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r«. gahrgang. Re. >»r Donnerstay, 24. Aprtt 1920 Drahtmsck»rtft: Nachricht«« Dulden Dernlprecher-Eammelnummer: »334» Nur für Nachigelpriche: Nr. 300N SchriiUeitim, ». HauptgeichLIUstell«! Dreldeu-L. t wartenstrabe 33/43 »«,ua»s-«l»r UN« w. di» «. «Pr« 1830 kxi iLgltch ,w«t»alia«r Zustelluna Iret -au, r.70 Mk. Poftb«,ug4pr«U für «anal «pril -.40 Mk, «tuscht. 83 Psg Post,«bühr >oh-e Poftjuftrllm»g4gkbühr>. «melnummer ,0 Psg. «»»etgenvretse: Di- «li„et,en werden nach «otdmar! berechnet: dt« ein- spatttg« 30 m» butt« Sette »s Psg.. sür -utwärt» 40 Psg. S-mUtenan»eiften und Stellengesuche ohne Nabatt l» Pf^, außerhalb 3b Psg.. die 8» mm breite Reklame,eüe 3<x> Psg., außerhalb 330 Mg- vllertengebühr so Psg. «urwllrttge «ustrLge gegen Porau«be,ahlung Druck u. Serlag: Liepsch t Reichardr, Dr««den. Postscheck-Mo. t0S8 Dresden Nachdruck nur mit deutl.Quellenangabe <Dre»dn. Rachr.l ,ul»sstg. Uno erlangte Schriftstücke werden nicht ansbcwahrt Frankreichs Borherrschaft in -er Tributbank Wrilw Sknugluung über SueSnahS WM Vradtborlvüt uiwor«» Karloor llorrvspoutlonton Paris, 24. April. Auch die linksstehenden Blätter» be sonders die radikale, in Deutschland vielfach für deutschfreund lich gehaltene Pariser Presse, geben ihrer Befriedigung über die Wahl Quesnays zum Generaldirektor der Tributbank unverhohlen Ausdruck. „Trotz des Widerstandes des ehemaligen Reichskanzlers Dr. Luther ist unser Lands mann QueSnay", so schreibt der „Quotidien", „gewählt worden." — Die „Bolonts" schreibt: „Der rechte Mann am rechten Platze. Die ganze Bank ist zum guten Teil über haupt seine Schöpfung. Niemand könnte sic darum besser leiten als er." Der deutsche Einspruch gegen die Wahl hat nach Ansicht der „Bolonts" seine innenpolitischen Beweg gründe gehabt und es fehle eben „jede ernsthafte Grundlage". „Die deutsch-französische Gleichberechtigung in der BIZ. ist durch die Wahl Quesnays keineswegs verletzt. Diejenigen, die von Dr. Luther diese rein formale Geste des Widerspruches verlangt haben, waren übrigens übel beraten. Sie haben damit ganz einfach die Feststellung hcrbeigcführt, das; eine oppositionelle deutsche Haltung im Schoße der Tributbank kein anderes Ergebnis zeitigen kann als einen Mißerfolg." Diese Beurteilung des Wahlergebnisses durch die offiziös inspirierte „Bolont s" bestätigt in der Tat, daß die Wahl des Franzosen QueSnay gleich in der ersten Sitzung des BcrwaltungsrateS der Bank nichts anderes als die Bor herrschast Frankreichs beweisen sollte, das nicht gesonnen ist, das neue Werkzeug zur Ausplünde rung Deutschlands» bas dte Bank darstellt, sich aus der Hand nehmen zu lasten. Heute hält das Komitee für Ostrcparationen zwei Vollsitzungen ab. Dies ist, wie man hört, ein Beweis dafür, daß der bisher unversöhnliche tschechisch-ungarische Gegensatz durch ein Kompromiß ausgeglichen werden soll. Man hofft setzt, daß infolge einer Bcrmitt- lungssormel, durch die die ungarischen Rechte aus dem Vertrag von Trianon gcivahrt werden, bis spätestens Sonn abend eine vollständige Einigung erzielt nnd die Arbeiten der Kommission abgeschlossen werden können. Dann steht der Ratifizierung des Boungplancs durch Italien und Eng land nichts mehr entgegen. Die Aktien der Tributbank können nach dem in Basel beschlossenen Plane begeben werden, und die Baseler Bank kann ihre Schalter anfmachcn. Rur eine versöhnliche Geste Vroütmvlckung unsoror Sorltoor LedrMIoltnng Berlin, 24. April. Wenn man in Kreisen der Reparativns- gläubiger der Meinung sein sollte, daß die Wahl des Reichs- banküircktors Dr. Huelse zum stellvertretenden General direktor der BIZ. nun