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Nr. 2S6 Sette 2 — »Vrotv« Nachrichten? — vannerelag. S. Imü ISN Man braucht nur einen Blick in die demokratische und soztalistischeOppositionSpresse zu werfen, um zu erkennen.messe» Spiel Herr Wirth mit seine» republikanischen Ttraden treibt. Da seiert im .Berliner Tageblatt" Theodor Wolfs mit seinem .Psingstgruß" den kühnen Necken Joses Wirth. und in der linksradikalen „2Eelt am Montag" vergießt der iaitsam be- kannie Herr o. verlach Tranen der Wehmut über den Undank des Zentrums, daS die trefflichen Eigenschaften deS einzigen .Herzenorepublikaners" in seiner Partei verkennt, lieber den Parleioorsitzenden Marx aber, der nach Auffassung dieser Politiker nur etwas taugte, solange er unter dem stän digen Einst»« des ehemalige» ReichSpreiiechefs Lpiecker stand, wird Hohn und Spott in Kitbein anogegossen, Nur in einem Punkte herrscht keine Ueberelnsttminung zwischen Dr. Wirth und de» Wortführern des Radikalismus. Während er in jeder Rede von neue,» beteuert, das! er „diese Negierung des Bnrgerblocks' lieber heute als morgen stürzen Mächte, meinen jene, das; es der Linken nur förderlich sein könne, wenn die Negierung Marx bis zu den nächsten Wahlen, also bis Ende 1928. im Amte bliebe, weil dainit die Möglichkeit z» einer neuen inneren Gruppierung, zu einer Zusammenfassung der republikanischen uralte in einer grogen republikanischen Partei naherrncke Also obwohl man in den Kreisen dieser „sachlichen" Opposition die gegenwärtige Ncichsregierung für ein nationales Unglück, ihre Tätigkeit für verderblich hält, wnnichl man ihren Fortbestand — oder tut wenigstens so, als ob man ihn wünsche — in der Erwartung, das« inan dann dank der schonen Mithilfe des ZentruinSmanneS Wirth bei Sc» nächsten Wahle» benere Geswasle mache» könne. In der gleichen Zielrichtung liegt die eigentliche Absicht Dr. WirthS, der bei keiner seiner Hetzreden als das A und O seiner Politik zu verkünden vergibt, dab altes nur daraus ankomme, .8 0 N c- publikaner in e h r" in den Neichstag zu bringen. Zu dieiein Zwecke nt er, wie er in Heidelberg gezeigt hat. bereit. seine reltgiüse Graobeinstelluna so weit zu vergesse», daß er die schmale Scheidewand »tederrrtZ^ die ihn noch von der Sozialdemokratie trennt,, und -ah er sich allmählich »um Doll- marristen wandelt. Die Affäre Wirth führt uns also, das wird von Tag zu Tag deutlicher. D-i Jahre vor den nächsten Wahlen, direkt hinein in den Wahlkampf. Die lange Zeitspanne, die u»S noch verbleibt, bis das Volk von neuem die politische Ziel» rtchtung der nächsten Parlamentspertvde gibt, soll nach dem Willen dieser Leute nicht zur Arbeit an der Befestigung der äußeren und inneren Verhältnisse verwendet werden, sondern zur unermüdlichen Aufreibung der Gegensätze im Volk im Hinblick auf die 80 Sozialdemokraten. — um eS offen zu sagen — die Dr. Wirth mehr haben möchte, damit er die Nachfolge Dr. Marx' wieder antreten kann. In dieser Entwicklung wird das Treiben WirthS für die .Koalition noch »»erträglicher, als es dem Reichskanzler heute schon scheint. Eine ausbauende Koalittvnsarbcit wird nicht geleistet werden können, wenn erst das Misstrauen aufwuchert, daS die Wahl- und Wühlarbeit eines KoalitionSangehvrigen gegen die anderen Partner der Negierung notwendig auSlösen must. Zweifellos befindet sich das Zentrum dabei in einer schwierigen Lage, »m so mehr, als eS im eigenen Interesse vermeiden muß. ein so gefährliches Parteimitglied wie Dr. Wirth mit der Märtyrerkrone zu schmücken. Aber