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Dresdner Nachrichten : 22.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189007221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900722
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-07
- Tag 1890-07-22
-
Monat
1890-07
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.07.1890
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Gtieckn ,n,»Siegenden wohlhabenden Reisend«» gegenüber den i wir e» wieder frob" betonte Herr Tanner. daß auch da» Her» nur kürzen Strecken besohlenden ärnieren Passagieren bevoezugt, Sr. Majestät de» König» angesichts der erwähnten Vorgänge de» schmuck säumte den groben VerhcmdlunaSsaal ein, in dessen Borde» gnmd auS einer Blattpflcmzenguippc die Büste Sr. Majestät de» Königs bcrvorteuchtete. Als militärische Ehrengäste fanden sich die Herren Generalleutnant» z. D. v. Funcke nnd Schnrig, Excellenzen, die Obersten z. D. von der Gablern und LandwehrbczirkSlomman- drur Oberst Richter, sowie Höfrath Tr. Dinkelberg-SondcrShausen. Redakteur der .Deutschen Krieger-Zeitung", ein. Als Vertreter der Residenz zeichnete Herr Oberbürgermeister Dr. Stübcl die Ver sammlung „us, an welcher außer dem Bundespräsidium und den Bezirksvorsteher» noch mehrere Hundert Kameraden theilnahmen. Von Zwickau »vor der Direktor de» sächsischen Militär-Feuer-Ve» sicherungSverein». Hoffmann, ersHicuren. Der Eröffn .Dir mZcht' ich diese Lieder weih n" vom Sänaerchor de» Milt« tärverein« »Jäger und Schüben" verlieh der Veriammluna inV«» bindung mit der nun folgenden Ansprache de» Bundespräsidenten Tanner ein würdige» Gepräge. Redner gedachte in leinen Be- arnßunaSwortrn der gemeinschaftlichen ersprießlichen Thätigkeit iämmtlicher Organe de» Bunde» und wie» auf die durch sozial demokratische Einflüsse verursachten bedauerlichen Vorgänge inner halb de» laufenden Jahre» hin. dir den Ausschluß mehrerer Mtlitär- verrine aus dem Bunde bez. die Entfernung von Mitgliedern aus einzelnen Bundesvereinen nothwcndig machten. An die in schwerer Zeit gesprochenen Worte des jetzigen Finanzministers Preußen», Mauel, erinnernd, »Da» Her» de» Kaiser» ist betrübt — machen was tveder im »olkSwirtbschaltlichc» noch im eiienbahnlichrn Inter esse liege. Gerade der Lokalperkebr sei thunlichst zu heben. End lich kämen im deutschen Bereinsgebiete ganz andere VerkehrS-Ver- bältnisse in Betracht als tu Ungarn, ganz abgesehen van der bei Annahme de» Systems uöthiaen gänzlichen Umgestaltung der Einrichtung der ziisammenstellbaren Fahrscheine. — Erinnerungen an Frirdrichsrud. In Büchen batte ich den Schnellzug der Berlin-Hamburger Bahn verlasse», da derselbe in Frirdrichsrud. nur wenn der Fürst v. B'Smarck ihn selbst benutzt, hält: der Aufenthalt in Büche» währie aber nur kurz, so daß ich wenige Minuten nach lONHr AbendS in Friedrichs ruh ankain. Von einem Bahnbedienstcten ließ ich mcl» Gepäck nach dem .Landhaus", dem einzigen Gasthos des OrtcS bringen, ober der Besitzer daselbst versicherte, auch nicht ein Beit, geschweige denn ein Zimmer »rei zu baben. Alle meine Vorstellungen, wie wichtig e» mir sei, in FriedrichSrnh bleiben zu könne», nützten nichts: Ich iimßle mein Gepäck wieder nach dem Balmbof schaffen lasten, um nach dem nächste» großen Orte, Sckwarzcnbcck. zurück- ziisahreil und dort zu übernachten. Die Uebersülle in Friedtichs- ruh erklärte sich zur Zeit daraus, daß die angebrochene Ferienzeit mehrere Somulersrnchler dahin geiührt hatte. Aus der Eisenbahn station machte ich dem Herrn Bohnhossinipektor grgenüber meinem gedrückten Herze» Lust: er sagte mir aber, daß die gleiche llebee- raschnng wie mir, anderen