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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.12.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19261209014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926120901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926120901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-12
- Tag 1926-12-09
-
Monat
1926-12
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.12.1926
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Nr. 877 Seile Z Vorm«r»lag. S. Dezember 1S2S — .Dresdner Nachrichten" — Gerichtliche Widerlegung der Semelügen. Das Urteil im Landsberger Fall Güdicke. Ein« Verteidig«», de» Oderleuinants Schulz. Berti«, 8. De». De» in LandSbcrg a. d. Warthe vor einigen Woche» angeklagt gewesene» Mitglieder» der Arbeit-. kommandoS, die sich wegen verschiedener Straftaten zu verant. Worten hatten, ist fetzt das Urteil, soweit eS den Fall Gädicke br. trifft, zugestcllt morden. Das Urteil beschäftigt sich ». a. mtt dem Vorwurf der Anklage gegenüber dem Oberleutnant a. D. Schulz, er sei der Leiter einer l» der Schivarzcn Reichswehr bestehenden Feine gewesen. Hierzu stellt das Urteil seit, eS fei nicht ausgeschlossen, das, der Angeklagte Leutnant a. D. Hann, der bekanntlich Schnlz schwer belastete und behauptete, Schulz habe ihm einen Auftrag gegeben, aus dem er heraus- hörte, der Feldwebel Eküdicke solle beseitigt werden, diese An gabe dem Untersuchungsrichter lediglich deshalb gemacht habe, um sich den LandgerichtSdircktvr Braune gewogen zu machen und dadurch der Hast zu entgehen. Wetter kritisiert das Urteil scharf die Aussage» der beiden Zeugen Schrcnk und Becker, die angegeben haben. Schulz hätte sic zu einem (Giftmord anstisten wollen. Es heiszt dann wörtlich: Wenn Schulz den Verräter Eiädicke durch die ihm treu ergebenen Henker beseitigen lassen wollte, so lstitlc er kein so umständlich schauspiellnrsteö Verfahren einznschlagen brauchen. Vor allem lzatte er es nicht nötig gehabt, de» ihm noch saft völlig unbekannte» Angeklagten Hann ins Vertrauen .zu ziehen und sich dadurch ganz in dessen Hände zu liefern. Wäre Schulz der Ansicht gewesen, der pslichtbcwnsite An- gehörige eines ArbeitSkommandoo werde sich widerspruchslos einem von ihm stammenden Befehl zur Tötung eines Bcr- rätcrS fugen, so lullte er eines KreiieS nv» Vertretern zur Durchführung dieser Befehle nicht bedurft. Hätte er wirklich die Absicht gehabt, Gädicke kurzerhand umbringcn zu lassen, so wäre cs im höchsten Grade unverntinstig gewesen, vorher de» verantwortlichen Stellen der Reichswehr sein Fntcrcsse in der Angelegenheit, die ihn dienstlich unmittelbar gar nichts «nging, zu zeigen. Nach einer günstigen Bewertung der Aussagen Klapp- roths in bezug auf ihre Glaubwürdigkeit heisst cs dann im Urteil weiter: Bezüglich all dieser Fragen must auch noch be rücksichtigt werden, das, bereits ieit zwei Fahren die Frage, ob eine Feme bestanden hat, mit groster Ausführlichkeit und Erbitterung in der Tagespreise erörtert worben ist. Dadurch ist die groste Gefahr einer Verwirrung der Zeuge» entstanden. ES must mit der Möalichkeit gerechnet werden, daß in ihrer Erinnerung das, was sie selbst erlebten, und daö. was sic gelesen haben, so durcheinander