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Dresdner Nachrichten : 05.04.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189004055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900405
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900405
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-04
- Tag 1890-04-05
-
Monat
1890-04
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.04.1890
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Butter täglich 3 Mal frisch "W« «.rotzrein b>e letzten?ia es die, und da gereift butte, wenden Strahlen der Sonne 'Aufenthalt tn» Freien angeiiedm. der Witterung «in in der Wed !r te ungemein tübl waren und rachen sich dach gestern die erwär- ... wieder Bahn und machten den «len angenedw. Der uiiettreiillcht Mückichlaa in tttrunz nitt in der Tbat milder aui als man befürchtet hatte. Da» sonnig« Wetter, das Wiederrrwachen der Natur trieb deshalb auch gestern die Llädier in Massen aus dem engen Häuser« nieer hinan» ins Freie freilich blieb die Teinperatur Immer kübl und mutzte man dafür Sorge tragen, datz man der wcchielvollen Witterung entsprechend gekleidet ging, um den sogenannten Früh- lingskrankl,eiten vonudenge». Die zahlreichen Spaziergänger Über zeugte» sich, wie durch dir weite Schövsunq «In irisches Leben sich egt, die Murr» strahlen vor einen, daS Auge erfreuenden Krün »nv tauiend vieliarbiae Blumen tb>en Schmuck zu entfalten an- ' ingen, wttdrend die Bäume ihre Kno»prn schwellen lasten oder chon mit Blittbenkianzen prangen. — Seine Mitglieder vor schädlichem Kreditgeber« >u Obützen. diesen Zweck verfolgen die über ganz Deutschland an All Plätze» vcrbrciielen. in Leipzig ihren Borort habenden Vereine' „Kredttreiorm". Der Leivnaer Verein hielt seine fünite Äeneral- versammluna ab, i» deren Verlaus« der Bevollmächtigte Beier u A. die Mittheilung machte, datz towobl daS AusknnflSweseil. als auch d's Mahnverfahren de» Verein» sich ganz besonders günstig ge stattet und entwickelt habe Was zunächst da» AnSkunftSweien andctilfft, w winden im letzten Jahre 16L46 schriftliche und über rlstM mündliche Auskünfte erlheilt. Znm Mabnversabrrn wurden >!» gleichen Zetlraume dem Verein übergeben 1787 Posten nn Be- irage von nmd 212.650 Mk : hiervon wurden bestritten oder blieben unerfüllbar 266 Posten im Betrage von 41.820 Mk. Danach kamen »im vollilandige» tViahnversahren 1521 Pollen, von denen 1053 im Betrage von 122.165 20k. durch Bollzadlnng oder Vergleichung ihre Erledigung landen. Das sind t>5 Pro«, der Pasten und 70 Proz. der Sn»,ine. Der Veicin hat zur Zeit über 600 Mitglieder. — Ter Allgemeine Diesdner H a nd w e r ke r v e r e i n ver anstaltet aii> 1 Osterseiertag in, ..Tivoli" dem Andenken seine» verstorbenen Mitgliedes. Herrn Drechsleinieisler Christoph gewidmet, eine Erinnerungsfeier unter dem Namen „Cbri st oph - Abend Ticie Feier besteht in Darslellungen aus iüimntlichcn Dichtungen Edrislavh's. welche derselbe dem Handwerker-Veiein. als dessen eit rigstes Mitglied nigecignel hak. Die lebenswahren Schilderungen, welche in vcischiedener Bearbeitung ans daS Handwerk Iresslich 'Bezug nehme», werten dargestellt durch lebende Bilder inik ver- biiweudem Dezl. Dir'AusiübrmuOliegt in den Händen von Vereins- Mitgliedern und deren Angehörige», dem Süngerchor der Schlosser- Innung und der Kapelle des Schützenregiments. — Der Verein i ä ch s > i cb e r Ä c m e, n d e b e ci m t e n. welcher letzt 1831 Mitglieder zählt, will eine Modüiarhrandversicherungs- kaste schonen. Die stnanziellen Verhaltniste des Vereins sind günstige. 