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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 24.12.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051224026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905122402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905122402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-12
- Tag 1905-12-24
-
Monat
1905-12
-
Jahr
1905
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Dresdner Nachrichten. « 2 uild acht Gesellen unter der Führung des Obermeister- Bleuer. zwei R i e s e n - C h r i st st v ll e n entgegennchmen. —^ lieber das Befinden des Hern, Kultusministers Dr von Lev den, in wurde heute folgendes Bulletin ans gegeben: Der Zustand Sr. Sizelleiiz ist ziemlich unverändert, die Sprache noch nicht wesentlich besser -* Tie Erlaß wähl eines Abgeordneten zur Zweiten ttammer im I''. sl ä d t >! ch c n Landtagswahlkreijc i'Annabergl findet Sonnabend, den 30. Dezember, slatt. -* Waqeustelluna und Verkehr auf den sächsische» Siaatseisc» bahnen Tie außergcivöhiiliche Zunahme des Güier- iwrkehrs. besonders der Koblenbcförderuna in den letzten Monaten. Hai auch in Sachsen unvermeidlich einen Mangel an verfügbaren offenen Eisenoabmvagen zur Folge gehabt, der leüoch dank der Bemühii'ige» der Staatseijenbahnoerwallung. den Wagenumlaus zu beschleunigen und die WageiiauSnntzung ,a oerbcisern, in weitaus mäßigeren Grenzen blieb, als in uidercn Lantnrii Ter Wagenbcdars stieg im September rapid, während im Vorjahre 105 082 ofsene Wage» bestellt wurden, > leg diele Zister in diesem Jahre auf 120 537. Hiervon wurden >.'stellk N1163, gegen daS Vorjahr 13619 mehr. Ter Rücksland betrug 5.01 Prozent. Im Oktober wurden 9291 Wagen mehr als 1901 gestellt. Oer Rückstand betrug 7.02 Proz. Im 'November betrug die Zahl der mehr gestellten Wagen 1,525 und der Rückstand 9.11 Prozent. In den drei Monaten Seviember. Oktober und November wurden Wagen gestellt: 1903 : 285521. 1901: 291 222 und 1905 : 329690. In den drei genannten Monaten dieses Jahres wurde» also 33 168 Wagen 13.2 Prozent mehr gestellt als im Vorjahre. Seldsiver- uandlich trat an einzelnen Tagen und an einzelnen Orten der Wagenmangel schärfer auf. a!S der Durchschnitt nachweist. Dies bringen Betriebsverhältnisse unvermeidlich mit sich. Die an- gestihrten Zahlen beweisen aber, von welchem Erfolge die An strengungen aller Organe der Staatscisenbahnverwaltuiig, Wagenumlaus und Ausnutzung zu verbessern, begleitet waren. Sie beweisen auch, daß im ganzen die Industrie in Sachsen von dem unvermeidlichen Wagen mangel weniger zu leiden hatte, als in den Nachbarländern. In der ersten Hälfte des Dezember hielt sich der Mangel aus der gleichen Hohe wie un November, studem geht er anscheinend zurück Dabei hat der Kohlen- iranSport eine Höhe erreicht wie noch nie. gen der Woche vom 10 bi-5 16. Dezember wurden auf den sächsischen Llaars- ciienbahnen insgesamt 301611 Tonne» oder 30161 Doppel- '.adungen Kohlen befördert, das sind 5180 Doppel- ladungen oder rund 20 Prozent mehr als in der entsprechenden Woche des Voriahres. Im Durchschnitt waren an jedem Tage' dicstr Woche 710 Dopvelladnngen mehr zu be fördern als im Vorfahre. —* Als H a u p t o e l ch w o r e n e tur die erste S itzungs- per-.ode des hiesigen