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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 12.11.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19021112021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902111202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902111202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-11
- Tag 1902-11-12
-
Monat
1902-11
-
Jahr
1902
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Dicsri Blatt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bercns al» Abend-AusAabe zugestellt, während eS die Post.?lbon,:.:>tcn c , Morgen in einer Gcsamnitciusgall: erhalten. VerugsgedUln: r>»«d«n und brr ngckty» Umar wo di» Sun °d»r f «inen neuer in Nmaidunii utruound durch »lorn» Boirn r LoinmllHonar« effstal. erbaue» Matt an Wockeniaaen. die Nicki aul S»Rn. oder fteienaae tol,en, i rbtUautaaden «d«»»t und >t,«»e»1 tuaekelll uck aller «riikel u Original, nur iUti d»u^lick»r »Ult, >, , anaab««.DreldNackr» »uiam«., Nackiriiolicke k'onorar- an« »rücke bleiben underuiklicknat: unverianais. Dianuitrivl- werden nmt anidewadri. lkeleiramin-rldreile: Nachrtchte« LreOdea. ^egvLrn-el L8L0 Verlag von Kiepsct, öd Reictiardt. Ku/Listeii-Lcim. lunal.me vo» ?ki»uud-gungen i S NackmiUaaö s IMr Lon„> und .icicnaad nur Manknsncchc LN von :i vio > >i m,i Tie linaUiaeDnind- ,.k>ie lca. i> <L>N>rn> M ivig . 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Bon betheiligter Leite wird noch nicht beabsichtigt, den Antrag morgen für die Tagesordnung vorzuschlagen. — Der bekannte Sozialpofttikcr des CentrumS, Abgeordneter Dr. Hi he, ist an einem Herzleiden erkrankt und mag auf ärztliche Anordnung seine Recchstagsthäügkeit unter brechen. — Die Reichslagskommission für die gewerbliche Kinderarbeit nahm heute ß 10 betr. die Anzeigepflicht, saus die Beschäftigung der Kinder nicht bloS eine gelegentliche ist, und 8 11. der von der Erforderlichkeit einer Arbeitskarte handelt, bevor der Arbeitgeber die Kinder beschäftigen darf, nach der Vorlage unverändert an. Ebenfalls unveränderte Annahme fand der erste Paragraph des dritten Thetis über die Beschäftigung eigener Kinder. Der Paragraph lautet: Verboten sind Beschäftigungs arten >n Betrieben, in denen gemäß den Bestimmungen des 8 4 fremde Kinder nicht beschäftigt werde» dürfen, sowie in Werk stätten, in welche» durch Elementarkräfte: Dampf, Wind. Wasser. Gas, Luft, Elektricität usw. beivcgte Triebwerke nicht blos vorübergehend zur Verwendung kommen, ist auch die Beschäftig ung eigener Kinder untersagt. Die Berathung wird morgen fortgesetzt. Wien. DaS „Fremdcnbl." widmet dem Scheiden des deut schen Botschafters Fürsten Eulenburg einen Leitartikel, in dem cS u. Ä. heißt: Das Bedauern über das Scheiden des Fürsten wurde noch gesteigert durch den Umstand, dass die Ursache des Rücktritts in feinem Befinden liege, doch hofften die vielen Freunde und Verehrer, die er hier zurücklaßt, daß die Ruhe, der er sich nun widmen könne, ikm bald volles Wohlsein wiedergeben werde. Das Blatt fährt fort: Kaiser Wilhelm hatte mit glücklicher Hand ge wählt, indem er einen Repräsentanten entsandte, der die Ehre genoß, fein ^persönlicher Vertrauensmann zu sein, den der aus- zeickneiide Schmuck kaiserlicher Freundschaft von vornherein em pfahl und gerade für den Verkehr an einem so eng befreundeten Hose als besonders geeignet erscheinen ließ. Fürst Eulenburg war und ist ein treuen Anhänger des Bündnisses zwischen Oesterreich-Ungarn und dem