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Dresdner Nachrichten : 18.04.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187404189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740418
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-04
- Tag 1874-04-18
-
Monat
1874-04
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.04.1874
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HL..M tt. «b,», > »iilwliiiir, dur« dl« oDtr «,r. «njkln, »«miiern I Rur. «»D^-L-tocroittl. gar d>« «ück,atr «>n«k< g«»ler Manulcriple m»«ht Üch dir lXkdaiU»n »iqi vcrtindlich. S»I«ratt».«nnabmr «u». »Ilrt»: »ul V«s>»'>» Hamburg. ver> . n wIru Lclpjlg. «a,c,. Drcllau. hraukfur, u. M. — Lud. «n>„« in Brrltn, zcipjlg, Wicu. Hamburg. gr«>kfurt a. M., Mlln- A«I. — Vaud« » c«. in granlfurl n. M. - V«I«t iu ildknmitz. — Ua- »»». üuiu«r a Lo. In Varl». Reilnrrhntkr Jahrgang. TMblatt für Unterhaltimsi und Geschäftsverkehr. Druck und Clgenthum der Herausgeber: Ltepsch ^ Netchardt^in Dresden. Verantwort!. Redakteur- IMtS Neichardt. Dresden, Sommbeit-,l8 **'»rnl«»trd«n ««»»> h , IN airgclirnrmr» 1» Äb U»r, Emmlag» v-, Miuau» Udr. I» «ruttadt: grolle «loller» anlleli bl» Slawin.-t Udr. Der Raum einer kiu- lpaltiacn Vetlljkilc ionrt Id V^.^lklu^eiandl dl« Sine Garantie iiir da» «lichlltSalae Eriche«» uen der Inserate wird nicht gegeben. 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General von Loigt - Nheetz wünschte unbedingt 3 Leutnants, da die neue Schußwaffe eingehendere Instruction der Mann- ffhaften verlange und die Zahl der vorhandenen Osficiere für die Ausbildung der Leute im Schwimmen, Turnen und Fechten nicht ausreiche. Damit die Regierung aber wirklich 3 Leutnants per Compagnie anstelle und nicht, so lange eö an den dazu nöthigen Personen fehle, die Leutnantsgagcn zu anderen Zwecken verwende, wurde die Fassung „2 oder 3 Leutnants" beschlossen. Jedes mal bei der Ausstellung des Etats wird dann nachzuweisen sein, wie viele liebenswürdige Leutnants auf deutscher Erde wandeln. Außer dem verdient noch erwähnt zu werden, daß der Lassalleaner Hasen clever die in der Presse vielfach berichteten Mißhandlungen Unter gebener durch Vorgesetzte in krassen Uebertreibungen und in der leicht erkennbaren Absicht hervorhob, die Mannschaften aufzu reizen. LaSker hielt mit Recht ein, daß Niemand im Stande sei, die Armee aus lauter tugendhaften und unfehlbaren Menschen zu sammenzusetzen, daß aber für Mißhandlungen das Militärstrafgesetz buch besonders scharfe Strafen sestsetzt. In neuerer Zeit haben wir häufiger als sonst conftatiren können,'daß brutale Nntcrofficiere und rohe Osficiere für ihre Mißhandlungen gebührend bestraft werden. Trotzdem bleibt das Verlangen gerechtfertigt, daß jeder Fall eines derartigen Vergehens zur Untersuchung und strengen Ahndung ge- . bracht werde. - ' Ohne Belang sind die sonstigen Meldungen aus Deutschland. Aus Oesterreich verdient der Beschluß Erwähnung, den Antrag auf Ausweisung der Jesuiten in einen Ausschuß des Reichsraths zu ver weisen, d. h. daselbst zu begraben. Niemand täuscht sich darüber, daß mit der Ausweisung der Jesuiten der Orden selbst nicht stürbe. In tausend Verkleidungen würden sie namentlich in ei« Land zu- rrickkehlißlMM,hem xs, wie in Oesterreich, so viel« urch «üchtige.