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arlH-tnt t«,r<« 7 Udr in kr lkrV«dMi»l M-rtniItvab« ln ttbvn, nemeuisprei» vierirlianr- >,ch LL>,. Ngr., durch di« Pos, Ld Mgr. ^ Uln^lnc «usl-s«: SI.OLÜ Lr«»>pl< Mr di- Utllckgab« «tilg«- sandi-r Mxm.I«ripl« «nackt itch dir Rrdaclion nichi verbindlich. InI-ralen-Sln»Lbmc eiib- wari«: lli»««, ivin nnck Vogler t» Hamdilra. Ber lin. Llicii, >Z«»i>,in. ivajrl, «ircckkxu. Nranlsnll a. nli. — liaii. Ui-,« In igcrltn, Leipzia. Wie/. Hamburg, ' ranliurt a. M.. Mun- gn- — v»od» L Co. in ranisurt a, M. — ?r. oigt in D>emniy. — H»- ve». I-»l>rt«, >»ul ,«« L 0». in Pari». Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. -g Druck und Eigenlhum der Herau«geber: Ltepfch L Netchardt in Dresden. Berantwortl. Redactcur: M'ttS Neichardt. llKr.1^30 Achtzehnter Jahrgang. Inserate werden <N!L'e lit angcnownren Lio .xv.»; Ullr. Len. :us S l't5 Ul r. In '^re.:-aL»t: strebe Ü!os > r- kr IN) ^ v.tsr. . '. . < .: : 1 -- 4 . M'.i.'r c.v ^cUe - . ^7. M., l -Jc . .u-warlt - U7 i .. . . u .N .' .. 7 kü irren /) .iu.:. ^ r e ,onc.e t'.'i . gk-en '^ri'NUli.rra ' Za.it.urz d..i ^.i mirie» o>c» ' e lunz. -s.it n r ' l!.'... ,1 . t au' ".*< ^ ivtitredacteur: Ilr. Lrutl Nt«!.«»). Für das Feuilleton: H»r»u,»ni». rre-r-t!!. Titüstag. LS. MÄIM? Politisches. Ein wunderbares Zusammentreffen: Die Eröffnung des Tri umphes menschlicher Arbeit auf der Prateraue bei Wien und in Wien der große Krach an der Börse. Ein Todtenfeld, eine Leichen kammer war das Börsengebaude am Schotteuringe; das Schlacht feld mit Todtcn und Verwundeten bedeckt: daö Sterbeglöcklem im Arrangeur-Zimmer, das stets gelautet wird, wenn ein Börsianer, der seine Beipflichtungen nicht erfüllen kann, verduftet oder wenn das besser klingt, „ausbleibt", klang den ganzen Tag. Ueber die Maßregeln^ welche ergriffen wurden, uin denr „Rette sich, wer kann", vor-ubeugen, wollen wir uns, da wir kein Fachblatt sind, nicht auSlassen. Das Austheilen von Ohrfeigen, Stößen und Puffen, an dem Baron v. Rothschild weniger actio als passiv be theiligt war, wird die Lage der Börse freilich nicht bessern. Ritter von Schmerling, Präsident des obersten üstreichischen Gerichtshofs, zeigt über den Hexensabbats) an der Börse das fröhlichste Gesicht. Cr ist entzückt darüber, daß die Katastrophe so rasch hereingebrochen ist, nachdem er in den üstreichischen Journalen hatte Spießruthen laufen müssen, für die Philippika, die er vor Kurzem gegen das Börsentreibcn gehalten hat. Ter plötzliche Sturz auS den höchsten Regionen der Hausse in eine bodenlose Tiefe enthüllt sich immer- mehr als ein gerechtes Strafgericht. Es zeigt sich, daß der papierne Reichthum nichts weiter als ein Rcichthum ron Papieren war und als der gehoffte Zufluß aus dem preußisch-deutschen Milliarden- schatze ausblieb, mußte die Katastrophe eiutreten. Man denke nur, daß in Oestreich-Ungarn in dem verflossenen 1. Quartal allein 20 Baugesellschaften mit INN/io Millionen Gulven und 29 Industrie-Gesellschaften mit über 62 Millionen Gulden ge gründet wurden, sowie 25 Bank-Emissionen mit 117 ^t» Millionen Gulden erfolgten. Der große Reinigungsprozeß war un ausbleiblich, man kann nur wünschen, daß er nicht durch faule Arz neien