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A r? o iL r* H s! Sonntas-gedankeq. „Ach, das Leben ist doch schön aus der armen Erde, wenn man so viele gute Freunde hat!" Da» war der Ausspruch eines alten SchmiedemcisterS, der eben teine goldene Hochzeit gefeiert hatte und nun im Hinblick auf die verschiedene» Ehrungen und FrcundschastSbezeugungen an seinem Ehrentage eine Fülle von Glück und Freude vor sich sah und seine Erzählung von dem allen mit obigen Worten schloß. Viele gute Freunde! Wem sic beschert sind! Eins steht ja wo!u fest, Satz man sie noch am ehesten finden kann ans demselben Wege, ans dem sie der alte Lchmtcdemeister fand, der trotz seines hohe» Alters und seines fleißigen Lebens zu keinem großen Vermögen gekommen ist, aber seine Kräfte und Gaben, an denen ihm Gott so viele gegeben hatte, allen gern zur Verfügung stellte, ol»ne von vornherein auf Lohn, Anerkennung oder Dank zu warten. Sr war nicht darauf auSgcgangeu, sich Freunde zu erwerben, aber weil er aller Welt ein Freund war, darum hat er so viele bekommen. Mancher hat freilich ebenso ober ähnlich gehandelt und ist doch nicht zu dem gleichen Ergebnis gekommen. Wie viele haben im Gegenteil recht trübe Erfahrungen machen müssen, die sic geradezu verbittert, menschenscheu und weltfremd haben werden lassen. „So lange sie einen brauchen, find sie gut Freund, aber sitzen sie erst im Sattel, dann zelten sie stolz davon und kümmern sich um niemanden mehr", das ist die Erfahrung, die wohl noch mehr gemacht haben, als die glückliche jenes alten Schmtcdcmeisters. Beginnt nicht die Geschichte dieses noch immer währenden Krieges mit derselben bitteren Erfahrung von den „guten Freunden", ans die man sich nicht verlassen kann? Und wenn unser Kaiser nicht einen anderen Freund hätte, der ihn alles trage» Hilst und auf den er sich unbedingt verlassen kann, cs wäre wohl möglich, daß eine gewisse Verbitterung in sein Herz cingezogcn wäre, die mancher auch aus seinem KriegSbjld hcrauslcscn wollte. Nein, er wirb nach dem Kriege derselbe sein, der er vorher mar, und auch wir sollen uns durch trübe Erfahrungen nie verbittern lassen. Wir haben ja das herrliche Vorbild an dem, der uns aufgefordcrt hat, seinen Futzstapfcn nachzusolgan, und er war nur die Offenbarung und das Ebenbild seines und unseres ytmmlischcn Vaters, an dessen Liebe wir allezeit gedenken solle». Wie hätte unser Gott uns und alles weit non sich stoßen müssen, wenn er ans Dank und Anerkennung, aus unsere Mithilfe und unseren Dienst hätte warten sollen. Aber mit einer sich stets gleich bleibenden Geduld und Langmut hat er uns getragen, geführt, auögcholfcn und durchgeholfcn. Ist der Krieg mit seinen bisherigen Erfolgen ebenso wie unser Lebe» nicht Beweis genug dafür? Wie seine Sonne Tag für Tag ihre Strahle» auSgchen läßt und nicht fragt, ob auch nur ein Herz dafür dankt, so hört er nicht ans, uns seine Liebe täglich zu beweise,,. Ja, er sichert uns diese zu, selbst ans die Gefahr hin, daß wir seine Güte mißbrauchen könnten. Berge sollen weichen, Hügel hinfallen, aber seine Gnade nicht. Das soll uns unter dem Hellen Ostcrlicht, in dem uns doch so vieles schon hell und klar geworden ist, endlich einmal das Herz recht mutig und froh, stark und gewiß machen. Mag auch manche bittere Erfahrung mit Mensche» hinter uns liegen, mag uns manche Hoffnung auf Vergängliches zuschanden geworden sein, unseres Gottes Liebe ist und bleibt uns doch. Derselbe Gott, der seinen