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Dresdner Nachrichten : 03.11.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187511035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18751103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18751103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 8-9 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-11
- Tag 1875-11-03
-
Monat
1875-11
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.11.1875
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nrr ««^»»ftraje I». «d,n- ,c»«»t»»rn» dicrtellädr» «ch » Mar» 50 Pigc.durch »Ir V«ft » Mar, 15 Psqr. Niiiniuern WPsjie. «ufl,,, 2600O L,vl. »ür die Rückgabe cluge- landler Manulcrtple «»cht Nch di, Rkdartl,» «ich» verdludlich. 8«ser»,,n-Ann,dm« au». Wärtt: ü-»-O»,0aiu nnck V»i>»' in Hamburg. Ber lin, Wien, Leipzig. Balel, Breilau, »rauksurt a M. — lack, llo»„ in Berlin, üeipjta, Wien. Hamburg, Hrankiun^a. Muu- .granksur» a. M. -- ». Voigt i» Ldemnip. — IliilUar t Lo, i» Pari». Tageblatt sur Politik, Untcrhattung u.GcsUstsverkehl. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Ekepskh Ä Nktlhardt in Dresden. ZiMratt »erde» I Zikade NI angerl»»««» dis Ab. S Uhr, Lonntaal »ts Mtliag« ,L Udr. Ii» Aeuftadl: arotze lilofter- gasse 5 di» Nachm. » U»«. Der Raum «iner e«, ipalitqrn Priilzeil« last«» > - Piu iUnaejaudt di« Zeile LU Pige. Siiir iLaranlir iür »at niich stiiigige Srichet» neu der Iulerale «iir» nicht gegeben. iluiwörtige Annonce» Nlusträge »an UN» und«» kauulen Firmen uul, Per- >one» tnser», , wir nur gegen P rä n u m e r a n « »» Zablung durch Brbek- marke» oder Poftrintab- iuilg. Neun Silben losten >5 Pige. Znlcrale iür die Montag» Nummer oder nach einem Felllag» die Pktlljeile üi> Ptg«. Sir. 307. Zwanzigster Jahrgang. Mitredatteur: vr. rlmii Für das Feuilleton: l»««ivigk Ha»»»»»»!»». Tressen, Mittwoch, 3. November 187s. Politisches. Der Bundesrath hat nunmehr die hauptsächlichsten der ReichStagSarbeiten be-ndct. Insonderheit der gesammte Etat ist dm Abgeordneten zngegangm. Nun steht noch eine Arbeit de« BundeerathrS au»; „die Strafgesetznovrlle." Ein dantbarer Gegen stand! ruft die „Nat.-Ztg." und die „Berlinerin" hat damit ganz recht. E« ist leicht, an den Bismarckischcn Entwurf die bessernde Hand zu legen, da jede Veränderung von vornherein die Bermuthung einer Verbesserung für sich hat. In den Zeitungen sind die Unge heuerlichkeiten der Novelle so klar dargelegt worden, daß eine unbe- flngene, nicht unter einem ungebührlichen Außendruck stehende Prüfung des BundesralhcS von selbst zu eitler Zurückweisung der Härten der Novelle führen müßte. lieber allen Zweifel hinaus ist namentlich bewiesen worden, daß die Novelle dem Geiste des moder nen Strafrechts entschieden widerspricht und daraus hinauSläust, die Erhabenheit der Justiz zu abscitliegcnden Polizeimaßregeln zu be nutze!:. Erfreut sich etwa die deutsche Presse so außerordentlicher Freiheiten, daß es nölhig wäre, ihre Zügellosigkeit in Banden zu schlagen ? Wer irgend auf einem Redactions-Bureau einer Zeitung arbeitet, das nicht hohe und höchste Unterstützungen genießt, wer sich ein selbstständiges Urtheil bewahrte und über der schuldigen Loyali tät nicht die Pflichten des Freimutheö vergaß, der weiß, wie dornen voll heutzutage der Beruf eines Journalisten ist. In Frankfurt wurden vor einiger Zeit vier Redacteure eines Blattes zusammen 8 Monate eingesperrt, um sie zur Abgabe eines Zeugnisses zu zwingen. Sie wahrten das NedactionSgeheimniß und daniit die Ehre eines für das Wohlbefinden und dir Entwickelung des BolkeS unentbehrlichen Standes. Immerhin