Äün- ner der Jesuiten gießt. Denn Klöster und Kanzel sind nicht die ausschließlichen Wirkungsstätten dieses Ordens. Woher schreibt sich denn die Abneigung und die Unduldsamkeit der Bevölkerung gegen ihn? Warum verlieren die Gesetze der Humanität und Dul dung ihre Geltung gegen die Jesuiten'? Ist es ihre laxe Moral? In welcher Gescllschaftsilasse ist heutzutage nöch eine ausgeprägte, strenge Sittlichkeit zu finden? Ist es ihr Grundsatz, daß der Zweck das Mittel heilige? Gewiß empört sich das Rechtsgefühl gegen diesen verwerflichen Grundsatz, aber wie Viele, die nicht jenem Or den angehören, huldigen ihm in ihren Thaten auch? Nein, es ist das theokratische System dieses Ordens, das den Instinkt des Volkes immer und immer wieder gegen die Jesuiten aufruft. Es ist die Knechtung des Geistes, die Ueberwachung jeder Regung des mensch lichen Herzens, die Vergewaltigung der menschlichen Natur, was der Jesuitenorden predigt und wogegen sich das menschliche Gemüth auf bäumt. Die mißbräuchliche Verwendung religiöser Gefühle zu ir dischen Zwecken - dieser Grundgedanke des Jesuitenordens — läßt das schlichte, religiöse Volksbewußtsein in Hellem Zorn immer auf's Neue entbrennen. Die Jesuiten streben die Weltherrschaft an, sie bedienen sich dazu des universalen Zugs der römischen Kirche und des Papstes, die sie beide unumschränkt beherrschen, sie suchen auf allen Gebieten des menschlichen Geistes, in Kunst und Wissenschaft zn glänzen, um herrschen zu können; keinen Zweig menschlicher Thä- t gleit, kein Alter noch Geschlecht verschmähen sie zn diesem Behufe und diese Wahrnehmung ruft den unerbittlichen Haß der Völker Men sie auf. Die schärfste Verurthcilung der „Jesuiter" liegt in der in Süddeutschland und Oesterreich gebräuchlichen Bezeichnung „Jesuwider". Gegen ihre furchtbare Organisation kann nur wach sende Aufklärung und die Verbreitung aufrichtig-religiösen Gefühls, echter Sittlichkeit schützen. In Frankreich dominirt der Jesuitenorden gewaltiger als je. Er bedeckt das Land mit Wallfahrten nach den verschiedensten Mirakelorten, mit religiösen Vereinen aller Art. Im vorigen Jahre wallfahrtcten nicht weniger als zwei Millionen Franzosen; dieses Jahr verspricht noch ganz andere Ergebnisse. Die clericalen Ver eine in Marseille gebieten schon jetzt über jährliche Einkünfte von 80,000 Francs Ein Verein, „Iws 8aint» 'l'auri.-.tv»", meist aus jungen Ltutcn bester Familien bestehend, besucht die Dörfer in der Umgegend großer Städte, um den Messen und Prozessionen beiz»? wohnen und io dem Landvolle und gemeinen, Manne mit gutem Beispiele vv izugehen. Daneben agitirt man für die „Freiheit der Testamente". Das klingt sehr verlockend, steuert aber auf Vernicht tung der gesetzlichen Bestimmungen über das Pflichttheil und darauf hinaus, daß Tcstirende ihr ganzes Hab und Gut der Kirche sollen überlassen und ihre Angehörigen darum bringen können. Weg zu einem erfreulicheren Bilde! Ohne daß England, geschweige denn der Continent, etwas ge ahnt hätte, rüstete das englische Ministerium in der letzten Zeit nicht weniger als eine ganze Flotte, 10 Dampfer und 5 Barken aus. Di« Flotte ist zur Bekämpfung der Hungcrsnoth in Bengalen bestimmt und soll zu Anfang Juni ihre Operationen beginnen. Bekanntlich ist die Hauptschwierigkcit in Bengalen nicht sowohl die Beschaffung der Nahrungsmittel, als vielmehr deren Beförderung und Berthen lung. - Einer der ersten Regierungsakte des als äußerst energisch bekannten Marquis of Salisbury, des neuen Minister« für Indien, war daher die Ertheilung des Befehls zum Bau der erwähnten Flo^ tille, die auf den Flüssen zur Verwendung kommen soll. geringer Tiefgang war erforderlich und die Schiffe wurden so ge baut, daß sie in England auseinandcrgenommen, transportier unk an Ort und Stelle wieder leicht zusammengesügt werden tonnen Jedermann, wer er auch sei, wünscht natürlich dieser gegen di> HungerSnoth ausgerüsteten Expedition Glück und Gelingen, denn wohl selten ist eine Flotte zu einem menschlicheren Zwecke direct er baut worden. Die Noth, furchtbar, wie sie schon jetzt auf Unzählig, drückt, wird in ihrem ganzen Grimme erst in den Monaten Juli bis September wüthen und die kleine Flotte kann und wird viel Gutes stiften. Lokale- ««d Sächsisches. — Der Eisenbahudirector Pöge zu Dresden hat den preußischen rotben Adlerorden 111. Classe, Ur weck. Bille zu Dresden den russischen