Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 17.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188806171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18880617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18880617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-06
- Tag 1888-06-17
-
Monat
1888-06
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 17.06.1888
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
den Aeqten gelungen sei, ihn davon zu übegeuqen, daß die An- deukunaen in der Presse, welche von einem Kreböleiden sprachen, aus haltlosen Nrbertreibungen beruhen. Auch bei der berühmten Noveinbrr-Konsultation von Sa» Renio ist da» Wort »Kredit dem Kaiser gegenüber niemal» gefallen. Professor Schrötter, weicher damals den schweren und traurigen Auftrag halte, dem Kranken das Ergebnib der Konsultation niitruthcile», entledigte sich dieser Ausgabe trab der Bestimmtheit, mit welcher er die Gefahr de» Zu standes schildern mnstte. gleichwohl in lchoaendster Horm. Wenn neuerdings der Kaiser, der gern und viel Zeitungen laS, und sich mit bloße» Ausschnitten nicht beaniigte, auf Darstellungen seines Leidens stieß. so war durch eine stillschweigende Uebercinkuntt der Presse dalür gesorgt, daß tlun da» schlimme Wort .Krebs" nicht vor Augen kam. Seit Worben und Monaten hat kein Blatt dieien Ansdruck gebraucht, vielmehr ist mit wohlthuender Ver schleierung der Thalsachen immer nur von einem Glundübcl. von emem Stillstand oder Fortschritt de» GrundleidcnS gesprochen worden, wobei dann der Kaiser wohl denken mochte, dast es sich ui» eine schwere PcrichondritiS handle, als welche namentlich Mackenzie d>e Krankheit ihn, gegenüber ausgcgebcii hatte. Für einen schwerkrunken Mann hat sich der edle Herrscher trotzdem immer halten müsse». Umio bewundcriuigtzwiirdigrr mild stciS sc ine Tlnttkrait und Schassenssreudigkeit, seine Zuversicht und Acbeils irische bleiben. Ec hat gelebt, als ob sich die Reihe der Iahu noch scheinbar endlos vor ihm dehne, und er hat trotzdem als Man» und Held jeden Tag io verbracht, als ob es icin letzter wiire. Nie Kat die Wctt so viel Ceelenaröste aus dem Throne gesehen. Der Adel seiner Gesinnung und die gereifte Kraft seines Wesens und Willens stellen Kauer Friedrich iiir immer »eben die fruchten und Zierden der deutschen Nation. Vielleicht das Entschlichst«: an dem Zustande des Kaisers ist, das; er sich nicht mehr mitjulheilcn ver mochte. Perioden dcr Bewusstlosigkeit wechselte» am Donnerstag »»I solchen der vollen geistigen Klarheit ab. In diesen Moinenken merlte die Uingebnng wohl, das; der Kaiser iprcchcn oder schleiben mochte. Aber seine Flüsterst»»»»: war nicht hörbar und seine Schütt kunin zu entzistcrn. Nahrung wicS dcr Kranke mit ossen- bartin Widerwillen zurück: auch verting dcr Organismus die Zu- tühning »oi> Sveiun nicht mehr. Als Kaiser Friedrich de» lchtcn Atheinzna geihan, gleitete die über den Kolonnaden der EvnimnnS wehende Pnipnistandarte lang sam am Mast herab; vom Hvimarschallainie war mit einem weihe» TauhiNlnche das Zeichen dazu gegeben, Im Lantzchcitt kainrn »nn die bere.I sichende» Tinuven von allen Leite» herbei und hielten die Eingänge beseht. Das Hervorbrcchen des Militärs geschah nut enicr ivlcben Hast, als Ivcnn es sich um einen lieber'»» desFeiaoes gehandelt hätte. Znni Wachldiensl innerhalb deS Schlosses war die zweite Eompagnie des Lthr-I»i»»tec>e-Balaillvns designict, während das e>s>«' Garde - Hulaceii -'NeginienI zu Potsdam die Säume deS Schlvscharkes beseht hielt, In engen Kelten waicn die Husaren, deren rvthe Unisornien üdcrall durch daS frische Grün lugten, voslirt, theils zu Fitz; >uik