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Dresdner Nachrichten : 29.11.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192211292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19221129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19221129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-11
- Tag 1922-11-29
-
Monat
1922-11
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.11.1922
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Gewaltjustiz in Athen. Marlchkurrs von fünf ehemaligen griechischen Mnillerprilii-enken. »tH««. rs. Nov. sHavar.I In dem HochperratSprozess »»rtze» GunariS, St»«t«S. ProtopapabakiS. Lheotokis. Vqltqzzi» «nd General Hadjanestis zn« Lode, der Ad» »Ural lSouda» «nd Stratlgrö z» lrbeuAlSnqlichcm GeiL»a«id ««d ,«r Deqr«dation verurteil«. svrk.j Athen. 88. No». Die im HvchoerratSprozest vernr, «ekle» Personen wurden sämtlich l, iuaerichtet. s^rb.) > Griechisch-armenlscke INossenauswanderung nach Argentinien. Sonstaottnopel. 28. "Nvv Wie hier verlautet, werben die meisten Griechen und Armenier, die Konstantinvpcl ver lass.». sich in Südamerika niisicteln. "Nach Areentlnien haben sich 3V0U Familie» c i n g c s ch t f s t. M.T.B.) Ausweichende Antwort an Nuhland. Lausanne, 28. "Nov. Lord Curzon, Varrdre und Mar quis Garvni traten beute vormittag zu einer interalliierten Besprechung zusammen, »in die gesier» vvn riiakowski Nber- reichte Note zu prüfen. Tic drei Führer der alliierten Abordnungen gelangte» zn dem Ergebnis, dass die Frage nicht vor die Konferenz gehöre. ,andern dass n u r d i c c t n - ladenden Mächte zuständig seien. Es wurde noch kein offizieller Beschluss gefasst, da die italienische Delega- rto« noch Instruktionen in No», rinstvlcn will. Man nimmt jedoch an. das, die Alliierte» sich da,ans beschränken werden, «us die Einladnngonote Poincaröö »n ver weise«. in der die Nniirn nur zur Teilnahme an den Vc» ratuuqeu üder die Meereugen-Frage und der damit »er- Vnndenen Fragen z«qclas,en werden. Die Antwortnote an die russisch« Del-gation wird ivahrschrlnlich morgen vor- «ittan iibcrreicht werden. Tschilscherin ous der Tleise noch Lausanne. Moska», 28. Nvv. Tschiticheri» ist gestern abend nach Lausanne abgeretst. Ter dcntsche Botschafter war bei der Abreise am Bahnhose anwesend. Tschikschcrii, wird aus der Durchreise e in e n T a g i n B e r l i n bleiben. lWTV.j Tschitscherins Stundpunkt zum Orientstreit. «kigiier Draht bericht der „D r e S d ». N a ch r i.ch t e n".s Moskau. 28. Nvv, Pur seiner Abreise na,ch Lausanne erklärte Tichiistheri», das, Russland nicht binicr der Tür zu warten gedcitte, wenn ans der Konferenz über so wichtige Fragen, wie sie auf der Tagesordnung ständen, entschiede» würde. Falls vor der Ankunft der russischen Delegation irgendwelche Beschlüsse gesastt werden sollten, die den Inter essen Sowjet-Russlands zuwiderltesen, so werde Nuss-- laubsiÄntctztvorelnesertigeTatsache stellen lassen. u«d e» werde diese Beschlüsse nicht anerkennen. Weiter betont« Tschitscherin. das, bte Türkei vollständig im Rechte sei. wenn sie Ansprüche auf die Beherrschung der Meerengen stelle. Dir Türkei müsse dlr Verteidigung von Konstantlnvpel sicherste«-". Au« Schluss