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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.09.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270912015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927091201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927091201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-12
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.09.1927
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Nr. 42S Seile 2 — ..Dresdner Nachrichten" — Montag. 12. September 1927 cnbeiter. Ter Wehrwolf bejahe den Kamps der Arbeiter» schast »in ihre wirtschaftliche Existenz, er besähe ihn in seiner g e w e i k s cl, a f I l i ch e n Form, da der Werkgeincin schaftsaedante im Zettatter -er Truste und Lvndikate keine Aussicht auf sinngemäße Erfüllung habe. Wichtig sei aber, das, der Arbeiter erkenue. daß ein Kampf um wirtschastlichen Ausstieg »»lösbar verknüpft sei mit dem Kamps des Gesamt« Volkes um Freiheit nach Austen. Hier müsse unermüdliche Auttlarungsarbeit geleistet werden, was auch mit der Echafsuug eines geeigneten BildnngSwcsenS znsammen- biuge Ter Webnvolf sei gegen den Reichsschnlgesetzeiitwurf. iveil er -er Meinung sei, das, der Staat das oberste Recht -er Erziel,»nasuberivachnng besitzen müsse. Fm Vordergrund -es Tages ständen aber außenpolitische Sorgen. Ter Welilwotf bedauere den Eintritt in den Völlerdund. -er ohne substanziierte Bedingungen erfolgt sei. Zu diesen Bedingungen Hütten gehört der Widerruf des Schuldbekenntnisses, die Revision des Bersaiüer Bertragö, die glück gäbe der deutsche,, Kolonien, die Räumung des Rheiul,indes, die Revision des Dawes-Planes, sowie die Zn« sicher,ing -es Völkerbundes, dem Anschlüsse keinerlei Hinder nis mehr in den Weg lege» zu wollen. Zum Schlüsse forderte Tr. ttloppe den Wehrwolf auf, unermüdlich und unverzagt de» Blick in die Zukunft zu richte», damit das Ziel, der freie deutsche Baltsstaat, das nationaleiuige soziale Grost- -eunchlaud, bald erfüllt werde. Aach der Ansprache begann der Vorbeimarsch, der etwa zwei Stunden dauerte. Unter den Ehrengästen be- merlie man Prinz August Wilhelm von Preußen, tseueral 's n d e u d v r s f, Kapitän E h rh ardt und den Oberbürgermeister von Potsdam, Rauscher. Ter junge Prinz Hubertus von P reu gen hatte sich während der Tagung der Wehrwolfleitung als Krastradordvnnanz zur Berfuguug gestellt. Zunächst marschierte der Landes- v e r b a u d S a ch s e n au seinem Führer vorbei. Um 3 Uhr wurden die Lachsen bereits nach Berlin verladen, um auch dorc die schwarze Fahne zu zeigen. Gegen 6 Uhr verliehen sie in Souderzügeu die Reiche-Hauptstadt. Tie anderen iür Berlin vorgesehenen Marschsäulen »instien abgesagt werden, da wider Erwarten die Reichsbahn plötzlich keine Londer- züge stellen wollte. Tie Tagung verlies im übrigen ohne jede» Zusammenstost, was auf das forsche Auftreten des WehrwvlssührcrS zurück- zusuhreu sein dürfte. Tr. Kloppe hatte sich am Freitag in Begleitung von zwei Manu i» voller Wehrivolfunisorm in eine Gegeukundgebung der Linken begeben, wo der kom munistische Reichstagsabgeordnete Pick eine seiner bekannten Hetzreden hieli. Zum groben Erstaunen der Versammlung ergriff der erste Führer des Wehrwolfs in der Aussprache das Wort und erklärte, das, die Wehrwölse nicht zu jenen Menschen gehörten, die nach einem Streich auf die eine Backe auch noch die andere hiuzuhalte» gewohnt seien. Wer dem Wehrwolf deshalb bei der kommenden Tagung etwas am Zeug zu flicke» gedächte, möge sich an dieses Wort er innern. Tr. Kloppe