aufgchalten wird, damit der Werth der Arbeit, d. h. derjenigen ehrlichen Arbeit, die Geist undKörpcr anstrcngt, verjüngt und adelt, wieder zu Ehren komme. Wir verweilen absichtlich wiederholt bei den Ereignissen an der Wiener Börse, damit d e die hiesige, damit unser Publikum an fremdem Schaden klug werde. Seit der Zeit, da die Ausstellung mit so großem Pompe er öffnet wurde, ist eine Zeit der Erschlaffung eingetreten. Während die Lebcnsmittelprcise täglich stiegen, sank das Jmeresse für den großen Kulrurcongreß. Nicht wenig zu diesem bedauerlichen Defi cit an Theilnahme an dem Maifeste menschlicher Arbeit trug das Goldfieber bei, von dem die Wiener ergriffen sind. Gastwirthe und Kaufleute bildeten sich ein, die imposanten Bauten im Prater seien nur ihretwegen nusgeführt und alle Welt schicke seine Vertreter an die Donau, nur um die Wiener sammt und sonders zu Rentiers zu machen. Kürzlich hat nun eine Versammlung von Gastwirthen und Behörden siattgefunden, in welcher erster« von letzteren veranlaßt wurden zu erklären, daß sie etwas menschlicher verfahren wollten. « Aus Spanien versichern objektive Berichterstatter, daß so hoch -such in Madrid und den Provinzen, (soweit sie nicht in offnem Aufruhrs begriffen sind die Wogen des politischen Lebens gehen, so schwreng dem Steuer»,anne eS wird, das Staatsschiff durch die brandenden Wogen zu geleiten, doch Handel und Wandel im bürger lichen Leben sich ruhig und ordnungsmäßig vollziehen. Der schlimmste Feind der ruhigen Staatsentwickelung sind die Geld- und Ehrgeizigen in den höheren Schichten uud dieArbeitSscbeu in den unterenSchichten oer Gesellschaft. Der Zudrang zu den Staatsämtern ist größer als je. Während bei uns ein förmlicher Mangel an tüchtigen Staats- dienern herrscht und wir bei der ungenügenden Besoldung fast Ge fahr laufen, Laß bald für die höheren Staatüämter geradezu keine Bewerber vorhanden sind, da sich die fähigsten Köpfe mißmuthig dem Staate ab- und Privatstellungen zuwenden, sind im spanischen Finanzministerium allein 12,000 Bittgesuche tun Posten und Pöstchen aller Art cingelaufen. Jeder betrachtet den Staat als eine Milchkuh und naht sich mit seinem Eimer oder seinem Töpfchen, um Nahrung zu finden. DieCa,listen haben abermals einen bedeuten den Erfolg zu verzeichnen. Dorregary und Allo schlugen die Re gierungstruppen nnd machten 300 Soldaten, darunter mehrere hohe Genie- Offiziere zu Gefangenen, erbeuteten auch 2 Kanonen und ein vernageltes Geschütz. Das wäre die größte Waffenthat in dem Aufstande bisher, wenn sie sich voll bestätigte. Im preußischen Landtage wurde ein Gesetz angenommen, das den Staatsbeamten die Betheiligung bei der Verwaltung von CrwerbLgesellschasten verbietet. Die Mißstände, die sich mit der Bildung von Aktiengesellschaften und der Entwicklung des Actien- wesenS eingestellt haben, sind Anlaß geworden, daß die Justizministerien »Iler deutschen Staaten im'Namen des Reichskanzlers eine gründliche Recherche über die Wirkungen des Reichsgcseyes über das Actien- tvesen anstellen. Namentlich soll ermittelt werden, inwiefern das betreffende Reichsgesetz umgangen und zurTäuschung des Publikums benutzt worden ist. ES handelt sich bei der Täuschung und Aus beutung des Publikums um folgende Punkte, in denen die Miß bräuche hervorgetreten sind: 1) Durch Scheinzeichnungen auf daü Actien Kapital, welche durch Provisionen belohnt und gegen welche die Zeichner durch Reverse gesichert wurden. 