erklärte Lschttschert«. dass Italien in Ankunst einer der «Acht tasten Staaten in Euro»« lein werde, und dass es in diese« Geiste iu> Gegensatz zu der Politik Frank» rrüds und Suglaudö den Weg zu einer Annäherung mit So«i«t»Rubla»d besckwitteu hat. kommissionsberakungen. Lausanne, 28. Nov. Tic Konferenz gab bente abend folgende amtliche Mitteilung heraus: Der WirtschastS- und Finan-auSschuss trat heule um 8 Uhr zusammen. ISmet-Pascha und Benlzelob legten die Ansichten Ihrer Abordnungen über die drei folgenden Fragen dar: Verteilung der össenilichen vttvmanischcn Schuld, Rück zahlung der HlesatziingSkvste», Wiedergutmachung der an- gerichteten KriegSschäde». Nintschitsch vertrat die A»s- fassung seiner Regierung über die Verteilung der Schuld. Barrsrc legte den Standpunkt der Alliierten über die im Verlause der Debatte» nniaewvrfcncn Punkte dar. Die Auseinandersetzung über die Angelegenheiten wird in der Nnterkommissivn svrigeietz! werde». Die dritte Unterkom- Mission lZöllc »nd Handel, tritt morgen Ist Uhr 8st Min. vormittags zusammen, der Ausschuss für territoriale und militärische Fragen nachmittags 1 Uhr. <W. T. B.j Verschiebung der territorialen Aregen in Lausanne. Lausanne, 28. Nvv. Ans Grund der Besprechungen zwischen Lord Eurzon und Isinct-Pajcha wurde die Be ratung über die territorialen Fragen aus einige Tage verschoben. Es heisst, dass beide Delegierte In struktionen von ihren Regierungen abmarlcn. lW. T, B.s Die LÜrket lehnt die ausländische Verichls» barkeii nd. London, 28. No». Reuter meldet aus Kvustaiitiuovel: Die Negierung von Angora ha, eine neue Note versandt, in der aus de» Protest der alliierten Oberkominissarc be züglich -er Behandlung des auswärtige» -Handels und der Ausländer in Smnrua und anderen befreiten Bezirken ge antwortet wird. Tie Nvle erklärt, die K a v i t n l a t i o n e n seien ein Anachronismus und würden n tcht a n erka n n t. Die Ausländer müsste» den Gesetzen und Verordnungen der Naiionalvcrsaminlttiilini gehorchen, überall wo ihre Autorität massgebend sei. iW.T. B.j Angora und die koir prienzen des Kalifen. Koustaniiuopel, 28. Nvv. Tie Nationalversammlung in Angvrn ist damit besrissisiigl, die Livmpctenzen des 5t a l t s c » zu v c st i in m e n. Risactt-Pascha hat im "Namen der Negierung von Angora mit dem Kalifen über einige Bestimmungen des Reglements verhandelt. Der Kiilis ver langte gewisse Vorrechte adnttntstrativcr Art. die sich aus den religiösen Vorrechten ergeben sollen. sW.T.B.s ^ Mussolini im Senil. Eiustimmiges Vertrauensvotum. Nom, 28. Nov. Im Senat fand gestern über die Er klärungen der neuen Negierung eine Debatte statt. Auf mehrere im allgemeinen günstige Reden ant wortete Mussolini mit einer grossen Rede, die säst bet jedem Satze den Beifall des Senats hervorrlcf. Mussolini führte u. a. aus: In Italien sei ein UebcrgangSregime nicht mehr mög lich gewesen. TaS Problem wäre einfach einige Monate verschoben worden. Es sei also nötig gewesen, alles zu wagen, um die Nation zu retten. Nach langer Ucbcrleguug habe er eine ungesetzliche Aktion durchgesiihrt. Es habe eben kein anderes Mittel gegeben, «m die sehr ermüdete politische Welt mit neuer 5lras» zn