so schwer ihm auch nach seiner ganzen Natur eine klare Entscheidung fällt, es wird auf die Dauer nicht darum herumkomme». Den Rechtsparteien aber mnb die unkluge Vorfreude der Linken auf eine» MandatSschivnnd bei den Deutschnationale» und VolkSpartcilern zur Warnung dienen, damit, wenn die Wahlen wirklich vor der Tür stehen, einer wachsenden partei-republikanischen Einigung nicht eine noch gröbere nationale Zersplitterung gegcnübersteht. Sonst könnte Dr. WirthS Herzenswunsch noch zur betrübliche» Wirk- lichkeit werden! Keine deutsche Vermittlung Moskau—London. Ein vergeblicher russischer Versuchsballon. Riga. 8. In,,,. Die „Istwestita" beschäftigt sich heule mit einer eveninellen V e r m i l i l n n g Deutschlands im cnglisch-russiiche» Kvniiiki. Der Artikel soll von einer dem Anbeiikoinniinariat nahestehenden Persönlichkeit stammen und man sieht in ihm eine» Versuchsballon der Sowjetregicrnng, »in Deutschland zur Verniittlung zu veranlassen und nni den für Nnbland recht unangenehmen Konslikt mit England bei- znlegen. Der Artikel stützt sich ans Mitteilungen deutscher demokraiiichcr Blätter. ES heisst, -ab Dr. S t r e s e in a u n in leiiier Unterredung mit Tichitscherin eine Vermittlung Deutschland s a b a e l e h n t habe, da eine solche bei der gegenwärtigen europäischen Lage nicht möglich sei. lT. U.i Das Ergebnis von Baden-Baden. Deutschland bleibt bei seiner Neutralität. Karlsruhe, 7. Juni Die volkSparteiliche „Badische Presse" schreibt zu der Besprechung Dr. Slrei'emanus mit Tichitscherin u. a.i Tichitscherin erschien um t Uhr im Brenner-Knrhvse. Nach dem Lunch in SireieinannS Privatlalon waren die Mi nister in annähernd dreistündiger politischer Anssprache allein. Das Blatt erklärt dann n. a.: Es sei verständlich, das; dem Neichsanbcnmiiiister der Besuch des russischen Ministcr- kollegen zu eniem Zeitpunkt so kurz nach dem Abbruch der russisch-englischen Beziehungen und direkt vor der neuen NatS- tagung in Gens, wo doch nnier Umstanden neue deutsche For- -eräugen gegenüber den Westmächken angenieldet werden könnten, nicht besonders angene h m kam. Man glaube aunehinen zn dürfen, daß Siresemaiin Herrn Tichitscherin auch zum Ausdruck gebracht habe, das, er den Zeitpunkt seines Be suches schlecht gewählt habe. Die neue Aktivität TickiitscherinS sei erklärlich, besonders iei der Abbruch seiner Kur der Abucht entsprungen, die Hände wieder selbst ans das Anben- kvniiniüarlat in Moskau zn legen, nm einmal die europäischen Kabinette zu beruhigen und anderseits in Moskau zn dämpfe», um weitere Folgen aus dem Abbruch der Bezieh»»gen mit London zu verhindern. Wie bei Briand habe Tschiticheriii auch bei Streieuiann Versichern »gen dahingehend gn zubringen versucht, dab er im Intercüe der guten gnbenvolikischc» Beziehungen sich in Mvs, kan in der Richtung bemühen werde, Saft die bolschewistische Propaganda sich in dein Nahmen Hallen soll, der die diplo matischen und politischen Beziehungen nicht mehr stören könnte. Tschilscherm erklärte auch, dab er eine Verschärfung der polnisch-russischen Beziehungen, durch die auch die deutsche Anstcnpolitik in Verlegenheit gebracht werden könnte, nicht befürchte. Tschilscheri» scheine der Meinung zu sein, das; sich auS dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit England zunächst keine weiteren Folgen für Nnbland ergeben könnten, als die der unterbliebenen Anerkennung durch die Tschecho-Slo. wakct und Jugoslawien, zn der die beiden Staaten gerade bereit waren. Tichitscherin habe wohl