Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 06.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189902065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-06
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.02.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sd Sd » « 2 ^ 8 ^ 2 «s d-Z rr r» 2 <«» r» . r5 s: Cr trägt eine Pelzmütze. Seine "Angenwimpcm sind durch Ec- triere» weiß geworden. — Der Gauvorturncischast des LeipzigerSchlachtseld- G a u c S ist anläßlich ihrer entschiedenen Stellungnabme gegen die geplanten Rationalicstc und der in dicicni Sinne gefaßten Nesolu- lio» von Dresden folgender Drahtgruß zngegangen: .Die Bor- tnnier des dresdner TuriigaucS «ende» den getreuen Brüder des Schlachtfeld-Gaues fröhlichen Heil-Ruf!" — Ter am 22. v. "Nr. wegen Brandstiftung in Untersuchungs haft genommene Kaii'iiiann Z. in Pegau ist in daS Landgericht zu Leipzig cingeliesen worden. — Ai» Donnerstag wurde aus dem Braunkohlcnwcrk „Grube Bertha" in Groitzsch die erste Kohle zu Tage gefördert. Ob wohl die Gewerkschaft mit ungeheure» Wasieunasscn zu kämpfen hatte ws wurden in der Minute ! Kubikmeter Wasser gehoben), ist es ihr doch in verhültnißniäßig kurzer Zeit gelungen, gute Kohle zu fördern. — Dem seit 30 Jahren in der Kramps'ichcn Brauerei zu Alt ert, au in Arbeit stehenden Bierichröter Johann Friedrich Grase daielbst wurde das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen. — In Eiben stock sind vorgestern bei einem Spediteur >2.600 Loose in einem Wcrihvackcl gestohlen worden. Der Dieb halte darin wohl andere» Inhalt vcrmuthet, da die Loose kaum an den Mann zu bringen sein dürften. — 2! n> tsge » > ch t. Die in Klotzsche wohnhafte KaustnannS- Ehcfrau Gertrud Quirin llagt gegen den Ingenieur Karl Röder wegen schwerer Beleidigung. Das Ehepaar Qnirin stand mit Roder früher in geschäftlichen Beziehungen, die seit Kurzem aber abgebrochen worden sind. Bor einigen Monaten lies; Röder der Frau Qu. durch deren Dienstmädchen sagen: ,,Er wolle von dem Rüstzeug bez. Holz, das die Qu. gestohlen, nichts davon haben". Der Gerichtshof erkannte unter Berücksichtigung der Schwere der Beleidigung aus die empfindliche Geldstrafe von 250Alk., an deren Stelle im Falle der Richtzahlung 25 Tage Gefängnis; treten winden. — Der Tischler Ignaz Scho!;, aus Wolfersdorf in Böhmen gebürtig, machte sich zum Rachtherl der Verkäuferin eines hiesigen Fleischer Meisters des Betrugs von ca. 60 Psg. schuldig, indem er mehr Wurst verlangte, als er bezahlen tonnte und alsdann von der Bildsläcbe verschwand. Ter Angeklagte, bereits vorbestraft, wurde zu 2 Wochen Gesanglich vcrurtyeili. — Der wiederholt vor bestrafte Dicnstknccht Franz Robert Earl Wergang. 1869 geboren, welcher gegenwärtig e>ne Gcsüngnchfirase verdicht, bestimmte im Monat Juli v. I. die Zeugin Hanke unter falschen Angaben zur Gewährung eines Betrags von 2 Bll. 50 Psg. Das erste Urthei! wurde aufgehoben und ans eine Gcsannntstrase von 4 Monaten Gefängnis; ertannt. — Wege» Diebstahls eines Regenschirms wurde dem Arbeiter Heinrich Otto Schramm eine Gefängnisstrafe von 1 Woche auferlegt — Der zu Niedergorbitz geborene^ Bau- arbeiler Carl Ernst Sonntag machte sich in einer Löbtaucr Schcink- wirthschaft des wiederholten Hanssriedeiisbmchs schuldig. Der An geklagte. wegen gleichen Bergehens bereits zwei