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Dresdner Nachrichten : 20.09.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189409206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18940920
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18940920
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-09
- Tag 1894-09-20
-
Monat
1894-09
-
Jahr
1894
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.09.1894
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fett- küimai in dieser Entwickeluna nach einer der Sozialdemokratie sehr natzen Richtung nur di« Bestätigung der Auffassung erkennen, welche wir von vornherein von dem extremen Antisemin-muS ge hegt und kundgeaeben habe». Die „Nordb. Allgem. Zta." vudlizirt folgendes offiziöses Lntreniet: Man streitet sich in de» Blättern noch immer üoer den Satz der Kailerrede: .(Line Opposition preußischer Adeliger gegen ihren König ist ein Unding, sie hat nur dann eine Berechtigung, wenn sie den König an ihrer Spitze weiß. daS lehrt schon die Ge schichte unseres HausrS". Diese Fassung des Gedankens soll .unmöglich richtig" sein. Die Schwierigkeiten der Auslegung aber bat man sich selbst geschaffen, indem man das Wort ..Opposition auch in dem zweiten AnwendungSfalle in der sprachlich doch nicht gebotenen prägnanten Bedeutung „Widerstand gegen die «laatS- regierung" sagte. Aller Grund zum Kopfzerbrechen und zur Aus beutung vurch abenteuerliche Auslegungen verschwindet, wenn man die Worte ganz unbefangen dahin versteht: „Eine Opposition preußischer Adeliger gegen ihre» König ist ein Unding: ihr Wider stand (gegen irgend eine politische oder wirthschastliche Strömung) hat nur dann eine Berechtigung, wenn er den König an seiner Spitze weiß." Man schreibt der „B. B-Z.": Ji» Schooßc des preußische» Staatsminislcriums weiden eingehende Erörterungen darüber ge pflogen, welche Maßnahmen gegen Sozialdemokraten und Anar chisten zeitgemäß, criprießlich und ersolgversprcchend sein können. Daß der Landtag mit einen« bezüglichen Gesetzentwurf bedacht werden wird, darf als zweifellos gelten, doch verbietet es sich naturgemäß von selbst, daß über die einzelnen Stadien der Bc- rathunaen der Oeffentlicbkeit Miltheilungen zugrhen. Nur so viel darf gesagt werden, daß sich der Reichskanzler Gras Caprivi völlig fern hält, daß also von Maßregeln, die das ganze Reich betreffen, keine Rede ist Man nimmt an, daß Bvrkchrnngcn. die sich im größten deutschen Bundesstaate bewähren würden, von selbst auch in den anderen Bundesstaaten Eingang finden würden, ob die bctr. Reglern»,zsorgcine prinzipiell größere oder geringere Steig ung dafür hätten. Tic „Deutsche Tageszeitung" ergänzt ihre Mitthcilunaen über die anaeblichc Spionage des Berliner russischen Marinc-Attachäs durch die Meldung, daß auch der Königsbcrger Konsul kom- promittirt sei, weil er seinen Landsmann begleitete, als ein wach samer Gendarm beide dort entdeckte, wo sie nichts zu suchen hatten. Dem Professor Paasche in Marburg, dem bekannten national- liberalen Parlamentarier, ist der Titel Geheimer RegierungSrnth verliehe» worden. Er beabsichtigt, dem Vernehmen nach, die akademische Lehrthätigkeit auszugeben und sich ganz der parlamen tarischen Arbeit zu widmen. Die Thati'ache. daß jüngst der deutsche Militärbevollmächtigtc in Paris, Oberstleutnant v. Schwartzkvppen, Kränze auf die weiß, hat der denl'che MilitärbevvUmächligte lediglich aus persön