auS der Tatsache, das; die fran zösisch.russischen Verhgiidlnngen wcitergehcn, die Folgerung ablcitcn können, das; Frankreich noch nicht daran denke, dem englischen Beispiel zn folgen. Ltrcscmann habe Tichitscherin natürlich auch die bestimmte Bersicherung geben dürfen, daß st«»- die Haltung Deutsch lands gegenüber Nufstand, wie sie durch den Locarno-Ver trag mit seiner Auslegung des Artikels Ili des Völkcrbunds- pakteS und anderseits durch den R a p a l I o - Vertrau feft- gelegt wurde, nicht geändert habe und nichts ändern werde. Kreslinski kehrt nach Berlin zurück. Riga, 8. Juni. Wie auS Moskau gcmcldci wird, ist die Svivjetrcgieriing mit den Ergebnisse!; der Tichitscherin— Stresemann-Unicrredniig zufrieden. In der Unterredung seien ganz verschiedene Frage» besprochen worden, daS Schick- sal der ArcvS i» Dcuischlgnd, die ostasigtischen Ereignisse und ziviichenstggtliche Wirlschgsissrgge». Tichitscherin habe keine finanziellen ,Forderungen an Dr. Strcsemann gerichtet. — Volschgsier Krestinski hat heilte Moskau wieder verlassen. Er wird die von Tschiticheriii begvnnciien Verhandlungen nach Dr. Ltrcscmanns Rückkehr ans Gens weitcrsührc». sT.-U ) Slresemann wieder in Berlin. lT n r rt> F „ n k I r> r » ch.i Berlin, 8. Juni. NcichSgubenministcr Dr. St re se in a n n ist heute nvrmiitgg wieder in Berlin eingetrossen. Der rnisi'che Volkskommissar deS Neußcrcn, Tschilscherin, wird voraussichtlich erst morgen in Berlin einlresscn. Am Freitag reist Dr. Strcsemann wieder von Berlin ab, nm sich über Frankinrl nach Genf zn begeben. Tschitschcrin wird vorgusiichllich noch an; Sonnabend ii; Berlin bleiben. Morgen abend gibt der hiesige Volschgsier Krestinski zu Ehre» TiciiiischcrinS ein Bankett, bei dem Streiemaiin mit Tichitscherin nochmals zniommentresien wird. An diesem Bankett wird auch der zurzeit in Berlin weilende dcuische Botschafter in Moskau Gras Brvckdorfs-Nantzan teil- nehmcn. Was Deutschland vom Völkerbund erwartet. Eine Bede Bheinbabens in England. Eolwyn Ban, 8. Juni. Ans der 0. IahreSkoiiserenz der Völkerbunds-Union von Wales sprach Staats sekretär z. D. ,Freiherr v o n N h c i n b a b e n . M. d. R.. über Deutschland und den Völkerbund. Er snlirie u. a. auS: Wein; die Entwicklung zu de»; jetzt in Dentschlgnd allgemein ver tretenen Standpunkt lonaler Mitarbeit in; Völkerbunde sich langsam vollzogen habe, io sei daS nicht aus Mangel an gute»; Willen oder ans Nevanchegelüste zurückzusuhrcii, sondern daraus, das; große Teile des deutschen Volkes von dem Gefühl erfüllt gewesen seien, daß man dem deutschen Volk gegenüber kein ausrichtiges Spiel getrieben und ihm eine gerechte Be handlung verweigert habe. Die neue Enlwicklnng verlange gewisse Berichtigungen, und der Vertrag von Versailles scbe im Artikel lü der Völkerb»ndssgtz»ng ausdrücklich die Mög lichkeit solcher Berichtigungen vor. Dcnttclstgnd minie die Hoff nung haben können, ans Grund seiner großen Ooier wieder zur Unabhängigkeit und Dreiheit zn gelangen. Deutschland lei überzeugt, daß cS mit der Annahme des Dawcs-Plans und des Locarnopakts sowie seinem Eintritt in den Völkerbund für keinen Teil alles was möglich gewesen sei, getan kabe. Deshalb erwarte eS. daß in nächster Zukunft dies durch völlige Wieder herstellung der deutschen Sonveranitgt seine Anerkennung sinde. wenn daS Vertrauen in den Völkerbund und die ans ihn gesetzten Hoffnungen nickst ernstlich erschüttert werden sollten. Die Dawesprobleme müßten weiterhin geprüft werden, und zwar mit dem Ziel, endgültig den