Hieraus brachte Oberpräsident von Waldow der Akademie in seiner Eigenschait als Kurator seine Glück» und Segenswünsche dar und bMüßte sie namens der Deutschen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft, die stolz daraus sei. die Vorläuferin der Akademie zu sein. Es folgten en des Rektors der Berliner Universität, Jrei- ' ' ' Hz». Herrn von Richtbosen, des Rektors der Breslauer Nnwersi Rosanes, und des Rektors der Technischen Hochschule in Cbar- lottenburg, Hsttner, Nach weiterer Begrüßung durch den Landes- Hauptmann Dr. von Dziembowsky namens der Provinz brachte der Erste Bürgermeister Dr, Wilms die Glückwünsche der Stadt Posen dar. Die Feier schloß mit dem vom Rektor Kühnemann ausgebrachten Hoch aus den Kaiser, in das die Anwesenden be geistert einstimmten, Wien. Nied er österreichisch er Landtag. Im Einlaufe befindet sich ein DrtngUckkellsantrag Steiner, der daS möglichst beschleunigte Borlrgen eines Gesetzentwurfs über die Regelung des ObdnktionSweiciiS an den ReichSrat verlangt. Der Antragsteller erklärt, es handle sich nicht um ein feindliches Vor gehen gegen die Wissenschaft oder den Aerztestand, sondern um die gesetzliche Regelung des ObdnktionSweie»-. da durch dir bestehende Verordnung ein Mißbrauch nicht verhindert werde. Nach kurzer aber lebhafter Debatte wird die Dringlichkeit wie der Antrag selbst inhaltlich angenommen. Der Landtag setzt darauf die Spezial debatte über die Reform der Geschäftsordnung fort, Turlau lSüdtirolj, Der deutsche Gesandte in Bogota, >Dr. Lührsen, der aus Urlaub hier weilt, ist gestern plötzlich ge storben. Budapest. Abgeordnetenhaus, (Fortsetzung.» Mi nisterpräsident Gras Tisza betritt nach einer Paule mit den Mitgliedern des neuen Kabinetts den Sitzungssaal. Die rechte Seite des Harnes bricht in stürmische Beifallsrufe aus und em pfängt das Kabinett mit lebhaften sympathischen Kundgebungen. Gras Ttsza hält in der Hand das königliche Handschreiben über leine Ernennung und beantragt dessen Verlesung, Die Ovvvsi- tion verlangt unter ungeheurem Lärm die Fortsetzung der Debatte über die Demission Avvonnis. Ein Schriftführer verliest unter üiirinsichern Widerspruch der Opposition das tönigliche Hand schreiben. Gras Tisza ergreift das Wort, er sagt, er werde seine Programmrede hasten, sobald das Haus seine Rilke wieder erlangt haben werde. Inmitten des ungeheuren Lärms bleiben die Worte deS Mmistewräsisenken unverständlich. Rakoezi erklärt, der Präsident habe die Freiheit deS Hanies verletzt. Hollo beklagt sich darüber, daß die Debatte über ApponviS Demission nicht beendet worden sei. Das königliche Handschreiben sei unter Ver etzung der Hausordnung verlesen worden. Hieraus erklärt Graf Tisza, nach der beliebenden Praxis des HanseS könne die Debatte immer unterbrochen werden zur Verlesung eincs allerhöchsten Handschrei, dens. Er hoffe, daß im ungarischen Abgeordnetenhause diese Ge pflogenheit stets beioehalten und ein Handschreiben des Königs stets mit der nötigen Ehrfurcht angehöu werde, Kossuih fordert hieraus den Präsidenten des Hanses aui. adrndanken, Rom. Ter Papst empfing heute den apostolischen Prä fekten für Kamerun Vieler, London, sPriv,°Tests Eine Kapstadter Meldung der „Daily Mail" vom 3, November über den Aufstand des H o tte nt o tte n sta m m cs der Bondclzwarts besagt, daß, ab gesehen von den zwei Opfern der Schutzlrnppe, ein Farmer ge tötet und