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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 26.03.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030326029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903032602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903032602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-26
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
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Diese» Blatt wird dm Lesern von Dritten und Umgebung am Lage vorher bereit» als Abeird-Ansgabe -»gestellt, während es die Post-Abonnenten am Morgen tu einer Gesamtausgabe erhalten. VerugrgeMr: Dreien und Nr W «l-tt an Woäxntaaen., die NaadrückÄrrAnEu^Orioinal- MiUeilu-ien n^r mji deuTliMes n>lWa^ aulvru e vc«m>skrU>te wert l aufdewavrt. mM'Ndrels«: ten LreSde«. AegvLrnöet 18L8 N«rtrrg von Ktepscl) L Neirtzordt. Llnresgen-cack. Mnnalime von kkntündl-uiioen bi» nachmil«a,r s Ubr. Sonn- und Seierla»« nur Manenlkrabe R von N bis '/,i Ubr. Die rivalüae Grund »eile ica. o Süden! so Psy.. An kiindiaunoen auf der Privatieiie Zeile Ls Pia ; die Llvaliiac Zeile als „Ein. gesandt" oder aus Terüeiie so Pia. In Äiummern nach Sonn- und Neier lasen r- de» Llvaliiac Grund,eilen so. eodbe,. so und so PIg. „ach be sonderem Tarif. AuSwürlige Auf träge nur gegen BorauSbejahlung. Belegblätter werden mit tOBig. berechnet. verulvrechanschlutz: «m« I Nr. U und Nr. LOS«. LusEckSskt L 8et>»i>r«et 8 Assedl., W IM iHmls. Neueste Dmbtberichte. Hvftincbrichicii. Haftpflicht bei Straßeiibalinuusälle», Ausländische Nahrungsmittel, SPS» OV» Gerichtsverhandlungen. Dresdner Musittchnle. Die neue Lukastirche. -7 — -1 — ! D»»»eiStag, 2<i. März 1908. Renefte Draktnieldunueu IPriv.-Tel.j Die Uebersühruna d inn nach Westfalen erfolgt morgen mittag vom 25. Mürz. der Leiche des Frei- Berlin. Herrn v. Heere ma München. Wie die „Münchener N. N." melden. wurde Direktor Stolbera vom Münchener Schauspielhaus von dem Verbot der Aufführung des Hcyseschen Dramas „Maria von Magdala" von der Münchener Polizei verständigt. Stolberg hat den Beschwerdeweg bei der Negierung beschritten. Paris. Der Kongregationsausschuß der Kammer beschloß sofort nach Beendigung der gestrigen Debatte über die Gesuche der Kongregationen, der Kammer einen Gesetzentwurf über die Zuständigkeit der Gerichte zu unterbreiten, die mit der Liqui dation des Vermögens der aufgelösten Kongregationen bclraut werden. — Bei der gestrigen Abstimmung über die Genehmjgungs- oesuche der Predigerorden haben von der ministeriellen Union democratique nur 19 Abgeordnete gegen das Kabinett gestimmt. Konstantinopel. Die Pforte legte gestern dem öster- reichischeungarischen und dem russischen Botschafter das allgemeine Reglement zur Durchführung der angenommenen Reformen und das finanzielle Reglement für den Dienst der Ottomanbank in den drei makedonischen Vilajets vor. Die Reglements werden nicht veröffentlicht. New York. Kontrolle, Direktion und Betrieb der Nelvyork Zrntralbabn sind, wie die „Newyorker Tribüne" meldet, an die als Rockefell er Pennsylvania und Morgan-Gr upve be kannte Jnteressenvereimgung übergcganaen. Die Kontrolle ist nicht auf unfreundlichem Wege den Banverbilts entrissen worden, vielmehr ging die Aendernng nach von W. und K. VanderM zu vor gutgeyeißenen Grundsätzen vor sich. Die Uebcrgabe der Kon trolle ist nicht mit einer Uebergaüe von Besitzinter'cssen verbunden. Die Vanderbilts behalten ihren Aktienbesitz und haben Stimme bezüglich der BetriebSgrundsätzc. Für die nächste Zukunft sind keine besonderen Veränderungen in Vorbereitung. Bei der nächsten Jahresversammlung dürften einige Stellen im Direktorium anders besetzt werden, wobei sich die Pennsylvaniabahn Vertretung sichern dürste. , . OertticheS uud Sächsisches. Dresden. 