Deutschen Reiche: er hat sich von dieser Gesinnung jederzeit leiten lassen und war von ganzem Herzen der Vollstrecker der Wünsche seines Kaisers, der den hohen Werth dieses Bündnisses stets erkannt hat. Seine Wirksamkeit bewegte sich im Gleise der bestehenden Allianz und Freundschaft. Es ist ihm vorgehalten worden, er mische sich in unsere inneren Fragen ein. Tiefer Vorwurf konnte mit gutem Gewissen als durchaus unbe gründet zurückgewiesen werden. Ter Fürst wußte viel zu genau, daß eine Stellungnahme zu Gunsten der einen oder der anderen Partei ganz erfolglos bleiben werde. Er war auch viel zu takt- voll und kannte überdies die Sinnesweise unseres Monarchen viel zu gut, als daß er jemals einen derartigen Versuch unter- nommen hätte. Fürst Eulenburg war, sagt das „Fremdenblatt", sehr vielseitig, ein guter Beobachter der Ereignisse, ein gewinnender Sprecher und der Typus eines scmgebildetcn Diplomaten, ein redlicher Mitarbeiter an dem Werke des Friedens. Mit der Ge schichte des bald ein Vierteljahrhundert die Grundlage der euro päischen Konstellation bildenden Bündnisses bleibt auch sein Name verflochten. Das Blatt schließt: Kaiser Wilhelm hat eine ausgezeichnete Wahl getroffen, indem er als Nachfolger des zurück- tretenden Botschafters den Grafen Wedel beries, einen Mann, der bereits als diplomatischer Vertreter des Deutschen Reiches bei dem südlichen Dreibundstaate mit Geschick und Erfolg thätig war und der uns aus den Jahren, die er als Militäratlacho in Wien verbrachte, in bester und sreundlichstcr Ermnernng geblieben war. Budapest. Der Landesoertheidigiiiigsministcr erklärte bei der Verhandlung über die Vorlage betreffend die Erhöhung des Rekrutenkontingents im Wchrausichuß, daß bei der Be messung der Erhöhung auch auf eventuelle neue Organisationen Bedacht genommen worden sei. Es sollen in den nächsten 5 Jahren 2 Festungsartilleriebataillone, ein Eisenbahnbataillon und 5 Train- Eskadrons sormirt werden. Die Erhöhung des Kontingents sei nur sür ein Jahr gefordert, weil für die Bewilligung auf 10 Jahre in Oesterreich eine zwei Drittel-Majorität des Abgeordneten hauses vorhanden sein müsse, die unter de» gegenwärtigen Ver hältnissen nahezu unerreichbar sei. Was die zweijährige Dienst- zeit betrifft, so könne davon erst dann die Rede sein, wenn die er- iorderlichen beträchtlichen Mehrkosten zur Verfügung gestellt seien , doch ließe sich die zweijährige Dienstzeit »ur bei der Infanterie eiiisühren. Die Honvedtruppen würden in zweijähriger Dienst- zeit vortrefflich ausgcbilbet und der gemeinsamen Armee a» Kriegs- tüchtigkcit nahe komme», doch werde ein militärisch geübtes Auge immer eine» Unterschied zwischen der Ausbildung in zweijähriger und derjenigen in dreijähriger Dienstzeit erkennen. Paris. Die amtliche Aufstellung über die Bewegung der Bevölkerung von Frankreich im Jahre 1001 ergicbt eine Vermehrung der Bevölkerung um 72398 Pcrloncn, gegenüber einer Verminderung von 25988 Köpfen im Jahre 1900. Das Ergebnis! ist eine Folge der Vermehrung der Geburten, besonders ober der Vermiiideruiig der Sterblichkeit. St. Etien ne. Der Nationalausschuß der Grubenarbeiter hat an die französischen Grubenarbeiter und das Arbeiter- Proletariat ein Manifest gerichtet, in dem der Ausschuß die Grubenarbeiter zur Geduld ermahnt, sie an ihre Annahme des Schiedsgerichts erinnert und den Gesellschaften Winkelzüge, Verschleppungspolitik und schlechte Absichten gegenüber den Aus ständigen vorwirft. Die Rolli und