mehrere Personen verwundet wurden. Das Ver waltungsgebäude im Warmbad wurde belagert. Es wurde in Windhoek um Verstärkungen uachgesucht. Am 31. Oktober hieß es, daß die Bondelszwarts verstärkt worden seien und die Lage bedenklich geworden sei. Die Regierung glaubt, daß der ganze Stamm sich erhoben habe. Von Windboek wurden Verstärkungen abgesandt, weitere Truppen sollen noch diese Woche folgen. London, iPriv-Test) „Daily Mail" erfährt aus Washington, die hiesigen diplomatischen Kreise stellen eine baldige Verständigung,zwischen Rußland und Japan in Aus sicht, derzuiolge Rußland freie Hand in der Mandschurei, Java» freie Hand in 8orea erhalte, England werde eine solche Ver ständigung nicht beanstanden, Belgrad. lPriv.-Tcst) Hier wird eine Sammlung zin Errichtung eines Denkmals sür die beim Königsmord uni- gekommencn Offiziere veranstaltet, Newyork, An verschiedenen Orten in Kentucky wurden bei den gestern vorgckommenen Wahltumulten 7 Personen erschossen und 10 verwundet. In Virginia wurden 2 Personen getötet, Newyork, sPrio,-Tests Einem Telegramm des „Newyork Herold" zufolge find der Gouverneur Obaldia und alle Beamten der Behörden in Panama gefangen genommen worden. Alle kolumbitchen Kreuzer im Stillen Ozean sind aufgebracht worden, In Eoion erwartet man, daß auch der Kreuzer „Kartha- gena" heute noch wird weggenommc» werden, Aranlfnrr a. M. lLchluß.) «red« 213.KO Dirkonto 190.—. Dresdner Ban —. staatübahli Nt.90. Lombarden 18.10. Laurahüke —, . Ungar- Gold . Portugiesen —DUrkenlose —. Hest. VkliS. f3 Nbr nachmittag. Nenre «7.77. Italiener 103 75. Lvan»er 91 07> Neue Portugiesen 64 34»k, Türken zMisic. Anleihe) 87,??' §. rürlenlole 127,25 Lttoman- danl 587. . Ttaat4bahn -Lombarden «1.— Bedauvtet. Parts. 4-roduktei,markt. Venen per November 21.-- oer Zan.-Aprik 0 95. beh. LvirituS per November 30—, per Mar-Aug. 37,—, behauptet. Rilbol per Novbr. 49.25. per Mai-August 51.25. seit London. stProduklei'berickil.) Engl. Weizen träge. Mars ruhig. Mehl, Gerste, >?aser stetig. — Wetter: Bewölkt. Ocrtliches und Sächsisches. — Unter Vorsitz Sr. Majestät des Königs fand gestern im Beisein des Kronprinzen eine Sitzung im Gcsamtministe- rium statt, — Die jungen Prinzen Georg und Friedrich Christian suchten am Dienstag in Begleitung ihres Militär gouverneurs, Herrn Hauptmanns Freiherrn ,1 Byrn, den am Freitag von der Straßenbahn überfahrenen, im Stadtkrankenhause Friedrichstadt untergebrachten Lehrer Sallmann am Krankenlager aut und bekundeten ihm ihre herzliche Teilnahme, Tie Prinzen besichtigten darnach den Ncptunbrnnnen und das historilche Napoleonszimmer in der genannten Anstalt, — In Partenkirchen ist gestern ein kiesiger, in weiten Kreisen bekannter Arzr. Herr Hofrat Dr. med, Jur» Wedle, nach kur zem, aber schwerem Leiden gestorben. Die Beerdigung findet in Partenkirchen statt, — Dem Kaufmann und Bczirksoorstcher der Militärvercinc Bruno Schwenke in Ehemnitz ist die preußische Rote Kreuz- Medaille 3, Klasse verliehen worden, — Zu der Reichstags-Ersatzwahl im 15, Wahl kreise (Mitweida-Limbnchi wird uns geschrieben: „Tie am st 'November in Ehemnitz versammelten Vertrauensmänner vom Bunde der Landwirte im 15, Reichstagswahlkreise sind der Ansicht, daß die Nationalliberalen in ihrer überwiegenden Mehr heit Gegner der berechtigten Wünsche der Landwirtschaft sind, und daß es den Landwirten eine große Ueberwindung kostet, für