'Außer den im Ve>ein schon bestehenden Kassen, der Be gräbnis und der Krankenkasse, die ihr besondere» Vermögen be sitzen. schließt nach der letzten Rechnung aut das Iabr 1888 89 das Vereinsvennöge» mit einem Bestand von rund 4IM Mk. ab. wahrend der besonders verwaltete Uiilcrslützmigs-StnnmisondS ein Vermögen von nmd 2190 Pik. amweisl. — Der hiesige Eborgeiangverein Eoncordia veranstaltet am 1. Feiertage im Bahndoishotel zu Klotziche-Königswald unter Leitung seines Dirigenten W. Borrmann ein größere» GesangS- concert. — '.'kirr noch tune Zeit, bi- etwa? über die Mitte dieses Monats, bleibt der B i c r o r i a - 2 a l o n geöffnet, dann wird es »still in seinen Räumen, und mit Heiterkeit und Beifallsstürmen hak eS dis zum Herbst ein Ende. ES ist für die letzten vierzehn Tage noch ein neues, recht leistungsfähige» Künstlerverional von der immer findigen Direktion engagirt worden, welches sich am Abend des 1. ds. sofort Beifall eroberte. Ein sapanesiicher Seil- künsiler und Jongleur. 2. Manzaguro. der in prachtvollen Ge wändern. aber, weil er leine Zehen zur 'Arbeit bedarf, bei einigen Produklionen .barfuß" austrilt. setzt durch seine Sicherheit in Er staunen. und dasselbe kdut d>e Akrobatentnippe .Allston" mit ihrem Potpourri hervorragendster Krattlcistungen, bei welcher sich ein Knabe durch ganz enorme Gewandtheit und verwegene Sprünge wie Dovve! TaltomortaleS rühmlichst auSzeichnet. Ein neues, hier rum ersten Male eocheinendes schwedisches Damen-Sextelt gewinnt durch guten Vortrag seiner heunischen Volksvoesie. Der lebhafte Beifall, der den mgendlichen Sängerinnen wird, beweist er'reulich. lyie sehr man im Publikum irischen Bvlksgcianq liebt, wenn er stiinnstchön und musikalisch präciS zum Vortrag gebracht wird, was hier der Fall ist. wenn auch die letzigen Schwedinnen die früher hier gewesenen an sanglicher Bedeutung nicht ganz erreichen. Ein Fräulein A. Bellona trägt spanische Nationalttcder vor. und es gewährt ein besonderes Vergnügen, dem Wohllaut dieser Sprache zu lauichem die bekanntlich ihrem Klange nach als die stolzeste der Sprachen bezeichnet wird. Frl Bellona verfügt mw über ein sehr kleines Stimmchen von stimpalhischem Klange, aber sie trägt io geschickt und cmpfindungswarm vor, daß der Gesang doch festest. Tarn kommt, datz die znnge. tthr dccenl anitretcnde Dame in ihren noblen spanischen Kostümen sowohl im Mädchen-, wie im Männer- oewande allerliebst anssieht und auch nach recht hübsch die Man doline spielt. Ten Höhepunkt deS allabendlichen Erfolgs erzielt aber noch heute wie stets der in seiner Art imvergleichliche Mörstadt. — Vor dem Halste Altmarkt 2 bat in vorvergangener Nacht cm junger Mann sich durch einen Revolverickutz zu erschießen versucht. Derselbe wurde nach dem Skudtkrankenhaiste gebracht. — Gestern Mitlag gegen 0,12 Uhr stürzte in der Pillnitzcrslraße in der Nabe der Malhildcnstraße ein vor einem mit Steinen bela denen Lastwagen gejvaiinies Pierd, welche» trotz aller Anstrengung mehrerer Arbeiter erst nach ca. kremiertet Stunde mühevoller Ar beit in die Höhe gebracht werden konnte. — Ein anerkenncnSwerthe» Beispiel von Fürsorge gegen die minderbemittelten Kieste lieiert der Entschluß, den Herr Ritter gutsbesitzer Sieber aui Weitzensand bei Treuen i. V. in Betreff der schulvfiichligen Kinder armer Arbeiterfamilien des genannten Ortes gefaßt hat. Derselbe wird für dieselben, etwa 6 t an der Zahl, da» Schulgeld au» eigenen Mitteln decken. — Einer Plauderei der .Köln. VolkS-Ztg." entnehmen wir Folgende» : Einer Patientin wird vom Arzte eine Badekur als un bedingt nöthig verordnet, die Frau ist kinderlos, und der besorgte Ehemann fügt sich gern ans kurze Zeit in die Entbehrung der lieb gewordenen