Reuenden, nameutlrch solche», die am anderen Morgen den Fürsten gern sehe» wollten, gleichfalls sehr osc widerfahre: zuweilen nagten rdn Hochzeitspaare »ach dem „ersten Hotel" in Friedrichsrub nnd müßicn dann mit einem Kämmerlein i» Aumühle leine halbe Stunde davon) oder Schwarzen- bcck fürlicb nehmcn. Außer dem „Landhaus" gicbt es für Fremde nur noch die .Pension" Wewer, die icdoch eigenllich nur für kurze Zeit Unterkommen gewährt: diesmal wurde sie aber meine Ret tung. Wabernd ich ans dem Bahnhof aus den Nachtzng wartete, kneipte daselbst auch der Hniie-dicner jener Pension und durch seine Vermittelung konnte ich noch vor dem Anbruch der Geisterstunde in Friedrichsrnl» mich zur Ruhe legen. Ich schlief nicht schlecht, aber mein Gehirn wir doch auch un Schlaf mit de» Gedanken beschäftigt, wie am aiideien Tage der Alte voni Sachicuwalde meine Fragen ausnehinen würde. — Morgens machte ich einen Spaziergang, um FriedrichSrnh kennen zu lernen. ES war der herrlichste Sonncimiorgeii, den man sich nur denken kann. Tie Buchen- und Eichenrieic» des Waldes in ihrem prächtigen Grün ctthinekcii volle Frische nnd sür mich auch — Hossimiig. Das Wohnhaus dcü Fürsten liegt in einrin etwa 4 Joch großen Park zwilchen der Berlin Hamburger Bahn und der Arie, einem Flüßchen oder Bach. Ter Park ist von drer Seiten durch eine hohe Ziegel« inaner eingcschlofsen, während »ach der A»e zu nur Bänme nnd Gesträuch den Einblick von Außen hindern. DaS Ganze macht eiwaS den Eindruck klösterlicher Abgeschlossenheit, doch huldigt Fürst v. Bismarck derselben im Ucbrigen ganz nnd gar nicht. Fast jeden Morgen beiveat er sich ein oder mehrere Male, oft ohne jede Begleitung, m der Umgebung seiner Besitzung. Ter Park verrälh nicht viel gärtnerische Kunst, er ist mehr waldattig. In seiner Mitte liegt ein ansehnlicher Teich und in dem Thcil nach der Eisenbahn zu steht das Wohnhaus deS Fürsten. Tiefes mach! allerdings einen nichts weniger als fürstlichen Eindruck, sondern sieht anS wie eine größere, etwa im Schweizerstil gehaltene, ein stöckige bürgerliche Villa. Ein zweites im Park gelegenes Gebäude enthält die Ställe. Waaenremtsen und Wohnungen für dieDicner- ichaft. Direkt an den Park, bei der Eisenbahn, stößt daS Gebäude des Post- und Tclegraphenamles; am Babnhof oben liegt die große Sagemühle deS Fürsten, welche bekanittlich das Berliner Holzvflalter lielcrt, nnd die übrigen fünf oder sechs kleinen, aus rochen Ziegeln gebauten Wohnhäuier des Ortes, nieist mit kleinen Gemükegärlen, sind den Beamten lmd Arbeitern des Fürsten über wiesen. Im Ganzen zählt Friedrichsrub wohl kaum A>0 Seelen Tie beiden großen Güter des Fürsten. Silk und Schöna, die, wie man mir sagte, über 20.000 Morgen groß seien, liegen eine halbe Slunde enlsecnt. Ueberall in FriedrichSrnh herrscht eine wohl- thucnde friedliche Slille. in der sich der Fürst nicht einmal durch das Pfeifen der in unmittelbarer Nähe vorüversahrenden Eisenbahn züge stören läßt. Während meines Spazierganges war ich den Bewohnern der Pennon als „neuer Fremder" nicht sonderlich ausgefallen, da ja o>t solche Eintagsfliegen ans ganz Europa daselbst auflanchcn. Als ich aber »m halb II Uhr in ..xranclo tenno" auftrat, sah ich verschiedene lauge Hälse, und ans manchem schönen Roi'ciiimind schwebte die Frage: „Na. wer mag denn das sein: denn der geht doch zum Fürsten?" — Wie ich vor den Fürste» gelangte, habe ich bereits in meinem ersten Artikel ausführlich erzählt. ES läßt »ch nicht leugnen, daß ich, bis ich zu ihm kani, Gegenstand der Aufmerksamkeit seitens der Geheimpolizisten nnd der Dienerschaft war. ohne daß dies aber im Mindesten für mich belästigend geweien