konnte nach dieser bündigen Erklärung unangetastet die kommunistische Versammlung verlassen, und tatsächlich ist dem Wehrwolf auch dann kein Haar gekrümmt worden. So hatte die Polizei, die in erhöhter Bereitschaft stand, stille Zeit. Hoffentlich ist dies auch im nächsten Jahre in Tres den, wo die nächste Reichstagung deö Wehrwolf stattfiuden wird, ebenso. Ehamberlains Genfer Ae-e. Scharfe Ablehnung des Genfer Protokoll». — Das Fiasko der Flottenkvnferenz. Kein Wer, v»n der Ahelmöumun,. ULU LNL,V Kindenlmrgs Dank — Kindenburgs Wunsch. Reichspräsident v. Hindcnbnrg hat an den Leiter der Hiiidenbnrgspende, Ministertalrat Dr. Karstedt, unter dem 9. September folgendes Schreiben gerichtet: Sehr geehrter Herr Ministerialrat! Aus Ihrem Bericht habe ich mit lebhaftem Interesse ersehen, in welch heroorragen- der Weise sich trotz der Ungunst der Verhältnisse weite Schich ten des Wirtschaftslebens, der Gewerkschaften, der Beamten schaft, der Kommunen, der Presse usw. an der H i n ö c » b u r g- spende beteilige». Diese Tatsa ch ehatmi ch a » fri ch- t i g g e s r e n t. In jedem Beitrag zur Hiiidenbnrgspende sehe ich dankbar ein Zeichen freundlicher Gesinnung siir mich, aber auch den Beweis dafür, das, die Treue und Dankbarkeit gegen die Kriegsopfer und brüderliches Mitgefühl für ihre Not im deutschen Bolke nicht erloschen sind. Wenn die Hindenburg- spende in günstiges Ergebnis zeitigt und ihr damit die herzlich von mir gewünschte Möglichkeit gegeben wird, stärker als bis her in Eiuzelsäiien Not und Elend in den Kreisen der Kriegs beschädigten und Kriegshinterbliebenen zu. lindern, so werde ich gern des Geistes der Treue und der Opferfrcndigkcit ge denken, aus dem heraus mir das ganze deutsche Volk die Mittel in die Hand gegeben hat. Schon jetzt bitte ich Sie, allen, die die Freundlichkeit gehabt haben, den Gedanken dieser Spende zu meinem 80. Geburtstage in die Tat umzusetzcn, meinen aufrichtigen und herzliche» Dank zu übermitteln. Ich hoffe dabei gern, -ah Ihre und der sonst Beteiligten so dankenswerte Arbeit auch fernerhin von gutem Erfolg begleitet sein möge. Das würde mir die grüble Freude m e i n e s G c b n r t s t a g e s sein! Mit freundlichen Grüben von Hindenburg. Kindenburg Ehrenbürger Breslaus Tie Breslauer Stadtverordneten haben beschlossen, den Reichspräsidenten v. Hindenburg anläblich seines 80. Ge burtstages zum Ehrenbürger der Stadt Breslau zu ernennen. Weiterer Rückqanq der Erwerbslosigkeit In der zweiten Augusthälfte ist die Zahl der männlichen Hauptnitterstütziliigsempfängcr von 882 000 auf 321 000 zurück- gegangen, die der weiblichen von 88 000 ans 83 000, die Gesamt zahl von 420 000 ans 404 000. Ter Gesamtriickgang beträgt also rnnd tftftftft 3,9 Prozent. Die Zahl der Zuschlagsemvfänger knitterst»».,nngsbercchtigte Familienangehörige) hat sich tm gleichen Zeitraum von 460 000 ans 462 000 vermindert. Der Gesamlrückgang in der Zahl der Hauptnnterstützungs- cmvfängcr im Monat August beträgt rund 48 000 — 10,6 Pro zent. Eine neue Denkmalsfeier in Dinanl. Wieder hetzt ei! katholischer Priester gegen Deutschland! Brüssel. ii.Sptember. Heute wurde in Tina nt das Denkmal für die bei Dinanl gefallenen französischen Sol daten feierlich enigeweiht. Das belgische Ministerium für die nationale Verteidigung wurde durch den General Ni i ch e l, die französische Armee durch Marschall Pstain vertreten. Am Vormittag fand ein Gottesdienst statt, den der AbbF Ser- gent Aumonier abhielt. Er führte im Lause seiner Rede aus, daß, mährend die französischen und belgischen