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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.06.1909
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090618017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909061801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909061801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-06
- Tag 1909-06-18
-
Monat
1909-06
-
Jahr
1909
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.06.1909
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DvesSnev Aactzvrchten l<»7. Seite 4. «Freilnp. Iuu, L 2 2 :r noch über „Fahrzeugmaschinen für flüssige» Brennstoff". Damit txitte die Haupivcrsgmmlung il>r Ende erreicht, '.'dachmittags fand eine Rheinfghrt -er Teilnehmer und abends ein Gartensest im Kiuhause statt. Ueber die Einigung RustlandS und Deutschlands veröffentlicht Fürst Wladimir Meschtscherskv. der be kannte russische Schriftsteller und Herausgeber der konser» r>ativen Petersburger eieitu»a „Grashdanin" einen gerade >m gegctnvärtigen Augeichlicke besvnders bedeutsamen Artikel, au» dem fvlgende Sätze wiedergegeben seien: »In der auswärtigen Politik hat die össentliche Meinung Ruß lands nur einen einzigen Wunsch: daß unserem Lande ein dauerhafter, ungetrübter, sestgesich e rter Friede be- ichert werde, als einzige» Mittel zur Herbeiführung von innerem Frieden und innerer Ruhe, vhne die leine Wieder- Nexstellnna der Ordnung, kein ivirtillnuliicher Aufschwung, leine soziale Reform möglich ist. Dieser äußere Frieden iür Rußland kann — Millionen von Russe,, begreifen daS vollkommen — nur erreicht werden durch eine sesibegrün- dete, herzliche, tonale uns aufrichtige Einigung von Ruß land "»d Deutschland, »ich vermag die Nützlichkeit ande rer Interessen Rußland» nicht zu leugnen, aber ich halte sie für vorübergehend und künstlich geschaffen, während die Einigung von Rußland und Deutschland kraft der Tra ditionen uns angesichts der Interessen, die beiden Ländern gemein ssnd, c i n e n aturg e m ä ß e K v », biniernng und mithin notwendig ist. Deshalb begrüßt die öffentliche Meinung in Rußland die Begegnung der beiden nordischen Kaiser mit Snmvathie, in, Gegensatz zu der Feindseligkeit gewisser russischer Preßorgane. Sie betrachtet die Initia tive zu dieser Begegnung, die von unserem Herrscher auS- geht, al» einen Akt weiser Klugheit, der durch dieselben .Interessen und Enivsindunge,, diktiert ward, welche die visentliche Meinung Rußland» erfüllen. Die G e r m a u o - v l, o b i e g e iv isser rnssi s cher Ieitu n g e n ist durch zwei Motive zu erklären. Iür die „Rvwole Wrcmja" ist da» Hauptmotiv der Kult,,» -er panslawisiischen Ideen, die sich immer mit Deutschenlmß paarte». Die Organe der roten Presse in Rußland werden zur Deutschseindliclikeit ge drängt durch die Antipathie unserer llltraliberalen wider den deutichen Militarismus und da» deutsche Kaisertum. Ptau darf nach meinem Dafürhalten versichern, daß die visentliche Meinung in Rußland sich durch diese beiden Motive in feiner Weite bestimmen läßt." Der Satz über die Stellungnahme der russischen Ultra liberalen gegen den bcntschen Militarismus und da» deutsche Kaisertum sei gewissen deutichen „Ultralibe ralen" :» besonderer Betrachtung empföhle»! Die Strasffmrgcr Ohrfeigcnassäre. Die Nachricht, nach welcher der Student Freiherr Zorn o. Bulach, der Sohn de» Staatssekretär», in