Gesamtbetrag der von Dcuischland zn zahlenden Reparationen sestznsetzra und ebenso das Problem der interalliierten Kriegsschulden zn lösen. Eine Lösung all dieser Fragen sei nnmöglich ohne die Mitarbeit der Vereiriigien Staaten, die leider dein Völkerbund nicht niigehöreu. Der Völkerbund könne seine Ausgabe, de» Frieden zu fördern, nicht ersülleii, wenn er nicht mutig die Lösung der wirisäiaslUchen und sinanziellen Probleme ln An- griss nehme. In bezug ans die Lage im Lite» müsse er ossen bekennen, daß die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen alles andere eher als er'renlich seien. Dcuischland habe alles in seinen Kräften Stehende getan und Ine cS noch, nm einen Handelsvertrag mit Polen zustande zn bringen. Aber Polens Haltung sei derart, daß der Tag, wo dieses Ziel erreicht werden wurde, noch in weiter Ferne gelegen sei. Trotz dem gebe inan in Deutschland die Hoffnung nicht ans, daß diese unersreiiliche Lage sich besser» werde, und daß auch die G r e n z s r a g e ii in der Znknnit einmal zufrieden stellend g c l ö st werden könnten. Die Enttäuschung über das Ergebnis der vorläufigen Abrüstungskonferenz in Gens sei in Deutschland anßcrordent lrch groß gcwele». Er glaube nicht, daß der derzeitige Stand der Tinge unbegrenzte Zeit ausrechtcrhalten werden könne. Wirlh sehk sich über das genlrumsurletl ^ hinweg. Frankl»»« «. M„ 8. Juni. Der Abgeordnete Dr. Wirt» veröffentlicht in der „Rhein-Maintscheu Bolkdzeitung" ein» Artikel, ln dem er zu der Mißbilligung, die ihm vom Partei. Vorstand der Zentrumspartet ausgesprochen worden ist, schreibt: Ich beneide den Partetvorstand nicht um lein Urteil. Ich nehme S zur Kenntnis. Nicht mehr! S» wird auch nicht mehr verlangt und überscheu, baß zwischen Absendnng dr» Briefe» von Dr. Marx an mich und dessen Empfang eine ebenso aufrichtsge wt« ernsthafte Aussprache des Herrn Dr Marx mit mir liegt. Wie ich höre, bat Herr Dr. Morr über diese Unterredung nur tm Partetvorstand mstgetcilt, daß wir „uneinS" geschieden sind. So tst eS. Dle Bedeutung der Sprachenfrage in Gens. Genf, 8. Junt. In der Aussprache über den englischen Abäiiderungsantrag zu dem vorliegenden Kvinpromißeniwurs gab der d e u t s ch c N e g i e r u n g s v e r t r e t e r der Besiirch. tung Ausdruck, daß durch den englische» AbänderungSanIriig das Ziel größerer Klarheil nicht erreicht wird, das; dieser An- trag aber sachlich eine Abschwächung gegenüber der Ausschuß- sassung bedeute. Die Staaten, deren Sprache nicht sranzösisch oder englisch sei, wollte» gegenüber ihren Parlamenten die Bedeutung der amtlichen Uebersetzung des Arbeitsamtes klar- gestellt wissen und damit eine feste Grundlage sür ihre Gesetz gebung und Rechtsprechung schassen. Vor allem müsse klar- gestellt sein, das; für die Anwendung der Konventionen die Uebcrsetznng einen vollgültigen Tert darstellt. Sir Wilton offiziell zum Saar-Präsidenlen ernanni. Gens. 8. Juni. Der gegenwärtige Präsident des Völker- bundSrateS, Dr. Strcsemann. hat heule aus Grund des Be schlusses deS BölkerbundsrateS aus der März-Tagung ossi- zicll die Ernennung des Engländers Sir Ernest Wilton zum Präsidenten der Saarregierung ausgesprochen. Bekanntlich hat Dr. Strcsemann ans Grund des Rai». beschlnsscS an sämtliche Mitglieder deS Nated die Frage ge richtet. ob gegen die Eriieniiung oon Sir Ernest Wilton »um Präsidenten der Taarregicrung Bedenke» beständen. Er hatte hierbei den 8. Juni als Termin gesetzt. Da von keiner Sette Bedenken erhoben worden sind, tst nunmehr die Ernennung