wäre. Ich wollte es auch dem Fürsten verdenken, sich leichtfertig der Gefahr auSzusetzen. von irgend einem Böfcwicht, der unter einem Vorwand bei ihm Zutritt erlangt, Überfällen zu werden. Ter Fürst fest st macht andererseits wahrhaftig nicht den Eindruck eines um seine Perlon Besorgte». Welch' rme Frische und Kraft in so hohem Alter! Abgesehen, daß er lehr häufig in de» lebhaftesten Gangarten reitet, zeigte er auch während unseres andcrtbalbstündigen Spazierganges eine Beweglichkeit, über die man nur staunen kann: » schwang zuweilen leinen knorrigen Hakenstock, wie er es als Student in Göttingen nicht anders gethan haben mag. Unser politisches Gespräch im Park und im uinlicgrndcn Wald wurde, wie schon früher erwähnt, durch kleine Zwischenfälle unler- brochrn. Ter Fürst machte mich ans Schönheiten in dem Park aufmerksam, brach znweilcn abgettorbene Zweige von den Bäumen oder machte einem Wasserabfluß, der durch Land verstopft war, mit irinrni Stocke wieder Luft. kurz, er hatte mnncr noch kleine Nebenbeschäftigungen, die für mich cinc beständige Gefahr bildeten, in der Aulinerkiamkcft vom Haupttbemn abgelenkt zu wcrdcn — und meine vornehmste Aufgabe bestand ja doch darin, mir Alles, was er sagte, zu meclcii. (Schriftliche Notizen zu machen, davon lonntc nicht die Rede sein.) — Nachdem wir zunächst in den Lanbgängen am Teich hmgegangen. bogen wir alsbald den schmalen Weg nach einer kleinen Gartcnthnr ein. vor welcher in einiger Entfernung etwa fünfzig Personen standen, welche warteten, um den Fürsten zu sehen. Ter Fürst öffnete eigenhändig bie kleine Pforte und schritt direkt auf das Publikum zu. An eine Dame, die einen Rosenstrauß in der Hand hielt, wandte er sich mit der Frage: „Ad. die schönen Blumen sind wohl für mich bestimmt?" — wo raus die Gefragte, die Blumen überreichend, einen Knix machte, in welchem sich dos ganze Glück verricth, welches sie in diesem Mo ment empfand. Hierauf näherte sich ein Backfisch mit einen, Album in der Hand dem Fürsten und sagte: „Dürste ich vielleicht um Ihren Namen bitten?" — Ter Fürst: „Mein Name? Mein Name ist v. Bismarck." — Sie lauf daS Album hindentend): „Ach nein, ich wollte ihn schriftlich haben." — Ter Fürst: „Nein, sagen will ich ihn Ihnen schreiben, nein." — Dann unterhielt sich der Fürst noch mit anderen Personen, u. A. einem Deutsch-Amerikaner, der die üblichen Versicherungen der Anhänglichkeit an Deutschland nicht unterdrücken konnte und den Fürsten etnlud, einmal nach Amerika zu kommen. Tie Antwort des Fürsten war jedoch ableh nend. (Fortsetzung folgt.) L. Kt. — Zum 17. Male seit Errichtung von Sachsens Mili- tär-Vereins-Bund waren vorgestern in Mcinhold'S Eta blissement anS allen Thcilcn Sachsens die BundcsbezirkSvorslchcr zur alljährlich einmal stattsiiidendrn Generalversammlung erschienen. Ein schöner, von den Dresdner Militärvercinen gebotener Fahnen trübt und es nothwcndia geworden sei. da» Üedel gleich bei der Wurzel aus, uralten. Mit dem Wunsche, daß dir bevorstehenden gemeinsamen Arbeiten dem Bund« zum Segen gereichen mochten und mit brausend rrwiederlen Hochs ans König Albert schloß Redner. Nach einer weiteren Kundgebung der Verehrung für Kaiser Wilhelm II. gab Herr Oberbürgermeister Dr. Stnbel sein warnie» Jntcresse für den Bund kund, oankte gleichzeitig für seine Ernen nung zum Ehreittmtglied und crmnme dann an die historische Bedeutung des Tages, der vor ISO Jahren, am 20. Juli 1760. durch die Beschießung Dresdens großen Jammer Über die Stadt gebracht habe. Er schloß mit dem Wunsche, daß eine solche Zeit nimmer Wiederkehr«« möge und wünschte, daß Sachsens Militär VerclnS-Bund. mit dessen Zwecke» und