Mal vorbestraft, wurde zu 6 Wochen Gefänglich verurtheilt. — Der Markthelfer Friedrich Hermann Müller verwirkte wegen Diebstahls eine Ge sa ngnißstrase von 4 Wochen. — Dem Metallgießer Grauer wurde wegen widerrechtlicher Aneignung von Gegenständen anS den Niederlagsrcnimcn seiner Auftraggeber eine lOwöchigc Gcsängnch- strafe anfcrlegt. - 2» einer rschänkwirlhschast der Pirnaischcn Vorstadt führten sich die Brüder Friedrich Hermann und Friedrich Oskar llngänz recht ungezogen auf. Der Wirt!) verlangte endlich, daß sie das Lokal verlassen sollten. Dieser Aufforderung leistete nur Oskar U Folge. Der initnngellaglc Hermann U. wurde weac» Berübnng groben Nnfngs und Hansfriedeiisbruchs zu Z Woche» Gefängnis; verurtheilt. Gegen seinen Bruder erfolgte Freisprechung. — Tie Kansleute bez Delikatcssenhändler Bernhard Max "Nierth und Oskar Earl Friedrich Föilard mußten sich in Ge meinschaft ihres ehemaligen Reisenden, des Buchhalters Paul Oskar Licbtg, vor dem Schöffengericht wegen Uestertretung des 810. Abs. 2 des Nahrungsmittelgesetzes vom 14. Mai 1879 bez. Beihilfe hierzu verantworten. Es ist der Firma Nierth u. Evmp. zur Last gelegt. Thüringer Eervelatwnrst in den Verkauf gebracht zu habe», weiche mit Earniin gefärbt war. Wenn die Firma im Geichästslokal auch ein Plakat des Inbalts: „Wir führen gefärbte Wurst" angebracht hat. mußte» sie doch die Käufer besonders daraus aufmerksam machen. Außerdem befand sich das gelchriebenc Plakat an einem de» Käufern nicht in die Auge» fallenden Orte. Der um der Failard Ivurrie« zu re eie> .'orr., ^cernu lvegru ocu)c>ie zu re, :orr. eoeldslrafc verurtheilt. TagtSsteschichte. Deutsches Reich. Ter Kaiser batte am Sonnabend Vor mittag eine Besprechung mit dem Staatssekretär v. Bülvw in dessen Wohnung. Nach dem „Kl. I." soll Herr v. Bülow an einer heftigen Influenza erkrankt sein. Die Nachricht, daß Prinz Georg von Preußen erkrankt sei, ist nicht zutreffend. Der Prniz litt in den letzten Tagen an einer mit Appetitlosigkeit verbundenen leichten Unpäßlichkeit, doch ist dieselbe bereits wieder gehoben De, kvmmcn>dire»de General deS 10. Annee-KorvS, General der Infanterie v. Seebcck. wird, wte dcr„Ha»nov. Cour." meldet, am 1. April in de» Ruhestand treten. Zu seinem Nachfolger ist Genera! Leutnant v. Plesi.n bestimmt. Die gegenwärtig i» Elberfeld schwebende Untersuchung wegen Befreiung vom Militärdienst ruft die Erinnerung an ein anscheinend sehr ähniich liegendes Ercigniß zurück, weiches sich vor jetzt 17 Jahren in Franlfurl am Main obipielte. Damals — 1882 — tarn durch Zufall ein großartig angelegter und ganz Deutschland durchziehender Plan zu Tage, der für viele darin verstrickte Per sonen velhangnißvvll wurde. Ei» jüdischer Tanzlehrer hatte Hunderte von militärpflichtigen jungen Leuten durch alle mög lichen Mittel vom Dienst zu befreien gewußt. Vielleicht bietet dieser Hinweis den zuständige» Behörden Anlaß, sich jenes Pro zesses und der darin gelrvsienen Fcstslelliingen zu erinnern, um elwaiae nützliche Winke für die volle Aufdeckung dieser gemein gefährlichen Unternehmung zu gewinnen. Vor einigen Tagen tauchte die Nachricht auf, daß einem Ber liner Bankier, der ans dem Nachlasse des FeldmarichallS v. Man- tcussel eine Reihe von Brieten Bismarck's ersianden hatte, vom Hosinarschallamtc aus eine Anfrage wegen der Opportunität der