28. März. -* Se. Majestät der König und Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde erfreuen sich in Gardone deS bestens Wohlseins. Se. Majestät pflegt früh 6 Uhr aufzustehen, nach dem Frühstück die ringegangenen Regicrungsgeschäfte zu erledigen und dann spazieren zu gehen. Das Diner wird mittags 1 Uhr, das Souper um 8 Uhr eingenommen, und um 10 Uhr abends begibt sich der König zur Ruhe. Die von ihm bewohnte Villa Wimmer be findet sich m ruhiger reizender Lage unmittelbar am Sec. Das Wetter war bis jetzt herrlich, von früh an sonnig, dabei in den Mörgen- und Abendstunden sehr frische Luft bei absoluter Wind stille. Die Vegetation ist noch nicht sehr weit vorgeschritten, das Graugrün der Oliven, untermischt mit dem frischen Grün des Lorbeer gibt die allgemeine Farbe. Die Limone stecken noch in den Schutzhäusern. Der See ist ganz ruhig und nur von Möven- schwärmen belebt. Aus der Ferne ragen die Schncespitzen des Monte Baido und des Pizzocolo empor. Am Donnerstag, Freitag, und Sonnabend unternahm Se. Majestät vormittags ln Be gleitung seines Generals L In suite Generalmajor dEIsa größere Ausflüge über Moranaga, Rigi und Gardone Sopra. Die Spaziergänge sind sehr schön, erfordern aber ordentliches Steigen, was Se. Majestät sehr gern und ohne jede Anstrengung tut. In den Nachmittagsstunden wurden gemeinsame Partien mit Motor- boot nach Jsola di Garda und mit Ruderboot nach .Fasano. Moderne, Jopiana, sowie am Sonnabend eine Wagenfahrt nach Posvoleno und von da eine Fußpartie in die gleichnamige wild romantische Schlucht unternommen. Zur Mittagstafel am Sonn tag war der sächsische Professor Andreae, welcher sich auch bei der Ankunft des Königs zur Begrüßung eingcfundc» hatte, mit Ge mahlin eingeladen worden. Gardone ist von Kurgästen dicht besetzt. In der nächsten Zeit gedenkt auch die Frau Erzherzogin Otto von Oesterreich nach Gardone zu kommen. —* Die Erhebung der evangelisch-lutherischen Kirchenanlagen findet in diesem Jahre wieder nach von Stadtbeziik zu erbebende KircheueiukommeiMeller an der Ein-i sehr oft in böswilliger Absicht das Gleis nicht verlassen trotz der willigung vieler Pawchieu scheitelte. Während diese Steuer in! Warnungssignale. Dennoch darf der Bahuführer nicht einfach den Parochieu Alt-Drcsveus zwischen 9 bis 15 Prozent des Slaaissteuersqtzes schwankt, erbebt die Vorstadt Löbtau 2-, Prozent uud Cotta sogar 30 Prozent Kirchenciukommeu. da tu diesen Vor städte» äimere Bevölkerung, welche den gesamten Aufwand ocr Parochie zu decken bat. wohnt. Die Stableinlommensreuer wird nach 60. die Schuleinkommensleucr nach 40 Prozent des Staats- steueriatzes erhoben. — Haftpflicht bei Straßenbahn» ns allen. Eine nach mancher Richtung interessante Frage beschäftigte in Hamm das Oberlandesgericht. Der Schisser Reinarz aus Königswinter wurde am 5. September 1901 auf dem Wege von Duisburg nach Ruhrort von einem elektrischen Wagen der Allgemeinen Lokal- und Straßeubahngesellschast, der hinter ihm herkam, im Rücken ersaßt, zu Boden geworfen und mitgeschleift. Er hat mehrere Verletzungen erlitten und beansprucht Ersatz der Hcrlungskosten, sowie des durch Störung seiner Erwerbsföhigkeit verursachten Vermögensnachteils. Die Beklagte wendet nun ein, daß der Kläger den Unfall durch eigene Schuld herbelgesührt habe, indem er, trotz fortgesetzten Läutens des Wagenführers, das Gleis nickt verlassen habe. Das Landgericht in Duisburg hatte den Klagcausprucy dem Grunde nach für gerechtfertigt erklärt, indem es folgendes aussührte: Nach 8, 1 des Haftpflichtgesetzes ist die Beklagte als Unternehmerin eines Eisenbahnbetriebes dem Kläger