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7». gohrzang. Z» 1»1 Soonadrnd, S4. April M Gegründet 1858 Iür ,i »0< Bezugs. Gebühr ^ Anzeigende»-: auiier»-!» 2v0Via Vsterlennedlibr iv Pt„. Aus« DuitrOa» n»a»n D-rnusdezabl. N««ddn»ck mer «8 »««lUehffr Vuellennnqav» »Dresdner Tlnche.' mlSMa. Uiwerlnngie SawWUa»» »erden nichi autd-watzN. «ch»M-w»« und »au»I,-»«WP«a» «-rtenstr^e SS ^S. l» «Et», »»» UI»»Ich » Bet»»»«' ln Dn—e». V»«»«».Nimin 1008 »-«»«». I-iolel Vellevus k>i»st>enItt»a-T«« mit t<onr«i'1. Alling- uno Im I'»i'r«»»«n-S»»! »n ck«e Silo«. Ssknnnt« vorn«brn»1'ns«>rnu»IK. ss«»»»LlG ai «oi»»Wr«nrrImm ^sclsn k/littwock ^bsnE ^SUkllON bin slawischer Block gegen Zeutfchland. Prager un- Warschauer Einkreisungspläne aus Angst vor -er „deutschen Gefahr". Fortdauer -er Schwierigkeiten in -er Fiirslensrage. — v. Äoesch Derkreker in -er Aatskommission. — Ein Schul-envorschiag Frankreichs. Das Projekt -er „Vereinigten slawische« Staaten". Prag. Ai. April. Der Trtnkspruch des polnischen Nutzen» Ministers Skrzynskt in Prag, in dem er von einem sla» wischen Block sprach, war vielsach nur al» eine der üb» lichcn Toastplirasen auigefaßt worden. Nunmehr aber ver öffentlicht die.Lidove Novvnny" eine« politischen Situation», dertcht aus Warschau, au» dem hervorgeht, bah man tn den politischen Kreisen Warschau» ernstlich für die Zukunft an die Schaisung de» oeretntglen slawische»» Staate» denkt. In diesem SttuattonSbertcht hettzt e», »alle polnischen Parteien find sich einig, datz die Einig» «aber Tlchecho, el»»«kei«tt Pole« den NnSgangGpnnkt zur Schass««» eines ausgedehnte« Blocke» oo« Staate« bilde» kan«, die sich aegeuscitlg ihre« Besitzstand «nd damit a»ch S»r»pa die Kritchte der FriedenSverträge sicher» »«rde»". In diese« Kedankcngang deatnnt «an in Pole« »der de« Plan der kti»stlgc« Bereinigte« flämische« Staate« »« sprechen, die Hand i» Hand mit Frankreich. Rn « ü «i« n «odItalie« in Europa einmal ei« Gegengewicht gegen das deutsch-russische Bündnis bilde« kSnnte«. Die Warschauer Diplomatie rechne» hierbei mit der wohl» wollende« Neutralität England». Die polnischen Staatsmänner gehen von -er Borau». setzung au», datz di« deutsch« Gefahr nach dem Kriege durchaus nicht» von ihrer Aktualität etngebützt habe und alle Slair>en mehr oder weniger bedroh«. Eine nicht geringe Nolle für bieie Warschauer Erwägungen spielen die Hoffnungen, die an den entschiedenen Wider st and Mussolini» gegen Len Anschluß Oesterreich» a« Deutschland ge knüpft werden. Man erblickt darin auch einen Widerstand Segen die Abschnürung der T s ch e cho »G l o w a k et und Polen» durch Deutschland, und deshalb wird diese Stellungnahme de» italienischen Diktator» in Polen al» der erste Schritt zur politischen Klärung tn Eu ropa bezeichnet. Der zweite Schritt wird von den polnischen Politikern in der polnisch-tschechtichen Einigung erblickt und ein weiterer tn dem unlängst abgeschlossenen polnisch-rumä- Nischen Vertrag. Die maßgebenden polnischen Parla mentarier erklären, datz, wcnu heute einer der neue« slawische» Staate«, die ihre Selbständigkeit dem Weltkrieg verdanke«, ««gefallen würde, er die Armeen von mindestens zwei weitere« slawischen Staate» und die Rumäniens «nd Frankreichs hinter sich haben würde. Wie Deneschs Fragebogen enlstan-. Da» polnisch-tschechische Ränkcspiel gegen Deutschland. Berlin, 28. April. In der Schweizer Presse finde» sich Meldungen, die sich mit der tschecho-slowakische« Einmischung in die dentsch-russiiche» Verhandlungen beschäftigen. Uebrr