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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.11.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19011110015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901111001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901111001
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-11
- Tag 1901-11-10
-
Monat
1901-11
-
Jahr
1901
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.11.1901
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8 d«r Der gefordert ^ ^ - Der 48 JÄre Nieder.Odertzitz war. al« er am Treppe herunter . .hteftS »regier Pen. ' ^ ZundeSrath schtigte ErhÄ- drende Getreide t vorauSzusehen -sentliche Herab, eugmsse erreicht lem Beschluß aus. Draiuirorbeiter Christoph au» w>tz fiel ia Gabel i. wo er beschäs,iy« Abend sich in sem LogiS begeben wollte, dl« und erlitt derartige Berletzunoen, daß er am neuen EdeS . . ^ langjährigen" Thätiakeit alt GaktwirtL bekannten Herrn Hermann Link«, der nun seinen Gasthos gleichen Namen» in sem neue» Eigenthum verlegt. - Landgericht. Seit mehreren, Jahren war.der 22- lahnge, verheirathete August Karl Hanisch bei dem Stetndruchs- Pächter und Fabrikbesitzer Röhn in GerSdors bei Beraaießhüvel alp Arbeiter beschästlgt und rückte dann »um Kontoristen auf. bezog, al» solcher angeblich freilich nur einen Wochciuobn von 15 Mk. Er aerieth bald, wohl auch in Folge der verfrühten Heiralh, in Geldbedrängniß und griff darum die Kasse seine» Herrn au. Das» ihm überhaupt gröbere Summen zugänglich waren, wurde Ursache seine» Falle». Im Jahre 1900 unterschlug er au» der von ihm verwalteten kleinen Kasse nach und nach 300 Mark und in der Zeit vom 25. April bi» zum 13. Juni 1S01 noch in acht Posten Versicherungsbeiträge der Arbeiter in Höhe von S8 Mk. In 36 anderen Fallen machte H. dem Buchhalter falsche Angaben über angeblich gemachte Zahlungen und schädigte aus diese Weise seinen Herrn nochmal» um 959 Mk. Als der Ungetreue Entdeckung fürchtete, begab er sich zu dem ihm be freundeten Schneidermeister Fiedler und erzählte diesem, dah er einem Buchhalter 300 Mk. au» der Geschäslskasse geliehen habe und diese nun selbst angesichts der bevorstehenden Revision der Kasse zurückzahlen müsse. F. glaubte ihm und gab die 300 Mk. al» Darlehen, um so eher, al- ihm der genannte Buchhalter als zahlungsfähiger Mann bekannt war, düble aber sein Geld ein. Hanisch hat sich wegen Unterschlagung und Betrugs zu verant- Worten. Das Gericht verkennt nicht, das» der Angeklagte bei naüm Gefängniß und 5 Jahren Ehrverlust. Die Untersuchung» hast kommt mit 1 Monat zur Anrechnung. — Vom Amtsgericht Pirna ging der jetzt in Naundorf, früher i» Rottwerndorf wahnende» Händlerin Karoline Wilhelmine verebel. Zinke geb. Kraule ein Strafbefehl über 6 Mk. oder 2 Tage Hast wegen un- erlaubten Schankbetnebes zu. Sie beantragte gerichtliche Ent- scheidung, unlerlicb eS ober, zu der am 27. August vor dem Schöffengericht Pirna angestandenen Verhandlung zu erscheinen. Der Strafbefehl wurde daher ohne Weiteres bestätigt. Die Z. vermeinte, ihren Fehler durch Berufung wieder gut machen zu können. Aber auch das Berusungsaericht kann sich unter den obwaltenden Umständen nur dem Urtheil der Borinstanz an schließen. Durch die Kosten zweier Instanzen ist also das au und für sich geringfügige Strafgeld erheblich vergröbert worden. — DageSordnuna zur PrSliuiinarsitmng der