geht, das, sic eS jetzt auch bei Anwendung der grössten Sorgfalt nicht mehr auSetnanderhaltcn könne». Ebensowenig ist eS der Anklagc- behörde gelungen. anS der Organisation und dem Dicnst- betriebc des vom Angeklagte» Schnlz beim Wehrkrriskvm inando 5 Berlin, eingerichteten BureauS irgend etwas über die Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit derartiger Befehle zu bcnviien. Znmr sind über die Verschlungen einzelner Ange höriger der ArbettSkommairdos Akte» angclcgt, und es sind dem Angeklagten Schulz über das. waö mit solchen gefähr liche» Menschen geschehen sollte. Borträge gcl-alle» worden. Schulz hat sich dünn die Entscheidung in jedem einzelnen Falle ovrbelialten. Dafür, das, in diesen oder ähnlichen Fällen die Entscheidung dahin lautete, der »Verdächtige sei umz»- drinaen, liegt aber kein Anhaltspunkt vor. Dich unter den Mannsckmstcn der AK. aus irgendwelche» Gründen Gerüchte über das Bestehe» einer Feme, einer Mordkommission, eines Rollkommandos und dergleichen um liefen. ist bereits erwähnt. Lolche durch keinerlei bestimmte Tatsachen begründete Gerüchte können zuungunsten der An geklagten aber nicht verwendet werden. Wen» den Mitgliedern des A.K. Stein und Aschenlamp bei ihrer Etnstellnng bzw. bei ihrer Beleidigung gesagt wurde, Be r rat werde mit dem Tode bestrast. so solgt daraus nicht, das, der Ange klagte Schulz eine solche Acusterung getan oder Befehle zur Tötung irgendwelcher Angehöriger der A.K. gegeben hat. Auch hier kann man annehmcn, das, es sich um derartige a l l- gemeine Redensarten gehandelt hat. Die Anklage argen Äouc'er. Landau. 8. Dezember. Der Beginn deS sogenannte» G e r in e r s h e i m e r Prozesses ist. wie »»»mehr end gültig feststes,», ans den 17. Dezcmbeer festgesetzt morde». Hauptpunkt der Verhandlungen wird die Auflage gegen den französischen Leutnant Rvneicr sein, gegen de» der fran zösische Staatsanwalt die Anklage wegen Totschlags an Müller, schwerer Körperverletzung an Mathes und wegen Körperverletzung an Hvlziiian» erhoben Hai. Fi, der fran zösischen Anklageschrift wird bezeichnenderweise die Frage der Notwehr vcr » ci » t. jedoch darauf hingewiese», das, Rvncicr von deutscher Seite he ransgc fordert worden sei. Gleichzeitig mit der Anklage gegen Leutnant Rvncicr werde» Verhandlungen über sechs weitere Anklagen gegen Deutsche vor dem Landauer Kriegsgericht geführt werden, linier diesen Anklagen befindet sich aber keine solche wegen Angriffs auf R o n e i e r. Diese ist vielmehr ausdrücklich zurückgeiiommr» morde». Holzmann und MatheS sind nur wegen beleidigender Haltung angeklagt. Des weiteren sind Fechter wegen Körperverletzung, die aber nicht mit de», GcrmerSheimcr Zwischenfall zusammenhängt, Koflcr und Arbvgast cbensalls wegen Körperverletzung und aus,erde», MatheS und Kegel wegen beleidigende» Bknehmens aus der Sondernhcimer Kirmes angeklagt. Die Formiiliernng der Anklage zeigt deutlich, das, man auch sranzösischcrscits Rvncicr nicht voll decken z» können glaubt. Offenbar ist ans diesem Grunde gleichzeitig die Ver handlung von icchs weiteren Anklagen gegen Deutsche angcietzl worden, obgleich diese Fälle mit dem Fall Roneicr »nr zum Teil im prozessualen, Zusainmc»s>ange stehe». ES hat somit de» Anfchein, als ob