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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 04.04.1928
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280404024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928040402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928040402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-04
- Tag 1928-04-04
-
Monat
1928-04
-
Jahr
1928
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SNttwoch. 4. AprN isrr ».Dresdner Nachrichten Nr. 1SZ Leiter ' Sertlicher und SSchstfcher. Sachse« und Thüringen. Auf Grund der Verhandlungen über weitere Möglichkeiten der Vereinfachung und sparsameren Gestaltung der sächsischen nnb thüringischen Staatsverwaltung wurde vv„ den beiden Staaten für solche Verhandlungen, die eine Schaffung von BerwaltungSgernetnfchoften bezwecke». je ein Staats, kommtssar bestellt. So ist eine Gemeinschaft des Kriminal. wesenS, der Statistik und anderer Zweige der Staats, organisattonen in Erwägung gezogen worden. Sachsen hat den Vorsitzenden der Staatökanzlet, Ministerialdirektor Dr. Schulze, und Thüringen Mtnislertaldircktor Dr. Jahn vom Ministerium deS Innern hierfür auScisehen. Mitteilungen aus -er Gesamirals-Sitzung vom ». April 1SL8. Der Rat genehmigt: den S. Nachtrag »um vcsoldungSartSgrsetz für die Lehrkräfte drr -li-cren UnterrtchtSanstalten mit »er neuen vesolSungSordnung für dies« Lehrkräfte, «Inen ». Nachtrag ,um OrtSgesen über dt« EntivSsserung der Grundstücke, mit dem klargrstrllt wirb, daß zu den EntwaycrunaS. anlagen im Ginne diese» ÖrtSgesetzc» auch Abortgruäen und die mit ihnen verbundenen «bortanlagen gehöre», eine Polizeioerordnung über dt« Vlchbefördernng Im Stadt gebiet Dresden, di« Abänderung de« OrtSgesetzc« über die Richtsätze de» Bezirk«, stirsorgeverbande» Dreiden-Ltadt durch Ausnahme der neuen Unter stützungssätze. Man nimmt einen Bericht de» Jugendamtes über Ent wicklung und Stand der städtischen Fürsorgeerziehung und Schutzaufsicht und über die Art der Unterbringung der Fttr- sorgczöglinge in Anstalten und Familtcnpslcge entgegen, der den Stadtverordneten auf ihr Ersuchen erstattet werden soll. Zu verstärkter Trinkwasserversorgung aus dem Wafscr- »erk Hosterwitz soll eine Grundivasscr-Anrcichcriingüanlage hergcstcllt werden. Der Answand von 800l»oo Reichsmark wird ans dem Nücklagensonds der Wasserwerke, zunächst ver- lagSwctse aus der Anleihe bewilligt. Weiter werden bewilligt: »7 sog Reichsmark sür den Einbau eine» Schmutzwasserkanal» in der ZInzendorsstraße zwischen Iohann-Georgen-Allee und Bürger- wiese sowie In der Bürgcrwtesc, 19 666 Reichsmark sür wettere RorrichtnngSarbelten aus dem städtischen Spielplatz In der Jungen Heide, mit denen Arbeitsgelegen heit für erwerbslose BerusshilfSichlilcr geschasst wird, rund I29li66 Reichsmark zur Errichtung eines städtischen Wohn gebäude« mit acht Wohnungen und Läden sowie einer Strasienbahn- wartehalle und Bedürfnisanstalt an der Ecke der Leipziger und Rankcstrahe, »75» Reichsmark zur Anschaffung büroiechnischer Einrichtungen für vnchhalterei und Kajie des Wohlsahrtdamte«, rund 8756 Reichsmark Mehraufwand sür die TrcppenhersleNeing «» der Plaiilcite, 11866 Reichsmark NachbewINIgung sür Anliegerkeistungen für den letzten Bauaöschnitt der Siedlung Drcdden-PiohliS, tl666 Reichsmark sür Verbesserung der Wasserversorgung im Licht- und Luftbad Zschoncrgrund, b66tt