Veröffentlichung eine abschlägige Antwort erlheilt worden sei. Im Falle Zuwiderhandelns soll chm mit geschäftlichen Nachtheilen gedroht wenden sein. Diese "Angabe», die mit Zweifel anigenvm- incn wurden, werde» jetzt bestätigt mit dem Hinzusirgen, daß der Historiker, welcher die Veröficntllchnng betrieben hatte, Professor Horst Kohl gewesen ist. Im Zusammenhang mit der vielgenannten Berliner Spieler- Maire ist er» .Herr Hans v Kröcher verhaftet worden; er rst ein inaktiver Gurdeosfizicr und früheres Dircktionsmitglied des Klubs der Hcnrnlvien. Wie es heißt, hat sich Herr v. K. in der Haupt sache zu verantworten wegen der Einführung des flüchtig geworde nen Falschspielers Wolfs in den Klub Außer Herrn v. Kröcher wurde noch ein anderer Herr üi dieser Assaire verantwortlich ver nommen. Cs heißt, daß er ebenialls verhaftet worden iei. Nach dein ^.Beri. Tagedl." dürste die Anklage, die dem von Kröcher aus der «pieleraisarre erwächst, dadurch für ihn in verhängnißvollster Weise komplizirt werden, daß er im ersten Verhör vom Untersuch ungsrichter vereidigt worden war und nun mehrere feiner eidlichen Depositwnen von durchaus einwandfreien Zeugen gleichfalls unter dem Eide bestritten werden. Oberleutnant Eugen Pfeifer vom 5. ChevauxlegerS-Reaiment in Saargemünd. welcher am 18 Dezember im Walde bei München den Maior a. D. Ludwig Seitz im Duell erschoß, wurde aus Grund des H 54 des Reichsstrafgesetzbuches vom Militär-Bezirks- umgcben, desto mächtiger wird auch unser deutsches Pflichtgefühl angeipornt werden zur Wahrung der Rechte unserer "Ansprüche und unserer nationalen Erziehung, unseres Besitzstandes und unserer Stellung Im Staate. Wir sind erfüllt von dem Gedanken, der uns zuiammensüdic» muß, dem Gedanken der Besonnenheit, Nn- bcugsamkeit, Einigkeit. Aus der Brenuerbahn erfolgte zwischen Stalnach und Gries ein Felssturz. Beide Gleise find mit etwa lO.OOO Kubikmeter Ge stein in einer Länge von 50 Meter überschüttet. Der Frachtenver kehr Ist ganz eingestellt, der Personenverkehr wird durch Umsteigcn ermöglicht. Frankreich. Präsident Faure begab sich zur Einweihung eines Hotpizes nach Bni-iur-Acarne und wurde aus seiner Fahrt in Vincennes durch die Behörden begrüßt. In Beantwort»» , z Beethovcn's Ais«» Kolomnls gelangt im vierten N kcodä- Eo » cert am 22- März mit dem verstärkten Nicodö-Ehon zm "Ausführung . , 7 Im Befinden von Frau Cosima Wagner ist eine wesentliche Besserung eingeiretcn. Die Influenza hat bedeutend nachgelassen. Sohn und Tochter der Erkrankten sind in Mn cingrtrossen. gericht in Wnrzburg freigeiprochen. Der Buchhändle. Fritsch in Berlin, der im Juni v. ' Mes ' l!talt Bol! . . I. wegen arger SitNichkeilsverbrechen gegen weibliche Angestellte zu 4>/s Jahren Zuchthaus verurtheilt worden war. wurde für irrsinnig er klärt und der Jrrcnstatiot» der Moabiter Strafanstalt überwiesen. Oesterreich. Tie Pertretcr der deutschen Bolkspartei, der deutschen Vereinigung haben sich zu einer Kundgebung geeinigt, worin eS heißt: „Tue Deutschen in Oesterreich sehen den künfti gen Ereignissen mit fester Entschlossenheit entgegen. Ihr letztes Ziel ist nicht vertagt. Ihr Ziel ist nicht die Entzweiung der nämlich dem Gesetze gehorsam zu sein und den vaterländischen Boden zu vertheidiaen. Ter Bankier Weitner in Paris, der in der Rnc des Matharns wohnte und in der Rue