lichein Antriebe gehandelt, wie es >a überhaupt im deutschen Heere Brauch war und ist, den gefallenen Kameraden eine Ehrengabe zu überbringc», wenn die Gelegenheit sich dazu bietet. Bisher waren Manöver noch nie in der Gegend von Orleans abgehalten worden, weshalb die Attaches der deutschen Botschaft die Schlacht felder in der Umgebung jener Stadt in offizieller Sendung noch nicht besucht hatten. Die erste Gelegenheit hierzu, welche sich jetzt darbot, benutzte der genannte Offizier natürlicherweise, um seiner patriotischen Pflicht gegenüber seinen tobten Landsleuten und einem Gebote ritterlicher Höflichkeit gegenüber den einstigen Gegnern Genüge zu leisten. Das letztere Gefühl war es auch, welches Herrn v. Schwartzkvppen vcranlaßte, zuerst einen Kranz für die Franzosen und erst den zweiten für die Deutschen Oneisl Bayern) niedcrzulegen. Beide Gaben liegen nebeneinander ans dem gcmcinsanien Grabhügel, welcher gleichermaßen Deutsche und Franzosen deckt. UcbrigenS dürfte sich dieser Borgang nächstens in der Siegend von Chartres, wo sich ebenfalls Denkmäler und Todtcnhügel zur Erinnerung an die in dem großen Kriege Ge bliebenen befinden, wiederholen. . . Ein Pariser Winkelblatt be richtet, man habe in allen Dörfern und Städten den hindurch- ziehcndeii Tluppen ein donnerndes „Vivo l'arinvo. vivo In lius-üo!" zitgcrufcn und nun komme ein Deutscher und lege zusammen mit einem Franzosen Kränze aus die Gräber der Gefallenen nieder. Das klingt fast, als cb der betreffende Herr die Handlungsweise des preußischen Offiziers bedaure, offenbar ist sie wenig dazu an- gcthan, die chauvinistische Küche zu Heizen! Ter Hauptirrthnm aller Blätter, welche über den Vorfall berichte», besteht darin, daß sie dem französischen Offizier, Herrn Dantan, eine aktive Rolle bei dem Hergang erlheilen. Der französische Hauptmann war aber lediglich nur Begleiter und Führer seines deutschen Kameraden, welcher nalürlicherweisc mit der Oertlichkeit «licht hinlänglich ver traut war, um allein gehen zu können." Zu den Deutungen der Königsbcrger Kaiscrrede durch die „Nmdd. Allaei». Ztg." bemerkt die „Krcuzztg.": Was wir bei all' diesem doktrinären Hin- und Hergeredc des offiziösen Blattes allein bewundern, ist die Unermüdlichkeit, mit der ein Utopist, ab- strahirend von der ihm unbeanciuen Welt der politischen That- fachen, von seinem WolkenkukukSheim diese Well zu bessern sich abmüht. Betreffs des Zuges zu dem Fürsten Bismarck auS Posen geht eine Mittlieiliing durch die Presse, wonach eine Anzahl Regicrungs räche und Assessoren der Posencr Regierung theilzunehmen be absichtigten: Regierungspräsident Himlv habe das nicht gestattet: ei habe an! eine Anfrage erklärt, er würde jedem Mitgiiedc der Regierung, das für die Fahrt um Urlaub einkäme, denselben ab- schlagen, und Jede», der ohne Urlaub führe, i» die höchste Ord nungsstrafe wegen Dienstvergehens nehmen. Der Oberpräsident v. Wilainowitz habe auch seinen Gnlsbcamicn die Belheiliguug an der Fahrt untersagt. Mit Bezug hierauf wird der „Rat.