für den Schaden, den er durch die Verletzung seines Körpers im Betriebe der Eisenbahn er litten hat, verantwortlich, svsern sie nicht beweist, daß der Unfall durch eigenes Verschulden des Klägers hcrbeigcfuhrt ist: dieser Be weis ist ihr mißlungen. Nach der Beweisaufnahme ist allerdings anzunehmen, daß der Kläger trotz des Läutens des Wagenführers die Gleise nicht verlassen hat. Andererseits ist aber nicht zu wider legen, daß der Kläger auf das Läuten nicht rechtzeitig auf merksam geworden ist. Nach den Zeugenaussagen ist anzunehmcn, daß der Mager das Läuten nicht gehört hat- Es steht weiter fest, daß der Kläger 20 bis 25 Schritt weit von dem Wagen mit- geschleift worden ist. Dieser Umstand läßt daraus schließen, daß die Straßenbahn mit derartiger Schnelligkeit aüs den Klüger lvs- aefahren ist, daß es für ihn im Augenblicke, als er die drohende Gefahr merken mußte, zu spät war, sich zu retten. Der Wagen führer scheint hiernach, wie es seine Pflicht gewesen wäre. dre-Mög- lichkeit, daß der Kläger das Läuten nicht rechtzeitig bemerkte, öder es, sei es infolge des starken Windes, sei es infolge von Schwer- Hörigkeit, überhaupt nicht hären konnte, gar nicht rnS Auge gefaßt zu haben. Jedenfalls läßt unter diesen Umständet die ganze Sach- läge es nicht zu, einen Beweis dafür erbracht zu sehen, daß der Kläger dm Unfall durch eigenes Verschulden herbeigefuhrt hätte, und mangels dieses Beweises greift der Schadenanspruch durch. — Entgegen diesem Urteil, das vom Oberlandesgcricht aufgehoben wurde, erkannte letzteres die Einsprüche der Straßeiibahngesell- schaft als berechtigt an und wies den Kläger mit der erhobenen Klage ab. Hierzu bemerkt die „Rheinisch-Westfälische Zeitung": Die Entscheidung des Oberlandesgerichts wird in weiteren Kreisen Aufsehen erregen. Bisher ist in solchen Fälle» wobl immer zu Ungunsten der össentlichcn Verkehrsmittel entschieden worden. Auch das Landgericht Duisburg hat sich auf den Standpunkt ge stellt, daß die Straßenbahn haftpflichtig zu machen sei. In der eingehenden Begründung des Urteils wird besonders dargetan, daß ein Beweis für die eigene Schuld des Verletzten an dem Unfall nicht erbracht sei, es wird ferner ausdrücklich betont, daß aus ver schiedenen Gründen die Möglichkeit gegeben war, daß der Schisser das Warnungssignal nicht gehört hat. Solche Fälle lassen ich fast täglich auS der Praxis mrfübre». Pei allen Strahenbayn- treckeu, dre durch schmale sehr belebte Straßenzüge laufen, ist sie Gefahr sür die Passanten besonders groß. Ganz abgesehen davon, daß ältere und schwerhörige Personen das Läuten der Straßenbahnwagen sehr leicht überhören können, ist der Fall gar nicht selten, daß jemand in Gedanken versunken das Gleis über schreitet und das Läutewerk nicht wabrnimmt. Bei lebhaftem Bahnverkehr ist das noch leichter möglich, weil das Ohr allmählich gegen das fortdauernde Läuten obstumpft, namentlich in so engen Straßen, die die Passanten zwingen, auch den Fahrdamm zu be nützen. Ein weiteres Hindernis kann die Windrichtung und Wind stärke sein, schließlich dürste auch starker Nebel oft eine sehr große Rolle spielen: viele Unfälle sind schon dadurch hcrbcigesührt wor den. Von der anderen Seite aus ist nun allerdings cinzuwenden, daß jeder Fußgänger die Pflicht hat, beim Aufenthalt auf hem Fahrdamm die nötige Vorsicht walten zu lassen, cs wird ferner drauflossahren, sondern er sollte ui solchen Fällen stets die Leute zur Anzeige bringen, denen dann durch empfindliche Strafen klar zu machen ist, daß sie den öffentlichen Verkehr nicht behindern dürfen. Noch kürzlich wurde von einem ^Gerichte im Jndustrie- bczirk ein Wagenführer der Straßenbahn bestraft, weil er einen Möbelwagen nngefahre» hatte, der