dein Earabiilcr bcwasfnet, thetls zu Pferde. Tie Gülerlhore hielten zwei bis drei Doppelposten vom Mbrnifciiiteüe-Valatlloii beseht, bei denen sich zur Eontrole dcr Et»- und Ansgehendrn der wachlhalienac Offizier unnnterbrvchcn amliictt. Der geiainnite Schlos-Pack und Hot glich zeinveise emem gicststn Heerlager. Tie ivachlhnbcnde» Otlizicre lasse» Niemanden weder lieran-s noch binem, der nichl ciiien voni Eoimnnndrur deS EelliiUianteue-VhitaillcaiS, Baron von Natzmcr. visirten Paisirschei» vorztizelgen im Stande ist. Bor den Thoren harre» Hnn erre in stummem Etnsl und tanschen tin Flüstertv» die wringen Nachrichten ans, di: über die Ichlen Augenblicke Kaiser Frieocichs aus dein Schlosse dringen. Tie Züge bringen von allen Stationen her Tameiwe nach Witt park und Potsdam. Wage» mit Wagen fährt an de» Schlosigittern vor und ihnen entsteigen die Herbciohleocn oder zur Eondolenz gclonnnenen Fiustlichteilrn, Hot und Militär chargen. Es würde zu weit fiilmn, wollte man diele Prrionllch- lcstien alle anizählc». Unter dem Publikum befanden sich biete '.Waler und Photographen, weiche das seht doppelt denkwürdige Schlvs; arnmhincn. Ani dem Lchlvsihose henicht stilles Lebe». Gnips'ci, ichivar; gekleideter Tvnlestiten stehe» beisammen und be sprechen das düstere Ereignis; des TageS, Abtheiliuigen von Sol daten inarichiren bin und her, Besucher koininen nnd gehe». Gegen Mittag, nachdem die Mitglieder der lcuiertzchen Familie bas Sterbe- znimier verlassen, wurde der Dienersch t gestattet, das Schlasgcmach des ctatzerS zu bejnchci.. Dasselbe liegt, von de» Eomnnins aas gesehen. zur Zinsen der initilere» Flngcilhnre. Hier liegt die sterb liche Hülle des großen TulderS ansgeslceckt ans dein schlichten Klanleubcttte, bedeckt «ult einer loeihicldcncn Steppdecke, die bis zu dem während dcr hennnnkncheii Krankheit stark ergrauten Bollbari des Kaisers kwpvcge-oaen ist Ans oem abgehärmten Mnimor- Anilitze lagert lieier Friede. Im Tode hat sich dcr Kaiser eniietz- lich veräadett. Die 'Augen liegen lief in ihien Höhle», die Backe»- lnochen stehe» ivcil vor, die Gesichtsfarbe ist ivachsgelb und daS Haar stark ergraut. Ta der Mund wett gross,>el war, hat man um Kops und Km» e»i Tuch gelegt, so das; die Rippen geschlossen sind. So liegt dcr Todte am icinem eisernen Bett, die magcreii Hiinde gc'altet. An« dem Bett liegt ein srnchcr Lorbeeikmnz, den die Kanena dem in ihren Annen entschlafene» Gatten unter Heiken Dloänen aus die l ene Heiden - Brust gelegt. Zur Linken dc-s Kaisers lehnt der Eaval .rie-Säbel Kaiser Friedrichs, den er nn Feld züge gegen Fiiiulreich g-üagcn. Das »nien rolh gcstnlterte Säbel- gch.'Nk windet sich um den Oberarm und gleich! io einer rothen Bawe. die man um de» 'Arm geschlungen. So sahen iluen ver ewigte» Gebieter die alten. Irenen Diener und unterdrückte Sclnuerzenslaute und Schluchzen cüiillle das Gemach. Tann dmttcii auch die vier Eompagnicen des Lclicinsaittcrie-Balaillons 'Abichied nehnien von dre sterblichen Hülle ihres oberste» Kriegs- lern,; gruppeniveiie tvlnden lie in d»S Sterbcznnmer gesiilirt und diilitcn am Schmerzenslager deS Kaiiers einige 'Angenblicke in Unmnuin Schmerze verweilen. Bo» Mo Anschantliigi» des neuen Kaiiers und Königs, .schreibt die „Köln. Zig.", weis; inan mit Bcstiumiihetl io viel, dos; er an den bvn seine,» E>ros;vaier geichlvsscnc», von seinem Vater hochge- i,allenen inG gcsesligien Friedens- und Schnhbiindmssen rnivcr- bcsticblicb 'esthalicn ivird. Tein Fürsten Bismarck dringt der nette Hcmch.er dasselbe Vertranc» und »ran darf wohl sagen dieselbe Frcnudichcnt entgegen, wie Kaiser Wilhelm I. bis an >ei» Lebens ende es unentwegt gethan