entehrende Unterwerfung einzelner Ausständiger würden die Gesanimlhcit nicht zum Nach- geben bewegen. Sie würden kämpsen bis zum siegreichen Ende. Gegenüber dem Proletariat erklärt ^er Ausschuß, vast angesichts der Kampsbegier und der um!» lickes der Arbeitgeber die Gruben arbeiter nicht mehr isolirt dastchen dürften, uno fordert das ge- saminte Proletariat aus, sich am Kampfe zu betheiligen. Ter Aus schuß appellirt an alle Arbeitcrverbcinde, durch ein allgemeines, entschiedenes Vorgehen sämmtlicher Arbeiter die Bemühungen der Grubenarbeiter zu unterstützen. Dermin. In einer Versammlung von 2000 Bergarbeitern wurde die Fortsetzung des Ausstandes beschlossen. In Liövin kam es zu Zusammenstößen. Die Gendarmerie ging mit der Waffe vor. Mehrere Personen wurden verhaftet. Madrid. In politischen Kreisen herrscht große Ausreg. una. Canalejas hatte am Abend eine Besprechung mit 38 Teputirten und 34 Senatoren. Die Präsidenten der Kammer und des Senats statteten Sagosta einen Besuch ab. beobachten aber vollständiges Stillschweigen. London. Dem Vernehmen nach beläuft sich der Betrag, den der Deutsche Kaiser zum Besten der verheirathetcn Mannschaften und Familien der Royal Dragoons gespendet hat, aus 500 Lstr., die gleiche Sumue, wie vor drei Jahren bei der Abfahrt der Mannschaften »ach dem Kap. London. „Daily Telegraph" schreibt: Daß der Deutsche Kaiser den Wunsch hegte, einige von den Wolken der Mißvcrstano- »isse hinweyzuräumcii. die sich zwischen Deutschland und Eng- land gebildet haben, ist natürlich, und Balfour hat auch, ent sprechend dem Wunsche der britischen Regierung, betont, daß Eifersüchtelei und Bitterkeit, die sich bekundet haben, nicht länger dem Zusammenschlüsse Europas zur Lösung der bedeutsamen, oer Lösung noch harrenden Ausgaben im Wege stehen. London. Die Blätter besprechen die Rede Balfour's. ,,Daily Chronicle" führt aus. die Bemerkungen über die internationalen Beziehungen waren ausgezeichnet. England wünsche, mit allen Mächten in Freundschaft, mit keiner in Feind- i'chast zu leben; aber zugleich dürfe es nicht wünschen, daß seine Führer die Augen den Stimmungen gegenüber verschließen, die sich in den letzten Jahren kuiidgegeben hätten. Wir werden uns deshalb freuen, fährt das Blatt fort, wenn die genaue Aus legung der Worte des Premierministers die ist, daß der Besuch des Deutschen Kaisers, so angenehm aus persönlichen Gründen er bei den Engländern ist, doch nicht die Bedeutung habe, die zu einer Vertiefung führen könnte. — Der „Standard" gicbt der Hoffnung Ausdruck, daß ftlbst in den Kreisen, wo die Analophobie akut gewesen ist, ein Emo der Darlegungen Balfour's erschallen werde. — Die „Daily News" heben hervor, Balfour's Rede ist eine Versicherung des Friedens. Sie bedeutet eine neue Aera in dem Ton unseres internationalen Ber- Haltens. Balfour goß über d'e Wunden der Vergangenheit das Oel einer versöhnenden Vergessenheit unk zeigte deutlich, daß es nicht in seiner Absicht liege, sich zu den Räder» von Chamberlain's Wagen schleppen zu lassen. Wir begrüßen die Rede um so mehr, als sie unmittelbar nach der Zeit gehalten wurde, die Redner mit dem Deutschen Kaiser verbracht:, der wie nur irgend einer ein Wahrer des Friedens in Europa ist. Wenn daher Baisour hervorhebt, daß jede Nation und jede Macht Europas fest entschlossen sei, den Frieden aufrecht zu erhalten, so hat er die Autorität, die in jedem Ministerium verstanden wird. Wir nehmen diese Rede, sagt das Bla», als einen Beweis dafür