Soldaten ge kämpft, die deutschen Soldaten die Zivilbevölkerung niedcr- gcmachl hätten. Am Nachmittage wurde dann das Denkmal enthüllt. Ter Vorsitzende des Bundes der Freunde Frank reichs, Gerard, sprach dabei in seiner Rede von den deutschen Greucltaten und erklärte, dab man keine Worte finden könne, die scharf genug seien gegen diejenigen, die die Grenel- taten angcordnet hätten. Man würde die deutsche» Ver brechen verzeihen, aber niemals vergessen können. ES sei im Gegenteil notwendig, immer davon zu reden. Der Redner weist die deutschen Erklärungen über die Vorgänge in Dinant scharf zurück. zn'amenbalten müssten, um ihre gemeinsame Verteidigung Marschall Pstain führte ans -ab Belgien und Frankreich znsammenhalten müssen, »m ihre gemeinsame Verteidigung sicherznstcllcn. General M i ch e l brachte darauf ein Hoch ans ans die französische Armee Marschall Pcstaii, wie General Michel snrawcn nicht über die Eischießungrn belgischer Zivil- verionen. Der polnische Antrag in der Kommission begraben. Gens, II. Sept. Den Abschluß der Svnnabend-Vormittag»- sitznitg des Völkerbundes bildete eine Red« des anstralische« Delegierten Sir George Foster Seares, der sich gegen den holländischen B o »schlag ans Wiederaufnahme der Ge- dankengänge des Genfer Protokolls anssprach und fordert«, der Völkerbund solle Mittel und Wege nicht so sehr zur Schlich tung als vielmehr zur r e ch I z e i t i g e n Verhinderung vvn Konflikten durch freundschaftlichen Ausgleich suchen. Ehamberiain der als erster Redner die Nachmittagssitzung cröffnete, bezog sich ans die zwischen Dr. Stresemann und Briand ansgelausch- ten Reden und unterstrich deren Bedeutung, wobei er beide als Vorkämpfer des Friedens von höchstem stnatSmänntschem Niveau und persönlichem Mut bezeichnte. Diskussionen, wie die vorangcgangenc, stärkte» die Autorität des Bundes. Gegen Hambrvs .Kritik verteidigte er die Arbeit der Diplomaten. Auch den Vorwurf der Kvnventikelbildung innerhalb des Rates meist er zurück. ES gebe hier keine anderen Znsammen- kiinste, als zwischen Vriaud, Stresemann, Vandervclde, Seialoja und ihm selbst, und diese Zusammenkünfte gelten nicht den Ratsgeschäiten sondern thron eigenen Angelegen» heitcn, sowie sie sie ohne de» Rat erledigen zu können hosfen, wobet alle Freiheit für alle Ratsmitglieder erhalte» bleibe. Ehamberlain behandelte dann eingehend die Abrüstung. Die Marinckonfcrenz sei ein Mißerfolg gewesen,' aber die Tatsache, daß drei Großmächte solche Fragen hier offen be handelten und daß ihre herzlichen Beziehungen durch den Mißerfolg nicht getrübt morde,, seien, bedeute allein schon eine» großen Fortschritt. Der unzulänglichen Vorbereitung stelle er Sie neunmonatigen Vorverhandlungen für Locarno gegenüber. Im übrigen gelte zur Ab rüstung, wie er französisch zitierte, „nicht davon reden, sondern durch Taten beweisen". England habe sofort nach Kriegsende seine Armee unter den Vorkriegsstand herabgesetzt, sein Flottcnbudget von Jahr zu Jahr vermindert, und wenn es für seine so vielen, so zerstreuten, so schwer zu schützenden Lande mehr getan hätte, wäre das niiverantwortlich gewesen. Das Genfer Protokoll lehne er nach wie vor ab, und nur mangelndes Verständnis für die besonderen Hindernisse, die für England bestände», ließen andere diese Forderung wieder anfnehmcn. Der V ö l k e r b n n d s p a k t stehe fest, so meinte er mit Seialoja. und zu ihm müsse man Vertrauen haben. Daneben gebe cS Locarno, ein Snstem von Verträgen, das gestern wie heute als Bürgschaft für den Frieden ln West und Ost mit Recht