Deutschland vollkommen versöhnen würde, dürste man sich einer Täuschung hingeben. Selbst in sehr gemäßigten politischen Kreisen der Neichshauptstadt be zeichnet man diese Wahl als ein „Trostgeschen k". Es wird zwar zugegeben, daß es sich um einen Versuch einer ver söhnlichen Geste handle, doch wird in Kreisen, dte dem Reichskanzler nahcstehen, in gleichem Atemzuge erklärt, daß cs mehr als zweifelhaft erscheine, ob die gestrige „Trost lösung" wirklich unseren Wünschen entgcgenkommt. * In der Presse ist die Meinung aufgetaucht, daß der zum stellvertretenden Generaldirektor der BIZ. gewählte Reichs- bankdtrcktor Dr. Hnelse ein in Bank- und Wirtschasts- kretsen unbekannter Mann sei. Diese Auffassung trifft, wie wir von zuständiger Stelle hören, nicht zu. Dr. Huelse ist vielmehr in deutschen Bank- und Wirtschaftskrisen sehr be kannt und geschätzt. Er hat dasselbe Referat in der Reichsbank innegehabt, wie Quesnay bet der Bank von Frankreich. Daß er vielleicht international nicht so bekannt ist wie Ques- n a y, mag darauf zurückzusühren sein, daß Quesnay öfter mit internationalen Missionen betraut war und dabei oft im internationalen Meinungsstreit gestanden hat. Uebrigens ist aber auch Dr. Huelse vielfach mit internationalen Fragen befaßt worden. Er hat dem ?)oungausschuß angehört, war an dem Sanierungsprogramm für Oesterreich beteiligt und mit einer ganzen Reihe von internationalen Missionen betraut. Damit soll aber nicht gesagt werden, daß Deutschland durch dte Wahl Huelses zufriedengestellt sei. Es muß nach wie vor das Bedauern ausgesprochen werden, daß der Argu mentation gegen die Wahl Quesnays iticht Rechnung getragen und den deutschen Wünschen nicht so entsprochen worden ist, wie Deutschland es hätte verlangen können. Tar-ieu greift ein DaS Sozialversicherungsgesetz in der Kammer angenommen Vrabtborlvkt uusara» Kartsvr Korrvzponckonlon Paris, 24. April. Nach drei Sitzungen, zwei am Tage und eine in der Stacht, Sitzungen, an denen übrigens höchstens der vierte Teil der Abgeordneten teilnahm, hat die Kammer heute früh das vom Senat beschlossene Ergänzungs- gesetz zu den 1928 schon angenommenen Gesetzen über die Sozialversicherungen angenommen. Da immer neue Abänderungsanträge gestellt wurden, die das Budget schwer zu belasten drohten, hat Ministerpräsident Tardieu gestern abend selbst ein gegriffen und die Kammer an- gcfleht, von weiteren phantastischen Anträgen abzusehcn, wenn nicht in letzter Stunde bas ganze Gesetz nnd seine Inkraft setzung bis 1. Juli in Frage gestellt werden sollte. Das von der Kammer angenommene Ergänzungsgcsetz ging heute früh an die Finanzkommission des Senates zurück, und der Arbeitsmintster Laval wird zweifellos den Senat ersuchen, das Gesetz, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, in der von der Kammer scstgelegten Form ohne weitere Abänderungen anzu- nehmcn. Panzerwagenkäinpse in Sn-ien Schwere Zusammenstöße im Mungelgebiel London, 24. April. Bei der Verfolgung der Aufständischen von Ehittagong ist cs am Mittwoch in den Dschungeln zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei gekommen, wo bei sieben Personen getötet wurden. Nach anderen Berichten wurde ein Ucbersall aus die Polizcistation von Fcnny ver übt wobei vier Personen getötet wurde», während am Abend vorher bei der Verhaftung von einigen Indern ein britischer Offizier und zwei Soldaten durch Schüsse verwundet wurden. In Bombay wurden am Mittwoch wieder drei führende Inder zn achtjährigem Zuchthaus und schweren Geldstrafen verurteilt. „Times" meldet zu den Unruhe» in Peschawar: Zwei Panzerwagen wurden von einer Volksmenge an gegriffen. Der eine