Häuslichkeit: aber was wird ans Flock und Amor? Der Magd vertraut man wohl Haus und Hoi. nickt aber diele iheueren Wesen an. und kurz und gut: Frau D reist nichl in's Bad. weil sie über die Pflege der Hunde m ihrr^Abweienheit nicht siedi ' ' Ich hör« Deinen Einwurf, lieber Leser: v»z sagst, nur kinderlose Frauen, alte JlNtmern. überhaupt nur Damen könnte» solche Thor« Helten begehen: Männer leien, wie überhaupt, so auch in dieser Be ziehung verständiger. Freilich bezogen sich die angeführten Bel» svielr nur auf Frauen, doch auch beim männlichen, wenn du willst, klügeren Geschlecht«, findest du Hundenarren. Da» KrankhcttSlstld ist allrrdtn gS bei Männern ander»: ober der Krankheitserreger, der Baellln», ist derselbe. Oder bist Du irmal» einem Hiindebesitzer begegnet, der zugäve. datz seine Tlstere kür seine Mitmenschen un leidlich. ja gefährlich sind ? Giebt es solche, io sind e» ganz aewik ivritze Naben Wenn du Jemandem sagst, man scheue ui» des bissige,> Hundes willen leine Wohnung zu betreten, lo wirst du im beste» Falle aus höhniicheS Lächeln, mitletdge» Achselzucken stoße», im schlimmeren Falle hast du den 'Mann persönlich beleidigt, ledenfallS hält er dich sür einen nervenschwachen Feigling. Die kaiserlich deutsche Post nimmt aber an. daß ,« eine derartige Gefahr giebt, denn unter solchen Umständen entbindet sie ihre Braintcn. so viel ich weiß, von der Vervstichtung. Posrstücke znrniielle» Unstreitig giebt eS auch viele Hunde, zumal auf dem Lande, deren ganzer Daseinszweck aut die Beunruhigun beruhigt ist. Aber warum nimmt sie die lieben Thierchen nicht mit ? „ ... Weil die Badegesellkchaft im Vorjahr io »ehr gegen deren Gegen- Ausstattung, die theuersten. In dem°Äordcrhaii!e solcher Mensche», die keine Banernkleidung tragen, gerichtet za lein scheint. DaS Dasemsrccht ist ja selbst böSartiaen Hunden nicht abzulprrchrn, insofern sie Schutz gegen Räuber „nd Diebe bieten. Nur betrachte man sie auch al» das. Iva» sie sein solle»: als Schntzwassen. die verbäiignitzvoll wer den können, und behüte sie. wie man geladene Dann würde es nicht Vorkommen, da öffentliche Spazierwege und WtrtbShäu machen — Der Verfasser der in der...Köln Zig." erscheinenden.Borste aus der Reich-Hauptstadt", der sich als ei» scharfblickender Beobachter des Volkslebens erwiesen hat. macht in seinem letzten Bneie den Hnnshalt emeS der höher bezahlten Arbeiter zum Gegenstand icmer Betrachtung. Wenn die gegebenen Faktoren auch Berliner Verhältnissen entnommen sind, io finde» sie doch mit einige» Aendeuingen ihre Anwendung auch anderwärts, freilich, wegen der Höhr des angenommenen Einkommens (1700 Mk > eher ai» die Lebensweise eine» niederen Beamten oder klcinen Hand werkers. als an» die eines 'Arbeiters. Es rit bewirt worden, heißt es m diesem Brief, welche Schmierigkeiten es kielet, Einblick in das innere Wiiibschaftsleben zu erlangen, auch dart, Ivo d>e Ver- bältnttse eine Prüfung nicht zu scheuen haben. Aber diese Schwie rigkeiten sind Kinderspiel gegen jene, die lick uns eiikgegenslellen. wenn wir von einem Handwerker oder Arbeiter Auskünfte begehren, wie viel er verdiene und wie er den Verdienst ausgebe. Nur Zu'älle und besondere Verhältnisse ermögjichen den Einblick, »nd selbst dann bleibt Manches dunkel. Eine Ettahrnng babe icd in fast allen Fallen mit eurer cinzigen Ausnahme gemacht: von einer Buchführung, selbst in dürftigster Form, ist wenig oder gar nichts zu entdecken. Ich habe das Merkbuch eines 'Arbeiters in Händen gehabt — eS ließe sich darüber eine Stunde schreiben, denn es enthielt neben andentenden Zeichnungen von Ma'chüientbrilen »nd sonstige» Bemerkungen