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Dresdner Nachrichten : 08.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187407082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-07
- Tag 1874-07-08
-
Monat
1874-07
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.07.1874
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ü:"«uU lich.»,/, R,r.. durch dl« V«st i>» R»r <Un«e,nc Nummer» I Nqi. 24000 »»,. Fvr die Rückgabe «inge sandter Manuscriple macht sich die Redaktion nicht »erdindiich. Inserat,n-ilmwhme au»< wärt«. Laa»«at>tala uaü Hamburg. Ber lin. wie«. Leivjig. Basel. Breil»», tzrantsurr a M. — LuL lila»,, in Berlin, Leidjia. Wien. Hamburg, tzranlsurt a. M., Mlli» chen. - v.ud, » c». in knanlsurl ». M. — r» »oi^ in Ldemni». — »a- r»«,l,»tltt». Sulllar t vo. in Pari». Tageblatt für Uiiterhallimg md GeschWverkhr. Druck und Cigenthum der Herausgeber: Liepsch ck Neichardt in Dresden. Verantwort!. Redacteur: Julius Nkichardt in DreS ga1e«»ti Kachm.L Ü»r. Der Raum einer ein- ipaliiaen Petttzeile tastet ,ü Pf», »inaesandt »i» Zeile » Ngr. Line Baranlte silr da» ntichiiliiaiae Brschei-. nen der Inserate mir» nicht gegeben. Auswärtige elnnonun» Aulträge von und unbe kannten Firmen u. Per sonen inseriren wir nur »egen Pränumerando» Zahlung durch Briese marken »der Polietntali- lung. v Gilben kosten l>I, glgr. Inserate für die Montags-Nummer »der nach einem Festtag- die Zeile 2 Ngr. Rr. 18S. Reunzehuter Jahrgang. Mitredacteur: lir. Lnitl Für das Feuilleton: Dresse». Mittwoch. 8. Juli 1874. Politische». Immer bisher betheuerte Mac Mahon. daß er sich loyal jedem Beschlüsse der „souveränen" französischen Nationalversammlung fügen würde; er persönlich stehe nur für Erhaltung der Ordnung ein. So sehr war man von der Aufrichtigkeit seiner Versicherungen überzeugt, daß Mac Mahon den Namen des „loyalen Soldaten" erhielt. Zwar hat Thiers an besagter Loyalität seine Zweifel schon früher geäußert, indem er fragte: „Ja. Soldat ist er. aber loyal? WtÄn denn?" Jetzt aber macht der Marschall-Präsident aus seiner Absicht gar kein Hehl mehr, daß er sich einem Beschlüße der Natio nalversammlung nicht fügen würde, außer wenn dieselbe sein Sep- tennat gesetzlich orgamsirt. Wir haben hiermit den vollständigen Diktator, der mittelst einer Art Staatsstreich die „Souveränetät" der Nationalversammlung zu den Todten wirft. Mac Mahon will herrschen, er weist die Bonapartisten ebmso mit ihren Ansprüchen zurück, als den Lilienritter Henri und wenn die Vereinigung aller unzufriedenen Elemente am Dienstag dem jetzigen Ministerium .eine Niederlage bereitet, so ist Mac Mahon Willens, sein Ministe rium zum Trotze gegen die Nationalversammlung beizubehalten. Bei einem so schroffen Gegenübcrstehen der Parteien, die nahezu die Hand an die Waffen legen, wäre es müßig, über die Entwickelung ,der Dinge zu speculiren; die „Tgsgesch." resp. die „Neuesten De peschen" griffen doch allen Muthmaßungen vor. Nur soviel steht fest, daß der Lilienkönig seine Unmöglichkeit ä»uf dem Throne besiegelt hat. Mit seltener Einstimmigkeit bezeichnet 'die französische Presse Heinrich von Bourbon's neuestes Manifest ,alS feinen Schwanengesang, als das über seine Thronansprüche ge breitete Leichentuch u. dgl. Niemand verkennt die Ritterlichkeit und Aufrichtigkeit der Sprache des „Roy", aber er