wurde mit Benzin begossen und in Brand gesetzt. Zwei von den Insassen sollen dabei den Tod in den Flammen gesunden haben. Es war notwendig, mit Maschinengewehren das Feuer zu eröffnen. Dte Stabt ist jetzt ruhig. — Amtlich wird gemeldet, daß außer den britischen Soldaten ungefähr zwölf Eingeborene ge tötet wurden. Zwölf weitere Ruhestörer befinden sich ver wundet tm Krankenhaus. „Bombay Chrvntclc " meldet aus Ahmedabad, daß Gandhis Sekretär, Mahadev Dcsai, der bet dem Aus zug des Mahatma als stellvertretender Leiter des Seminars zurückgelasten worden war, zusammen mit sechs Freiwilligen verhaftet worden sei. Die Verhaftung erfolgte, als die sieben Personen mit Säcken gesetzwidrig hergestelltcn Salzes Unterwegs waren. In einer großen Versammlung von Mohammedanern sprach der mohammedanische Führer Mohammed Ali, der bei dem ersten Feldzüge Gandhis dessen reckte Hand gewesen war, entschiede» gegen Gandhis „verzweifelten Versuch, die Vor herrschaft der vom Kastengeist besessene« Hindus über die > Mohammedaner zu sichern". Die Versammlung nahm eine 1 Entschließung an, in der die Mohammedaner anfgefordert werbe«, sich der Bewegung des bürgerlichen Ungehorsams nicht anzuschließe«. Reue Branöftiftuns in Kolumbus? Kolumbus sOhiof» 24. April. Etwa 00 Sträflinge des Staatsgesängnisses, die Nachtarbeit im Kohlenlager ver richteten, verließen frühmorgens ihre Arbeitsplätze. Alle Vorsichtsmaßnahmen sind getroffen, um den befürchteten M a s se n a u s b r u ch der Sträflinge zu verhindern. Da man anuimmt, daß sich die Sträflinge großer Mengen Gasolin und Ocl bemächtigt haben, ist man auf neue Brand stiftung gefaßt, um so mehr, als gestern und heute wieder holt Kundgebungen der Unzufriedenheit veranstaltet wurden. remvrralurstm in den »ministen Staaten Ne « qork, 24. April. Ungeachtet der kürzlich verbreitete» Meldungen, daß der Golfstrom Ncunvrk näher komme, hat die ganze Ostkttste gestern mit etwa » Grad die seit Bestehen des Wetterbüros zu dieser Jahreszeit niedrigste Tem peratur verzeichüet. In Neuyork trat frühmorgens Schneesall ein. Landeinwärts herrscht starker Frost. Zusammenstoß -er „Bremen" London, 24. April. Der Lloyddampfer „B reme n" stieß am Donnerstagvormtttag im Kanal zwischen Folkestone und Dungeneß im dichten Nebel mit dem englischen Tankdampfer „British Grenadier" zusammen. Wie verlautet, hat keines der beiden Schiffe schwere Beschädigungen erlitten. Der japanische Mariueministcr in Berlin. Heute vor mittag traf von Paris der japanische Marinemintster Admiral Takarabeaus dem Bahnhof Friedrtchstraße et». Kein Nachyeben gegenüber Polen vrabimelüuLg unserer SerUner LellrtlUvltang Berlin, 24. April. Vor einigen Tagen wurde bereits ge meldet, daß P o l e n in Berlin hat eine Note überreichen lassen, in der P r o t e st g e g c n die deutschen Agrar« zollcrhöhungen erhoben wird. Wie verlautet, wird die Beantwortung dieser Note erfolgen, wenn sämtliche Minister wieder nach Berlin zuritckgekehrt sind. Schon jetzt wird aber sestgestellt, daß mit Polen in dieser Frage keinerlei Verhandlungen beabsichtigt sind. Die Agrarzollvorlage, so wird in der Wilhclmstraße erklärt, ist ein abgeschlos senes Faktum, an dem auch aus außen- und handels politischen Rücksichten nichts geändert werden wird. Einspruch Litauens gegen -ie Erhöhung -er deutschen Agrarzötte Kowno, 24. April. Im Zusammenhang mit der Erhöhung der deutschen Agrarzölle hat nunmehr auch der litauische Ge sandte in Berlin, Sidzikauskas, einen Schritt bei der deutschen Regierung unternommen mit dem Hinweis, daß die Anwendung der neuen deutschen Zölle die litauische Wirtschaft schwer belaste, und daß deren Beibehaltung