zweiten Kammer, Dienstag den IS. Novcmdcr Abends ü Uhr: Tbeilung der Kammer in süns Abthcilungen: Konttituirung ver Abtbclluugcn. rafleSneschichte. Deutsches Reich. Die Hoffestlichkeiten werden in Berlin im koiiinienveii Winter, wie erwähnt, ebenio wie in den vor- ausgegangrne» »ach der .Firis Z." eine bedeutende Einichiänknug erfahren. Wie verlautet, wird ani Sonntag, den 19. Januar 1902 in üblicher Weise das Krönung»- und Orrenssest begangen wer den, dem am Freitage, den 17. Ja»,, Investitur und Kapitel des hohen Ordens vom schwarzen Adler vorausgeht. Es folgt dann am 27. Januar die Feier des Geburtstages des Kaisers, vor oder nach dem noch die grobe Desiliercour stattfinden dürfte. Getanzt wird bei Hose nicht werden. Somit rst dies schon der dritte Winter, in dem Bälle im Künigl. Schlosse aussallen; im vorigen Winter war die» der Fall wegen des Ablebens der Königin von England und vor zwei Jahren wegen des TvdeS der Mutter der Kaiserin, der Herzogin Adelheid von Schleswig-Holstein. In vier ReichStagswahlireisen sind in nächster Zeit Ersatz- Wahlen vorzunehwen: in Wiesbaden für den Freisinnigen Wintermeyer, in Haderslcben für den Dänen Johannsen, in Schweinitz-Wittenberg für den Freisinnigen Dr. v. Siemens und in Breslau-West für den Sozialdemokraten Dr. Schönlank. Im Kreise Wiesbaden hat augenblicklich die Wahlbewegnug ihren Höhepunkt erreicht; das Ergebniß läßt sich nur insofern Voraus sagen, als c« dabei zur Stichwahl zwischen dem sozialdemokra- tischen Kandidaten Dr. Ouarck und einem der bürgerlichen sfrei- sinnigen, nationalliberalen und CentrnmsF Kandidaten kommen muh. In Hadersleben steht leider die Wiederwahl des Dänen fest. In Schweinitz-Wittenberg wird die Wiederwahl eines Frei- sinnigen höchst zweifelhaft; denn Dr. v. Siemens siegte erst in der Stichwahl; seinem konservativen Gegner fehlten bei der Haupt- wähl nur rund 200 Stimmen an der absoluten Mehrheit und er wird diesmal die größten Anstrengungen machen, den alten konser vativen Sitz wieder zu erobern; Herrn Dr. Barth, der für Dr. v. Siemens das freisinnige Mandat erwerben soll, steht also ein heitzer Kampf bevor. Für Dr. Schönlank in Breslau-West soll der Sohn Liebknecht's, Dr. Karl Liebknecht, kandidiren; dieses Mandat wird der Sozialdemokratie wieder mühelos zufallen. Ter Jnlterburaer Zweikamps steht augenblicklich im Mittelpunkte der öffentlichen Erörterung. Mau sieht eine Grausamkeit darin, daß der junge Oiffzicr gewilsrrmaben rum Zweikampfe gezwungen wurde in Felge einer Tbat. die in sinn loser Trunkenheit begangen war Man giebt der Meinung Aus druck. dab r» in diesem Falle selbst vom Standpunkte der Anhänger de» Zweikampf« möglich gewesen wäre, den Zweikampf ,u verhindern und die Sache durch Abbitte und irgend welche ander« Sühne au» der Wett zu ichaffen. Hierzu bemerkt die .Deutsche Tgsrta.": .Dleie Auffassung geht von der Annahme aus. dab sinnlose Trunkenheit strafmildernd wirke und unter Umständen ein Entich»IdigunnSgru»d lei. Es giebt aber auch eine andere, nicht minder berechtigte Anschauung, dab Trunkenheit unter gewissen Umttändrn straslchäriend wirke und eine strengere Auffassung ge wisser Handlungen begründen könne. Diele letztere Anschauung ist im Heere, wenigsten» wa» selbstverschuldete Trunkenheit an- lanat. wodl allgemein verbreitet. Insbesondere wird der Offizier zu der Auffassung erzogen werden müsse», daß er für Handlungen, die er