steckt denn doch zu tief in den Anschauungen des Mittelalters, als daß er in diese Zeit paßte. Alles was vom spanischen Kriegsschauplätze verlautet, bestätigt die Erfolge der Carlisten in der Schlacht von Estella. Nach alle» Seiten hin schieben sie ihre Heeressäulen vor, um ihren Sieg aus zunutzen. ES ist leider möglich, daß sie noch eine Zeit lang avan- eiren; daß sie aber ihre Berge verlassend, den Ebro überschreitend und auf der Ebene vorrückend, den Bürgerkrieg noch in andere Ge biet« tragen könnten, als die sie jetzt inne haben, daß sie sich Madrids bemächtigen, ist nicht anzunehmen. Tiefe Aufregung hat in Süddeutschland da» Urtheil de» bairi sch« Militärgerichts in dem Falle „Plattner" hervorgerufen. Des KasernenlebenS ganzer Jammer (so schreibt die Frkf. Ztg.) muß Je den, dem Humanität mehr als Gesellschaftsphrase, Menschenwürde mehr als ein besonderer Standesbegriff ist, bei der Lectüre der in Würzburg geführten Militärgerichtsverhandlung und mehr noch bei dem „Nichtschuldig" der militärischen Geschworenen ergreifen; da faßt man's, wie manch wackerer Junge, der Stolz und die Hoffnung seiner Eltern, selbstmörderisch zur Waffe greift. Ein schwächlicher, unbeholfener Mensch, hat der unglückliche Plattner das Schlimmste in ununterbrochener Reihenfolge erdulden müssen; „Simulant .lautete immer wieder das Wort seiner Vorgesetzten, namentlich des Hauptmann Fürthmeyer, das ihn zwischen Exercierplatz, Lazareth und Gefängniß umherzerrte. Und der verstockte Mensch bleibt trotz aller Qualen beim Simuliren und eines schönen Tages legt er sich hin und simulirt das Sterben in so überzeugender Weise, daß man ihn für todt erklären und begraben muß. Die Vorgesetzten, die ihn gequält, erscheinen vor Gericht, vor Geschwornen ihres Standes, sie werden der Mißhandlungen überführt, aber diese Mißhandlungen erscheinen der Vertheidigung als erlaubte „Anregungsmittel" und das Nichtschuldig der Richter bestätigt diese Anschauung deS Haupt quälgeistes des Unglücklichen. Interessant waren die Ausführungen des Vertheidigers, welcher unter Anderem behauptete, die Ausdrücke „Saukerl, Bauernvieh" seien einem faulen Soldaten gegenüber keine Beleidigung, sondern lediglich Anregungsmittel zum Fleiße. Des gleichen seien Schläge auf den Kopf keine Mißhandlung, sondern nur „Correctionsmittel". Da hört eben Alles auf! Inzwischen, eS passiren eben Dinge, die man in seinem be schränkten Unterthanenverstand schwerlich zusammenreimt. So ge dachten wir neulich voller Anerkennung einer Verordnung des Kai sers an seine Offiziere, die in der lebhaftesten Weise ihnen das Ehr gefühl einschärft und eine Menge von Winken über eine untadel hafte Führung ertheilt, deren Nachachtung durch die Offiziere die Bürgerschaft des Reichs nur wünschen kann. Jene Verordnung enthält aber auch eine Stelle, die wir aus leicht begreiflichen Grün den nur mit Glacehandschuhen berühren. Der Kaiser hebt zwar die Bestimmung auf, daß ein Ehrengericht von Offizieren auf Zwei kampf erkennen darf, bestimmt aber: „Der Ehrenrath hat da, wo die Standessitte cs irgend zuläßt, einen Sühncversuch vorzunehmen, falls dieser aber nicht gelingt, dahin zu wirken, daß die Bedingungen des Zweikampfes zur Schwere des Falles in keinem Mißverhältnisse 'tehen. Kommt es zum Zweikampf, so hat der Präses des Ehren- >'athes oder ein