trotz des Läutens das Gleis nicht verließ. Das Gericht betonte, der Straßenbahnsührcr hätte trotzdem warten müssen, bis der Wagen das Gleis verlassen hatte. Wenn nun schon auf ein Fuhrwerk, dem ein vom Führer vor- auszusehender geringer Zusammenstoß doch wohl nicht allzu ver hängnisvoll werden dürste, so viel Rücksicht genommen werden muß, wie viel mehr ist Vorsicht Menschen gegenüber geboten! Man muß sich deshalb wundern, daß das Oberlandesgericht unter den obwaltenden Umständen zu einer anderen Entscheidung gelangt ist, wie das Landgericht Duisburg. Leider sind die Entscheidungs- gründe des Obergerichtes in dem Berichte nicht angegeben. —* In dem Wunsche, billig einzukaufen, lassen sich leider zahlreiche Hausfrauen trotz aller erlassenen Warnungen doch immer wieder verleiten, auf grund verlockender Anpreisungen Nahrungs- und Genußmitlel aus dem Auslande zu beziehen, obwohl der unglaublich niedrige Preis derselben — meist handelt es sich um Butter und Honig, z. B. 10 Pfund Butter für 7 Mark, 10 Pfund Honig für 5 Mark — ihnen eigentlich selbst sagen müßte, daß dafür keine brauchbaren Waren geliefert werden können. Natürlich muß der Geldbetrag vorher eingcsandt werden und wenn dann das sogenannte Colli ankommt, so erfährt der Leicht gläubige zu spät, daß er gründlich hereingefallen ist, denn wie die Untersuchung derartiger Sendungen im städtischen Untersuchungs amte mehrfach ergab, war der Honig von ekelhaftem Geruch und völlig ungenießbar, während die Butter eher einem Schmier- material, als einem Speisefette ähnelte. Die Behörde, welche dann um Schub angerufen wird, ist gar nicht in der Lage zu helfen, da eine strafrechtliche Verfolgung der meist ungenannten Lieferanten, welche als Adressen im Auslande belegene Ortschaften z. B. Tluste via Oderberg oder Tluste via Mvslowrez an geben, so gut wie aussichtslos erscheint. Es kann daher nicht ein dringlich genug darauf hingewiesen werden: wer sich vor Schaden bewahren will, kaufe nicht von unbekannten ausländischen Persön lichkeiten, sondern von hiesigen reellen Firmen, welche durch das Nahrnugsmittelgejetzziir Lielerung nnvuialjchter und unverdorbener Lebensmittel verpflichtet sind. —* De, geschäfts'i'ihrrnde Vorstand des Sächsischen Jnnunqs- verbandes hielt kürzlich hier eine Sitzung ab und beschloß u. a., für den diesiährigcn in Buchbolz stattfindenden säch sischen Jnniingsverbandstag den 12. und 13. Juli in Aussicht zu nehmen. —* Polizeibericht. 25. März. Von einer hiesigen Maskenverleihen» ist am 22. d. M. in einer Kiste, in der ver liehene Maskcngardcrobe aufbewcchrt wurde, in einem Masken- anzuge, welcher vor 4 bis 5 Wochen verliehen worden ist, eine goldene Hcrrcn-Remoittoiruhr gefunden und abgeliefert worden. — Von der Auswärtcrin Frau Thcresie Schmidt hier sind am 2-t. d. M. auf der Ostra-Allee 2 rumänische Staatsschuldscheine zu 500 Francs Wert gesunden und abgelieserl worden. —* Gettern abend gegen 9 Uhr und heute vormittag gegen V^9 Uhr erfolgten Alarmierungen der Feuerwehr nach Cv- meniusstraße 47 und Thiergarten st raste 22. In dem erste«en Gruudstücke konnte nur Rauchniederschlag sestgestcllt werden, während es sich an dem anderen Orte um einen im Kellergeschoß entstandene» Traiisformatoibrand handelte, der in kurzer Zeit erstickt werden konnte. —* Auf der Grunaerstraße verunglückte am Montag abend ein kleiner Knabe, der im Begriffe war, einer Droschke aus zuweichen und dabei geradewegs gegen einen Straßenbahnwagen lief. Die Folge davon war, daß er zu Boden stürzte und mit der linken Hand unter das Schutzblech kam, wodurch dieselbe ganz erheblich gequetscht wurde. —* Im Plauenschcn Grunde, in der Nähe des Felseu- kellers ist heute vormittag ein