vollzogen worden. Amerikas Echo des Flieger-Empfangs durch Kindenburg. Neuyork, 8. Juni. Der Empsgng der amerikanischen Ozeanslieger durch Htndcnbnrg wird von der amerikanischen Presse in großer Ausmachung gebracht. „Associated Preß" schreibt, Deutschlands Veteranenpräsident habe den Fliegen; den Willkvmmengrus; Deutschlands entboten. Die „United Pres;" spricht von einer Begrüßung der Sendboten des deutsch- amerikanischen Friedens, der beide Lander bereits verbinde »nd die „Evenlng World" von einer Botschaft an Deutschland. „Nach Berlin" sei der Kampfruf der Amerikaner vor zehn Jahren gewesen, aber der deutsche Menschenwall habe sie zurückgeljaltcn. „Nach Berlin" sei auch der Rns Ehambcrliu in Sottbus gewesen und Deutsche hätten ihm den Weg gezeigt. Nichts könne mehr beweisen, das; alle Annimosität vorüber sei. Ehamberli» und Lcvine seien Botschafter, die nicht mit ge- Heimen Instruktionen, sondern ans dem Herzen dcö amerika nischen Volkes z» den Herzen der anderen Völker flögen. Dcntichlcnid habe abgcrnstet biS seine militärischen Kräfte zum Schutz seiner Grenzen nnznreichend geworden seien, ob wohl seine Lage innerhalb ZeittraicnropaS mehr Gefahren sür seine Sicherheit enthalte, alö bei irgendeinem anderen Land der Welt. Ii; Deutschland seien trotz ernster Befürch tungen alle pol irischen Parteien immer noch bereit, die Lvcarno- poliiik weiterhin dnrchziisührcn, so lange wir scststellen tönten, daß die anderen Vertragspartner eine ähnliche -Hal tung cinnchivcn. Vom deutschen Standpunkt anS sei die För. deruag der Frage der Abrüstung ein wesentlicher Teil dieser Politik. Washington gegen einen Vertrag mit Frankreich. Nenyork, 8. Juni. Präsident Eoolidge «nd Staats sekretär Kellogg gaben nach Washingtoner Meldungen der Ansicht Ausdruck, das; ein Vertrag zwischen Amerika und Frankreich, der den Krieg sür ungesetzlich erklären soll, » berslüssig sei. Wie Associated Preß erfährt, hatten Briand durch den Botschafter Hcrrick beim Staatsdepartement in Washington ansragen lallen, ob die Vereinigten Staaten zum Abschluß eines Anti-.Kriegs Vertrages geneigt seien. Die französische Negierung halte den L h v t w e l l - E » t w n r s sür n n g e c i g n e t, doch sei mit Rücksicht aiis die Zunahme der srcundschastlichc» Beziehungen zwischen Frankreich und Amerika die Stimmung beider Völker sür einen Zivcimächte» pakt jetzt außerordentlich günstig. Der englische Derkehrsminister in Berlin. Berlin, 8. Juni. Ter englische Verkehlsmiiiistcr, Lord Ashlen, ist inst seiner Fra» als Gast des Direktors Oskar Wassermann von der Deutschen Bank in Berlin eingetrossen. Ans Anlaß der Anknnsi sand vormittags im Hanse Wasser manns ein Frühstück statt, an dem Earl Friedrich v. Siemens, Dr. Sorge, Geheimrat v. Simson und Ministerialdirektor Dr. Haas teilnahmen. Der Besuch AihleyS bei Wassermann trägt einen rei» privaten Charakter Jedoch wird er die Gelegenheit benützen, sich über verschiedene Fragen des Eisen bahn-, Bau- »nd Verkehrswesen zu nntcrrichle». Am ll. dS. Mts. wird Ashlen i» Leverkusen an der dvrt statt- sindende» deutsch-englischen Besprechung teilnchmen, die als Fortsetzung von Romiev gedacht ist. Zn Ehren des englische» VcrkehrSministers Sir Bf Aihlcn und des englische» UiitcrhanSinitgliedcs Hanno» sand heute abend bei Direktor Wassermann ei» Empfang statt, zn dem sich eine große Anzahl van führenden Persönlichkeiten der Wirtschaft und der Politik, größtenteils »i!t ihren Damen, eingefunden hatten. Ein anonymer Brief im Darmat-Prozeh. Anschuldigung der vernommenen Minister. Eigner Drahtberlcht der „Dresdner Nachrichten".! Berlin. 