Mitglied desselben sich als Zeuge auf den Kampfplatz -n begeben und darauf zu achten, daß bei Vollziehung des Zwei kampfes die Standesfitte gewahrt wird." Bedenkt man, daß das deutsche Strafgesetzbuch die Herausforderung zum Zweikampf und die Annahme der Herausforderung mit Festungshaft bis zu <» Monaten, die Kartcllträger ebenso hoch und den Zweikampf selbst mit Festungshaft von 3 Monaten bis zu 5 Jahren bestraft, so.... wollen wir uns nicht die Finger verbrennen, um die Gegensätze zwischen beiderlei Recht zu beleuchten. Das Militär ist heutzutage der Stand aller Stände, was Wunder, wenn Graf Luckner sich auch ermächtigt hält, einem Andern ein Loch durch den Kopf zu schießen? Local rS und Sächsisches. — Der Ortsrichter Neubert in Stangendorf hat die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Silber, der Lehrer Adler in Hennersdorf die goldene Medaille, der Pferdehändler Rose zu Son newitz bei Leipzig das Ehrenkreuz des Mrechtsordens evhMn. — Der König von Sachsen wird, wie die „Jndep. Belge" er-! fährt, am 20. d.M. in Ostende eintrcffe» und daselbst während eines! TheileS der Badesaison verweilen. Derselbe wird von dort aus! Ausflüge bis nach Heyst unternehmen. — Die Großfürstin Marie von Rußland, Schwester des Kai sers Alexander, ist gestern hier angekommen und im Hotel Bellevue abgestiegen. — Der gestrige Besuch des russischen Zaren an unserem Königshofe ging kometenartig vorüber. Rasch, ähnlich jenen Wan delsternen, näherte sich die nordische Majestät der Dresdner Atmo sphäre, ein fester Körper mit leuchtendem Schweife; rasch entschwand sie wieder, aber unähnlich jener glänzenden Himmelserscheinungen war die Herrlichkeit des Zaren nur für die Augen weniger Sterb licher sichtbar. Mit einer, uns harmlosen Sachsen nahezu unbe greiflichen Sorgfalt, wurden alle Gelegenheiten, wo sich das Volk den hohen Gast unserS Königs betrachten konnte, abgcschnitten; die Bahnhöfe waren polizeilich gesperrt; in Niedersedlitz war eine an sehnliche Truppenmacht und gegen 80 Mann Gcnsdarmen ausge boten, die bis Pillnitz hin patrouillirten und den königl. Garten selbst scharf bewachten. Noch niemals passirte ein fremder Monarch unter solchen Vorsichtsmaßregeln unsre friedliche Residenz. Der russische Kaiser kam in einem Expreßhofzug an. Wie man uns mittheilte, besitzt der russische Hof zwei verschiedene Separatzüge, je nachdem für die Reisen in Rußland selbst mit größerer und für die Reisen nach Deutschland mit 4 Zoll schmälerer Spurbreite. Solch ein kaiserlicher Expreßzug ist lang genug, er zählt an 60 Achsen und muß schon nach seiner äußeren eleganten Erscheinung das Muster aller Bequemlichkeiten sein. Der Salonwagen des Kaisers ist reich vergoldet; eine M/z Nieter lange und 1 Bieter hohe Spiegelscheibe gestattet ungestörten Rundblick nach allen Seiten. Sämmtliche Wagen sind mit einander verbunden, so daß man durch den ganzen Zug, der die Schlaf-, Koch-, Ankleide- und Reinigungswagen rc. mit sich führt, gehen kann. Um hierbei vor Zugluft geschützt zu sein, sind die die Waggons verbindenden Brücken mittelst gefalteter Stcffe überdeckt. Nachmittags 2 Uhr kam dieser Expreßzug aus dem Leip ziger Bahnhof an. Auf dem Perron war eine Compagnie Schützen als Ehrenwache mit der Regimcntsmusik aufgestellt, die bei der Ein fahrt des Zuges die russische Nationalhymne