Ander sein Geschäft hatte, ist snnnnt seiner Frau und seinen beiden Kindern »nicn Znrucklasfung einer Schulden last von über lOO 000 Francs verschwunden. In oem Geldlchrank, der polizeilich geöffnet wurde, fand man nur werihloke Papiere. Bet der Abreise Rvchesvrt's und seiner Freunde nach "Alg'er fanden in Maiieilic lärmende Kundgebungen seitens der Freunde und Gegner statt, t^ine große Volksmenge stillte die Stratzen vom Hotel bis zum Quai. Unter Znrnscn verschiedener "Art warf man mit Blumen. Orangen und Steinen nach dem Wagen. Mehrfach lam es zu Zusammenstöße», mehrere Berhastinigen wurden vorgc- nviiiineii, zwei Mitglieder des MunizipulrathcS wurden im Gesicht verletzt. Svanie«. Bei einem heftigen Sturme in Barrios lProvinz Cadiz- wurden mehrere Personen durch einen Blitzstrahl gctödtct und mehrere verwundet. Die Flüsse sind aus den Ufern getreten. Bulgarien. Tie letzten Worte der verstorbenen Fürstin von Völker Oesterreichs: ihr Kamps den anderen aus-uipielen, dem .ist dem Systeme, 'einen gegen ysleme. das deutsche Element gedacht, und wenn Dir dereinst zur Regierung gelange» wirst, wirst Du brav und rein bleiben." Hiermit segnete sie und küßte sie den Sohn. Sodann trat Bewußtlosigkeit ein Die Jürsn» hatte schon lange vor ihrer Erkrankung Todesahnungen, und noch wenige Tage vor ihrer Entbindung, als die "Athemnoth bereits eine außerordentliche war, äußerte sic: „Ich werde sterben wie der Metropolit Gregor. Ich glaube, ich habe mir den Keim zur Krantheit bei meinem letzten Besuche bei ihm geholt." Metropolit Gregor, Präsident der bulgarischen Synode, ist am 29. Dezember an erner Influenza-Pneumonie gestorben. «u»sl uud Wissenschaft. f Das König I. Konservatorium führte in seiner dritten Prüfilngs-Auffiihrung mehrere rcichdcgabte Schüler und Schülerinnen vor. darunier einige angehende Künstler — ein aus gesprochenes starkes Talent, dessen Bedeutung sich nn Allgemeinen oder in Einzelzügen zweifellos zu erkennen giebt, war aber auch diesmal unter den Vortragenden nicht zu finden. Der Abend be gann Programmgemäß mit einer geschickten, sauberen, technisch sehr sorgfältig geborenen Ausführung des ersten Satzes ans dem Mcndrlssoh»'scheu O-moll-Concert durch Frl. Finger, deren Stu dien Herr Hofrath Professor Döring leitet. Wie hier das Studium lür höhere künstlerische Zwecke noch nicht abgeschlossen erschien, so vermochten auch Frl. llsiiiger und Frl. Ricprich vortresslichen Schule Frl. Orgcni's, vorläusi Elevinnen noch nicht zu bestehen. Frl. U der Fidcs-Arie „Ach mein Sohn" zwar nicht ohne Glück, aber es wollte doch scheinen, als ob hier größerer Fleiß, tiefere Hingebung hinter der stimmlich bemerkenswcrthcn Begabung zinückstehcn. Auffallend war u A. der Querstand, wenn man so sagen darf, zwischen dem etwas robusten tiescn Register und dem Medium; man hörte hier gleichsam zwei gänzlich verschiedene Timbres, die ausfällig zu einander tollidirlen. Sehr fühlbar war ferner der Mangel an Vortrag und Verkiesung, die sich bei der Fides-Arie am wenigsten missen lassen. Aehnlichc Beobachtungen ließen sich bei Frl. Ricprich machen, die im Bortrag einer kleinen "Arie der Amelia („Maskenball" von Verdi) zwar hübsche, in der Höbe noch etwas scharf und kantig klingende Mittel besitzt, aber an Vertief- Beide ans der vorläufig als reifere Gesangs- Frl. Usinger versuchte