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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.08.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270824010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927082401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927082401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-24
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.08.1927
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Mittwoch. 2L ttugvfi isrr — »Dresdner Nachrichten" — Nr. SSS Seite 5 O-erslu-ien-ireklor i. A. Professor Dr. Polan-. Zum 70. Geburtstag. Franz Polan- wurde am 28. August 1887 tn Pirna ge Soren, besuchte die Kreuzschule und studierte 1877 bis 1883 in Leipzig alte Sprachen. Deutsch, Geschichte und Kunstgeschichte. Als Schüler und Famulus von Hermann Lipsius promovierte Poland 1888 mit einer feinsinnigen Arbeit über griechisches Gesandtschaftswesen. Seine Studien führte» ihn dabei auf bas webtet der antiken Epigraph!!, und auf sie gründet sich sein wissenschaftliches Hauptwerk, die IMS erschienene „Geschichte des griechischen VereinSwcsens". Noch jüngst widmete er diesem Arbeitsgebiete eine kleine Studie, die in der wissen schaftlichen Festschrift der Kreuzschule 1026 erschienen ist: Griechische Sängervereintgungen im Altertum. Der Militärpflicht genügte Poland 1883/84 beim Schützen regiment und trat 1884 in den Dienst des wenige Jahre vor- her gegründeten s18701 Wettiner-Gymnasiums, dem er die Treue bis 1023 gehalten hat. Nach Ottv Meitzers Tode über nahm er 1009 als zweiter Rektor die Leitung der Schule und führte sie mit sicherer Hand durch die schweren Jahre des Krieges und die Not der Nachkriegszeit. Nur selten wurde die Lehrtätigkeit unterbrochen. 1907 führte ihn eine mehr monatige Reise »ach Italien und Griechenland, wo er Forschen und Schauen vereinen konnte. Mit Freude und Dankbarkeit gedenken wir, die zu seinen Füßen sahen, der Stunden, wo Rektor Poland vom Lande Homers erzählte. Durchdrungen von der Kraft und dem Bildnngswcrte der Antike, begeisterte Poland seine Schüler. Manch einer, der als angehender Primaner den klassischen Studien noch keinen rechten Geschmack abzugewinnen vermochte, dankt heute seinem Lehrer, wenn er sich in stillen Stunden seinen Platon oder Horaz vom Bücherregal herablangt. Von seinen Schülern hat Poland viel verlangt, aber er hat ihnen auch sehr viel ge geben, kein oberflächliches Wissen, sondern in die Tiefe gehende, wissenschaftliche Bildung, die aus diesen Namen An spruch machen darf. Wir Jungen liebten seine Unterrichts stunden, die soviel Lebensnahe besaßen und soviel Lebenswcrt bargen. Wir lauschten seinen seinen ästhetischen Er örterungen, liebten seine Unparteilichkeit und Offenheit, und nahmen es ihm auch nicht übel, wenn er etwas leiden schaftlicher wurde. Kannten wir doch seine Herzensgütc und wußten, daß auf das Gewitter sehr schnell der Sonnenschein folgen würde. In Poland lebt die Antike, und daher haben die nicht geringen Anforderungen, die Lehrtätigkeit und Rektorat an ihn stellten, ihn nicht von weiterer wissenschaftlicher Arbeit fernzuhalten vermocht. Zusammen mit Rektor Wagner gab er 1908 die „Hellenische Kultur" heraus, die kurz vor dem Kriege in dritter Auslage erschienen ist. l!U3 folgte ihr die „Hellenistische Römische Kultur". Nachkriegsnot hat leider bis jetzt die dringend erwünschte Neuauflage dieses Werkes verhindert. 