tonnte ein den Dingen Fern stehender vcrmuthen, daß die Regierung, wenn sie sich auch in der Wahl des Mittels vergriff, doch in der Sache selbst Recht und aus höheren Rücksichten den schuldigen Verfasser eines hart strafbaren Zeitungsartikels zu ermitteln, alle Ursache hatte. Nichts von dem! DaS Frankfurter Gericht sprach daü „Nichtschuldig" über den Artikel aus. Es waren also 4 Redakteure 8 Monate lang um eines, wie sich herausstcllte, völlig unschuldigen Artikels ihrer Freiheit beraubt worden. Wenn so etwas unter der Herrschaft milderer Gesetze möglich ist, so zeigt es, daß die Presse, deren die Welt nicht entbehren kann, ohne in's Mittelalter zurückzusinken, wahrlich nicht auf Rosen gebettet ist. daß es keiner noch härteren Strafen für jede» selbst ständige Denken bedarf. Der deutsche Bundesrath wird also jetzt an vcm Geiste, in welchem er die Strnfnovelle behandelt, erkennen lassen, in wie weit die deutsche Nation ihn noch für ein, in der Reichs- Verfassung nörhlges, selbstständiges Glied ansehen darf. Wir geben zunächst die Hoffnung nicht auf, daß die Staatsweisheit dcsBundcö ratheS ihn davor bewahrt, vom Volke mit dem reactionärrn, seligen AundEi'aie verwechselt zu werden. In Niederöstcrreich ist dieser Tage ein Urtheil gegen den Weichenwärter Florian Lobmayr gefällt worden, das einer Erwäh nung noch bedarf. Der Mann wurde zu 6 Monaten strengen Arrests verurtheilt, weil er durch Schlafen im Dienste, Mitte Som mers 1874, einen Bahn-Unfall^hervorgeruscn,Dder nicht nur einem Stationsarbeiter das Leben kostete, sondern auch das Leben des deutschen Kronprinzen in große Gefahr brachte. Der Schuldige soll außerdem der Wittwe des Getödteten eine monatliche Unterstützung und der Bahn einen Schadenersatz zahlen. Letzteres ist natürlich unvollstreckbar; wie soll ein armer Teufel von Weichenwärter, der selbst kaum sein Leben fristet, diese Mittel ausbringen? Ader, wenn auch das Urtheil dem formellen Rechte entsprach und der Weichen wärter bestraft werden mußt«, so weiß alle Welt, daß der eigentliche Schuldige unbestraft blieb. Die Westbahn, ihre Knickerei, das Aus nutzen der Subalternen bis zur Schlaftrunkenheit — diese ver schuldeten die Nichtswürdigleit, daß nicht einmal ein hoher Herr, an dessen theuerem Leben und Gesundheit so viele Interessen hängen, ungefährdet die Bahn benutzen konnte. Auf jenem Zuge fuhr ein DirectionSrath, aber nicht aus der Locomotive, sondern ordens- lüstern im Eoupc;. Hätte er doch lieber das Beispiel der Engländer nachgeahmt, die. wenn ihr« Königin reist, das Zug-und sonstige Personal aus den auserlesensten Beamten zusammensetzen, jedoch jeden Beamten bei seiner Tagesbeschästigung belassen, damit er nichts Ungewohntes thue, und die um Gottes Willen keinem höheren Willen Eingriffe gestatten, welche nur die Sicherheit des Ganzen gefährden. Wie Herbstnebel vor den Schneestürmen ziehen über Frankreich Befürchtungen vor einem Staatsstreiche dahin. Die letzte Session, zu der sich die Nationalversammlung anschickt, droht stürmischer als alle ihre Vorgängerinnen zu werden. Bereits sind die Partei häupter in Versailles zahlreich eingetroffen. Thiers arbeitet an einem Fcldzugsplnn, um den Minister Buffet zu stürzen, damit ein anderes Ministerium die bevorstehenden Wahlen leite. Denn darüber sind alle Franzosen einig: „Wer die Macht hat, macht die Wahlen." Es handelt sich nicht darum, dem Lande die Möglichkeit zu gewähren, seinen Willen unverfälscht auszudrücken, sondern die Wahlen zu leiten. Gambetta aber hofft, daß die republikanische Strömung soweit erstarkt ist, um noch vor den Wahlen ein republi