sich in ung, Echtheit des Empfindens und an technischem Können noch manche» Wunsch offen ließ. Beide junge Damen werden noch sehr fleißig sein müssen, wenn sie vorwärts kommen wollen — an guter und cxcellenter Schule, an gediegenem Unterricht scblt es ihnen jedenfalls nicht: scheinbar aber an Interesse für die Sache. Zu den besten Darbietungen des Abends zählte die Aiisführniia zweier Sätze aus einem L-mc>II-Quiistctt für Klavier, zwei Violinen, Bratsche und Violoncello von PH. Wolfrinn, vvrgctragcn von Frl. Jrmischer, Herrn Kupfer. Irl. Muir-Mackcnzie, Herren G. Schrld- bach und M. Schildbach. Das in der Ensemblcllasse des Herrn Frl. Baly, das A-mall-Conccitc erni ausni'pteien, dem Ly,leine, vas veuncye rrienieni «he und kleine Maßregeln zurückzudrängen und zu reizen. wel-6<>s dndni'ld di» PZ^indlanen übrigens eine» sehr guten Eindruck au und für sich. Eine junge Pianistin, Frl. Wünsche aus der Klasse Bachmaiin. zeichnete sich im klaren, technisch gut slndirtcn Vortrage der Eliopinicben lG-clur- Polonaisc ans: noch vorgeschrittener im Studium ließ sich Herr Meßner ans der Klasse Tyson-Wvlfs in der Ausführung des Larghetto und Maestoso aus dem d'-moll-Concert von Chopin schützen. Als Schlußnnmmer spielte eine Schülerin Nappoldr's, Andante und Rondo aus dem Molique'schen mit ziemlich sicherer Technik, aber wenig selbst Austastung. Auch diese junge Künstlerin wird noch fleißig wcitcrstudiren müssen, wenn sic zu einer Pcriünlichlcit sich entwickeln und heransbilden will. Sämmtliche Vorträge, mit Ausnahme der Fragmente aus dem Wvlfrnm'scheir Werte, winden vom "Anstallsorchestcr unter Herrn Direktor Hösel'S Leitung mit Fleiß und lobenswerther Sicherheit begleitet. Ausfallend war aber auch diesmal wieder die Unreinheit zwischen den Holz- und Blech- Bläser-Gruppen und zwischen diesen und dem Streichquartett. Gegen den Schluß hm standen die Bläser, abgesehen von dem harmonischen Zwiespalt unter sich, zu hoch gegen die Streicher. Die steigende Temperatur des Saales mag hier mitiprechen zu Gunsten der Bläser, in solchem Falle ist es dem Streichquartett aber doch ein Leichtes, den Vcrhciltnissep sich zu akkommotnren. f Im König!. Hoiopcrichausc gelangt heute „Der fliegende Holländer" zur Ausführung. — Das König!. Hosschanspiel giebt „Eyrano von Bergcra c". -j- Die für heute "Abend angekündigte Vorlesung eigener Dicht ungen von Kvnigsbrun - Schaup in der „ Litterarischcn Gesellschaft" ist einaelretcncr Hindernisse halber aus den 13. Februar verschoben worden. 7 Nach tangiährigen schweren Leiden ist, wie gestern bereits telegraphisch gemeldet, Amalie Joachim in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend gestorben. Nicht weniger als 26 Jahre litt sie an quälender Gallenstein-Krankheit und nach vergeblichen Kuren entschloß sie sich am Mittwoch, eine Operation an sich vor nehmen zu lasten. Dre schwere Operation gelang wohl, doch bald daraus trat ein rapider Kräfteversall ein und nach wenigen Stunden entschlummerte sie auf immer. "Amalie Joachim war im licder- reicken Steiermark 1839 zu Marburg geboren. Nach ihrer musi kalischen Ausbildung, die sie in Wien genoß, betrat sie, die mit dem Familiennamen Schneeweiß hieß, unter dem Bühnennamen Weiß am Kärnthner Thor-Theater znm eisten Male die Bretter. Bald darauf wurde sie als erste Altistin an daS Hoftheater