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I «r- , ' 8»- !S^o s-» °^2 L-L2 r s.2-2 L-Z AI A Spovtfreuden und Zustinnnung. Leiden Sonrnrer-Reise über Zllles. Besucher: „Ich habe gestern Ihren Herrn Gemahl ge sprochen, gnädige Frau. Lr war sehr unzufrieden mit dem Aus- fall der Sommerreise. Namentlich klagte er darüber, daß sie so viel Geld gekostet hätte." Sausfrau: „Natürlich, aber das werde» wir schon durch Linschränkungen wäbrend des Jahres ersparen." Besucher: „Aber Sie sollen sich dort auch alle erkältet haben." Sausfrau: „Das ist wahr, doch das thut nichts. Mir werden uns schon durch sorgsame pflege hier zu Hause erholen." Besucher: „Und dann soll es auch in der Sommerfrische riesig langweilig gewesen sein." Hausfrau: „In der Tbat, über alle Maßen! Aber dafür werden wir uns jetzt entschädigen, indem wir uns in alle städtischen Vergnügungen stürzen, soweit es Börse und Gesundheit gestatten." Besucber: „Und im nächsten Jahre reisen Sie wieder in die Sommerfrische?" Hausfrau: „Natürlich, wir haben schon die Sommer wohnung für's nächste Jahr gemiethct." Nicht übcl. Schlächter: „Serr Adookat, mir hat ein Hund fünf Würste gestohlen, ist der Besitzer des Hundes verpflichtet, mir den Schaden Zu ersetzen?" Advokat: „Gewiß?" Schlächter: „Nun, meine Rechnung beträgt zehn Mark, und Ihr Sund ist der Dieb." Nachdem er das Geld erhalten, entfernt er sich. Ltwas später überbringt ihm der Diener des Advokaten eine Rechnung auf zehn Mark fünfzig Pfennig für die Konsultation. — Die fünfzig Pfennig erhielt der Diener. Lin gutes Geschäft. berr: „Ikr Schirmgcschäst scheint ja z» florire» ?" X F ch >chni l> ä n d I e r : „V ja, ich habe nur Professoren zn uneen, die kaufen die Schirme, zahlen den Preis biersür und Isen tie gleich wieder stehen l" Selbstgefühl. m.,-^ 5 e lznm Gauner): „Bisber standen Sie stets nur weaen ^ chrudirbztabl vor Gericht — heute wegen Linbruch!" Baun er: „I§ jch >,§h> bedeutend vergrößert!" Suff: „Nicht wahr, Spund, bei uns kommt nie ein Rater vor!" Spund: „Hast recht! Der kommt bei uns allemal hinten- nach." Vorschlag r«r Güte. Ich lese soeben, daß für die Karolinen eine Summe von s7 Millionen ansgezahlt werde» und bitte daher ganz ergebenst die Regierung, meine Frau auch mit zu bedenken, indem daß selbige auch Karoline heißt und cs recht nothwendig brauche» könnte. L gebenst Karl Meier. Iagdtag. Diener (zum Baron): „Line Empfehlung von Herrn Baron Schnorf, ob Sie ihm nicht für vierundzwanzig Stunden Ihren Hasen pumpen wollten? wir haben morgen große Jagd!" Drucksebler. Besonders ausführlich wurden die Marterwerkzeuge gegeigt. t Kimristischt MW WM ick, Lmckck Gegründet 1856 ^ No 2«4 ver Honi- lixe bci Stanncrrnhens. Im Frühjahr, als wir in Dresden Loombluth batten, betuchte uns Frau Amalie Stanneivitz, die siä> wegen Lrbschaftsangclegenheiten in der Residenz aushielt. Ick hätte es ihr auch übcl genommen, wenn sic Glicht zu uns gekommen wäre, da wir nahe verwandte sind. Die Großmutter meiner Fra» hat nämlich einen Stiefsohn gehabt und der ist mit' der Schwägerin von Staiincwikzcn's Großtante ver lobt gewesen. Ls ist zwar schließlich nichts aus der Hciratb geworden, aber verwandt sind wir dcsbalb doch' — so bebauptet wenigstens meine Frau, und die muß cs doch am besten wissen. Unsre Lonsine Stanucwitz ist eine brave Frau, das läßt sich gar nicht leugnen, fleißig und sparsam. Ls heißt, sie wäre geizig, aber wenn man mit an'ehcn muß, wie verschwenderische Frauen ihre Männer zu Grunde richten, so muß man frob sein, wenn man von einer Frau hört, die das Geld nicht zum Fenster hinaiirwirft oder zu unnötbigein Firlefanz verwendet. Da wir uns seit fünf Jahren nicht gesehen hatten — so lange ist's her, daß Stanncwitzen's nach Leipzig gezogen sind — gab's natürlich viel zu bereden. Zuerst fragte ich nach Bretmüllern und wie's ihm ginge. Der ist nämlich auch verwandt