bezeichnet worden sei. Mit einigem Nach druck verweilte er schließlich bei den Konseguenzcn einer Garantieverpslichtung, die ja Eng land aus dem alten belgischen NeutralltLtsvcrtrag schon einmal habe cinlöscn müssen. „Wir wissen, was es heißt, Garantien zu geben, und wir wissen, was eS heißt, sie zu halten. Gott verhüte, daß das je wieder eintritt." In Locarno habe er gleiches noch einmal nnd gerne sür sein Land ans sich genommen, aber für jedes Land und für jede Grenze gleiches zu tun, hießedasVrt- tische Reich s pr engen. lind nicht einmal für diesen großen Völkerbund könne er den älteren nnd kleineren seines eigenen Landes zerstören. Die holländische Forderung, die Grundsätze des Protokolls wieder anfzunehmcn, ohne diese selbst zu disku tieren, sei ein Widerspruch in sich. Alles sei unzulänglich. Ueberall gebe cs Lücken, die aber mitunter auch dazu nötig seien, um Alcmraum zu haben. Er wolle keinen Ueber- staat ans dem Völkerbund hervorgehen sehen, sondern lhn organisch anö sich selbst entwickeln, und gebe mehr ans den moralischen Eindruck von Reden, wie sie zwischen deutschen und fettiges Einvernehmen, als anf eine Häufung sensationeller Schritte. Auch eine Siche wachse nur langsam, um stark zu werden, und der Völkerbund sei ein organisches Wesen gleicher Art. Auch die Rede Ehamberlains wurde vom ganzen Han- mit großer Aufmerksamkeit verfolgt und fand ebenfalls leb haften Beifall. Nach ihm sprach als zweiter Redner Ramm, Eabattero sParagnan), der sich fast ausschließlich mit der Frage der fortschreitenden Kodtfiziernng des interiiationalen Rechtes befaßte. Kollani» streich! aus seinem Antrag Vas Genfer ProloUoll. Vor Schluß der Sitzung erklärte der holländische Außen minister Beelgert van Vlokland, die Rede Ehamberlains habe ihn zu der Ueberzengnng gebracht, daß der Text seines An trages zu Mißverständnisse» Anlaß gebe» könnte, und er ändere ihn deshalb in dein entscheidenden Teil dahin ab. das, die Bezugnahme aus das Genfer Protokoll ganz sortfällt nnd dafür die Wendung gesetzt wird, daß das Studium der Grundsätze fiir Sicherheit, Schiedsgericht und Abrüstung, wie sie im Völkerbundspakt niedergelegt seien, wie de rauf- g e n o m in e n werden soll. Gleichzeitig beantragte er, seinen abgeändcrten Antrag dem 3. Versainmliiiigöanöschilß zu über weisen. Präsident Gnani stellte jedoch fest, daß es sich »»»mehr eigentlich um einen neuen Antrag handele. Es soll daher erst am Montag über die weitere Behandlung des holländischen Antrages von der Versammlung entschiede» werden. Der polnische Entschließung»««»!«»,? wurde vor fast leerem Hanse anf Antrag des Präsidenten an den !>. Nersammlnngs- ausschuß überwiesen. Ferner wurde noch ein fünfgliedriges Komitee gebildet, das auf Grund der vorliegenden Pläne über den Bau des B ö l k c r b u n d s p a l a st e s wettere Vor schläge unterbreiten soll. Dte Generaldebatte, für die u. a. noch Dandurand(Kanada) und Motta lSchwelz) vorgcmerkt sind, wurde hierauf, entgegen den Erwartungen, die das Ende der Generaldebatte sür Sonnabend als sicher ansehcn wollten, anf Montag vormittag vertagt. Der Sonntag ist nach den anstrengenden Verhandlungen der letzten Tage ruhig verlausen. Zwischen den Außen ministern haben keine weiteren Besprechungen stattgefnnden. Die meisten Delegationen haben den Sonntag zu Ausflügen in die Umgebung von Genf benutzt, Gottesdienst in Genf. Eine Predigt des Prälaten KaaS. Genf. tl. September. Wie alljährlich, fand heute aus An laß der BölkerbundStagung ein feierlicher Gottesdienst in der Nvtre-Damc-Kirche statt, wobei