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Dresdner Nachrichten : 14.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188707141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18870714
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18870714
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-14
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.07.1887
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»iüd«Da«U und Javer Baruch kn veraiewo diese Worte Le» Psalmisten bkdrrziat Hütten l — I« der Furcht d«S Herrn dahin» lebend hatte Daniel Baruch reichen irdischen Lohn erfahren; er brachte es bi« zum — Armeelieferanten: leine Habe wuchs in märchenhafter Weise» rin« Million thürmte sich auf die andere, und des Glückes war kein Ende abzusehen. Da trat eines TaaeS Javer Baruch vor den Bruder hin und sprach: »Ich Hab' Dir helfe» mogeln lang genug» aieb mir den Antheil der mir gebührt". . Da niel aber stemmte die beiden Daumen an die Achselhöhlen und stöhnte einen Urlaut der Entrüstung hervor - »Wenn Du mir ge» Holsen hast, so Haft Du auch erhalten Deinen Lohn. Ich bin der Herr, Du aber vist der Diener". Als ihm die» Wort mit schneidender Külte entgegengrschleudrrt wurde, da büumte sich daS spanische Geblüt in Javer aus. denn die Baruchs sind Spaniolen wie die Gesammtheit ihrer bosnischen Glaubensgenossen. Und Javer Baruch ging hin zum k. k. 15. Eorpö-Evnnnandv und er stattete hvchachiungüvoll und ergebenst die Anzeige, dass lein Bruder Daniel Baruch statt deS vertragsmäßigen Weizenmehls Nr. 5 daS Weizenmehl Nr. 8 an die Truppen verabfolgte, und bah besagter Daniel überhaupt, was „Mogele," betrifft, geradezu als Großmogul erscheine. Die gerichtlichen Aufhellungen, die darauf hi» begonnen haben und die zum Theil vor de» Militärgerichteil erfolgen werden, da auch militärische Persönlichkeiten in die »leidige" Geschichte ver wickelt sind - lassen schniachvollc Thatiachcn in die Erscheinung treten. DaS Risiko, der Nnteruetttnungsgeist. die Sorgen, die.... Regic-AuSlagen, das alles erheischt eine angemessene Entschädigung. Das Malheur des Herr» Baruch bestand nur darin, dass er zu tapfer war in dem Ausmaße dieser Srlbstentschädigung. Daniel Baruch hatte die Haltbarkeit der brüderlichen Gesinnung seines Bruders überschatt, darum war der Daniel gegen den Javer um kinige Nummern zu grob, genau so wie das Mehl, welches der Dämel dem Militär zu liefern pflegte. Es ist ein ganzer Ratten könig von Betrügereien, den die am 30. Juni in Scrajcwo er- ösfucte Lchlußverhandluiig vor Augen führt. Schon der polyglotte Charakter des Prozesses ist recht interessant. Bosnisch, Türkisch, Deutsch und Spanisch tönt es da durcheinander. Spricht doch die Corruption alle Sprachen der Welt, genau so, wie sie sich zu allen Konfessionen bekennt. Es ist demnach wohl auch allzu taktvoll, wenn liberale (lieS jüdische) Blätter einen solchen Prozeß halb oder ganz todtschweigcn. nur um nicht den anticorruptionistischen Millic när Schönerer und dessen Genossen noch mehr gegen die — Jude» auszustachelu. Man erreicht damit gerade das Gegeutheil. Wie schon erwähnt, handelt es sich uni riesige Sunimen. Nicht nur Gctreide- Mogclei. auch unverschämter Wempanlsch. Betrug beim Abwüaen des Fleisches, Betrug verübt an den Subunternehmcrn re. sauen den Angeklagten zur Last. Eine Unmasse Zeugen vom Militär und Civil ist aris ganz Bosnien und auch aus Serbien vorgeladen. Den Barsch sührtKreisgerichtsleiterÄerichtsrath