Bestrebungen er vollstän dig harmonice, in seinem Entwickelung-gange, in der Liebe und Treue für Kaiser und Reich. König und Vaterland, immer auf wärts gehen möge. Rauschender Beifall folgte der schwungvollen Ansvrache. In zündender Rede feierte hierauf Herr Hvsrath Dr. Tinkelbcrg den Bund, der al« Muster in ganz Tcuichlonb dasiehe nnd, um den sozialdemokratischen Manlwurfsardeiten entschieden cntgegenzutreten. nach dem Grundsätze handeln müsse: „Jede Schwäche ist unser Verderben". Er schloß mit HurrahS auf das Wachse», Blühen und Gedeihen de- großen, kamerndichastlichen Verbandes. Ans den Vortrag des Jahresberichte» (Referent: 1. Sekretär Kamerad Uhde) verzichtete man nnd es gab Herr Schatz meister Beyer nunmcbr den Kassenbericht bekannt, woraus der Bericht der Prüfungskommission (Referent Eisner-Lockwitz) folgte. Ter Antrag des Bezirkes Borna, Einführung der Freizügigkeit innerhalb der Bundcövereine. fand keine Unterstützung und ebenso wenig konnte man sich unter Hinweis auf die schon bestehenden Beschlüsse für den Anlrag des Bezirkes Borna erwärmen: „Mit gliedern, welche 50 Jahre ummterdrochen einem Militärverein an- gchört habe», eine Ehiciftaidl anSzuilellen." Dagegen wnrde der Anlrag de» Bezirkes Auerbach, „Perinitieluna bei dem Direktorium dcr Jnvalidcn-Stifluna dahin emtreken zu lassen, daß der Vorsteher von der dcsfallsigcn Unterstützung eines Mitgliedes iemeß Vereins In Kenntnis: gesetzt werde" berücksichtigt. Als wichtigster Punkt der Tagesordnung folgte ein Anlrag de» Präsidiums aus nach trägliche Sanklio» von a) der Abänderung einiger Paragraphen im Bundcöstalnl nnd tz) der Ausschließung einiger Militär-Vereine ans dem Bunde, sowie Erweiterung von 8 20 mit Rücksicht aus 8 ffv deS BundesstatntS :c. Ter Referent, Herr Präsidialmitglied Rechts anwalt Wnidisch, begründete in längerer Rede die Anträge und nach einer lebhaften Meinungsäußerung, die sich lediglich auf dem Boden formeller Gründe bewegte, erfolgte die einstimmige An nahme der Anträge. AnSgcichlojse» lind die Militärvercine Ober- liertiierSdorf, 'Rtedcrhennersdcns, Kavpel. Gable»;. Marlersdvcs, Fallenstein. Treuen, Kameradschaft Treuen nnd Auerbach. Ebenso fand ein Antrag dcö Präsidiums, die Einverleibung der neuen Be stimmungen in die BereinSstatlttcii helreffend, nach warmer Be gründung durch den Vizepräsidenten, Herrn Hanptmann a. D. Drnckninller, daS volle Einverständnis; der BezirkSvorsteber. Nach der im Sinne der gestellte» Anträge erfolgten Vcschlnßsassnng über Anträge der Bezirke Oichatz und Bautzen bez. Dresden, be treffend die Gewährung von Unterstützungen für Brand- und Hagelkalnmitosen anS der BnndeSkasse re. und den Wegfall der Gebühren bei Traiicrscierlichkcitcn von Vereinen, erfolgte mit 76 von !t7Sli»imen die Wiederwahl des bisherigen Bnndcspräsideiiten Tanner und bez. ter Präsidialinftglicdcr Rciiiicke.Luge »nd Tennert. Ans Vortrag deS Pläsidialmitglicdcö Klähn wnrde dem Bunde ein Bercchnungsgeld von 5(X> Mk,, ein Beitrag von 100 Mt. für das Denkmal der Leipziger Völkerschlacht und eine Summe von M Mk. für die diesjähngc Schmückung der Kriegergräber in Elsaß- Lothringen genehmigt. Auch wurde die rege Förderung der Samm lungen für daS Kaftcr Wilhelm-Tenkmal auf dem Kvsshäuser warm befürwortet. — Den Glanzpunkt der Trinkiprnche bei der darauf folgenden Festtafel bildete ei», von patriotischer Begeisterung durch wehter. geist- und humoriprüheiider Abichicdsgrnß des Herrn Hos- raths Tr. Dmkclbcrg. Abends vereinigten sich die Bczirksvvrstchcr und Präsidialmitgttcder in der Großen Wirthschaft deS König!. Großen Gartens, woselbst der Militärverein Saxonia ein Sommer- fest crbhielt. — 'Anläßlich des Hinicheidcns des Könrgl. Bibliothekars Ernst am Ende war gesagt worden, daß dessen wohlbekannte Buch handlung im Jahre 1870 in den Besitz der Herren v. Zahn und Jnenich übergegangen sei. 