man diele für Deutschland nicht günstig gelagerten Fälle nur deshalb gleichzeitig mit der Anklage gegen Ro.icier verhandeln lässt, um sranzöstichcrieils mit der Frage der Schuld auch die deutsche Seite belaste» z» können. Alesensprilschiebunaen. Berlin, 8. Dezember. Das Rcichsfinanzministerium hat seit Monate» eine Niese »bctruasassäre z« bearbei te« gebabt, die in ihrem Ausmaste alle bisherigen Svrttsällc übertrisst. Daö Reichsmonopvlamt, das in diese Assärc ver wickelt ist. dürste V c r > » st e zu beklagen haben, die weit i» die Millionen geben und vbendrein sind nach mehrere Beamte dieser Zentralstelle in den Verdacht geraten, die Schie bungen eines Konzerns Im Westen deS Reiches gedeckt und »crtuscht zu haben. Seit Juni dieses Fahres hat das Reichs- sinaiizministcrinm die bereits in die Dutzende gehende» Aktcn- bände bearbeitet, und dank der Mithilfe deS Zollgrcnz- ko m n, i ss a r l a t S sind die Vorgänge so weit geklärt, das, jetzt der StaatSanwaltschgst die Unterlage» zur Eröffnung des Vorverfahrens überreicht werden können. Tie Vorgänge gehen bis zum Fahre 1»A> zurück, habe» sich während des ganzen Ruhrkamvics abgespielt, und noch Mitte 1924 waren groste Konzerne am Werke, die M»no- volverwaltung und damit das Reich fortgesetzt zu schädigen und Sprit in den Handel zn bringen, der sür gewerbliche Zwecke bestimmt war. Daneben aber haben sich innerhalb des Monopolamtes Divge abgespielt, die den frühere» Fuititiar der Behörde, RcgierungSrat z. D. HanSBencckc ous Berlin, schwer belasten. Fm Mai 1K22 traten die Rhei nische» Pres,Hefe- und Spritwcrkc in Köln an die Rcichs- nioiwpolverivaltnng heran, um diese z» veranlassen, ans dem Gelände dieser Firma eine L p r i t r e i n i g n n g s a » st a l t zu errichten. F» dieser Reinigungsanstalt sollte der rohe Sprit, der von den Brcnnercic» geliefert wird, rassiniert werde». Den juristischen Teil dieser Angelegenheit hatte RcgiernngSrat Rcnccke zn bearbeiten. Er übernahm diese Ausgabe, obwohl sei» Schwiegervater selb» Aktionär der mit der Rheinischen Presthese- und Lpritwerkc G. m. b. H. im Zusammenhänge stehenden Rheinischen Svritwerkc G. in. b. H. war. Als der Ban errichtet wurde, drängte sich an die Tpritwcrke auch eine Firma Schenk i» Köln, eine Filiale der belgischen Sprilsirma Schenk, heran. Die Kölner Firma war jedoch nur ein Deckmantel iür die >>» Lvritbandel nicht gerade rühmlich bekannten Gcbr. Schwarz, denen bereits 1üA> die Handelserlanbnis sür Sprit entzogen worden war. Die Gebr. Schwarz schoben unter dem neuen Namen in geradezu riesenhaftem Umfange. Einer von ihnen, Peter Schwarz, importierte ans Holland Sprit unter alten möglichen Bezeichnungen und setzte ihn dann in Dentschland ab, während sein Bruder Heinrich ans dem Hamburger Freihafen waggonweise „Desinfektionsmittel" hereinbrachte. Dicjc „Desinfektionsmittel" waren in Wirk lichkeit vergällter deutscher Sprit, den das Monovolamt zur AnSsnhr srcigcqeben und mit Karbolsäure versetzt hatte. Dieser Sprit wnrde nach Köln geleitet, wo man den Alkohol wieder chemisch reinigte n»d dann mit horrendem Gewinn absetztc. Ans beschlagnahmten Briese» gebt hervor, das? Regie- rnngSrat Bcneckc eine eigenartige Rolle bei diesen Schiebun gen gespielt hat. Man begann daraus