8. Juni. In der Mittwoch-Verhandlung tm Barmat-Prozeß erklärte Henri, Barniat. er habe mit Ausnahme von einer „Spende" über 5000 M„ djc er dem Minister zuschickte, keine Zuwendungen an Tr. Höfle gemacht. Rechtsanwalt Iulins Berger, der Verteidiger des Angeklagte» Inlins Varmat, gibt dem Gericht ein bei ihm cingcgangcncö anonymes Schreiben bekannt, in dem mit ganz präzisen Worten gesagt werde, daß die vor einigen Tagen von verschiedenen Ministern gemachten Angaben bez. der Rcichskrcditc an private Untcrnchninngcn objektiv nicht richtig seien. Der Brief enthalte so positive Angabe», daß man nicht dariiber htiiwcgächc» könne, ohne sic nachzuprüs^n. linier anderem wird in dem Schreiben gesagt, daß außer de» Recdcrcikrcdtten vorher schon unter D r. Luther an die Schichan werft ein Kredit von 6/, Millionen Mark un mittelbar vom Reichöfiiianzministeriu»; gegeben worden sei. Der Verteidiger überreicht dem Gericht eine Nb schiist dieses anonlimen Brieses. DaS Gericht wird sich dcmnächsl darüber schlüssig werden, ob cS diese» anonymen Brief zu» Gegenstand von Ermittlungen macht. Kommunisten-Terror in Mecklenburg. Schwerin, 8. Juni. I» der an der Berlin—Hamburgek Ebanssce gelegenen mecklenburgischen Stadt Grabow kam e» zn wüste» Ausschreitungen vo» K o in m u n i st c n , die vom Roten Frvntkäiiipscriag aus Berlin heiinkehrte», gegen die Bevölkerung. Der Maler Arthur Verleih wurde vo» seinem Motorrad gerissen, verprügelt »nd durch Messerstiche so schwerverletzt, daß er sofort ärztliche Hilsc in Anspruch nehmen mußte. Ein Auto wurde angehalten, die Insassen verprügelt und erheblich verletzt. Die Polizei war diesem Treiben gegenüber bei der zahlenmäßigen Ncberlegen« heit der Noten Frontkämpfer machtlos. Die Bevölkerung befindet sich in starker Erregung. tT. tt.) Deutsch-südslawische Verhandlungen. Berlin, 8. Juni. Heute habe» im Auswärtigen Amte di« Verhandlungen zwischen dem Deutschen Reiche und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen über cinrn Handels- und NiederlassungSvertrag begonnen. Der Grvkhanoelslndex. Berlin. 8. Junt. Im Monatsdurchschnitt Mat betrug di« Großhandels-Indexziffer des Statistischen Reichsamtes 187,1. Sie ist damit gegenüber dem Vormonat 1181,8! um 1.7 v. H- gesticgcn. Vo» den Hanptgruppen haben die Agrarstosfc um 8 v. H. aus 180,8 (18ö,2). die Kolonialwaren »m 1.7 v. H. aus 128,7 <120,0), die industriellen Nvystvsse »nd Halbwareu n»; 1 v. H. auf 181,2 1120,0) und die industriellen Fertig waren nm 0,0 v. H. auf 1-11,3 <143) angezogcn. sW. T. B> Aussicht aus ein Kompromih in China. Paris, 8. Juni. Der „Information" wird ans Peking berichtet, die Konferenz der verschiedenen militärischen Führer würde einen baldigen Waffenstillstand und eine durch ein provisorisches Kompromiß geregelte politische Lage her- beiführen. Tschangtsolin wünscht eine Nationalversammlung cinznberusen. Er erinnert daran, das, er sich niemals den Grundsätzen Sunjatsenö widersetzt habe. " Siegreicher Vormarsch -er Sllöchinesen. London, 8. Inni. Nach Meldungen g«S Schanghai habeil die Nationaltruppen nach 80 siiindiger Schlacht gestern Hantschwang erobert nnd die Nordtrnppcn ans Lingischlng zurückgctrlcbcn. Die Nordtrnppcn sollen 2000 Tote und Ski' mundete zn verzeichnen haben. An der Schlacht waren amb Kampfflugzeuge stark beteiligt. Die Zahl der in Hankaa c>»> trcfsenden Verwundeten ist so groß, daß kaum noch llntett kunst-mösUchkelteu vorhanden sind.