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Dresdner Nachrichten : 01.05.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187705018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-05
- Tag 1877-05-01
-
Monat
1877-05
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.05.1877
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«r 1S1 1SB!»W »«»«„durch Winjel.'jl««u?emn>^.' >ull»«e 32000 »l»t. Wir di« «ück,,»e »in»» i»»d»er Manulcripl, «»cht sich di« RedacU,» »ich» „rbtNdUch. Kgeruten-Nnnnhin- «». Wirt»: ch»»1«usi«i>> un» D«,I«r!nh»mburg,Ber- Uu. Wien, ilajil, «redluu, Frankfurt — «u». vioii« in «erUn. «««»,>-. wir». Hamdurk Nranksurt a. Li.. MÜu. MO. — T«Ub» » <»«. t« granllurt ». M — »». v»t«»tn»h«mnid.— L»r«, liulller ck c«. in Pari». » M ' Tageblatt fürWkttik, Unterhaltung, Heschäftsvcrkehr. Börsenbericht und Kremdenliste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Oepslh ^ Neichardt In Dresden. Berantw. Redactem: Fr. Gsrdscht in Dresden. Dienstag. 1: Map »u»e»«m»en. Könnt»«» di4 M«!l»,» >r Uhr. z» »I,ui«,»»: a-°d« »>»»««> t»ge » did diachm.» Uhr. — D«r Raum rinrr «in« iyoll,««» V«l>ti«U« klilrt I» Piar. itin,rla»dt di» Zeile Li! Pt»«. Eine Baronli« für d»a ,Lchi»ii,i,« Sri»«'»«» drr gnierat« wird nicht g, geben. tludwarlig« NnniuceN» Luilroge von UN» und«. konnten girmcn und Per» Ionen tnierircn wir nur gegen Pränumkraud»» -jahluua durch Brie!» Marien oder PoilelNjah- lung. Acht Laben lojte« IL P!ge. Jnierat« tllr die Lioniogb. Rümmer »der «ach eine»! geilioi« die Petiljeae 20 Psge. LXN Jahrgang. Mittebattmr: vr. La»» ktzür das Feuilleton: Lackmig; II»rt»n»aa. Dresden. 1877.' Politisches. Noch ist an der Donau lein Schuß gefallen. Der strategische Aufmarsch der Russen vollzieht sich fortwährend mit anerkennens- werther Schnelligkeit und Umsicht. Regengüsse und Flußaustre- tungen erschweren freilich die militairischen Positionen in höchstem Grade. Auf den aufgeweichten oder überschwemmten Landstraßen Rumäniens ist das Marschiren, ganz abgesehen von dem Trans porte der Geschütze, der Fahrzeuge, des Proviants, der Munition und sonstigen TrainS mit unglaublichen Geduldsproben verbunden. Trotzdem ermöglichten eS die Russen, die untere und unterste Donau, von dem Einfluß des Szereth in die Donau bis zu deren Mündung ins Schwarze Meer, nordufrig zu besetzen. Ob an dieser Stelle der oder die Uebergänge der Donau durch die Russen ver sucht werden, läßt sich in Anbetracht der Beschaffenheit des Donau- Delta und der südlich daran grenzenden Dobrudscha bezweifeln. Nach den Ankündigungen russischer Federn freilich würden die Russen nirgends wo anders als an der untersten Donau den Brückenschlag unternehmen. Es ist jedoch nicht anzunehmen, daß di« russische Heeresleitung so naiv sein wird, derartige Kriegspläne den Correspondenten auf die Nase zu binden, damit sie der feind liche General um so sicherer erfahre. Vielmehr wird der Chef der russischen Südarmee Alles thun, um die Türken über den Punkt zu täuschen, den er zum Donauübergange gewählt hat. Ccheinmärsche, Scheingefechte, Scheinbrückenschläge werden über seine Absichten einen Schleier breiten. Insoweit hat aber die obige Ankündigung russischer Federn bereits den Russen gute Dienste geleistet, als die Türken ihren schwachen rechten Flügel in der Dobrudscha eiligst durch Truppen verstärken, die sie von Widdin detachiren, während sic bisher den Uebergang der Russen nach der Dobrudscha für einen groben Fehler derselben ansahen. Doch, ehe nicht die Hauptmacht der Russen an der Donau angelangt