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-G. Jahrgang. 148 Montags 2». MSrz 1S2S Gegrün-ek 1SSV °>"U lb. di» ZI. Wir» l«r« b«l Iüaiich»w»lmall«,r guiUllun», >k», -rau» t^o Mord. ^)kAUg3*WkvUyr Poftd»rug»pr»l» iitr wonal Mit» ZWork dhn» Poft»uft»llungsg«diit>r. Dradlantckrtsl: N.chrlchl»« Dr«»d««. S«mlpr»ch»r. Samm»tnmnm»r: 2S 2^1. Nur Mr Dachtgisprttch»: 20 011. »iu.,8,»»«« l» Pliu.t,. ° Dt» Anzeigen w»rd«n nach «otdmar» »erechnel; dt» »tnIpaMg» KI nun drrtte KKvaisa» 2*"' ^ WS- "ir auawärt» ZS Pig. ffamtli«nan»eig»n und Äell«na»,uch« ohne «lktgLIILki-PtLlse. Aadall 10 Ptq- auhrrhald AI P>a- dt« so mm Kreil» Reklame,»ik ISO Ms 'Uh»rdald 2VO PI,. Otserlengebtilir Id Ma. Au»w Auitraqe a»,»n Dvrau»d»,^5, SchriNl»ttuna and K^uplgelchittl» stelle: eü,rt»»l>r, « Druck u. Dertao von Zieplch » R»tch»r«i m Dresden. Poftlcheck-Äonlo IOSS Le»,-»». Nachdruck nur mit deutlich« vurllennnaad» „Dresdner N-ckr.'> ,ulitlsta Unvertanale SchrlNNUcke w«d»n »ich lulvewadrt. ist nscki 2elian6su stzittslpuasit ctsr Zgotis-65km. §ok^-str. 8okns!Irug-i-IsttsststIs 6sel!n—Orssckso—lVIoo. llntseteunst sdn 2OOO Nsnsonsn In sintscrlisn LsstkAussro. ^rsmctsnkslmsn bis rum buxusbolsi. guts unct biiligs Vsnptisgung songsn bis sm l^istrs bsfinbiiobsn Osst- unb 5psissb3ussn, bis siisn ^nspnüsbsn gsnssbt wsr'bsn. 6is 15. st-s! Xuntsx« tnsi, wSbnsnb cisn btosbssison bsbsutsnb bsnsbgssstri. Ltnsösnbsbn, Nsmpfsskiff unb ^uto vsnmitlsin iobnsnbs ^ustillgs in bis Omgsbung. — /tusi<unft bunsb bss V»pIr«I,p»t»IIp«, »me« Ser»»»»,««-»» (^m tb) Seftemichs Anschluß aus dem Marsch. Vertiefung -er -eulsch-öslerreichischen Freun-fchaft durch Dr. Aameks Berliner Besuch. Annahme -es Sleuerkompromisses. - Das Zenlrum gegen den Dolksenlschei-. - Abslimmungsseier in Oberschlesien. Feslvorslellung in -er Slaalsoper. Berlin, 27. März. Au Ehren des österreichischen Bundes kanzlers Dr. Namek veranstaltete das preußische Ministe rium für Kunst, Wissenschaft und Volksbildung heute abend vor geladenem Publikum in der Staatlichen Oper eine Fest- a » ffiih r u n g .des „Fidel io" unter Leitung von Musik direktor Dr. Kleiber. Die Aufführung, die auf einem hohen künstlerischen Niveau stand, wurde zu einer großen Ovation für den Dirigenten. In der Ehrenloge sah man neben dem Bundeskanzler Dr. Namek den Reichsauhen- minister Dr. Stresemann und eine Reihe weiterer Mit glieder des Reichskabinetts und der preußischen Regierung. Frühstück in der österreichischen Gesan-ischas». Berlin, 28. März. Der österreichische Gesandte Dr. Frank gab zu Ehren des österreichischen Bundeskanzlers Dr. Ramek ein Frühstück, an dem außer den österreichischen Herren der Reichskanzler Dr. Luther. Reichsaußemninister Dr. Stresemann, Nuntius Pacelll, Staatssekretär v. Schubert, Staatssekretär Meißner, sowie einige Herren des Auswärtigen Amtes teilnahmen. Die Ansprachen im Kanzlerpalais. Berlin, 28. März. Reichskanzler Dr. Luther gab heute abend zu Ehren des österreichischen Bundeskanzlers Dr. Namek ein Essen, an dem eine Reihe deutscher Reichs- und Staatsminister, u. a. Rctchsmintster Dr. Stresemann und die österreichischen Herren, die mit Dr. Namek nach Berlin ge kommen waren, teilnahmen. Im Verlauf des Essens hielt Reichskanzler Dr. Luther eine Ansprache, in der er die Gefühle treuer Freund schaft hervorhob. die unzerstörbar -wischen dem Deutschen Reich und Oesterreich bestehen und besonders der starken und wechselseitigen kulturcllenStröme zwischen beiden Län dern gedachte. Die geistige Einheit zwischen Dcutschland und Oesterreich sei ein unverlierbares Gut, was auch immer die politische Entwicklung