einen Nationollrberalen cinzutreten. Da cs sich aber im 15, Reichs tagswahlkreise um die gemeinsame Bekämvsung der Sozialdemo kratie handelt und die Vertrauensmänner heute noch glauben, daß dies hier erfolgreich nur durch Zusammenschluß aller Ordnungs parteien erfolgen kann, sind sie gewillt, die Kandidatur des Herrn Rüdiger-Mittweida, dem sie persönlich Hochachtung und Ver trauen entgegenbringen, aus Vaterlandsliebe kräftigst zu unter stützen, obwohl derselbe ncstionalliberal ist," — Bei den denischen Bundesregierungen werden gegenwärtig wegen der Organisation eines einheitlichen, das ganze Deutsche Reich umfassenden Witterungsdienstes Beratungen gepflogen. Auf Veranlassung des preußischen Landmirtschaftsministeriums trat vor einiger Zeit in Berlin eine Kommission zusammen und legte die Grnndzüge fest, nach denen unter Anlehnung an die in ein- zclnen Bundesstaaten und Landcsteilen bereits bestehenden Ein richtungen die Wettervorhersage zur Kenntnis weiterer Kreiie gebracht werden soll. Es sollen für das ganze Deutsche Reich 11 Zemralslellen mit Hilfe der von der Hamburger Sec- warte emtreffenden Depeschen, sowie auf Grund eigener Beob achtungen die Wetterprognose sür die nächsten 24 bis 36 Stunden aus- stellen und sie telegraphisch oder telephonisch an sämtliche Telegraphen- itationen ihrer Bezirke befördern. Von dort sollen vie Prognosen den einzelnen Abonnenten besonders zugestelli und durch Anschlag zur öffentlichen Kenntnis gevracht werden. Das sächsische Mini sterium des Innern hat sich nach Anhörung der maßgebenden Kreise aus den Standpunkt gestellt, daß die vorgeschlagene Her ausgabe der Prognosen durch eine einzige Zentralstelle für das Königreich Sachsen nicht zu cmvfehlen ist, und daß es zweck mäßiger sei, nach Lage der Verhältnisse eine Teilung des ganzen Landes in kleinere Prognosenbezirke vorzunehmen und die Ausgabe von Prognosen für diese Bezirk« durch besondere Stellen besorgen zu lassem Die Kosten dieser Einrichtung sind nicht sehr groß. — Mit der gestern vormittag erössnrten Volksleseballe ist der End« Dezember de» vorigen Jahre» von Herrn Kommer zienrat Lingner in dem Grundstück« WaisenhauSstraße S in» Leben gerufenen öffentlichen Lesehalle der Schlußstein eingefügt worden. Diese neue Bolkslesehall« stellt im Verein mit der bereit» bestehenden «inen ganz peuen und eigenartigen TopuS dar. fügt sich der letzteren so glücklich an und ein. daß sie eben- falls die größte Beachtuna und da» allgemein« Interesse verdient, und dürste auch hinsichtlich chrer erstaunlich vielseitigen, dabei durchaus harmonischen und stilvollen Eigenart kaum ein -weite» Mal in Deutschland gesunden werden. In ihrer ganzen Orga» liisativn haben wichtige und bedeutsame pädagogische Momente volle Berücksichtigung gefunden. Hier soll jeder, wes Standes er auch sei, alles finden, waS er in »einem Berufe brauchen kann: die Volkslesehalle soll bei vollständig sreier Be nutzung den breitesten Schichten des Volkes dienen, sie soll, ohne de,, Besucher mit Katalogen zu beschweren, ihn durch eigene Anschauung zur Lektüre anregen. Ohne jede Beeinflussung und .ohne daß eine überlästige Kontrolle ausgeübt wird, sollen die Bestände der Lesehalle an Zeitschriften sowohl, als auch an Büchern der Bibliothek den Besuchern aus Treu und Glauben überlassen sein. In dieser Boltsleiehalle werden die hervorragend sten Fachzeitschriften