2) Durch Ileberlafsen von Aktien an Gründer und Finanzleute zu niederen Prozentsätzen unter Verdeckung der zur Erreichung dieser Zwecke dienenden Mani pulationen. 3) Durch Einlage von Gegenständen in die Gesellschaft -,u schwindelhaften Werthcn. 4) Durch Stipulation von Vorrechten bei neuen Aktien-Emissionen zu Gunsten der Gründer oder ersten Aktionäre. 5,) Durch mißbräuchliche Zusammensetzungen der Ge neral Versammlungen mitHülfe fingirter Aktionäre. Die lebhaften Sympathien aller rechtlichen Leute begleiten den Reichskanzler und die deutschen Justizbehörden bei ihren Erforschungen der Schling- und Jrrgänge dcö heutigen Schwindels und der modernen Drachen- Höhle; aber, .solange Wagencr noch in Amt, Ehren und Würden, können ivir uns eines leisen Zweifels nicht erwehren, ob daü mit sittlicher Entrüstung Begonnene wirtlich auch zu einem befrledigenven Abschluß geführt wird. Der Buiidesrath hat beschlossen: die Salzstener nicht aufzu heben, die Frage der Erhöhung der Tabak- und Einführung einer Börsensteuer zu vertragen. Es bleibt also Alles beim Alten. Nur hat das Publikum die theuren Tabaküpreise nach wie vor zu zahlen. Zwar sind die Aktien der Tabaks- und Cigarrensabriken gefallen, weil sich letztere verspekulirt hatten, indem sie aus Furcht vor der Tabaksteuer zu große Massen Tabaks importirt uud aufgestapell haben. Statt daß der Schade durch Billiger machen der Tabaks fabrikate ausgeglichen würde, purzeln blos die Tabaksaktien und die Cigarren bleiben theuer und schlecht. Starker Tobak. VoealeS und Sächsisches. — Der Kaufmann Friderici zu Leipzig hat das Prädicat „Herzogs. Sachsen-Altenburgischer Hoflieferant", der Staatsanwalt, Vicariatsrath Lufft zu Pirna das Lesterreichische Ritterkreuz des Franz-Joseph-Lrdens erhalten. — Vor Sr. Diajestät dem Könige findet nächsten Donnerstag die diesjährige Frühjahrsparade statt. An derselben werden die Truppen der hiesigen Garnison, außerdem aber auch noch die in Radeberg stehende 1. Feld-Abtheilung des Feld-Art.-Reg. Ccrps- artillerie und die 4. und 5. Schwadron des Gardereiter-Reg. aus Pirna theilnehmen. Die Truppen haben den Befehl erhalten, in weißen Beinkleidern dazu auszurücken. — Der „D. R. A " veröffentlicht in seiner letzten Nr. eine lange Liste von solchen Personen, welchen deshalb, 'weil sie sich während des Krieges von 1670/71 durch patriotische Handlungen außerhalb des Kriegsschauplatzes besonders ausgezeichnet haben, -preußische) Orden und Ehrenzeichen verliehen worden sind. Unter denselben befinden sich auch einige Sachsen, von denen erhielt 1) den Kroncn-Ordcn 4. Klasse mit dem rochen Kreuz auf weißem Felde, am Erinnerungsbande: Kaufmann Esche in Leipzig, Or. Flechsig, kgl. sächs. Hofrath und kgl. Brunnen- und Bade-Arzt zu Bad Elster, Bürgermeister Kunze in Großenhain, Direktor Spieß hier, Gerichts- amtmann Uibrig inRiesaund der sächs.ConsulinMünchen, Bankier Wilmersdörffer; 2) den Kronenorden 4. Klasse: vr.Birkner, Stabs arzt a. D. und Kreisphysikus hier. — Die