Sebwurgerict'lS im Jahre 1906 wurden heute mittag r'olgende Herren ansgelvst: Heinrich Fl'cber, Kanfmann n Dresden: Alexander Emi! Hofmann. Dr. vkil.. Geb. Hofrat -n Dressen: Kar! Christ Lndivig Vrockmann, priv. Kantmann :u Nadebeu!: Kar! Äugu't Wc: andi. Kaufmann, Hostieterant. Siadlrai a. D. in Dresden: Einil Adam Erdmann Hermann Voigtländer-Tetzner. Kunstmaler in Dresden: Ludwig Denzer. Maior a. D. in Niederlösnnn: Feiir Höchberg. praki. Zahnarzt in Dresden: Kar' Georg Biermänn. Reinier in Wendi'chtähre: Roberi Mittelbach. Topograph und Fabrikbesitzer in Kölbchen- broda: Richard Hahn. Ooenörster in Postclwitz: Pani Rudolf Anlyorn. Kommerzienrat und Fabrikbesitzer in Dresden: Kar! Heinrich Elaußniner. Brauführer in Eoichütz: W. Hermann Richard John. Kaufmann und Hosipedstenr in Dresden: Wilhelm Ludwig Heinrich Elandius. Prot.. Kunstmaler in Dresden: Albert Hofmänn. prio. Kaufmann in Radeberg: Karl Marlin Bruno Klette. Kürschiiermeister. Hoflieferant in Dresden: Johann stndreas Nägel Fabrikdireklor in Döklen: 2>dvlt Albin Wiichetzkn. Kaufmann in Dresden: Hermann Gneist. NittergnlSbesttzer >n Gamig: Alfred Lllien'cch, Fabrikbesitzer m Naundorf: August Bernhard Otto Kunze. Kohlenhändler in Skrehla: Franz Ernst Wiedemann. Fabrikbesitzer in Dresden: önnl Theodor Kegel, O ctsrichter in Lojchwiy: Wilhelm Wehrle. Kaufmann in Dresden: Gustav Schumann. Gutsbesitzer in Bannewitz: Karl Angnft Adam. Rentner m Dresden: Karl Emil Hermann Pfeifer, Gutsbesitzer, Gemeindevorstaiid in Döltzschen: Arno Eckelmann. Gutsbesitzer in Alsiattel: Richard Albin Würdig. Baumeister in Lofchwitz uns 5d,ngo Mertzhaus. prio '.'lvoibeker in Blaiewitz. — Die Verhandlungen wird Herr Landaerichtsdireklor Abee leiten. —* Weihnachten der Tapferen in § ü d w e st- atrika. Um erwlgreicher wirken zu können, haben sich jetzt der Landesvercin vom Roten Kreuz für das König reich Sachsen und der A l b e r i - V e r e i n unier dem Namen ,.L a n d e s a u s s ch u n siir die freiwillige HiIfsrälig- keir der Bereine vom Roten Kreuz im Königreich Sachsen" zn- 'ammergeran. Er'reulicherweise und ihnen weitere Nüttel von Bank,.:. SiaLlgemeindekl, ldie Stadtgemeinde Falken stein gab "0 Mk.i und Privaloerwnen in bar oder Oiegensländen zur 'enägung gestellt »vorden. sodaß es möglich wnrde. weitere Ok> Seihnachtsvakere zur Abfend.ina zu bringen, die in der gleichen fürsorglichen 'Weise wie die früheren mit: .Hemd, Taschen- : ich>ern. Strümpfen. Tabakspfeife. Tabak. Zigarren. Zigaretten. Bleist-st. Fruchtsirilp. eingemachten Früchten uiw. ausgestatter morden find Gesthenkr Ivnrden dazu oon: I. G. Schmidt jun. Söhne. Altenburg. S.-'A.. 156 Paar wollene Strümpfe, Oskar Wiinderlick. Vertreter der Bleistifliabrik vorn! Johann Faber. A-G, Nürnberg. 5 Gros Blclsti'te mii Schoner. Bernhard -luckschiverdt. Dresden. 