de» eigentlichen Grund, warum sich der tschechische Nutzen- minister zu diesem Schritt «ntschlotz, heißt e», datz der polnische Ministerpräsident Skrzynski während seine» Besuche» Benesch gründlich bearbeitet und die Zusicherung von Benesch erhalten habe, datz er Polen in zulässigem Matze «ntersttitze» wolle. Privatim seien sich beide Staatsmänner darüber einig gewesen, datz Deutschland als ständiges Mitglied des Böller» bnndrateS wenig svmpathisch sei. Ende letzter Woche habe dann der deutsche Gesandte in Prag, Dr. Koch. Benesch ausgesucht, und ihn als Mitunter- Zeichner de» Paktes von Locarno von den Verhandlungen der Berliner Regierung mit Rußland unterrichtet, ebenso wie auch der deutsche Gesandte tn Warschau, N a u s ch e r, der polnischen Regierung die erforderlichen Mitteilungen machte, obwohl nach den Feststellungen der Schweizer Presse keinerlei Verpflichtung hierzu vorlag. Die tschechische Note scheine nun noch »nter dem Eindruck der Beratungen Benesch» mit Skrzynskl über die RatSsrage entstanden zu sein, aber sie sei, entgegen der offi ziöse« tschechische» Behauptung, «ur an die Große Entente gegangen. Englische Besorgnisse über den Rnßlandpatt. Lorb Leeil über -ie Grundlagen -er englischen Außenpolitik. London, 28. April, vordC « c«l hielt gestern in Leeds eine Rede über die Grundlagen der englischen Außenpolitik. Er führte au», der Völkerbund sei hente der Schlußstein in der englische» Außenpolitik. Kein Nutzen- minister und keine Partei könnten heut« ein« internationale Frage ohne Berücksichtigung de» Völkerbünde» behandeln. Vas sür England gelte, treffe auch für jede» andere europäische Land zu. a u h e r e i n e m. Deutschland» Zusicherung, der küns- tige de utsch. russische Vertrag werbe weder gegen den Völkerbund, noch gegen den Locarnopakt verstoßen, zeige, wie lehr der VülkerbunbSgebanke im Geist der europäischen Staatsmänner lebe. Der bentsch-rnsiische Vertrag fei für de« Weltfrieden vielleicht ebensowenig eine Kriegsgefahr, wie da» Werk »»« Locarno, jedoch lei ei »Argwohnnatürlich, «eil der denisch-ruslische Vertrag außerhalb be» Böller, bnndes stehe und ei« Sonderabkomme« zwischen zmei Staaten darstelle, nach Art solcher Verträge, die schon sehr ost den Weltfrieden bedroht hätte«. DaS AbrüstungSwerk könne nur gelingen, wenn alle Staaten und Völker den ehrlichen und festen Abrüstungswillen hätten. Englische Unzufrieden he» mtl Shamderiain» Unlittiqkeii. London, 28. April. Die Zeitschrift „Gveetator" schreibt «u dem dcutsch-russtschen Vertrag, e» gäbe nur eine Linie der Vernunft und Sicherheit, nämlich, Deutschland unsehlbar im Herbst zum Mitglied de» Völker bunbe» zu machen. Die konservative Wochenschrift „Gaturday Review" führt in einem „Sir Austen» Untätigkeit" überschrlebenen Artikel au»: Wenn Chamberlain tm Amte bleiben sollte» so sei jetzt sür ihn die Zeit gekommen. Grotzbrttannien eine ebenso wichtige Rolle tn internationalen Angelegenheiten spielen zu lassen, wie beispielsweise Schweben, die Tschecho- Slowakei oder Brasilien. ES sei zu fürchten, daß die brt- tische Untätigkeit eher aus Schwäch« al» aus Stärke zurück- »Mhrcn sei. Die Zeitschrift will tn dem neuen beutsch-russt. scheu Vertrag keinen Grund zur Bestürzung erblicken, be- merkt aber, gewisic Merkmale t« Zusammenhang damit leie, etwa» beuuruhtgend. Dt« Franzose« könnten nicht morre», »«»« dt« Dentsche» letzt ihre» veilptet solgie». Wenn Chamberlain Bereitschaft gezeigt hätte, mit den Russen zu verhandeln, so würden die Bolsche wisten nicht so