seine Tätigkeit unter die kritische Lupe zn nehme». Es ergab sich dabei, das, Bcneckc schon früher sich in Sprikschicbunaen verwickelt hatte. Bcneckc war bis zum 81. Dezember ltü'ö im »Amte geblieben und dann ans Grund der Abbanverordnung entlassen worden. Die Brüder Schwarz, die seit längerer Zeit im Auslände sitze», haben sich dem Zngriss der deutschen Behörden entzogen. Polt-elltche Telepkonkontrolle in Warschau. Heftige Proteste im Sejm. Warschau, 8. Dezember. F-m HanShaltausschnst des pol- iftsck-e» Landtages wurde gestern bet der Beratung des Post nnd TelegraphenbndgetS von einer Reihe von Abgeordnete» lebhafte Klage geführt darüber, das, in Warschau sowohl die Orts- als auch die Ferngespräche in sogenannten schwarzen Kabinetten von Funktionären der Polizei abgehört werden. Der Referent des Postbudgets. der christlich-demokratische Abge ordnete Kaczynslt, stellte fest, das, das Abhorchen der Gespräche »och andanerc. Fn der Warschauer Telephonzcn träte befände» sich vier Zelle», in denen Funktionäre de, politischen Polizei den besonderen Dienst des Abhvrchens ver sehe». Diese Polizeiagentcn verfassten bann auch Proto kolle über die abgehorchte» Gespräche. Der Direktor der polntschen Postdircktion gab kn seiner Antwort die Tatsache des AbhvrchenS der Gespräche zu, indem er erklärte, er hätte seinerzeit festgcstellt. das, „irgendwelche Personen die am Ferinprecher geführten Gespräche abhürtcn" Die AnSschnkdebattc über die schwarzen Kabinette hatte in Sejmkreisen grosteö Aufsehen hcrvorgcrnsen. lWTBZ Feuer «m Slabllchlvk zu Bukarest. Fn der Küche sür die Hosbe-dicnsteten des Stadtschlosses i» Bukarest ist s» der Nacht zu», Mittwoch Feuer ans gelommeu, das infolge des starke» Windes sich änszerst rasch ansbrcitcte. Das Mittelgcbäudc mit dem Thrvnsaal und den EmpfangSränmc» ist den Flammen zum Opfer gefallen. Die zweite Operation des Königs wnrde wegen des Brandeö aus kurze Zeit verschoben. Tie fand ii» Lause des TageS statt. Gegen die Aonsumfininnieruna. Entschlief,»»a deS Einzelhandclsausschnsscs des Fndustrie- nnd Handelstages. Berlin, 8. Dez. Mit der Frage der K o n s u m fi na n - z i e r n n g beschäftigte sich dieser Tage der Eiuzelhandels- auaschns, des Deutschen Fndustrie- „nd Handelötagcs. Fn einer einstimmig gefassten Entschliestung lehnte er die setzt unter dem Schkagwort der Koukumsinanzicrung propagierten Kreditsysteme grundsätzlich ab. Tie gestatten nicht die Be schränkiiiig ans wirkliche produktive Konsumkrcditc und leisten deshalb einer gefährlichen Verschuldung der Bevölke rung, besonders der Festbesvldeten, Vorschub. Sie hemmen die Wiederbelebung des Sparsinnes, dessen Förderung iw Hinblick aus die Notwendigkeit der Neubildung von Kapital mit allen Mitteln anzustrcben ist. Besondere Bedenken richten sich gegen die Heranziehung ausländischen Kapitals sür solche Zwecke. Das unvermeidliche Risikv und die Kosten dieser Kreditgcbnnq würden schliestiich auch zu einer Ver teuerung der Ware» führen, da die Spesen von den Einzel Händlern allein nicht getragen werden können. Der Einzel- handelsaiiöschns, des Fndustric- und Handelstagcö warnt daher seine BernfSgenvssc» im Hinblick ans die Besonder heiten innerer Wirtschaftslage nachdrücklich vor den neuen