mit uns; so nabe wie Stanncwitzen's natürlich nicht, aber mein Vetter ist er trotzdem, das steht bomben fest, wenn auch die Verwandtschaft so weitläufig ist, daß ich sie nicht gleich ziisainmenbringcn kann. „Bretinüller geht cs gut" erzäbltc die Staune- witzen. „Lr hat ebenfalls sein Geschäft aus- gegeben und kommt mit 'einer Frau regelmäßig jeden Freitag zu unscrm ssour fixe." ,.,1our lixe? Nanu! Ihr scheint ja in Leipzig ein großartiges Leben z» führen! Das war doch früker nichts" Da lachte die Stannewitzen und fragte: ob ich denn wüßte, wie's bei einem ssour fixe zuginge? „Freilich, das wc:ß ich ganz genau. Gchcnn- raths, die uns vis-ä-viz wohnen, haben auch jeden Freitag ihren ssour lixe. Das ist allemal ein Trash! Da wird geputzt und gefegt, gewischt und gebürstet. Der Diener zicbt schon früb Morgens die gute Livree an. und gebt stets in weißen Handschuhen 'rum, und das Stubenmädchen läßt sich im Friseurladcn frisircn, steckt aus die gebrannten Löckchen eine weiße Raupe, und thut ein weißes Sckürzcken um, dar mit Spitzen und himmelblauen Schleifen besetzt ist. Der Gärtner bringt frische Blumen, der Ton- ditor feines Backweik, Abends sind alle Zimmer hell beleuchtet, die Gäste fahren in Lqinpaae» vor, cs wird ibhee. hcrlimgcreichl. und später ioll's auch noch Kaviarsemiueln und Lemmchen mir Kalbs braten geben I" Die Stannewitzcii schüttelte den Kopf über meine Beschreibung von dem ssour sixo bci Geheim- raibs, und meinte: so viel Umstände würde sic sich gewiß nicht machen, so üppig ginge cs bei ihnen nicht zu! „Der ssour lixe kostet uns keinen Pfennig!" schloß sic ibrc Rede „und wenn Du uns in Leipzig bestichst kannst Du Dich selbst über eiigen, daß ich die Wahrheit rede. Ich lade Dich hiermit feierlich z» »nscim ssemr lixs ein l" Ich kann's nicht leugnen, daß mir die Sache im Kopfe hernmging. Ls kostet immer eine Menge Geld, wenn man feine Bekannten cinladet, und wenn's noch so einfach hergcht, und die Stanne- witzcn gab dafür keinen roihen Heller aus! Meikwüidig — sehr merkwürdig! „Den ssour lixo muß iä' 'mal erleben I" sagte ich zu meine. Lni-e und da ich Geschäfte in Leipzig balle, bcicbloß ich selbst hinznf.ihien, und cs so c»iz»r>ch>cn daß ich Freitag Nachmittag frei war, Sonnabend, den 23. September. Neie gcharnisct'tc ^sncttcn jetzigen Renndier Meisgen in Dräsen. 741. Dis Aldsn — die Besten! Gescheitstes giebt's nicht mehr in Gperedden, So hart mersch jetzt bedauern und beklagen, Ls gicbt keen Schbaß mehr in den dricbeu Dagcn Und'ooch Idalgen kann »ns nicht mehr reddeu! Mas immer kommt, gedrostc kann mcr weddcn: Mer wird's in Kürze'schon zu Grabe dragen, Menu uns die Langeweile faßt beim Kragen Und wir beinah' rrskirt cu Schläfchen hädden. Da stirbt ooch noch der (Dpereddenkönig, Der vader Strauß; doch siehe, daii'enddönig Lrwachcn daflcr seine lust'gen Merke l In'- Residenzdbeater zieh'» mit Stärke Die Menschen sie durch ihres Frohsinns Geister, Daß sie sich freu'n an ihrem aldcn Meister! um mich der Familie Stannewitz widmen zu können. Der Vetter Larl empfing mich sehr freundlich und seine Frau ebenfalls, und lobte mich, daß ich Mort gehalten von wegen des chour fixe. Dann setzte sic ihren Hut auf, und der Ulan» griff nach dem Regenschirm. „Ls ist Zeit, daß wir gehen; als Mirthe müssen wir doch die Listen sein!" sagte die Stannc- witzen. „Ja, habt Ihr denn die Gäste nicht bei Luch?" „Bewahre! Das könnte mir passen!" „Ihr trefft Luch demnach in einer Restauration ? Auf die Meise kann ich auch einen ssour tixe arrangirenl" meinte ich, sehr erstaunt. „Nein, wir gehen in kein Restaurant. Komm' nur mil, Vetter, Du wirst Dich wundern!" Mir wandelten also durch einige Straßen bis wir zum Augusiusxlatz kamen. Alle Achtung! So einen großen Platz haben wir in Dresden nicht! Rechts der Musenicmxel, das neue Theater mit dem Schwanentcich, links das städtische Museum, hüben das mächtig große posigebäude und drüben die Nniversität, wo die Gelehrsamkeit zu Danse ist und die berühmtesten prosessoren ihr Licht leuchten lassen, nebenan die weltbekannte Londltorci von Felsche — cs ist beinahe zuviel auf einmal für enlen gewöhnlichen Sterblichen I Mährend ich diese und ähnliche Betrachtungen aiistcllte, stiefelte der Vetter Stannewitz. der seine Frau feierlich am Arme führte, auf die Marie- Halle der elektrischen Bahn zu. und ging hiiicni. „Aha l Jetzt wird für zehn Pfennige gefahren!" 