das Hochamt zelebriert wurde. Das Mitglied der deutschen Delegation Reichstagsabge- ordneter Prälat ttaas hielt in deutscher Sprache die Predigt. An dem feierlichen Gottesdienst nahmen fast sämtliche Mit- glieder der deutschen Delegation, der Generalsekretär des Völkerbundes, der Schweizer BundcSpräsident Motta, der Ge neralsekretär Dufonr und eine große Anzahl Vertreter der verschiedene» Delegationen teil. Prälat Kaas wies in seinen Betrachtungen daraus hin. daß die BölkerbundStagung eine Art Jahresbilanz der Menschheit darstelle. Nie mals sei die Sehnsucht nach einer neuen Menschheit und einer neue» Erde in Europa so stark gewesen wie heute. Daö Ge fühl der unlösbaren Verbundenheit der Menschheit in Auf stieg und Niedergang sei heute stärker denn je. DaS geistige Primat Europas sei jedoch hcuic ernst bedroht, nnd zwar durch Angriffe von innen, nicht von anßcn. Wenn Europa sich nicht seiner Ideale bewußt werde, aus denen seine gesamte Kultur beruhe, dann würde der Augenblick nicht mehr fern sein wo das geistige Vermächtnis Europas auf einen anderen Kon tinent übergehe, auf Völker, die jünger, gesünder und lebens kräftiger seien, als die Völker Europas. sTU.) Der litauische Putsch nieöergeschtagen. Die Führer entkommen. Kowno, 11. Sept. Der litauische Innenminister erklärte in einer Unterredung mit Pressevertretern, daß der Putsch versuch in Tauroggcn niedergeschlagen sei. Den Führern des Ansstandes, dem Hauptmann a. D. Mastis, dem Mitglied des litauischen Parlaments Bi o k a l s k i und dem Gnmnasial- lehrer Soltanas. ist es gelungen, in zwei Autos über die Grenze zu entkomme». — Ueber den kommunistischen Putsch wird in einem amtlichen litauischen Bericht n. a. gesagt: Die Flüchtlinge haben ans der Tanrogger Abteilung der Emissionsbank LlllI«»»» Lit nnd ftftüft Dollar geraubt. Bei der Säuberung der Stadt von den Putschisten wurde der Lcntnant des 2. Litauischen Ulancnrcgiments Hessas, der in Tanroggen seinen Urlaub verbrachte, als Unbeteiligter von einer Kugel getroffen und getötet. Der Student der litauischen Universität Vanys, der Mitglied der Stndcntenkorporation Bartininkai ist und der beim Ausbruch deö Putschcs mit anderen Studen ten die Tanrogger Polizei entwaffnet hatte, wurde verletzt dem Tanrogger Krankenhansc zugestthrt, wo ihm ein Arm ampu tiert wurde. Bisher sind in Tauroggen ft» Putschisten ver haftet worden. In ganz Litauen herrscht völlige Ruhe. Aus verschiedenen Provinzstädten Litauens werden viele Haussuchungen und Verhaftungen gemeldet. In Kowno wurde unter anderen der ehemalige Sejmabgeorb- ncte SchigcliS nnd daö Mitglied der Stadtverwaltung Caesar PetranskaS festgenommcn. Ueber Schauten wurde der B e l a g e r u n g s z » st a n d verhängt. Offiziöse ttlauifche Ketze gegen Deulschland. Phantasien von der „litauisch-deutschen Front". Kowno, 11 Sept. Die offiziöse „Lietuva" macht Ihrem Leserkreise bekannt, daß sic einen Sonderberichterstatter nach Tilsit gesandt hat, um „die Leiden der Litauer unter deutscher Herrschaft" kennenzulernen und zu schildern. Es folgt darauf der erste Bericht dieses Sonderkorresponden ten, und zwar unter der Aufschrift: „An der deutsch-litauischen Front." Der Berichterstatter will ein K n ü p p e l r e g i m e n t der Deutschen fcstgesteüt haben, unter dem angeblich die dortigen Litauer zu leiden hätten, die kaum wagen dürften, ein Wort in ihrer Muttersprache zu äußern und dergleichen. Der Berichterstatter hat auch Insterburg besucht und sich dort „in nnanffülligcr Weise" über die „deutschen Stim mungen" erkundigt, wobei