Kredilvcrkaufsmetlwdcn und fordert die Geschäftswelt und die Allgemeinheit ans, grundsätzlich am Barzahlnngssystem sestzuhalten. Linienschiff „Hannover" in Amsterdam. <D u r ch F u n k l p r u ch.i Amsterdam, 8.Dezember. Das Linienschifs „Hannover" ist heute mittag n»s Villagarcia von den holländischen Be hörden begrüsst, hier cingcirosscn. Während deS eine Woche dauernde» Ansenthaltes des deutschen Schisses suchen zn Ehren der Besatzung verschiedene Festlichkeiten statt, die heute aöcnd mit eine», grosten Empiang beim deutschen Gcncrglkonsul Prinz von Hatzscld-Trachenberg für das OssizierlorpS der „Hannover" cingcleitet wurden. Morgen sind die Ossiziere und Mannschaften Gäste der Stadt Amsterdam. Am Freitag wird der Kvmmandant dem Haag einen Besuch abstattc», wo der deutsche Gesandte ein Mit tagsmahl gibt. Dementi über den Wechsel in Sen Reichswehr- gruppen-Kommandos. Berlin, 8. Dezember. Die über die Nachfolge des Gene rals v. L v s, der g. bisherige» Chefs deS Reichswchrgruppen- kommandos 1, verbreiteten Meldungen werden als verfrüht, wenn nicht unrichtig angesehen. Auch die Nachricht, dast der Ehcf des RcichSwehrgrnppentommandoö ll in Kassel, General Reinhardt, anSschcidcn werde, wird von zuständiger Stelle dementiert. aller gehl »ahm, dem Mitmenschen in Figur und Umgang angenehm zu sein, «in bewahrtes Mittel, dieses Ziel zn erreichen, ist der Vasenol-Agrper. Pader. der nervenberuhigend wirbt, dle Kant zart und geschmeidig macht, unangenehmen Geruch beseitigt. Die Fardltchl-Mu>ik. Tic garblichtmnsik*) sucht zwei bisher getrennte Kunst gattungen. nämlich die Kunst in Tönen — also der Musik — „ist der Kunst in Farben — also der Malerei — zu einer höheren Einheit, zu einer neuen Kunst zu verschmelze». Tie Vorstellung non innercn Zusammenhängen.irgend welcher Art zwischen Licht oder Farben und Töiren ist ja bekanntlich uralt: sie begegnet uns durch die Fahrtanscndc hei säst allen Böllern, besonders bei de» germanischen Stämmen. Sie findet sich in tausend Variationen in den Ge angen der Edda, sowie in der ganzcn mittelalterlichen Dich tung. Wenn Goethe seinen „Faust" mit den Worten anheben läsit: .Die Sonne tönt nach alter Weise .. so greift er damit nur auf uralte Vorstellungen zurück. Fn seiner „Farbenlehre" Ktzt üch Goethe auch wissenschaftlich mit den Problemen der Farb-Ton-Parallelc auSctnander. Doch ist er hierin nicht der erste. Schon Fohann Leonhard .Hofsmann hat sich in einem I78t> erschienenen „Versuch einer Geschichte der malerische» Harmonie überhaupt und der F-arbcnharmonic insbesondere" eingehend über diesen galten Fragenkomplex »erbreitet urrd die Möglichkeit einer praklilchen, künstlerisch zu rechtfertigenden Verbindung der Färb- nnd Tonkunst »nter- iucbt. Hofsmann geht von einer Beobachtung a»S, die auch heule viele Musiker an sich machen: Das, sich nämlich nicht selten beim Anliörcn von Mnsik im Bewusstsein des Hörers bestimmte Klänge, Altordverbindniigei,, Tonarten oder sonstige mnülaliiche Geschehnisse mit bestimmten Farbvorstcllniigc» »erbinde»: nicht selten werden auch anS dem Klang eines be- siimnstc» FiistrnmcntcS ganz bestimmte Farben hcrausgchört. Derartige Bvrslellnngc» sind io weit verbreitet, das, mir heute ganz allgemein a>»S der Malerei entnommene