einem Reßaurant zu Straßburg einen Iusammeiistvß mit anderen Studenten gehabt hatte, wird in einem Telegramm an» Straßbnrg sür falsch erklärt. Au» dieser Meldung geht allerdings nicht hervor, ob ein derartiger Iusammenstoß überhaupt nicht stattgesnnden l»at, oder ob bestritten werden i. ü. daß e» der Sohn de» Staatssekretär» war, der an dem Vorkommnis beteiligt iß. In dieser Angelegenheit läßt sich nun da» „B. T." von seinem Berichterstatter in Straß burg angeblich von einwandfreier Seite folgende» melden: Der Sohn de» Unteri'laatssekretär» Vorn v. Bulach saß in der Nach, vom Sonnabend zum Sonntag mit zwei clsässi- icheu Pharmazeuten und einem anderen Studenten an einen, Tische in dem geschlossenen 'Nebenraume des Restan raut» Batlentin in Straßbnrg. An einem Nebcntiich saßen vier aktive Mitglieder und Alte Herren de» studentische» 'tvrvS „Rhenania". Da Vorn v. Bulach sich mit seinen Düchgeiwsien derart ausfallend laut in französischer Sprache unterhielt, daß die deutschen Akademiker in ihrer Unter haltung gestört wurden, fugte ein Alter Herr de» Korps „Rhenauia": „Wir wallen da» Nebenzimmer verlassen, um nicht acßört zu werden." Darauf sprang der Lohn de» iknterßgatSsekrctär» Vorn v. Bulach ans und sagte: „W e n » i ch iv a » s a g e n will, w a s v v m H erzen geht, sv s agc ich e s f r a n z ö s i s ch." Da die Herren daraus da» .Ummer verlassen wollten, ries Iorn v. Bulach den, Kellner die Worte zu: „Jean, schmeiß die Schwab e n h s n - ans." Daranshin trat ein Ehargicrter des Korps „Rhcna- nia" ans Iorn v. Bulach zu, gab ihm zwei kräftige Ohrfeigen und sagte ihm: „Wenn Sie jetzt noch keine Ruhe geben, dann Hane ich Sie durch wie ein kleines Kind!" Die Universitätsbehördcn haben von dem Korps „Rhena- nia" ein Protokoll über den Borgana eingesordert, das im wesentlichen die in dieser Meldung gemachten Angaben enthält. Außerdem hat bereits am Montag der Adjutant des zurzeit in Straßbnrg studierenden Prinzen Waldemar von Preußen, de» Sohne» de» Prinzen Heinrich von Preußen, sich von der Universitätsbehörde eine Darstellung deS Vorganges geben lassen. Der Straßburger Studiosus Nikolaus Zorn von Bnrlach veröffentlicht demgegenüber folgende Er klärung: In der Tagespreise ist ein meine Person betreuender Vorgang besprochen worden, der sich in einen, Straßburger Reßaurgnt zngctragen haben soll. Dabei wird mir eine äußerst geringichätzige, eines jeden gebildeten Menschen unwürdige Bemertung über die deutsche Sprache in den Mund gelegt und daran die Mitteilung geknüpft, van ein anwesender Student mich hieraus tätlich beleidigt l abe. Ich erkläre hiermit, daß diese ganze Erzählung unwahr und von Anfang an bis zu Ende erfunden iß und daß nicht einmal irgendein gleichgültiger Bvrgang infolge Mißverständnisses dazu Anlaß geben konnte. Ich behalte mir vor, namentlich gegen sulche Preßorgane vorzugehen, die die obige Mitteilung in tendenziöser Wen- gebracht oder gar mit weiteren beleidigenden Aenßernngcn ver bunden haben. Inm Schutze der militärischen Geheimnisse in England. Der englische Armcerat hat allen Ossizieren einen Reservat-Erlaß übermittelt, in welchem ans die Notwendig keit dinge,vielen wird, militärische Geheimnisse, insbeson dere vor a u s l ä n d i s cd e n Offizieren, zu hüten, die sich in England zu Besuch cinsinden. Der Amcerat ver tretet den aktive» englischen Offizieren, künftig ihre aus ländischen Kameraden ohne vorhergegangene Anzeige beim Kriegsmiuisterinm und ohne spezielle Ermächtigung in die Kasernen znznlassen. und gleichzeitig wird anss strengste eingeichärft, daß selbst solchen Güsten militärische Land- tarten und Bücher unter keinen Umständen gezeigt werden dürfen.