aller Gewerbe gehalten, fft für populär ge schriebene Fachwerke aus allen Gebieten der Wissenschaft gesorgt. Diese sollen demGewerbetreibenden, dem Studierenden und dem Arbeiter eine Fülle nutzbarer Kenntnisse und fruchtbringender 'Anregung vermitteln, und sie dadurch erwerbsfähiger und stärker sür den Kampf ums Dasein machen. — Der Eingang zu der neuen Volkslesehalle. die groß genug ist, um 120 bis 150 Lesende ugleich auszunebmcii. kann von der Waisenhausstraße >md von er Johannis-Allee aus erfolgen. Von ersterer auS betritt man zunächst die große, eigentliche Lesehalle, die durch Bogcnwölbungen aus starken Pfeilern in siins gleichmäßig hell belichtete Abteilun- en getrennt wird. Ans den ehemaligen finsteren Niederlagen, Rigelslube» und Schneiderwerkstätten ist ein schöner, planmäßig durchdachter, bis ins Kleinste und Feinste mit Liebe und Ver ständnis behandelter Rani» geworden, der dabei ebenso praktisch als komfortabel ist und die denkbar günstigste Stimmung und Atmosphäre sür den schasst, der sich in Rune und Behaglichkeit seiner Lektüre hingeben will, Denn das Milieu, in dem fich der Leier befindet, tut viel: es ist durchaus nicht gleichgültig, wo er liest und wie er liest. Keinerlei das Auge und Ohr beleidigende Dinge ziehen hier den Lesenden ab und vergällen ihm de» Genuß an seiner Lektüre, Einen stimmungsvollen heiteren Eindrnck macht icbon die von einem talentvollen jugendlichen Künstler, Herr» Wolfgang Müller, geschaffene Malerei des Raumes, Sie stellt einen Kastanienwald tn herbstlichem Biätterschmuck dar. Effektvoll schließt ein großes Buntglasfenster die Halle nach der Johannes-Allee ab. Sieben lange Tische mit 80 Stühlen, die zugleich eine Garderoben-Einricktung zur Unter bringung des Hutes haben, und Holzbänke in den Ecken bieten Gelegenheit zu ruhigem Niederlassen, Außerdem ist ein geräumiger Schreibtisch vorhanden. Einfache aber zweckentsprechende Be leuchtungskörper verbreiten Helles Licht in allen Ecken, Zentral heizung sorgt für gleichmäßige Wärme, In diesem Raume sind hauptsächlich Zeitschriften und Zeitungen — etwa 300 — unter- »Krackst und in drei aroße Kategorien geordnet, 'Das erste Fach ent- bält etwa 30—40 Zeitungen aller politischen Richtungen, politisch- kritische Wochenschriften, ehcnso einige naturwissenschaftliche und reng.öie -Zeitungen, evangelische wie katholische. Im zweiten Fache finden sich in der großen Hauptsache etwa 175 Fachzeitschriften aller Gewerke und Gewerbe, außerdem sozialpolitische Wöchen tlich Monatsschriften, Das dritte Fach endlich weist wöchentliche und monatliche Uisterbaltniigsblätter ernsten und humoristischen Inhaltes, sowie Zettichriftcn über Francnbildung, Jraucnbcrur und Moden ausi Außerdem enthält der Raum noch eine kleine aewähUe Sammlung von Wörterbüchern und Fachwerken. Der Bibliothekar, der aut jede au ihn gestellte Frage bereitwilligst sach gemäße Auskunft gibt, sitzt in der Mitte zwischen zwei Pfeilern. Der zweite, die Bibliothek enthaltende, nach der Johannes- Allee zu gelegene Teil der Volkslesehalle zerfällt wiederum in zwei Hellsten In der ersten finden sich Fachbücher und Wörterbücher, Werke über Naturwissenschaft, populäre Heilkunde, Handeiswisseisichaft, Länder, und Völkerkunde, Sozialwissenschaft, die gesamte elektrotechnische und chemsichtechnische Bibliothek aus dem Verlage von A, Hartleben in Wien, und endlich die komplette