er erfuhr sdie Quelle wird nicht genannt), daß die Dentschen schon längst die Absicht hätten, mit einem Luftgcschwader „nicht nur bas Mcmelgcbict, sondern ganz Litauen zu erobern", ein Plan, der nur durch die Furcht vor der Entente verhindert werde. Gegen -ie polnische Propaganda in Oflpreuhen. Berlin, II. Sept. Die Vertrctcrvcrsammlnng des Rcichs- verbandcs der Heimattreuen O st- n n d W e st p r e » ß e n nahm in zwei Entschließungen entschieden Stellung gegen die »nanshörliche, vor keinem Mittel zurttckschrcckcndc Agitation der Polen in Ostpreußen und gegen die Wühlarbeit, die unter verschiedene» Flaggen betrieben wird. Die preußische Staats- und die Reilhsregternng werden gebeten, den polnischen Wühle reien tatkräftig entgegenzutrctc», damit endlich Ruhe in das schwer geprüfte ostpreußischc Land einziehe und nicht durch polnische Verdrehungökiiiistc der Eindruck im Anöland erweckt werde, daß in Siidostprcnßcn eine Jrredenta bestände. Di« deutsche Reichsregierung wird weiterhin gebeten, tm Vertrauen auf die Gerechtigkeit dieses Verlangens eine Politik der Ab- änderung des Versailler Vertrages auf friedlichem Wege ziel- bewußt und entschieden zu führen nnd sich allen Vorschlägen eines „Ost-Locarno-Pakts" gegenüber ablehnend zu ver halten. tW.T.B.) Vor -er Abberufung Rakowskis. Briand kommt am Sonnabend nach Paris. Paris, 11. Sept. Wie der „Mat in" mittcilt. beant wortete Briand eine nach dem gestrigen Ministcrrat ihm übersandte telephonische Anfrage, wann er einem Mlnister- rat beiwohnen könne, dahin, er werde am 17. September in Paris sein. Voraussichtlich wird an diesem Tage ein Minister» rat einberuscn werden, der offiziell über die Abberufung NakowskiS beschließen dürste. Im Laufe der gestrigen Nacht von dem Genfer Sonder berichterstatter des „Matin". Saiicrivein, befragt, erklärte Briand: „In dem ganzen Falle Nakowskl wurde jede Entscheidung nur in vollem Einverständnis mit alle» Re» glerilngsniitglicdcrn getroffen. Die Negierung kannte »nd billigte alle Telegramme, die Ich an Moskau richtete. In Ueberetnstimmung mit Ihr verlangte ich zuerst eine Des avouierung und, da diese ungenügend war, einen for. mellen Widerruf nnd ließ endlich Tschitschcrin wissen, daß der Widerruf veröffentlicht werden würde." Abbruch -es Fluges -es „Stolz von Delroil"? Ncnuork, It. Sept. Die amerikanischen Wcllsliegcr Brock und Schlee, die mit ihrem Flugzeug „Stolz von Detroit" gestern t» Schanghai landete», sind nach nur vierstündigem Aufenthalt »ach Tokio gestartet. Dieser Fliigabschnitt führt über das Ostchincsische nnd das Japanische Meer, eine Strecke von über 1200 Meilen. In Schanghai lagen beim Start der Piloten Berichte über stürmisches Wetter ans der in Frage kommenden Route vor. Naclidci» die Gattin des Piloten Schlee bereits gestern nach Tokio telegraphiert und ersucht hatte, angesichts der letzten Katastrophen über dem Ozean von dem Fluge »ach Honolulu Abstand zu nehmen, liegen jetzt tm Washingtoner Marlncdepartcmcnt Mit teilungen vor, wonach mit der Möglichkeit einer Ausgabe deS WrltslugcS gerechnet werden kann. ES verlautet, daß die Piloten an das Marincamt mit dem Ersuche» heran» getreten sind, sür die Ozcanrvntc Schisse zur Verfügung zu stellen, um dadurch die Gefahr des Fluges zu verringern. Diesen Antrag hat das Marincdcpartotnent iedocb abgclchnt. Die amerikanischen Weltslicger sind heute nachmittag »m 1 Uhr 80 Min. in Kogoshima ans der Insel Kiokhuj ge landet. Sie werden heute abend in Tokio erwartet.
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