Reichsmark zur weiteren An-geslaltnng der Lehrmlttelsamm- knng sür die AnsüchiSbcamien der MohlsahrtSpolizei als Jubiläums- gabe zu deren 7l>>ährigcn Bestehen, p» EI Reichsmark zur Dacherncuerung der Markthalle aus dem AntvuSplatz, 86 666 Reichsmark für den Ausbau des städtischen MrunbstüNS BreSlaner Straße l im Stadtteil Rochwitz zu einem Kinder, und Erholungsheim. Verkettung -es Lan-esanletts an -er Krastfahrzeugfleuer. Der Ministerpräsident hat dem Landtage einen Gesetz entwurf über die Verteilung des Landecauteils an der Krastsahrzeugsteuer zugchc» lassen. Danach satte» die Vor schriften in Kg 2, 4 und 5 des Gesetzes über die Aufhebung des ZugtierstenergcsetzcS vom 27. Mai 1926 bis z» einer neue» gesetzliche» Regelung auch sür die RcchniingSiahrc 1828 und folgende in Kraft bleibe». Für die Gegenüber- stcllung in 8 < des genannten Gesetzes sollen scdoch der An» teil des Wcgebaustocks an der Krasifahrzciigstcuer sür das betreffende RechnungSfahr »nd der im StaatShaiiShnltplan für das gleiche NechnnngSiahr vom Landtag endgültig cin- gcstellte Betrag für Wegebau, und Wcgcuntcrhaltungs- Unterstützungen maßgebend sein. Die Verteilung des LandcöanteilS an der Krastfahrzeng- stencr ist im Gesetz über die Aushebung des Zugticrstciicr- gesctzeS vom 27. Mai 1926 nnr für die NechnniigSiahre 1826 und 1827 geregelt worden. ES bedarf daher für die Zeit vom Beginn des Rechnungsjahres <828 ab einer neuen gesetzliche» Regelung der Verteilung. Die Anordnung einer Wcitcr- geltung der Vorschrift in 8 8 des Gesetzes über die Auf hebung deS ZngticrsteilcrgcsctzeS sstaailiche Garantie für die Höhe des BczirkSantcilS an der Kraftsahizengsteners er scheint nicht erforderlich, da auf Grund des Aufkommens an Krastfahrzeugsteucr im Reiche und der Höhe deS Landcs- anteils Sachsens an Kraftsahrzcngstciier ohne weiteres für die nächste» Rechnungsjahre damit gerechnet werden kann. daß der VeztrkSanteil an der Krastsahrzeugsteuer da» Zug. ttersteuerauskvmmen für da« Rechnungsjahr 1825 übersteigen wird. Für das Rechnungsjahr 1828 ist mtt einem Landes, anteil Sachsens au der Krastsahrzeugsteuer in Höhe von rund 8 800 000 RM. zu rechnen. Hiervon wird nach diesem Gesetz, entwurf der Staat <800 000 RM. erhalten, aus den Bezirks, anteil werden <<>0 000 RM. und aus den Wegebaustvct <80000 RM. entfallen. Das Zugtlersteneraufkommen für das Rechnungsjahr 1825 hat nur rund 2 518 000 NM. be- tragen. Der für das Rechnungsjahr 1828 zu erwartende VezirkSantcil an der Krastfahrzeuasieuer übersteigt also das Zugtiersteueraiiskommen sür das Rechnungsjahr 1825 um rund 1800 000 NM. —* Perfonalveränderungcu im Wehrkreis rv Be fördert mit Wirkung vom 1. April: zum Oberstleutnant: Major Kucke tu, Kommandeur des Ptontrr-Bat. <: zu Majoren: die Hauptlcute und Rittmeister Fellgiebel, Stab der <. DIv., Freiherr v. Müller, Netter-Ncg. 12, Reinhardt, Stab der <. Div.: zu Hauptleutcn: die Ober- leutnantS Tschoe lisch, Jnf.-Reg. 10, Sertnt, Ins.» Reg. 12, Maurer, Art.-Neg. <, Meyer, Pion.