Petitionscommission des Reichstags hat beschlossen, über die Eingabe des Raths und der Verordneten der Stadt Dres den , betreffs der alljährlichen Feier eines deutschen 'Nationalfestes, zur Tagesordnung überzugehen. — Im Feuilleton unserer Nr. 128 gedachten wir der Sieges- denkmals-Angelegenheit, die, vom Verein für patriotische Dankbar keit rüstig in die Hand genommen und zu recht gedeihlichem Anfang gebracht, in den städtischen Collegien in ein langweiliges Sicchthum verfallen war. Jetzt hat sich der Stadtrath entschlossen, seine Lbe- lisken-Jdee aufzugebcn und ein plastisches Bildwerk zu errichten. Er will nun wegen der zur Errichtung eines solchen, des leitenden Gedankens wie der Schönheit des Albertplatzes — auf welchen es zu stehen kommen soll — würdigen Denkmals benöthigtcn Summe von etwa 30,000 Thlr. mit den Stadtverordneten ins Vernehmen treten. Bereits in der Sitzung vom 4. Decbr. vor. I. wurde im Stadtverordneten-Collegium diese Frage behandelt; dasselbe wollte zunächst, daß man sich niit dem Comitce des Vereins ins Vernehmen setze, was nun eben — jetzt endlich der Rath zu thun beschlossen. Das Cvmitee soll nun Sitz und Stimme haben, was nicht mehr wie recht und billig ist, da es nicht nur der Stadt die Idee, sondern auch ein Grundkapital von 0000 Thlr. übergiebt. Es soll eine Pläne- Eoncurrenz ausgeschrieben und zwei Preise von 500 Thlr. und 300 Thlr. auSgesetzt werden. — Das Herüber und Hinüber zwischen den Collegien u. s. w. u s. w. wird aber noch manchen Tag kosten, ehe der erste Stein zum Monument selbst auf dein Albertsplatz ein- gcsenkt werden kann. — Tie Stadtverordneten waren der Ansicht gewesen, daß zwischen der Maricnbrücke und der Leipziger Straße längs der Eisen bahn eine Fahrstraße noch nicht angelegt werden brauche, daß ein Fußweg auch genügt; der Stadtrath ist aber anderer Meinung und wird die Nothwendigkcit des Fahrstraßenprojectes den Stadtverord neten nochmals verlegen. Da man von dieser Angelegenheit schon vor Jahren in den Raths- wie Stadtverordncten-Sitzungen sprach und heute noch nicht weiter gekommen ist, so ist eine Üeberstürzung dieser Frage nicht zu fürchten. Die Abrundung der Gartenccke des Grundstückes Nr. 39 der Leipziger Straße wird aber vom Stadtrath als nothwendig anerkannt, also wahrscheinlich bald in Angriff genommen werden. — Der diesjährige zweite, in Neustadt abzuhaltende Jahrmarkt wird ausnahmsweise am 9, 10. und 11. Juni, infolge dessen auch der Vormarckt der Tischler, Polstermöbelhändler und Böttcher bereits am 5., 6. und 7. Juni stattfinden und der Grossoverkaus für wollene, baumwollene und leinene Manufacturwaaren, desgleichen für crzge- birgische Schachtel- und Spielwaaren am 6. Juni d. I. seinen An fang nehmen. Auch während diesesNeustädterJahrmarkteS werden sämmtliche Leinwandhändler auf dem AntvnSplatze der Altstadt seil halten. — Cr war gestorben, der Mann einer Frau nämlick, die auf der NöhrhofSgasse wohnt. Er war schon über ein halbes Jahr todt; die Wittwe hatte die Bücher des Verstorbenen >urz nach seinen, Tode in einem Schranke untergebracht. Der Schrank stand ruhig in der guten Stube und die Bücher ruhig in ihre», Schranke. Niemand störte ihre Einsamkeit. Namentlich die