-Ztg." aus Posen geschrieben: „Tie de»ReaiecuugspräsidcntcnHiml» betreffende Angabe dürste insofern richtig sein, daß er nach einigcm Schwanken sich gegen die Theilnahme der Beamten an dem Zug erklärt hat. Wie der Oberpräsident von Wilainowitz sich zur Theilnahme seiner Gulsangestellken verhalten hat. wissen wkr nicht: zu derjenigen der Staatsbeamten aber soll er sich wohlwollender gestellt haben, als der Regierungspräsident." Ter Chef der polnischen Hofpartci. Herr von KoScielski, hat bei seinen galizischen Stammesgcnvssen seine „Höflichkeit" nnd ..kluge Schweigsamteit" besonders angepriesen. Es war bei Ge legenheit ei»es Fcsimahlcs, das die Stadt Lemberg zu Ehren der Posener Polen Veranstalter hatte. Viele hervorragende Persönlich teilen, sowie gegen fünfzig Frauen aus Posen und Galizien wohnten dem Bankett bei. Fürst Sapieba sagte, auf der Lein berger Ausstellung zeigte es sich, daß alle Polen ohne Unterschied der staatlichen Zugehörigkeit eine Ration bilden. Knstelnn ans Posen dankie ff» daS den preußischen Polen bekundete Mitgefühl, sür die Polen im Lande der Thräncn nnd des Elends, wo die polnischen Kinder in deutscher Sprache gelehrt würden, Gott zu loben. Die preußischen Polen seien nach Lemberg gekommen, um Muth und Kraft zu weiterer Arbeit zu gewinnen. Tr. Tulemba brachte einen Trinkspruch aus aus die preußischen Polinnen, ebenso Frau von RiedzialkowSka ans die Schwestern in Posen, die sich >o wacker des polnischen Landvolkes angenommen hätten. Herr von KoScielski betonte, daß Polen unthcilbar sei trotz der ans der Landlacle verzeichnet»» Gr-mzstriche, welche die Polen zwar schmerz lich empfinden, die aber den polnischen Organismus nicht vcrnichtel haben: es sei ein polnisches Volk geblieben, ein Blut und ein Herz, das überall in gleicher Weise schlage nnd empfinde. Tic preußischen Polen haben von den galizischen die Arbeit für daS öffentliche Wohl, das rammeln der politischen Kräfte und jene Klugheit gelernt, die den Gefühlen häufig Stillschweigen auscrlegt. dainlt nicht das, geäußert werde, was schaden, nicht aber nützen würde. Am Schlüsse erhob sich die Versammlung nnd sang nationale Lieder'. — Man vergleiche mit diesen knappen Angaben einmal, was ,zinst Bismarck am Sonntag über die polnischen Fraueii und den polnischen Adel den Posencr Deutschen sagte. Eine treffendere Illustration hätte kein Maler zu der großen Rede des alten Kanzlers schassen könne». In der Kvnsercn; der Handelskammer in Brannschwcig be richteten die Handelskammern von Kassel nnd Brannschweig über Echwindelkonkurse. die Handelskammern von Goslar und Kassel über Hausirhandel und Kolportage. Tic Versammlung nahm eine Resolution an, in welcher das von der RrichSrcgicrung in Aus sicht gestellte Gesetz zur Bekämpfung des unlautcrc» Wettbewerbes mit besonderem Tank und aufrichtiger Freude begrüßt wird. lieber die Höhe der Honorare für Vcrsannnlungsrcdcn. welche den sozialdemokratischen und Gewerkschaftsagitatoren gezahlt wer den. wird in »ichtsozialdcmokratischcn Kreisen oft gestritten. Der Hirsch Diuickcr'schc Gewerkvercin hatte vor Kurzem behauptet, daß der Abgeordnete von Elm gelegentlich zugegeben habe, er bekomme 10 Mk., außer seinem Gehalt in der Tadakardelter-Genoyenichatt zu Hambuw, das Pro Woche 86 Mk. betrage. Im .Vorwärts" dagegen erklärte v. Elm, er erhalte sür Borträge nur 3 Mk. In der Regel wird jedoch für einen Bortrag mehr gezahlt. Eine Ber liner Borortzeitung veröffentlicht ein an den GastwirtdThirme in Moabit gerichtetes Schreiben des sozialdemokratischen WahlvereinS für den ersten Berliner Reichstags Wahlkreis, ln den« Tbieme aus- gesvrdert wird, die Unkosten einer vom sozialistischen Verein des HansaviertelS einberufenen öffentlichen Volksversammlung zu er statte», sür die Thieme seinen Saal versprochen, schließlich aber nicht