Begriffe zur Erläuterung musikalischer Eindrücke verwenden. So sprechen mir von den „satten" oder ..dunklen Farben" eines Orchcstcr- klaugcs. sprechen von einem „Tvngcmüldc" oder bezeichne» ei» Musikstück als .Ulster", ein anderes alü „hell", wie wir auch anderseits beim Betrachte» gewisser Gemälde Eindrücke empfangen, di" sich am treffendsten durch musikalische Ausdrücke wiedcrgcben lassen. Aus dicken wechselseitigen Beziehungen versuchte schon voismann eine bestimmte Ordnung hcrauszusinden und ein uniscii'chastltch begründetes System der Farb-Tvn-ParaNcle auizustcUcn: er bcmülst sich sogar um eine Harmonielehre der *1 Tte ich,'» a» viele» Orte» vvrgcsülnte Läszlüschc i>a>l>Itcht- »ucsik wird kommende» Tonnt,,g »„"Mittage !->- Mn erstmals auch m Trcedcn i» einer Matinee des Llaatltchen Lchausptethause» zu Wien und zu sehen lein. Zur Ausklciruiig über das Söcse» dieser ticuarligcn Kunstgattung mag nachfolgende TarsteNung. dle a»S Kreisen stammt, diene». Farblichtmnsik, indem er etwa Rot und Grün in ein Onint- verhältmis setzt. Seitdem Hai man nickst a»«'gehört, an der Klärung der Beziehungen zwischen Musik und Malerei zn arbeiten. Unter den Wisscnschastlcr», die — jeder von einem anderen Slandpnnkt ans - eine Lösung versuchten, finden sich 'Namen wie 'Newton, Schopenhauer nnd Wilhelm Ostwald: »ntcr den Künstlern, die sich praktisch nm eine Lösung be mühen, ragt Alexander Skriabin hervor, der in seiner Pro metheus-Sinfonie das Farblicht als eine selbständige Orchester- stimmc l„L>tce"> einsühri. Skrjabin verband mit jeder Farbe einen bestimmten Ton, hörte z. B. <7! als Rot. F als Grün, k°i8 als Blau uiw. Die Promcrhcuö-Sinfonic wurde u. a. im Fahre lü16 in Neinwrk ansgcsührt. Auf einem eigens son- strnterte» „Favbliclst-Klavier" wurde die Lucc-Tkimmc ge spielt, d. h. es wurde durch eine Klaviatur in einem Pro jektionsapparat farbiges Licht ausgclöst, das durch eine Ocsf- nung über dem Orchester in den Konzerts aal geworfen wurde. Wie für Skrjabin die Kunst überhaupt nur ein Mittel und ein Weg zur Ekstase war, so 'olltc das Farblicht auch zur Stei gerung dieser Wirkung dienen. Ans einer ganz anderen Grundlage sucht nun Alexander LvSzlö den albe» Probleme» bciznkommc». Schon sein Bu- dapcster Lehrer Kov»cS — LüSzlö, der setzt als Pianist in München lebt, ist geborener Ungar — brachte ilm ans den Weg des „farbigen" lklaiigiinterschiedlicheni KlavicrspiclS. Beim Skudinm Ebopinschcr nnd Liiztschcr Werke machte er die Entdeckung, das, sich vor seinem geistigen Auge beim Spiel jedes Werkes stets die gleiche» Farbe» resp. Farbabläuse cin- stelltcn, nnd zwar, je üstcr er ein Werk spielte, desto klarer wurden diese FarbvorstcUnngen. Nach manche» tastenden Versuche» nahm die Farblicht-Mnsik greifbare Forme» an: Skrjabins Versuch, einen, jede» Ton eine bestimmte Farbe z» unterlegen, wurde als künstlerisch nicht durchsührbar erkannt. Fst cs doch unserem Auge gar nicht möglich, einem so schnelle» Wechsel der Farben zn folge». Auch die von der Wissenschaft ansgestellien Parallelen zwischen den Schwin gungen der Töne »nd der Farbe» boten keine geeignete Grund lage. Mastgebend tonnten nur künstlerische Gesichtspunkte, also die Wiedergabe der vom Künstler geschaute» Farben, sein. ES Ist freilich