in der Trunkenheit begeht, die volle Verantwortung zu tragen habe. DaS kann unter Umständen grausam erscheinen: aber wir meinen. rS entspreche durchaus der Pflicht des MamieS. sich niemals von der Trunkenheit so übermaiinr» zu lasse», dab die rtaentXche Verantwortung auSgeichlossen erscheint. Mit diesen allgemeinen Bemerkungen wird man sich vorläufig begnügen müsse». Die Berichte über das Insterburg« Duell sind so unsicher und tragen znm Theil so daS Gepräge der Unrichtigkeit an sich, daß man ein Urtbril üb« dielen einzelnen Fall darauf unmöglich gründen kann. Gerade bei d« Beurtheiluug eines solchen Falles ist e» unbedingt nothwendig. die Besonderheiten und die einzelnen Umstände kennen zu Innen. Es wird daher geboten lein. da» Urtbetl »urückzuhalten. bi» diese Vorbedingung erfüllt sein wird. Ob dir betreffenden Mililärdrdöiven «ine Darstellung und Klarstellung de» Falle» veröffentlichen werden, scheint un» fraglich; sicher wird oder eine solche im Reichstage «folgen." — Zur Vorgeschichte de» Duell» berichtet die .Nat.-Ztm" au» der -deutbar vertrauens würdigsten Quelle": »Leutnant Blaskowitz wollte die Angelegenheit, von dn « thatlächlich nicht» wußte, in der Wesse regeln, daß « eine Ebrenkrklärung den beiden Arlillerie-Ossitieren gegenüber abgad. und die Verletzten wollten sich damit auch begnügen. E» vermutet sogar, dab ein« der beiden Artillnle-Offiztne seine Äscherung nach richtig« Würdigung der Verhältnisse zurück, genommen batte oder habe zurücknehmen wollen. Der Ehrenrath entschied jedoch so. daß der Zweikampf unvemeidlich war. Am Sonntag Abend kam der Pfarrer Blaskowitz mlt sein« Frau, ferne» die Braut und ein Insanterie-Hauptmonn. dn mlt rinn Schwester der Braut in Deussch-Eylau verbelratbet ist, nach Insterburg Am nächsten Morgen sollte der Zweikampf staltsinden. E» strdt fest, dab von ihnen auch die Frage erörtert wurde, ob Leutnant Blaskowitz nicht seinen Abschied nehmen solle. Dieser ad«, der mit Leib und Seele Soldat war, lehnt» dielen Au»wea rundweg ab. Pfarrer BlaAtowitz versucht« am Sonntag Abend noch durch pnsönltche Rücksprache «ine «wer« Entscheidung herbei. »ufichr« — vergeh«»«. Ueb« die Bedingungen für den Zwei- kampf gehe» viele Lesarten um Wahrscheinlich war nur ein» mallg« Kuaelwechiel voraelehen. ES wurde nach Zählen grlchoffen. und Beide schossen so gleichzeitig, daß man ankäualich glaubte, es In nur ein Schub gefallen. Leutnant Bla-towitz «hielt einen Schub in den untrrlelb. — Uedn die Ursachen de» Duell» giebt vle Zuschrlst der »Rat -Zta." folgend« genaue Ausschlüsse: »Freitag, am 1. November, tollte in Deussch-Eyla» bei rin« Schnvst« sein« Brau» die Vermählung durch einen Polterabend eingeleitet werden. Am Tage vorher gab Leutnant Blaskowitz leinen uiiverheilatbeten Kameraden im Kasino die Übliche Adlchied». bowle. Daß « selbst dabet de» Guten ru viel aetha» hätte, haben sein« Kameraden nicht bemerkt, sonst hätte» sie ihn nicht allein nach Hause geben lassen. Ja der frischen Lust scheint jedoch die Bowle ihre Wirkung geübt iu haben, denn al» in der Reitbahn» slraße die Arlillrrieleulnant» Htlbebrand und Rabmussen ihren Kameraden Blaskowitz trafen, schien er ihnen Io schwach aus den Füße». datz sie beschlossen, ihn d« Vorsicht halber nach Hause zu dringen. Leider führten sie diese Absicht nicht sofort vollständig au»; sie brachten den kaum seiner Sinne Mächtigen nur bi» in die Nähe kein« Wohnung