^ Die Londerbotschast de» Präsidenten Taft an den Kongreß empfiehlt eine Steuer von 2 Prozent auf die R e i n e i n n a h men der Korporativ»,: n, wwic auf Grund einer Bcrsassiingsündcrnng die Er hebung einer E i n k v m m e n st e n e r. Die Botschaft schützt den Ertrag ans einer Steuer ans die Korporationen ans M Mill. Doll, und sieht in der Steuer einen großen Schritt vorwärts in der Kontrolle der Korporationen. Deutsches Reich. Die Kommission des Reichs tages zur Vorberatung des Gesetzentwurfs be- «ressend die zvllwidrigc Verwendung der «»erste nahm mit nenn gegen drei Stimmen Sen Entwurf in erster Lesung an unter gleichzeitiger Annahme verschiedener Anträge des Abgeordneten Speck sIentr.j, die bezwecken, daß alle aus dem Auslände eingehende Gerste, ans die der Zollsatz von 1,M Mark sür de» Doppelzentner zur Anwendung kommt, durch Farben kenntlich zu machen ist, wenn nicht der 'Nachweis erbracht wird, daß sie zur Bereitung von Malz ungeeignet ist oder daß sie hierzu nicht verwendet wird. In der ,v ü r t t e in b e r g i sch c » Ersten Kammer begann die Einzclberatung de» Eisenbahnctats. Ter Be richterstatter Vizepräsident Tr. Kiene sprach sich sllr die Erhöhung der Tarife der vierten Klasse von 2 a u f 2 P s e» n i g au». Das HauS verzichtete zwar aus eine weitere Erörterung dieser Frage und beschtob, sic erst z» lösen, wenn es sich über die Deckung deS Defizit» schlüssig zu machen habe. Jedoch betonte der Minifterpräsi- dent Dr. v. Weizsäcker, wenn die Angelegenheit zur Er- örternng kommen würbe, so würde er in der Richtung einer Erhöhung de» Tarif- der vierten Klasse auf 3?4 Pfg. Stel- lnng nehme». Oesterreich. Abgeordnetenhaus. Im wette, ren Verlauf der Sitzung wleS GlombtnSki den Vor wurf. daß die Pole» antislawische Politik trieben, zurück und forderte die Regierung, sowie sämtliche Parteien auf. namentlich durch Herstellung einer Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen, eine Grundlage sllr eine Arbritsmajorität im Interesse -eS Staate», sowie de» Parlament» selbst z» schassen. Der Bu d g e t a u » s ch u ß de» Abgeordnetenhauses ver handelte über die Regierungsvorlage betr. die Errichtung einer italienische» R e ch t Ss a k » l t ä t in W i e ». Der llnterrichtsminister betonte, Wien biete nicht nur au» unterrichtspolitiichen Gründen, sondern auch im Inter esse der Vermeidung nationaler Konsltktc alle Gewähr sür eine» uiigestörten Unterricht und ermögliche eine rasche Verwirklichung de» Projekte». In Triest kam es vorgestern abend vor dcmNarodni- Do», zu I u s a m m e n st ö ß e n zwischen Italiener», Slowene» und der Sicherheit»wache. Tic Gendarmerie trennte die Parteien und räumte den Platz. Von einem Fenster des BereinSIvkals der Mazzinianer wurde ein Revvlverschnß abgescnert, durch den ein Passant verletzt wurde. Die Polizei drang sofort in da» erste Stockwerk ein und nahm eine Durchsuchung des Hauses vor. Hierbei wurden verschiedene SLassen gefunden. Es wurden vierzig Mazzinianer, darunter deren Anführer, verhaftet. Ins gesamt wurden im Lause des