500 Zigarren und 25 Pack Tabak. Auch diosrie Gegenstände, wie: Bücher, llnterhalinngSspiele. Rauch- utenstlien ufw. haben Privatpersonen gespendet. Außerdem hat die Firma W>lh. Geißler, Dresden-N., 100 Kilogramm Triumph- Seist gespendet. — In den letzten Wochen ist dem Landeevercin eiu Dankschreiben zngegangen für eine Weihnachlsfeiidung vom vorigen Jahre. Jrttolge von Uerfetzunaa» ist da- Paket fernem Adressaten über 11 Monate nachaesandP worden. Trotzdem sind die Gaten dauk der umsichtigen Auswahl unversehrt ««gekommen und der Empfänger dankt in seinem Schreiben auS Glbeon out warmen, herzlichen Dorten, der einzigen Anerkennung, außer der inneren Befriedigung, welch« den Herren de- Komitees sür all' ihre Mühen wird. Zur Stärkung de- Fonds werden weitere Spenden von dem Bankhaus Hch. Wich. Bassenge u. Co.. Prager Strobe 12. Waren von der Dresdner Transport- und Laaer» Kaus-Aktien-Gesellschaft vormal- G. Thomm. DrcSden-Älts Kleine Packhofstrake 1/3. entgegengenommen. —* Wie in jedem Jahre, so werden auch 1906 sämtliche nationalen Körperschaften Dresden- den Tag der Reichs» lründung festlich begehe». In Rücksicht auf die allgemeine tage wird auch dieser Abend unter dem Zeichen der Flotten brwegung stehen. Als Redner sind gewonnen worden die Gerne» Generalleutnant a D von Liebert. der frühere wuvernrnr von Ostasiika, und der ehemalige Reichskommissar Karl Peters allS London Die Reichsfeier toll Mittwoch, de» Januar IMtö. im KonzerthauS des Zoologischen Galten- stakt finde» Der auS den Vertretern der Dresdner vaterländische» Vereine bestehende ReichSfeier-AuSschuk wird Ende Dezember zu einer dritte» vorberatenden Sitzung zusammentreten. —* Der Entwurf dcr Genofsenschaslsordnung der W e i b e r i tz t a I s V >' r r e » - G e n o s I e n s ch a s t lieg! von heule vormittaa 8 Uhr ab bis 17. Januar nachmittags 3 Uhr an Kanzleistelle der Amlskanptmanittchafl Dresden-AIIstadl Kanzstiaäßchen 2> zur Einsichtnahme aus. —* In den festlich erleuchtete» Räumen der Kinder» tfleaanstalt in Trachenberge fand gestern abend für >ie daselbst in Pflege untergebrachten Knabe» und Mädchen wie alljährlich die Ehristbeschernng statt. Allerwärts herrschte Jubel und Freude und kaum konnten die Kleinen es erwarten, bis die Türe» der Räume, in denen aus langen Tafeln, von zwei brennenden Tannendäiimen herrlich beschienen, die Geschenke in reichem Matze lagen. Der Bescherung selbst ging eine Feier im großen Speisesaal voraus. wobei Herr Pastor Jeremias die Festansprache hielt. Allgemeine Gesäuge. Deklamationen und Ehorgejänge von den Kindern umrahmte» die schlichte aber schöne Feier Niiiimchr wuiden die Knaben in den Arbeitssaal und die Mädchen in de» Speisesaal 1. Obergeschoß geführt, wo die Ge- cheuke aufgestavett lagen 'Wohl kein Kind wird seine» Platz ver lassen haben, ohne befriedigt zu sein, jo reichlich war jedes einzelne Kind bedacht. Wohl niancher Knabe, wohl manches Mädchen batte zu Hanse eine derartige Fülle von Geschenken nie gesehen. Außer de» Geschenken hatte ledcS Kind einen großen Lstollen. Aepfel. Nüsse und sonstige Süßigkeiten erhalte», deren Güte schon unier dem Lichterbanm geprüft wurde. Die Konfirmanden, die Ostern die Schule verlasse», hatte» die nötigen Kleidungsstücke und andere Gegenstände, wie Gesangbücher und ähnliches, erhalten. Der schönen Weihnachtsfeier, die einen Beweis treuer Fürsorge sür unsere Jugend bildete, wohnte eine Anzahl Gäste bei. Man bemerkte Frau Oberbürgermeister Beutler, die Herren Oberstaats anwalt Obetinslizral Dr. Bähr. Direktor 'Werner, Stadtrat Uhlmaiin. eine Anzahl Stadtverordnete und Lehrer.I - * In der hiesigen D o r v « h e e n - L ch n l e, Setlergasse 2. iand heute vormittag eine erhebende Weibnachtsfeier statt. Die mit Ehrislbäumen geschmückte 'Aula war dicht besetzt. Die Fest ansprache hielt die Vorsteherin, Frl. 