'Nicht die Herren v. Zahn und Jaenich haben indessen daS E. am Eude'sche Geschäft übernommen, sondern Herr G. A. Kaufmann, niftcr dessen Namen noch heute die Buch handlung von Herrn Nnd. Hsinze, Breitestr. fortgeftihrt wird. — Heute werden in Boritz nnd Röderan (Sa.) in Vereinigung mit dcnPostagentnre» daselbst mit Fernipiechcr versehene Tclegrnph- bctriebsstcllen mit bclchränklein Tagesdienst eröffnet. — Oberlandesgericht. Der Gaslwirth Wilhelm Her mann Jälmichen in Naundorf bei LeiSnig war mit dem Handels mann Gustav Oppermann in Lcuterwitz befreundet. Diele Freund schaft benutzte Erstcrer am 5. Oktober v. I.. wo Oppermann ver reist war, dessen Frau zu besuchen, welcher er liimioraliiche Eigen schaften ihres Ehemannes vorwiegelte, dabei der Frau aber lehr unanständige Znmnthnngcn machte nnd von dieser mit Entrüstung ab- und zur Thüre hnianSgcwiesen wurde. Bei der Rückkehr Oppermann's erfuhr der Gatte diese Affaire und veröffentlichte darauf im „LciSnigcr Tagcblattc" jenen ihn kränkenden Vorgang. Jähnicken glaubte sich hierdurch in seiner Ehre gekränkt und erhob Widerklage, welche aber vor Gericht zu beiderseitiger Freisprechung führte. Gegen Jälmichen trat nun aber die Staatsanwaltschaft auf und leitete gegen dcnielben Uiftersnchnng wegen Hausfriedensbruch ein, worauf bas Schössengcricht Jähnichen zu ft Wochen Wefäiig- niß verurtdcilte. Jähnichen legte hiergegen Berufung ein. doch blieb cS in der zweiten Instanz beim Hausfriedensbruch, es kamen aber zu den drei Wochen Jähnichen'ö 50 Mk. und bei Opvcr- mnnn 30 Mk. wegen Beleidigung hinzu. Die von Jähnicken beim Obcrlandesgcricht eingewcndete Revision wurde verworfen, da HausfcicdcnSbrnch erwiesen sei, indem Jähnichen in Abwesenheit und wider den Willen Ovpcrmann's dessen Hans betreten und der Frau unanständige Znmnthnngen geinacht habe. — In einer GeincindcralhSsitzring oeS Torfes Brünlvs bei Stolbcrg wurde über ein HoUdepntat >ür den Schulhausmann dcbattirt und demselben auch vbne Widerspruch gewährt. Nach Schluß der Sitzung äußerte daS Genieindcratbsinitglicd Louis Schulz ans dem Heimwege zu seinem Kollegen Schindler: „Ter Vorstand Freitag hat geicyivo- ren. daß der SchnlhauSmann ein Holzdepntat kriegt, es giebt aber kein Deputat und deshalb hat er einen falschen Eid abgelegt!" Ta der Vorstand Freitag diese beleidigenden Worte wieder erfuhr, klagte er gegen Schulz, worauf das Schöffengericht in der Meinima. Schulz habe nicht in beleidigender Absicht, sondern nur in Wahr nehmung berechtigter Jntemse» (8 IM) gebandelt, denselben scci- iprach. Das Landgericht Chemnitz war jedoch anderer Ansicht, indem cs cmnahm, daß Schulz diese Aenßcrung wirklich in stark beleidigender 'Absicht gethan habe und zur Wahrnehmung bcrech- tigtcr Interessen die TemeinderalhSsitzung zu benutzen hatte, vernr- theille dasselbe ihn zu einer dreimonatlichen Gefängnißstrofe und das Oberlandesgerichl wies in der henligcn Sitzung die Revision kostenpflichtig zurück. Fortsetzung deS örtlichen Tlieiles Seite v. TageSgeschtchle. Deutsches Reich. Am Sonntag fand in Molde an Bord der „Hohenzollcrn" ein Diner statt, an welchem Prinz Heinrich und die Admirale Dcinhnrd und Schröder theilnahmen. Am Montag unternimmt der Kaiser mit Gefolge eine größere Partie nach RomSdal. Die Kaiserin Friedrich ist an» England an daS Wochenbett ihrer Tochter, der griechischen Kronprinzessin Sophie, geeilt. Sie ist bereit» in Gibraltar eingetroffen. Der