erfüllen. Aber sofort Hobe er seine Aktion unterbrochen und mit seinem Siege keinen Missbrauch getrieben. Er hätte das Parlament ichliesscn und die Diktatur proklamieren können, vr habe aber im Gegenteil alles den höchsten Interessen der Nation untergeordnet. Wenn cs sich »m die Interessen des Vaterlandes handle, so leime er keinen Fetisch, nicht einmal 8cn Fetisch der Freiheit. Tic Regierung habe daS Recht, zu intervenieren, wenn die Presse vergesse, dass die Freiheit ihre Pflichten habe. Er habe nicht die Absicht, sich ausserhalb der Gesetze zu stellen. Er liebe Improvisationen nicht. Es gehe aber im Leben der Völker fundamentale Punkte, die man achten müsse, selbstlose r ationale Disziplin und Herrschaft der Gesetze. Die Freiheit sei keine Ztizel- losigkeit. Es sei unmöglich, die Neutralität zu wahren zwischen denjenigen, welche bereit seien, zu arbeiten und sich für die "Nation zu opfern, und den Feinden der Nation. "Niemand könne behaupten, dass diese Politik reaktionär sei. Ec werde auch keine antiproletarischr Politik treiben, denn er wolle daS Proletariat nicht unterdrücken. Er wolle cs vielmehr aus seiner demütigenden und er- lniedrigendcn Lage wieder aufrichicn und es materiell und geistig heben. Tenn er sei überzeugt, dass nur dies die Nation einigen würde. Ruhe und Eintracht würden den I Arbeitern viel nützlicher sein, als eine schwindelhafte sozia listische Politik. Zur auswärtigen Politik übergehend, erklärte Mussolini: Tic Verträge würden ge achtet werde». Die Regierung werde eine äussere Politik treiben, die keine Abenteuer suche, die aber auch keinen Ver zicht in sich schlicsse. Er werde keine imperialistische Politik treiben oder unmögliche Dinge zu erreichen suchen. Aber man dürfe von vornherein nicht absolut aus jede Grwalt- «ttttv.'ndung verzichte», weil man sonst vor den anderen "Nationen wehrlos dastände. Es sei ihm gelungen, den Verbündeten imd auch den anderen Völker» begreiflich zu machen, dass Italien ein von kräftigem Leben erfüllter Organismus sei, der das Bestreben habe, mit eigener Kraft sein Glück in der Zukunft zu machen. Italien wolle den anderen nicht als gehorsamer Diener folgen, sondern es wolle seine Rechte und Interessen verteidigen. Mussolini sagte, er wolle das Ministerium des Aeusscren behalten, und schloss: Tie Verantwortung, die er über nommen habe, sei ungeheuer. Es seien die Interessen und die Zukunft des Vaterlandes, die ihn beseelten. Es handle sich nicht um seine Person, eS handle sich um das Glück der Nation. Ta nehme er die Mitarbeit aller derer an, die mit ihm arbeiten wollten. In der Kammer habe er Gott angcrufcn. Hier rusc er daS italienische Volk an. Wenn das Volk diszipliniert, arbeitsam und auf seine Wiedergeburt stolz sei, so fühle er, dass er «ein Ziel nicht verfehlen werde. Der Senat nahm einstimmig die Tagesordnung dcS Generals Giardino an, die der Ncgieruna das Vertrauen ausspricht, und bewilligte ebenso einstimmig die vorläufigen Budgetzwölftel Vis zum 3st. Juni 1923. OerMches und Sächsisches. Präsentierung zweier kommunistischer Mtutster für S«chfen. Dir Kommunisten haben für ihren Eintritt l« die sächz fische Negierung den Leipziger LandragSabgeordnete» Böttcher, den