in Hannover engaairt 186r verheirathete sie sich mit Joseph Joachim und gab nach ihrer Verheirathung die Bühnenlansbadn aus. Sie wandte sich Mliimehr nur dem Liedergcsange zu. in welchem sie zu solch' großer Bedeutung kommen sollte. Bald klang ihr Ruhm, die erste deutsche Liedersängerin zu sein, durch alle Welt und nicht aerinaeren Ruhm genoß sie, als sie sich der Lehr- thätigkcit widmete. AuS ihrer Schule ist so mancher GesanaSstern in die Welt dinausgegaugeu. Von Joseph Joachim lebte sic be kanntlich, nachdem sechs Kinder der Cne entsprossen waren, ge trennt. Die Beerdigung findet am Dienstag in Berlin Nach mittags halb 4 Uhr von der Leichenhalle des Kaiser Wilhelm- Gedächtniß-KirchhofS. Äestend, aus statt. s Im MusenhauS findet heute der 5. Kammermusik- Abend der Vereinigung: Stern-Petri-Swedervwsky-Spitzner- von Liliencron statt. 1- Für das am 1. MS« von den drei Dresdner Singakademien aufzustivrende Oratorium „DaS verlorene ParavteS" von Anton Nnbinstein bot Hon: Georg Antbes die P Vrnkt und LGerz. Otto ist eigentlich ein lehr gesundes Kind, aber zuweilen überfällt ihn eine sonderbare Krankheit, und zwar meistens an dem Tage, wo Rechnen auf dem Stundenplan sicht, oder wenn er die > vom Lehrer ausaegcbcnen Sprüche nicht gelernt hat. Da wird z > ihm schlecht, alle Glieder tuun ihm weh, er weint und jammert, bis die ängstliche Mutier erklärt: „Der Junge wäre wieder einmal unpäßlich und müßte entschieden zu Hause bleiben!" Sind dann die Geschwister niii Schulranzen und Büchertasche abgezogen, Hs ein Entschuldigungszettel für ihn geschrieben worden, so erholt siä, der kleine Kranke ziemlich rasch, verlangt das zuvor vcrschmähie Frühstück, spielt mit seinen Bleisoldaten und ist zur Zeit dcj ittagcssenS kerngesund Das ist die Schulkrankheit! Auch ge., musikalische Studien können die Schiilkrantheit hcrvorrnscn. "Äcmi Maricche» das Gewissen schlägt, weil sie seit der letzten Klavicr- slundc nicht ein einziges Mal geübt hat, so bekommt sic gewiß heftige Zahnschmerzeli. gegen welche alle Linderungsmittel, die dcr gute» Mutter bekannt sind, erfolglos bleiben; sie varj sich schlich. sich im lühle» Garlenzimmer auf das Sopha lege», inid ihie Schwester, mit dcr sic de» Klavierunterricht gemeinsam Hai, muß eine volle Stunde allein Tonleitern abhaspeln und sich mit einer langweiligen Etüde hernmaiiälcn. Ist aber die Klavirrlchreriu glücklich wieder fort. Io lassen auch die gräßlichen Zahnschmerzen bald nach, Mariechen kann nusstche» und sich mit gutem Appelit am Vesperbrot betheiligen. "Aber nicht nur Kinder werden zuweilen von der Schulkrankheit ergriffen, nein auch großc Leute, die längst der Schule eulwachien sind, entziehen sich einem bevorstehenden unangeiikhmcn Ereignis; mit der Enlscimldigung: nicht recht webl zn sein! Von Lüge oder Verstellung ist dabei gar keine Rede; das kleine Ucbelbcfinden ist ohne Zweifel vorhanden u»d macht sich gellend, wenn cs nicht vom eisernen Gebote der Pflicht tapse: unterdrückt weiden kann. Der Nolle Student, der sich vor uichls in der Welt fürchtet und manchen blutigen Schmiß mit swiichcm Gleichmnlh hingcnommen hat, ist von einein leichte» Iusliicnza< "Anfall so angegliffen — so schreibt er nämlich an seine» Vater - daß er jetzt inchl daran denken kann, rn's Examen zu steigen I Vielleicht lvird's im nächsten Semester! Bis