Wittwe rührte keine Hand an den Büchcrschatz, den ihr Seliger so innig geliebt hatte. Wer aber kann für Geister? Das Dienstmädchen ver sicherte eS hoch und heilig, in dem Bücherschrank'- triebe ein Geist sein Wesen. Abends, wenn dieSonne gesunken, spuke und rumore es auf's Unheimlichste in dem Schrank. Die Wittwe lächelte zu der Mähr'. Sie wußte, der Geist, der in den Büchern steckt, ist darin festgebannt. Er wird Niemanden mehr incvmmodiren: wie sollte ein so versi > diger Geist siauf's Rumoren legen? Aver auch dee Nachbar, On junger Mann, bestätigte eS: in dem Schranke g.-.,e er um, es sci nicht nchlig .-topischütielnd entschließt sich enil ch Oe Wirtlnn, den Schr.nl zu offnen. Kanin in die Thnre osten, jo gellt ein SchrO durch die Wohnung. Das Dienstmädchen Ost herbei und sin.'et die Madame lOlcs aus der Erde liege». Kalte Umschläge, -Riechsalz, Lau de E. >-gne sind rasch da, die Herzgrube wird gerieben, ine vor den Mvno gehaltene Feder bewegt sich. Triumph. Madame lebr'. Sie regt sich'. Sie erwacht! SrOr blickt sie umher und „Wo ist der Geist?" rst ihre erste Frage. Da, da — zwitschert cs, unheimlich rauscht es in den Vorhängen und durch die offenen Fenster saust der Büchergeist in Gestellt einer Fledermaus, die im Schranke gelebt halte und der Wittwe LneU in's Gesicht geflogen war, in'S Freie. — Um den schmalen Eingang zum Altmarkt von der Kreuz- kirche her, der nur drei Dieter Fahrwegbreile hat, zu erweitern und mindestens aus 9 Meter Breite zu bringen, hat der Stadtrath mit dem Besitzer des Hauses Nr. 18 am Aitmarkt verhandelt, har aber bis jetzt zu einem Resultat nicht gelangen können und wird sich nun zunächst mit den Stadtverordneten hierüber ins Vernehmen setzen. — Ein hiesiger Musiker hatte nach Beendigung eines in'einer hiesigen Restauration vor unlängst stattgefundenen Concertes dem dortigen Restaurateur seine Guitarre zur einstweiligen Aufbewahr ung übergeben. Dies muß Jemand von den noch anwesend ge- wesenen Gästen bemerkt, und in ihm den Entschluß angeregt haben, sich widerrechtlich in den Besitz der Guitarre zu setzen. Denn als der rechtmäßige Besitzer derselben sie nach einigen Tagen dem Restaurateur wieder abforderte, mußte er zu seinem Bedauern Horen, daß sie inzwischen bereits bei ihm unter Umständen abgeholt worden sei, die in ihm keinen Zweifel darüber hätten auskommen lassen, daß der betreffende Bote, dem er sie eingehändigt, den wirk lichen Auftrag dazu Leiten des Musieus gehabt habe. — Vorgestern Abend in der 8. Stunde gingen zwei Damen Mutter und Tochter , wenn wir nicht irren, auf der Falkenstraße ihres Weges, als ein Soldat die ältere Dame heilig anrannte und dabei die von derselben getragene Ledertasche ergriff und so heftig daran riß, daß die Dame nur noch die Lederheben in der Hand ve hielt. Mit sammt der Tasche, in welcher unter Anderen auch ein Geldbeutel mit etwa 1 Thlr. 20 Ngr. befindlich, riß der Freibeuter aus und gelang es den bestohlenen Damen nicht, ihm zu folgen. Cr soll die Uniform des Leib-Grenadier-Regimentcs getragen haben. — Am Sonntag Nachmittag ist unterhalb des Liuckeschm Bades ein unbekannter männlicher Leichnam, welcher schon geraume Zeit im Wasser gelegen haben mag, angeschmvmmen und