Sohn für unS dahingegebcn, ihn für uns auch anscrweckt hat von dem Tode, daß wir sehen sollten, nicht der Tod ist stärker als das Leben, sondern — darum folgt Ostern dem Karfreitag — das Leben ist stärker als der Tod, derselbe Gott trägt uns auf seinen Liebesarmcn, schützt uns und steht uns bei in Kamps und Streit und hilft uns hindurch zu Sieg und Freude. In dem wunderbaren l>8. Psalm stehen die Worte: „Wir habe» einen Gott, der da hilft, und einen Herrn, Herr», der vom Tode errettet." Wie uns Ostern die Gewißheit für unsere Auferstehung erneuerte und uns wieder die offene Tür zeigte,' durch welche Friede und Freude, Leben und Seligkeit ans der ewigen Welt in diese kleine, arme, hin fällige, vergängliche Welt, in der wir noch leben, hincinströmt, soll uns die liebe Ostcrzcit auch das Herz froh und selig machen, weil wir einen Freund haben, de, uns durch Kreuz und Leide», Kampf und Not hindurchhilft hinein in eine Welt sonniger Liebe nnd Licbescrwcise, daß wir täglich rühmen können: Wie wohl ist mir. o Freund der Seelen, Wenn ich in deiner Liebe ruh'! Pf. E r m. S ch. v*d««r'« und merk'«. ! ? Rastlos vorwärts mußt du streben. — Nie ermüdet stillestehn, — , i Willst du die Vollendung sehn. Schiller. z Sonntag, am 7. Mai 1916. Das Testament. Roman von Hans Becker. >18. FoNsetzuag.» Er strich seiner Frau leicht über das Haar, psisf ei» paar Töne vor sich hin und ging. I» seinem Zimmer fand er den Polizisten. Der Mann verneigte sich tief, nahm aus einer Mappe, die er in der Hand hielt, ein Papier und über reichte cs Kartschagin. Ans den ersten Vlick sah dieser, was es war — solche Papiere waren dem Advokaten nichts Ncncs: eine Vorladung. Er nahm den Zettel und las: eine Vorladung zum Untersuchungsrichter sin besonders wichtige Fälle. Der beeidigte Rechtsanwalt Nikolai Roiiianvivilsch Kartichogin wurde aufgcfordert, sich im Bezirksgericht, Zimmer Nr. II, bei dem Untersuchungsrichter Tscherkassow am 18. Juni um elf Uhr vormittags einzusindcn. Dem Polizisten gegenüber »inßlc er sich Halle», er durste nicht zeigen, wie erschüttert er war. So schimpfte er: „Das ist ja eine Schweinerei, das bringst Tu mir jetzt um ein Uhr, heute ist doch der Termin." Ter Mann entschuldigte sich: „Ich habe gestern hcrumgesucht, im Hotel, in Ihrem Bureau in der Stadt." „Da nimm den Wisch zurück, ich unlcrichrcibe nicht. Fahr' gleich zum Untersuchungsrichter und melde, was Du gemacht hast nnd bring' mir eine neue Borladung. Wenn durch Deine verdammte Nachlässigkeit was versäumt ist, soll Dich der Teufel holen — schnell, mach' daß Dn sortlommst." Der Polizist steckte das Papier geduldig wieder ei», verbeugte sich nnd ging. Draußen, als er Olga auf dem Korridor traf, sagte er kopfschüttelnd: „Ein böser Herr. Tein Herr — mit dem muß schwer anszukommen sein." Kartschagin mar ans Fenster getreten und sah dem Polizisten nach, als ob er sich vergewissern wollte, daß der Man» sich sofort ans den Weg machte. Er war so erregt, daß er keinen Gedanken festhalten konnte. Welche Dummheit er ausgesprochen. Der Polizist sollte zum Untersuchungsrichter. Der warf ihn einfach zur Tür hinaus, würde ihn gar nicht nnhvrcii. Jur Polizei mußte das Papier zurück, Meldung gemacht werden — das ging erst alles seinen gewohnten Weg. Von dort aus mußten sic sich mit dem UntcrsnchnngSrichier in Verbindung setzen. WaS kümmerte ihn das? Doch, cs kümmerte ihn sehr viel. Man hatte ihm eine Vorladung geichickt, und er war nicht gekommen. Das