spielte. Der Zar verließ den Waggon und begrüßte unfern König und den Prinzen Georg, die mit zahlreichem Gefolge erschienen waren. König Albert war in der Uniform des russischen Jägerregiments erschienen, dessen Inhaber er ist, Prinz Georg als commandirender General des 12. Armeekorps, sodann begrüßte er die sonstigen distinguirtcn Persönlichkeiten, die erschienen waren, als den Kriegsminister von Jabrice, den Generaldirektor der Eisenbahnen von Tschirschky, den Kreisdirektor von Koenneritz, den Stadtkommandant von Hausen, sowie mehrere seiner Unterthancn, wie den ehemaligen Generalstatt halter von Polen, Marquis von WielopolSki. Nach wenigen Minu ten wurde die Weiterfahrt angetreten, unser König und Prinz Georg nahmen im kaiserlichen Salonwagen Platz. Auf dem böhmischen Bahnhofe verweilte der Zug 5 Minuten; der Zar beobachtete von seinem Fenster aus die Thürme der nahen russischen Kirche, welche mit allen Glocken läutete. 5 Minuten vor halb 3 Uhr traf der Zug in Niedersedlitz ein. Dort waren 3 Schwadronen Gardereiter, theils von Dresden, theils von Pirna commandirt, mit der Regimcntsmusik ausgestellt, die letztere abermals beim Nahen des kaiserlichen Zuges die russische Nationalhymne intonirte. Hier war es einem Theile des Publikums möglich, den Zaren, eine statt liche Erscheinung, die den Eindruck der Freundlichkeit inachte, zu sehen. Der Zar verließ den Waggon und stieg mit unser», König in eine bereitstehende, vierspännige Hofequipage, der sich dann in zweispännigen Wagen Prinz Georg und das ganze glänzende Ge folge anschloß, während die Gardereitcrmusik und die Schwadronen ihnen im sausenden Galopp bis zur Elbe das Geleite gaben. Bei der Vorübersahrt wurden die hohen Herrschaften mitHurrah vom Publi kum begrüßt. DieElbe wurde mittelst fliegender Fähre überschritten, am Wasserpalais zu Pillnitz empfing I. Dt. die Königin, I. k. H. die Prinzessin Georg und die Herzogin von Genua den Zaren. In dem durch Pflanzendekoration zauberhaft ausgeschmückten großen Saale des neuen Schlaffes fand um */z4 Uhr ein glänzendes Diner statt, zu dem auch sämmtliche hier anwesende Minister Ein ladungen erhalten hatten. */z6 Uhr fuhr der Zar von Nieder sedlitz nach dem Leipziger Bahnhofe zurück, um über Großenhain, Cottbus u. s. w. die Rückreise nach Warschau anzutreten. Auf der Staatsbahn führte den Zug Oberschaffner Trenkner. — Von einem zweiten Referenten, der dem Empfange in Pill nitz an einer anderen Stelle beiwohnte, erfahren wir noch nachträg lich Folgendes: Auf dem jenseitigen Ufer angekommen, setzte sich in gestrecktem Laufe, Cavalerie wiederum an der Spitze, die Fahrt durch die Allee in den Hof des k. Schlöffe» fort. Durch die plötzliche Wendung der Gardcreiter am Ankunftspunkte, sowie durch die schmetternde Regimentsmusik etwas scheu gemacht, gingen die Pferde, ehe die Majestäten der Kaiser und König den Wagen verlassen hatten, durch, bogen links in den Schloßgarten herum und waren erst, nachdem der Königl. Lcibjäger gestürzt war, aufzuhalten. Die Majestäten verlie ßen ohne Unfall den Wagen. Nach der nun stattfindenden herzlichen Begrüßung begaben sich die höchsten und allerhöchsten Herrschaften in die betreffenden Appartements und gegen 4 Uhr begann in dem reizend geschmückten Speisesaale das Diner, zu dem eine große An zahl der hervorragendsten