'Reis Iand. Deklama tionen und Gestänge der Schülerntiien umrahmten die sinnige Feier. —* Die Knabenbeichättjgnngs-Anstalt des Herrn Oberförsters n D.. Hoflieferanten Edmund Müller in Diesden-Löhta» feierte gestern daS W e ih n a ch t s f e st in herkömmlicher Weise. Diese Ehiistbeichemiig war die ileiinniidzivanzigsle seil Errichtung der Anstalt. Auch i» diesem Jahre kalte» viele Freunde und Könner zur Bescherung beigetragen. Die Direktion des Residenz- theaters gewährte sämtliche» Knaben zu deren großer Freude freien Eintritt zur Weihnachtsmärchen-Vorstellung. —* Einen schönen Beweis hochherziger und zeitgemäßer Wohltätigkeit liefert Herr Siegfried Schlesinger. König Johann-Straße 6, dadurch, daß er dem städtischen Armen- a in t e IM Anweisungen aus je 2 PfundFletsch^ überwies, die in der Fleischerei von Trink». König Johann-Straße, an bedürftige Familien zur Verteilung komme». Diese Wcihnachts- gäbe dürste in Anbetracht der heutigen Fleischpreise ganz be sonders geeignet sein, große Freude zu erregen. —* P o l > z e i b e r i ch t, 23. Dezember. Ein 17jähriges stellenloses Dienstmädchen ist t e st g e n o m m e n worden, weil es bei einer hiesigen Modistin in den letzten Tagen etliche Damen- hüte unter glichen Angaben zu erlangen verstanden hat. —* Gestern nachmittag in der 6. Stunde und abends in der 7. Stunde, sowie heute früh nach 1 Uhr rückten Löschzüge der Feuerwehr nach Am SchleßhanieSI.Sedlitzer Straße 9 jVorstadt Strehlens und nach dem König A ! b e r l - H a f e n ans. Im ersten Falle handelte es sich um einen Decken- und Balkciibrand, der in einer Küche im Erd geschoß durch eine ungenügend geschlitzte Gasflamme entstanden war. aber bald nnterdrücn werden konnte. An der anderen Stelle war im Kellergeschoß durch einen explodierten Petroleum- Kochapparat ein Küchenbrand entstanden, durch den an sich nur unerheblicher Schaden angericsstet wurde, wohingegen eine etwa 20 Jahre alte Annvärterin. deren Kleider in Brand geraten waren, schioere Verbrennungen am Oberkörper davontrng. Tie Bedauernswerte wurde, nachdem ihr die Samariter der Feuer- wehr die erste Hilfe geleistet halten, auf ärztliche Anordnung nach dem Iobannsiädter Krankenhause gebracht, dürfte aber kaum mit dem Loben daoonkommen. Zum dritten Alarm hatte der Fenerschem von ausgestellten Asphaltöfen die Veranlassung ge geben. —* Der nach Unterschlagung von Sparvercinsgeldern in bedeutender Höhe au- Denken flüchtig gewordene Zigarren- Händler Glöß wurde in Edle Krone fengenoinmen und dem Amtsgericht Döhlen zngefübrt. —* InChemnitz wurde heule früh hinter der Schimmel- schen Fabrik au' dem Gelände des Bahnuuibaues der Alle ren im Ungehorsam auf Mindeststrase, Lmsichtlich rgesetzten auf Einstellung Adorfer Luue de, 30iäüm«e Arbeiter LuLatztzkk au» Böhme» mordet aufgefund«. Di« Spitzhacke, «il der die Lat to- gangen worden ist. steckte »och im Sch-del. Luka-dik war bat« Bahnbau beschäftigt und hatte gestern Feierabend gemacht, um beute früh in seine Heimat zurückzureisen. ES liegt Raub» mord vor. Der Täter ist uoch nicht bekannt. geborene SoGot u« des 178. Ju» _ November gegen pon einem AuSgang« nach der Kaserne zurück. Al ber Unteroffizier vom Lchneßdienst das Tor