hat. Dabei durlen wir »ns und darf sich die ganze snedliebende Well mit uns beruhigen. In uitter- richiclen Kieiieii gill der Eüas; einc>. Proelamatwn des »cuc» Herischecs bei seinem Negtz-niiigSanlc'tll. für bcichlossen m welcher »aineittltch betont iverdeii wird, das; die auswärtige Politik Deutsch lands in demselben Geilte gesnhri werden solle, wie unter den Kauern Wilhelm l. und Friedrich lll, das; sie bemüht sei» werde, «eben Zwist zu brrmciten und ihre vonulmistc Sorge out die Er haltung der bcslrhendcil Brrträge richten werde. Tie Proela- mnlion dürfte erst »ach der Beuch'.«»» erfolge». lieber die Be setzung der Hosantter unter dem neue» König verlautet »och nicht lnel Znberläifiges. Man meint, Heer v. Licbenan, der Hviniarschall des bisherigen .Kconpcinze», werde Obechofmarschall oes Königs weide». Faust Nadolni, der .Hoimarschall des Königs Friedrich lll.. dintte einfnveile» i» den stiahestand iu-a» und voranssichlltch den nächsten scci wcndenden Bonchastetposteii erhalten. Die erste lloteüchütt, weiche Kaiiee Wttlie'.m II. als solcher boUzogen hat, ist unter dem Alleitzincl erfolgt, in weichem er die Genehmiginig zur Erbst»,mg des letzten Willens seines VctterS eribeilt. Das belcesiende Aktenstntt winde bbm Gcasc» Stollbcrg wgllicl, mit in das taaigliche Ha»sininisleri>nn genonnnen, rvv es m Gegenwart deS Iustizminislers Dr. v- Friedberg der Eröffnung harrt. Die Katzcrtzi-Mnftcr Augusta trisft heute in Potsdam ein. Dem Vernchincn nach wr>d der süeicbStag und demnächst der prcnsnsche Landtag 8 Tage nach der Bcifetnnig des hochieligkii Katze,s znsämimeitbeiii'en weiden. Nach 'Art. 54 dcr prenzjischcii Versassniig leistet der Kbaig in Gegenwart der beceinigte» Kamincc» das eidliche Gelöbnis;, die Ber,as>nng des Königreichs fest und un verbrüchlich zu halten und in Ueherelnsttiinnniig mit deciciben an den Geseyen zu regieren. Eine Bcilinnnnng. dast diese Eides leistung „iviort" erfolgen müsse, enthält tae 'Verfassung nicht. Als Koni» Friedrich III. den Thron besingen, hielt er es stir seine erste Pslieht, durch Bollchl.sten an die Verden Hauser des Landtags un» vclweiit seine Stellting zu de» Beuassungsordnungen des Landes vor dcr Volksvrriitttnng zn heknndcn. Freilich war bei dem Negie- ttuigvoiilritt des KaiseiS Friedrich der Landtag versammelt. Gestern Bwnnttag saiid die 'Vereidigung der Berliner Gcn»ison statt. Seit!> Uhr boile» die Truppen ilire Fahnen ab. In dcr Ptenarsitning des Bnadeoraihs mnrde bcschlassen, der Komnussio» zur AnS-arb ilnng deS EnIwnttS eiiies bürgerlichen Gr- iestbiichS allster der'AnSarbcitinig Ins Entwurfs eines Einführnngs- gesrhcS die Änsarbettung von Enlivlirsen einer Grilndbnchordnnng, eines Gellstes über die ZwangSvollstrecknog in das unbewegliche Vermögen »nd. ioiveit Inerrn der Koinmnnon bis zu dein von dem Vvisistcnde» derstibcn in Aussicht ge»vn»»c»e» Termin l!)l. März 188!>> Zeit verbleibt, auch die Aasarbettnng von Vorschtlslen zu überkaaen. welche zur einbeitlichen Durchfübrung der Bestimmungen de» bürgerlichen GetestbucheS tur daS Versahren in de» Angelegen heiten der nichtstreitigen StechtSpflege erforderlich sind. Dle telegraphische Einbrrusuna de» Prinzen Nupprecht von Bauem von Bareelona und seine psöhliche Bestehung zur Artillerie aus dem L^chfelde ist die Folge eines unerlaubten Abstechers de» Prinzen nach Paris. Der eine der Adjutanten, Gras MvntgrlaS, hat die Nelle nntgeniacht und ist in Folge dessen des Adjuianten- vostens enthoben worden. Der andere Hai sich acwciaerl, den Ab stecher milzuniachen und hat den Vorfall nach München gemeldet. Ueder den Cbeckiälschrr, zvelchcr sich als Bottchalls-Sekretär Seott