Persönlichkeiten geladen war. Das Concert im Freien wurde von den Musikchören „König Albert" und „Kaiser Wilhelm" unter Direcrion von Ehrlich und Trenklcr cxecutirt. Um 4 Uhr wurdcder Schloßgarten dem allgemeinen Verkehr des Publi kums übergeben, welches sich nun in Masse in die reizenden Anlagen verthcilte. Einen großartigen Effect vom rechten Elbuser aus machte das in Carriere erfolgte 'Ausreiten der Gardereiter, als die Majestät ten auf der LandungSbrückc erschienen Die nur zu besonderen in Thätigkeit gesetzte Fontaine warf ihre Wasser ! strahlen zu den, glänzenden Fest» mit intensiver Kraft zu einer sehr bedeutenden Höhe empor. Tie Ehren-Compagnie, welche zum Empfange Sr. Majestät nach Pillnitz befohlen war, bestand aus combinirten Theilen deHRegiments „Königs Albert", als Com- mandeur fungirte Haupt»,ann Freiherr von Friesen. Dem Oberst leutnant von Mensch war der Befehl über die sämmtlichen mili tärischen Anordnungen übertragen worden. Zur bestimmten Zeit verließen die Majestäten nach herzlicher Verabschiedung Pillnitz wieder und die Fahrt wurde in der bereits obengenannten Weise weiter fortgesetzt. — Der BundeSrath hat in seiner letzten Sitzung die Außer- courSsetzung der süddeutschen Guldenstücke beschlossen. Dieselben sollen mit dem 31.Dece,nber d.J. ihre Geltung als gesetzliches Zah: lungsmittel verlieren. Gleichzeitig ist eine stärkere Prägung von Reichslupfermünzeu in Aussicht genommen, um dein Bedürsniß der jenigen Staaten, in welchen die Einführung der Reichsmarkrechnung beabsichtigt wird, zu entsprechen. — Das Reichs - LberhandelSgericht hat folgenden, für die rechtliche Stelling der Reichspost sehr wichtigen Plenarbeschluß ge faßt: „Zufolge Art. 44, Absatz 2 des Handelsgesetzbuchs ist in Be zug aufGüter- und Gcldtransport derReichspost der einzelne Fracht vertrag als Handelsgeschäft anzuschen und gilt darum dieNeichspost in Bezug auf diesen Transport als Kaufmann. Die oberste Post verwaltung hat diesen Grundsatz in dein Beihefte zu ihren, „Post amts - Blatt" durch den Obe, postrath Voll»,ann einer Kritik unter werfen lassen, in welcher der Nachweis versucht wird, daß die Post kein Kaufmann im Sinne des Handelsgesetzbuchs ist. — Die Liste der künftigen Bczirisschulinspeetoren wird nicht verfehlen, im Lande mit Eenugthuung ausgenommen zu werden. Sie zeugt von de», Geiste, in dem der Cultusminister vr. v. Gerber künftig die Volksschule leiten wird. Es ist Keiner unter den Ge- ivählten, der sich nicht in pädagogischen Kreisen eines ausgezeichneten Renommcs erfreut, >ei es als Organisator, sei es als Heller Kopf in, Allgemeinen, sei es als tüchtiger Jugendbilbner i», Besonderen. Auch die Kirche ist nicht unberücksichtigt geblieben; in Betracht des Um standes jedoch, daß die Schule selbstständig gemacht werden soll, tre ten nur zwei Geistliche als Bezirkschefs in das VolkSichulwesen über; der eine, Archibiaconus Or.Spieß, als vortrefflichcr Redner inPirna wohlbekannt, beton,mt als Arbeitsfeld Chemnitz zugewiescn, indem der radikale Theil der sächsischen Lehrerschaft dominirt. Mit Aus nahme des Direktor Berrhelt in Dresden haben sämmtliche Bezirks schulinspectoren ihre» Wohnort auf-ugeben, um auf ein neues Ar- l'eitsfeld überzusiedeln. Auch hierin erblicken wir eine gesunde Maß rcgel. Die über ihre bisherigen Collegen so weit hinansgehobener. neuen