aus, daß die Minister nichts von Bedeut- ung bei den Verhandlungen mit dem Kaiser geovseri baden. London. Die „Times" melden aus Fez: Der Prätendent griff am 9. November bei Tagesanbruch mit einem großen Gefolge die maurischen Truppen an und drang in deren Laaer ein. Tic Truppen des Sultans sammelten sich jedoch, schlugen d:e Rebellen in die Flucht und brachten ihnen große Verlunc bei. Ter Prätendent floh mit einigen Mann aus ein Schloß, welches die Truppen daraut umzingelten. Das Schloß wurde genommen: der Prätendent entkam jedoch. Viele Rebellen sind gelangen oder gctödtet. Kovenbagen. Der Großfürst-Thronfolger von Rußland ist heute Vormittag über Warnemünde nach Petersburg abgereist. Ter König, die Kailerin-Wittwe von Rnyland, die Mitglieder der Königssamilie und die Mitglieder der russischen Botschaft begleiteten de» Großfürsten zum Bahnhof. Newyork. Die im Bau begriffene Brücke über den Eastriver zwischen Newyork und Brooklyn ist durch Feuer be schädigt worden. Ter Schaden wird auf 500000 Dollars geschätzt. Zwei Brücken für Fußgänger, die an dem Hauptkabel hängen, »nd zerstört. Die Behörde ließ den Verkehr auf dem Fluß ein- stellen, da ein Regen von Feuerbränden und glühenden Eisen stücke» von der Brücke herniedcrging. Ter Brand iam in der Spitze des 355 Fuß hohen Thurmes aus der Newyorkev Seite aus Newyork. Die Verhandlungen mit Columbien sind soweit gediehen, daß nichts mehr übrig bleibt, als ein formaler Abschluß des Vertrages zur Erbauung des P anama k an a l s. Washington. Präsident Roosevelt ist nach Newyork abgereist. Seine Abwesenheit wird ungefähr 14 Tage dauern. Valparaiso. In Folge einer Niederlage der Bolivianer in Acre durch die Brasilianer hat der Präsident von Bolivien ein Dekret erlassen, durch das Bolivien in den Belagerungs zustand versetzt wird. Oertliches »nd Sächsisches. Dresden. 11. November. —* Sc. Majestät der König hat sich beute früh zu den sür die nächsten Tage in Aussicht genommenen köiiiglichen Jagden nach Moritzburg begeben. Die heutige Jagd fand im dortigen Thiergarten statt. Daran nähme» außer Sr. Majestät dem König Theil: Se. König!. Hobest der K rvnprinz in Begleitung des Hosmarschalls v. Tümpling. Jbre Erecllcnzcii Generaladiutant General der Infanterie v. Minckwitz. Obcrhotmarschall Gras Bitz thiim v. Eckstädk. Oberbastneister Wirkt. Geh. Rath v. Malortic und Hausmarschall Wirkt. Geh. Rath v. Earlowitz-Hartitzsch, sowie Oberstallnicistcr v. Haugk, Oberhostägermeister Freiherr von dem Bussche-Streitharst und Ftügetadjutant Major Freiherr v. Welch — Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde ist Sr. Majestät Nachmittags nach Moritzbiirg gefolgt und hat in Begleitung ihrer beiden Damen für die nächsten Tage im dortigen Jagdichlosse Wohnung genommen. —* Mittheilungen aus der Gcsamm traths-Sitz ung. Ter Rath bcaustrapte Herrn Stadtrath Weigandt ans weitere zwei Jahre mit seiner Vertretung >m Vorstände des Vereins für innere Mission. — Wester genehmigte der Rath das Entlassungsgesuch des Assessors Dr. Hers chel, der zur Rechts- anwaltschastt überzugehen gedenkt, sür 31. Januar 1903 und wählte an dessen Stelle den Assessor Angermaiin in Dresden. — Das Ent- lassungsgesuch des Amtsthicrarzles Zschocke, der an Stelle des nach Dresden als Direktor der Fleischbeschau berufenen Schlacht- Hofdirektors Angermann in Plauen gewählt worden ist, wurde gleichfalls genehmigt und dem Assessor Adam beim Steueramte der Gehalt eines herausgehobencn Assessors vom 1. Dezember Knust und Wissenschaft. 