1922 erschien eine gekürzte Ausgabe der Antiken Kultur, die bereits in mehrere fremde Sprachen übersetzt worden ist. Seit 1917 ist Poland Herausgeber der „Philologi schen Wochenschrift", der führenden kritischen Zeitschrift, deren Ruf Deutschland« Grenzen wett überschritten hat. Go er- freut sich der Jubilar tn der wissenschaftlichen Welt verdienter Anerkennung. Es ist noch tn frischer Erinnerung, daß die wissenschaftliche Kommission des Völkerbundes ihn im Früh jahr 1927 als Mitarbeiter nach Paris gebeten hat. Polanbs Lebenswerk ist damit nicht erschöpft. Sein Name ist verknüpft mit der Reform der sächsischen Gymnasien — das Wettiner-Gymnasium ist 1910 in ein Reformgymnasium verwandelt worben —, seine Arbeit galt den Standcsinteressen im Sächsischen Gymnasiallehrerverein und gilt den Fach interessen im Sächsischen Philologenverein. Und so ist es für Poland auch selbstverständlich, baß der amtliche Ruhestand für ihn keine Zeit -er Ruhe ist. In pädagogischen Fragen hören wir seine gewichtige Stimme. Er ist Vorstandsmitglied der Deutsch-Griechischen Gesellschaft und des Gymnasialvereins, um ihn schart sich der Thtasos, die philologische Abteilung des Gymnasialvereins, in dem, oftmals auch vor größerem Kreise, antike Schriftsteller gelesen und erläutert werde». In dieser Arbeit hat er sich fast jugendliche Frische und Rüstigkeit be wahrt. Erzieherischer und wissenschaftlicher Eros bilden in Pv- lands Leben die Einheit. Mag ihn dieser Eros weiterhin ge leiten, und Gesundheit ihm und seiner treuen Lebensgefährtin noch lange Jahre beschicken sein. Dr. N i ch a r d H i l l e r. Beseitigung .,anskötziger" Inschristen und Sinnbilder an Schulen. Die Schulpolitischc Korrespondenz schreibt: An einer großen Anzahl von Schulen befinden sich von altersher »och Inschriften und Sinnbilder religiösen Inhaltes. Zu einem guten Teile sind cs Stiftungen besonderer um die Hebung und Ausgestaltung der Geuicindeschule bedacht ge wesener Ortscinwvhner. Jetzt mehren sich die Meldungen, daß solche Inschriften und Sinnbilder beseitigt werden, sogar unter besonderer Aufwendung von Kosten. Dies läßt ans ein heitliche Maßnahmen schließen. Doch von welcher Stelle die Veranlassung gegeben wurde, war nicht zu ermitteln. An einer Dresdner Vvrortsschule ist es den christlichen Eltern gelungen, die Maßnahmen einstweilen rückgängig zu machen. Es verlautet, eine Anordnung sei ergangen, „anstößige" In schriften und Sinnbilder an Schulgebäuden zu entfernen. Tie Entscheidung liege in den Händen der Schulleiter. Diese Ver lautbarung erscheint in mehr als einer Hinsicht sehr zweifel haft. Denn sicher würden religiöse Inschriften und Sinn bilder behördlicherseits nicht gemeint gewesen sein. Und das alleinige Entscheidungsrecht des Schulleiters würde diesem doch eine Machtbefugnis einrnumcn, wie sie früher nicht ein mal der viel gelästerte Schuldirektor gehabt hat. Ucbcrdies würde ja der Schulausschuß, Lehrerversammlung, Eltcrnrat völlig ansgeschaltet werden, was wohl keine Behörde wollen