hergegeben habe. In der auf 20.30 Mk. lanteiideii Rechnung sind auch 7,50 Mk. für den Referenten enthalten. Die Honorare sür die sozialdemokratischen Redner schwanken in Berlin zwischen 6 bis 12 Mk.: während in manchen kleineren Vereinen das Geld knapp iit und deshalb weniger gezahlt wird, kommt es in Volks versammlungen aus einige Mark inehr nicht an. Nicht selten er hält der Referent 8, auch 10 Alk . und sogar auch in Gewerk- schaflsversammliiiigen. Einmal ist der Fall vorgckommen, daß der Sprecher in einer öffentlichen Versammlung leer abziehen mußte, weil — der Thürsteher mit dem Ertrage der Tellersammlung, der ein recht reichlicher gewesen war, inzwischen durchgebrannt war nnd sich nach einer Kneipe begeben hatte, wo ihm das Geld im Hazardspirl abgcnommeil wurde. Ter getreue Kassircr tritt heute »och als Führer seiner Gewerkschast aus und lebt von dieser Thätigteit. Der billigste Redner dürste der reiche Kaufherr und Stadtverordnete Vvgtherr sei», der vor mehreren Jahren in, kleinen Verein der Hilfsarbeiter sich mit 3 Mk. Nedncrlvhn zusricden gab. In der Provinz, wo es au Konkurrenz fehlt, werden sür Redner erheblich höhere Summen auSgegcbcn. So erhielt in einer Nachbarstaat von Berlin ein junger Berliner Handwerksgeselle, der ein erbärmliches Deutsch spricht, 25 Mk. für einen einzige» Vortrag. In Havclberg forderte vor zwei Jahren ein Berliner Schuhmacher für ei» Referat 20 Mk. vnar. obgleich ihm freie Zeche und freies Nachtlager gewährt worden waren. Jedenfalls steht es fest, daß die Herren Volksredner ei» weit bcauemercs und angenchmercs Leben führe» als ihre Zuhörer, die sich meistens durch redliche Arbeit ernähren. Gegen den sozialdemokratischen Parteiführer in Straßburg i. E-, Cigarrenhändler Böhle, ist seitens des Straßburger Landgerichts die Untersuchung wegen Unterschlagung von Parteigeldern eröffnet worden. Tie Bcschnldignng stammt, wie schon früher berichtet, ans Partcikreisen selbst, ist aber von dem Beschuldigten zuriick- gewiescn worden. Das Vorgehen der Berliner Kriminalpolizei gegen die Wuche rer zieht immer weitere Kreise: cs sind an verschiedenen Stellen Hniisstichnngcn nach Belastungsmaterial vorgenommen worden. So hat ein von zwei Schutzmännern begleiteter Kriininalkommissar einem im Norden Berlins wohnenden Geschäftsmann L. einen Besuch abgcslattet. L.. welcher ein Bank- und Kommissionsgeschäft betreibt, soll in Geldangelegenheiten angeblich die Vermittlerrolle gespielt haben. Gegen den sozialdemokratischen Bierboykott waren in Berlin vom Verbände deutsch-sozialer Antisemiten zwölf Versammlungen in den verschiedenen Stadtgegcnden einberufen. die meist nur ziemlich schwach besucht waren, trotzdem sich in allen einige Sozial demokraten. die sich vielfach durch rothe Halstücher oder Westen kenntlich machten, eingcstlndeil hatten. Tie Referenten, zu denen auch der Abgeordnete Böckel gehörte, sprachen sich sehr energisch gegen den Boykott aus, dessen Führung hauptsächlich in de» Händen der Inden liege. Durch denselben werde eine große An zahl kleiner Existenzen vernichtet, dadnrch unzufrieden gemacht und so der Sozialdemokratie in die Arme getrieben. Andererseits sei derselbe eine Kraftprobe der Hauplsührer der Sozialdemokraten, die auch dadnrch, daß die staatlichen Behörden nicht energisch gegen die Vergewaltigungen der Brauereien und Gastwirlhe eingeschritte» seien, das Vertrauen zu deren Autorität erschüttert