kanisches Ministerium an's Ruder zu bringen. Locale- «ud Sächsisches. — Dem Professor an der Forstacademie zu Tharandt, l)r. pdil. Nobbe, ist das Ritterkreuz II. Classe des herzoglich Cachsen-Ernestinischcn HauSordens und dem Blumenmaler bei der Porzcllan-Manufactur. Meister Johann Gottfried Maser, die zu dem Verdienstorden gehörige Medaille in Gold verliehen worden. — DeinZicgelmcister Eiselt und den Ziegclarbeitern, beziehent- tch Tagelöhnern des Posthalter Pech in Bautzen, Pohlan, Pöthig, Schulze undNötschle, ist wegen langjähriger treucrArbeitsleistungcn di» silberne Medaille „für Treue in der Arbeit" verlieben worden, i — Dem bei dem hiesigen Eonsul Herrn Hesse seit 40 Jahren in Diensten gestandenen Höfgen ist die große silberne Medaille „für Treue im Dienste" zuerkannt worden. — Möge sich heute Abend das Dresdner Stadtvcrordneten- Eollegtum von einem guten Geiste leiten lassenl Wir kommen noch mals, wenn auch nur mit einem Worte, auf die bevorstehende Bürgermetsterwahl zurück. Die oft gemißbraucht« Phrase: Ganz Deutschland blickt auf uns! hat in der Beschränkung: „Die Bürgerschaft Dresdens blickt heute auf die Stadtverordneten!" ihre Wohlbegründung. Es ist ein öffentliches Geheimniß, daß es sich im Wesentlichen um zwei hochverdiente Männer handelt: die Herren Ctadträthe Or. Stübel und Heubner, denn der, der Anciennetät nach meistberechtigte Bürgermeister I)r. Hertel dürfte eben sei ner langen Dienstzeit halber nicht insoweit in Frage kom men, als es sich darum handelt, der Stadt ein neues, thatkräftiges Oberhaupt zu geben. Jeder der beiden Herren, Stübel und Heubner, genießt als Beamter und Charakter eines ausgezeich neten RufcS und darf auf «ine Reihe von Schöpfungen zurück- blickcn, die seinen Namen in der Geschichte unseres Gemeindelebens mit Ehren erscheinen lassen. Wenn die Bürgerschaft trotzdem von der Beförderung Or. StübelS sich einen nachhaltigeren Aufschwung der kommunalen Verhältnisse verspricht, so gründet sich dies haupt sächlich auf den Unterschied der Jahre. Mit vr. Stübel würde eine Arbeitskraft gewonnen, dis in der vollen Mittagshöhe männlicher Leistung steht und die — soweit menschliches Ermessen reicht — der Stadt lange Jahre erhalten bleiben könnte. Darum noch einmal, Ihr Herren im jBürgersaale der Landhausstraße: Dresden blickt auf Euch! Rechtfertigt sein Vertrauen! — Der Umzug vom alten Polytechnikum zum neuen am morgigen Einweihungsfesttage wird mit einem Festzug der Studi- renden verbunden, welche sich Morgens 9 Uhr am alten Polytech nikum aufstellen, um dann durch die Marienstraße, über den Post platz, Wilsdrufferstraße zum Altmarkt und über die See- und Pragerstraße zum neuen Pylytechnikum zu ziehen. Der Festzug wird von 3 Musikchören, 25 Equipagen und ungefähr 20 Vor reitern begleitet. Für Freihaltung der Straßen, durch welche sich der stattliche Zug bewegt, ist von unserer Polizei gesorgt worden. Ein bekannter hiesiger Techniker hat hierzu einen Marsch versaßt, der, vom Ehrlich'schen Musikchor gespielt, in ansprechender Melodie g-halten. zahlreiche Studcntenlieder hören läßt und im Trio mit dem sogenannten „LandeSvnter", dem feierlichsten Stu dentenliede, schließt. Der Marsch erscheint mit geeignetem Titel blatte, das neue Polytechnikum darstellend und von Sinnbildern der technischen Studien umgeben, im Lause des heutigen Tages in leicht spielbarem Elaviersatze in der Musikalienhandlung von Naumann, Marienstraße. — Wie in dem ehemaligen Gerichtsgebäude von KönigSwartha eine Staatsanstalt für Epileptischkranke errichtet iverdcn soll, so be absichtigt die Negierung auch das frcigewordene Gerichtsgcbäude