sich aus die gegen seitigen Beziehungen ungünstig auswirken könne. In Bestätigung dieser Meldung wird an zuständiger Ber liner Stelle daraus hingewiesen, daß Litauen hauptsächlich gegen die Erhöhung der Schweinezöllc Einspruch er hoben habe, und daß der litauische Gesandte sich inzwischen nach Kowno begeben habe, um seiner Regierung Bericht über seine Berliner Verhandlungen zn erstatten. Polnisches Flugzeug über Deutsch-Eylau Dcutsch-Eylau, 24. April. Am Mittwoch überflog ein polnischer Doppeldecker mit sichtbarem polnischen Hoheits zeichen dte Stadt Deutsch-Eylau. Das Flugzeug zog eine Schleife über dem Bahnhof und den Gebäuden der Aork- kaserne und flog in Richtung Iamelnik davon. Schießerei in einem Münchner Borort München, 24. April. Im Münchner Vorort Feld moching wollten nachts Gendarmen zwei Kommunisten festnehmen, dte Skandal machten, als plötzlich dreißig junge Burschen mit Zaunlatten und Steinen gegen die Gendarmen vvrgingen, die schließlich von der Waffe Gebrauch machen mußten. Es wurden etwa zehn Schüsse aus die Angreifer abgegeben, die in die umliegenden Gebäude flohen und von dort aus die Schüsse erwiderten. Da die Lage immer gefährlicher wurde, mußte das Ueberfallkommando von Mün chen gerufen werden, das dann gegen die Kommunisten vor ging. Zwei Polizeibeamte wurden durch Steinwürse und Schlüge mit Zaunlatten verletzt. Et» MSlMchM Mit M14VM» Mk. Ziiwekn Berlin. 24. April. (Eigene Drahtmeldung.f Das Haus mädchen Frieda Rothe hat der Gattin eines Berliner Bankiers Schmuckstücke im Werte von 140000 Mark gestohlen und ist mit der Beute entflohen. Wie sich nach der Tat heraus stellte, war der große Diebstahl schon lange vorbereitet, und offenbar ist ein Freund der Frieda Rothe mit im Kom plott. Die Diebin stammt aus Neusalz an der Oder und ist etwa 24 Jahre alt. Znm 1. Mai war ihr gekündigt worden. Die Erlaubnis, sich einer anderen Herrschaft vorzustellen, be nutzte sie zur AuSsübrung des großen Diebstahls. Unter den entwendeten Schmuckstücken befindet sich ein Anhänger mit einem großen Saphir an einer Platiukette, ein vier Zenti- meter breites Brillantarmband mit vier Saphiren, eine Damcnuhr an einem Halskettchen und anderes mehr. Da das Mädchen aus einer achtbaren Familie stammt, wird angenommen, daß sie in schlechte Gesellschaft ge raten und von ihrem Freunde „Paul" zu dem Verbrechen ver führt worden ist. Ein Mord na» acht Mrrn ausgekltirt Berlin, 24. April. Der Mord an dem amerikanischen Filmdirektor William Taylor ist jetzt, nach acht Jahren, aufgeklärt worden. Taylor war seinerzeit durch einen Schuß, der aus einem Damcnrevolvcr stammte, getötet worden. Noch am Abend der Tat wurden drei Freundinnen Taylors verhört. Die erste war der Filmstar Mabel Rormand. Sie war in den letzten Stunden vor Taylors Tod mit ihm zusammen gewesen. Obwohl die Angelegenheit keine Auf klärung fand, war die Existenz der Ftlmschauspielerin zer stört. Sie fand keine Beschäftigung mehr und starb Ende März dieses Jahres. Nunmehr ist in Los Angeles ein gewisser Russe Rinalb« unter dem Verdacht des Mordes an Taylor verhaftet worden. Er legte kurz darauf ein volles Geständnis der Tat ab. Danach sei er am 21. Februar 1922 einer Ftlm- schauspiclertn nachgegangen und habe vor dem Haus Taylors einen Streit zwischen Taylor und der betreffenden Dame mit angehört. Diese sei dann weggegangen. Darauf sei er in bas Haus etngcdrungen nnd habe Taylor wegen seines Be nehmens Vorhaltungen gemacht. Der Filmdirektor habe nun einen Revolver gezogen und ihn bedroht. Er, Ninaldo, habe dem Gegner schließ lich den Revolver entreißen können. Bei dem Hand- gemenge habe er dann Taylor ntedergefchoge«.