7*Mittheilunq aus dem Bureau derKönigl Hostheatrr. Der Vorverkauf sür die Donnerstag, den 13 November, außer Abonnement statifindende Uraufführung des Schausviels .Aschenbachs" von 21. Gimmerthal beginnt Mittwoch, den 12 November, Vormittags 10 Uhr, an der Kasse des Schauspielhauses. st* Im Königl. Hofschauspiel giebt diesmal Schiller s Wallen st ein-Trilogie dem Geburtstag unseres Großen von Weimar festlichen Nachdruck. Gestern sah man zunächst das „Lager" mit dem Schauspiel „Die Piccolomini", dem heute Abend vie Tragödie .Mallcnstein's Tod" folgen wird. Da die Besetzung der einzelnen Rollen ganz die gleiche geblieben ist, wie bei früheren Darstellungen des gewaltigen Werkes, so braucht die Ausführung nicht der Anlaß zu kritischen Erörterungen zu werden. Mit auf richtiger Anerkennung soll nur die freudige Antheilnahme konstatirt werden, die das ausverkauste Haus gestern Abend unausgesetzt sür die Dichtung und ihre lebendige Interpretation an den Tag legte. Fast keine Scene verging, ohne daß nicht stürmischer Beifall, oft bei offener Gardine, die Bemühungen der Darsteller lohnte, die sichtbar mit Lust und Liebe bei der Sache waren, so daß auch nach dieser Richtung hin keine beträchtlichen Wünsche an dem Ehrenabend deS Dichters unerfüllt blieben. XV. st Die Dresdner Liedertafel giebt am 3. Dezember ihr großes Concert unter Mitwirkung hervorragender Künst ler. Man kann dem Concert mit den höchsten Erwartungen entgegensetzen, zumal die Liedertäfler in Folge der Begeisterung sür ihren Dirigenten Werschinger mit außerordentlichem Fteiße üben. st* Nach einer Meldung deS „B. T." soll Professor Wundt der ausgezeichnete Physiologe und Psychologe der Universität Leipzig, beabsichtigen, zu Ostern 1903 von seiner Lehrtätigkeit zurückzutreten. Wundt, der im August diese- JahreS sein 70. Lebrnsjahr vollendete, gedenkt, nach seinem Rücktritt nach Heidelberg überzusiedeln, wo er sich «in Grundstück gekauft hat. st Ihrem ersten Bande „Stille Grüße^ der »ngesähr vor Jahresfrist erschienen ist, sendet Hsbwig MattheS eine neue Folge in Ir. Richter s Verlag lDresden 1902s nach. Wie für den ersten Bond, so möchten wir auch für diesen bei unseren Leiern und mehr noch bei unseren Leserinnen um freundliche Aufnahme bitten. Das Buch, dessen Verfasserin von Sorgen und Krank heiten nicht frei letzt, enthält wieder eine große Anzahl vorwiegend lyrischer Gedichte, von denen einzelne schon in der Belletristischen Beilage unserer Zeitung veröffentlicht worden sind. Tie Verse von Hedwig Matches zeichnen sich sammt und sonders durch Glätte der Form und Innigkeit deS Tones aus, der vo» Herzen kommt und zu Herzen acht. Namentlich die Gedichte religiöse» Inhalts sind der Verfasserin diesmal besonders gut geglückt und weiden ihr zu den zahlreichen alten mannigfach neue Freunde erwerben. Hoffentlich findet das Büchlein, das einfach, ober gesällig ausge stattet ist, nicht nur recht viele freundliche Leser, sondern noch mehr hilfsbereite Käufer, die für seine Verbreitung in weiteren Kreisen Sorge tragen. Lilli Lehmann — als Erzieher. Unter dem Titel „Meine Gesangskunst" hat Frau Lilli Leh mann im Verlage der „Zukunft" in Berlin ein interessantes Werk herausgegeben, eine Art künstlerisches Vermächtnis;, mit dem sie tzie werthvollrn theoretischen und praktischen Erfahrungen ihrer Äe- langsstudien und ihrer hervorragenden Gesangskunst der Oessent- lichkeit übermittelt. Mit zahlreichen wissenschaftlichen