bisherigen Vorsitzenden der kouimunisti- scheu Partei Sachsens, und den Chemnitzer Kommunisten« sichrer Brandler als Minister in Vorschlag gebracht. Die Trokgemeinschaft in Sachsen. Ein Bild erfreulicher Eimnütigkeit bot an, Montag der grosse Ratssaal im Dresdner Nathause, wo das grosse Hilss- werk „Deutsche "Nvtgesellschasl" in Sachsen i» feste Formen gegossen wurde. Nach informierenden Darlegungen des .Kommerzienrates Marwitz und des GemerkschaftSsekre. tars Tempel erklärten sämtliche Anwesende» ihr Einvcr» ständnis »ift dem Plane, unter Benutzung der bestehende» Organisationen und unter "Ausschluss neu zu errichtender organisatorischer Apparate ei» Hilföwerk zu schassen, das die schnelle posiiive -Hilfeleistung für die Armen und Aermstrn unserer Tage zur Ausgabe hat. "Nachdem die Arbeitnehmer sich bereit erklärt hatten, iw ganzen Lande einen in zwei Rate» zu leistenden Liundcittvh» der "Nvtgcmeinlchast zu spende», nachdem auch die Beamten zur Abführung von '/<> Prozent eines Monatsgehaltes sich bereit erklärt, nahmen die Vertreter aller übrigen Organisationen der Industrie» des .Handwerks, des -Handels, der Landwirtsctstcft, der Han dels. und Gewerbekammern, der Banken »nd der amtliche« Wohlfahrtspflege das Wort, um in schöner Uebereinstim- j mu»g den Pla» gittznhciste» und seine iatlrästige Forderung zu versprechen. Tie Industriellen werden ihrerseits den Betrag bewilligen, den ihre sämttichen Arbeiter abführen: in ähnlicher Weise werde» auch die übrigen BernsSgruppen ucrsahren, so dass nach oberflächlicher Schätzung in kurzer Zeit mit einem Hilsssonds von 2k.» Millionen Mark zu rechne» sein dürfte. Die Verteilung der Unterstützungen l soll durch die amtlicice Wohlfahrtspflege geschehen, unicr- ! stützt durch Hilsscuisschüsse in allen Orten, entsprechend dem Vorschläge deS ReichSnrbeitsiniiiisters. Grundsatz soll sein, > dass die eingehenden leider in erster Linie für die Orte und > Bezirke verwendet werden, ans denen sic stammen. Es > wurden ein grosser Landesausschuss und ein geschästSfiihren» der Ausschuss bestimmt, der im Einvernehmen mit der Presse, deren Bereitwilligkeit zur Mitarbeit besonders bc- grösst wurde, schnelle und positive Arbeir zur Milderung der Not zu leisten hat, Ihm gehören au die Spitzeiiorgani- sativiien der "Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Verbünde, einige amilichc Stellen, ein Vertreter der Presse »sw. Tie G e s ch ä s l ö st e I l e befindet sich im Ministerium deS Innern, KonigSufcr 2. die -Hauptkassenstelle ist die Land- ständische Bank, Filia'r Dresden. Ucbcr den Nahmen der festen Beiträge, zn denen sich alle Berussstande in nach. ahmcnSwcrter Einmüliakeit verpflichteten, sollen der Gebe- sreudigkelt keinerlei Schranken gezogen sein. Der Kleluhandels-Mklchpreis fkr Dres-en. 7* Frei Haus 168 Mark. ^ Las Wirtschastsministcrinm hat durch Verordnung vom 27. November M i l ch h ö ch st p r c i s e für den gesamten «S Freistaat Sachsen scstacsctzt. Die Preisprüsungsstelle der S t a d t D r e s d e n ist erst am 8». d. M. in der Lage, Klein- verkniifSpreisc für Milch fcstzulegcn. Um in der Zwischen- 4 zeit cinl>citliche Milchvcrkanfspreiic zu haben, haben Vcr-Z