in Moritzburg zu einer staatlichen Heilanstalt zu benutzen. Die Blin- dcnvorschule in Hubertusburg und die Blindenanstalt für Kinder in Dresden reichen nicht mehr aus, um eine gediegene Blindenerzichung zu ermöglichen. Außer den bereits hierin erzogenen blinden Kindern giebt es leider gegen 80 andere blinde Kinder in Sachsen, die einer methodischen Erziehung bedürfen. Tis Regierung hat daher für blinde Kmder dadurch Raum in jener Anstalt geschafft, daß sie aus der Dresdner Blindenanstalt 10 erwachsene Korbmacher unter Auf sicht und Anleitung eines Aufsehers und Werlmcistergehilfen in dem Moritzburger Ämtsgebäude untergebracht hat. Sie sollen auch im Flechten der dort gewonnenen Binsen Unterricht finden. Das noch umzubauendc Arrcsthnus soll eine förmliche Station für erwachsene Blinde zur Erlernung der Korbmacher« werden. — Am Montag Nachmittag ist der Handarbeiter Carl Löwe, ein Mann von 52 Jahren, beim Einhängen der Winterfenster in der ersten Etage eines Hauses der Mathildenstraße mit dem einen Fensterrahmen herab auf die Straße gestürzt und hat beide Beine gebrochen. Alan hat ihn nach dem Krankcnhause geschafft. — Am Montag Abend gegen 10 Uhr ist, wie mir hören, aber mals der Fall vorgekoinmcn, daß heimkehrende Herren und Damen in der Landhausstraße von angetrunkenen Soldaten der hiesigen Garnison insultirt worden sind. - Am l. November 1825 wurde In Dresden daS Frei herr!, v. Fl et cüer's cd« Seminar eröffnet. Der gestrige Lag war daher der Iubeitag des 50iäbrige>i Bestehens d.cser Anstalt und gab den an derselben Betbciligtcn die Veranlassung, ein Fest zu begehen, dessen Verlauf aul alle seine Thcllnehmer einen unvcrlöschlichen Eindruck Hinterlagen habe» wird. In dem von außen und innen seither) geschmückte» Gebäude versammelten sich die Fcstthcllnehmcr früh Uhr. Den Aiffang machte der Empfang von Deputationen und Festgaben. Die vier bestehenden Seminare. daS königliche zu Frletrici statt und das Lchreriuucii- Scin'iiar. ebenso das Seminar z» Waldenburg, an dessen Spitze der älteste der jetzt noch lebenden Lehrer tcS Fietcher'sche» Se minars, vr. Schübe, steht, halten Deputationen zur Begrüßung der Anstalt entsendet. Unter den Festgaben sind hcrvorzuheben zwei künstlerisch auSgcsübrte Dotivtaseln von dem Friedrichstädtcr und dem Bautzncr Seminar; außerdem waren eingegangen ein dichterischer Gruß deS Seminars zu Pirna und telegraphische Beglückwünschungen von den meisten übrigen Seminaren des Landes. Mehrere frühere Lehrer und Zöglinge schenkten der Bibliothek von ihnen vcriaßtc Bücher, die gegenwärtigen Schüler überreichten durch eine Deputation eine werttvollc seidene Fahne; die Frauen der Lehrerschaft halten den Festsaal mit zwei ge schmackvollen Kronleuchtern geschmückt. Während derBegrüßnng der Deputationen sänge» die Zöglinge im Garten unter Posan- nenbegleitang den Choral „Nun danket Alte Gott" und begaben sich dann in seitlichem Zuge unter Vvrantraguug der neuen Fahne In den Fcstsaal. Kurz vor Beginn des ActnS erschien Se. Ere. der Herr SraatSminister dev Cuituü und öffentlichen Unter richts, vr. von Gerber, und richtete Worte der herzlichen Be glückwünschung an den Direktor der Anstalt, indem er initthellte, daß Se. Majestät der König aus Veranlassung dieses Tages der Leistungen dcö Seminars und seines Direktors huldvoll gedacht und letzteren zun» Ritter de» VerdieNst-Orbenü ernannt vabe. dessen Insignien er zugleich überreichte. Ferner hatten sich Un gesunde» die Geh. Schulrälhe Ur. Borneman» und Koket, der PräsiventdcsLaudeoconststoriuinsGeh.RatbUhdc.Ohcrvotprchigcr vr.Kohlschütter. Obcrcoiisistorialrathvr.Zapss