dahin ist noch lang: Zeit! "Auch eine "Art von Schulkrankheit! Wen» ein Vergnügen winkt, sind die Menschen meistens immer recht munter, ober wenn sie anstrengende "Arbeit vor sich sehe», dann fühle» sie. daß sie sich eigentlich mehr schonen sollten! „Kopsschmerze»" heißt das geichrci der Damen, wenn ein unnngenehmcr Besuch abgclehnl oder die Einladung zu einer Voraussichtlich recht langweiligen Gesellschaft abgeschlagen werden soll, wenn aber ein gläincndcZ Hocbzeitssest oder ein inlcressanlcr Thcalerabend bevorilehl. !a werden die dummen Kopfschmerzen tapfer ignorirt. und cs gebt meislens ganz gut. Junge Mädchen tonnen ohne Ermüdlmy di: ganze "Rächt tanzen, »nd merken, wenn sic aus einem "Arm in dcn anderen fliegen, nichts von der tropischen Hitze im Balligst - wenn sie sich aber in dcr Küche beschäftigen sollen, so sollen sir schon nach einer halben Sinndc vor "Mattigleit um! Das Trclcn der "Nähmaschine strengt sie außerordentlich an — aber wen» si: aus ihrem Rover sitzen, hört man keine Klage, da ist die Bewegung der Füße gesund. Was man gern thnt, kommt Einem nicht Uuicl a»! sagt ein altes Sprichwort. "Auch der Hausherr wird zuwcilcn ichiilkraiik. nicht weit er sich vor "Arbeit oder Pslichtcn sülchtet, sondern weil er sich Vergnüginigen entziehe» will, die ihn in seiner liehen Behaglichkeit stören. Er hat vielleicht seiner Frau iu einem "Aufall von Leichtst»» versprochen, mit ihr zum Dichterabend:n gehen: moderne lyrische Gedichte Zollen vorgelestn werde» 2: »Über dcr Zeitpunkt heraukomnit. wo er sich in die Poesie versenken soll, je umuhiger wird er, bis er endlich einen Entschluß jaßl und zu seiner Frau sagt: „Ich glaube, cs wäre vernünftiger, wenu ich heute "Abend ruhig zu Hause bliebe! Ich habe arge schmerzen im rechten Nein und wen» ich wieder so vom Rheumatismus zn leiden hätte, wie im vergangenen Jahre, so wäre mir das sehr fatal! Vielleicht kann Tcme Schwester mein Bittet benutzen; sie schwärmt ja für die modernen Dichter, und hat selbst schon einmal ein Gedicht gemacht, das recht nett war! Sie ist solglich ganj ara .. orste deS Addlst sachverständig!" — Natürlich geschieht "Alles nach dcn Aünichcu des Familienoberhauptes, aber sobald der lyrische Genuß vvrübcr ist. eilt die Gattin so schnell als sic kann heimwärts, um muh ihrem leidenden Gatten zu lchen. Ein dicker blauer TabakSncbc! c> stillt das Zimmer und zweifelnd fragt sie: „Bist Du hier ^ „Jawohl!" autwoctet er mit munterer Stimme. „Komm mit näher! Ich habe Besuch — Fritz und Franz kamen ganz zufällig, und da spielen wir Skat, uni die Zeit lovtznschlagen! Änni zufällig! "Nn. na! Wozu hat man denn ein Telephon im Hause t Doch nur um die zum Skat gehörigen Milipicler zusauuilei:. Zurufen! Die Gattin ist unterdessen durch dcn Qualm glücklich bis znm Spieltisch gelangt, und fragt besorgt »ach dem Befinden ihres Heinrich. „Wie geht Dir's'i' „Gut! Ich haste gerade Eichellvlo ohne Vier gewonnen st „Ich meine, wie cS mit Deinem RkclimnliSnnis Mit" „Ach so! Ra, weißt Du, wenn ich im warmen Zimmer sitze uud mich hübsch ruhig verhalte, daun ist'ü ja zuni Aushalten mit den Schmerzen. Franz — Tu giebst!" Tanitt ist die ante Frau ent lasten ! Wer tvnitte alle die Fälle von Schulkranlheit auizählcn. die sich ini täglichen Leben ereignen. Nicht nur im Salon, sondern auch in der Küche und im Waschhaus