treter der Dresdner Grossmelkercicn und des Dresdner 8 I MilchhnndclS mit Billigung deS GewerbeamieS und des » A Lcbcnömittclamtes für die Zwischenzeit solgende Milch-. T preise scstgclcgt: ^>2 Vollmilch: Vom 28. bis 3». November 108 Mark das - " Liter, vom 1. Dezember ab 118 Mark. ^ » Magermilch: Vom 29. bis 30. November öl Mark Z 2, das Liter, vom 1. Dezember ab 70 Mark. z ^ Frei Haus oder ab Wagen verbleibt eS vorläufig bei I. » einem Zuschläge von 1 Mark, « s » 3 Verbraucherkammer und ANlchnersorgung. Z Tie Berbrauchertammer Hai sich, wie uns mitgeteilk" wird, in ihrer Mantagsitzung mit der Frage der Fest setzung von Höchstpreisen für-Milch und Milch- erzeugnisse beschäftigt. Sic folgte dabei auch einer Au- «A regung des Wirtschastsmiiusteriums. dem cs erwünscht war, L' zu dem von ihm bereits geplanten Erlasse von Höchstpreisen zuvor noch eine gutachtliche Acusscrung zu erhalten. Die >ev Vcrbraucherkammer teilte in dieser Frage die Auffassung des Wirischasrsministerinms, das inzwischen die Höchstpreis- ^ fcstsetzung vorgcnommcn Inn. Die vvn der Lerüraucher- kammer bei dieser Gelegenheit angeregte Konzessiv- nierung der Landmolkereien war vom Wirt- schastsministcrium bereits bei der NeichSregicrung, der die Entschlicstung darüber zusteht. beantragt worden. Ter eben- falls gewünschte E r l a u b n i s z w a n g für d - n Milch- Handel besteht in Sachsen schon seit längerer Zeit. In Zwei Spiele im Neustii-ler Sch««sp!elh»us. Zwei Spiele stellt man jetzt drüben tn der Neustadt, die aus zwei verschiedene» Welten stamme», aber den satirischen s Grundzug gemein haben. Earl S t e r n h c i m s ganzes Dichten ist aus Satire gestellt. Er sticht auf den „"Bourgeois" mit den spitze» "Nadeln seines -Hohnes ein und nagelt ihn fest au? das Schaubrctt seiner .Komödien. Man kann kaum sagen: aus -Hass, eher: ans Lieblosigkeit, denn er ist eiskalt b.i seiner Prozedur und irgendein sittliches Pathos oder ethisches Ziel fühlt man nicht dahinter. Tas war doch seiner zeit an Ibsens Gcsellschaftssatire nicht zu verkennen. Ost ist freilich seine Charakteristik haarscharf »uh treffend, oft genug aber auch nur ein „Spiel mit "Worten". So benennt cr selbst sciu kleines Stück „Der Scharmante", daS mau im Nenstädter Schauspielhaus,.' setzt in einer Darbietung sehen kann, die durch den gewählten Stil schon die gesühlö- leere Geistigkeit der ganzen Ange'cgcnhcit kundgibt. Leo Mittler als Spielleiter hat einen dekorativen ÄrciS um eine halb reale, halb malerisch stilisierte Szcnengcsiaitung gelegt und lässt die drei Darsteller in der jetzt beliebten, aber schon nicht mehr ganz neuen Art deS rnckweisen Bcwcgens und rein logischen Sprechens spielen. Tas ist nicht ganz zwingend, denn die Sache kön'tte sich auch in alltäglicher Haltung abwickein: gber eS erfüllt doch den Zweck, daö Augenmerk nur aus den rein verstandcsmntzigen, in Worten spielenden Charakter des Stückes zn lenken. Der Graf ver nachlässigt nm einer anderen willen seine Frau, deren Lieb haber mit allen Mitteln der LiebcSstratcgie seinen Vorteil wahrzunchmrn sucht. Er zielt vor allem auf Entlarvung des Grafen als eines eitlen Gecken durch die neue Liebe heuchelnde Frau selbst, und der Plan