auöaab nnd von der Diskonto-Gesellichast ein Quittungslmch erschwindelte, wird weiter gemeldet: Der Betrüger hat die bei dem Bankhaus! Iacguier und Secuüu« gekauften Wertdvapierr soivrt wieder an andere Banquiers verknust. Das zu seinen Korrespon denzen mit den Juweliere» l»»»tttc Briefpapier mit der Firma der englilchen Botschaft hat er vcreits Anfangs Mai bei einer Berliner Firma ansertigen lasse». Desgleichen sind die Eheckiomnilare auf die EounNz-Bank, welche er bei der Tiskontoaeicllschnst nach Aus füllung htnterlrgie, von einer Berliner Finna ani seine Bestellung angefertigt woroen. Belm Actreien des Ladens des Juweliers Dornbusch fragte er den Inhaber, ob er ihm noch bekannt sei, nnd knnnerte daran, das; er vor einiger Zeit eine goldene Keile bei ibm gekmllt habe. Herr Dornbusch bat aus leinen Büchern nachge- wirien, dast dieser Berkaill am llO. April stattgehadt hat. Scott hat sich demnach in Berlin schon längere Zeit amgeliallen. Ta in den Hotels kemc Spur von ihm e,n»itell werden konnte, io must angenommen wcroe», dast er ein Unterkommen in einem Pensionat oder in einem Privatlogis grtunde» oder gar eigene Wohnung ge habt hat. Das in der ersten Notiz gegebene Signaleinritt wird dalli» verbessert, dast Scolt, »liu» Müller, aliim Werder, aliaa Viste nicht sogenannte Bartkoteletten, solider» nur eine» d,s zum Lbr- piztel reichenden Barlstreilen von röihlichblonder Färdang nnb eiiieii Schnurrdart gelragen hat, und stets zehr elegant getleidel gewest» ist. Bclonders zu rnvätme» ist seine Vorliebe lur Sleh- krngcn »ist umgelegten Ecke». Ani die Ecgrenung des SchwindleiS ist eme Belohnung von 15NU Mk. ansgeiestl. Der 'Verhaltung eines jungen 'Arbeiters wegen wissentlichen Meineides, welche dieser Lage erfolgt ist, liegt ein sörinlicher Sttien- rvman zu Grunde. Der Berliner Feueriuehrman» B. hriralbeic vor einige» Iahlen ei» Frcinlcin D.. die Tockler eines Eigen- lhiimerS in ssteinickeiidoif. Gar bald aber glaubte der junge Ebe- nianii Beraiilasinna zu haben, an der Treue seiner Fra» zu zweileln. Ganz besonders halte er de» 21 jährigen Arbeiter WilowSky im Beidachte. mit seiner Frau intime Beziebniigen zu unterhalten, doch gelang es ihm nicht, sich Beweise hwisür zu verschossen. AuS 'Verzweiflung etgab er sich dem Tranke, ec nnsthaiidelie seine Iran, and das hatte die doppelte Folge, das; ec von der Feuerwehr ent lasse» wurde nnd seine Frau die Ehescheidungsklage wider ihn an- sttcngte. Im Verlaust deS PcvzesstS bezieht gle er sei» ' F-ran des Ehebruchs und schlug den Arbeiter Wlkowsk» als Zeugen vor. In der Hauptverhandlung vorm Landgericht stellte Witomskh jeden niirrlandten Umgang mit Frau B. eidlich in Abrede. Die Ehe wurde getrennt und B. als »klein llbnidiger Tkeil erklärt. Seit jener Zeit hat B. dem W. bei jeder Begegnung dm Vorwurf des Meineides i»'s Gesicht geschleudert. Am Sonntag vor acht Tagen befanden sich die beiden Männer in emem Schauklokale zu Ncmickendorf. Dabei entspann sich vor den Obren aller anderen Gäste 'olgendes Gespräch: B-: ,,Dn bast ja doch mit meiner Frau ein Verhältnis; gehabt und hast eincn Meineid geschworen.' — W.: «Hkir Gott. )a — ich kann eS ja gar nicht bestreiten. Ich wollte har nicht mit zum Tirmmc gehen, aber Deine Fra» und Deine Schwiegermutter baden mich ja last niit Gewalt »»tgeschlcppt, und da habe ich cuissagen müssen, wie sie es gewollt haben." Dieses Gespräch erregte bei allen Zuhörern Aergernist, besonders aber bei einem Gendarmen, der ivsork Anzeige ersiatteie. Scho» am nächsten Tage wurden die übrigen Zuhörer aus dem Amtsbnrean vc rnommen. und da dieselben den Inhalt des GewrächS der Anzeige gemäst bekundeten, wurde auch