St. Stanislausorden II l. Classe erhalten. — Dem Vernehme,: des „Dr. I." nach wird unser Landtag Montag den 27. April wieder zujammentreten. — Nachdem die große Landestrauer dieser Tage zu Ende ge gangen, haben die Damen, die zum Hofstaate gehören und die Gattinnen der Offiziere, die schwarzen Kleider abgelegt und zeigen sich wieder in bunten Gewändern auf den Straßen und in Gesell schaften. — vr. Max Jordan, Direktor des städtischen Museums in Leipzig, ist nach Berlin als Direktor der Nationalgalerie berufen. — Im Anschluß an unsere Notiz in voriger Donnerstags nummer über das Resultat de- gegen die Prager Zeitung „Politik" angestrengten Verleim,dungsprozefseS wegen eines Schmähartikels gegen König Johann können wir niittheilen, daß der aus demselben Grunde gegen den hiesigem Volksboten im Gange gewesene Prozeß ebenfalls in erster Instanz beendigt ist. Das Urtheil lautet unseres Wissens auf 6 Monate Gefängniß für den damaligen verantwort lichen Nedacteur des Volksbotcn, Schuhmacher Johann Klenip, welcher dermalen be»its wegen Preßvergehen Strafe verbüßt. — Im weiteren Auszüge aus dem Einnahmebudget berichte nehmen wir die wichtige Position der StaatSbahnen vor weg. Vorausgeschickt sei die Bemerkung, daß es ziemlich schwierig ist, sich in diesem Theile des Berichts so rurechtzufinden, daß Irr lhümer ausgeschloffen wären, da der Referent Oehmichen z. B. di, verschiedenen Gehaltstabellen, welche die Regierung vorgelegt hat. einfach nebeneinander abdruckt und es nun dem Leser überläßt, aus den verschiedenen, oft sich ergänzenden oder aushebenden Ziffern das Resültat mühsam herauSzuiuchen. /Auf mehrere Anfragen hat die Regierung erklärt: Die Einführung einer vierten Wagcnclafse ist auf den Staatsbahnen singeleitet. Es soll damit nach und nach vor- gcgangen werden und zwar so, daß mit den in Chemnitz einmünden den Linien, sowie der Zwickau-Schwarzenbcrger Bahn der Anfang gemacht wird. Ob die Einrichtung seiner Zeit auf alle Linien zu erstrecken, wird von den zu machenden Erfahrungen abhängeu. Die Frage der zweckmäßigsten Art der Erwärmung der Coups's ist noch nicht abgeschlossen, einstweilen ist die Zahl der Wärmflaschen bedeu tend vermehrt worden, um auch die dritteWagenclasse zu erwärmen. Mit der Herstellung bedeckter Perrons auf Bahnhöfen und der Ver besserung von Bahnhosöanlagen, wo das Publikum über mehrere SchicnCngeleise zu gehen hat, soll fortgesahren werden. Die Staats bahnen sollen im jetzigen und nächsten Jahre einen Bruttoertrag von 14,851,138 Thlr. geben; nach Abzug von 9,075,448 Thlr. Kosten liefern sie den Staatskassen einen Reinertrag von 5,775,690 Thlr. Da ihre Herstellung 94 Millionen kostete, so verzinsen sie sich mit 6,14 Proccnt. Zuschüsse erforderten die Linien Chemnitz- Hainichen, Zittau-Warnsdorf, Radcberg-Camcnz, Schlema-Schnee- berg, Borna-Kieritzsch, Annabcrg-Weipert. Letztere gehört einer Privatgesellschaft, der Staat hat den Betrieb mittelst eines Pacht vertrags übernommen, der, wie sich nachträglich herausgcstellt hat, für die Privatgesellschaft ungemein vorthcilhaft ist. Erst nach dem 15. Betriebsjahre ist der Vertrag seitens des Staats kündbar. Die sämmtlichen Staats- und in Verwaltung des Staats stehenden und von ihm betriebenen Privatbahnen haben zusammen eine Länge von 1074,151 Kilometern (143,22 Meilen). Die Verzinsung der Staats- und der bezcichneten Privatbahnen ist in der lausenden Finanzperiode geringer als früher, weil 1. die kürzlich eröffnet«-,, Strecken Großschönau-WarnSdorf, Nadeberg-Camenz, Chemnitz- Borna nebst Zweigbahnen und Annaberg-Wcipert nicht nur keine Rente ergaben, sondern zum Theil sogar noch Zuschüsse erfordert haben, 2. die Bau- und Ausrüstungskosten der neuen Linien ebenso wie 3. die Erweiterungskosten auf allen Linien, 4. die Ansprüche des reisenden Publikums an die Bahnen, die Haftpflicht für