undüo.rdikönahe an 2W ehemalige Zöglinge und verdienstvolle Gönner der Anstalt. Der Festactuö begann mit demselben Liede, welches vor 50 Jap. ren bei der Eröffnung deS Seminars gesungen werden war. Zur Begrüßung der Versammlung ergriff Slamenö der Administration daS derzeitige älteste Mitglied derselben, Kammerherr von Erb- mannodorff, daöWort. Seine Rede gipfelte in dem Danke, wel cher den Stüter» der Anstalt: Freifrau von Flctcher und Cabi- iieröininister Grast» Detlev von Einsiedel ausgesprochen wurde. Es war ein feierlicher Augenblick, alö die Versammlung durch stilles Erheben von den Plätzen daS Gedächtniß dieser ersten Wohlthäter der Anstalt cvrte. Dicjc Rede schloß mit denselben Worte», mit welchen vor 50 Jahren rer damalige erste Admini strator Graf von Einsiedel seine EröffnuagSlcde geschlossen hatte. — Die Geschichte der Anstalt war in einer vom Lehrcrcollegtum verfaßten, an alle Anwejcndcn vcrthclltcn Iubelschrstt behandelt worden. Rach Bortrag einer von dem früheren Zöglinge des Seminars, Lehrer Schröpicr zu Löbtau, componirtcn Motette folgte die Festrede deS Lemiiiardlrectors .nühn, i» welcher derselbe die von der Anstalt erstrebten Ziele kurz dahin bezeichnest, da» Seminar sei bestrebt gewesen, wissende, charackerstarke und fromme Jünglinge zu bilden. Im Namen der früheren Schüler sprach Schuldircctor Pclcrmaun die freudige Lhcilnahme derselben au der Jubelfeier und die dankbare Erinnerung an daS Seminar, itt welchem, und an die Lehrer, durch welche ist ihre Berufsbildung empfangen, in warme», alle Auweieuden tief ergreifenden, ein treues Bekeuutuiß zu de» Grundsätzen der Anstalt enthaltenden Worten aus, woraus Seminarist Klemm dem Danke der jetzigen Schüler gegen die Anstalt und ihre Lehrer in einer kurzen Aiz- jprache Ausdruck verlieb. DaS Ende der Feierlichkeit bildest ei» von dem erste» Seminarobcrlebrer vr. Klempau! ergreifend und innig gesprochenes Gebet und der auch vor 50 Jahre» gesungrny Schlutzverö. Mittags 2 Ubr vereinigten sich die früheren und jetzigen Angehörigen der Anstalt mit den geladenen Ehrengästen, im Ganzen 300 Versonen, zu einem in den Räumen der Anstan selbst gegebenen Festmahle, welches sich durch glückliche Verbin dung einer weihevoll gehobenen mit einer herzlich fröhlichen Stim mung der Theiinehmer auSzeichnete. Abends 7 Uhr fand endlich eine musikalische Aufführung statt, in welcher, wie schon bet der Begleitung der Gesänge im FestactuS deS Vormittags, nur frühere und jetzigeSchüler, dez. Lehrer der Anstalt wirkten. Dcu Glanzpunkt bildeten zwei vorzügliche Eompositionen deS Musikdirektor Psretzschner und die Leistungen deö zweiten Musiklehrerö Ober- lehrer Bruchmann. -Verein Gewerbtreibender Dresdens. Der am letzten Verciusabend von Herrn Chemiker Lichstnbcrgcr über Chemie im GewerbSicben gehaltene Vortrag konnten selbstver ständlich den Gegenstand nicht erschöpfen, sondern nur zum Zwecke haben, Andeutungen zu geben, bis zu welchem Puncte jene Wissenschaft entwickelt ist. Diese Ausgabe löste Herr L. auch in geschicktester Weise. Er sprach über Alchvmie, über Elemente und die Romenclatur der Wissenschaft und gab zum Schluß einige unterhaltende Erperlmente zum Besten. 