Posilovic. Angekiagt ist Daniel Baruch, 38 Jahre alt, deS Verbrechens des Betruges, weiter wird die Anklage erhoben gegen den Bestellten des vorge nannte» Joses Baruch, 22 Jahre alt, gegen Avram Altarac, 25 Jahre alt, Magazineur, wegen Bctheiligung an dem Betrüge in Serajcwo, gegen Ivan Pollak aus Agram, Buchhalter, weil der selbe als Magazinsleiter an dem Betrüge theilaenommen. gegen Adolf Löwi, Gastwirt!) in Serajewv, weil derselbe seiner Zeit als Buchhalter des Baruch die Militär-Commissionen irrcsührtc und den Pollak in die Schwindeleien einsührte; gegen die Mohamedaner Salih Kadrovic und Bczir Kadrovic wegen Mitschuld am Betrüge, weil sie einen Theil des Mehles im Auttrage von Baruch in einer abgelegenen Kammer des Abgabeinagazilis mischten. Ebenso sind angeklagt Javer Eiendi Baruch wegen ähnlicher Betrügereien in der Station Baujaluka: Elias Baruch. weil er seinem Pater Javer Eiendi beim Betrüge Hilfe leistete. Simvu Baruch, weil er dasselbe that, desgleichen Binjv Baruch und der Diener Michael AtiaS. Die beiden Legieren bestachen auch den »nt der Pisitiruug der Militär- BcrpsleaSartikcl betraute» Fcldwehel Schubar: endlich Josef Baruch wegen Mitschuld an einer Beruntreuung zum Nachtheile deS Aerars. Grojsc Heiterkeit erregte im Laute des Prozesses u. A. daö Borlesen mehrerer Briese, welche AtiaS an Daniel geschrieben. Dieselben beginnen mit den Worten: „An de» sehr geehrten und der Ehre würdigen .Herrn Daniel Baruch" und schließen: »Ich küsse den Saum ihres Kleides und ihre Füße und verbleibe ihr ewiger Sclavc" In diesen Briefen zeigt Alias an, daß das Weizenmehl Nr. 8 an- gekonnucn sei: dasselbe ist jedoch so schön und so weiß, „daß eS eine wahre Sünde wäre" dieses Mehl an die Truppen zu verabfolgen, er werde eS mischen. In einem anderen Briefe bittet er Daniel, er möge ihm rasch ein Fas; Spiritus schicken, damit er Rum und Wein 'abristreu könne, da die Truppen diese Artikel brauchen. Bcrpslegsseldwebel Schubar und Oberleutnant Grbovae dcpouircn über zahlreiche Anstände und Betrügereien, welche im Abgabs- magai», zu Livnv unter Bigno Baruch und Alias voikamcu. So bat Bigno gleich am erstell Tage, nachdem er die Lieferung er standen hatte. Nachts heimlich zwei Kühe schlachten lassen, und an statt des bedungenen LchsenslcilcheS an die Truppen Kuhfleisch ver abfolgen lassen. Bei den verschiedenen Visitirungs-Eoinniissivnen wurde sehr schönes Mehl vorgcwiese», sobald aber die Commission das Magazin verlassen hatte, wurde dasselbe entfernt und schlechtes ans Militär hinausgegeben. Einmal entdeckte rin Soldat beim Abwägen des Fleisches, das; unter dem Bret cm Gewicht von 2 Kilo angebracht sei: Bigno eskamotlrte es rasch und behauptete, daß es nicht aus der Wage gelegen sei: als man aber das an drei Com- pagiuen bereits yinausgegebene Fleisch nachwog, zeigte sich, dab be> >eder Menage genau 2 Kilo fehlten. Der Wein war schleckt und wurde zweimal an die Intendanz eingcschickt, dort aber auali- täimnßig besunden, „obwohl das schon eigentlich gar kein Wein mehr ivac". Und so weiter I — Bei der Confrontativn der Brüder Daniel und Javer kam es zu einer dramatischen Scene. Beide überhäuften einander mit Schmähruscn und schließlich fuhren sie einander in die Haare. Der Richter bestraft die beiden so schön zusaninienpassenden und dennoch einander feindlichen Brüder wegen »»gebührlichen Benehmens im Gerichtssaalc im Disciplinarwege, und zwac den Daniel mit 48 Stunden Einzelhaft, ben Javer mit 20 fl. Geldstrafe, event. 