und glaubten, er würde sich von dort allein nach Hause finde». Sie waren bereit» eine nicht unerheb liche Strecke von der Stelle entfernt, an b« sie den Leutnant Blaskowitz seinem Schicksal überlassen batten, als ihnen Bedenken aufsttegen, ob sie gut daran gethan hätten, den Kameraden nicht ganz nach Harsse zu billigen. Deshalb kehlten sie um und fanden den Leutnant BlaSkowttz säst aus derselbe» Stelle, wo sie ihn vn« lassen halten. Augenscheinlich halte « sich zunächst an ein HauS angelehnt gehabt, und war dann herunleraeiunken, so daß ihn die beide» Offiziere in bockender Stellung, schlaiend, an dle Mauer gelehnt anlrasen. Sie labten ihn deshalb »nt« die Arme und suchten ihn emporzuheben. Dabei schlug der Trunkene mit den Armen um sich, ohne im Schlafe zu wissen, wer ihn angesaßt batte und gegen wen « sich wehrte TaS ist die Ursache zum Zweikamps > Ueber die Berliner Stadtverordnetenwahlen sind noch folgende Ziffern rrachzutragen: Ji» Ganzen wurden 43 736 Stimmen abgegeben, was eurer Wahlbcthciligung von rund 41 Prozent entspricht. Von den 43736 Stimmen ent fielen aus die Sozialdemokraten 33 72S, aus die Liberalen 6531, aus dir Antisemiten und Konservativen sBürnerparleil 2296 Stimmen. — Die „Köln. Volksztg." kouimentirt das Wahlergeb- nib wie folgt: „Wer nicht blind durch s Leben aehH kann überall die Beobachtung machen, dab die oppositionelle Stimmung der Berliner Bevölkerung stetig wächst; cs rst wohl noch nie so viel genörgelt worden, wie letzt. Die sozialdemokratischen Stadl- verordncten wühlen, was sie thaten, als sie bei der Verhandlung über den Märchenbrunne» ihren Gegnern zuriefen: „Auf Wiedersehen am 6. November." Sie kannten dre oppositionelle Stimmung der Bürgerschaft und kalkulirten richtig, daß sie ihr entsprechen würden, wenn sie eine „schärfere Tonart" anschlügen, als der Freisinn. Dieser letztere hat in dem ganzen Streite ja überhaupt so unglücklich wie möglich operirt. Die eigentlichen „Royalisten" hat er vor den Kopf gestoßen, weil er der Krone gegenüber viel zu laut auf den Trsch schlug, und Diejenigen, welche eine grunosätzliche Opposition wollen, bat er doch nicht ge wonnen, weil sie erkannten, daß er sich mit kräftigen Worten loskausen wollte, uni kräftige Thaten zu vermeiden. Wer im Publikum verkehrt, erkennt ohne Weiteres, daß der Freisinn ge rade insolge seines Schwankens überall diskreditirt ist. Man könnte sich nur wundern, dah er noch drei Mandate halten konnte, wenn man nicht wüßte, daß dies wesentlich dem Ein flüsse der freisinnigen Gemeindebeamten zu danken ist. Im Ueorigen sind es keineswegs lediglich — ja nicht einmal vorzugs weise — Berliner Kommunalsragen, die das Herz der Berliner „Nörgeler" bewegen. Weit mehr als über die Kourmunalpolitik der Negierung wird über ihre auswärtige Politik raisomrrrt. nicht etwa die auswärtige Politik im Allgemeinen, sondern immer nur über den einen Punkt der Englandfreundschaft. Wie der Burenkrieg alle Herzen bewegt, wie groß die Sym- ! pathien sür die Buren in alle» Kreisen, vom General herunter bis zum Dienstmädchen sind, scheint man in de» Kreisen der ! Diplomaten und der Berufspolitiker sich gar nicht hinlänglich klar zu machen. Das Schicksal der Baren berührt die großen Masse», als ob es sich um unser eigenes Fleisch und Blut han delte, und wenn da die Kunde kommt, der Kaiser und die deutsche Regierung seien die besten Freunde Englands, so braucht