-Bat. <. — Sein SSjährigcs Dienstjubiläum feierte am 2. April Oberregierungöbaurat a. D. Friedrich Äöhrle, General- dtrcktvr der ASW. sAkttengcscllschast Sächsische Werket. Wöhrlcö Verdienst ist es, den Gedanken der Landesversorguug gefördert und aus eine zukunstweisende Höhe gebracht zu haben. Gerade in Sachsen ist der Gedanke der einheitlichen Versorgung des gesamten Landesgebietes mit Elektrizität am allerwcitesten eittmickelt gegenüber allen anderen deutschen Ländern. Geboren am 18. November 187S zu Eakw In Württemberg, stu-dierte er in Stuttgart Maschinenbau und Elektrotechnik und wurde >899 Ingenieur bet der Elektrizitätsgesellschast Schuctert L Co. in Nürnberg. Im Jahre l968 trat er in die Dienste der Elektra, Aktiengesellschaft Dresden, die ihn alSbatd zum L^beringenieur und Prokurist beförderte und im Jahre lglv in die Direktion Ihrer Tochtergesellschaft, der Zivictauer Elektrizitätswerk- und Straßcn- bahn-Aktiengescllschnst, und 1916 auch in die Direktion ihrer Tochter gesellschaft, der Erzgebirgtsch-Bogtländischen Bahn- und Elektrizitätd- gesellschait in Annaberg im Erzgebirge, berief. 19t« wurde er in die Im Finanzministerium ncuerrichtete Direktion der staatlichen Elek trizitätswerke Dresden iEbdiri berufen »nd mit der Aufgabe be traut, die LandeSelektrizltätöocrsvrgung tin Sinne der Bcichlüge de» Landtages auszubauen. Wenig« Jahr« später, 1926, zum Lbcr- regicrungSbaiirat ernannt, trat er 1924 bet Gründung der Aktien gesellschaft Sächsische Werk« in die General-Direktion ein, —* Keine Stadtverordnetensißung. In dieser Woche findet keine weitere Stadtverordnetciisitzung statt. —* Die Briefposten für den Schulkrenzer Berlin werden Im laufenden Monat am <., 5., 7., 11., 12., 14., 18., 18., 21., 25., 20. und 28. abgcferttgt. An diesen Tagen gehen die Rrics- postcn vom Marincpostbüro Berlin C. 2 um 13 Uhr ab. —* Eentral-Thcatcr-ttünstlcrspiele. Ein Osterfest- Programm der Prominenten — ein ungläubiges Lächeln zuckt um die Mundwinkel, wenn man das liest. Das Lachen wandelt sich zum Staunen, men» das Programm zu Ende ist. Drei Glanznummern enthält es. Als Höchstleistung die turnerischen Künste der »Zwei M a n i » g o s". Im Smoking zeigen sic Hebungen mit gegenseitiger Unterstützung, Handstände auf Händen, Kops und Fußsohle des Unterstützen de», aus beiden, sogar ans einem Arm, als Gipfel aller Künste ein Senken ans dem einarmigen Handstand ans den Kopf mtt langsamem Senken zur einarmigen freien Stützwage, daß einem der Atem dabei stockt. Und das alles mii einer Leichtig keit und Eleganz, daß man auch stets ein künstlcrisclnts Ver gnügen dabei empfindet. Der zweite Großmeister ist Er ne st Schorfs. In der Maske des verbummelten, um nicht zu sagen, versoffenen Genies, spielt er virtuos mehr als zwölf Schlag-, Streich-, Zupf- und Blasinstrumente, zum Teil i» komischen Kombinationen. An dritter Stelle figuriert Gy Co roß, der Mann der tausend Geheimnisse, der aus Wasser jedes beliebige Getränk zaubert und kosten läßt und andere Künste mehr vermag. Wenn HanS Imhoss, der Ansager, in allem so glücklich wäre, wie in dem »musikalischen Hans" und als „Oberkellner der Mitropa", wäre das vierblättrigc Klee blatt »oll. Die Kunst des Vortrages und der Stimm- behcrrschung muß bei Ada Sorel manches andere vergessen machen. Auf alle Fälle Ist ihr „Nundretsebillett der Liebe" ein höchst origineller Einsali »nd eine ebenso gelungene Dar bietung. Mora und Falkofs von der Berliner StaatS- oper schwingen das Tanzbein, soweit es der Raum znläßt und sind am besten in der Schlnßgrotcske. Die Kapelle des Hauses spielt zu alledem nicht nur schlagfertig die Begleitmusik, son dern auch eine slimmiingsvollc Zwischenmusik, und Stimmung herrschte in dem so „wohltuend achteckigen" Raum von Anfang bis Ende. Jeder