48 Stunden Arrest. Wie viel den schönen Seelen zulesst noch an Strafe zugemesse» wurde, haben wir gestern mitgellieilt. Frankreich. Der Budgetausschub empfiehlt einen Mobil machnngsversuch, der die Territorialarmee unberührt ließe, jedoch eine Eoncentrationsbewegung des mvbilisirten Almeccorps in sich begriffe. Ter Versuch würde 7 Millionen kosten. Tic Tcvutiltcnkammer hat einen Antrag Ricards, die De mission Flogurts zurückzuwcise» und denselben zu bitten, aus seinem Posten zu verbleiben, einstimmig angenvmmen. Im weiteren Ver lause der Sitzung gelangten die Berichte über die Vorlagen des Kr,cgs»iinisterö betreffend die Errichtung neuer Eavalcrie - Regi menter und die Organisation der Infanterie zur Verlesung. ES wurde daraus die Dringlichkeit für die Beratbuna beschlossen und legiere den« Wunsche des KriegSministers entsprechend, aus Mitt woch festgesetzt. Im ersten Semester des laufenden Finanzjahres blieben die 1,500 FrcS. um 25,032,400 namentlich dic Ziickerstcucr 25.047M) Fics. Dagegen trugen mehr ein: die Mobrliarsteuer 11,815,400 Jrcs. und die Einnahmen aus den Posten 3,434,000 Frcs. Paris. Am Montag wurden die unterbrochenen Verhand lungen gegen den Mörder Pranzini vom Gcschworcnen-Hofe wieder ausgenommen. Obgleich Pranzini auch diesmal alles rundweg leugnet, suhlt man doch aus seinem ganzen Wesen heraus, daß er sich verloren giebt. Die gestrige Soinitagspause scheint ihn mürbe gemacht z» haben — er ist in seinen Antworten unsicher, wieder- wricht sich öfterer als früher und macht den Eindruck eines Menschen, der den letzte» Halt zu verlieren beginnt. Die heutige Verhandlung diente aus'chließlich der gerichtsiirztlichen Aussage und dem Zeugen verhör. Dr. Brouardcl dcponirt. daß er am Morgen nach der Mvrdnacht Marie Rcgnault mit durchgeschnitteiier Kehle im Blute l habe. Der sörmlich schwimmend vorgcsnnden habe fürchterliche Schnitt, lichen unvergeßlichen Eindruck: die Fäuste der Gemordeten waren krampshast geballt und die Nägel der Finger in daS Fleisch der aeba .. .. .. inneren Handfläche eingedrungc». Noch nie, sagt der Arzt auS, hat «r eine Tadle von so entsetzlichem und erschütterndem Aussehen zu Gesicht bekommen. Der Kamincrsran war der Hals gleichfalls bis zur Wirbelsäule durchgcschnitlen, und das Kind derselben war förm lich geköpft, das Haupt desselben hing nur noch an einigen Fleisch- thcüen. Nach Beendigung der ärztlichen Begutachtung entrgng sich dem Auditorium ein einziger Schrei der Entrüstung. Nur der Mörder blieb ruhig, und ans die Frage des Präsidenten, ob ihn die schauerlichen Erinnerungen zn keinem reuigen Geständniß zu bewegen vermögen, antwortete er mit komödiantenhaftem PallwS: »Meine arme Gesiebtek Dir armen Opfers" Nach ekntt Pause begann das Zeugenverhör, da» sich für Pranzini geradezu erdruckend gestaltete. Dennoch gestand er mchtS ein. Der Präsident machte ihn aufmerksam, bau sein Leugnen da» Schicksal, daS ihn erwartet, nicht aufhalten könne, und kündigte (Abends Ü Uhr) die Fortsetzung welches mit der (früheren Ebcf der diesem das Zeugnii; Glückwünschen die Vulgaren allen unverzüglich aner- der Verhandlung <lir morgen an. Italien. DaS militärische Ehrengericht, Prüiung der Anklage gegen den General Genoc Massouah-Erpeditivn) betraut war, stellte die ehrenbastester Pflichterfüllung aus. Durch die Explosion eines Pulvermagazins zu Taulud bei Massauah wurde ein großer Theil der für die afrikanische Herbst campagne bestimmten Munitionsvorräthe