dürfte. Eine Berufung aus Artikel 148,2 der Reichsvcrfassung „beim Unterricht in öffentlichen Schulen ist Bedacht zu nehmen, daß die Empfindungen Andersdenkender nicht verletzt werden" ist wohl auch nicht für das „anstößig" angängig. Heißt es doch „beim Unterricht". Es konnte freilich auch die Betrach tung des Schulgebäudes in den Anschauungsunterricht ein- bczogcn werden. Aber erwiesenermaßen nimmt -och die Mehrheit der Schulkinder am Religionsunterricht teil. Und deren „Empfindungen" sind doch wohl auch durch diesen Artikel geschützt. Die Entfernung der gewohnten Inschriften und Sinnbilder geht wohl ihre Empfindungen an. Eine behörd liche Klärung wäre sehr am Platze. Tenn selbst in den Zeigner—Fleißner-Zeiten, wo außerhalb des Religionsunter richtes alles Christliche mindergcachtet wurde, störten nieman den solche Inschriften. Weshalb also jetzt deren Entfernung? Hängt dies mit dem RcichSschnlgcsctzcntwurf zusammen, dessen Ausführung etwas vvrweggcnvmmen werden soll, wie wenige Wochen vor Erscheinen der Ncichsvcrsassnng 1919 das vicl- umkämpste Uebcrgangsschnlgcjctz erging, so daß der Schutz von Art. 174 der ReichSverfassnng Sachsens Volksschulen nicht mehr erreichte? Eher sollte man annchmen, daß behördlicher seits verfügt würde, Aendcrungcn nicht vvrzunchincn. da noch nicht abzusehcn ist, welche Schulen in Sachsen in den Gemein den entstehen werde». So könnte eine Gemcindeschulc, an der jetzt Inschriften unter erheblichen Kosten entfernt werden, zur Bekenntnisschule werden, an der eine Nenanbringnng von Inschriften erneute Kosten verursachen würde. Ver schiedene Abgeordnete verschiedener Parteien habe» sicherem Vernehmen nach schon Schritte zur Klärung dieser Angelegen heit eingeleitct, die bereits große Unruhe in verschiedenen Orten hervvrgcrufen hat. Die Raklv»ia1isierimgsbestrebrirrgen im Schuhmacherhandiverk. Am Montag fand in Leipzig nntcr Vorsitz des Ehrenobermeisters S t o f f e r - Hannover und in Anwesenheit von etwa 400«! Delegierten des Reichsverbandes die G e u e r a l v c r s a m m l » n g des Reichsverbandes des Deutschen Schuhmacherhandwerks statt. Nach Erledigung der Regularien beschäftigte sich die Generalversammlung mit den Fragen der Rationalisierung, Technisierung und wirtschaft lichen Organisierung -er Dchuhmacherbetrtebe. ES wurde eingehend darüber verhandelt, ob eine Auftrag-vermebrung für daS Schuhmacherhandiverk durch Selbsthtlfemaßnahmen möglich ist, durch berufständige organisatorische Maßnahmen oder durch betriebswirtschaftliche Mittel der einzelnen Be triebe. ES wird empfohlen, für die Zukunft den Rativ- nalisierungsbestrebungen im Schuhmacherhandiverk größere Aufmerksamkeit zuzumenden. ES wurden die Fragen des Matertaleinkaufs, der Mechanisierung der Betriebe, die Herabsetzung der Gestellungskosten geprüft. Die Tages ordnung stand damit im Zeichen ernster betriebswirtschaft licher und wirtschaftspolitischer Probleme. Die General versammlung nahm weiter Anträge an. nach denen die Lehrlingshaltung im Schuhmacherhandiverk unbedingt eta geschränkt und in Zukunft eine Auswahl der Lehrlinge durch- gesührt werden müsse und ferner die Beseitigung der Pfuscharbeit und der Schwarzarbeit gefordert wird. Wetter fordert