königlichen Beamten sollen von bisherigen Locnlcinftüffen frei- gehalten und mit ungetrübten Blicken auf ein ganz neutrales Gebiet versetzt werden. Erfreut hat es uns, daß das Eultusministerium den Bedarf an diesen neuen Beamten aus dem Inland« decken wnnte und nicht eine Anleihe in Nachbarländern abzuschließen brauchte. Nun, vom 1. Oktober an gilt es, mit den neuen Kräften scharf ins Feuer zu gehen! Mancher gute, brave alte Lehrer wird sich zwar seinen Pastor als Localschulinspector zurückwünschen, der immer blos zu dem Examen kam und nur darauf sah, daß dieHaupt- stücke gut im Kopfe der Schuljugend saßen, während jetzt Pädagogen von Fach mit scharfem Auge Jahr aus Jahr ein die Schule zu be aufsichtigen haben. Inzwischen, wenn die neuen Beamten in rechtem Geiste ihre Ausgabe ansassen, so wird auch der Segen nicht fehlen und in Kurzen, wird das sächsische Volksschulwesen seines Gleichen suchen. — Für den kaufmännischeil und den Wechselverkehr wird die neue Münzordnung von großer Wichtigkeit sein. Die Postanstalten werden vom 1. Januar k. I. ab mit neuen Briefmarken versehen und zwar mit folgenden Abschnitten: zu 3, 5,10, 20, 50 Pfenni gen. Bis aus den ersterwähnten Abschnitt ist genau Alles beim Alten geblieben, dagegen die bisher bestandene Marke zu drei preu ßischen Pfennigen, wie es scheint, in Wegfall gekommen, und doch ist sie unbedingt nothwendig, da Drucksachen und Waarenproben nach Frankreich, Dänemark, Schweden, Großbritannien rc. rc ^ Groschen kosten und e i n Vicrtclgroschen in einem Münzstück nicht herzustellen ist. Auch kosten ja Briefe 6 HP 6^ Groschen rc. — Die neucrcirte Stadtrathsstelle mit einem Jahresgehalt von 1700 Thlr. ist zu besetzen und haben Reflcctanten bei dem Stadtverordnetenvorsteher Ackermann ihre Gesuche einzureichen. — Nach einem neuerlichen Beschlüsse des StadtrathS sind Kohlen, Brod, Milch u. dergl., wie sie bisher marktgeldpflichtige Maaren gewesen, nun auch als stättegcldpflichtige anzusehen. Was auf öffentlichem städtischen Areal verhandelt wird, auch wenn dies im Herumziehcn geschieht, hat Stättcgeld zu zahlen ; so hat demnach auch jeder Kohlenwagen, jede Kohlen-Ambulance Stättegeld zu er legen. Dieser Betrag normirt sich nach dem Raum, welchen Wagen und Pferd einnehmen. --- Das Kabel zwischen Portugal und Brasilien ist jetzt voll ständig gelegt und bereits dem Verkehre übergeben. Die Depesche von 20 Worten kostet 34 Thlr. 22 Sgr. — Wie uns die „Dresdner Bank" mittheilt, hat sich erfreu licherweise ergeben, daß die Unterschlagung Hertels nur 5000 Thlr. beträgt; die Coupon-Easse hat der saubere Vogel nicht berührt. — Ein hier wohnhafter Bürger stieß vor einigen Abenden auf den, Postplatze auf ein Mädchen im Alter von ungefähr 4 Jahren, welches sich dort scheinbar verirrt hatte. Eine nähere Befragung des Kindes ergab, daß es mit seinen, Vater bereits seit mehreren Tagen wohnungslos geworden war. Unser Mitbürger hat sich des Kindes frcundlichst angenommen und will cs auch gar nicht wieder abgebcn. Der Vater des Kindes, der in demselben eine Bürde zu erblicken scheint, die er sich gar nicht wieder aufladen mag, ist damit ganz einverstanden. — Eine unbekannte Schwindlerin hat in diesen Tagen einen hiesigen Strumvfwirker um ein Dutzend Paar Strümpfe betrog««»
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