man > das Weitere nicht auszumalen. Diese Burcnbcgcistcrung wird aber gar nicht vorzugsweise von sozialdemokratischer Seite on- j gefacht, sondern ans den Kreisen von „Bildung und Besitzt von sehr monarchisch gesinnten Leuten. Unter diesen Umstanden kann ein nicht unerheblicher Theil der sozialdemokratischen Stimmen bei der Stadtverordnetenwahl als Liegen England" ^ abgegeben gelten. Die Leute wollen ihrer Erbitterung Luft machen, uns wie sollen sie das anders machen? Sie befolgen dabei das Beispiel des Äulspächters Ruprecht-Nansen, der vor . 9 Jahren schrieb, die Landwirthe würden unter die Sozial- > demolraten gehe», wen» ihnen nicht geholfen würde. Sachlich ist der Zusammenhang zwischen dem südafrikanischen Kriege und den Berliner Stadtverordnetenwahlen ja geradezu grotesk, säst ! widersinnig zu nennen; politisch bedeutet er gar nichts, aber ^ psychologisch sehr viel." Gegen sie Engländerei auf den Spielplätzen der ! Jugend hat die Unteinchtsabtheilung des Winttembergsschen ' Kultusministeriums einen bemerke,isweithen Erlaß an die Vor stände der höheren Lehranstalten gerichtet. I» dem Eltasse werde», da in letzter Zeit die Unsitte des Gebianchs cngliicher Ansdincke bei Spieliibungeii der Jugend immer mehr überhand genommen habe, die Schnlvoistände angcwieien. .ans Abstellung des aus gedehnte» Mißbrauchs in Anwendung von Fremdwörtern bei den spiclübungeu der Schüler bedacht zu sein und daraus hin zuwirken. daß nur die deutschen Bczeichnunge» hierbei aiigewendel werben. Insbesondere sind die Turnlehrer zur Beobachtung dieser Wessung beim Tum- und Svielnntcrricht zu verpflichten." Die Strafkammer des Landgerichts Berlin verurtheilte den Grafen Pückler-Klein-Ttchirne wegen Aufreizung ver- tchieden« BkvölkrrunaSklassen gegeneinander in einer den öffent lichen Frieden gefährdenden Weite zu 300 Mk. Geldstrafe, Mach dagegen den Redakteur der „Staatsbürqerztg." Böckter von der Anklage deS sahrlätsigen Prrßoergevcus frei. Die betreffenden Aeußeiunaen Halle Grat Pückler am 14- Dezember 1900 in einer großen Volksversammlung in de» Concordia-Sälcn in Berlin gethan. Böckl« berichtete darüber. Bei der Strafabmessung wurde berücksichtigt, daß Pückler »och unbestraft sei und aus ehr lich« Ueberzruanng gehandelt habe. Im polnischen Gehei mbundprozetz in Posen führte der Staatsanwalt in seinem Plardoyer u. Ä. aus: Nach dem Ur- theil des Reichsgerichts wider Leitgebcr ist nun die Bctheiliguiig an dem Nationaffchatzc in Nappcrswyl als Hochverrat!- anznsehcn. Es fragt sich deshalb, ob die jetzigen Angeklagten nicht als Hoch verrats-« vor das Reichsgericht zu stellen waren. Man hat davon au» zwei Gründen abgesehen. Einmal sind die Theilnehmcr an den gefaßten Beschlüssen, betreffend die Sammlung sür Rappcrs- wyl nickt ermittelt, andererseits wurde angenommen, daß das volle Bewußtsein der Strafbarkeit den Bctresstndcn bei der Abfassung ihrer Beschlüsse gefehlt hat. Charakteristisch sind die Angaben des Suminsli scheu Tagebuches und besonders auch die Zeugen aussage des Obersten v. Milkowski vor dem Untersuchungsrichter in Zürich. Was die objektive Gefahr, die aus den hier zu Tage getretenen Bestrebungen entstehen kann, betrifft, so hat die Aus sage Milkotvski's eher belastendes, als entlastendes Material ge liefert. Ich glaube, daß hier festgestellt wurde, daß die National liga überall Anhänger zu werben sucht sür ihre klar gegebenen Zwecke, und