zerstört. Die Urheber schaft an der Explosion wird den Abessyniern zugeschrieben. Außer 7 Tobten werde» ra. 50 Verwundete gezählt. Sämmtliche ministerielle Organe beglückt zur Wahl ihres neuen Fürsten, den Jb kennen werde. Schweiz. Der Schaden für die in Zug versunkenen Im mobilien und die unbedingt abzubrechenden Gebäude wird amtlich auf 478.000 Franken taxirt. An der Feststellung des Mobiliar- schadens wird gearbeitet. Belgien. Die Minister haben de» Beschluß gefaßt, sich bei der Kammer-Abstimmung über den persönlichen Militärdienst, der Stimmabgabe zu enthalte». WaS der ganzen Militärsrage für die inneren politischen Verhältnisse Belgiens eine besondere Bedeutung verleiht, das ist die Spaltung, welche sie in der klerikale» Partei hcrvvrgerusen hat. Die katholische Presse sieht erschreckt, daß die Nurmigkeil zwischen de» Führern mimer größer wird und die Hoff nung, die Macht noch auf lange Zeit zu behaupten, schwindet. Ist es doch schon so weit gekommen, daß die hervorragendste» Führer, wie die Deputirte» Woeste, Nvthomb, Evouiauns sich öffentlich in bitterster Weile bekämvsen und ihre schmutzige Wäsche zur Belusti gung der Liberalen öffentlich vor der Kaimiier waschen. Da» von den klerikale» Heißspornen in Scene gesetzte Aushetzen der katho lischen Vereine gegen das eigene Partei-Ministerium und die ge mäßigten katholischen Elemente trägt seine Früchte. Die bisher sestgkschlosscne Einheit der katholische» Partei ist ernstlich erschüttert. Ter Kricgsininister General Pvntus ergriss in der Kamuier das Wort zu Gunsten der Militärresorm und erklärte, die belgische Armee in ihrer heutigen Zusammensetzung, ausschließlich aus den arme» Klassen, könne ln Zukunft keine genügeude Stütze sozialer Zustände sein, der Sozialismus beginne iu bedenklicher Weise in die Kaserne» eiuzudringen, wirksam könne diesem Uebel nur durch Theilnahiue sännntlichcr Bürger an den militärischen Pflichten ge steuert werde». England. Im Unterhaus«: bezeichnctc Chambeclain die irische Landgesetzvorlagc als einen ehrlichen Bersuch zur Behandlung der dringendste» Ersoidemisse der Lage. Er behauptete, sie wäre vo» hochherzigerer Natur, als irgend eine vorherige derartige Maßregel. DaS Amendement Eampbell-Bamiermans rege eine Nebcnfragc au, die mit den Zwecke» der Vorlage i» keinem Zusammenhänge stehe, den» ivcr für die zweite Lesung stimme, würde dadurch der Frage betreffs Revision der Pachtzinse nicht prijjudiziren. Er (Chaniber- lai») wäre vorbereitet, für die zweite Lesung zu stimmen; gleich wohl räche er der Negierung nur, die von den Parnelliten bean standeten Bankcrotklauleln, wonach ein Grundbesitzer seüum zah- lungSsäumigcn Pächter zwingen könne, sich für zahlungsunfähig zu erklären, nuSzustreiche». Der Unterstaalsiekretär des Auswärtige», Fergusson, theilte im Unterhaus mit, daß der Sultan außer Stande war, Druminond Woiss in der vorige» Woche zu empfangen; derselbe habe dämm die Ähschicdsaudien; auf nächsten Freitag festgesetzt. Die Abreise länger auszuschieben, sei nicht beabsichtigt. Aus eine Anfrage Bryces, ob dieser Termin definitiv sei, rrwicdert Ferguffoii, er könne eine definitivere Erklärung nicht abgeben; sobald der bezügliche Schriftwechsel bekannt sein werde, würde inan eiiffehen, dag weder die Würde noch die Interessen Englands irgendwie komprvmittirt seien. Die im Lager vo» Alderihot abgehaltcne Truppenschau war wohl das großartigste militärische Schauspiel, das in England jemals gesehen worden. Im „Langlhale" waren 00,000 Manu reguläre und freiwillige Truppen oller Waffengattungen unter dem Ober befehle de- Herzogs von Cambridge ausgestellt. Ter Aufmarsch der Truppen war eben vollendet, als die fürstlichen Gäste ans London eintrase». In Farnbvrvugh standen Pferde in Bereitschaft, und der Prinz von Wales ritt, begleitet von seinen zwei Söhnen, dem Könige vo» Griechenland und dem griechischen Kronprinzen, dem Könige von Sachse», dem Kronprinzen von Portugal und dem persischen Thronfolger, mit einer zahlreichen und glänzenden Suite nach den« Paradeseldc. Die Prinzessin von Wales mit ihren Töchtern und die Herzogin von Teck folgte» in offenen Equipagen. Bald daraus verkündete» Kanonenschüsse, daß die Königin den Kgl. Pavillon, wo sie die Nacht zngebracht hatte, verlassen habe. Tic Monarchin halte in einem von vier Grauschimmeln gezogenen offenen Wagen Platz genommen und war von den Prinzessinnen Christian von Schleswig-Holstein und Heinrich vo» Battenberg begleitet. Die Eskorte bildete die indische Kavallerie und eine Schwadron Husaren. Neben dem Wagen ritten der Herzog von Connaught, Prinz Ebristian, Prinz Heinrich von Battenberg, der Großbcrzog und der Erbgrvßhcrzog von Hesse». Beim Heraunahcn der Königin intonirteii die Musikkorps c»e Bvlkshymiie, und die Truppe» salulirte». Hierauf sprengte der Herzog von Cambridge zur Königin heran und verlas die Gllickwuwch-Adressc der Armee, auf welche Ihre Majestät eine Antwort ertheilte. Dann ließen die Zuerst kam der Truppe», der in größter Ordnung vor >rch am., die Infanterie, dann die Kavallerie und zuletzt die Artillerie, das Geniekorvs und der Train. Der Prinz von Wales führte die Leib liche und daS 10. Husarenregiment, der Herzog von Connaught die Schützcnbrigade bet der Königin vorüber. Nach dem Vorbeimarsch bildete die Kavallerie eine lange Linie und avancirte, den Herzog von Cambridge an der Spitze, bis fast dicht an den Wagen ocr Königin. Mit diesem Massenritt endete unter Kanonendonner die große Jubiläums-Heerschau. Den „Daily News" zufolge lud die englische Regierung die Mächte zu einer Konserenz über die Zuckerprämienfrage ein und schlug London als Versammlungsort vor. Die Regierung sei jedoch nicht abgeneigt, die Konserenz auch an einem anderen Orte statt, finden zu lassen. London. Die Auswanderung von unseren Gestaden ist dieses Jahr bei Weitem größer, als viele Jahre zuvor. Bis Ende Juni Iviirde» 207,M Ariswandcrcr gegen 101,20!) im Vorjahre gezählt. Aus Irland wandcrten allein 50,323Perivnen gcgcn35,790 imVoriahrc a»S. — Am Sonntag Nachmittag ward in der SvuthwarkSstrcet das große Waarcnhaus von W. Äurgeß durch Feuer zerstört. — Eine heftige Collision fand am Sonntag Nachmittag auf der Themse statt zwischen dem Dampfer „Prinzeß Mary" und einer Barke. Zum Glück sind keine Menschenleben zu beklagen. Die !M Passagiere des ersten Schiffes wurden gerettet, nur bei einer Person war ein Beinbruch zu konstatiren. Rußland. Wie aus Moskau gemeldet wird, leidet Katkow an schwerer Melancholie. Man befürchtet eine geistige Erkrankung. I» der nächsten Zeit steht in Petersburg die Verhandlung eines Preßprozeffcs bevor, der großes Aussehen erregen wird. Der deutsche Mllitärbcvollmächtigte am Petersburger Hole, Oberst v. Villaume, hat die gerichtliche Verfolgung wider die „Now. Wrem." angestrengt wegen einer in dem erwähnten Blatt veröffentlichten Brüsseler Korrespondenz, in welcher äußerst sensationelle Date» über die Thätigkeit des Herrn