Sammlung naturwissenschaftlicher Vorträge von Virchow und Holtzendorff, nach den Wissenschaften geordnet. Die Bücher sind zum größten Teil in Dermatoid gebunden, das sich leicht ob waschen läßt und somit größte Sauberkeit der Einbände garan tiert. Den zweiten Raum trennt eine durchbrochene Stein- balustrade vom ersten. Die freundliche, lichte Malerei des Kastaiiictiwäkdchens geht in eine höchst effektvolle dunkelblaue Grotte über, bei der sich der Maler wohl eine Art Feenschloß unter dem Wasser gedacht haben mag, Tische, Stühle und Bänke und hier ebenholzartig gehalten und blau der dichte Kokosläufer, der de» Boden bedeckt. Hier setzt sich die Bibliothek mit schöner Literatur, Belletristik und Romanen fort. Eine sorgfältige Zu sammenstellung, gibt sich hinsichtlich der letzteren kund: das Publikum »oll sowohl vor zu vielem, als auch vor schlech tem Lesestoff bewahrt werden. Nur die anerkannt besten und vortrefflichsten Werke der verschiedensten Wissens- und Geistcs- gebiete finden sich in der Volkslesehalleii-Bibliothek, die ganze minderwertige Romanlsteratur, von dem Schund der Kol portage ganz zu schweigen, ist ausgeschlossen. Weiler enthält die Bibliothek noch Klassiker in nur guten Ausgaben, geographische, geschichtliche, kulturgeschichtliche und Künstlernionographien, Litera- tur- und Kriegsgeschichte, Kunst, Musik und illustrierte Unter- haltungsichriften. — Während in der Lesehalle der ersten Etage Jahresbeiträge, Abonnements- und Tageskarten eingerichtet sind, ist. wie bereits eingangs erwähnt, der Eintritt in die große Volkslesehalle des Parterres vollständig frei. Auch das ist in praktisch-ökonomischer Hinsicht sehr bemerkens wert und vorbildlich. Es wird dadurch den oessersituierten Ständen Gelegenheit geboten, durch lebhafte Unterstützung des Instituts indirekt zur geistigen Wohlfahrt Minderbemittelter bei- zutragen. Die Leiehalle, welche auf Einladung des Herrn Kom merzienrats Lingner bereits am Tage vor ihrer Eröffnung von verschiedenen bedeutenden Persönlichkeiten, u, a. den Herren Generalintendant Gras Seebach, Generalleutnant von Broizem, Geh, Hosrot Prof. Dr, Schnorr von Carolsseld, Geh, Regicrungs- rat Dr, von Seidlitz, Geh, Mcdizinalrat Dr. Nenck, Prost Bracht. Prof, Dr, Richter ufw„ besucht wurde, die Pich sämtlich sehr aner kennend aussprachen, ist täglich, auch an sonn» und Feiertagen, von 10 Uhr früh bis nachts 11 Uhr geöffnet. — Im Beisein des Apostolischen Vikariats, des katholischen geistlichen Konsistoriums, der katholischen Pfarrämter zu Dresden und Umgebung, des katholischen Schulvorstands unv mehrerer Schuldirektoren fand gestern nachmittag 3 Uhr die feierliche Grundsteinlegung zum Neubau der katholischen Kirche zu Dresden-Johann st ad t, Borsbergstraße 15/17, statt. Vom Rate zu Dresden »vor Herr Bürgermeister Heffchcl, Präsident Scyfert und Vikariatsrat Prälat Klein vertreten. Die Urkunde verlas Herr Vikariatsrat, Snverior und Pfarrer Fischer, während Herr Expositus Klötze die Weiherede hielt, und Herr Prälat Maciz die Weihe des Grundsteins vollzog. Gesang der Kinder leitete die Feier mit dem Liede „Lobet den Hcrrim ein, während sie mit dem gemeinsamen Gesang: „Großer Gott, wir loben Dich" beendet wurde, — Das Jubiläum des Rlüthner-Flügels, Die Julius Vliithnersche Hospianosortc-Fabrik begeht Sonnabend, den 7, November, die Feier ihres fünfzigjährigen Bestehens Tie Bedeutung