Tisch war besetzt: jede Hand zollt« Beifall: alle Herzen lachten. —* Tymians Thalia-Theater. „In Cotta blüht der Flieder!" Es gab einst eine Operette, in der viel von Liebe. Malenzanber und Schönebcrg die Rede war. Nun kann man ja aber auch den Schauplatz der Handlung wo gndcrShin verlegen. Das haben Anny Wcndrich und Horst Grnnthal denn getan und sind In berechtigtem LvkalpatriotiS- mnö hinaus nach Cotta gewandert. Das heißt, ob Cotta oder Pieschen märe an sich gleich geblieben: vielleicht blühen eben in Cotta noch mehr Flicdcrbiischc, als in Pieschen. Es scheint auch in der nächsten Nmaebung unseres Dresdens genau so zuznachcn, wie einst in Schönebcrg. Nnd da man im mnsika- ltschen Teil auf Schritt und Tritt alte liebe Bekannte trifft» deren Melodien ohne wettercs im Ohre hasten bleiben, so daß man den Hauptschlager sofort wuuschgemäß mitsingen kann, ist der Erfolg gesichert. Jedenfalls erfüllt die neue BolkSoperettc, was man billtgeriveise von ihr erwarte» darf; ist doch die ganze Skala vom rührseligen Moudschctnzauber bis hin zum gesunde» und darüber hinaus auch derbe» Bolks- humor angeschlagen. Da die Bersasser es verstanden haben, den Knote» der Verwechslungen so zu schürzen, daß man nach berühmten Beispielen zunächst immer erst auf den Falschen rät, baß man schließlich von der Lösung verblüfft wird, so schied man zuletzt mit der freudigen Genugtuung, min auch tm Thalia-Theater „einen Hexer" zu haben. Nnd das verbürgt entschieden volle Häuser. Diese sind zu wünschen: denn die Aufführung selbst ist so slott und wird von allen Darstellern mit so viel Humor, so viel Temperament ausgestattct, daß man einfach angesteckt ivird. Alle Schauspieler stellen köstliche Typen aus die Bretter. Voran Beckers mit seinem ver trottelten Kellner, der wieder unübertrefflich war. Dann Licscl Streich, ihr wird nicht gleich jemand die neue Stütze so Nachspielen. Alfred Tittel wußte seinen Finkcnwirt mit viel Herzensgute trotz aller Einfalt zu gestalten. Auch die nicht genannten Künstler gaben ihres Bestes. Nicht zu ver gehen sind weiterhin die vier niedlichen ThaltagirlS, als lustige Schülerinnen. Kurz mnsi man sagen, daß der Abend stch zu einem sehr unterhaltsamen formte. —* Festnahme unter dem verdacht der vorsätzliche« Brandstiftung. In Omsewitz ging am Montagabend im Grundstück des Gärtnereibcsitzers Müller ein größerer Schuppen in Flammen aus, der Stroh, Heu und andere Vor räte an Futter enthielt. Der Brandschaden wird aus 1508 bis 2088 Mark geschätzt. Die polizeilichen Ermiitlnngcn führten am Dienstag zur Festnahme eines in jener Gärtnerei be schäftigten 20jährigen Gehilfen, der nach verschiedenen Aus flüchten zugab, Feuer a»S Fahrlässigkeit verursacht zu haben, Indem er einen »och brennenden Zigarcttcnrcst achtlos in hcrumlicgcndcs Stroh und Heu geworfen habe. —* Eine Gesundbeterin vor Gericht. In Bautzen hatte sich eine Gesundbeterin vor dein Schöffengericht zu verant worten. Es handelte sich um die <1 Jahre alte Masseuse Anna geschiedene Müller geb. Schmidt, die seit 1825 das Kartenlegen, Besprechen, Gesnndbctcn nsw. betrieben hat. Mit fließendem Wasser vom Abgott aus der Spree, geweihten Kerzen, Haaren von Menschen und Tieren usiv. hatte sic aller hand Hokuspokus betrieben. Ihr Bräutigam hatte erzählt, daß sie ans diese Weise jährlich oooo Mk. verdiente. Nach ihrer Verhaftung hatte sic einen Sclbslinvrdvcrsnch verübt. Wegen fortgesetzten Betruges wurde sic zu drei Monaten Gesänguis verurteilt. —* Das rsjährige Bestellen feiert beute die Bainnwotlivareu- Großhandlung Bruno Niebel in DrcSden-A. Bruno Nicbel ge hört seil 14 Jahren dem Präsidium des Verbandes reisender Kaus- lcnte TcuIschlandS an, um dessen Entwicklung er sich große Verdienste erworben hat. —» Die goldene Hochzeit feiert heut« da» Ehepaar Hermann Müller, Kursürslenstr. 