KraslsieUe» ans sozialdemokratischen Schrif ten. Binchstücke von Gedichten und Liedern 'Aber Hanslialtü- derechnunacn waren sebr dünn vertreten, und nur hie »nd da fanden sich Ausgaben bemerkt. Seine Frau ichoeb zuweilen solche au» die weiße Innenseite der Schranklhüren. Einen zweiten, einen Baier. iraate ich. warum er denn die 'Ausgaben nicht in ei» Büch lein einkrage. Er antworlete: ..Z' wegen was denn? WaS m'r kam. dös geben m'r halt n»S. Bleiben thnok eh nix." Es ist ja sicher, daß die Einnahmen nicht selten »nznrciche»d sind, aber Tau sende wirthschaiten, ohne zu verschwenden, so lmverniinttig. daß sic selbst bei besseren Löhnen nichts erübrigen könnten. Die Hauvt- schuld liegt dann gar oit auf seilen der Frauen, die eben von der Wirkh'chatt nicht daS Geringste verstehen. Andereneits verbrauchen viele Männer zu viel sür sich. Wie in anderen Ständen giebt es auch unter den Arbeitern Abstufungen des Einkommens vom „Meister" und Voraibeiter biö zu den jnnge» Anfängern: und auch unter diesen sind Unterschiede in verschiedenen Gewcrbszweige». aber den tiefsten Unterschied bedingt die sittliche Tüchtigkeit. Ist der Mann nüchtern und anständig, da» Weib sparsam und fleißig, w genügt ein kleineres Einkommen: inangelt es an diese» Eigen- schaiien. so reicht auch ein größeres nicht ans. Das ist in allen Stände» das Gleiche. Entscheidend ist auch die'Anzahl der Kinder bis zu einem gewissen Grade: aber tüchtige Eltern reichen mit ihrem Einkommen bei höherer Kinderzahl besser ans ats untnchttge. Bei dieser Beochiedeuheik der Perbattnisse ist es begreiflich, daß sich allgemein gütige Sätze gar nicht oder doch nur sehr selten am- stellen lassen. Bestehen bleibt aber dennoch Vereine: bei geregelter Lebensführung können 'Arbeiter, die nicht in'S Gelag den Stamm vermehren, auskömmlich besiehe», wenn nicht Anssland oder Acn- derungen der Geschäftslage die Einnahmen schmälern. Zum Be weise mag zunächst ein Arbeiterhaushalt dienen, dessen Vorstand de» Höker bezahlten angchört. Er ist In einer Bronzeivaarc»- Werkstälke als Former beschäftigt, ein fleißiger, achtnngsweriher Mann, braver Gatte und Vater. Schlicht in seiner Erscheinung, mit offenen, freundlichen Augen in dem Klassen Gesicht, machte er sofort einen günstigen Eindruck. Politisch aehör! er zu den Halh- soziuldcmokrateii. d. h. er stimmt mit den ..Genosse»", weil cs ihm kaum anders möglich dünkt: innerlich gehört er zir den Schwanken den. Der Ton der Jüngern und Jüngsten ist ihm zuwider' zu oit hat er erlebt, daß tüchtige Arbeiter, sobald Ire vom Parteikcufei erfaßt wurden, amhörtrn, tüchtig zu sein. Ter Ewiismus der Welt anschauung stößt ihn. in dessen Herzen das Religiöse noch nicht getödtet ist. ab. und sein natürlicher Verstand sagt ihm. datz die Führer Hoffnungen erwecken, deren Erfüllung gar nicht möglich sei. Veoammlungen besucht er fast gar nicht : ein WirthshauS sehr selten. Seine Frau, ein früheres Dienstmädchen, ist trotz ihrer Kränklichkeit fleißig und lehr haushälterisch. Die Wohnung besteht aus einem ziemlich geräumigen Zimmer, an welches sich die Küche schließt. Obwohl Mann. Frau und zwei Kinde, hier ichlaien »ud leben, ist 'Alles von vemlicher Sauberkeit. Geblümte Kattuuvor- dänge sind an den zwei Fenstern angebracht: bescheidene Blninen stellen aus den Brettern Die eine Langmancr nehmen zwei Betten und ein einfaches Schiaiiopha ein, daS den Kindern zur Ruhestätte kirnt: die andere wird von einem „Vertikow". einem Kleiderichrank und einem Waschtisch eiugenommcn. Ein Tisch und Stühle ver vollständigen die Einrichtung. Der Durchschnitt der Einnahmen ist 1700 Mk. In manchen Jahren ist sie größer