öffnete, retnpelte W. in der Trunkenheit den Vorgesetzten an und erging sich, als er deStvegen zur Rede gesetzt wurde, in einer unstätigen Re- merkung, worauf er Kehrt mochte und verichwmde» wollte Trotz de» zweimaligen Befehls, stehen zu bleiben, lies W. fort und blieb erst stehen, al« ihm der Unteroffizier nacheilt«. Dieser befahl ihm, sich in das Wachst okal zu begeben und sich dort zu melden: der Mann gehorcht« aber nicht, so daß er von einem Gefreiten nach der Wache gebracht werden mußte. W. will sich des Vorfalls überhaupt nicht mehr entsinnen können. Nach den Zeugenaussagen hat er aus der Wache wohl versucht, «in« mili- lärijche Haltung einzunehmen. es ober nicht fertig gebracht, viel- mehr mit seinem Oberkörper dm- und heraescbwankt. Immer hin sei er nicht derart betrunken gewesen, als baß er sich nicht über die Tragweite seines Tun-bewußt gewesen sei. BiSber hat der Angeklagte zu Ausstellungen und Klagen keinen Anlaß - » - - -- - wegen UnaehorlamS m Tateinheit mit Beharren " 11 Tagen strenge» Arrest, die . der Anklage der Beleidigung eines Vorgesetzten des Verfahrens. Zur Begründung wird ausgesührt, da- Gericl. ei der Meinung, daß der Angeklagte den Unteroffizier, al» er »iesen beschimpfte, als solchen nicht erkannt habe. So sei schon der Gerichlshcrr von der Annahme a»Sgegangen, daß er den Unteroffizier nicht absichtlich angerempelt bade. Dagegen habe W. später, als er den Befehlen des Unteroffiziers keine Folge leistete, nach Lage der Sache ohne Zweifel gewußt, daß er es mit einem Vorgesetzten zu tun batte. W. sei auch. keineöwea» derart betrunken gewesen, daß seine Zurechnungsfähigkeit aus geschlossen gewesen wäre. — Amtsgerrch t. Als Teilnehmer an den letzten Wahl- rechtSdeuionstrationen sieht der am 16 Dezember 1872 in Neu-Eoschütz geborene esctnnied Max Bruno Dietrich vor Gericht. Aus der Vernehmung des Angeklagten zur Person geht hervor, daß er verheiratet ist. von seiner Familie aber getrennt lebt. Für ein Kind, das er hat. muß seine Frau sorgen Bi» um August wohnte er in WahnSdors; dann hielt er sich bei einen Verwandten auf. um Arbeit zu suchen, die er vor kurzem n einer Kohlenhandlung der Altstadt gefunden hat. Vorbestraft ist Dietrich seit 1892 wegen Konkubinats und Verkehr» mit Dirnen, nieist aber wegen Nächtige» im Freien. Tie Anklage legt ihm zur Last, i» der Nacht zum l7. Dezember bei den Te- nivnslrastoneii an der Kreuzung der Wilsdruffer und Schloßstraße durch Brüllen ruhestölenden Lärm enegt und ans die Weisung de» dort die Absperrung leitende» Polhcilentnants sich nicht entfernt z» haben. DieUich hatte bis znin Eintreffen der Demonstranten in einer Tnnnelschänke am Alimarkl getcsse». in einer der an dem Abend slaktgesundeneil öfsenllichen Ve»!ammlniige» hatte er nicht teilgenvmmeii In der Zeit von 12 llhr bis halb 1 Uhr nachts hielt er sich vor der Löwen-Apolbeke auf und tat sich unter der iohlendcn Masse durch ganz besonders lautes Schreien hervor., um Pie Polizeideamte» zu verhöhnen n»d ihnen ihren schwieligen Dienst noch mehr zu erschweren. Da er nicht wegging, mußte er schließlich sestgenomme» werden: seit jenem Vorgang befindet er sich in UntersnchungSbast. Vor Gericht verteidigt er sich mit dem Eruwand. er habe »ur „seinen Kollegen rufen" wollen. Der Sachverhalt wird durch die