polizeilich aufgehoben worden. Dem Aeußercn nach soll derselbe einem Manne aus dem Arbeilcrstande angehören. — Auch gestern Nachmittag ist der Leichnam eines unbekann ten Mannes von 50—60 Jahren, dein Arveiterstande angehöria, dessen Wasche >V. L. gezeichnet ist, am linken Elbufer unweit Antons angeschwommen. — Am Sonntag hatte sich ein hiesiger Schuhmacherlehrjunge nach Niederwartha begeben, um die Scinigen zu besuchen und dazu die beiden Söhnchen seines hiesigen Meisters mitgenommen. Um gegen Abend mit dem Dampfs.: iff wiederzurückzufahren, standen die Drei auf der Dampfschifflandungsbrücke und vertrieben sich die Zeit des Wartens, namentlich, da sie ganz allein waren, mit Turnübungen am Geländer der Brücke. Ta stürzt der Jüngste, ein Knabe von 10 Jahren, darüber hinweg in die Elbe und verschwindet. Von Schreck und Angst ergriffen läuft der Lehrjunge nach dein Dorf, um Hilfe zu holen, aber der Bruder des Kleinen, nur zwei Jahre älter, versucht, von brüderlicher Liebe getrieben, die Rettung, wagt sich - selbst ins Wasser und wäre unfehlbar ein Opfer seines Reitungs-' eifers geworden, wenn nicht inzwischen andere Fahrgäste angelangt waren und den armen Kleinen noch dem Wasser entrissen hatten. Der zehnjährige Knabe aber blieb in den Wellen verschwunden.' Den Jammer der Eltern bei der traurigen Nachricht kann man sich - Senken. Die Veraniigungs-aurt der Kinder ko plötzlich in einen, Todtenweg verwandelt zu sehen, muß sehr schmerzlich sein. — Vorgestern Abend gegen Uhr verunglückte der in« Räcknitz wohnhafte Hilssweichensteller Pslugbeil aus hiesigem Böh-j mischen Bahnhöfe dadurch, daß er iurz vor der daher fahrenden Rangirmaschine noch über das Gleis an eine auf der anderen Seite befindliche Weiche wollte; er blieb mit dem Absatz an der Schiene hängen, fiel hin und ging ihm die Maschine und 'ein paar Wagen über beide Beine und den Unterleib. Der Tod trat alsbald ei». Pflugbeil war verheirathet und hinterläßt außer der Wittwe zwei kleine Kinder. — In einem Hause der Louisenstraße sind am Sonnabend' Nachmittag in der Wohnstube eines Hausbewohners, während zwei Kinder desselben sich allein darin befunden haben, Holzspähne in- Brand gerathcn, welche in der Nahe des Ofens zum Trocknen ge legen haben. Die Kinder habe» laut gesckiriecn und sind dadurch Leute aus derNachbarschaft aufmerksam geworden, welche den Brand gelöscht haben. — Vor einigen Tagen sind aus OnerRestauration der inneren Altstadt drei große Billardbälle, darunter ein sogenannter Kreuzball, gestohlen worden. Verdacht, den Diebswhl nuügeführt zu habe», fällt auf einen mit In iunem Rock, grauen Hosen »nd Deckelmütze bctleideten, circa 30 Jahre alten Mann, welcher an den, fraglichen Tage bei eine», hiesigen Drechsler mehrere Billardbälle zum Kaufe ange-botcn hat. - — In einer der jüngstvergangenen Nächte sind auf zwei an der Strehlencr Straße gelegenen Neubauten die 'Baubuden erbrochen uud daraus diverse Kleidungsstücke», wie mehrere Arbeitobloufen. Jacken, Schürze», Jaqueto, poseir rc. gestohlen worden. - Da Jcick-ner sür Maschinen-, wie ,ur Bauwesen setzt ei» von Bcvvrden »nt Privaten ici-r nejnchlcr une tbcucr bezahltet »Artikel, k» können junge Gcwerbbieule sv.ckcr Fächer gar nicht