die Generalversammlung von den Negierungen des Reiches und der Länder die restlose Uebertragung der staat lichen Aufträge der Schutzpolizei und Reichswehr an das Schuhmacherhandwerk. Allgemeine Zustimmung fand ein Antrag des Vorstandes, der die beschleunigte Vorlage und Verabschiedung des vom Ncichsivirtsclwftsminister an- gekündigteu Gesetzentwurfs gegen die Betätigung der öffent lichen Hand in der privaten Wirtschaft fordert. — Die nächste Tagung soll in Dortmund stattsinden. Sperrung von Skaaksstrahen in^ Lande. Die Staatsstraße Grimma—Oschaj, wird zwischen Muhschen und der Pappelschänke bei Göttmitz wegen Bauarbeiter! vom 29. August bis l». September 1927 für allen Fahr- und Neitverkehr gesperrt. Der Verkehr wird von Muhschen über WcOeritz—Göttwitz »ud um- gckchrt verwiesen. Tie Staatsstraße Leisnig—Grimma in Flur Aauberg von Kilo meter 4,775 bis 7,599 wird vom 29. August bis I»it 89. September sür den gesamten Fahr- und Neitverkehr gesperrt. Ter Verkehr wird über Nauberg und Türrweltzschc» verwiesen. Tic Staatsstraße Waldhrim—Alteubnrg wird im Orte Eschefeld von Kilometer 34,', bis 35,999 wegen Bauarbeitcn vom 89. August bis 7. September 1927 sür alle» Fahr- »nd Neitverkehr gesperrt. Ter Verkehr wird aus die Ncitzcnhaincr Straße bis Dolsenhain nach der Zwcigstrccle über Vocka, Pöppschen, Windischleuba und umgekehrt verwiesen. Tie Zwctgstrcckc der Neihenhainer Staatsstraße wird zwischen Dolsenhain und Bocka «Thüringen! in Flur Dolsenhain von Kilo meter 9,9 bis 9,5 wegen Banarbeiten vom 25. bis 29. August 1927 für allen Fahr- uud Neitverkehr gesperrt. Ter Verkehr wird über die Kreuzung der Ncitzcnhainer mit der Straße Waldheim-Altenburg verwiese». Tic Staatsstraße Sicriftlch—Pegau—jPoststraßej wird zwischen den Ortschaften Trotzdorf und Podelwitz in Flur Pötelwitz von Kilo meter 8,4 bis 4,5 wegen Bauarbeitcn vom 25. August bis 8. Sep tember 1927 sür allen Fahr- und Neitverkehr gesperrt. Der Durch gangsverkehr wird in beiden Fahrtrichtungen über Torf Kieritzsch— tzcipen, der Ortsverkehr auf die abzweigenden Gemcindewege ver wiesen. Vom 29. August bis mit 8. September 1927 rverden auf der Staatsstraße Meißen—Tharandt auf Abt. IV von Kilometer 15,8 bis l«,2 in Flur Grumbach Schüttungs- und Walzarbeiten ausgeführt. Für die Dauer der Arbeiten wird diese Strecke sür allen Fährverkehr gesperrt und dieser aus den Kommunikationsweg Wiisdrusf—Niedcr- grumbach verwiesen. Wegen Walzarbeiten wird die Staatsstraße von Niederwiesa »ach lkhemnift—Ebersdors in den Fluren Niederwiesa und Lichtenwaldc vom 25. August bis mit 19. September 1927 sür allen Fahr- und Neitverkehr gesperrt. Ter Verkehr wirb auf die Staatsstraßen über Chemnitz verwiesen. Wegen Walzarbeiten wird ferner die Staatsstraße Flöha— Lcngescid zwischen Plaue »nd Augustnsburg vom 29. August bis mit 17. September 1927 für allen Fahr- und Neitverkehr gesperrt. Der Verkehr wird aus den Kommunikationsweg Plaue—Erdnianusdorf verwiesen. Wegen umfangreicher Jnstandsctzungsarbciten auf der Zwickau- Schwarzenberger Staatsstraße, Abt. 8, und zwar: Kleinpflaster- herstellnng zwischen Kilometer 7,2 und 7,8 in Flur Silberstrabe und Massenschüttung zwischen Kilometer 8,2 und 9,9 in Flur Wiesen wird diese