29. —* Nadcbeuk. sDvppelselbstmord.s Dienstag vormittag wurden in einem Zininier eines Hanfes in der Arndtsiraße der Fabrikant 3t. und ein aus Obcrlößnitz stam mendes Fri. S. tot ansgcsnndcn. Beide hatten durch Etn- n e h in c n von Zyankali ihrem Leben ein Ende gemacht. 31., der in München verheiratet ist, hatte vergeblich die Scheidung seiner Che betriebe». Die Ban-erolenfälschungen vor Gericht. Das Gcineinsainc Schöffengericht Dresden verhandelte er- neut in der bekannten BandcrvlensälschungLangclcgenhcit, der bereits im Vorjahre eine Anzahl Gcrichtstermine voraus, gegangen waren. Jetzt hatten sich der Hersteller der falschen Tabakstcncrzcichcn, bei Ltcindrnckcr Karl Joses Köhler, und der Fleischer Richard Paul Hartman» sowie der Landwirt Johann Georg Du bi kt ilctztcre beiden hatten Räumlich, kcitcn sür die Fälschcrwcrkslali bcrcitgcstciltj zu verantworte«. De» Vorsitz führte Anitsgcrichtsrat Mnsäus, die Anklage ver. trat Staatsanwalt Dr. Schreycr, das Hanptzvllaint Dresden hatte sich dem Verfahren als Nebenkläger angcschlosscn uns Obcrzvllinspeklor Schubert mit der Vertretung beauftragt. AIS Zeuge war Obcrzvllinspcktvr Ottv von der Zvllfahndungs- stelle beim Landessiiianzaint Dresden vvrgciadcn. Das Gericht vcrnrtcittc Köhler wegen Verbrechens gegen 8 66 des TabakstencrgcsetzeS unicr Zubilligung mildernder Um- stände zudreiJahrcnGesängnis nnd Aberkennung der bürgerlichen Chrcnrechte ans gleiche Zeitdauer. Hartmann und Dubsky kamen mit je sechs Monaten Gefängnis davon. Ersterer hatte de», Köhler in Obcrcuncwalde, der andere in Nautzcn-Seidau UnieZchlups gewährt, wo er die Herstellung der falschen Tabakstcncrzcichcn vorgcnvmmen hat. 8o» ciis Spills nülrsn muö sie civiitig siirsn. Willst Lu ciesssu siciiec ssin , icsulg,Is d«I siositlg «In. » 0c»gv, s c»So S3 j sl llogilig «In. W die beiden Stücke auf Gastspielen auch in der Provinz herum. In der „Maison de l'Ocnvre" bereitet Lugnö-Poe die „Wild ente" vor: er spielt mit lautem Publikumscrsolg „Roömcrs- Holm". s* «ernlchtnng eines Natnrschntzgebictes. Ein Brand, der bö-willig angelegt sein dürste, hat das Nat»rsch»tzgebiet der Insel Mönne bei Stettin völlig zerstört. Tausende von jungen Bäumen, die angcpslanzt worden waren, alle Anlagen, die den Sumpf- »nd Waslervögeln ans der Insel Schutz und Brntgelegenhcit boten, sind dem Brand znm Opfer gefallen. Di« Feuerwehr konnte nnr da« Stationsgebäude und da« naiurwisscnschafiliche Material retten. Die Neuanlage dürfte jahrelange Arbeit erfordern. P* Das Grab ScriabinS geschändet. Ans der Gruft Scria- blnS, der ans dem Friedhof eines Klosters bei Moskau be graben liegt, wurde das Kreuz nmgcstoßen. Die General, dircktion für Kunst »nd Wissenschaften protestierte bei der Eowsetregicruiig energisch und verlangte wirksamen Gräber, schütz. s* Gandhi «nd Tagore kommen nach Europa. Nach einer Meldung ans Cantlnikctan In der Provinz Kalkutta wird abermals bestätigt, daß Rablndranath Tagore »nd Mahatma