grast'irt sie zuweilen, denn wenn ein großes Schenerfcst in Aussicht steht, erscheint di: stämmige Karolinc eines Morgens mit einem dicken wollenen Tuche verhüllt und das unventliche Gemurmel, das hinter den Falten hervordriiigt. läßt nicht genau erkennen, ob sic Schmerzen im Kopf, in den Zähnen oder rin Halse hat. "Auch bei ihr Kilt eine rasche Besserung ein. wenn die hünSlichc "Arbeit verschoben oder eine Hilfskraft angcwoibcn wird. Wer glaubt an die plötz liche Heiserkeit von Frl. H., die die grünen Theaterzettel an den "Anlchlagsäuleii melden, wenn man bereits von einer kleinen ^ . . .. ^ an denBronchia!- sicb über den Fall genügend vollständig genesen, wieder heimkehren! In früheren Zeiten hatten nur reiche Damen, denen es an ernster Beschäftigung Mangel!:, das Privilegium „"Nerven" zu besitze». Jetzt ist daS anders ge worden ; die Nervosität ist in die Mode gekommen und in allen Ständen zu finden. Nicht nur die Kinder sind nervös — ost ein: höfliche Umschreibung des Begriffs „eigensinnig", auch die Minier« Welt leidet darunter, und selbst der schneidige Leutnant spricht vcn seinen "Nerven, wenn er mit der Ausbildung der Rekruten seitig ist. und bittet um Urlaub, um sich zu erholen. Heilanstalten für Nervöse wachsen wie Pilze aus der Erde, und gegen alle möglickM Ucbel wird mit den verschiedensten Mitteln zu Felde gezogen. Mit kaltem Wasser und mit heißem Tamvf. mit Luftbädern und mit Sonnenbädern wird kurirt, hier müssen die Patienten barfuß durch s nasse Gras laufen, dort behandelt man sie mit feuchtem Lehm. "Anstatt Bier und Wein giebt man ihnen saure Milch zu trinken, anstatt Braten und Fisch gielst'L Mittags nur Kraut und Rüben. Obst und Salat. Bald rst Massage daS Einzig-Wahr:, bald schwärmt man für Magnctisnills oder für Suggestion. bald soll sich der Mensch in Wolle kleiden, bald ist Baumwolle viel empfehlenswertster und znm Schluß wird als etwas Nagelneues entdeckt, was die Menschen schon vor tausend Jahren gewußt haben. Man hat zwar nickt über Mangel an approbirtcn Aerztcu zu klagen, aber trotzdem ist die Zahl der Kurpfuscher ungemein groß und wächst fortwährend trotz ver Anstrengungen der Behörden- Das Publikum bringt ihnen ja auch, unbegreiflicher Weile muß man sagen, ein Vertrauen entgegen, das sie in keiner Weise ver dienen. Weil ein aller Schäfer rin krankes Schaf zu bcl-andcln versteht, traut man ihm die umsast'endstcn Kenntnisse in dcr Heil kunde zu, und überläßt sich willig seinen Händen, man trinkt dcn Thcc. vcn ein ehemaliger Schneider als unfehlbares Mittel anprcisl, »nd bezahlt das Lebensclixi,. das wenige Pfennige wertst ist, mit Goldstücken, wen» cs von cinein Uhrmacher angepriesen wird, dcr in seinem Beruf Schifsbrnch gelitten hat. Man drängt sich zu dm Sprechstunden, die ein ehemaliger Gärtner odstält, der magnetische Kräfte zu besitzen behauptet, und läßt sich von ihm gegen eine Gebühr von 20 Mk. — Kamillentkce verschreiben. So pedantisch wie der wissenschaftlich gebildete Arzt, der den Kranken uubediiiat selbst sehen will, ist der Wunderdoktor nicht; ein Paar Stiümpsr. oder die Taschenuhl des Patienten genügen ihm, um das Krauk- heitsbild sestzuilellen, sobald er ein anständiges Honorar im Voraus erhält, irrst, »her der Elnaanasthsir zn seinem ».vrechiimmer selltt
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)