Abends 120 Verhaftungen vorgenommen. Gegen Mitternacht trat. Ruhe ein. England. Unterhaus. Lord Lonsdalc fragte a». ob in, Plane bezüglich der Räumung Kretas von den internationalen Truppen irgendeine Acndernng eingetrete» sei. Der ParlamentS-Untersekretär de» Aus wärtigen Amte» Mar Kiiinvu Wood erwiderte: Die Ant wort lautet: Nein! — Da» Hau» nahm in zweiter Lesung den Gesetzentwurf Vctr. die Einrichtung eine» Arbcits- b ö r s e n s y st cm» einstimmig a». — Gestern wurden zwei Interpellationen angekündigt. von denen die eine fragt, ob der Regierung bekannt sei, daß Deutschland mit Ita lien über den Ankauf de» S o m a l i la n d es verhandle. Die zweite tautet: Wann wurde die Regierung von der Ausdehnung der Kruppschen Werke insvrmiert, die jetzt be endet ist? ' Türkei. Die Pforte legte der Kammer einen Gesetzent wurf über die Regelung der Forderungen des Staate» an Abdul H amid im Betrage von 1 120 000 Pfund vor. Die Depntiertcnkammcr nahm da» Preß- gesetz in zweiter Lesung an und begann die Beratung de» StenererhcblingSgesetze». Der Finanzminister trat für die Weitererhebnng der kürzlich von der Kammer snSpen dicrten M i l i t ä r st e n e r für die E h r i ske n ein. Zu den widersprechenden Darstellungen der am 15. vorigen Monats gemeldeten B orgänge i n A ioaIi er klärt das Amtsblatt, einige Personen hätten das Han» zweier Offiziere angegriffen und ans die Truppen, die den Angriff zu verhindern suchten, geschossen. Ein Soldat sei dabei schwer verwundet worden. Auch einige Iivilpersviien hätten bei der entstandenen Erregung Verletzungen erlit ten, Dagegen behauptet eine Depesche de» Metropoliten von Aivali an da» Patriarchat, die Truppen hatten ruhige Bürger angegriffen und den ganzen Tag geschossen. Iwei Iivilistcn seien tot und 20 verwundet. Die Stadt sei um zingelt, die Basare gesperrt und die Rotabcln mißhandelt worden. Chile Ta» neue Minister, um ist gebildet worden und setzt sich wie folgt zusammen: Inneres: Henri Rodrignez: Aeußercs, Kultus und Kolonien: Angnstc Edwards: Finanzen: Joachim Figneroa: Justiz: Domi- nignc Amnatcgui Solar: Krieg und Marine: Robert Hnncenx: Industrie und öffentliche Arbeiten: Picrregareia de la Huerta. Kunst und Wissenschaft. -i- König!. Hofthcater. Im Oper »Hause wird heute Die Götterdämmerung" gegeben, im Schau spiel- h a n s e „Ter Biberpelz". ff Residenzthcater. Heute „Die Förster-Ehristl". ff Ecntral-Thcatcr. Heute „Grclchen". ff Die Rollfußschc Musikakadcmic hielt gestern in de» Institutsräumen den letzten größeren Vortragsabend vor den Ferien ab. Auch diesmal bewährte sich die Schule wieder als vortreffliche Erzieherin der weiblichen Jugend. Eine größere 'Anzahl wertvoller Kompositionen sllr Klavier, Violine lind Gesang kamen in wvhlgelnngener Ausführung zu Gehör. Besonders hervorznhebci, sind: Fantosien von Mozart und Weber, Eonsolation von Liszt lLehrer Dir. Prof. G. Schumann: Balsc de Eonccrt von Wicniawski sLehrcrin Frau Tangcl-Strikj: Svnatcnsätzc für Klavier und Violine von Mozart iLehrcrtn Frl. M. Türkei: Arie ans der „Schöpfung" von Hand» und Lieder von Schumann und Brahms lLchrcrin Frl. G. Glicmannj: Romanze anS „Mignon" und Lieder von Gricg und Hübner iLchrcrin Frl. M. Dieteli. In der Mvzartsvnatc wirkte noch außerdem Herr Konzertmeister Schiemann lLehrer der Akadcmiej mit. S Io. dem am 22. d. Nt. im „Siiickcschen Nad" stattftndcnden