hätten. Um de» nahen Sieg gegen die anmaßende Sozialdemokratie zu sichern, müßten vor Allem die Saalbesitzcr unerschütterlich bleiben. In sämmtlichen Versammlungen wurde folgende Resolution vorgclegt: Die heute in den verschiedenen Lokalen versammelten, den ver schiedenen politischen Richtungen angchörigcn deutschen Männer legen hiermit Verwahrung ein gegen den von der Sozialdemokratie so leichtfertig herausbeschworencn Bierboykott und erklären, im Intcreste des gelammten wirthichaftlichen Lebens dagegen energisch mit Wort und Tliat kräftig anrämvten zu wollen. Diese Resolution wurde überall fast ohne Widerspruch angenommen. Bei Weil m der Nähe der Schweizcrgrenze hat zwischen Leut nant Ratzel vom in Freiburg garnisonicenden Regiment Nr. 113 nnd dem früheren Leutnant v. Lnchairc desselben Regiments ein Pisloleudnell stnttgestindcn. Anläßlich der Streitigkeiten wegen einer Erbschaft reiste Lnchairc vor einigen Wochen nach Freiburq, nnl seinen ehemaligen Schwager am Hellen Tage ans der Straße anzusnllcii nnd mit einer Peitsche zu schlagen. Ratzel zog den Säbel, wurde aber am Treinhnnen von m der Nähe befindlichen Arbeitern verbinde«'!. In dem nnS diesem Vorgang entstandenen Duell wurde Lnchaire in den Unterleib geschossen nnd ist im Spital in Basel, wohin man ihn sofort verbrachte, verschieden. Noch wird die Huldigungsfahrt der Posencr nach Varriii in ganz Deutschland besprochen, da rüsten sich auch schon die West- preußen zu ihrer Kundgebung, die am nächsten Sonntag stattfinden wird. Bisher sind gegen 1000 Thcilnchmer gemeldet. Es wird betont, daß für die Fahrt leine Standes- oderKlassen-Unterschiede gemacht werden. Alle Theilnchmer, ob Damen oder Herren, adelig oder bürgerlich, Handwerlcr, Landwirthe. Beamte oder Nichtbeamte, fahren dritter Klasse. Es gehen zwei ^onderzügc ab. Ter Rcichstagsabg. Prof. Dr. Förster erklärt in seinem Organ „Frei Deutschland", daß er mit den sog liberalen Antisemilen und deren Forderungen nichts zu thnn habe. An den« Neubau der katbviischen Kirche in Deutz brach das Gerüst, infolgedessen mehrere Arbeiter aus beträchtlicher Höhe in die Tiefe stürzte». Ein Klempner ist todl, zwei Personen sind schwer verletzt. Das großartige Flottenmanöver in der Ostsee datierte vor gestern von 8 Uhr früh vis 0 Uhr Nachmittags. Gegen 4 Uhr fand vor Rirhöst eine große Seeschlacht statt, an welcher die ganze Flotte betheiligt war. ZLer Reichstagsabgcvrdnetc Buchdruckereibesitzer Ernst Herbert in Stettin wurde wegen Maiestätsbelcidigiing sowie Beleidigung des Offizier- und Uiitcrosfizierslandes der Preußischen Armee, be gangen durch die Presse, zu drei Monaten Gesängniß verurtheilt. I» Berlin sind 18 Polen, sowie eine polnische Lehrerin, Namens Dzicrzck, im Turnsaal einer Privatanstatt verhaftet worden. cVvn anderer Seite wird berichtet, daß die Verhaftung in Odessa erfolgt sei.t Im Dorfe Nackcl bei Friesack ist am Sonntag früh ein Fa niilicnhanS nicdcrgcbrannt. Drei Menschen sind in den Flammen nmgekoiiimcn, der Eigcnlhüincr Zcchlin mit seiner Frau nnd seinem Enkelkind. Durch eine Fcncrsbrlinst in Malmcd» sind 20 Hänter nnd mehrere Scheunen in Asche gelegt worden. Personen sind nicht verunglückt. Ter Schaden wird auf 2M.000 Mart geschätzt. Der Herd des Brandes liegt im Stadtviertel Tevant. Oesterreich. Tie Einberufung des Rcichsraths ist für den 16. Oktober beabsichtigt. Eine furchtbare Liebcstragödic ruft in Prag großes Aussehen