W. geladen. Ohne Weiteres gestand er de» Meineid ei», sowie auch, dast er von der Frau des V. und deren Mittler angestistet worden sei. Als ihm daraus erklärt wurde, dast man ihn ant Grund dicsts Geständnisses verkästen müsse, er- nnederti.' er: „Das will ich ja gerade haben, dast ich verkästet werde !" W. befindet sich angcndllckUch im Moabistr Untcri>lchu»gS- gcsängnist. Weitere Äcrhaslungen in dieser 'Angeiegenheik dürsten noch erfolge». Koloniales. Der Viee-Admiral Freiherr v. Schleinitz, welcher seit einiger Zeit wieder aas deutschem Bode» weilt, wiid nich' nach Jinschhasen znrüekkrhren. Seiienö der Direktion ist mit dem- selden cüi Adkvn'.men getroi-n, wonach er aus inner Stellung als LandeShauvlmann ini Kmstr Wilhelm-Land und in, Bismarck- Archipei aiiSicheidet. Mittlerweile Hai der Geb. Oberpostrath Herr Kratkc seine Getchäste im Schutzgebiet übernommen. Lesterreitl). Ter Kaiser richlele eine Veileidsdepcsche in den berzlichslcn Worten nach Berlin; iv,;lc!ch wnidc auch nach Sera- jevo an den Kronprinzen llindolf lelegraphiil nnv um loforlige 'öinckkehr dringend ersticht, da er das KaistihünS in Berlin vertreten toll, ivcnn der Tag der Leichenfeier bestimmt ist. Beide Häuser des Reichstages bereiten Tiauelknndgrbungen vor. Ein anvnmncr Spender m Wien widmele M.tW sl. zur Grün dung einer czcchiscbeii Akademie dcr Wisscnici> ittcn. Dkr Anonhmus ist Abg. Baiiiath Hlavla. ,,'Narodni Lisch" melden aus Pciersbiirg, das Verbot russi scher Theaierporttcllnnge» in Prag habe donselbst die grögtc Ent rüstung hcrvorgermen. Die Pclersbnrgcr dramatisch - lilergriichc Gcicilschatt w. lle desball, bei der Negierung cinschieiteli. es möge allen östeneich.' hm Künstlern das Ailttreten in Nngland verooten merdm. -- Bekanntlich gestaltete die Slaltbalterei die russischen Vorstellungen nn Theater Vauotv mir deshalb nicht, wett dieses Theater kenie» cnernen Bnimenvorhang hat und dortselbs! über haupt nicht geipiett werden dar'. ttngarn. Anlästiitti des Ablebens des deutschen Kaisers ver anstalteten iämmlliche Bester 'Blätter Extraausgaben, welche treics Beileid aussprechen nnd den Herrsch-rlugmdm des verewigten Monarchen Namens der »ngamchen Naiion'Anerleniinng zollen, die nich! vergesse, dast Deutschland Ungarns 'Vcrbiiiideler, der Ber- stordme dec intime Freund unseres Königs war. Frankreich. Die offizielle Mttthelliiiig des auswärtigen Amtes von dem Abi bm Kauer Friedrichs uai an, der demichm Bolschait in Paris larz vor 3 Uhr ei». Um 2 Uhr war beirils der Geiiero! Brngäre au, die Botichasl aekomnicu, um den Ausdruck des Beileides dcS Präsidenten Earnot zu überöringen, der auch so fort ei» Beileidstelegramm an Kaiicr Wilhelm gesendet hat. Gleichzeitig erschien der Minister des Auswärtigen, Goblct, sodann in, Lame oes Nachmittags alle Minister, die Präsidenten des Senates und der Kammer, die Svitzen der Eivil- n»o Militärbehörden, iaiiimtlichc Botschafter, Gclcindtc» und zahllose Periöiillchkettcn dcr sranzösiichen und dcr fremden Geielllchatt. Bis jetzt zeigt sich änst'-rstch noch leine besondere Aufregung. Tie 'Abmobialler sind anaestillt mit Besprechungen über die Tragweite des Thronwechsels mir. brücken sich meistens anständig anS, nur die bekannten Hetz blätter bilden eine widerliche Ausnahme. Der Kriegen, inister Freycinet reiste nach Bclfvrt, um mehrere Festungen nn der Ostgrenze zu besichtigen. In Teteringe» (Hollands ist jetzt 35 Jahre alt Iran Wittwc ')>'aundvrsf, die Gattin dcS 'Naundorfs, der sich für den Loh» Lnd- iv'gS XVI anSgab, gestorben. 