Vernehmung eines Zeugen festgestellt, nach dessen Aussagen der Angeklagte sei» ordnungswidriges Ver hallen da»» teilweise zugilst. Der Amtsanwalt beantragt mit c^... -- ^ ^ r- Rücksicht auf die geflissentliche Störung Nachl Freiheitsstrafe. Das Urteil lautet und Uevertretung der städtischen Verkehrs der Ordnung in >e»er wegen groben Unfug- g der stavtiichen Veikehrsordniing auf 3 Wochen Hast. Von der Untersnchungskaft wird ln Anbetracht der gröb lichen Verletzung des äußeren Bestandes der öffentlichen Ordnung nichis aiige>echnet, der Angeklagte aber vorläufig a»S der Haft wieder entlasse». — Das Hausmädchen Ella Dora Lange unter schlug ihrem Dienstherr», einem Fteischermcister. 28 Mack, die sie von Kunden einkassiert hatte, »nd stakst ferner aus der Ladenkasie 21 Mark. Sie verbüßt jetzt eine Imonatige Gefängiiisslrafr. die sie bereits wegen Eingriffs in fremdes Eigentum erhalten hat. Wege» der nenerlichen Straftaten wird ebenfalls auf 1 Monat Heimwege von einem Tnnziaal ans Eifersüchtelei mit zwei jungen Männern in Streit geraten, in dessen Verlauf Talwitz mit seinem Spazierstocke. Rüger mit einem Schlagring die Rivalen bearbeitete. Beide Angeklagte orbalten sc 3 Woche», Becher 1 Woche Gefäng nis. Knovloch wird freigesprochen. Tnjiesjieschichte. Die Besserung der deutsch-englischen Beziehungen scheint aus deutscher Seile besonders von Berlin aus gepflegt zu werben. Wie die Morgenblätier berichten, beschloß die Berliner Handelskammer, zur Förderung der Be strebungen, die auf eine weitere Befestigung der zwischen der deutschen und englischen Nation bestehenden sreundschasstrchen Beziehungen abzielen, eine Kundgebung zu veranstalten, die zu- aleich eine Erwiderung auf die neulich in England zu Tage ge tretene deutschfreundliche Stinunungsäußerung sein soll. Die Kammer veranstaltet zu diesem Zwecke am 15. Januar ein Fest mahl, wozu der englische Botschafter sein Erscheinen keit der Versatzstücke erletzen. Rechts vom Zuschauer eiu Wirts-> paus, lautet bciwielsweise eine szenische Anordnung. Dieies! Wirtshaus nun soll sich nach Roller der Zuschauer an die Stelle! denken, wo die Säulen stehen. Was damit bezweckt wird, ist! abiolut nicht etnznsehen Wenn es schon unserer Pbantasie über-! lacken wird, ergänzend mitznarheiic». dann genügt uns la tatsäch lich die Münchner Nesormbühns und wir brauchen die Säule» nicht. Dieie machen den Eindruck des alten Wiener Kasperl theaters Das verstehe wer könne! Die Ausstattung der Prospekte, die Belenchtungs-'stekte. der jeweilige.Hiistergrnnd der Szene, kurzum olles, was nicht niit den Scilenwänden der Bühne zu tun hat. weist eine geradezu blendende Pracht aus. Das aber gerade will die Shakespeare-Bühne ver hindern Ein weiterer Widerspruch: Während sinder immer mit der größten Raschheit bei onener Szene verwandelt wurde, wird letzt der Vorhang ledesmat heradgelasteu. Daß dieie Rotleriche Bühne vorbildlich sür die Znknnst iei. davon kann nicht die Rede ein Ein mißglnckler Bettuch, dosten Beseitigung zweifellos bald er'olgen wird Es war eine merkwürdig bewegte, nnrnhige Vor ttcllung Man hörte in der Hofoper selten soviel zischen wie am Mittwoch. Da die Sänger, die mrtwirktcn. alle beliebt sind, so muß man annehnien. daß die Opposition der neuen Bühne galt Dem innsikalischcn Teile konnte