der Staaten bringen möge. Die all gemeine Lage Oesterreichs habe sich seit dem vor zwei Jahren abgestattcte« Besuch des Amtsoorgängers Dr. Nameks zweifellos gebessert, doch auch heute noch bedränge uns hüben »nb drüben wirtschaftliche Rot. Allmählich habe auch in Europa «ach den starke« Gegensätzen der Kriegszcit die Er kenntnis der Notwendigkeit verständnisvoller Zusammenarbeit an Bode« gewonnen. Der Minister gab zum Schluß der Hossnnng Ausdruck, daß diese Entwick lung sicher und stetig sortschreiten möge. Bundeskanzler Dr. Ramek erinnerte in seiner Antwort nach einem Dank für den liebens würdigen Empfang in der deutschen Reichshauptstadt an die Sommertage von 1822, als Dr. Seipel vor Einleitung des Genfer Sanierungswerks zu Dr. Wirth nach Berlin kam, als Oesterreichs und Deutschlands Lage sich immer schwieriger gestaltete und erklärte, Oesterreich «nd Deutschland dürften eine gewisse Genugtuung empfinde«, wen« mit der damalige« Lage die hentigc Lage der beide« Staaten verglichen werde. Auch die Beziehungen zu den fremden Staate« hätte« sich be deutend gebessert, und wenn hie Hoffnung nicht trüge, näherten wir ans dem ersehnten Zustande eines auf wahrer Völker» Versöhnung verankerten europäische« Friedens. Die ganze Welt lege bei dem Keg zu diesem Ziele Wert ans die deutsche Mitarbeit, was ein Zeichen sei, daß ei« neues Europa im Werden begriffe« sei. Es gehe vorwärts anf allen Lebcnsgcbictc« in beide« Staaten. Wie die Sprache, so sei der Glaube an eine bessere freie deutsche Zukunft in beiden Län der« der gleiche. lW. T. B.) Dr. Ramek über -en Zweck seines Besuches. Berlin, 27. März. In einem Gespräch mit dem Chef- rodciktcur der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" sagte der deutschösterreichische Bundeskanzler Namek: Er freue sich, daß es ihm vergönnt sei, den se-inerzeitigen Besuch des Reichs- kanzlers Dr. Marx und des Reichsautzenministers Dr. Stresemann in Wien evwidern zu können und durch diesen Aufenthalt in Berlin in besonderer Weise die herzlichen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Heiden deut schen Staaten Mitteleuropas zu betonen. Die Republik Oesterreich sei durch die besonderen Ver hältnisse ihres Entstehens, durch die Notwendigkeiten ihres inneren und wirtschaftliche» Aufbaues daraus angewiesen, mit allen Nachbarstaaten gnte und freundschaftliche Be ziehungen z« unterhalten; darüber hinaus sei es aber wohl selbstverständlich, daß die Beziehungen zum Deutschen Reich infolge der Gleichheit des Volkes, infolge der enge« kulturellen «nd geistige« Beziehungen besonders herzlich sein müßte». Weiter hob Dr. Namek, hervor, daß Oesterreich für seine wirtschaftlichen Wicderaufbanbestrebungen bei den maßgeben den Faktoren des Reiches immer viel Verständnis gefunden habe. Das Netz der bereits bestehenden Verträge, gewisse »um Teil wohl schon abgelaufcne Bestimmungen der Friedens- Verträge ließen nur ein schrittweises Borgehen zu. Wenn es bei seinem fetzigen Aufenthalt in Berlin gelinge« werde, dieses Vorgehen in die richtigen Bahnen z« leiten, so würden sich daraus sowohl für die österreichische Wirtschafts lage wie für einzelne deutsche Wirtschaftszweige unlengbare Vorteile ergeben. . Eine Entschließung -er Groß-Deutschen. Wien, 28. März. Die Großdeutsche Landes Partei für Wien unb Ntederösterreich hielt heute ihren Parteitag ab, der eine Entschließung annahm, in der zunächst mit Genugtuung festgestellt wird, daß die Beziehungen zum stammverwandten Deutscheu Reich immer enacr gestaltet werden, und daß die Regierung bei Ordnuna der Beziehungen z« de« anderen Staate« jede einseitige politische Bindung ver meidet. Nach einer ausführlichen Stellungnahme zu dem innervolitischen Programm wir- in der Entschließung den deutschen Volksgenossen, die unter fremder Herrschaft leben, namentlich den Deutschen SüdttrolL. -er herzliche Gruß entboten. lW. L. B.) zentrumsbeschluß gegen die Fürftenenteignung. Für eine Lösung nach -en Grun-sähen -es l Rechtes. Berlin. 