ist, werden sie sich auf ein so gefahrvolles Unternehmen, wie den Donauübcrgang, nicht einlassen. Mehr als 5000 Mann Russen täglich rücken in Rumänien nicht ein. Auffällig bleibt die Untätigkeit der Türken, besonders ihrer Donauflotille. Während die Russen kein einziges Fahrzeug auf jenem Strome besitzen und nur einige zerlegbare Kanonenboote an feine Ufer transportiren, um sie hiex erst zu eonstruiren und zu be mannen, verfügen die Türken über 4 stark gepanzerte Casematt- schiffe, 8 Monitors (Panzerschiffe mit Drehthürmen) und 5 Höh- kanonenboote. Ihnen müßte es bei einiger Energie möglich sein, die Vorbereitungen und den Aufmarsch der Russen zu stören. Statt dessen geht Hobart Pascha, der Admiral jenes Geschwaders, ein aus gezeichneter englischer Schiffsoffizier in türkischen Diensten, nach Kreta. Der Conflict, in den die Pforte mit Serbien zu geratheu drohte, hat sich für die nächste Zeit dadurch beigelegt, daß die Türken in Folge der russischen Truppenzusammenziehungen nach der Donaumündung zu nun nicht mehr nöthig haben, auf Besetzung serbischen Gebietes zu bestehen. Mit Rumänien hat Rußland nun mehr eine vortheilhafte Convention abgeschlossen, welche für Rumänien im Falle des Scheiterns deS russischen Feldzuges eine Nückzugslinie zur Gnade des Sultans offen läßt. Rumänien unterstützt, das istder Sinn der Convention, die Russen nach Kräften, ohne sich in einen directen Krieg mit der Türkei einzulasien. In Rußland selbst nimmt, wenigstens nach den ofsiciösen Telegrammen von dort, der KriegS- Enthusiasmus täglich zu. Adel und Stadt-Dumm wetteifern in freiwilligen Opfern; die edle Kaiserin Maria ahmt das Beispiel hoch herziger deutscher Fürstinnen nach und stellt sich an die Spitze der freiwilligen Krankenpflege; cs fehlt auch sonst nicht an Beweisen des Patriotismus. Die Kehrseite der Medaille wird verschwiegen und wenn es wahr ist, was die „V. -Ztg." schreibt, daß „der Zar seine Abreise zur Armee in der allerauffälligsten Weise verheimlichen mußte, um nicht von den Liebkosungen seines cnthusiasmirten Volkes erdrückt zu werden", so giebt das Manches zu denken Der Wahr heit die Ehre zu geben, muß man bekennen, daß Rußland sich zum Kriege in alle Wege trefflich gerüstet hat, daß es seine Staats schulden ehrlich verzinste, seine Truppen weder hungern, noch ohne Sold läßt, während die Pforte ihre Gläubiger betrog, ihre Truppen schlecht verpflegt und .ihnen noch einen Sold von 21 Monaten schuldet. Dieses Anerkenntniß fällt uns um so weniger sauer, als im Ucbrigen die schlichten und würdigen Worte, mit denen der Sultan sich an seine Nation wendet, um sie auszurufen zur Ver- theidigung ihres Rechts, vortheilhaft abstechen gegen jene augenver drehende Heuchelei und Gotteslästerung, mit denen in russischen Kundgebungen der frivol angezettelte Krieg verschleiert werden soll. Während einstweilen nur in Asien zwischen der russischen Kaukasus- und der türkischen Anatolischen Armee gekämpft wird, ist im deutschen Reichstag der Zollkrieg bereits beendet. Er hat mit einem Siege des Freihandels geendet, wesentlich in Folge der Uneinig keit der Schutzzöllner. Auch der Varnbülerffche Antrag auf Ein setzung einer Untersuchung der zoll- und handelspolitischen Verhält nisse erlitt eine Niederlage. Dieser beklagcnSwcrthe Ausgang hat bereits in den Jndustriekreisen einen Sturm der Entrüstung hervor gerufen. Wir geben einer uns von hochangesehener Seite zugehen den Zuschrift Raum: „Was verlangte Herr v. Varnbülerr Man lasse einen deutschen Zolltarif durch Fachleute leder Branche ausarbeiten, dleieS