in den 40er Jahren stehender Mann abgestürzt. Der Verunglückte, der, abgesehen von einigen Kopfwunden, scheinbar keine erheblichen Verletzungen erlitten hatte, wurde mittelst städtischen Krankenwagens nach dem Stadt- krankcnhause gebracht. Kunst und Wissenschaft. s* Mitteilung aus dem Bureau der K ö n i g l. Hofthca' er. Im Schauspielhause geht Sonntag, Km 29. März, nach mittags halb 2 Ubr als 7. Volksvorstellung Schillers „Braut von Messina" in Szene. Der Borverkaüf findet Sonnabend, den 28. März, abends 8 Uhr, in der Turnhalle der 4. Bürgerschule sTieckstraßel statt. Im übrigen gelten die bei den früheren Volksvorstellunaen bekannt gemachten Bestimmungen. Die Dresdner Musikschule (Direktor R. L- Schneidest beschloß gestern im großen Saale des Vereinshauses ihre Oster- prüsungen mit einer Aufführung, die in der Tat den Namen eines Konzertes verdiente. Denn ohne Ausnahme stellten sich in der Ausbildung bereits stark gereifte Zöglinge der vortrefflich geleiteten Anstalt vor, die mit dem effektiven «chitterlum wenig oder nickt- mehr zu tun haben, vielmehr a>S angehende Kllnttler und Künstlerinnen von auSsichtsvoller Zukunft zu bezeichnen sind. Bon den Begabtesten an erster Stelle genannt zu werden, verdient Frl. Gabriele Müller, eine ginge Sängerin von aus gesprochenem Talent. In der bewährten, ansgezrichneten Schule ihres Vaters. Herrn Prof. Dr Müller, gebildet, überraschte sie nicht nur tn der Reise der Technik, sondern auch in dem Nachweise hervorragender, gediegener Mittel. Sie verfügt über «inen über zwei Oktaven bequem spannenden Sopran, der. retch a» Wärme und Innerlichkeit, sie scheinbar zur jugendlich dramatischen Sängerin präd-stiniert. Dazu überraschte sie in der vielseftigen Verwendung dieser schönen, klangvollen Stimme dadurch, daß sie in den zweifellos absichtlich gewählten Gegensätzen der Arie der Gräfin au« Mozarts „Figaro" (-Susanne kommt nicht"), der Cava- tine der Rosine au» Rossinis .Barbier" (»Frag' ich^tneln deklom- mne» Herz") und in vier der Schottische» Lieder Mn Beethoven gleich gut in der stilvollen Behandlung der Mozniischen Cant tleneu bestand, wie in den Rossintschrn Fiorituren. von denen sie die Ltaccati besonders virtuos auSführte, sowie im Vorträge des klassisch gelabten Volksliedes. Die tn allen Registern, besonders auch im Hoben, stand haltende Stimme, die Reife der Aus bildung werden kehr bald die Aufmerksamkeit auf diese vielver sprechende junge Künstlerin lenken und ihr den geeigneten Platz in der Bühnenwett anweisen — sicher gehört sie zu den Kunstnovizen. von denen man sich etwas versvrecben darf. Stächst ihr siel ein entschiedenes Geigertalent auf, Frl. Margarethe Schäsfer, Schülerin von Herrn Hoskonzeltmeistcr Max Leivingcr. Sie spielte drei Sätze aus Vieuxtemvs l)-m»»-Kvnzcrt mit bereits überlegener technischer Sicherheit, stark onsaebildeter künstlerischer Freiheit der Bogenführniia. vornehmer Auffassung und niit der Eleganz, die Ätkiixtemvs Individualität bedingt. Eine nicht weniger gediegene, ausgezeichnete Schule ließ Herr W i lly K ü h li n g. ans der Klaffe des Herr» Kammervirtuasen Böckmann, mit dem Vortrage zweier Sätze auf dem Povverschen lü-moll-Kouzert erkennen: auch hier standen Technik und VortragSküust auf bereits achtung gebietender Höhe. Die gleiche Anerkennung verdiente sich Frl. Elie Schneider, die ihre Studien in der Klasse ihres Vaters. Herr» Direktors Schneider, vollendet. Mit der sehr sauber und technisch zuverlässigen Ausführung der Wanderer-Fgntasie von Schnbekt-Liszt bewies sie Talent n»d sorgfältige Ausbildung, wenn cS ihr an Kraft und Macht der Tougednng und des Aus drucks. namentlich im letzten Satz, auch »och etwas mangelte. Der von ihr gespielte