Konzert des Dresdner Mannergesangverein» wird ütclcr Kliürc von Jüngst, Kant, Kremser, Bruch l..Normanne»z»g"i, Attcnlioser, Kirchl, 'vstnncr, Kascha, >,. a. m. zu Gehör bringen. Die Soll ha, Herr Hviopcrnitingcr F r t ck c übernommen. Das Orchester stellt die Kapelle des 'Scib-Grcnadier-iiiegiments tKönlgl. Musikdirektor O. Herr mannt. ff Dem Körncrmuscum wurde unlängst eine sehr interessante Bereicherung zuteil, insofern Herr Mcdizinal- rat Tr, Horn ans Tvndern, der jüngste von sieben einstigen Löhnen des >870 verstorbenen Kirchenrats Earl Horn, eines ehemaligen Lütz,mischen Waffcngosährtcn Theodor Körners und des Begründers der allgemeinen deutschen Vnrschen- sthast, die dem Direktor des Körnermnscninö schon seit 3.1 Jah ren in Aussicht gestellte Doppelbüchse Körners überließ, die er im Avril 1813 von seinem Vater, dem Freunde Schiller», erhielt, al» erat» Lützoivschcr Jäger die Scinigcn ans seinem ring nach Leipzig, Thüringen nsw. zum letzte» Mal begrüßen konnte. 'Nachdem Körner als Adjutant o. Lützvws zur Reiterei des Korp» überging, überließ er seine Iägerbüchse seinem früheren Rebenmann, dem Jenaer Studenten der Theologie Earl Horn, als kameradscliaftlichcS Andenken, die >870 zunächst in den Besitz des einen Sohnes Horn über ging. von wo sie nn» nach dem im vorigen Jahr erfolgten Tode desselben den viele» Schätze» de» Museums cinver- leibt worden ist. ff Die Enthüllung de» Poleuzdcukmal», das Freunde und Verehrer ans ganz Deutschland dem so früh gestorbe nen sächsischen Heimatdichter in Obcrkunewakde errichtet haben, Endet am Juli statt. Das Denkmal besteht anS zwei mächtigen Lausitzer Granitblöcken, in die ein vom Bildhauer Arnold Kramer-Dresden geschaffenes, überaus lebensvolles Relief mit dem Bildnis von Wilhelm von Potenz eingelassen ist. Kouisercn und Laubbäumc nmgeben de» Denkstein, der in unmittelbarer Nähe des alten Herren sitzes liegt, wo der Dichter des Pfarrers von Brcitendorf, des Grabenhägcrs und des Büttnerbauern gelebt und ge- wirkt hat. Nach der Enthllllungsscicr werden von Orts- etnwohiiern unter anderem Szenen aus den selten gegebe nen, aus dem Lande spielenden sozialen Dramen des Dich ters ausgcführt. ff Via, wr«»e hat von Berlin «-schieb genomme«. Nahezu zwei Jahrzehnte stand Grube im Mittelpunkte de» Berliner Theaterlebeno, in da» er bereit» etntrat, al» die Meininger im ehemaligen Viktoria-Theater gastierten. Bon den Meiningern ist er nach Berlin gekommen, und zu den Meiningern kehrt er zurlick. Der Herzog von Meinin gen hat ihn bekanntlich mit der Leitung beS neuen Hof- theater» betraut. Grube» künstlerische» Wirken gehörte in erster Linie dem Königlichen Schauspielhaus«. baS ihm namentlich auf dem Gebiete der klassischen Dramen eine Reihe glanzvoller und seinkünstlerischer Inszenierungen zu danken hat. Nach seinem Scheiden von der königlichen vlihne, dessen Mitglieder ihm ein treue», kollegiales An- denken bewahren, trat er in den Verband de» Neuen Schauspielhauses. ff Eine für Bühnenkünstler austerordentlich Wichtige Frage ist jetzt vom Kammergericht in Berlin entschieden wo,-e». Es lmndelte sich »m eine» Prozeß, den der Schau spieler M a x M a r x, früher im Neuen Operettentheater zu Berlin tätig, gegen seine» damalige» DirektorVik- tvrPalsi angestrengt l»,tte. Der Kläger Imtte von Palst die Aufforderung erhalle», die Rolle des Gipsers in der Operette „Ter Mann mit de» drei Frauen" ««brvechselnd mit dem Lchonsptclcr Spielmann zu übernehmen. Bei der ersten Probe stellte sich nnu heraus, daß die ihm zugewtesene Rolle »en bearbeitet worden ivar und nicht mit dem der Ausführung zugrunde liegende» Lvnsfleurbuche überein- stimmtc. Marx versuchte nun auf Anssvrderniu, de» Direk tors. seine Rolle selbst nuizuschreiben und der Ausführung anznpassen. Er beendete diese Arbeit jedoch nicht, da er. wie er Herrn Palst erklärte, zu nervös geworden und üver- Haupt znm Abschreibc» der Rolle nicht verpflichtet sei. Pal.fi bestand daraus, daß der Lchanspieler den I.Alt »ivderschriod. ES kam zu einem Wortwechsel, der schließlich damit endet«, daß Marx von der Bühne verwiese» und sofort entlassen wurde, weil er bei seiner entschiedenen Weigerung deharrte. Das Kammergericht hat in Uebercinstilmnung mit -er Vor- instanz entschieden, daß ei» gewichtiger Grund ffir die Ent lassung des Klägers nicht Vorgelegen habe. Vertragsgemäß war die Direktion zur sofortiger, Entlassung nur dann be rechtigt. wenn der Schauspieler einen Vorgesetzten schwer hcleidigt oder belmrrlich seinen Verpflichtungen nicht „ach kommt. Beide» lag nicht vor. Insbesondere war der Klüger nicht verpflichtet, sich seine Rolle selbst cinzurichien und nmzilschreibe». Er konnte vielmehr verlangen, daß er die Rolle iv wie er sie zn spielen hatte, vom Direktor über wiesen bekam. Da es sich im vorliegenden Falle um ein sehr hohes Streitobjekt, nämlich um eine (vage von fast drei Jahren, handelt, so dürste sich auch daö Reichsgericht noch mit dieser Frage zu befassen -lmbcn. ff Ein neues Tnberkulosc-Heilversahrcu ist von Dr. Buroiv. Halle tSaales, ansgearbeitct worden. In der Num mer 23 der „Landwirtskltzfftlichen Umschau", «Magdeburg, be richtet der Forscher an -Hand reichen Materials über die überraschende Wirkung seines Tnberknlosans auf tuberku lös schmerkrankes Vieh. Eine große Anzahl von Ver suchen lmt ergebe», daß die gleiche Heilwirkung auch beim Mensche» eintritt. ff Im Münchener Künstlcrthcatcr werden neben den bereits veröffentlichten Veranstaltungen im weiteren Ver lause der Festspiele „D i e V raut vv n M c s s i n a" nach den szenischen Entwürfen von Robert Engels, Hebbels „Judith" nach den szenischen Entwürfen von Professor Julius Diez, Kleists „Penthesilea", entworfen von Ernst Stern, Gerhart Hauptmanns „H a n „ e l e" nach Ent würfen von Fritz v. Uhde und Hvfmannsthals „Elektra" »ach den Entwürfe» von Professor Max Kruse zur Dar stellung gelangen. ff Richard Wagner als Mimiker. Ans einer Unter redung mit Emanncl Reicher, der hcnte sechzig Jahre alt wird, veröffentlicht Paul Wilhelm im „Neuen Wiener Journal" jvlgende interessante Wa g n e r - E r i n n e- r n n g: „In welchen Höhen sich das innere Pathos im äuße re» Ausdruck erheben lanii, erlebte ich 1870 in Bayreuth an dem hohen Meister Richard Wagner. Meine verstorbene Frau idie Sängerin Hedwig Reicher-Kindcrmami) wurde angefragt, ob sie für die plötzlich erkrankte Sängerin der Erda deren Rolle im „Siegfried" übernehmen könne. Aus ihr Ia wurde sie ersucht, sofort ans den „Hügel" zu kom men, um sogleich eine Klavierprobe abznhaltcn. Ich be gleitete sie hin. Wir fanden bereits den Meister in begreif licher Erregung vor. Felix Mottl, der damals Korrepetitor ivar und den Klavierpart übcrnchmen sollte, avar noch nicht gekommen, und der Meister setzte «sich selbst ans Klavier. In seiner humoristisch -gewinnende» Weise entschuldigte er sich, daß er nicht gut gcnng Klavier spielen könne, aber „es werde schon gehen". Daraus begann die Probe und meine Frau sang ans dem Klavicra'.isziig. Wagner schien «sehr zu frieden —, brach aber plötzlich bei einer Stelle ab und sagte: „Hören «Sic, mein »Und, die Stelle kommt mir nicht scclen- voll genug heraus. 