eine Tatsache, dast die Farbuorstelluiigcn, die ein Musikstück licrvvrriift, nicht bei alle» Mensche» — soweit diese überhaupt einen so weit entwickelten Farbsinii habe» — dieselben sind. Aber ohne Fndividiialität gäbe es überhaupt keine Kumt: entscheidend ist dort wie hier allein die künst lerische Gestaltiingskrast, die stark genug sei» must »m über zeugend zn wirke». L»szl>'> bestimmt also die Grundfarbe eines Musikstückes, nennt eines seiner „Präludien liir Farb- ltcht und Klavier" „Blau", ein anderes „Rot" und hält diele Grundfarbe das ganze Stück hindurch fest,- je nach den wcch- sclirdcn musikalischen Ereignissen, also etwa bei dynamischen und rhythmischen Aciideriingen. beim Auftreten neuer Themen oder einer neue» Tonart, treten zu der Grundfarbe neue Farbtöne, neue „Farbtvnarten", und variieren jene in einer Weise, die sich am ehesten durch die Regeln der musikalischen Variation anSdrückc» liestc. Zn de» Farben treten mitunter als Parallelerscheinnng zu gewissen musikalischen Figuren pla,ti>cl>e Gebilde, wie ctiva Wellenlinie» oder Keilformen. Es »inst besonders betont werden, dast dieses neue „Geiamtkunst wert" weder von de», musikalischen »och vom malerischen Gesichtspunkt ans allein beurteilt werden dark — ebensowenig wie bei einem Lied Melodie und Text isoliert betrachtet werden können, sondern gleichfalls in seiner Gesamtheit verstanden! nnd gewürdigt werde» will. Die Farben werde» durch ein von Lüszlö selbst koiistrniertcs und von den Erncmann- Wcrkcn in Dresden erbautes „Farblicht-Klavicr", das aus sieben verschiedenen Projektionsapparaten besteht, aus einem Prospekt bei verdunkelter Bühne projiziert: sie werden von einem Spieltisch a»S mittels einer Klaviatur anSg'löst. Ans dem „Dcntschcn Tonküiistlerfcst" in Kiel <14. bis l«>. Funi Eft fand die Uraussührung der erste» Kompvsftioiien sür „Farblicht und Klavier", deren Schöpfer Läözlö selber ist. statt. Läszlft hat seitdem unablässig an technischen wie künst lerischen Verbesserungen gearbeitet. Mancherlei Ver besserungen konnten ansgcprobt nnd zur Durchführung ge bracht werde». So lassen sich z. B. jetzt die Lichtströmc aller Apparate auf einen Punkt konzentriere»: cs gelang L»szl<' als erstem, die Wellenbewegungen des LickilcS wiederzugebc». wodurch sich eine „ständige Tätigkeit" des Farblichtgebildcs er zielen lässt. Die Projektion der Farben wurde i» me chanischem Sinne vervollkommnet, wodurch eine ganz exakte Wiedergabe des Farblichtbildes erreicht ist. Auch sind die Farbenübergänge durch Verwendung von beweglichen Ob- jektivträgern reicher, „mcthaphysischer" geworden. Kunst und Wissenschaft. Da» Grab -es Pelosirls und -ie grüco- äonpliscbe Kunst. In der Archäologischen Abteilung der Gesellschaft sür Altertumswissenschaft sprach Stiidienrat Dr. H a n s A ö c I über das Grab dcS Pet v iiri s, ES ist ei» kunst- und kulturgeschichtlich sehr merkwürdiges Erftb- nis, zn sehen, wie im Niltalc »ach der Gründung Alcxand'ias iiinges griechisches Kuiiiiwollen gegen de» uralte», fest gefügten Bau der ägyptischen Kunst anprallt und wie eine Anscinandcrsctznng in der Richtung beginnt, das, griechisches Kunstgnt in losere oder engere Berührung mit der ägyptischen
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