28. März. Am Sonntagvormittag trat im Reichs tage unter Borsitz des Partetvorsitzcnden M a r r der R e i ch s- ausschutz der Zentrumspartei zusammen, um zu der Frage -er F ü r st e n e n t e i g n u n g und der Haltung der Partei zum Volksbegehren und Volksentscheid Stellung zu nehmen. Ter Tagung legt man in Aentrums- krctsen eine besondere Bedeutung bei, da das Verhalten mancher Zentrumsanhänger, die entgegen der Partelparole für das Volksbegehren gestimmt haben, immerbin als eine für die Partsl-isziplin bedrohliche Erscheinung angesehen wird. Nach einem warmen Nachruf für den verstorbenen Reichs kanzler a. D. Fehrenbach verlas Marx eine Erklär««« über die Grundsätze der Zentrumspartei, die auch s« der Frage der Fürftenenteignung an den Grundsätzen desRechtes sesthalten müsse. Marx lehnte den Volksentscheid, als mit den Grundsätzen des Zentrums durchaus im Widerspruch stehend, ab. Er schloß mit einem Appell, die Einigkeit der Partei wieder- herzustellcn. Die Ausführungen der übrigen Redner waren eine scharfe Verurteilung des Volksentscheids, mit dem die ZentrumSpartet nichts gemeinsam haben könne bnd dürfe, h« es «och immer die Vertretnng der christlichen Grundsätze «nd des Rechtes als ein« keiner SauvtanfaaVen angesehen habe. Den gleichen Standpunkt vertraten alle weiteren Redner, darunter auch Abg. Vizepräsident Dr. Bell und der Arbeitsmintster Dr. Brauns. Zuin Schluß der Tagung wurde einstimmig eine Entschließ«»« angenommen, die der Netchstagsfraktion in der Frage der Fürstenabfindung das Vertrauen aussprickt und er klärt, daß der dem Volksbegehren zugrunde gelegte Gesetz» entwurf der entschädigungslosen Enteignung der Fürsten den Grundsätzen der ZentrumSpartet vollkommen widerspreche. Es müsse vielmehr eine Lösung gesunden «erde«, die der allgemeine« Verarmung des deutsche« Volkes «nd die Pflicht aller Volksgenosse«, die Folge« des verlorene» Krieges mitzntrage«. in »ollem Maße berücksichtigt, die a-er anch dem in der Verfass«»« der deutsche« Republik gemährleistete« Schutz deSPrivateiaentnmS »nd de« christlichen Grnndsätze« Rechnung trägt. o Die Tagung deS ReichSparteiauSschusses und ihr Er gebnis bedeutet immerhin einen starken Tropfen Wermut in den Hoffnungsbecher der Sozialdemokraten, die geglaubt hatten, nunmehr mit dem Ergebnis beim Volksbegehren auch da» Zentrum auf ihre Seile ziehen »« könne». Die Abslimmungsgedenkseier schlesien. in Ober- Oppel«, 28. März. In -er retchgeschmückten Stadt sand heute unter Beteiligung der Spitzen der Behörden aus der ganzen Provinz Oberschlesien und Tausender von Einwohner« ans allen Schichten der Bevölkerung die Gedenkfeier an läßlich der fünften Wiederkehr deS Ab« sttmmnngstages in Oberschlesien statt. Als Ber- treter der Reichsregieruna waren erschienen RetchStnuen- minist er Dr. Külz und als Vertreter des Rcichswehr- ministers Generalleutnant von Kaiser. Die preußische Re gierung hatte Innenminister Severtng und Mi nisterialdirektor Loehrs entsandt. Um 11 Uhr vor mittag begann im dicht gefüllten Stadttheatersaal die Ab stimmungsfeier mit einem Vorspiel aus den „Meistersingern". Nach einem Prolog hielt der ehemalige ALstimmungS- kommissar Landrat Dr. Urbanek die Gedenkrede. Hier auf sprach Reichsknnenmiaister