sic schon deshalb nickst gellen, weil das Pnblikum. so oit sich die geringste Gelogenbcii zeigte, einen ganger ansinzeichnen. dies in ausgiebigster Weise lat Zum Leiter der W iener Sin g akadeniic ist als Rackstolgcr .Karl Lanitcs Professor Hermann Grad euer gewählt wenden, zu gleich zum Leiter der Singakademie-Konzerte Weihnachten bei den Lichtern. England besitzt in 'einer Literatur eine» kiastttchcn Dichter der Weihnachtszeit Ebarles DickenS ist nicht müde ge worden. in ieincn Romanen immer wieder die lustig - derbe und lieblich-fromme Melodie der Ehristtage anklingen zu lassen: >o. er hat wgar in ihm ganz eigentümlichen 'ogen. PWcih nachts- ''christen" auch den eigentlichen Hauptpersonen in dieier Zeit, den Bindern, anmutig - phanlcistttche Erzählungen mit einem leicht lehrhaften Nebenzweck gewidmet, unter denen die ,.W e i h - aachtsglocken" das Meisterwerk stnd. 'Nirgends wüst findet man in >o lebhaften Farben fröhliche Ansgelastenhett und ge mütliche Feier geschildert wie bei Dickens, und allerlei bunt« Bilder einer welenoollen Phantasie stehen uns dann oot Augen. DaS frohe Alteren der Punschgläser mstcht sich wst Hellem Klnver- gcfauchze: der kräftige Duft von Braten und Kuchen steigt auf, dos lustige Stapfen der kalten Füße aus frischem Schnee und das schnelle Tempo munterer Tanzwelsen schlagen den Takt zu allem Jubel. Da tritt der sehr ehrwürdige Mr. Ptckwick m all dem Glanz seiner seidenen Strümpfe aus die rundliche alte Dame zu, die in ihrem steifen Brokatkleide io unbehilflich da- iitzt, um mit ihr nach Altvätcrweise einen Hopser zu wagen. Von der Decke der Küche hängt der große Mistelzwelg herab, und der gute, alte Herr sühn die würdige 'Matrone, mrt spitzen Fingern ihr die Hand reichend, hin zu dem Wunderzweig und macht ihr eine liefe, galante Verbeugung, bei der der schwung- volle Kratzfuß nicht fehlt. Während dre alte D-ame mit ge ziemendem Kopfneigen dankt, ist das junge Mädchenvolk kecker »nd ausgelassener. S>e wissen, daß eS bei ihnen mit einem bloßen Gruß und einer Verbeugung nicht abgebt, und rennen wie aufgeicheuchte Vögel schreiend und lachend in die Ecken, lassen sich sagen und endlich fangen und folgen doch schließlich in den magischen Kreis, wo sie dann einem Kmß nicht entgehen können, »no unter dem Kichern und Schwatzen, unter dem Krissen und Fliehen hebt die Tanzmusik dröhnend an, und die große Bowle wird hereinaetragen. „Füllt die Gläser!" rnst der gute Wardst, und dann beginnt ein wackeres Schöpsen und Schlürfen, ein Gläserklingen und Gläserlceren. In zwei Stunden müssen wir den blauen Grund des riesigen Gesäßes durchs pnrpnrdunkle Rot des dampfenden Getränkes schimmern sehen! „Trinkt alle in der Runde und sangt zu singen an!" Bob Eratchit har sich nnicrdesscn zum Weibilachtsmahle hingescht und int sich an der wohlgebratenen WeibnacktSgans gütlich. Welch eine lange Reihe reichbeladcucr Wcivnachtstafeln taucht m Dickens Romanen au'! Ganze Siilleben von kolossalen Schweinepasteten, oon Auerbähnen und Gänsen. Kavannen und Fasanen, von Eber- braten und Rindsstnden! Die lustigen Flämmchen des Plum- pnsding flackern wie vergnügte Kobolde, und der Flaschen von Ale und Wein gibt es kein Ende. Nach der Mahlzeit hebt das Scherzen und Spielen an: «wie viele alte Sitten und Gebräuche leben