v. Villaume mitgctheilt werden. Zur Verantwortung gezogen wird nicht nur Herr Feodorow als Redakteur, sondern auch Herr Suworin als Herausgeber der Zei tung. Die Angeklagte» haben sich bereits beeilt, die erforderlichen Daten zu beschaffe», auf welchen sie ibre Verthcidigung basircn wollen. Herr Saguljajciv, einer der Mitarbeiter der „Now. Wrem.", ist nach Paris gereist, um dort aller Art Beweiöniatcrialie» zu sammeln. Bulgarien. Eine Meldung der ,.N. Fr. Presse" aus Peters burg stellt eine wahrscheinliche Verständigung Ru Deutschland in der bulgarischen F ein gewaltsames Eingreifen Ru lägen vielmehr Anzeichen vor. Verständigung Rußlands mit Frage in Aussicht und betont, daß ßlanos nicht beabsichtigt fei. Es , .... Saß Rußland, falls durch die Ver mittelung Deutschlands Garantien gegen das Anwachsen des öster reichischen Einflusses in Bulgarien geschaffen würden, einen Modus finden werde, weicher die Anerkennung des Prinzen von Coburg Bul zum Fürsten von Bulgciricn ermögliche» könnte. Die Antwort des Prinzen Ferdinand von Coburg an den Munizipalrcitb tn Sofia drückt die Uelierzcugung ans, die Bürger schaft werde chm in Treue ergeben sei». — Der erste Rcgieruiigs- akt des neuen Ministeriums ist eine Amnestie für alle politischen Flüchtlinge und Gesangcnc. An den Straßenecken ist ein Mani fest angeschlagen. in welchem der Prinz von Coburg für die. bei- Nlusia MMyunverr, aus Bulgarien seinen Dank auSsp gung und rechnet Volkes, welches all rrinöglichcii werde. Wie aus Sofia gemeldet wird, häufen sich in letzter Zeit wieder Gesuche gewesener österreichisch-ungarischer Offiziere und Unteroffi ziere um Ausnahme in die bulgarische Ärmer. Alle diese Gesuche ersuhren ausnaiunSlvö die gleiche verneinende Erledigung, da die bulgarische Regiert»»; principiell keine fremdländischen Offiziere ausuehmen will. Es existirt derzeit in der ganze» bulgarischen Armee nur ein einziger gewesener deutscher Offizier und dieser wurde seinerzeit bei der Einverleibung der vstrumelischen Truppen mit übernommen. Afghanistan. Nachrichten aus Afghanistan geben über die Gefechte zwischen Gholam Haider Khan, dem Generale des Emirs, und den Aufständischen am 13. und 10. Juni jetzt volle Aufklärung. Ai» 16. hat Gholam Haider wirklich einen Sieg davon getragen, indem er einem seiiidlichen Trupp von etwa 1200 Mann eine Schlappe beibrachte, die ihm ermöglichte. 00 abgeschuittenc Köpfe als Siegesdenkzeichen einzilheimsen. Eine große Bedeutung, wie der General amänglich behauptete, hat lencS Treffen indes; nicht gehabt, da die Aimtändischen, wie aus der Zahl der Thciluehmer am Gefecht hervorgeht, nur einen Bmcktheil ihrer Kämpfer an Ort und Stelle batten. Wie bei dem Bericht über die letzten Gefechte hat mau in Kabul sich auch hinsichtlich der Niederwerfung des Mi- litärciusstandes iu Herat arge Schönfärberei zu Schulden kommen lasse». Es wurde zuerst die völlige Veinichtung der ausständischen Truppen behauptet. Neuere Mittheiluuge», d>c >u Kalkutta für ganz zuverlässig angesehen werden, stellen den Vorgang ganz anders dar. Das 1000 Mann starke Hasari-Regiment erhielt 800 Ghilsais vom Stamm der Andarl. Diese Andaris wurden von dem Ghilsai- Häuptliuge Taiiucir Schah, der Stellvertreter des Oberbefehls habers der Besatzung war, zu einer Verschwörung gegen das Leben deö Statthalters angcslistet. Der Anschlag wurde zwar entdeckt, indeß empörten sich die Andaris dennoch, bemächtigten sich aller Hinterlader im Arsenal, suchten vergeblich des