hervor. In einem dortigen Hotel logirtcn sich der 24jährigc In genieur Karl Mülilsbaiier mit seiner 23jährige» lungenleidenden Braut Anna Icdlicka ein. Sie wollten demnächst heirathen und hatten in Währing bereits eine Wohnung gcmietyct. Mühlsbauer las dem bettlägerigen Mädchen Zeitungen vor. Plötzlich zog er einen Revolver hervor und feuerte einige Schüsse gegen die rechte Schläfe des Mädchens ab: daraus jagte er sich selbst eine Kugel durch den Kops. Er blieb sofort tobt, das Mädchen wurde in schwerverletztem Zustande in das Krankenhaus überführt. Ungarn. In dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten der iingarlschen Delegation richtete der Referent Falt an den Grasen Kalnott, Anträgen wegen Persien, Bulgarien nnd Rumänien, indem er um eine Bestätigung der günstigen Ge staltung des Verhältnisses zu Serbien und um eine beruhiacudc Erklärung darüber bat. daß m Bulgarien keine answärligc Macht überwiegenden Einstnß gewinne. Ferner bat der Referent den Minister, bei dem herzlichen Verhältnisse zu Rumänien eine Hand habe zu suche», nin den ärgerlichen nnd gefährlichen Umtrieben der rumänischen Liga ein Ende zu mache» Eine weitere Frage des Referenten bezog sich aus angebliche Erklärungen der italienischen Regierung an Teittschland und Oesterreich-Ungarn anläßlich der Rede des italienischen Dcpntirten Bonghi in Paris gegen den Dreibund. Schließlich fragte Falk, welchen Standpunkt der Minister gegenüber etwaigen Vorschlägen bezüglich inteinationalcr Abmachungen gegen die anarchistische Bewegung, die doch eine interne Angelegenheit jedes Staates sei, cinnchinc. An der galizischen Grenze i», Komltat Marmaros ist die Cholera cingeschleppt worden. Dieselbe grassirt dort heftig unter den beim Bahnban beschäftigten italienische» Arbeiter». Die Re- gieruu^^ttifft Maßregeln, um die Weitewerbreitung der Seuche zu Arankretch. Wie bereit- kuy in einem Tbeile der gestrigen Auflage unseres Blattes beuchtest hielt der Präsident Casimir- Perier in dem Fort Bauiours bei dem FrühsttickSniahl, welches er mit lebhaftester Empffndung und mit Vertrauen die Thätigteit der Heerführer und der Soldaten begleiten. Er wolle dem tapferen General und treue» Freunde, der die militärischen Operationen leite, sowie allen Denienigen, welche den weneral unterstützten, seine vollste Sympathie bekunden. Tie sranzöstiche Jugend bilde sich bei den Manövern für den Frieden wie für den Krieg aus. Liebe zum Baterlande, Achtung vor den Gesetzen. Unterwerfung unter die rechtmäßige Autorität seien die Tugenden des Soldaten wie des Bürgers. Der Präsident schloß: „Ihnen, meine Herren Ossiziere, vertraut die Republik mit ihrer Fahne ihre Ehre und mit ihren Söhnen ihre Zukunft an. Wer wie Sie Alles huchhäll, waS das Herz groß und den Willen stark macht, bereitet dir Sol daten für die Verthetdigung und die Bürger für die Freiheit vor. Ihnen zu Ehren erhebe ich mein Glas und trinke aus die sra» zösischc Armee." General Saussirr dankte im eigene» Rainen und in dein der Armee und versicherte den Präsidenten der Ergeben heit nnd der verehrungsvollen Sympathie des Heeres: er sprach den Wunsch ans, nichts möge den Präsidenten hemmen, seine ruhmvolle Bestimmung zu ersüllcn, er möge noch lange im Stande sein, für die Wohlfahrt und die Größe Frankreichs zu wirke». Nach dem Frühstück fuhr der Präsident Easimir-Pcrier zu Wagen nach Paris zurück. Elisöc Reclus, der bekannte anarchistisch