daß sie nur zur Zeit noch von einer praktischen Be- tyätigung fern gehalten wird. Ein Mitglied des Nationalschatzes hat aus einem Kongreß direkt gesagt: Marschiren können wir ge trennt, schlagen können wir vereint; und es ist dieser Augenblick vielleicht gar nicht mehr fern. Die» wird wohl genügen, um auf die Gefahren hinzuweisen, die diesen revolutionären Bestrebungen anhasten. ES ist der revolutionäre Geist, der aus dem Ausruf der Nationalliga spricht, es ist der Geist der Auflehnung gegen die Obrigkeit, der in dem Programm der nationaldemokratischen Parte» unverhüllt zum Ausdruck kommt. Endlich ist es der Geist um de» Angeklagten ein« heilsame Lehre kür die und sie von schwereren Versehlungen aozuhalte«. deshalb: gegen Karo» 3 Monats gegen Kowalczyk 2 Monate, gegen Ryglew-ki 6 Wochen Gelangmk. Gegen ». SmniuSki. TrebinSki, Bialy und Szulczewski zr 2 Monate, gegen de» am schwersten belasteten Angeklagten BolewSti 4 Monat« Gesängmj, Außerdem beantrage ich gegen läaimtliche Anaeklagtr. soweit sie sich nicht in Untersuchungshaft befinden snur BolewSkis. sofortige Festnahme Wege» Fluchtverdachtes. Ta» „Beil. Tgdl? »t in ver Lage, einen Brief de« Sohnes de» ehemaligen turtlichen Grohvezinö Milchet Pascha an den Grafen v üt ow zu ve»öffe»ll>chr». in dem d« llteichötanzler. unter Bemsung aus die guten deussch-türtsschen Beziehungen, um Intervention in dem sranzösilch-tüiksschen Streitfall« gebeten wird. In der bayerischen Abgeordnetenkammer stellte der Baueni- bündler Prieger den Antrag, eine statistische Erhebung über den Berus der Eltern der tauglichen und untauglichen Rekruten anzustellen. Die Sozialdemokraten widersprachen dem Gedanken und meinten, daß das eine „tendenziöse" Siatistik ergeben würde Sie selbst beantragten dann aber, die Statistik auch aus den Berus der Rekruten selbst auSzudehnen. Der ÄriegSmmister emvsahl, zunächst die Ergebnisse der vom Reichstage veranlaßten ähnliche» Statistik abzuwarten, die Anträge wurden aber angenommen Eine Aenderuna aus dem Gebiete des Schankwesens kündigt der preußische Minister des Innern in einem an die Re gierungspräsidenten gerichteten Erlaß an. Dieser wesst darauf hin, baß die Schankwirthschaslen mit weiblicher Bedienung namentlich in den östlichen Theilen des Staates eine große Aus zeichnung „Preuße" ' ' KaraS.I s k»V?ri ... - ^ - ewe Beschimpfung erblickt. sGerichts- reserendar Karo».) Meine» Erachten» birgt eine derartige Er scheinung eine große Gefahr sür die Zukunft. Mit der Erkennt» niß aber, daß vieie Gefahr in der That besteht, tritt an uns die gebieterische Pflicht heran, durch den Richtersprnch den ganzen Ernst der Sachlage zu kennzeichnen, einmal, um eine Sühne gegen «die Uebertrrtung der Rechtsordnung herbeizuführen, andererseits. werde eine Äenderung der Reichsgesetzgebung am dem Gebiete des Schankwesens für nothwendig gehalten. Dabei werde vor- nehmlich in Frage kommen die unbedingte Einführung des Bedüri- nihnachwesses und die Zulässigkeit des Verbots, weibliche Angc- stellte m Schankräumen zu beschäftigen. Inzwischen könne ober auf Grund der bestehenden Vorschriften schon Vieles zur Br- schränkling der Animirkueipen geschehen. Erleichtert werde dir Kontrole durch scharfe Vorschriften über die Beschaffenheit bei Lokale, das Verhalten der Kellnerinnen in den Äirthschasts- räumen. die Meldepflicht usw. Zuwiderhandlungen seien unnach- sichtlich zur Bestrafung zu