deutschen Kolonie in London ist durch den Botschafter Grafen Hatzfeldt mitgethrilt worden, daß der Kaiser bereit sei, eine Abordnung derselben während seines Aufenthaltes in England zu empfangen und eine Ergebenhettsadrrsfe rntgrgenzunehmen. Da gegen erscheint eS unS sehr fraglich, ob der Kaiser „die Zeit finden" wird, eine andere Deputation zu empfangen. Wie nämlich anS London gemeldet wird, will der gegenwärtig dort tagende Friedens- Kongreß dem Kaiser Wilhelm die Bitte auSlprechen lassen, in der Frage der allgemeinen Abrüstung die Initiative zu ergreifen. Daß der Kaiser sich der Unannehmlichkeit auSsetzrn sollte, die unvcrmeid- liche abschlägige Antwort anl diese gewiß gut gemeinte Bitte der Abordnung mündlich zu ertheilen, ist schlechterdings nicht anzuneh men. Uebrlgens könnten sich dies die Mitglieder des Kongresses selbst sagen und demgemäß den von vornherein aussichtslosen Schritt »Erlassen. WaS man in jesuitischen Kreisen dem Fürsten Bismarck wünscht, davon giebt der nachfolgende Auszug au« einem in München er schienenen Pamphlet Zrugniß: „Der unselige Wann, der dir Blut- und Eisentheorle ausgestellt und ln dem fluchwürdigen Bruderkrieg« von 1866 praktisch gegen unser liebe» theuri» Oesterreich, gegen Bahcrn, Württemberg. HcMover, Sachsen vcWrcrthet hatte, der Gewaltmensch, der da» edle Königshaus Hannover und andere Potentaten entthront hatte, war von einem wahnsinnigen, verlot terten Burschen Namens Kullmann in Kissingen meuchlerisch ange- fallen, übrigen» nur ganz leicht verwundet worden. Weil Kull mann einstmals — übrigen» nur ganz kurze Zelt — einem katholi schen GeicUrnvereine angchört hatte, au» dem er wegen liederliche» Lebenswandels auSgestoßen worden war. schnaubte der sogenannte „eiserne Kanzler" (der damals gegen Papst, Bischöfe, Orden und Wcltvrlester. ja selbst gegen fromme katholische Frauenwnlhete und dem seine sauberen Genossen. Helfershelfer und blinden Verehrer un Reich und leider auch im lieben Oesterreich das Prädikat .der Pfafsenhammer" beigelcgt hatten) auch gegen die katholischen Gesellenvercine Rache, und dachte einige Zeit ganz ernstlich daran, das herrliche Werk KolpingS zu zerstören, alle katholischen Geiellen- vereine auszulösen, wie er eS vorher schon mit dem hochverdienten Orden der Jemiten, Redemptoristen. Lazaristen, den Eonareaatio- »cn „vom heiligen Meist" nnd vom „8ners Oomir" gemacht Halle, um welche das bedrängte katholilche Volk in Deutschland trauerte und weinte. Und heute scheu wir. Gott lei Dank, den Kirche», trieben tn Preußen und Deutschland wieder hergestellt, dte Bisihof- stnhle sind iämmtlich wieder besetzt, auch der katholische Feldbischos iit wieder restituirt nnd waltet in Berlin seines Amtes: die katho lischen Orden und Congregationen sind zu», größten Theile wieder zurückbeinfen und in voller Thätigkeit begriffen bis auf einige — freilich die den Katholiken aller theucrsten: Jesuiten, Redemptori sten. Lazaristen rc.. und diese werden mit Gotte» Hilfe auch in nicht ferner Zeit wieder in Deutichland ihren Einzug halten können! Der Erfinder der Blut- und Eisentheorle aber ist. Gott sei Dank, abgcsetzi. abgetbcm, für alle Zeiten beseitigt und kaltgestcllt und sein unruhiger Geist, sein intriguenvoller, verfolgungssüchtigerCha rakter können nicht zur Rübe kommen. Er grollt und schmollt, er knurrt und brummt über schnöden Undank, über erfahrene Unbilden und Mißhandlungen. Er.der alle Gegner bis anf'SBlnt bekämvft, mißhan delt, die Kerker aesüllt,Tausende verbannt, das Familienglück Unzähli ger zerstört, iclbst die Besten und Edelsten, selbst den Heiligen des Herrn verfolgt hat, er scheint nun selbst dem