'Nanndorss leibst ist vor einige» Jahren gestorben nnd ans dem Geiiicindrlirchhofe in Deist beerdigt worden. Die Inschrttl auf seinem Grabdenkmal bneichnet ihn als Herzog von der Ncunandie und Sohn Ludwigs XVI. In der französischen Armee müssen höchst eigcnarlige Znstände herrschen. Kaum glaublich, aber wahr. Die Journale veröffentlichen de» Text einer Petition un die Kammer, worin dieselbe ersucht wird, iiir die in Frankreich gevorenen und lebenden Löhne von Ausländern die Dicnstvsiicht cinzusühlm und diele Petition ist unlerzeichnck von „dem 3. Bataillon des 7. LandwctmcgimenlS i» Calais, zuiainmcngezogcn zur llcbung wahrend der Monate Mat nnd Juni". Und was noch unerhörter ist. lein einziges Journal findet cS auch nur ungewöhnlich, dast Soldaten m Reihe und Glied, dast ein ganzes Landwehrbalaillv» wahrend seiner „penvcio rlünstrue- ticm" eine Peutio» an die Kammer vereinbart, dast srch sogar eme Behörde gesunden hat, weiche die Uittcrnhüsl dieser cigrnthümlichen Soldaten legalisirt. Sonderbare Zustände. General Bonlanger hat an die Wähler der Charente folgenden autographirlen Bricf aerlchict: Wähler der Eharcntc! Ihr habt meinen Nns vernommen. Ihr habt Pani Trronlede geiehen. Ihr halst ihn mit EnlhnsinSiiniü auigenoninien. Ihr halst begrissen, dast Iiir ihn stimme», iür mich stimmen hcisti. Der Erfolg ist nun mehr gesichn!. Nach der Wahl Paul Dcwulede's werde ich Euch in der Eharcnie beinchcn und Euch irldst meine warmen Dank sagungen »Herdringe»". - An dem Seldsthewnsttscm des EäiarS fehlt e». wie man sieht, dem General Boulanaer nicht. Für ihn au» dem Ableben Kauer Friedrichs HI„ Kapital zu Ichlagen. ist gegenwärtig Rvcheiort im „Intransigeant sehr grichästig. Er pro phezeit von der Thronbesteigung Wilhelms ll. eine deutlche In vasion Frankreichs binnen 3 Monaten, und wen» Frankreich auf eine iotche militärisch nicht vorbereitet sei, so treue die Schuld BoulangerS Gegner, welche lieber die Freigrasichast Burgund und die Ebamvcigne an Deutschland verlieren, als Eliatz Lothringen au» seiner Hand rmptangen möchten. Der „Ten,ps" sagt, die Regierung des verstorbene» Kaisers habe nur 3 Monate geivahrt und doch würde dtcie Herrichast ikre Merkmale tragen Das „Journal des Debüts" Merl die edle Ge sinnuiig des Kaberö. dessen höchster Wunsch es gewesen sei, >n Frieden das Werl Muer Vorgänger iorl;>nctzen. Jtatten. Nom ist anläulich des Ablebens des Kaisers Fried rich mit Trauerfahnen bedeckt Viele Personen schreiben sich au> der deutschen Botschaft und vrenstischc» Gesandtschaft ei». Als de> König die Nachricht von dem Ableben des Kaisers Friedrich erhielt, sandte er sogleich ein Beileidstelegramm an den Kaiicr Wilhelm. Der Ministerpräsident Erispr lelcgravtmte an den Ncichskanzler Fürsten Bismarck und a» den Botschafter de Lannap Die Prasi deuten dcr Kammer und des Senates, die Minister und anderc dislingnirle Piiiönlichkcilen begabm sich unmittelbar nach deni Empfange der Todesnachricht nach den, deutschen Bolichaitsvalais In Massanah fordert die Glühhitze zahlreiche Meinchenvp'n. Prtval-Nachrichleii sprechen von sechzig an einem Tag vom Sonnen stich befallenen Soidalen Dem „OsMvalore Nomano" zufolge sandle Kaiser Wilhelm folgendes Telegramm an den Papst: „Niedergcdeugt von Schmerz, tbeilc Ich de» Tod Meiner vielgeliebten Vaters mit, der henlr Vormittag ll'/« Uhr sanft enlschlict " Der Papst antwortete durch ein Telegramm, i» welchem er dem Kaiser Wilhelm und allen Mit gliedern der kaiserlichen Familie sein ticics Beileid ansiprach Lpauie». Die Minist,rlrisis ist mit angcrordentticher Naich heit nnd in einer Weise gelöst worden, dast, von dem Gesichtspunkt der auswärtifle» Politik betrachtet, besonders Tcubchland Ucsache bat, befriedigt zn sei». Ans der Znsgmmciisetzung des neuen Ministeriums Sagasta