dieses Ehrentages der iveltbeknnntcn und -berühm ten Firma wird weit hinaus über unser engeres und weiteres siaäien. Diesen großen, seltenen Erfolg verdankt die F'irma zw nächst und vor allem dem unermüdlichen Fleiß, der zähen Energie und der hervorragenden fachmännischen Begabung ihres Be gründers und jetzigen Tcnior-Ehess, Herrn Kommerzien rats Julius Blüthner. der es verstanden, die Fabrik aus kleinsten Verhältnissen bis zu ihrer fetzigen Größe und dem Weltruf, den sic bereits seit langem genießt, emvorzuhcbcn, Dieser energische, charakterfeste »nd hochintclliacnte Mann aus klein- dörmchen Verhältnissen stammend, mußte alle-, Bildung und Kunstfertigkeit, Hab und Gut, in schwerer, unablässiger Arbeit des Geistes und der Hand dem Schicksal abtrotzen und abringen, mußte selbst die Waffen schmieden, mit denen er kämpfte und siegst. In einem kleinen Häuschen im Dorfe Falkenharn im Merle- ourgischen wurde Blüthner am 11. März 1824 al» der Sohn einer braven Tischlersamilie geboren. Aufgeweckt und geschickt, Hand- dabte er schon als K>nd Säge, Hobel und Meißel und zimmerst sür sich und seine Spielaenossen fernhin treffende Armbruste. Auch lernte er gut in der Schule und war einer der eifrigsten bei dem unentgeltlichen Extraunterricht, de» der alte, brave Pfarrer Wittich erteilte. Schon mit 10 Jahren fertigte er allein ein« Kommodst die kunstgerechter war al» manche sogenannte Gesellrnarbeit. Nach nach einem halben Jahre noch als Lehrling einen Äocheulobn von 15 Groschen bekam. Mit 16 Jahren baute er als Gesellenstück einen kunstvollen Nähtisch, dessen Wert ans 158 Taler, eine sür damalige Ber-Hältnisse bedeutende Summe, geschätzt wurde. So vorbereitet, trat er in seinem 18. Jahre in die Pianofortesabrik von Holling u, Spangenberg in Zeitz ein und lernte hier die vielseitigen und subtilen Arbeiten, die Fertigkeiten, Gesetze und Regeln deä Jnslrumentenbaues beherrschen. Mit einem Wochenwhne vo» 2 Talern brachte er eS fertig, seine Ausgaben zu bestreiten, seine Mutter zu unterstützen, Stunden sür Klavier- und Sprach unterricht zu bestreiten und Bücher über Akustik und Instrumenten- bau zu kaufen. Tann kam 1845 die Militärzeil, die ihn nach Rordhaufcn führte. Ernster noch gestalteten sich die nächsten Zeile», die 'Not- und Revolutionsjahre 1847 und 1848. In diqcr Zeit, in der tobende Bande» ans Gütern und Domänen mit Aexten auch auf den Klavieren „gespielt" hatten, wurde ihm aus einem Guie ein Flügel von Erard in Paris, der damals berühmteste» Pianosortefabrik der Welt, zur Reparatur anvertraut. Sie ge- lang ihm vortrefflich, und die Arbeit gab ihm erwünschte Beranlaffiing, dieses mit der damals neuen Repetitionsmechanik und sonstigen Neuerungen versehene Instrument auss genaueste auf seine Vorzüge und Mängel zu studieren. Als die politischen Verhältnisse wieder ruhiger wurden, fand er in Würzourg eine angenehme Stellung. Zwei Jahre verblieb er dort, dann wandte er sich nach Leipzig, arbeitete zuerst in der Pianofortesabrik von Bretschneider und gründete am 7. November 1853 in ge- mieteten Räumen an der Ecke der PlagwiNer und Wcststraße mit einem kleinen ersparten Kapital mit drei Arbeitern seinen ei ge- nen Betrieb, Den ersten Sägcschnitt in seiner eigenen Werkstatt tat er mit dem guten Spruche: „Das walte Gott!" Zur Mühe der Herstellung kam natürlich die Sorge des Absatzes, Auch hier mit hatte er Glück, Sein