glückt auch, weil die tatsächlich« Ernüchterung der Frau die Gefahr der er neuten Annäherung überwindet. Ein Spiel zn dreien, nicht neu im Thema, aber mit einer .Kunst deS Wortes behandelt, bkt der Sternhetm selbst seinen sonstiacn Telegrammstil auf gibt. um die Winkelzüge des Wortgefechtes nuüziigeniesscn. ES ist reine Gehirnarbeit. Mathematik der Seelen. Schach- ,spiel der Intelligenzen, doch mit Schärfe, Witz und Geist ge macht. Dieses Gefallen an Plänkelei in Worten ist im Grunde romanisch, französisch, nicht deutsch: "tte denn 'Gtcrnheims G-IstcSart durchaus französisch b-el ttlnstt »"b gerichtet ist. Doch es hieste die Spielwelte des ästhrttkchen -Genüsse» unnötig verengen, wollte man den Reiz dieser ge- -schllfkencn Plaudcrkunft ncringschätzrn. zumal wen» sie sich selbst so ehrlich als „Spiel in Worten" bekennt. Es Ist die i raffinierte. Geistlgkeit einer überkultivlcrcen Schickt darin, in der daS Gehirn daS Herz, die Form die Seele ersetzt. So ^ 1 verstanden ist das Spiel amüsant, geistreich, witzig und fesselt trotz einiger Weitschweifigkeiten und nicht ggnz leicht zu verfolgender Kniffe und -Hakeittprüngc des Vorgangs, j In der gewählten Stilart spielten Friederike Lchner, Wilhelm Straube und L udwig Ungcr diesen Sternhetm ganz allerliebst. Fräulein Lehner war verlockend liebrcizvoll und weiblich klug im Spiel und brachte selbst einen wärmeren Gefühltztvn in diese eisgekühlte Dialektik. Straube schuf eine köstliche, mit Mitteln feinster Komik ge zeichnete Satire männlicher Eitelkeit und Unger bewährte eine scharfe, kluge Haltung. Man nahm die erlesene Sache mit belfülliaster Zustimmung aus. Von sehr gegensätzlicher Art ist die einaktige .Komödie „Die Spieler" von Gogol, dem Dichter des unsterb lichen „Revisor". Auch das ein Stück Satire, aber derb und lmndsest wie die darin gestaltete Wirklichkeit. Ein Falschspieler gerät in die Hände einer ganzen Bande von Artgenosscn und wird von den edlen Spicstgescllen jämmer lich geprellt. Die Gaunerei ist sich selbst der grösste Feind, und der Pfeil der Unehrlichkcit kehrt sich gegen den Schützen. DaS wäre so eine Art Moral von der Gcschichl'. aber eine lustige, in dem Sinne etwa, wie Gogol von seinem „Revisor" sagte: „Die einzige ehrliche Person in meinem Stücke ist das befreiende Lachen". Das stimmt auch für seine „Spieler" völlig. Die grosse Bitterkeit der Satire, der Triumph, den die Gauncrci zuerst feiert, dann der lachende Schluss, — das hat etwas von der auSglcichendcu Gerechtigkeit, die auch im Leben oft die Zukurzgckommenen mit allerlei versöhnt. Der grosse russische Dichter hat hier in einem Ncbcnwcrkchen ein Stück Wirklichkeit gegeben, daö ethischen Kern bat, ohne zu moralisieren. Das befreiende Lachen ist doch das Beste. Mittler lässt die Komödie in einem auf geregten, wirbelnden Tempo abrollen. daS nicht zur Ruhe kommt und um einige Grade zu wild war. Sollten nicht Gauner dieser Art vielmehr eine behutsame und vor sichtige, wen» auch lebhafte und wortreiche Manier zu arbeiten an sich haben? Es kämen dann wohl, statt der ast parodtsttschen Neberdentlichkeit, mit der dem Zuschauer cdcn Augenblick fühlbar gemacht wurde, dass alles falsches Spiel sei, leisere und