'Am 24. v. Mt», feierst der Verein seinen ersten Famlltenabend !m Luffrrt'schen Etablissement, der so erstaunlich zahlreich besucht war, daß die gewiß umfänglichen Räume die Menge der Theiinehmer kaum zu fassen pcrmochtcn. - Vorgestern gegen Abend ist abermals auS einem Hause der Eranachstraßc ein schwarz und gelb lackirtcr Kinderwagen ge stohlen worden und zwar wahrscheinlich wieder von der in der gestrige» Nummer unseres Btattcö erwähnten unbekannten lan gen hageren Frauensperson. In der Wohnung einer Wittwe in der zweiten Etage eines HauscS am StlftSplake ist porgestern Abend gegen st Ubr In Ab wesenheit der Logisinhabcrin hinter dem Oien aufgestapeiteS Holz in Brand gerathcn. Ein auf dem Stistöplatze icilhattentcr Trödler hat daö Feuer noch rechtzeitig bemerkt und für die als baldige Löschung desselben Sorge getragen. - Gleichen Schritt mit der Ausgabe der Lotterie-Gewinn« gegenstände im Gcwerbehause hält auch die Verpackung und Ver sendung der nach anSwärik bestimmten Gewinne durch da» Geuckc'sche Bureau. An daS letztere wird nur zu besonderer, außergewöhnlicher Zeit auögclicscrt unk erhält es dann gegen Abgabe der Ivm massenweise elngcsandtcn Loose die belr. Gewinne gleich wageniadungsweise. Das Sortiren, Vergleichen, Verpacken, Signiren u. s. w. ist ein interessantes, aber auch aufhältliche» Stück Arbeit: — cs wird aber Alles bewältigt und von einer Abholung zur anderen immer flott ausgearbcitct. Auch den Post- erpeditioncn erwächst eine ansehnliche Mehrarbeit, wenn solche Geucke'sche Ertra-Paketiuhren cingeliesert werden, was täglich mehrere Male geschieht. Bemerkenswert!) ist, wie wett manche Gewinne geben; es erhellt daraus, daS auch die Fremden gute LooSabnchmer waren; nach Oesterreich, Rußland, bciond rs nach Sütbeutschiard und selbst nach England sind Gewinne zu ver schicken gewesen. - In der SonritogSminimer unseres Blattes theiiten wir mit, daß am Donnerstag Abend zwei in der Tanncnstraßc wodn- haste Handarbeiter in der Lrunkcnheit die zu ihrer Wohnung führende Treppe wieder hlnabgcstürzt seien, und daß einer davon sich so dabei verletzt habe, daß er am Tage daraus an den Folgen gestorben sei. Jetzt vernehmen wir, daß auch der zweite dieser beiten Handarbeiter, welcher bei dem Sturze anscheinend gut weggekommen war, am vorigen Sonntag an den Folgen einer bei jenem Uniall davongetragenen Kovivcrletzung im Stadtkran- kenhauie gestorben ist. Derselbe war am Freitag 'Abend, total betrunken, der Polizei in die Hände gefallen und von derselben TagS daraus, als anscheinend am Dolirium tosmons leidend, an das Krankenhaus abgegeben worden, wo sein Uebclbenndcn einen rapiden Verlauf nahm und, wie bereits erwähnt ist, am nächsten Tage schon mit dein Tode endete. — Oderlößnitz - Radebeul, 2. Novbr. Seit dem 2i. Oktober herrschte an den Rebengeläntcn der königi. Hostößnitz reges Leben und Treiben. Gegen anderthalb hundert Weinleier waren emsig beschäftigt, die süße Gotteögabe von den Weinstöcken zu schneiden und den 4 großen Pressen zuzuiühren. Heute wurde man nun fertig damit und bat sich ein über Erwarten günstiges Resultat ergeben, denn 05 Faß süßen Mostes, das Faß zu 400 Liter gerechnet, sind aus den überreifen Trauben gepreßt worden. Das Abschnciten der Trauben selbst ist keineswegs immer eine so beneldcuSwcrtbe Beschäftigung, alö man vielleichr glauben könnte; de»» da in der Hostößnitz die Weinlese stets so lange ai» nur irgend möglich verschoben wirb und die Witterung es erlaubt, um die größtmöglichste Reife der Trauben zu erzielen, jo kommt eS nicht selten vor, daß ^ in die Weinlese iriert oder gar schneit und die Wcinlclcr vor Frost keinen Finger grade machen können. So waren z. B. im Jahre 1858 die Weinstöcke während der Lese verschneit und die Trauben iest zusammen gefroren. DaS Lohn, welches die Welniekr, wozu fick) das stärkste Eontingent vom weiblichen Geschlecht rekruiirt, erhalten, ist ein sehr normales zu nennen. und hat die allgemeine Lohnerhöhung der letzten Jahre
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