Abbild- ungen versehen, die klar und deutlich die Theorie ihrer Prinzipien erläutern, widmet Frau Lehmann den physiologischen Studien der Sänger, dem Stimmousgleich, dem Athmen, der Form, der Kopf stimme, der Haltung der Zunge, dem Gcdecktsiiigcii »sw. gleich interessante wie belehrende Abhandlungen, um schließlich zu prak tischen Uebungen überzugehen. Die kürz angebundene, oft dra konische Art der Ansicht und des Urthcils, die Autokratie, mit der sie ihre Methode aufstellt, mag hier und da auf Widersprüche stoßen: sehr werthvoll und außerordentlich lehrreich bleibt doch Vieles, was Frau Lilli Lehmann in ihrem Werke mit Fleiß und Sorgfalt zusammengetraaen und im Verlause einer langen, ruhm reichen künstlerischen Thatiakeit erprobt hat. Um einen Einblick in das Werk zu geben, lassen wir Frau Lehmann in ihrer Einleitung zu den Studien selbst sprechen. Unter dem Titel: „Was ich will" sagt sie: -Alle ernsten Künstler haben das redliche Bestreben, Anderen zur Erreichung des Zieles helfend die Hand zu reichen, — des Ziels, nach dem sie alle streben: gut und schön zu singen. Die echte Gc- sangskunst hat immer existirt und wird immer m solchen Indivi duen existiren, die von Natur Alles dafür mitbekommen haben, das ist gesunde, durch keine üblen Sprcchgewoknhciten verdorbene Organe, gutes Gehör, Gcsangstalent, Intelligenz, Fleiß und Energie. In früheren Zeiten wurden acht Jahre auf das Gc- fangsftudium verwandt, z. B. am Prager Konservatorium. Tic meisten Fehler und Mißgriffe des Lernenden konnte» noch, ehe er in's Engagement ging, an s Licht treten, der Lehrer so lange ver bessern, bis der Schüler sich richtig selbst z» beurthcilcn gelernt hatte. Aber die Kunst wird heutzutage gleich allem Anderen in» Dampf betrieben. Künstler werden in Fabriken, das ist in soge nannten Konservatorien oder bei Lehrern, ausgebildet, die zehn bis zwölf Stunden täglich geben. In zwei Jahren erhallen sic das Zeugniß der Reife, oder mindestens das Leyrdiplom der be treffenden Fabrik. Besonders letzteres holte ich geradezu für ein Verbrechen, das der Staat verhindern !Me. Alle Ungelenkigkeit und Ungeschicklichkeit, Fehler und Menge«, die sonst während eines langen Studiums zu Tage traten, kommen heute, beim fabrik- mäßigen Betriebe, erst in oer Praxis zum Vorschein. Vo» einer Besserung derselben kann nicht die Rede sein, weil weder Zeit, noch Lehrer, noch Kritiker vorhanden sind, der Ausübende ober nichts, rem gar nichts gelernt hat, womit er selbst die Kontrolc oder Korrektur derselben übernehmen könnte. Die von der Fabriksirma übertnnchtc Talentlosiakeit und Nichtskönncrei ver tiert nur zu bald ihr glänzendes Aussehen. Ein verfehltes Lebe» ist gewöhnlich das traurige Endresultat solcher Jabrikwaarc, der nach und nach auch die gesammte Gesangskunst zum Opfer fällt. Das bin ich nicht im Stande, ruhig mit anzusehen. Mein künst- lerisches Gewissen befiehlt mir, Altes, was ich gelernt und was mir während meiner Künstlcrlcmfbahn klar geworven, zum Beste» der Kunst zu enthüllen uno meine „Geheimnisse" prcisznacben, die nur darum Geheimnisse scheinen, weit selten Jemand den Weg des rechten Studiums bis zu Ende wandelt. Wenn die oft nur sogenannten Künstler zur Erkenntniß ihrer Mängel gelangen, ge bricht cs ihnen nur zu oft an Muth, sie Anderen zu bekennen. Erst wenn wir Künstler alle auf dem Punkt angelanat sein werden, wo wir unbekümmert um unseren so leicht verletzbaren Künstler-
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