sah schlecht ans. Wenn er sich aussctztc. zum Untersuchungsrichter in die Privatwohnung fuhr und ihm die Sache erklärte? Er kannte ihn gut, war halb nnd halb be freundet mit ihm, oder nicht befreundet, wie man es nennen wollte. Er hatte oft mit ihm zu tun gehabt, früher, als Verteidiger — auch genühstückt hatten sic zusammen, mal irgendwo gebummelt, er erinnerte sich nicht gleich. Die Hauptsache war: er hatte sich nicht gestellt, vielleicht wurden sie ihn suchen, ver haften lassen. Er griff sich an die Stirn, zog die Hand schnell zurück, er hatte kalten Schweiß daraus gefühlt. Zum Teufel, was war ans ihm geworden, er war wirklich halb von Sinnen. In der Waldbnrgschcn Tcslamcntssachc wollte man ihn verhören. Das stand in der Vorladung — wohl nur als Zeugen —, er hatte in feiner Auf regung nicht zu Ende gelesen, nur das Datum angesehen. Was fürchtete er, warum regte er sich auf: die Polizei hatte die Sache verbummelt, der Polizist bekam einen Ruffel, eine neue Vorladung wurde ausgestellt, morgen, über morgen würde er diese neue Vorladung erhalten, hiugchen und — Bis dahin vergingen vicrundzwanzig Stunden oder mehr. Dazwischen ein paar Nächte, die Stunden hatten Minuten, Sekunden — jede Minute, jede Sekunde würde er daran denken müsse», bei jedem Klingclton, bei jedem Schritt zuiammenschrcckcn. Und was sollte er Tora sagen? Ein paar Ziinmcr von ihm saß sie und wartete. Sic wollten Besuche machen, mußten hübsch »ctt und freundlich mit den Leuten sein, zu denen sie Oss F/vsse /)sme/7»r/k/ksr,s Ocr/ne/ /(okr,F-/o/kS/r/7 - Li/'asse F/e c/ce /Vw/tttke/r i/r Fcr/'/t/c't'/e/r sowie tt/tFüem'e/'/e/r se/re/r mo/ie//, </a/r/r -c'k/en wr> u/n //k^e/r Stttte/k. §ce 6ö'/?/re/r a/ies tt/rFe/cie/'i -esce/tktFe/t. t eleg. dunkel gebeiztes Speisezimmer, 1 Büfett, 1 Kredenz, I gr. Ausziehtisch, K Lcdcrstühlc, 1 Standuhr, 1 Sofa-Umbau ni. Schränkchen n. Spiegel, 1 Moquettesofa, 1 Teppich, I Ständer, zus. für nur 740 ./t sofort abzugeben. Fsutrsoli, Hauptstr. 8, I. 4 Asvabatt! ch ff«, adle« «lek» „4 amo» » v. 8. 8.«. näht den Steppstich der Nähmaschine. — Jeder /sein eia. AuSbessrrer aller NrtLeSeczeug, Geichirren, Sätteln, Zelten, Planen, Säcken, auch Schuhen nsw. EN 4 Kii m.4 Nadeln u. IRolleFadeii. Versand« Rachnehnie Ersatzteile: 4 versch.ftarke Nadeln,1 Rolle Fad.M.1,25 mehr. Otto kl>2» Dresden-A. Schuhmachergaffe 4-0. Lag. sämtl. 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Aber auch das Bedürfnis nach einer sommer lichen Erholung ist unter den jetzigen Verhältnissen besonders groß, lind — «Is8 Vsteklsiill dk-iM eine gllinille lugeiul. Wir bitten um möglichst zahlreiche Spenden an die ><»»,« ü«, Ztaötvsrsm». Zinzendorf- straße 17, Erdgesch. l.. gsükknst 8—3 Uhr, oder an die Sammelstcllen: silgsmsins Vsutsvii« Lr,«ilt»n»t»lt. Altmarkt, die Schokoladengeschäfte ütta Niiger. Ecke See- und Breitcstr., Ecke König-Foh.-u.Moritzstr.,st»rGIg L Vog«I. Hauptstr.26.Fr.kN», smles», Lines., HNblcrstr.I L. Pastor idck. Mütter. und nach verkleinert, Lreadeu, «Pirnaische «trage «S,«». SV Ltüvlrvir Für den Frühjahrsbrdarf empsehle Vrräillvll» 8toroo, Mraeov, Ruff. Bettdecken, Leinengarnitnren, ErbStüU- nnd Svachtelgardinen und Stores, dreiteilige Künstlergardine«, Bitragenstosse in bekannt guten deutschen Fabrikaten Kein Laden! nur Wilsdruffer Ttr. 40, 1. Stock (neben Konditorei Berger.) in allen Preislagen stets am Lager. Bekannt preiswert. 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