Statthalters habhaft zu werdeiy und verschanzten sich daraus in ihrer Kaserne. Nach dem der Statthalter sie fruchtlos zm» Verlassen der Stadt anfge- sordcrt hatte, sannnelte er 1200 auserlesene Soldaten und einige Geschütze, um sie cmzugreise». Darauf zogen sich die Andaris kämpfend unter geringen Verlusten ans Herat zurück und marichirten ohne Unterbrechung durch Obeh und Ghor zn dem Haupttrupp der Aufständischen m Nawai Tarakhi. Eine von Kabul aus gegen sie ansgeschickte Streitmacht traf zn spät ein, um sie abzuichneideii; doch gelang es. ihren Anführer Tannar Schah auf der Flucht nach Persien iu Kuhsan zu sangen. Gegenwärtig ist Herat ruhig. Die drei Kabuli-Regimenter, deren Uebertcitt zu den Aufständischen man für möglich hält, lind vorsichliger Weife außerhalb der Stadt untergebracht. Es sind genug Truppen aus den Provinzen Herat und Kandahar in der Stadt, um sie gegen einen etwaigen Aufstand jener Kabulis zu halte». Für Gholam Haidec ist in Kandahar eine Verstärkung von zwei Regimentern emgetroffen, die sich indeß mit ihm noch nicht haben vereinigen können. Sicher ist, daß der von Nur Mahvined >m Bezirke Khost angezettelte Ausstand zusammen- gcbrochen ist. Ungefähr am 24. Juni rückte eine Streitmacht des Emirs in Khost ein, worauf die aufftüildischcn Mangurs und andere Stämme Stur Manomed verließen. Nur Mahomed selbst entfloh zn den Afridis. ES heißt, daß der Erfolg des Emirs in Khost wesentlich daher rührt, daß er die Mollahs aus seine Seite brachte, indem er erklärte, leinen Ungläubigen, weder den Engländern noch den Russen, sein Vertrauen schenken zu wolle». Amerika. Die Mitglieder des Ordens der „Knights of Labor" habe» soeben mit großer Majorität, d. h. drei Viertel» der sämmtliche» Assemblics, eine neue Konstitution angenommen, was ihnen durchaus nvthwendig erschien, da es in letzter Zeit mit dem Orden stark bergabwärts gegangen war. Ein Haupt-Paragraph der neuen Konstitution ist derienige, welcher vorschrcibt, daß jedes besondere Handwerk eine dem Orden unterstehende nationale Ge- werkichafts-Assembly bilden darf. Zu diesem Zugeslandniß sahen sich die „ArbeitSrillcr" gezwungen, oa in letzter Zeit viele gelernte Handwerker sich von ihnen lvSgesagt hatten und entweder bereits bestehende» Gewerkichasts-Unionen bcigetrcten waren oder solche gegründet halten. Ob den „Knights vl Labor" dieses Zngeständ- niß viel nütze» wird, ist bei dem bereits sehr weit borgeichrittenen Verfalle des Ordens und der in demselben herrschenden Spaltung zweifelhaft. Jedenfalls wird die in der Konstitution ausgenommene Bestimmung, welcher zufolge bei den Versammlungen, Pickniks und Unterhaltungen aller Art des Ordens keine geistigen Getränke ge nossen werden dürfen, nicht dazu beitragen, den Orden (namentlich bei den Deutschen und Irländer») populär zu machen und demsel ben neue Mitglieder zuziisührcn. Australien. Im Königreich Hawaii (Sandwichsinseln) ist es zn der seit lange vvrnusgeschencn Revolution gclomnren, die sich indes; rasch und ohne Blutvergießen vollzogen hat. Die Einwohner von Honolulu und der Umgebung haben die Zügel der Regierung ergriffen und die freiwilligen Truppen des Königreichs haben Partei für sie genommen. Die Folge davon war, daß das Ministerium Gibson gestürzt und ein Kabinet vom Volke ernannt wurde, an dessen Spitze Mr. William Greene steht. König Kalakaua darf aus dem Throne bleiben, obwohl er seiner bisherigen Macht entkleidet ist, da er dem Verlangen nach einer neuen Venassuiia