Elaborat durch erfahrene Vertreter aller Industriezweige, der Landwlrtbschast und Gewerbe prüfen und dann durch die Staatsbeamteten ihm die staatsrechtliche Form geben. Geneh migt der Reichstag diesen Zoll-Tarif nicht, so löse man Ihn auf und lasse das Volk durch Neuwahlen urtbeilen. ob es die Meinung deS letzigen ReichStagS billigt. Deutschland wirb inzwischen schon so weil gekommen sein, um rinzusehen, daß Brod und Fleisch besser sättigen alS Doktrinen und politisches! Parteiwesen. Wie viele Agenten der englischen und französischen! Groß-Industriellen arbeiten nicht im Reichstage am Ruine der, deutschen Industrie! Nehmen wir immerhin nur an, daß sic ^ theoretisch verrannt sind, aber sicher ist: DaS neue parlamen-, tarische Deutschland treibt daö alte industrielle Deutschland zum Bankrott, zur Liguldation seiner Thätigkeit. Die Löhne sinken, ohne daß Lebensmittel und Mietben entsprechend billiger werden. Daö vorhandene Arbeitö-Jnventar und die Waaren finden nicht lür die Halite des .Postenpreises mehr Abnahme; die Gebäude und Etablissements selbst stehen noch tiefer unter solchen Schundpreisen. Alle Voraussetzungen, unter denen sich beute ei» Geschäftsmann etablirt, können über Nacht vom Reichstage wcgparlamentlrt werden, Vermögen und Ehre deö Unternehmers damit verloren sein. Wer wird In Deutschland unter solchen Umständen noch Etwas unternehmen wollen ? Deutschlands Industrie liguidirt. England steckt schmunzelnd unsere Gelder ein. Oesterreich und Frankreich haben unö mit der Phrase der „meist begünstigten Nation" im Zoll-Tarif gründlich über daö Ohr gehauen. Mit der Verarmung der deutschen Station ist unweigerlich ein Zurückgehcn auch seiner Wehrkraft verbunden. DaS erkannte Moltke, darum stimmte er gegen die Freihändler." Die folgenschwere Tragweite des Reichstags-Beschlusses wird uns nöthigen, noch mehrfach auf diese Verhandlungen zurückzukom men, selbst auf die Gefahr hin von einem übermüthigen Theoretiker, wie Eugen Richter, unter die „Zoll-Bettler" geworfen zu werden, oder den Zorn eines Erzgründers, vom Kaliber „unseres Braun", zu erregen, der in Deutschland den radikalen Freihändler spielt und doch, wie Herr v. Kardoff ihn nennen durfte, in Wirklichkeit nur „der Schutzzöllner des Auslandes" ist. Denn es ist eine der traurigsten Wahrnehmungen, daß es im deutschen Reichstage immer eine Anzahl Leute giebt, welche Alles thun. damit das Ausland seine Waaren zollfrei nach Deutschland wirft, sich selbst aber durch hohe Schutz-Zölle gegen unsere Industrie-Produkte wahrt. Ein herrliches Ding, dieser Freihandel! Deutschlands Industrie erstickt er und saugt er aus und die Industrie des Auslandes schützt er vor deutscher Concurrenz! Reneste Telegramme der „Dresdner Nachrichten" Berlin, 30. April. In der heutigen Rcichstagssitzung wurde die Mittheilung gemacht, daß Abg. Duncker sein Mandat nieder gelegt habe. Das Seeunfallgesetz wurde in dritter Lesung unver ändert angenommen. Der tz 2 des Antrags Becker - Lasker, den Zeugnißzwang betreffend, wurde im Laufe der Debatte zurückgezogen-, der K l damit mit Zusatzantrag in zweiter Lesung genehmigt. Der Bundescvmmifsar hatte sich gegen den Antrag aus gesprochen. Ferner nahm man in zweiter Lesung den elsaß - loth ringischen Etat mit den von der Commission beantragten Resolu tionen und den: Airtrage Schneegans auf baldigste Einsetzung aus dem Munizipalrath hervorgegangencn Bürgermeisters in Straß burg an. Der „ReichSanzeigcr" publizirt das Etatsgesetz. Locale» and Sächsisches. — Se. Majestät der König hat den an Stelle