verzweiselt bestrebt sein, Deutschland Zuge- ständnisse zu bieten, um die Einheit der angeblichen Völker- bunbSfront gegen Rußland zu brechen. Wenn nicht Chamber» latn und Briand tn ihrem Wunsche, den Alliierten Frank reich» zu Gcsallen zu sein, es sür Deutschland unmöglich ge macht hätten, im letzten Monat in den Völkerbund etnzu- treten, so würde sich Berlin nicht so sehr beeilt haben, den unbeliebten Rapallo-Vertrag neu auflebcn zu lassen. Der Aublan-verlrag vor -em Abschlub. Tschitscheri« über die Berträge mit Dentschland «nd Italien. MoSka«, 28. April. Tschttschertn erklärte dem italienischen Botschafter Grasen Manzont in einer Unterredung, der deutsch-russische Vertrag stehe kurz vor der Unterzeichnung, da die Vertragspartner in den Hauptpunkten bereit» einig seien. In der Unterredung wurde auch die Frage eine» rnssisch- italicuischc« Vertrages berührt, und beschlossen, die Vor- arbeiten dazu baldigst aufzunchmen. Die Verhandlungen werden in Rom italienischerseitS von Grands und russischer- seitS von dem russischen Botschafter tn Rom gesührt werben. Wege zum europäischen Frie-en. Ei«« Rebe dcS amerikanischen Staatssekretär» Hnghet. Neuyork. 23. April. Der frühere amerikanische Staats sekretär Hughes hielt in Washington rin« Red«, tn der er amSführte, daß die Locarnovcrträge ein «uvollstäudiger, aber doch bedeutsamer Schritt ans dem Wege »um europäische» Friede« seien. In Locarno seien jedoch nicht die oft. europäischen Fragen gelöst worden. DaS best« Mittel zur Verhinderung von Kriegen sei ein Welt schied». gertchtShof, dem sich alle Staaten der Welt unterwerfen würben. Alle Friedensrezepte seien wertlos, wen« nicht» für de« wirtschastlichea Ausba« der Welt «nd für die wtrt, schastliche Rnnähcrnng der Völker getan werbe. Erst der Weltkrieg habe die Völker für di« Lacorno-Berträge reif g«. macht. Erst durch di« gewaltigen KrtegSverluste ha»« man gelernt, datz Kriege zwecklos seien, und daß der übermätzige Ehrgeiz gewisser Staatsmänner zu groben Niederlagen führen könne. Die Sicherheit eine» Staate» sei unabhängig von der Menge der angehäuften Waffen. Man Hab« erkennen gelernt, daß auch ei« Steg «ach einem lange« Krieg eine Niederlage bedeutete, «nd datz ReparatianSzahlnnge» letzte« Ende» immer von der Zahlungsfähigkeit de» Bofiegten «»hänge«. § Die Improvisationen -es Kenn Benesch. Der tschechische Autzenmlntster ist von scher bekannt wegen der Aufdringlichkeit, mit der er sein Land und seine Person im Rate der Völker immer wieder in den Vordergrund zu schieben weiß. Jetzt hat er sein Talent für politische Improvisationen von neuem dadurch bewiesen, daß er an die Signatarmächte von Locarno einen Fragebogen verschickte, besten Sinn nur der sein kann, von Deutschland Rechenschaft darüber zu verlangen, ob die beutsch-russischen Paktverhandlungen mit den Verträge« von Locarno vereinbar sind. Das hier etngeschlagene Ver fahren hat nicht nur den Reiz der Neuheit, sondern eröffnet auch außerordentlich interestante Aussichten für die Diplomatie der Zukunft. Sollte Herrn Benesch' Methode, die außenpoli- ttscheu Verhandlungen anderer Staaten unter die Zensur der Nichtbetetligten zu stellen, auch anderwärts Schule machen» dann wird vielleicht demnächst der türkische Außenminister ei»« Rundfrage über die imperialistischen Absichten Mussolinis ver anstalten ober etwa Tschitscheri« ein Preisausschreiben für die Kabinette über die Ziele der englischen Politik unter beson derer Berücksichtigung ihrer Tendenzen hinsichtlich Sowjet- rutzlandS