Dr. Sülz. der die besten Wünsche der Reichsregierung und deS Reichs präsidenten überbrachte. Der Redner führte dann weiter auS: Wir wolle« Ovcrschlcsic« innig danke«. Die Art, »ie die oberschlesische Bevölkerung ihre Lcidenszcit getragen hat, ist ei« Monument der dcntschen Treue» »Das Unrecht an Oberschlesien", wie der britisch« Premier minister Macoouald die Zerreißung dieses Landes ge, nannt hat, hat Tausende von deutsche» Brüder« «nd Schwester» durch staatliche Grenzen von «ns getrennt. Unsere Gedanke« «eilen in dieser Stunde bei ihnen. Die Geschichte läßt es auf die Dauer nicht ««gesühnt, wen« man willkürlich staatliche Grenzen durch zusammengehörige Völker zieht. Wie «ns jede kulturell« Unterdrückung der im dcntschen Staatsgebiete lebenden Minderheiten, als eines Kulturstaatcs schlechthin unwürdig, jederzeit fernliegt, s» «er den wir nichts unversucht lassen, dasknlturelle Schick» sal unserer deutschen Minderheiten z« «er» leichtern. Frei von jedem Chauvinismus, frei von jeder Geringschätzung anderer Völker, fühlen wir uns doch mit Stolz als eine große, einzige, innerlich unzerstörbar »er» bnndcuc Gemeinschaft, und die Welt wird sich daran gewöhne« müsse«, daß das Deutschtum nicht nur die Verkörperung einer nationalen Idee ist, sondern anch die Verkörperung einer Meuschheitsidee. ohne die die Welt nicht bas wäre, was sie hente ist. Wir wolle« gemeinsam als deutsche Schicksalsgcmcinschaft Weiterarbeiten und ringen, um gemeinschaftlich das zn überwinden, was die Fügung «ns aufcrlcgt hat. Die Treue der Obcrschlesser aber zum deutsche» Vaterlande möge dereinst ihren Lohn finde« in einer glücklichen Zukunft. Auf dem Ring, der von einer nach Tausenden zählende» Menge umsäumt war, ergriff der preußische Innenminister Severin« . » , das Wort und dankte namens der preußischen Staats regte» rung für Oberschlesicns Treue. Gewiß ist Oberschlesiens siegreicher Kamps später einmal durch offene Gewalt in sein Gegenteil verkehrt wor den, aber heute erkennt alle Welt, die Entscheidung als Un recht, mindestens aber als Irrtum an und ich hoffe «nd glaube, daß die Weltgeschichte diese« Irrtum einmal berichtige« wird. Wenn das recht bald «nd zugunsten Deutschlands geschehe» soll, dann dürfen Sic, Männer «nd Frauen OberschlestenS, de« Kampf nicht als ausgefochten betrachte». Ich spreche hier nicht von dem Kamps mit dem Rüstzeug der Ge» walt, sondern von dem Kamps mit de« Waffe« deS Geistes, in dem wir siege« müsse«, wenn jeder anf seinem Posten steht. Sie hier in der Grenzmark haben eine schwere Ausgabe für das ganze deutsche Volk z» führe«. Sie sind daS Bollwerk im Osten. Sie sollen darüber wachen, daß nicht ein Fingerbreit deutschen BobenS verlorengeht, baß die deutsche Sitte und Kultur unversehrt dem Deutschtum erhalten bleibt. Zum Schluß ber öffentlichen Kundgebung wurden von 12M Schulkindern auf der Freitreppe des Rathauses Volkslieder vorgetragen. Bet dem sich anschließenden Mittagessen in der Bahnhofswirtschaft sprach ber Oberprästbent der Pro vinz Oberschlesien, Dr. ProSke. Nach ihm ergriff noch einmal MinisterSevertng das Wort und ermahnt« die Oberschlester und alle Deutschen zur Etniakett. Nachmittags fand beim Oberpräsidenten ProSke «in Tee statt, an dem die in Oberschlesien weilenden Vertreter de» Reiches und Preußens, die Direktoren der Universität unb Technischen Hochschule Breslau, die Spitzen der weltlichen unb kirchlichen Behörden OberschlestenS, Vertreter von Industrie und Handel» die auswärtigen Teilnehmer an der Abstimmungs feier, darunter auch General Hbfer» und die Vertreter -er schlesischen Presse teilnahmen. lW. T. B)