des verstorbenen Herrn tom Have zum kaiserlich russischen Consul in Leipzig ernann ten Staatsrath und Kammcrherrn Herrn vonRadetzky-Mikou- litch in dieser Eigenschaft anerkannt. — HKr Oberbürgermeister I)r. Andr « aus Chemnitz hat an den Reichstag eine dringende Vorstellung gerichtet; derselbe möge daü Paten tgesetz noch berathen. Wir hören, daß Aussicht vor handen ist, dieses so ersehnte Gesetz dadurch noch zum Abschluß zu bringen, daß man dasselbe in der Auüschußbcrichts-Fassung on dloo annimmt. — Die Kreishauptleute v. Brust in Bautzen und «.Ein siedel in Dresden haben das Comthurkreuz 2. Classe vom Ver dienst-Orden, der Director des Entbindungs-Instituts hier, Hofrath 1>r. Winckel den Charakter als „Geheimer Medicinalrath", der Geh. Regierungsrath 1)--. Freiesleben das Ritterkreuz 1. Classe vom Verdienst-Orden erhalten. Der Vater des Letzteren, Geheim rath Freiesleben, Chef deS Berg- und Hüttenwesens, ist in den Ruhestand getreten. Ebenso der Gerichts-Amtmann Seyfert in Schirgiswalda. — Betreffs der Uebcrlassung auorangirtcr sächsischer Loko motiven an die russische Armeeverwaltung schreibt man uns erläuternd aus Chemnitz, daß die Sächsische Maschinenfabrik an die Gencraldirection der Staatsbahnen das Ersuchen stellte, ihr eine Anzahl der von ihr in den letzten Jahren gelieferten Maschinen wieder zurückzugeben. Die Gencraldirection hat sich bereit erklärt, darauf einzugehen, da wegen der Stockung des Verkehrs alle diese Lokomotiven auf den Staatsbahnen jetzt nicht gebraucht werden. Die sächsische Maschincnbnuanstalt ist durch dieses Entgegenkommen in den Stand gesetzt, eine größere, in kürzester Zeit an Rußland zu bcimrkende Lieferung von Maschinen auszusühren. Bis jetzt aber soll das von der gedachten Maschinenbauanstalt cingeleiteteGeschäft noch nicht zum Abschluß gekommen sein. Die zusagende Erklärung der Staatsbahn-Generaldirection ist lediglich deshalb erfolgt, um die sächsische Industrie in der jetzigen Krisis möglichst zu unterstützen. — Zu einer umfassenden Untersuchung werden nach einem Antrag der WahlprüluirgS-Eommlssion des Reichstags einzelne Vorgänge bei der Wahl deö ReichöragSabg. vr. Pfeiffer An laß geben. Gegen die Wahl desselben ist von der Gegenpartei ein umfänglicher Protest eingereicht worden, der ln einigen Punk ten entschieden unwahre, in anderen unerhebliche Ausstellungen macht, aber doch gnehrere Thatsacben bel-auptet. welche den An trag bewirken. Vr. Pfeiffers Wahl zu beanstanden. Für uner- hcblich erachtet man nämlich die Behauptung, daß die Fabrikan ten Preiblsch in Reichenau, Possekt in Türchau, Steudtner In Barthelödorf und mehrere Fabrikbesitzer in Groß-Schönau, ferner ver Rittergutsbesitzer von Kiau in Hapnewalde u.A. ihre Fabrik arbeiter unv sonstigen Untergebenen mit Verlust ihrer Stellung bedroht, wenn sie nicht kür Vr. Pseiffer stimmten. Preibisch und v. Klau sollen sogar ihre Arbeiter kolonnenweise antreten und mit Pfeiffer schen Stimmzetteln in die Wahllokale baben marschiren lassen. Die Commission meint, daß die Drohung von Arbeits- Entziehung keinen Einfluß aus die Giltigkeit der Wahl habe, da der Arbeitövertrag ein freier sei und kaS allgemeine Wahlrecht Männer voraussetze, die sich t» ihrer Ab stimmung nicht durch materielle Rücksichten bestimmen ließen. Hingegen erachtet man die Behauptung, daß Fabrikant Wenzel in Obcroderwitz, Spediteur Leichsenring in Großschönau u. A. Stimmen sür Vr. Pseiffer a 1 Mark und l 2h!r. gekauft haben sotten, ebenso daß ein Gendarm in Großbennerötors sich vor das Wahllokal gestellt und Niemanden