ergielst sich, dast nur die Mi nisterien des Aciistem. des Innern, des Kriegs, des Acker bancs und der Kolonieen ihre Inhaber gewechselt haben. Mvret, dcr bisherige Minister des Acnstcr», ist durch Ärmijo ersetzt worden »nd hat dalür das Ministerium des Inncrn übernommen Die Madrider Drahkmelduag. welche die Minifteclistc übermittelt hat, nennt den neuen Minister des Aenstem lstos 'Armijo; es ist indest anzunchmen. dast dies der MarguiS de la Veg» de Armijo ist, der bereits m dem rrühcre» Kabinel Sagasta demett-en Mimstei- vosten imie hatte nnd im Jahre 1883 den König Altons Xll. aus seiner Neue nach Dcntichlau) begleitete. Er hatte damals auch mit dem Füisieii Blöinacck eine Unleirednnq, wegen Iveicher er nach seiner Nncklehr nach Spanien vielfach angesochtcn wurde, 'äiichl mit Umecht schrieb man ihm eine dcnt'cH.ennkitzchc Politik zu: er stellte aber entschieden in A!" Ae, dnn er nut dem Fürsten Bismarck irgend welche Abmachung über das Verhällnist zwischen Spanien und Deutschland getroffen habe. 'Ani derNnctrciscerfuhr, wieman sich erinnern wird, KönigAtfonS Xll.. der „preustische Ulanenoberst," i» Paris seitens deS autgelictzten Pöbels eine 'chnnpsllihe Behänd liing, wofür der Präside»! Grevh ihn» persönlich in aller Foim um Entschnldigiing bat. Dem Marquis de la Bega de'Armno genügte gleichwohl dicic Entschuldigung noch nicht; er verlangte, dast der volle Worllant der zwischen G-cvy nnd dem Könige geweckselten Erlläcnnge» in dem amtlichen Theile des französischen Negierungs- blalles veröffentlicht und im Falle dcr Weigerung der spanische Botschafter von Paris adbcrufe» werde. Sagasta fand dices Ber- langen zn weitgehend, und infolge dessen zerfiel sei» damaliges Minttlerumi. Die abermalige Erhebung des Marquis de la Vega ist. wie man sieht, gerade im gegcnwäcligen Augenblick angesichts der gespannte» Beziehungen zwnchen Deutschland und Frankreich von höchster Bedeutung. Tie übrigen neuen Minister sind im Auslände wenig bekannt. In dcr Kammer wurde eine Erklärung des neuen Ministeriums verlest», in welcher rS heißt, das Kabinet sei die Fortsetzung des vorbei gehenden; die soeben statigehabte Krisis sei keine politische, sondern eine ministerirlle. T>e Negierung werde sich besonders mit den finanziellen Neiormcn beschäftigen. — Der Ministerpräsident Sagasta verlas rin Telegramm, welches den Tod des Kaisers Friedrich meldete. Ter Präsident gab der lebhaften Theitnahme dcr Kammer Ausdruck, dem sich Ennovas de Eastillo 'Namens der Konservativen, Lopez Domingucz Namens der Newrmirten und die ganze Kammer anfchsosz. Belgien. Da' >.Iiit i,:igkeit der belgischen Liberalen, welche die beste Wusse ihrer G.gncc ist, dauert auch noch den Erfahrungen vom 12. Juni ungeschwächi fort. Das beweist eine aus Brüssel vorliegende Meldung, wonach die liberal-Progressistliche Vereinigung in einer allgemeinen Versammlung beschlossen hat, sich der Theil- nähme an der Stichwahl am nächsten Dienstag zu enthalten. Damit sind auch die Binssclec Sitze, welche gewonnen gewesen wären, wenn die Liberalen einig zmammengcstaiidcn hätten, den Klciitälen gesichert. Wegen des Ablebens Kaiser Friedrich's kehrt der König aus Ostende nach Brüssel zurück: er geht zur BeslattniigSicier nach Berlin. Alle Biäiter Belgiens feiern den Heimgegangenen als den edelste» der Fürsten, seinen Tod als einen Verlust für die ganze civilisirtc Weit. Das Mvniinie-Thcalcr in Brüssel war Freilag geschlossen. Die „Jndevciidance Helge" verössenllicht eine Lissadoner Pri- vatdcvcsthe, wonach ein dort ans Kuichassah cingegangencr Briei »icldct, das; die Araber am Arnhaimi berichteten, Staille» nnd Eapilün Nelkm seien verwundet