erster Flügel wurde, unter zahlreichen anderen, von berühmten Firmen zur Auswahl gestelllen Instrumenten, al-Z der beste anerkannt und von Professor Weber angekauft. Als er seiner jungen Frau freudestrahlend die gute Nachricht und den Erlös nach Hause brachte, wagte sie sich kaum zu freuen aus Sorge, ob auch die anderen neun Instrumente Käufer finden würden. Doch auch sie sind wirklich verkauft worbe» und noch mehr als 63000 Stück seither dazu! So wuchs und wuchs der Bettlet«, anfangs langsam, seit Milte der sechziger Jahre rapid, Jedes Jahr brnchke neue Errungenlchasten und neue Ersotge. rrtte Prelle ans Weltausstellungen und veriön- liche Ehrungen. io 1865 de» Titel eines Königl. Sächi. Hofliefe ranten und 1871 den eines Königl. Sächs. Kommerzienrals, ES mußten bei dem wachsenden Weltrnhme, um der Nachfrage zu ge- »üacn. 1870 eine zweite. 1872 bis 1873 eine dritte Fabrik im An schluß an die erste erbaut und trotz des Krieges 170 neue Aibester eingestellt werden. Im Drange dieier vmkti'chen Arbeiten. Ge schäfte »nd Pläne fand er doch noch Zelt zu lheoretiichen Studien, die er in Verbindung mit H Grellchel in einem geschätzten, in rweiter Austage elichienenen Lehrbuche desPianofortehanes niedcr- legke. Ganz besondere Einen brachte ihm das Jahr 1874, da er den Bestich des Königs und der Königin von Sachsen erhielt. Schon 1876 aus 1877 mußte die Fabrik abermals erweitert und Trockenspeicher und massive Trockenkäuier erbaut werden, so daß die ganze Anlage nun rin volles Siraßenvieriel emmchm. Am 7. November 1876 wurde das 25>ährige GeschäftSjudiläum al» ein großes, schönes Feit gefeiert. Bald machte sich wieder Raum mangel geltend, und so entstanden 1881 neue Fabrikgebäude. IM wieder solche für 230 Arbeiter, und 1890 wurde nochmals ein neues Arbeitsfeld durch Verlegung des Sägewerkes und des gewaltigen Holzlagers »ach Lentzich bei Leipzig gewonnen. — In den letzten Jahre» zog sich Kommerzienrat Blüthner mehr und mehr in den Ruhestand zurück, aber nicht so, daß eS ihm nicht auch deute noch die größte Freude wäre, durch die Arbeitsräle zu schreiten, seinm treuen Arbeitsveteranen bei ihren Hantierungen zuzuiehen und das Interesse des ersahrensten Fachmannes zu betätigen. Er dürste sich letzt wohl etwas der Ruhe gönnen, da er die Rteieniast der komplizierten Fabrikation und der weltumspannenden Geichäfls- leitung aus leinen Söhnen, den Herren Max. Rodert und Bruno, die er inzwischen als Teilhaber in die Firma ausgenommen hat. den altbewäbiten Prokuristen Herren H. Kabllch und A. Richiei »»d weiterhin auf den erfahrenen Meistern und Vertretern und im Hinblick auf eine fleißige, treue und zufriedene Arbeiterschaft sicher ruhen sieht. Gegenwärtig sind in der Blükhnerschen Fabrik rund «LO Arbeiter in etwa 200 Sälen des lecksstügeiigen und mit dem Souterrain sechsgeschossigen Fabrikgebäudes beichästigt. Tie ganze riesige Anlage umsafst ein beträchtliches Straßenviertel von 21M Quadratmetern und wird von der Plagwitzer. West- und Schreker- stiaße und den, Lanf der Elster begrenzt- Dnzu kommt noch in dem eine Stunde entkernten Vororte Leutzsch das eigene Damps- sägcwerk mit kolossalem Holzlager. — Es würde eine kostbare Mustker-Anlogravkcnsammliing sein, wenn Kommerzienrat Vliithncl die in die Hunderte gehenden Briese und Zuschriften an ihn vvu den hervorragendsten Tonlünftlern der Gegenwart zusammenitellte. Kostbar und