durchgclasscn habe, sowie andere Behauptungen für erheblich und beantragt die ge richtliche Untcrsuchnng dieser und anderer Unregelmäßigkeiten. Uncrbcbllch vält man die GrariöauSthcilung von Schnaps und Speck. Die Untersuchung wird jedenfalls i» der Lausitz die kaum beruhigten Parteilcidensckaitcn wieder wachruien. ES ist zu be dauern, baß die allgemein geachtelt Perm» vr. Pfeiffers durch de» Uebcreiicr angeblicher guter Freunde abermals zum Gegen stand von Angriffen gemacht wird, zumal da alle Welt weiß, daß Vr. Pfeiffer um eine Wiederwahl sich gar nicht beworben und er am allerwenigsten Thelt an solchen Ungcbörlgkeite» bat. Ucbri- genS ist sür vr. Pseiffer auch eine Erklärung an reu Reichstag gelangt. — Gestern früh in der 9. Stunde hat in dem Hause Georg- Platz 15 bU einer Zeitungöirägciln ein Stnbcnbrand statt gesunden, durch welchen ein Korb mit Wäsche und einige Möbel mehr oder weniger beschädigt worden sind. El» Augenzeuge schreibt unS hierüber: Ein Passant wurde durch den auö einein zerbrochenen Fenster entströmenden Qualm aut die Gefahr auf merksam und verschaffte sich mit Hilfe eines im Parterre deS HauseS In seinem Geschästölocak auwcscndcn Gärtners Einlaß in die verschlossene Wohnung, an deren Thür schon daö Wimmern der Kinder zu hören war. Ein beißender dicker Qualm, durch einen aut den» Kanoncnoicn stehenden unv In Brand gerochene» Korb Wäsche entstanden, empfing dle Eiiitrctcntcii; die Hand vor den Augen suchte Jeder von Ihnen eins der beiden Kinder, von denen daS jüngste im Bette lag. daS ältere (von 3 Jahren) unter das Bette gekrochen war. zu erreichen und bas Nettungwcrk war vollbracht. Die durchgeschlagenen Fenster boten dem Qualm »Abzug, berzugeschleppteS Wasser löschte die Gluch; alö Einsender dieses mit frohem Herzen aber leider mit versengtem Rocke seinem Berufe nachging, da traf er auch schon unterwegs die tmiucr schnell bereite Feuerwehr mit ihrem Rettungs-Material, die glücklicher Welse diesmal vergeblich hcrzugeeilt war. — Nach vollständiger Freigabe deö hiesigen Centralschlacht- vlehhoies in Neudorf, der wegen der Rinderpest bekanntlich vom 6. Februar dieses Jahres ab auf viele Wochen vollständig und in letzter Zeit noch theilweise sür die VtchanSfuhr gesperrt war. entwickelte sich auf dem gestrigen Fettviehmarkte znm ersten Maie wieder ein ungemein lebhafter Verkehr und eö fanden sich außer 483 Rindern und 952 Schweinen, nicht weniger alö 1617 Ham mel und 200 Kälber aufgetrieben. Als willige Käufer aber waren außer hiesigen Fleischern sehr viele auö Meißen, Frelberg. dem Plaucnschen Gründe re., ja sogar einzelne Großhändler aus Thüringen, Hessen und den Rheinlanten erschienen. (Letztere Fleischer holen sich ihren Bedarf um die jetzige FrühjahrSzcit deshalb hier, wcllHolland wegen dercrstjctztbeginncndcnWeide noch Nichts oder wenig liefern kann.) Die natürliche Folge der erhöhten Nachfrage bezüglich der Rinder und Hammel war die, daß die Prelle in diesen Fettviehsortcn trotz deS äußerst starken Austriebs so ziemlich die hoben der vorigen Markttage blieben. Beste böhmische Mastochscn fanbcn mit 66 Mark pro Centncr Schlacht gewicht abermals rasch Abnehmer, während man sür Mittclwaare 56 und sür ordinäre mir 48 Mark bewilligte. Die Rlnderställe waren schon in der l l. Vormittagsstunde fast biö auf den letzten Kopf verkauft. Englische Lämmer zu 50 Kilo Fleischgewicht wurden mit 65 Mart pro Paar gleichfalls schnell verkauft und Landhammel zu 40 Kilo sür 46 Mark. Die auswärtigen Fleischer handelten ganz besonders flott. Die Preise der Schweine