wvroc», worauf die meist u Leuie dcr Liaulcvicheii Expedition de'erlirleii. Was nach seiner Berwan dnng aus dein kühnen Netzenden nnd seiner Expedition geworden ist, bleibt mich »ach dicier Meldung noch unausgeklärt. England. Die Drahtbecichtc übce den hoffnungslosen Zu stand des Kaisers Friedrich rieten große Auslegung >n ganz London hervor. Allenthalben wmde daS tiefste Bedauern ausgedrnclt. Eine salichc Todesnachricht erregte am Donnerstag während der Vorstellung von „Earinen" i» der italienischen Over m Evvenl garden die größte Bestürzung; viele 'Mitglieder der hohen Aristo kratie verliehe» sofort das Theaier. Alle Mvrgcnbläitci drücken der kaiserlichen Familie und dem dentzchen Volke die innigste Theist »ahme aus über den Verlust eines so edle» Meitzihen und Hen- schcrs^ dessen Eigenschaften hochgepcieseii werden. >LaltSbniv sugir im Oherhans, er habe die lranrige Pflicht, den Tod des Kaiiers Friedlich dem Hanse mttzutheilen. ES tci un- nvting, zn sagen, wie ticf der Verlnsl eines Mannes zu beklagen ist, dcr »nt Necht hier, wie in Dcntscdland geschätzt wurde, an dem die Königin ihren gelieblen Schiv>ege>sohii. Tcultchlniid scliien ge liebten Herrscher brrloicii hat. Er werde in llcbe'einstnninnng mit dein Hanse am Montag eine Adresse an die Königin, sowie die jetzt verwittwcle Kaiserin beantragen, ui» dadurch tormell die Smnpa- lhicen sür die bclrofsrnen hohen Verwandle», toivie die 'Naiion, die so viel verloren, zn dclnnde». In Aowcicnbctt des Locd Glanville envicdcrle Knnbefteh. dast sicherlich i cs Wort Salisbnih'S vollen Wicderhall auch an-Seilc» de, Oppo>>tton smde, nnd daß, abgesehen von der hohen Actztting, welche man 'nc eme Pcliönlichkeit in io hoher Stellung und die Bewunderung, die man für die edlen Eigenschaften deS verstorbenen Kaisers, welche er während iciner ganzen Lautbahn zeigte, hege» muhte, Ader, der die Ehre hatte, mit dem verstorbenen Kaiser persönlich b.tannt zu iein, das Gefühl habe» musste, daß er ein Mann gcwcicn welcher Allen, mil denen er in Bcrnhrmia kam, das tresste Gefühl der Anhänglichkeit cin- slöstte. — Im Unterhaus lhcilic dcr erste Lord des Schatzes mit dem Ausdruck liefe» SchmcizeS das Ableben des KatzerS Friedlich Mit. Es werde seine Psi'cht sein, am M uttag eine Adresse a» die diftisihc Klone nnd die deutsche Kaoenn z» beantcugea. ivelche den Knmlncc und die Bclinbink des Hauies über oas ilngliick, ivelcheS die kaiserliche Familie und das deuttche 'Volk delrossen, znm Aus- dnick dringen solle, Hareoucl sagt: In Abwesenheit Gladstone'S sei mir gestattet, zu sagen, wie innig die Pa,testen deS Hauses sich de» Gesinnungen nntchtiehen, die Smich ansgedeückl, und wie sehr sie den Schweiz belanecn über ein E' stgnist, das nicht nur Eng land tics berührt in Folge dcr 'Verbindung d-s Heimgegangenen KatzerS mit dec englische» Königssaimiic, iondecn dast auch der un- erletzliche Verlust von allen 'Nationen der civiilsirken Weit em- pitmden wird Während des Vorganges entblößten säinmtliche Drpntirtcn das Haupt. Die 'Nachlicht vom Tode Kaiser Friedrichs trat in London um Mittag ein. Der Prinz von Wales ist in London angekommen und bereit, nach Berlin adzumsen. Die Abendblätter aller Schal!,r»nge» überdicten sich in Lobpreist! :gcn dcr Tugenden des Verstorbene» als Mann, Gatte nnd pattststtzchcr Fürst. Die con scrvative „St. James Gazette" hebt hccvvr, dast er mit betzpicl lbieni Math an Neiormcn gearbeitet habe, bis dcr Tod ihn abrict. Die radicalc „Pall Mall Gazette" sagt, er habe dcr Well gezeigt, w«e ein König sterben könne In London sind die Zeichen der I-Z ^ 's .lD HM G!> ist'
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)