wertvoll noch besonders für ihn, da sie gewichtige, vst feurige Worte des Dankes und der Anerkennung von denisenster Leite enthalten. So schmeichelhaft diese Worte sind, Io entsprechen sic auch vollauf den Tatsache», denn ein schon vor einem Jahr zehnt erschienenes Verzeichnis nennt 310 der bedeutendste» Pianisten und Fachleute, die den Blütbner-Jnstrumenten auszelchnendeS Lob aeipeiivek haben. Es genügt, davon die Namen zu nennen: Johannes Brahms, Hans v. Bülow, Eugen d'Albert. Anette Elsipoff. Julius Klengel, Franz LiSzt. Felix Mottl. Arthur Nikllch, I, Padercwski, Carlotta Patti. Attred Rklirnauer. Anton Rudin- stein, Wai. Sapelliiikoff. Peter Dchaikowsky. Richard Wagner und Eugr-ne Iiaye, Diesen klangvollen Namen reiben sich die Ko»scrvator>en an von Karlsruhe, Köln, Dresden, Frankfurt a. M. iHochsche), Krakau, Mainz. Stuttgart and die Wüizdnrger Königl, Musikschule. Julius Blüthner ist Hoflieferant der deutschen Katierin und Königin von Preußen, deS Kaisers von Oesterreich und König» von Ungarn, des Kallers von Rußland. deS Königs von Sachsen, des Königs von Bayern, des Königs von Dänemark, des Königs von Griechenland, des Königs von Rumänien und der Königin von England. Schon vor Jahren nennt eine Liste 110 gekrönte Häupter, die Blütdner-Ftiiget und -Pianinos sür die Munkialons ihrer Residenzen und Schlösser bezogen und ihre Zufriedenheit mit diesen Instrumenten ausgedrückt haben. Fürwahr, die Bülhnersche Firma hat alle Ursache, den goldenen Iubetlag ihres Bestehens festlich zu feiern l — Ter Konservativ« Verein -u Dresden hält Montag, den 9 November, abends 8 Ubr, un Weihen Saale der .Drei Raben" eine Mitgliederversammlung ab, -n der Herr Schriftsteller F. W. Groß über da» Thema: „Unsere Park- »nd Garten-Anlaaen und deren ästhetische, sanitäre und kommunal wirtschaftliche Bedeutung" sprechen wird. — In dem Anzeigenteil unsere» Blatte» wendet sich das Direktorium des HiIfsvereins an die mildtätigen Bewohner Dresdens »m freundliche Förderung seiner VereiiiSläkigkeit. die in einem Basar am 8, und 9. November neue Mittel gewinne» will. Der Verein veranstaltet nur aller 5 Jahre eine Verkaufs ausstellung und läßt die nicht verkauften Gegenstände durch eine Lotterte zum Absatz gelangen. Er hofft, daß trotz der vielen An forderungen, welche immer an die Wohltätigkeit gestellt werben, doch noch alle Gönner und Gönnerinnen ihm ihre Anhängllchkrit bewahrt haben und auch neue Freunde Zuwachsen, denn sein Vereinszweck, die materielle und moralische Aushilfe arm« Fami lie». verdient wohl eine Mithilfe gütiger Menichcn. Zu diesem Basar werde» in dem festlich aelchinückten großen Saale des Vereins Hauses verschiedene VerkaufSstände aufgcschlagen sein, an denen Frauen au» allen Ständen, unterstützt von kostümierten i,ingen Damen, tätig sein werden. Außer zahlreichen Getnauchs- lachrn werde» auch Kunst« und LnxnSmchcn, keramische Waren. Handarbeiten, russische und ichwedische Artikel rum Verkant ans gestellt sein und dabei auch eine sür diesen Basar nach dem Ge mälde de» Professor» Tiete entworfene Postkarte. Ein reichhaltiges Büfett wird Spelle »nd Trank gewähren. Im Nedensaair werden die Erzeugnisse de» Wäschegeschäfts de» Verein» zum Einkauf angcboten. — Der Allgemeine Handwcrkervercin beendete mt Ablauf de» vorigen Quartals sein 33. Geschäftsjahr. Vorgestern
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