Unfälle und die Vorkehrungen für die Sicherheit des Verkehrs, 5. insbeson dere Löhne, Gehalte und Materialpreise gestiegen sind. Löhne stiegen um 30, Kohlen, Eisen, Steine, Holz und Oel um 15—25 Procent. Diesen Steigerungen der Betriebsausgaben gegenüber sind aber die Tarife nicht erhöht, vielmehr mannichfach herabgesetzt worden. Der PensionSsond für die Wittwen und Waisen der Staatseisenbahn beamten, die nicht Staatsdiener sind, ist, um diese Pensionen denen der Hinterlassenen der Staatsdiener anzunähern, dadurch unterstützt worden, daß der Staat seinen Zuschuß von 4 Thlr. pro Kopf auf 8 Thlr. erhöhte, den Mitglieder» der Pensionskassen aber keine Er höhung ihrer Beiträge angesonnen hat. Bei 5,600 Beamten er wächst der Staatskasse hieraus ein Mehraufwand von 22,500 Thlr. jährlich. Auf eine Anfrage, welchen Einfluß das Hastpflichtgesetz für Entschädigungen bei Unfällen auSgcübt habe und ob es sich nicht empfehle, daß sich der Staat kür seine Bahnen gegen die Wirkungen dieses Gesetzes bei einer Gesellschaft versichere? erklärte die Regier ung: Bei Bahnen von geringer Ausdehnung könnte allerdings ein «irriger Unfall für ein Jahr die Einnahmen beträchtlich schmälern. Dagegen sei bei der Größe deS Sächsischen Staatsbahnnctzes, sowie der Höhe des Reinerträgnisse« derselben, und da größere Eisenbahn- Uüfälle glücklicherweise doch immerzudenSeltenheitengehören, kaum Atöglichst» M .befürchten, daß die nach dem Haftgesetze bei Körperverletzungen oder Tödlungen zu zahlenden Entschädigungen in einem einzelnen Jahre eine solche Höhe erreichen werden, daß die Erträgnisse des Jahres in fühlbarer Weise dadurch beeinträchtigt werden würden. Jedenfalls werde es zweckmäßig sein, erst weitere Erfahrungen, namentlich auch hinsichtlich der Vertrauenswürdigkeit der in Betracht kommenden Versicherungsgesellschaften abzuwarten. Die Frage, ob der Betriebserneuerungsfond für die StaatSbahnen beizubehulten (eine Lieblingsidee des Ministers von Friesen) oder ganz auszugeben sei, hat in der Deputation wiederum gespielt. Die Mehrheft hofft, vaß sich über kurz oder lang die Regierung selbst davon überzeugen werde, daß eS auch ohne einen solchen Erneuerungsfond möglich sei, die Staatsbahnen in regelnechtem Zustande zu erhalten, da doch stets die Staatskasse solvent sein werde. Man hat sich einstweilen dahin geeinigt, den Erneuerungsfond nicht blos um 500,000 Thlr. zu kürzen, wie die Regierung erst wollte, sondern weiter noch bloS 6 Procent statt der verlangten 10 Procent des Bruttoertrags der Bahnen dem Erneuerungsfond zuzuweisen, nämlich 891,608 Thlr. (Fortsetzung folgt.) — Wie wir heute hören, ist man im Stadtrath darüber noch nicht einig, in welcher Weise, wenn die Wasserleitung im Gange sein wird, von den Stadtbewohnern die zur Erhaltung des kostspieligen Werkes nöthigen Gegenleistungen erhoben werden sollen, ob durch die allgemeinen communlichen festen Steuern, oder einen nur für die bestimmte Benutzung der Leitung zu zahlenden Zins. Die Be triebs- und Anlagekosten als eine allgemeine communliche Steuer zu betrachten, würde jedenfalls ungerechtfertigt sein, denn Tausende müßten sie mit tragen, die verhältnismäßig einen geringeren Nutzen von der Wasserleitung hätten und für ihren Hausstand weit weniger Wasser täglich brauchen, wie z. B. Waschanstalten, Färbereien, Fa brikanten und Herrschaften, in deren großem Haushalt das Zehnfache an Wasser täglich verbraucht würde. Die Abentrichtung eines Zinses in Art der Gasberechnung unter gewisser Verbrauchs-Con- trole scheint wohl das Gebotenste und Gerechteste. Die Consumirung muß das Maß für die Bezahlung geben. — In einer der letztvergangenen Nächte wurde beobachtet, daß orei erwachsene dumme Jungen zu ihrem Vergnügen die Thürschil der auf der Johannisstraße zerschlugen. Leider gelang es den Sub- jecten, welche den sogenannten