gewesen, aber auch tchon zuweilen kleiner. Tic Arbeit Meine schwere, und wenn eS viel zu thun giebt. stellt sich dann bei dem Housvorstand eine EOchöpsung ein. die ihn für eine Woche an das Bett fesselt. An Wohnungsmietbe mutz 259 Mk. gezahlt werden. Diele ^ Wohnungen sind, weil am meisten gesucht, trotz des Man äaii'c wart sich erhob, daß die freundliche Hauswirtdin ebenso höflich als bestimmt sich sür's nächste Jahr diese Art Gäste verbat. Freilich, Flock und 'Amor sind etwas verwöhnt: zu Hause kann man ihnen gerade die Leckerbissen vom Tuche ausmche», die sie bevorzugen: etwaiger Besuch nimmt daran keinen Anstotz: aber im Hotel sind nicht alle Leute io rücksichtsvoll. Dieselbe Dame ist so mitleidig, daß sie fremde Hunde aus dem Markt mit Weißbrot füttert, uno man »ragt sich nur. warum hungerige Kinder, die leider keine Sel tenheit in den «Ltraßcu sind, nicht viel eher ihre Tlxünahme er regen. Wie os.t war ich Zeuge, dal; Leute, denen man inchl zumu- thcn dürfte, mit einem gesunden, reinlichen Arbeiter aus einem Alaie zu trinken (womit ich übrigens dem CommuntSmu» bet Trinkgesä- ßen nicht das Wort reden will), Gesicht und Mund von ihren Hunden sich belecken ließen, obgleich eS bekannt ist. daß dadurch vie tlebertragimg von Hundekrankheiten im eigentlichen Sinne vielfach stattfindet! W>e ott Hobe ich gesehen, daß Damen, die vor Berüh rung eines Bettlers znrückfchreckten, ihren LiedlmgShund — keines wegs immer ein zierliches 'schovtzhündchen — in ihrem Bette dul deten. sogar dann, wenn sie krank waren »nd da« Thier ihnen vstendar beichwerlich fiel! Sie würden ihre Dienstboten mit Recht tadeln, wenn diele Mund oder Nale in zu naher Berührung not cunzutragendkn Speisen brächten: wenn aber die Schnauze ihres Hundes über den Kuchen oder den Braten gestreut ist. io genirt sie das nicht; ja. sie fassen nicht eimnal^datz es Andere genirt. Wie häufig weiden arme, allein aui der Straße befindliche Kruder von Hunden in keineswegs harmloser Weile belästigt, ja zum Tode er- fchreckt, namentlich wenn sie eben ein Butterbrat verzehren wollen l Kinderfrrunde mochten mich darauf aufmerksam, datz die Kleinen last aus dem Punkt waren. Krümpse »u bekommen vor Angst; Hunde- Ihorrn freilich bedanrrn bei solchem Anlaß nur das hungerige Thier, sur da« bedrängte menlchltch« Wesen sind sie theilnadmlos. In einem Vergnügung-lokal war ich Zeuge, wie rin böser Hund ohne alle Beranlosinng ein« rubig dahergrhrnde Dame onfiel. Ohne d« Dazwilchenkunk« eine» Herrn, der den Köter ml« einem wohlverdlrn- ten Fußtritt beimichickle. wäre dieselbe unfehlbar gebissen worden. Er chrrckt flüchtet« sie zu ihrer Grlelllchast. wo sie von der Frau eine-'hvchgrstelltrn Beamten, die sich gewiß sür gebildet hielt, mit den Worten empfangen wurde: -Da» arme Thier!" Nennt man da» Herzensbildung oder nicht vielmehr Hundr-Emvsindelrl. Hunde« chorhrstl Arhrüich« Vorgänge ließen sich dutzendweise an kleinen liacls an befindet sich im Stock eine Wohnung von 9Wohnraumen, Küche und Badestube: sic kostet 1400 Akk., ivdaß aus jedes Zimmer etwa lüd Mk. ent fallen. Tort aut die eine Stube mindcstcnö 220 Mk. lind sie liegt im .Hiniergebände im 4. Stock. Wenn"dcr Former am Sonn abend seine» Lohn cmviangcn hat. legt er den Thcilbctrag für die Wohmmgs,»leihe, die monatlich voransbczahlt wird, beiseite. Tie Frau erhält t8 Mk. für den Hnnshalt der Woche, also 2/>7 Mk. kür den Tag. 64 Psg. für den Kops; davon muß noch Beleuchtung bezahlt weiden. Heizung begleicht der Mann, und zwar ist der Verbrauch folgender: Jin Winter, also etwa 5 Monate hindurch, werden täglich 20 Stück Preßkohlen (daS Hundert zu Mk. 6) und einige Sväne