Konzertflügel ans der hiesigen Klavierfnbrik von Franz Lindner bewährte sich als ein vortreffliches, klangschönes »nd vollkommen egalisiertes Instrument. Schließlich verdiente sich auch Herr G »stav Hoppe, aus der Klasse des Herrn Hof inusikerS Ed Weisbach, mit dem brillant gespielten Klarinetten- Konzert <L»-änr) von Georg Pitlrich die volle Anerkennung. Das Schüler-Orchester unter der sicheren Zeitung von Herrn Johannes Reichert führte auf das Zufriedenstellendste die Ouver- türrn zur „Zauderflöte" uird .Enttianthe" aüS und drgtritete ganz ausgezeichnet sämtliche Vokal- und Jiistrumeiital-Voiträge. mit Ausnahme der Schottischen Lieder, an deren Wiedergabe sich die Herren Bender. Prasse und Kühling beteiligten. Ten, Orchester ist vor allem die Hauptsache die Seele der Musik, der Rhythmus, mit beigebracht und der Dynamik große Sorgfalt gewidmet — ein Verdienst des Herrn Reichert, der besonderen Anerkennung wert. 8. 8t. Die neue Lukaökirche z« Dresden. Wer, von der Stadt kommend, die Werdcrstraße entlang dem Räcknitzer Gelände znschreitet, siebt in halber Höhe den schmucken Bau der neuen Lukaskirche vor sich auffteigcn. Da am nächsten Sonntag die feierliche Einweihung erfolgen soll, ist es wohl an- gezcigt, diesem prächtigen Neubau einen Besuch abzustatien. Entworfen von dem Architekten Georg Weidend ach zu Leipzig -- einem Dresdner Kinde — ist die Lukaskirche auch unter seiner Oberleitung im Sttle der Frührcnaissance erbaut worden. Die Fassaden des Baues weisen große, ruhig wirkende Flächen auf: nur da, wo die Einzclmotive der Portale, Fenster. Giebel und Türen auftreten, sind sic kraftvoll ornamentiert mit jener dem Baustile eigentümlichen Freude am plastischen Schmuck. Durch das Harrptportal, von dessen GebMfriese es herableuchtct: „Ehre sei Gott in der Höhe", treten wir in eine quadratische, unter dem Hauptturme benndliche Vorhalle, „die Brauthallc". Schon von hier aus erblicken wir, ohne den eigentlichen K>rchcn- raum betreten zu haben, die leuchtende, satte Farbenpracht des Altarfensters (gestiftet von Herr Konsul Palmwl an der Rück wand des Baues und die in ihrem malerischen und ornamentalen Schmucke überaus reizvolle Decke des Vierungsgewölbes. Der Kirchenraum selbst stellt in seinem Grundriß, die Form des latei nischen Kreuzes nachahmend, ein dreischiffigcs Langhaus mit gleich- Ältarraum >, sind die ... zurückgezogen, so daß hier eine überraschende, zentrale Raumwirkung entsteht, welche als ein wichtiges Erfordernis jeder protestantischen Predigt- kirche gilt. Dieser Raum nun wird überspannt von dem Vierungs- gewölbe. Dieses wirkt durch die Verschmelzung seines reichen malerischen und ornamentalen Schmuckes ebenso eigenartig wie einheitlich: die gewaltigen Kugclflächen des Gewölbes sind durch ein goldenes Netzwerk architektonisch reich gegliedert, das die kühn und lebensvoll gemalten Engel (Professor Gußmann-Dresden!, die Gestalten der 12 Apostel und das die kleineren Jlächen- abschnitte füllende Rankcnwerk künstlerisch wirkungsvoll über- spinnt. Die ganze Decke macht einen wundersam einheitlichen Eindruck, ein Beweis, wie der Maler auf die künstlerischen In- tentionen und Anforderungen des Architekten einzugchen und mit ihm zusammen zu arbeiten verstanden hat. Die goldenen Rippen des Netzwerkes erinnern an Motive des gotischen Baustiles, nur sind sie dem Geiste der Renaissance angcpaßt worden: daß sic nicht als Konstruktionsglicder auszufaffe» sind, sondern lediglich als plastischer Deckenschmuck, beweist der Umstand, daß die Malerei unter den goldenen Rippen ruhig wcitergeführt ist. Wie oben an dem Deckengewölbe, ferner in dem Maßwerk der Fenster und
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