lachhaftere Wirkungen zustande, als bei andauernder lärmender Lustigkeit, auch mehr Ab stufungen und Steigerungen. Wie daö zu machen märe, zeigte Walter Strom mit der stillen und verhaltenen Darstellung des angeblichen Lclhhauöbcamtcn. Die Füh rung im Getriebe hätte der verschmitzte Schwadroneur, den Felix Brcssart sehr sprühend und ulkig machte, auch behalten, wenn er dabei weniger hätte schwitzen müssen. Die Herren Freuberg, Kraul, Willi. Reltz. Rafael. Hagen, Recholl 'stellten sehr unterschiedliche Baflermannkche Gestalte» dieser Spiclcrtoniödie in bunter rusfijchcr Tracht ferner Zarenzcit und brachten allerlei Ergötzliches, so dass der Svielabend mit befreiendem Lachen miSklang. I'. 2. Kunst und WWusckast. f Dresdner Theatcr-Spielplan für heute. Opcrn- h a » S : „Götterdämmerung" i s-.Os: Schauspielhaus: „Gvges und sein Ring" <7j,' Nenstädter Schauspiel haus: „Der Scharmante",' „Die Spieler" s^8); Rest-, de uz- Theater: „Madame Flirt" ss-81. !- Mitteilungen der Sächsischen Stacttsibcatcr. Opern haus. Donnerstag, am 30. November, »in 7 Uhr: „Der Bajazzo" — „ S i z i l i a n i s ch e Bauern eh re" mit Tino Pattiera, Erna Ficbiger-Peiskcr, Friedrich Plaschke, Hanns Lange, Rudolf Schmalnaucr im „Bajazzo" und Helena Forii, Tino Pattiera, Helene Jung, Rudolf Schmal naucr, Mill» Stephan in der „Banernehrc". Musikalische Leitung beider Opern: .Kurt Ltrieglcr, Spielleitung: Georg Hartman». Sämtliche Platze müsse» vor Beginn der Bovc stclinng eingenommen werden. S cl> g u s p i c l h a » S. Mittwoch, den 2», November, unt 7 Uhr: Hebbels ,,G„ ges und sein Ring" mit Alle« Verden, Jen»» Scimsscr, Pani Wiecke, Friedrich Lindncr und Rudolf Schröder in den Hauptrollen. Spielleitung: Paul Wiecke. k Ncnsliidler LchauspielhauS. AIS Weihnachtsmärchen wird tN diesem Jahre „Tie Ma»sett>»i<>tti" adrr „Wie der Wall» In di« Stadt kam- ,wn dem Dresdner Schriftsteller F. U, Mcistler acgehcn. Die Musts ist von Georg Pittrtch. tzrstaii»siidri,nK am Sonnabcnd- S. Dezember. k Mittailana deS Siesidenz-Dheaters. Sonnabend, den 2. De« zeiiiber, abends Uhr, gelangt zum erste» Male neuclnftudtcrt „Der B e t t c l st ii d e n t", ldperettc von Carl Milldeker, za« rinssttbrung. Musikalische Leitung: Ernst Schickcianz: Lvielleiftnig: Willi, Karl. Hauptrollen: Ido Katlner. Lola Karoln, Grelel Rrilt, Lotte Grklndia, Maraarelc Hamm, Willi, Karl, Dito Marlö, Carl SukftiN. "Nireo Langer, Georg tlumve. Hugo Mättig, Han» Polscher, Ignaz Janda, Die ölivrc sind wesentlich verstärkt worden. Sonn tag, de» I». Dezember, nachmittag» Uhr, gelangt erstmalig „Ter E d e l m e i ft k ö n tg ", Weihnachtsmärchen in stehen Bil dern von Carl Witt, Mnstk von Bruno Brenner, zur Ankssthrung KfttderbaNetlS «nd Tänze vom Ballettmeister Adolf Gallert. Schriftliche und telephonische Bestellungen werden seht schon zn den Märchcitvorstelkiingen, welche icdcn Sonntag, Mittwoch und Sonnabend statlftiiden. cntaeactigcnvtnnicn. -k Brranstaltungen. Heute, Mittwoch, Uhr im Logenlaal einziger Lonalen-Abend von Kur« Strlcalrr itklavter» nnd ohaitne» Strtcgier iBtolinri: tm Palmenaartenr irder-Abenb vo» Pauline Dohert: t» Sünstlerba»« Kot«
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