Holz gekauft: damit muß auSgekommen werden. Im Nothsall sitzt man Abends am Herde in der Küche. Das sind 4000 Stück Preßkohlen --- 24 Mk.. 20 bet längerem Winter, und sür 3—4 Mk. Holz. Der Sommerveibranch beschränkt sich auf 1500—1700 Stück: jährlich 40—50 Mk. Lehrreich ist der Tages verbrauch an 'Nahrungsmitteln. Die Ausstellung ist nur eine durchschnittliche, da der Speisezettel nicht stets der gleiche ist. Stark ist der Verbrauch von Hülsensrüchten, Kartoffeln, Mehl, Brot Mil' ----- - -i- - - er al . - billiger Wurst — und Milch. Von Fletlchwaaren werden neben .. mit der Brot bestrichen, aber nicht belegt wird — zumeist gehacktes Rindsteijch oder Lungen verwendet, zu Fleischklöhchen (KlovS) oder -falschen Halen" (Hackfleisch vermischt mit Semmeldrösel» oder Würfeln und dann mit etwa« Fett ausaebacken). In Rücksicht aui Sonn- und Festtage wird Werktag« sehr gespart. Die Auf stellung zeigt folgend« Durchschnittszahlen: Milch. 2 bis 20» Liter: 0L6 bis 0.45 Mk.. Fleisch, l bt«2Vtund: 0.70 biS 1.40 Mk.; Gemüse, Kartoffeln, Hüllenttüchte oder Ret«: 0.0K bis O.lb Mk.; Kaffee und Slchorir : 0.lO bis 0.1b Mk.: Brot: ONO bis 0.40 Mk.; Schrivven rarüdere Semmeln) zum Frühstück: 0,l2'/> Mk.: Wurst: etwa »LO Mt.: Fett, Salz uno Gewürze: 0.10 bi« 0.15 Mk. Im Gelammt: 2.080» dt» 8.120, Mk. Da» Mittel de, beiden ^Zahlen iS 2HS Mk.. stimmt all» mit dem sür den Tag fettgelktzten Äettog; da es aber nicht täglich erwicht wich, so bleibt et» Ürverlchuh, der sür Beleuchtung und kleinere Psennigau-gaben verwendet wird. Aus Borg wich nicht daS Geringste genommen, e» ts» da» über haupt eine Houptbedtngung, wenn ein kleiner Haushalt tn Ord nung bleiben soll. Sind größere Ausgaben nöthig. so wich jede Woche ein berechneter Theilbettag bettelte gelegt, damit der Gegen stand baar bezahlt wechen kam». Der Manu utmwt a« Morgen >n einem Vlcchgefiik Kaffee mit, Abend» und Mittag» trinkt k« 2 bi» höchsten» 3 Glas Bier, da» Seidel zu 10 Pfg. (SchnavS trinkt er gar nicht), Werktag» raucht er 2. Sonntag» 9 Cigarren zu 3 Vfg . in da» WIrthshaus geht er vielleicht einmal in der Woche, aber ist dann spätesten- uni 100» Uhr zu Hause. Ich stelle »u» im Folgenden die Zahlen »»lammen, die ich tu Erfahrung bringen konnte: Einnahme 1700 Mk,: Ausgabe»: Wohnung 259 Mk; auShalt 92t Mk : Stenern 30 Mk,: Krankenkassen- und andere citräge 13 Mk,: Hemma (im Mittel) 45 Mk.: Wtnterrock tllr Mann 30 Mk : Hut 250 Mk.: Stiefel für Mann 10 Mk.; Stiesel für Frau 1l Mk.: Stiesel für Kinder 10 Mk.: Klcldernnschaflunaen für Fra» und Kinder 23 Mk. :'Arzt »nd Apotheke sür Frau 20 Mk.. Zeitung. »>ii einem Andern zusammen 6 Mk., alio 3 Mk.: Ver schiedene» iFIickcrcu'n, Wäsche. Vergnügungen) 64 Mk.: Mann Getränke. Tabak. Groschenfaminttingen u. I. w.) 162 Mk. Zusam men : 1612.50 Mk. Im Jakre IM) hat die Erlvarniß 82 Mk. betragen. Ein Blick aui die Ausgaben lehrt, welche Sparsamkeit nöthig ist, »in bei dem Einkommen noch etwas »u erübrigen Mann und Weib müssen alle sittlihe Kraft anwenden, um sich ehrlich durchzulchlagen. und müsse» die LebenSanivritchr lest tn de» Grenzen der ihnen gegebene» Wirklichkeit zu halten wissen. Ver gnügungen. die Geld kosten, sind sehr selten. Ausflüge nach de,,, Zoologischen Garte» au »billigen Sonntagen", wobet der .Freß- kober" niitgenonime» wird, oder in die Hisenhaide, dazu reicht es nach: alle beiligcn Zeiten, d. h. in Fahren einmal, geht man in ein billiges Ranchihealer. Damit sind die äußer» Vergnügungen erschöpft. Ter Mann hilft sich: er entlehnt Bücher ans den Volksbüchereien und liest deS Abends, wenn er nicht zu müde ist, die Fra» begnügt sich mlt dem Noma» und den örtlichen