Gandhi beabsichtigen. Im Spätsommer dieses Jahres England und auch einige» anderen europäischen Metropolen einen Besuch abzustatten. Karwoche in Sevilla. Von E. Grupe-Lörcher. Zu den altbcrühmten Nachtprozesstonen der Karwoche strömen alljährlich, statistisch nachgcwiescn, über hun-ert- tausend Zugereiste nach Sevilla. Ganz gewiß war früher, noch vor Jahrzehnten, diese reiche Ausgestaltung und Eigen- art, wie nur Sevilla sie tu diesen Nachtprozesstonen pflegt, in erster Linie Sache der Religion, ehe Eisenbahn und Auto, und neuerdings auch das Flugzeug, diese Scharen neugierig und znali-sch dw-g verständnislos zn^an.-'-'r Fremder herbei» trug. Jetzt aber schiebt sich so viel Plattheit, so viel aufdring, ltcher AlltaaSlärm. so viel Geldschneiderei in da» alle», daß viele sich mtt Recht fragen: ob man daS alle» nicht auch mit veranstaltet, well die Stadt mtt diesem alljährlichen un. aekeuren Fremdenstrom zur Karwoche ein sehr, sehr gute» Geschäft macht? Zweifellos ist die ln Spanien allmächtige katholische Kirche ein« Kennerin der spanischen Volksseele. Sie gibt ihr, waS M gut rmd lieb ist; und versagt ihr. waS ihr nicht »ichcägltch ist. So gibt cd zum Beispiel in Sevilla kaum ein kirchliches Fest. daS nicht zugleich ei» Bvlkssest wäre. Und kein Volksfest, das nicht zugleich als Hintergrund ein kirchliches Fest Hütte. Auch zu der Scmana Santa, der Heiligen Woche, dem Kulminationspunkte in eines jeden Sevillancr Herzen, bedarf es Wochen-, sa monatelangcr Vorbereitungen, bis sich der ganze ungeheuer verzweigte, komplizierte Apparat mit Uber vierzig Prozessionen in den Nächten der Karwoche in Be wegung setzt. Die allerwenigsten, die anS Deutschland, Amerika, Frank- reich, England, ja auS Oesterreich, Rußland, Italien nnd Schweden hcrbciströmcn, erfassen den Grund der Eigenarten »nd traditionellen Gcpslsgvnhciten, welche sic vorüberzichcn sehen. Sie vermuten vor allen Dingen anfangs in den tief vermummten, semcglelch gekleideten Männergestalten mit den spitz anfragcndcn Kovstttten Mönche oder Mitglieder geist licher Orden. Das ist ein Irrtum! Denn cs sind Männer »nd Jünglinge einer jeden Pfarrei der etwa dreißig Kirch spiele von Sevilla, deren Vorfahren sich im Mittelalter und zur Zeit des Mystizismus, der Büßer, der Selbstgcißclungen nnd so weiter zu Vereinigungen mit religiösen Hebungen und Zielen znsgmmcnschlosse». Den Charakter der Büßer tragen noch heute manche dieser Bereinigungen, Consradrlaß genannt, in ihren Kutten a»S schlichtem Stoffe, den Sandalen mit bloßen Füllen, den um die Hüsten grvbgcknotcten Strick, an dem eine Peitsche zur Geißelung hängt. Dagegen erscheinen Mitglieder anderer Confradrlas in Gewändern, die fast einem wallenden Nlttcrmantel t» hellblauer oder weißer oder purpurner Seide gleichen. Allen gemeinsam ist jedoch die Form der Kopsbcdcckung in Gestalt einer spltzausragendc» Tüte, deren Stoff über daS Gesicht bis zur Brust herabsällt nnd vom ganzen Gesicht einzig die Augen in zwei Schlitze» frei läßt. Verschieden wie Schnitt und Farbe der EonfradriaS ist auch Haltung und Aussassung. Einzelne Vereinigungen wahren den tiefsten Ernst, oft völliges Schweigen, auch in der Ent haltung vom Alkohol, während sic den Altar ihrer Madonna In den acht, bis zwölsstündigen Umzügen durch die alten Straßen von Sevilla geleiten. Andere aber bestätigen die scherzhafte Redensart der Sevillancr, baß daS ganze