veröffentlichen. Sicher wirb dann auch Herr Benesch selbst gerne bereit sein, einen Fragebogen Strcsemann». der sich dafür interessiert, inwieweit die Sonderverträge der Tschecho-Slowakei sich mit dem BölkcrbundSpakt vertragen, ge» wtstenhaft zu beantworten. — Aber im Ernst! Die Rundfrage de» tschechischen Außenministers bedeutet — auch in der Ab schwächung, die ihr das Prager Dementi gibt — einen so un verschämten Versuch zur Beschränkung der deutschen Rechte, daß dagegen die ent sch leben st «Verwahrung eingelegt wer- den mutz. AuS dem Tetlrückzug, den die offiziöse „Prager Presse" inzwischen angetreten hat, darf man wohl schließe«, datz man auch im Berliner Auswärtigen Amt nicht verfehlt hat. den ausdringlichen Herrn in Prag gebührend in seine Schranken zurückzuweisen. Erfreulich Ist es auch, seststellen z« können, daß dte ganze deutsche Presse bis hinein tn die Reihe der linksdemokratischen Blätter einmütig ist tn der ent schiedenen Verurteilung der tschechischen Anmaßung. Datz allerdings der „Vorwärt»" und in seiner Gefolgschaft dte sozialdemokratische Provtnzpreste auch bei dieser Gelegenheit außer der Reihe tanzen, baß die Herren Löbe und vreitschetd au» Angst vor einem Sttrnrunzeln ihrer hohen Gönner tn London und Pari» gegen die deutsch-russischen Verhandlungen wettern, darf nicht wundernehmen. Von dieser Seit« real- politische Einsicht oder auch nur ein wenig Verständnis für die Erforderniste nationaler Würde zu erwarten, wäre hoffnungs lose Utopie. Und doch müßten gerade diese eingefleischten Pazifisten die Bemühungen StrescmannS um einen Neu« tralttätSvertrag mit Rußland mit Hellem Jubel begrüben,- sind sie doch die logische Fortsetzung deS LocarnovertragrS und die beste Garantie dafür, daß die Fricdenvsicherung Deutschland» nach dem Westen hin nun auch durch eine solche vom Osten her ergänzt wird. Müßten doch gerade die Freunde von Locarno und Gens alle Welt daraus Hinweisen, -atz wir damit eine wirkliche Friedenspolitik tm „Geist von Locarno" betreiben, die obendrein geeignet ist, die west-östlichen Gegen sätze überbrückend auSzugleichcn, während die anderen Partner von Locarno immer noch einer angeblich veralteten militäri schen Machtpolttik nachjagen, Bündnisse aus Bündniste schließen und Bataillone auf Bataillone formieren, deren einzige Auf gabe e» ist, bei einem Konflikt über Deutschland herzufalle«. DaS Bemerkenswerte bet diesem neuen Kesseltreiben gegen da» Reich ist. datz gerade die hier so ost bekämpfte Politik der Reichsregierung in Locarno und Genf und nicht etwa, wie bisher immer, der Versailler Vertrag den miß- günstigen Duodezstaaien tm Osten den Anlaß zum Unruhe- stiften bietet, noch dazu, bevor wir Mitglied des Völkerbunde» sind «nd irgendwie bemerkenswerte Segnungen von Locarno tn Form von Rückwirkungen zu spüren bekommen haben. Di« neuen Ketten, dte wir un» selbst aufgeladen haben, klirren: ob mit Recht ober Unrecht, von England und Frankreich bi» htn nach der Tschecho-Slowakei und Polen matzt sich jeder Gernegroß an, tn Dingen der deutschen Außenpolitik mitzureden «nter Berufung auf Locarno! Und wenn e» auch Herr« Benesch dank der Zurechtweisung, die er erfahren hat, nicht glücken wirb, einen Kollektivschritt der Mächte tn Berlin herbei, zusühren ober auch nur den beabsichtigten Protest der Kleine« Entente, so wirb doch als Erfolg seiner Quertreibereien eine Trübung der deutsch - französischen Beziehungen bleiben und eine Verstärkung der Pariser Bestrebungen nach einer neuen Einkreisung Deutschland». ...... . ^