VerfolgniigSwaline verfallen zu sein, talls nicht Alkohol oder Mvrvbmm noch Schlimmeres ahnen lassen ! Sehen wir so das unglückselige und unrühmliche Ende des neuesten KirchenversolgerS, muffen wir dann nicht bewundernd aus- rnfcn: „Ilio vst cligitu» Lei!" (Ties ist Gottes Finaer!) — Es wird der christlichen Gesinnung des Verfassers wohl ihn», zu erfah re», daß der nach seiner Meinung dem äizzitus clai Verfallene sich im beste» Wohlsein und in lieitecer Stimmung befindet. Ai» 25. d. M. wird in Schcurlcnhos bei N>cdcrliro»n die Ent hüllung eines Tenkmnles gefeiert werden, welches an die ersten bangen Tage deS deutsch-französischen Krieges erinnern wird. Am 25. Juli 1870 fiel dort auf emrm verweaencn Patroutllenritte der erste deutsche Offizier auf französischem Boden, der grvßherzoglich badische Draaoner Leutnant v. Winsloe. Eine Vereinigung unter dem Vorsitz des Generals Grafen von Zcvpclin, der an jenem zur Aufklärung der Stellung des Feinde» unternommenen StreitMe in'S Elsaß betheiliat war, hat die Mittel zur Herstellung dieses Denkmales gesammelt, um die Erinnerung an die erste kühne Thal deutscher Offiziere in diesem Kriege zu verewigen. lieber den schrecklichen Unglücksfall auf dem Artillerieschießplatz n KnmmerSdorf werden noch folgende Einzelhcilen gemeldet: Dem Leutnant zur See. Grafen MontS, geht es den Umständen nach nicht schlecht: eine Amputation des schwer verletzten Beines konnte bis jetzt vermieden werden, nnd man hofft sogar zuversichtlich, daß eine völlige Wiederherstellung des ausgezeichneten Offiziers erfolgen wird. Die Mannschaften vermögen nicht genug das muthige Ver halten ihres Offizier» bei der Katastrophe zu rühmen. Obgleich elbst schwer verletzt und fürchterlich leidend, sah Gras v. Monls um sich her die noch viel schrecklicheren Verstümmelungen seiner unglücklichen Untergebenen, nnd in selbstloser Entsagung drang er in die Aerzte, zunächst die schwerer Verletzten zu verbinden, was auch geschehen mußte. Die krepirten Granaten gehörten zn eincni 2lCm.-Geschütz, aus welchem die Mannschaften der Versuchskom- >agnie schossen. Zu dieser Versuchskompaanie werden von der etinngs- und Marine-Artillerie Mannschaften abkommandirt. !ach dem Garnffonlazareth in Tempelhof wurden im Ganzen 8 Verwundete eingeliesert. Der die Schießübungen leitende Haupt- mann Jordan wurde nur leicht verletzt. Von den Verwundeten starb aus demsTransport nach dem Garnison-Lazareth in Tempel- Hof der Kanonier Kloß, welchem der rechte An» und der rechte Unterschenkel abgerissen worden waren. Kanonier Jaccke erlitt eine große Wcichtkicilwunde, Granatsplitter verletzten ihm fernek das rechte Kniegelenk und die innere Seite des reckten Oberschenkels. Dem Obergesreitcn Witt wurde der rechte Unterschenkel zerschmettert, und das rechte Bein zeigte außerdem viele Brandwunden. Dem Kanonier Schulze wurde der linke Oberschenkel oberhalb des Knices abgerissen. Kanonier Schulz II trug eine Zerschmetterung des rechten Unterschenkels davon. Dem Malrosen-Arlillerislen Selb ging ein Granatsplitter unter der Fußsohle her und ritzte ihm den Hnß auf. Dem Kanonier Stenzel verletzte ein Granatsplitter das linke Kniegelenk, auch trug Stenzei einen Bruch des linken Schienbeins davon. Dem Mcftrosen-Artillerlsten Zimmermann lreifte ein Splitter das linke Bein und die reckte Hand, die Ver letzungen sind aber nicht schwerer Art. Merkwürdigerweise wurde ein Matroscn-Artillerist, welcher in nächster Nähe der krevirenden Geschosse stand, gar nicht verletzt, er wurde durch den Luftdruck nur zur Seite geschleudert. ES werden wohl noch mehrere Ampu tationen vorgenommen worden sein. Man hatte dieselben