bringen und geeignetensalls mit Ver kürzung der Polizeistunden und der Klage aus KonzessionSent- ziehung zu ahnde». Der Erlaß «wartet, daß die zur Entscheidung über die Klage berufenen Verwaltungsgerichtsbeyörden da» Be streben der Polizeibehörden, Mißstande zu beseitigen, „nach Kräften unterstütze» werden". Von großer Bedeutung werde es namentlich sein, wenn ichon der Nachweis, daß die Kellnerinnen keinen festen Lohn beziehen, oder doch in der Hauptsache aus Ge winnbetheiligung und Trinkgelder angewiesen sind — was in den Animirkneipeii tost durchweg der Fall ist — als ein bedeutsamer Hinweis auf die unerlaubten Zwecke des WirthschastLbetriebcS erachtet würde. Tie im Gumbinner Militärprozeß als Zeugen niisgetretenen Wachtmeister Buckpetsch und Vicewachtmcister Schneider sind nach der „Königsb. Hart. Zta." als Invaliden an erkannt und aus dem Militärdienst geschieden, nachdem sic den Civilversorgungsschein nebst kleiner Pension «halten hatten. Die Prämie von 1000 Mk. haben sie zwar dadurch verloren, doch ist ihre Schadloshaltuna aus der Sammlung des Rechtsanwalts Horn zweifellos, da diese sich aus säst 800 Mk. beläuft. Auch der Sergeant Hirtel, welcher nicht zur Entlassung gelangt ist und üb« den noch das Reichsmilitärgericht Recht sprechen wird, ist als Ganzinvalide anerkannt und wird, sobald er endgiltia freige sprochen sein wird, ebenfalls eine Jnvalidenvension und den Civil- versorgungsschein erhalten. Ohne jede Ansprüche ist der Unter- ossizier Tommnick entlassen worden, welcher bereits in erster In stanz sreigesprochen wurde. Im Strafprozeß wider Marten und Hickel ist die von dem Vertreter der Staatsanwaltschaft einzu reichende Revisionsschrist dem Letzteren noch nicht zugestelli worden. Oesterreich. Im Uiiterrichtsministerium wurde eine ab schließende Konferenz in der Angelegenheit der Neuregulirung der deutschen Schulorthographie abgehalten. Der Unter- lichts-Minist« stellte scsi, daß die seitens Oesterreichs geltend ge machte» Anträge und Wünsche in Berlin bei den gemeinsamen Beinthiiiigen der Delegirten der verbündeten deutschen Negierungen und Oesterreichs volle Würdigung gefunden hätten und daß die Beschlüsse der Berliner Konferenz mit de» Forderungen der öster- reichiichcn Enquete in alle» wesentlichen Punkten in Einklang ge- biachr worden seien. Der Minister legte einige neue Schreibweisen dar und theiite mit. er babe aus das aus diplomatischem Wege «folgte Eriuchcn die Beschlüsse der Berliner Konferenz anerkannt. Uever den Zeitpunkt und de» Vorgang bei der Einführung der neuen Rcchlschrcibuiig sei noch keine Entscheidung getroffen worden. Er beabsichtige, zu diesem Zwecke eine» beionderen Ausschuß einzusetzen. Die Ausgabe der vsteneichiiche» Regelbücher werde gleichzeitig mit der der Regelbüch« der betbriligten auswärtigen Negierungen ersolgen. Der Minister dankte schließlich den Mitgliedern der Kouterenz für ihre kräftige Förderung der Sacke. Frankreich. In der Budgetkommission der Kammer äußerte sich der Finanzminister Caillaux nochmals zu der Vor lage betr. die Anleihe zur Deckung der chinesischen Kriegskosten. Dre Kammer beschloß endailtig. die Höhe ver in Zprozentrg« un kündbarer Rente auszugeoenden Anleihe auf 210 Millionen sest- zusetzcn. Dieser Betrag ist dazu bestimmt, die oom Staate sin. die China-Ervediüon gemachten Vorschüsse zu erstatten, und die an Privatleute und Agenten des französischen