'Noch einmal: „Was kamst du störrischer Wilder — zu stören der Wala Schlaf?!" Meine Frau wiederholte die Stelle. Aber noch war er nicht zufrieden. Er brach wieder ab. „»geduldig und in der von ihm be kannten ziemlich schroffen Weise. Er haute ans die Taste», guckte meine Frau wütend an und sang die Stelle mit un glaublich nngesüger, mißtönender Stimme, sogar etwas unrein. Aber das Auge, der Blick, der verzehrende Schmerz im Antlitz, das klagende Heransheben der Worte — „zu stören der Wala Schlaf" — das war hinreißend. Eine Ur gewalt von Tragik ergoß sich ans des Meisters Innern aus mich. Ich stand wie in einem Bann, und so oft ich an diese Szene denke, erneut sich mir immer wieder das tzs-esühl dieses Bannes — mancher gelungene Ausdruck in meine» tragischen Rollen schöpfte seine Kraft ans dem Quell dieser Minute." ff Radium als Kropscrzeugcr. Der französische Arzt Rcpin hat eine Anzahl Quellen in den Departements Savoic und Haut-Savoie ans Radium untersucht und dabei einen großen Gehalt an diesem Stoffe nachznwcisen ver mocht. Weil in diesen Gegenden, ebenso wie in anderen, wo daö Wasser ans großen Tiefen Vezw. ans Eruptiv gesteinen herstammt, der Krops sehr verbreitet ist, so zog er den Schluß, daß der Radinmgchall des Wassers für diese Erscheinung verantwortlich zn mache» sei. Besonders inter essant ist in dieser Hinsicht der Ort Bonrg d'Oisans, dessen Bewohner keine Kröpfe tragen, dagegen hatten in einem Gehöfte, das von einem besonderen Brunne», der radium- lxiltigcs Wasser gibt, versorgt wird, vier Personen ver größerte Schilddrüsen. ff Kleine Mitteilungen. Ei» neues Stück von Paul Hervicu übermittelte als Uraufführung für Deutschland ein Ensen,blegastspiel der Truppe von Ludwig Lange im Deutschen Theater zu H a » n v u e r. Das Schauspiel »e»»t sich „Erwachen" und hat znm Angelpunkt die un sanfte Erweckung einer vvrnehmcn Pariserin aus den Träumen einer Spütlingslcidciischast. — Eine junge Künst- Icrin, die bis zur vorigen Saison im Wiener Burgtheater in erste» naiven Rollen gewirkt hat, Cornelia Kögl, snngiert seit einigen Monaten mit Hingebung als Krau le „ p f l cg c r i,,. Sic will in die „Kongregation der Töchter des göttlichen Heilandes in Wien" eintretcn. — Im nächsten Monat soll in Kassel eine Ausstellung von Werken der bedeutendsten modernen französischen Maler und Bildhauer stattfinde», und zwar auf Veranlassung des Direktors der Kasseler Gemäldegalerie und der „Gesellschaft der Kunstfreunde", deren Protektor der Kaiser ist. — Schillers 150. Geburtstag wird am 10. November von den meisten großen Theatern durch Festvvrstcllunqei, gefeiert werde». Ta gleichzeitig dTe Deutsche Sch i l l e r st i f t u » g, deren Aufgabe es ist, in Not geratenen Schriftsteller», sowie deren Hinterbliebenen bcizustehcn, das 50jährigc Griiiidungsjubiläum begeht, so sollen die Erträge dieser Aufführungen der Stiftung Zu fällen.
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