wegen des schlechten Allgemeinbefindens der Verwundeten hiiiausgeschobe». Die bereits gemeldete Explosion eines Geschützes in Lüdenscheid bei der Feier deS westfälischen Kriegerfestes entstand durch das Abfeuern eines Schüsse», bevor der Keilverschluß an dem Geschütz vollständig eingesetzt war. Die Entladung des Geschützes erfolgte nach zwei Seilen: das 'Rohr blieb unbeschädigt. Ein beklagenswertster Unglücksfall hat stck i» derMllitärschwimm- anstatt in Posen ereignet. Der Unteroffizier Nhnde von der 3. Kompagnie des Grcnadicr-'RegimenIs Nr. 6, welcher als der tüchtigste Schwimmer unter den dieser Badeanstalt zugetbcillen Schwimmmeistern gilt, war dabei, dem Sohn eines Offiziers, einem etwa lOjähngcn Knaben. Unterweisung im Schwimmen zu leben. Während der Schwimmschüler an der Schwinmilrine seine .lehmigen machte, riß das Seil und der Knabe war im Augenblick im Wasser verschwunden. Schnell entschlossen iprang der Unter offizier in's Wasser, und eS gelang ihm auch sofort, den Knaben zu assen, ihn nach einiger Anstrengung aus dem Wasser zu heben und ans dem Bretterbclage in Sicherheit zu bringen. Kaum war das geschehen, so verließen den Unteroffizier im Wasser die Kräfte, er zing unter und ertrank, bevor Hilfe zur Stelle war. Ein Schlag- luß batte dem Leben des wackeren Lebensretters ein Ende gemacht. Tie Leiche wmdc alsbald gefunden. Ueber eine in der Sonnlagsnacht im Berliner Thiergarten verübte verbrecherische That wird gemeldet: Gegen elf Uhr hörten Passanten ans einem der belebtesten Plätze des Thiergartens, an dem sogenannten Wassersteig, der zwischen der Charlottenburger Chaussee und der Bcllevue-Ällce liegt, kurz hintereinander zwei Schüsse fallen. Ein Liebespärehen, welches ans einer Bank am loraplatz gesessen hatte, sowie mehrere Herren, welche von der . harlottenburaer Chaussee her hinzueilten, horten noch einen Schrei, der aus dem Munde einer Frau zu kommen schien. Als sich die- elben in Begleitung des an der LiegeSallee postirtcn Schutzmannes der betreffenden Stelle näherten, fanden sie den entlcrlten Körper einer weiblichen Person in einer großen Blutlache liegen. Die Aufgesundenc hatte zwei Schüsse dicht nebeneinander auf der linken Brustseite erhalten; un der rechten Halsseitc befand sich eine zwei Centimeter breite, absolut tödtliche Schnittwunde. Da von den herdeieilenden Beamten und Personen anS dem Publikum weder ein Messer noch eine Schußwaffe gefunden wurde, io erscheint ein Selbstmord absolut ausgeschlossen. Irgend welche Spuren, welche zur Entdeckung de» Mörders führen können, find bisher nicht cmt- aefnnden. Die Ermordete soll eine SchaffncrS-Frau NamenS H. Wende sein. Die muthmaßlich ermordete Frau, welche ungefähr 24 bis 26 Jahre alt sein kann, trug kur,geschnittene» Haar. Ihr Gatte wurde sofort au» Dresden, wo er gerade weilte, zurückgerufen. Die „Frankfurter Zeitung" meldet, Bankier Gattoni m Rom habe gegen den Redakteur Cohnstädt und den ehemaligen Korre spondenten Grunwcffd eine EntschädigungSklage in Höhe von 150,000 FrcS. beim Clvilgerlcht anhängig gemacht. Ter Termin ist auf den 31. Oktober anberaumt. Gnmwald hatte ln der „Frki. Ztg." verleumderische Berichte über die Zahlungsfähigkeit deS römi schen Bankhauses verbreitet; er war zuletzt aus Italien au-gewtc- sen worden. DaS Lokal-Komltee tn Nürnberg überwies dem Central- Komitee znr „Errichtung eines Nationnldenkmal» für den Fürsten v. Bismarck in der Reickshauptstodt" als dritte Rate 2250 Mark. Zu Dr. Peter'» Ankunft in Zanzibar widmet dir „Nat.Zlg." diesem Afrlkatorscher einen Leitartikel, in welchem e» u. A beißt:
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