da aui! Tän^e und Fangspiele wechseln mit Rätselraten und Kartenlegen Spät, spat endet der Weihnachtsabend oder vielmehr er reicht mit seiner Lust dem Chnfitagsmorgen die Hand. Auch im Ga'chanse sammeln sich die Halo erfrorenen Reisen den zu einer gemütlichen Feier, und selbst im mühsam sortivackeln- den Postumgen, in dem die armen Leute so dicht gedrängt bei- einandcrsitzen. wird fröhliche Unterhaltung gepflogen: alte Ge schichten werden erzählt, und gar schnell tun sich die eben noch ganz fremden Herzen auf, und geheime Berbmdungsfäden um- ichließen die ganze Reijegesellfchatt. Wir Deutschen haben keinen Dichter, in dem sich so alle Stimmungen und Bilder der Weihnachtszeit sammeln und an dessen Werke wir zunächst denken, wenn Weihnachten heran- kommt. Aber darum ist unsere Literatur an Schilderungen dieses schönen Festes nicht arm. und. von Luther anqefangen, finden wir die Poesie dieier Zeit in vielen innig - schönen Schilderungen niedergelegt. Wie richrend hat Jung-Stilling in seinen Romanen und feiner Selbstbiographie von der Kstnderseligkeit erzählt, die zu Weihnachten auch die Großen umfängt. In Goethes /Weither" klingt in die seelischen Ovalen des unglücklich Liebenden hinein das lustige Lachen der kleinen Ge schwister der Angebeteten, und wir hören von den Christgeschenken, die Lotte ihnen zurechtmacht. Weither gedenkt wehmütig der „Zeilen, da einen die unerwartete Oessnung der Tür und die Erscheinung eines aufgeputzten Baumes mit Wachslichtern, Zuckerwerk und Aevfcln in paradiesische Entzückung fetzte". Auch Schiller hat die Weihnacht gern gefeiert: er hielt daraus, wie wir aus einem Briese an Lotte wissen, «inen Weihnachts- boum zu haben, und war mit seinen Kindern an diesem Tag« fröhlich wie ein Kind. In den Werken unserer beiden großen Klassiker freilich hat die Poesie der Weihnachtszeit keine bedeut samere Schilderung gesunden. Eine ausführliche Darstellung des Berliner Weihnacytsmarktes und des weihnachtlichen Lebens in Berlin sin Jahre 1791 gibt Ludwig Tieck in feiner schönen Novelle ,,Dcr Weihnachtsabend" und Schleier macker hat in einer lieblichen Erzählung alle Wunder dieser Zeit festgehallc». Manche der Märchen von E. T. A. Hoff- mann, z. B. „Nußknacker und Mausekönig", atmen ganz die Stimmung der Kinderstube in diesen Frendentagen. die von geheimen Wundern, seltsamen 11cberr«sch»ngcn und selig hoffen den Ahnungen erfüllt find. Häufig lassen die deutschen Dichter» soTieck und Hoitci, gerade am Weihnachtsabend einsame« alten Leuten eine große Freude widerfahren: der Sohn kchrt zu der im Dunkel ihrer Erinnerungen träumenden Mutter zurück, der alte, lebensmüde Greis erlebt ein letztes, unverhoffte- Glück. Peter Hebel hat in seinen alemannischen Gedichten voll naiver Frömmigkeit von der Weihnacht und dem Lichter- bainnc gesungen, in Reuters „Stromtid", in der lustigen Huiliareske von der Ucberrascbung mit dem Kutschhock, der oa- Schicksal so mancher Weihnachtsgeschenke symbolisiert, lebt auch viel von der Stimmuna des Festes. So haben noch viele ander« Dichter, wie Jean Paul und Raabe, die Weihnacht in ihren Dichtungen verwebt, ohne daß sie freilich die hervorragende Stellung der Weihnacht in den DickenSschen Romanen anftrebe« und erreichen.
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