Nach richten im „Blatt" oder redet mit den Nachbarinnen, ivbald sie die Kinder zu Bett gebracht hat. Sa lange die Verhältnisse fest bleiben, kann alio der höher entlohnte Arbeiter, der eine sittliche LebenStühmiig übt, nicht »nr anskommc», sondern auch einen Noch- grvschen zurücklegen. Aber es >v,rd von ihm dann eine sittliche Krott gewidert, die über das DurchschnittSinaß hinansgeht. Wie viele von uns. die wir höhere Bildung und größeres Einkommen besitzen, könne» sich derselben rülimen? Ist der Mann oder die Fra» leichtsinnig oder »nr nicht genug pflichigetren, so beginnt der Zerfall Kehrt erst in die Wirthschgst Unordnung oder Un< rcinlichkeit ei», io kann mg» .Hundert gegen EinS wetten, daß der Mann Knelvenlänfer wird. Oder wenn er zu trinken beginnt oder nur mehr für sich verbraucht, so wird die beste Fra» das wankende Gebäude nicht mehr lange stützen können 'Nun sind die Ver führungen sebr groß. Eme Menge von Arbeitern, besonders unver- brirciihele. sehen nicht gern, wenn ein Genosse sich streng eines ge ordneten Lebens befleißigt Sie hänseln ihn als Paniosfclheldcu. machen sich über ihn als geheimen Kapitalisten ttislch, verdächtigen die Aufrichtigkeit seiner Gesinnung. An hundert Stellen nmd so der Hebel angeietzt. ES gehört eisinie Willenskrgtt dazu, »m dieen Einflüsse» nur so weit nochzugehen, «als es sich mit der Verminst vereinigen läßt. Die leidcmchaiilichen 'Anhänger der Sozialdemo kratie — es sind nicht immer etwa die besten Aibeiler — wittern in ,edem, doi sich von den Veriannnliingen und Kneipereien fern- hält, den „Bourgeois". Vielen mag cs deshalb »»angenehm sein, weil sie sich über seine bessere Lage ärgern ; er sali aber nicht zu frieden sein, nicht sich begnügen. daS giebt ei» übles Beispiel. Erst wenn die lesten Grundlage» seines wir.'hschaillicheii ScinS zu wanken beginnen, wird er „reri". und hat er endlich nichts zu ver lieren. dann gelingt eS bald, ihn ganz hemimnbckomnicn. Sebr hnnsitz verführt der iattche Ehrgeiz, unter den Genossen eine Nolle zu spielen, auch tüchtige Kräfte und vernichtet das Gleichgewicht veS HaiisbaltS. — In MittweIda wurde Bürgermeister Dr. Goldenberg durch Wiederwahl ans Lebenszeit in seinem Amte bestätigt. — Man schreibt der ,,Weiß.-Ztg." an- Glashütte, daß die Unbotmäßigkcit der Dienstboten, über welche jetzt in der Lom Nlgkc . , . matzscher Pflege geklagt wurde, auch in der dortigen Gegend immer mehr hervorlritt. Tie stehende Redensart Ist: „Wenn m'r mch mehr Lohn kriegen, gehn m'r an de Eisenbahn" (Bau dcrMüglitz- thalbnhii). Das; aber von dem scheinbar höheren Lob» Quonicr und Essen bezahlt werden müssen, datz sie vom bisherigen Arbeit geber durch die unproduktive Zeit deS Winters geschleppt wurden, daß sie am Aabulia» länger arbeiten und unter Aufsicht bedeutend mehr leisten müsse», was Viele am die Tauer gar nicht auShalteu können, das bedenken die Betreffende» nicht. — Am 2 d. ist da-S dem Hausbesitzer August Mcttcrch in Lö» mischau gehörige Wohngebäude niedergebrannt. — In Dor > che m n i tz sind m» 2. d. M. säniintlichc dem Gutsbesitzer Ernst Louis Nabe gehörigen Gebäude durch Feuer zerstört worden. — Im Schwarzenberger KrankenhauIc bat sich Böttcher Eindt in einem Ansiill von Geistesstörung entleibt. — In M a r k n c u k i rch e n, deni Hauptsitze der Vogkläu- dischen Fabrikation »»isikalttchcr Instrumente, besteht der Plan, ein Amerikanisches Vice-Konsiilat zu errichten. — In der Nacht zm» 3. d. M. begegnete in Chemnitz ein Wächter einem langsam einherschrcitenden Mann. Ta der Wächter im Anfänge vermnihete, daß sich der Armin i» diebischer 'Absicht um den VerkgiisSttänden dcriiinlrcihc, ging er aus ihn tos. 