gesinnte Pariser Geograph, nimmt, wie inan schreibt, seinen dauernden Wohn sitz in Brüssel: er tritt als Professor in die neue radikal sozialistische Universität ei». Schweiz. Der Bundesrath erhielt eine Adresse aus Zürich mit 27,577 Unterschriften, worin er um energische Maßregel» gegen die Anarchie ersucht wird. Ter Empfang der Adresse wird mir dem Bemerke» bescheinigt, daß die Buiidesvchörden wie bisher die Ausschreitungen, welche die guten Beziehungen zu den Nachbar staaten oder den inneren Frieden stören, nicht dulde» und gegen die Schuldigen die bestehenden Gesetze niit allem Ernst nnwenden werden. Rusiland. Ter Gcsnndhcitszlistand des russischen Ministers des Aeußeren, Hrn. v. Gicrs, läßt wiederum zu wünschen übrig. An eine Auslandsreise ist weder vor einiger Zeit gedacht worden, noch ist und kann sür dieses Jahr überhaupt die Rede davon sein. Wann Hr. v. GierS nach St. Petersburg übersiedeln wird, läßt sich bei seinem ictzigen Gesundheitszustände ebensowenig vorcius- schc». Im Jahre 1893 sind in ganz Rußland 1736 Selbstmorde und 3064 Morde, darunter 763 Kindsmordc, verzeichnet worden. Asien. An der koreanischen Küste fand am 16. ds. Nt. zwischen der chinesischen nnd japanischen Flotte ein heftiger Kampf statt. Tic Ehincsen verloren vier Schiffe, davon einen beim „Vulkan" erbauten Kreuzer. Die übrigen drei Kreuzer sind Ariiistrong'schcn Ursprungs. Drei japanische Kriegsschiffe wnrden vernichtet. Der chinesischen Flotte gelang cs, Truppen zu landen, während sich die japanische Flotte zurückzog. Kunst und Wissenschaft. -f Die Königl. Hofopcr giebt heute nach längerer Pause Nvssini's „T c l l". Ten Amold singt Herr Werner Alberti vom Königl. deutschen Landestheater in Prag als Gast. Tie übrige Besetzung wurde bereits gestern mitgetheilt. Tic Vorstell ung beginnt »m 7 Uhr., das Wie verlaittcl, verbürgt' sich hinter' dein Äamen des Verfassers des Schauspiels „Der Schatten" Rudolf Prcsber —Paul Lindau. f Im Residenrthcatcr hat Dellingcr's neue Operette „D i e Chansonnettc allabendlich den gleichen Erfolg wie bei der Premiere. Tic am Sonntag wiederholten Couplets und Lieder mußten auch vorgestern und gestern cin capo gesungen werden. Wie schnell der Erfolg der „Ehniisonncttc" nach auswärts gedrungen, beweise» die zahlreiche» Erwerbungc» des Werkes aus Leipzig, Hamburg, Magdeburg, Hannover. Tcplitz. Wiesbaden re. s- Für das große V inc c n t i ns - V cre i ns - C o n c ert am 10. Oktober hat Frl. Therese Malten ihre Mitwirkung zugcsagt. v .Zxrr Eonecttsänger M a x R onne b Niger, Lehrer am Königl. Konservatorium, wurde cingeladen, gelegentlich der sächsi-! scheu Lchrciverianiinlnng in Zwickau am 23. September daselbst die Tenor-Partie in der Grauer Festmesse von Liszt zu singen. Nächst Leipzig ist Zwickau die erste sächsische Stadl, welche eine Aufführung dieses schwierigen, aber hochinteressanten Werkes, unter Musikdirektor Vollhnrdt's Leitung, veranstaltet. 