stattgab und einwilligte, dem Willen des Volkes zu gehorchen. Der König war sehr bcuiiruhigt und berief den amerikanischen Gesandten sowie die Kommissare Englands, Frankreichs und Portugals zu sich, denen er seine königlichen Machtbefugnisse zeitweilig zn übertragen sich er bot Di-r Gi-bindti- mit, bi? Ocimniikkni-p Ipliiitc-ii bic-ipki aiiK-rliic-ti-n bot. Ter Gesandte und die Konm ab, erthcilten ihm aber den Rath, ra trefflichen Künstlern heute alle Anerkennung zu zollen, welche sie sich durch ihre prächtigen Leistungen in so hohem Grade verdient haben. -s Mit kommender Saison scheidet Frau Pauline Sch öller wieder aus dem Verbände des Münchener HosthcatcrS. -s Die erste deutsche Bühne, welche Vcrdi's „OthcIl o" zur Aufführung briiiat, wird das Münchner Hvftheater sein. Die Inten danz hat daS Werk definitiv erworben und gedenkt es nach Zöll ners Musikdrama „Faust" in Scene gehen zu lassen. -s lieber das in Bra,i»schwcig zu errichtende Abt-Denkmal dürste bald ein entscheidender Entschluß gefaßt werden. Es sind bisher dort und durch Beiträge deutscherund außerdeutschcrGesang vereine und Licdersreundc 19.150 Mk. cingcganaen. Auch das Aus- ichreiben findet nächstens seine Erledigung, mvem im August eine Ausstellung der bisher emgcsandten Entwürfe stattfinden soll. Zum Besten deS Denkmals findet am 28. Juli in Äraunschweig ein grö ßeres Concert statt, an dem sich etwa 800 Sänger bcthciligen werden. -s Die Direktion des Concerthauscs in Berlin hat für ihre nächste Wintcrrvncertzcit in den Fachzeitiingcn ein Preisaus schreiben für Komponiste» bekannt gegeben. Es sind für Orchesterkomposilioncn verschiedener Art nicht weniger als acht Preise ausgesetzt worden, nämlich für Orchester-Sinfonien drei Preise: 1000, 500 und 300 Mk.. für Orchester-Suite» ebenfalls drei: OM. 4M und 200 Mk. Außerdem sind aber auch noch zwei Preise von 5M und 3M Mk. für Melodramen mit verbindendem Text zur Deklamation bestimmt, für welche indessen nur deutsche Komponisten zugelaffcn werde» solle». Die Konkllnciizarbeiten müssen bis zum l. November d. I. an die Direktion des Evnccrthauseö (Berlin W. Leipziger Str. 48), riiigcscndct werden -j- Göthe ' s Werke, hcmusgcgeoc» im Aufträge der Groß- hcrzogin Sophie von Sachse», werden demnächst im Verlage von H. Böhla» in Weimar in 4 Abtheilniigen erscheinen, und zwar ent hält die erste Abthcilung Göthe's Werke in 50 Bünden, die 2. Ab- tbcililng Göthe's naturwissenschaftliche Schriften in 10 Bänden, die 3. Abthcilmig Göthc'S Tagebücher und die 4. Abtheilirng Göthe's Briese. Jede Ablbcit»»g ist einzeln zn beziehen, nicht aber die einzelnen Bande. In demselben Verlage wird der von allen Gölhesrcunde» mit Spannung erwartete Abdruck von Göthe's „Faust" i» ursprünglicher Gestalt »ach der Göchhausen'schen Ab schrift, hcrausgcgebeii von Erich Schmidt, im Oktober dieses Jahres erscheine». äre lehnten dieses Anerbieten ein neues Kabinet zn bilden. Feuilleton. f Tie heutige Ausführung von G. v. Moser's „Zugvogel" im Residenztheatcr findet, wie mehrfach erwähnt, zum Benefiz von Frl. Meyer und Herrn Blcncke statt. Frl. Meyer verläßt bekannt lich das Wallnertheater schon jetzt, um an das Deutsche Theater überzusicdel», und Herr Blcncke hat sich vom Frühjahr ab dem neue», vo» Oskar Blumcnthal zu errichtenden Theater verpflichtet. Beide Darsteller scheiden demnach ans dem Wallnertheater-Ensemble -">ß ' Nr. »US. Seite S Donnerstag, LI. Juki
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