besseren Ständen" anzuqehören schienen, zu entkommen. — Auf der Querallee wurde gestern Seiten der Behörde gegen einen dort dienenden Knecht eingeschrftten, weil er von seinem Dienstherrn beschuldigt wurde, von einer Fuhre Quadern, die er für Letzteren zu fahren beauftragt war, einen Theil unterwegs abgeladen und zum Nachtheil seines Dienstherrn darüber widerrechtlich verfügt zu haben. — Der hiesige Meister desjenigen Schuhmacherlehrlings, der sich in diesen Tagen unter Zurücklassung eines Zettels mit der darauf geschriebenen Andeutung, er wolle sich entleiben, aus seiner Wohnung entfernte und noch nicht zurückgekehrt ist, theilt uns mit, daß der junge Mensch durchaus Niemanden bestohlen habe, im Gegentheil sehr brav, aber schon seit einigerZeit schwermüthig gewesen ist. Der Meister hatte bereits ein Sparkassenbuch für ihn angelegt und meh rere Thaler für den Lehrling erspart. — Seit einigen Tagen wird auf der Königsbrückerstraße ein dortiger Lehrbursche vermißt. Man befürchtet, daß er wegen einer zum Nachtheil seines Lehrherrn verübten Ungeschicklichkeit und aus Furcht vor der ihm dafür drohenden Strafe sich ein Leid angethan haben kann. Der Bursche ist 15 Jahr alt, kräftig, hat blonde Haare und trug blaue Joppe, graue Beinlleider, grüne Schürze und Hausschuhe. . — In den ersten Tagen des Januar d. I. wurde innerhalb des KellcrfensterS eines Hauses der Pragerstraßc eine feine Brief tasche mit diversen Papieren und Visitenkarten gefunden, unter welchen sich auch ein Reisepaß und Karten auf den Namen eines Professors an der polytechnischen Schule zu Stockholm befanden. Die Brieftasche wurde nach Stockholm gesandt und von dem betref fenden Professor auch als sein Eigenthum mit dem Bemerken aner kannt, daß ihm dieselbe in den ersten Tagen des Juli vor. I. auf einer Reise nach Wien zur Ausstellung und zwar zwischen Berlin und Prag, ohne daß er sich unterwegs irgendwo aufgehalten, au» der Eisenbahn abhanden gekommen sei, daß jedoch außer dem jetzt noch darin befindlichen Inhalt ungefähr 70 Rigsdaler schwedisch- NeichSmünze noch darin gewesen seien. Hiernach ist eS sehr wahr scheinlich, daß dem Professor die Brieftasche von einem jene» Taschendiebe gestohlen worden ist, welche sich zu jener Zeit dieBahn- höfe als Feld ihrer Thätigkeit auserlehen gehabt hatten und von welchen hier sowohl, als auch in Wien einige zur Haft gekommen sind — Vorgestern wurde auf einem hiesigen Bahnhöfe eine Ar beiterin aus der Gegend von Hoyerswerda betroffen, die mit ihrem, kaum 1 Jahr alten Kinde in hilfloser Lage dort aufhältlich war und den Leuten klagte, daß sie von ihrem Geliebten, dem Vater ihres Kindes, treulos verlassen worden sei. Derselbe, ein Knecht aus ihrer Gegend, habe sie mit nach Dresden genommen, um mit ihr angeb lich von hier nach Amerika auszuwandern. Hier habe er sie auf dem Bahnhofe im Stiche geläffen; ihre wenigen Effecten aber, die sie hierher mitgebracht, hätte er sich vorher widerrechtlich angeeignet und mitgenommen. Die Bahninspection war so menschenfreundlich, der Person mit ihrem Kinde die unentgeltliche Rückkehr in die Heimat!) zu vermitteln. — Erst gestern ward in diesem Blatte die schwere Verletzung eines Schulmädchens durch einen unvorsichtigen Mann gerügt. Heute schon liegt wieder ci» ähwicher »alt vor. Ein lahmes Mädchen ging gestern nach II Uhr in Begleitung seiner Schul- kamcradin ruhig nach Hanse. In der Gcacnd deS Frcwergec Plakcs wurde das lahme Kind aber durch rl»en Korbträgcr vom Fußwege gestoßen, so daß eS aut das Pflaster stürzte und eine große Kovtwniire über dem Slugc, welches glücklicherweise unbe schädigt blieb, kavontrug. Ein Milchmädchen Iwb das arme Kind am, der Korbträger aber ging unbekümmert und uiibebclligt srinco WegcS. — Sehr häufig steht man die Trottotrö und Fußwege
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