18SS „So, wir sind am Zielei Hier halten wir unsere ckoiir Lxe!" sagte die Stannewitzen, setzte sich nieder uns winkte mir gleichfalls Platz zu nehmen. Ich war eine lange weile sprachlos und sah bald den Vetter, bald seine Amalie an. Der Linfall, in dem kleinen Wartehäuschen, dessen Linrichtung nur aus drei hölzernen Bänken besteht, eine Gesellschaft zn geben, wäre mir nicht gekommen, und wenn ich ein ganzes Jahr darüber nachgedacht hätte. Nein so 'was I Linen erfinderischen Geist hatte die Stanne- witzcn unstreitig I Ls dauerte gar nicht lange, so erschien der Vetter Bretinüller mit seiner Frau, sein Schwager Gosen- Heinrich, und noch einige Bekannte, deren Namen ich wieder vergessen habe. Da gab's ein Begrüßen und Händeschütteln, und als wir endlich Alle Platz genommen hatten, die Stannewitzen saß natürlich in der Mitte, war die Wartehalle gcrappclt voll, es konnte kein Apfel zur Lrdc. Die Unterhaltung der Gäste war sehr lebhaft. Die Frauen sprachen von den neuesten Moden, von einer interessanten Verlobung ,,nd von einem plötzlichen Todesfall, von Gurken einlegen und Pflaumenmus kochen, und die Männer von den hohen Steuern vom neuen Rathhaus und von der Michaclismeffe; ging der Gesprächsstoff einmal aus, so gab cs draußen auf dem Augusturplatz stets etwas zn sehen. In ununterbrochener Reihe sausten die elektrischen Magen hin und her und hielten vor unscrm Gescllschaftslokal, um Fahr gäste aufzunehmcn oder abzusetzen, dazwischen Fiaker und Zweispänner, und als sich der Zeit punkt näherte, wo das Theater beginnen sollte, war ringsum ein förmliches Gewühl von Men schen , — der Augustusxlatz glich einem Ameisen haufen. Als es sieben sä'lug, war das Zaoberfcst zu Lude. Jeder Gast bedankte sich bei der Frau Sraiiucwitz für die angenehmen Stunden, die er bci ihr verlebt, und sic stand wie eine Fürstin in der Mitte und versickerte huldvoll: daß cs ihr eine große Freude gewesen sei, die guten Freunde bci sich zu zehen ! Wenn sie uns Krebssuppe und Rehrückcn vorgesetzt hätte, konnte der Abschied auch nicht wärmer sein: „Auf Wiedersehen, nächsten Freitag!" mit diesen Morte» ging man auseinander. Mährend mich Stanncwitzen's bis zu meinem Ganhof begleiteten, wollten sie wissen, wie mir der Four ti'xe gefallen hätte. „Nicht wahr, ein origineller Linfall von meiner Frau?" fragte Slannewitz. „Allerdings — höchst originell! Noch nicht da- gcwcscn I" „Icb bin auch stolz auf meinen ^our üxs!" en'gcgnctc die Lousine. '„Im Sommer ist cs kühl und luftig in der Wartehalle, lind bci Regenwettcr sitzt man trocken —" „Ja, trocken sitz! man, das läßt sich nicht leugnen I" stimmte ihr Mann bei, und warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu, aus dem ich ent nehmen konnte, welche Art von Trockenheit er meinte. Stannewitz ist wirklich ein rechter Pantoffel held geworden! Läßt sich da von seiner Frau zu einem ssour lixe bereden, wo cs keinen Tropfen zu trinken giebt. Mir könnte das gewiß nicht passire» I — wie ich wieder zu Hause war, er zählte ich meiner Frau ausführlich von Stanne- witzen's ssour fixe, und dachte, sie würde sich halb rodi lacken, und über den Geiz der Lousine Slanne witz herziehen. Fehlgcschosse» I Sic faß eine lange Meile nach denklich da und fing dann an: „Die Idee ist gar nicht jo unrecht! Man kann sich doch auch gut unterhalten, wenn man trocken , — — --——