Staatsstraße zwischen Kilometer 4,9 und 9,9 vom 22. August 1927 ab aus die Tauer der Bauarbeitcn (etwa vier Wachens für den gesamten Durchgangsverkehr gesperrt. Ter Verkehr wird auf die Staatsstraße Zwickau—Vößuitz »nd den Gemeindcwcg Wildenfcks— Wiesenburg ii>. i. Bockwacr Brücke — Oberhohnöors —Wik-enfekS— Schönau—Wiesenburg und umgekehrt! sowie aus die Staatsstraßen Wilkau—Hcngenseld und Wilbcnfcls — Auerbach <d. i. Wllkairer B r ü cke—K irchbe rg—W icsen > u mg c l ei tet. Die hinsichtlich der Sperrung -er Staatsstraße Schneeberg— Karlsbad in Wolssgrün bekanntgegebenc Umleitung des L<«rk«HrS wird nach neuerer Bestimmung folgendermaßen stattfinden: Für den Verkehr Eibeiistvck—Neust,'idtel und Aue—Zschortau—Eiben stock über daS Ehausteeh-aiis und -Hiindshübel, im übrigen über die Küchcnlcilhe, Neidhartsthal und Mnldcnhamincr. Vom 24. bis 81. August 1927 wird die Staatsstraße Dresden— Kamcnz von Kilometer 27,2 (Abzweigung des KommunikattonSweoeS nach Hennersdorf rechts über die Eisenbahn! bis Kilometer 38,9 (Ab zweigung des KominunikationSwcgcs Gclcnau—Hennersdorf tn der Nähe des Gasthoses Gclenauj wegen Anssühriing von Massenschuti acsverrt. Ter Verkehr wird über Hennersdorf verwiesen. ewcklieöt cter kancNIcbe SetimsUilm-Kino Ittr nur Ndk. 129.- i-noro-so»u Auf hohem, zum Meer abfallenden Kalkfelsen thronend, bildet Bvnifaccio eine natürliche Feste und starken Schutz sür den an seinem Fuße liegenden Hafen. Landschaftlich wirkt Bvnifaccio außerordentlich malerisch und da ihm gegenüber, nur durch eine Meerenge von zehn Kilometer getrennt, die Insel Sardinien aus dem Meere aufragt, pflegt man cs als das „Gibraltar des Tyrrhenischen'Meeres" zu bezeichnen. Aus steiler, ausgeftuftcr Straße fährt man hinauf zu der an eine mittelalterliche Burg erinnernden Stadt. Ucber die Zugbrücke hinweg gelangt man ins Innere, das allerdings den Fremden etwas enttäuscht, denn die hohen Häuser von genuesischer Bauart sind sestungsartig eng zusammengedrängt und die «traben un- heimlich schmal und düster. Man sieht ihnen so recht die Armut seiner Bewohner an. meist armseliger Schiffer und Fischer, die dem Meere ihr kärgliches Brot abringen müssen, da cs weit und breit um Bvnifaccio nur wenig Handel und Landwirt schaft gibt. Nicht einmal eigenes Trinkwasscr hat die Stadt. Bei den verschiedenen Bohrungen stieß man stets auf salziges, unbrauchbares Wasser, uud jeden Abend zieht eine Kolonne farbiger Soldaten mit zweirädrigen, maultierbespannten Tonuenwagcn den Berg hinab und holt fast anderthalb Kilo meter weit her das kostbare Naß, das die Einwohner literweise teuer erkaufen. Unter diesen Verhältnissen wunderten wir uns nicht mehr über die lilipntartigen Waschkrügletn in nuferem armseligen Hotel, die zuerst unsere größte Heiterkeit erregt hatten, und noch weniger über die Tatsache, daß man bei Mehr verbrauch ein „Supplement" zahlen mußte. Außer der wundervollen Aussicht auf die Insel Sardinien bietet Bvnifaccio an sich nichts Sehenswertes weiter, und so stiegen wir hinab zum -Hasen und fuhren mit einer kleinen Barke hinaus vor die Felsen zu den das User unterhöhlendcn Gewölben, deren Zugang freilich durch den häufigen Westwind sehr gefährlich, wenn nicht unmöglich