'Aul die Frage, ob er nicht mehr forlköiine. erhielt er zur Antwort „Ich kann nicht mehr", woraus er zu'amnicnbrach. Mlt Hilfe eine« anderen Wächters wurde er in die Feuerwache gebracht. Ivo sich herauSslellte. datz er bereits todt war. In dem Verstorbenen wnrdr ein in Borna wahnhafler Kaufmann erkannt. — In der Nacht zm» 3. d. M. brannte in Wahlen bei C ri m- mi tschau das dem Herrn Franz gehörige Fabrikgebäude (frühe, LoniS Hüfser'sche Vigognespiniierel) nieder. Das tünsslöckige. durch starke Brandmauer in zwei Hälften getheilte Gebäude ist In seine» ersten Hälite vollständig zerstört. Die Feuciwehr mntzte sich darunl beschränken, die nn der anderen Straßenseite stehenden Wvhnhäuiei zu erhalten, was denn auch trotz der starken Glmh gelang. Eben- lo wurde daS zur Fabrik gehörige Wohnhaus erhallen, lieber die Uriache des Brandes verlautet, datz dasselbe in dem Wottraum auSgebrochen und sehr schnell in den jetzt verpachteten Spinnerei- rannten weiter fortgeschritten sei. — Aus Leipzig wird berichtet: Die Sozialdemokraten halten bei der letzten Borttandsmahl sür die Leipziger OttSkranken- lasse ihre Vertreter durchgebracht und wollten nun bei der General- versammlung beweisen, daß sie die Mehrheit der Stimmen sür sich haben. Es wurden allerlei unhaltbare Vorwürie gegen die Leitung der Kasse vorgebrachl. 'Anträge, die nicht aui der Tagesordnung standen, also auch nicht berathen werden konnten, gestellt, und Nörgeleien aller Art gesucht, die allerdings den Beweis lieferten, daß es nur auf Skandal, nicht ans die Schaffung nuübrinaendcr Neuerungen abgesehen war. Schließlich bewicien d>e Nörgler da durch ihr Uebergcwichl über die Arbeitgeber, daß sie bem Kassner keine Entlastung crlheilten, obwohl sich gegen die Aührnng der Kasse selbst gar nichts Vorbringen ließ. Wie segensreich die Kasse wirkt, geht 'chon daraus hervor, datz sie seit ihrem Bestehen über 20, Will Mk. baare Unterstützung gewährt, einen Reservefonds von tiOO.OOOMk. erspart, und auch die Influenza, die einen Kvslen- auswand von etwa lOO.OOO Mk. erforderte, glücklich überstanden bat. Ta die Arbeiter die Richtigkeit der Rechnung nicht auSwrcchcn wollten, so wird die Behörde zu entscheiden haben, wt« die Sache werden loll. Bedauerlich bleib! cs zedensalls, datz eine svlche wohl- thäliae Anstalt wie die OrtSkrankenkasse von den Sozialdemokraten als Versuch-selb sür ihre Pläne »uScrscben worden ist. - In Döbeln wurde um 1. d. der von Annabrrg nach dort verletzte Herr Amtshauptmann Dr. v. Mayer durch Herrn Kreis- hauvtniann von Ebrensteln in sein neues Amt emgewlesen. An demselben Tage erfolgte auch die Einweisung seines Nachfolgers uus dem Amilibergcr Posten, deS Herrn AnitShauptma»» Dr. Kunze, durch Herrn Kreishauptmami Freiherr» von Hausen. — Vergangene Mittwoch, Abends halb 9 Uhr gelang eS dem Gendarmen Wainntzscb »nv Ortspolizlst Nlchling in Döhlen, einen von den preiitziscken Behörden in Fllrsteiiwnlde verfolgten mulh- maßlichen Mörder in der Perlon des Casimir Jachowsky zu verhaften. Bei Revision der Herberge durch den Gendarmen machte er sich durch unklare Legitimation verdächtig, was die Veran lassung war. die OrtSpoltzei berbri zu rulen, der er nach Arretur de« Manne» und aut dem Transport zum Amtsgericht Döhlen bereits ein Geständnlß ablrgte. daß er in der Nacht vom 9. zum 10. März d. I. einen Schiffer angeblich «m Streite mittelst volver» erschossen habe. der -« «. „rtt. pevarmrd« Memrl. . p,«»«r,. »»er»c«r, verlt» . . «in». Wetter. r» v r t. «ae> WM». WMnU r»z rr «erk »e»«t» 4- » »»e«nttz. 7«« leicht »alkent. 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