dagegen konnten sich trotz geringeren Auftriebs nicht bessern, well viel Winterwaare vorhanden ist und nur der laufende Bedarf Deckung erheischt. Beste Kernwaare vorzüglichster Kreuzung konnte des halb nur 60, Mecklenburger liebend Gewicht bei 40 Psd. Tara» mit knapper Noch 55'/?, Schlesier 54 und Bakonicr sogar nickst mehr als 53 und 54 Mk. erzielen. Die Preise für Kälber zogen etwas an und eS fanden 60 Pib. Fleisch zu 35 Mark schnellen Absatz. Der ganze Markt verlief überhaupt sehr glatt und zeigte nach ziemlich vierteljähriger Drangöperiode daö alte, rege Leben. Nachträglich sei bemerkt, daß sich der Auftrieb vom letzten soge nannten Kleinmarkte vom Donnerstage mit 371 Kälbern, t)8 Schweinen, I Rind und 1 Ziege beziffert. — Die Social-Correspondenz des vr. Böhmert bringt auf vielfach Angegangene Wünsche noch eine Anzahl jener Ausdrücke, mit denen »ltraradicalc und socialtemokratische Reden und Schriftstücke gewürzt zu sein pflegen. „Wenn ct man recht bullert, denn is schon jut!" Werden sie mit kräftiger Baßstimme, entsprechenden Mienen und Geberdcn angebracht, so ernten sie stets stürmisches Bravo, anhaltende allgemeine Heiterkeit und Rufe wie: „Famoser Redner — Prachtkerl! — Der vcrstcht'S! — Der hat Schneid!" re. Also: Lammsgeduld der Impotenz — Stupide VertrancnSgimpel — Fanatiker der Ruhe — Gleichgc- wichtter — StabllitätSincnschen — Vcrmittelunge- und Ablö- nungopinsel — Kncchtschafkökärrncr — Apportirkünstler —Ucber- dcnstockspringer ihres Herrn und Meisters — Ersolgsanbeterei — Schwabbelige M olluskenhaitlgkelt — Blöke Verschwommenheit — Liberale Altflickerc!en — Alberne Verkleisterungen — Schaukel- männcr — Wackclberren - Politische Hammclhecrde — Diplo- malisircnde Eunuchen — Katzenpsöttge Leisctrctcrct — Faden scheiniger Liberalismus — Jasageantomatcn — RetchSspctch.l- lcckcr. Grrrrosnationaltrompetcr — Germanischer Stumpfsinn — Phrasenstallmeistcr und FloSkclnschulrcitcr - BarlamcntSschlingcl -- Reichötagspankcnschlägcr — Plattschädelige Nickstwiffcr — Pbilosophirende Rctestörche — Dünkettnsel — Staubige Doc- trincn - Ranzige Gcmcinplätzc - Rechtsbodcnhockcr - Vergilbte Lebenöanschauunge» — Entnervte Fcderinchser— Armselige Con- seguenzenreitcrei — Christlich-germanische Kindereien — Gleis nerische Zungendrescher — Von süßen Redensarten duftende La- vendeiseclcn — Qbcrboiizen des dewafinctcn Muckcrthumö — Freibeitsincuchler — Gonvcrnementalc WcIShcitöbüchscn — Drachcnsaat dcr alten StaatSgaukler — Rückwärtsercl — Wclt- hcrrschaftödünkel — Borussokraten — Zwingdeutschland — Oifl- cielle Meute - Knutenregiment — Zum Himmel schreiende Ge- > waltthaten - Preußische Croaten — Kaltblütige Würgengel der Freiheit — Rothkraglgc Tiger —Uniformlrte Bluthunde - Blinde Schergen der Gewalt — Bewaffnete Horde —Kriegsidioihenthum — Eommlüduitlgr Ladstockgrazie — Wanzenduftige Eascrnen- helden — Mordgenie — Vor Mordluft brüllende Cannibalcn — Meactionstnstrumente - VolköbildungSbaracken — Nimmersatte Volkövamppre — Auf die AuSbeuterschäbel niederschmetternde KtnKnschmcllcrnde Keulcnschläge - Kohlenbarone — Schorn steinritter — Der Kanonenkönig — Freiheitkündende Apostel - Da« große Rad der Weltgeschichte - Eine Brandfackel in die Pulvertonne socialen Elends — Mit Donnergekrach zusammen- prasseln. - Welcher Geist deS Wohlwollens, welch feiner Ge schmack, welch klares, unbefangenes, maßvolles Urihetl athmet in alledem! — Unsere Sammlung ist zwar hiermit »och Immer nicht erschöpft, aber - Alles läßt sich nicht mittveilen.
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