ist. Doch Meer und Wind waren günstig, und an den bains cke visne vorbei ge langten wir in die Grotte Sdragonata. Eine gewaltige, dämm» rtge Naturhalle empfing uns mit hohen Tropfstcinwänden und gewaltiger kuppelartigcr Decke, die sich eigenartig zu einer Felsspalte öffnet und den tiefblauen Himmel sehen läßt. Und was das merkwürdigste daran ist, die FelSösfnung hat genau die Umrißfvrm der Insel Korsika, die, wie von einem ge waltigen Meister ans der Kuppel hcrausgesägt, den leuchten- den Himmel als wirkungsvollen Hintergrund hat. Das Wasser ist glasklar, der Boden von weißem Kalkstein, bedeckt mit grünem und rotem MooS. und man glaubt den schönsten orten- tauschen Teppich aus dem Meeresgrund ausgebreitct zu sehen, auf dem das mehrfach reflektierte Sonnenlicht die prächtigsten Schätze von Gold und Edelgcstcin häuft. Bilder von Tausend und eine Nacht steigen in unserer Phantasie empor, bis deri neu angehende Motor unserer rückkehrendcn Barkasse diesen Zauber bricht. Die Rückfahrt von Bouisaccio gestaltete sich am nächsten Morgen ähnlich wie die Hinfahrt. Diesmal führte uns der Wagen über Porto Vecchio Zviica-Zicavo nach Ajaccio zurück. Wir durchfuhren den riesigen Waid von Ospcdale, herrlichen Hochwald, über dem im letzten Winter ein furchtbarer Schnee sturm »iedergegaiigen war und große Stellen in eine trostlose Wüstenei verwandelt hatte. Der Schnee, stellenweise zehn Meter hoch, hatte durch seine ungeheure Last Tausende und aber Tausende von gewaltigen Bgumriescn wie Streichhölzer umgcknickt und in mildem Chaos Stämme, Aeste und Kronen durcheinandcrgcworsen. Waldarbeiter und Köhler waren jetzt überall tüchtig am Werke, die Trümmerfelder anszuräumen und das Holz zu Holzkohle zu verarbeiten. Zvnza! Mit diesem reizenden Ort erreichten wir den Mittelpunkt eines der bekanntesten Jagdgebiete Korsikas, das neben seiner großen landschaftlichen Schönheit einen reichen, maiinigsaltigen Wildbestand auswcist und in dem der Jäger besonders Ebern und Mnfslvns, einer Art Wildschas, nach- pürscht. Dafür waren aber die Straßenvcrhältiiisse in diesem Jagdparndics wieder einmal außergewöhnlich schlecht, und da wir aus unserer Tour bisher schon sieben Reifenpannen gehabt hatten, wunderten wir uns nicht bet diesen Straßenverhält- nisse», daß etwa hundert Meter vor Zonza wieder zwei Pneus ein Opfer all der tiefen Löcher und spitzen Steine wurden. Doch der Autofahrer in Korsika ist an solche „kleine Zwischenfälle" gewöhnt und repariert und flickt mit seltenem Gleichmut ans freier Straße. Endlich erreichten wir »ach unaufhörlichem Aus und Ab über Pässe und durch Täler am Abend Ajaccio. Nördlich davon liegen die Calanches de Piana, bas rote Felsengebict, das von den meisten Touristen besucht wird und mit Recht als eins der schönsten Gebiete Korsikas gilt. In weiten Schleifen um die tiefe» Mcerescinschnitte herum führt die Straße von Ajaccio über Sagvne und Cargese nach dem Ort Piana, der am Eingang der Calanches liegt. Auf breiter, in de» Granit cingchanener Straße fuhren wir im bequemen Peugeot in dieses herrliche Gebiet hinein, dem die bizarren, phantastischen Felsfvrmc» einen ganz eigenen Charakter von großer Wildheit geben und SaS uns an den vielen Kurven stets