Staates zu gc> währenden Entschädigungen zu zahlen. Der Rest der von China zu zahlenden Beträge soll jährlich sür die Entschädigungen »er- wendet werden, welche später durch die Schiedsgerichtskommission für die Eisenbahn-Gcsellschast Hankau—Peking und für die Mis sionen sestgestzt werden sollen. Holland. Nach Informationen aus sicherer Quelle erhielt die Familie des niederländischen Generalkonsuls in Pretoria ein nicht unterzeichnetes Telegramm aus Pretoria, welches besag!, daß der Generalkonsul Pretoria verlassen habe, um sich nach de» Niederlanden zu begeben. Indessen erhielt das Ministerium des Auswärtigen keine Benachrichtigung bezüglich der Abreise des Generalkonsuls oder der Uebcrtragung von dessen Geschästcn an den französischen Konsul. Belgien. Aus Anlaß der Geburt eines Thronerben «folgte eine potiissche Amnestie, welche auch dem AnarchistenMoineon zu Gute kommt, dessen Freilassung von de» Sozialisten und einem großen Tdeil der Liberalen ichon lange gesordert wurde. England. In dem großen Heerlager von Aldershot. wo sonst zuweilen 10 bis 15 Regimenter Kavallerie lagern und ihre groben Hebungen aussühren, liegen heute noch zwei sogenanuce Reiter-Ncgimculcr, die 2. Gardedragoner und die 7. Husaren, die Mitte dieses Monats »ach Südafrika gcheu^ nachdem sie bereits vorder durch fortwährendes Abgebcn von Offizieren und Mannschaften säst aus ihren halben Etat rcduzrrt worden sind. Mitte November wird daun das Unerhörte und nie dagewesenc Ereignis eintrctcn, daß das Heerlager von Aldershoss sonst das Ccntrum und die Hochschule des ganzen britischen Heerwesens, auch nicht eine einzige Schwadron Kavallerie auszuwrisc» babcu wirb. Allerdings sollen die 21. Laurers von Dublin nach Aldcr- shot verlegt werden, aber man spricht schon jetzt davon, daß auch diese, wenigstens zum größten Theil. ihren übrigen Kameraden nach dem Kriegsschauplatz werden nachwlgen müssen. Mit der Infanterie und den c^vezialwasscn sieht cs ähnlich aus Was nu» eben ein Pferd besteigen kann, wird in »nolaubiich kurzer Zeit zum sogenannten „berittenen Infanteristen gemacht und noch Südafrika versandt, und durch die fortwährenden Nachichübc von kaum ausgebildeten Rekruten als Ersatztruppen sind die überhaupt noch im Vereinigten Königreiche zzarnlsonirenden In fanterie-Regimenter meistens unter den Etat eines Fricdcns- bataillons beraboesunkcn. Alle diese Umstände lassen es als höchstwahrscheinlich erscheinen, daß die Regierung schon »n aller nächster Zukunft zu einem sehr kostspieligen und wenig zuver- lässigen Mittel greifen muß. um die herrschende große Truvveu- noth, wenigstens zum Theil, wenn auch durchaus ungenügend, auszugleichcn. Man wird zu diesem Zwecke die Miliz im großen Umfange cinberusen. und auf diese Weise für Zchntausende von Landeskindern einen militärischen Zwangsdienst schaffen, wenn auch natürlich angeblich nur temporär, der dann England wieder § mit Keinen Garnisonen versehen wird, die aber vom militärischen s Standpunkte aus nur einen höchst minimalen Werth besitzen Das Gespenst der dem Engländer so verhaßten allgemeinen Wehr- Pflicht steht eben dicht vor der Thür und wird sich sobald nicht abweisen lassen. ' Türkei. In politischen Kreisen verlautet zuverlässig, das >französische Geschwader wnde »war sofort nach dem D*e»vne* Nachrichten. Rr. 342. Lette 3. MM Lonntag. 40. November 4004
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