Jahr über tn Sevilla nie mehr getrunken wird als während der großen Prozessionen. Auch daS ist akteS Herkommen. Denn jeder dieser mächtigen Altäre, welche nicht nur eine Madonna, sondern alS zweiten Altar in einer Prozession ganze KrenzigungSqruppcn in plastischen Figuren darstrllen, wird nicht etwa gefahren, sondern von mindestens <8 starken Männern auf Nacken und Köpfen bahingctragen. Begreif licherweise muß etwa alle hundert Schritt abacsctzt werden. Di« Träger schlüpfe» -an» Mter -er herabhüngenden, sie verbergenden Stossgardinc hervor, schöpfen Lust, oder — er- frischen sich während dieser Ruhepause, wie die Nazarener, an den zahlreichen osscncn CasöS oder Weinschenken. Das nimmt, da alles schwatzt, lackt, sich alltäglich-natürlich gibt, dem srcindc» Zuschauer die Feierlichkeit, die zum Beispiel doch ein deutscher Katholik in einer dcnischcn Prozession sicht. Auch die Gruppe der Chorknaben, die mit Ihren silbernen Wcihranchsässcrn vor dem Madonncnaltarc gehen, stecken sich während dieser häusigcn Ruhepause» — ihre Zigaretten an den silbernen Leuchter» an und schwatzen lachend. Und unter de» über das Gesicht hcrabsallciiden Kapuzen der Nazarener wird gelegentlich auch gern einem in der Nähe stehenden hübschen jungen Mädchen eine Schmeichelei gesagt. Auch die Haltnng des Publikums erstaunt den Fremden. Cinzlg in den machtvolle» Gewölben der alten Kathedrale ist die Feierlich- kcit nnd Ruhe gewahrt. Sonst aber ist der Zuschauer in den Prvzcssionsstlaßcn nirgends vor den schamlos prosanicrcndcn Rusen und anprciscnden Schreien der fliegenden Händler ge- borge», welche ansdringlich und mißtönend ihre Bonbons, Limvnadcn, Vier, sogar Spielsachen, Luftballons, ja Spazier- slöckc seilbictc»! Unter den zahlreichen Prozessionen sind zwei die populärsten und beliebtesten: beide ziehen in der Nacht vom Grün- donncrStag zum Karfreitag aus ihren Kirchen. In dieser Nacht ist buchstäblich in Sevilla n n r zu Hause, wer gebrech lich oder krank ist. Selbst Säuglinge werden mit aus die Straße geschleppt. Pünktlich um Mitternacht verläßt die wohltätigste nnd populärste aller Sevillancr Madonnen, die Madonna de la Cspcranza, ihre alte vorortSkirche St. Gtl. Wenn sic, umgebe» von einem Wall von zweihundert brennen den Kerzen, im reichsten und wertvollsten Prozcssionsschmnck non mächtiger Goldkrone, wogendem Purpnrmantcl mtt Goldstickerei nnd echten Perlen im Werte von 30 Millionen Peseten, unter dem alten Stadttorbvgcn von Macarcna er scheint. bricht die harrende, hundcrttaiiscndköpsige Menge zur Begrüßung in ein hallendes Jubclgcschrei aus. Um so stärker wirkt dagegen das völlige Schweigen, mit dem die ungeheure Mcnschcnmasse zwei Stunde» später, in der Morgenfrühe deS Karfreitags um zwei Uhr, das Heraus- treten deS „Christus der großen Kraft" erwartet. Auch dieses völlige Schweigen der Mcnschcnmassen beruht auf alter Tradition, das bet der mühsam verhaltenen Lebhaftigkeit der Südländer doppelt erstaunlich ist. ES ist ein unvergeßlicher Eindruck, wenn die alten Klrchcnportale von St. Lorcnzo sich öffnen, und unter dem Borantritt von Hunderten schwarz und völlig vermummten Nazarenern die Gestalt des Erlösers »nter der Last seines Kreuzes erscheint, um im Dunkel, nur <ni Schein der Kerzen, unter tiefster Stille, den Weg durch die schmale» alten Straßen zur Kathedrale »rr nehmen
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