ein neues malerisches Bild vor unseren entzückten Augen ausrollte. Vor allem konnte sich das Auge hier förmlich be rauschen an der wunderbaren Symphonie der Farben. DaS Gestein ist von tiefem Rot, das sich gegen den tiefblauen Himmel wirkungsvoll abhcbt. Unten in der Tiefe schimmert das Meer tn demselben wunderbaren Blau, umsäumt vom blendenden Weiß der Brandung, und bas dunkle Grün der Nadelhölzer, Eukalyptusbäume und hohen Farne bringen einen dunkleren Ton in die sonst allzu leuchtende Farbenpracht. Weit kürzer, aber nicht minder reizvoll ist der Spaziergang von Ajaccio nach der Punta de la Perata. Am Mceresstrand entlang, vorbei an ausgedehnten Gärten mit Zitronen- und Orangenbäumen, wandert man hinaus zu dem Hügel, der kappartig weit ins Meer ragt und den alten Genueser Turm trägt, ein Wahrzeichen des Golfs von Ajaccio. Ucber ginster- artiges Gestrüpp klettert man hinauf, und dort oben von hoher Warte ans genießt man einen sreicn, selten schönen Ausblick auf den Golf und die roten Granitseslen der iics saneuingires, der blulsarbeiien Inseln, an denen sich die Brandung hoch aufsprihend bricht. Ich begnügte mich damit, vor meiner Abfahrt nach Mar seille noch einmal langsam durch Ajaccio zu schlendern, um mich an seinen sonnenüberfkuteten freien Plätzen, seinen groß zügig breit angelegten Straßen und seinen schönen, heiteren Menschen zn erfreuen, in denen der ewig lachende südliche Himmel alle Sorgen ausgelöscht zu haben scheint. Aber auch wir vom grauen Norden bleiben hier nicht unberührt von der Wirkung des milden, heiteren Klimas. Leichter und rascher stießt uns hier das Blut durch die Adern, und trübe Gedanken haben nicht Raum in einer Brust, die eine überreich spendende Natur immer mit neuen herrlichen Eindrücken füllt. Ajaccio, die Geburtsstadt Napoleons! Selbst wenn diese Tatsache dem Reisenden entfallen ist, wird sie ihm mit ab soluter Gewißheit wieder ins Gedächtnis gerufen. Die Namen der meisten Straßen und Plätze, das napoleonische Museum im klotel cke ville, das Geburtshaus Napoleons, erinnern an den größten seines Landes und seine Familie. Am besten aber spiegeln das große marmorne Standbild des ersten Konsuls und das Denkmal der fünf Bonaparte die große Verehrung seiner Landsleute wider, die ihm danken, daß der Ruhm beS großen Franzoscnkaisers das Ansehen Korsikas, seines Vater landes, beträchtlich in aller Welt erhöht habe. — Das Schiff nach Marseille läutet zur Abfahrt. Ein letzter Abschicdsbltck nach dem Place des Palmiers, wo das weihe Denkmal maje stätisch ausragt, ein letzter Blick aick die Hellen Häuser und Villen von Ajaccio, auf die hohen Bergketten, auf die schnee bedeckten Gipfel des Mont d'Oro und des Mont de Renoso, und bald verlassen wir den Golf. Langsam steuert unser Schiff an den kies sanKuinsires vorbei hinaus aufs offene Meer, und vor mir ragt wie am Abend meiner Ankunft die wilbumrtssene Silhouette der Insel Korsika. — l.'Ne cke besute! Noch einmal ziehen die unvergeßlich herrlichen Tage auf Korsika an mir vorüber, und dankbaren Herzens erkenne auch ich ihm den Ehrennamen „Insel der Schönheit" zu, den vor mir begeistert« Korsikabesucher geprägt hatten. . ^
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