1' Wie uns der Vorstand der Dresdner Liedertafel mit-, thcilt, ist in einer außerordentlichen Hauptversammlung derselben am Dienstag den 18. September d. I. Herr Waldemar v o n > Baußnern, bisheriger Dirigent des LelirergesangvercinS in Mannheim zum 1. Licdermcistcr der Dresdner Liedertafel erwählt i worden. Um der Liebe und Verehrung für ihren bisherigen Diri genten Ausdruck zu verleihen, ist Herr Reinhold Becke r in derselben Versammlung zum Ehreninitgliede der Dresdner Lieder laset ernannt und demselben die goldene Medaille sür Treue und Verdienste verliehen worden. f Tic K a in m cr m u s i t - A b c n d e von Frau Marg. Ster», Herren Petri nnd Freiherr P.Lilicncrvn finden statt: 5. November, , Tie P hilhar m onische Gesell s chnft zu H a in - bürg wählte den Violinvirtnoscn Professor Richard Barth aus Marburg znm Dirigenten an von Bernuth's Stelle, der in diesem Winter nur »och vier Ehorconrerte die in Gemeinschaft mit der Singakademie gegeben werden, leitet. 1' Eine Aufführung von „M adamc Sans - Gvnc" am Darmstädter Hosthealcr wurde besonders dadurch bcniertcnswertli. daß der Großhcrzvg. der sich für sein Hoslhcater neuerdings an gelegentlich interessirt, zur stilgctrcuen Ausstattung des Werkes Möbel und Reauifitcn napolcvnischer Zeit aus seinem Residenz schlosse dem Theater überlassen hatte. Unter Anderem war das Kaffeeservice, aus dem Napoleon in dem Sardvu'schcn Stücke trintt, dasselbe, das Vonaparte seiner Zeit bei seinem Aufenthalte im Daiinstädter Schlosse zu vcnutzen pstcgle. 1 Nach der „Kob. Ztg." soll die Thealeisaison in Gotha nun dock« beihehalten werden. Der Sturm im Glase Waffcr wäre alio beschworen. !' Fron Gertrudv. Kieler beginnt ihre Winterkuric für Solo und Eiiseniblcgesang am 1. Oktober. c Kaiser Wilhelms Komposition „Sang an Acgir" wurde „von einem Mitglicdc des englischen Königshauses" in's Englische übersetzt. 4 N c u »l a » n ' S Orts-Lexikon dcSD e u t s cl> e n :>! e i - chco mit 2 statistischen Karten. NI Ltüdleptänc» ». 275 Abl>itt>n»ae». (Dritte, »enhearbeitete und vermetirtc Aliflagc, von Direktor W. Keil, Perla» der, bllKioarapInschc» Instituts, Leipzhff liegt minnic!»' tonnKetl vor. Das Werk enthält >» alphabetischer Anordnuna ca. 70,ana Artikel über alle au« Deutsch land bezügliche» topogravtnschen Namen: Länder, xaiidschasten, (Kebirge, gröbere Berge, Leen, Flüsse<mitAngabe der ichissbare»vänges, Kanälen., sowie sämmtliche Ltaaten nnd deren Bcrwaluingsberirkc pprmnine», Ae giernngsbezirke, Kreise, BczirlSämterj mit gedrängter, aber erschöpfender Landesbcschreibnng, Angabe des Wissenswürbigslen über vage, Organiiation der Perwaltimgs- und IKerichtsbczirle, über die iirchlichen, gewerblichen und landwn'tbschaftliche» Pcrhültnisse, Bodenhenubnng, Brodnktum, (Keschichte ic. Als Orts-Lerilon enthält das Wert alle Orte mit mehr als:«oo Einwobncrir und alle kleineren Orte, in welchen eine Berkebraslation, eine Pfarrkirche, ein großes Gut (von 20 Bewohnern anl. eine nennenswerthe Industrie:c. vorhanden, mit Angabe der Iugchörigtcit zur Berwallnng, der Gewässer, dev Acker und WcesenertragS, der Garnisonen, Bebördcn. Kirchen nnd Bildnngsanstalten, Bcreine, Geld- nnd ffredilinstitute, des .Handels und der Industrie, der Merkwürdigkeiten, Berkebrsverbnltnisse, Meercshöhc re. Die Angaben über die Berkebrsansinlten <Pos>, Gisenbabnen, Telearapbciff sind die vollständigsten und bis zur neuesie» Zeit ffrtgesübrt. Ausgenom men ist jeder Ort mit einer Berkcbrsslelle. So bietet bas Werk den Inhalt einer vollständige» deutschen Landeskunde in einer Form, welche sür ein Nachichlagchuch die bequemste ist. Keine andere Form würde eine solche Fülle von Details in so knappem em,»schließen geeignet sein, um Jeden zu bcsriedigen, dem dämm zu ilnin ist, im deiio'che» Biilerland sich zurechtzusinden. 1 Bon Spainer ' S ill »strirte» Weltgeschichte <Verla» von Otto Spanier, Leipzig) sind soeben die Lieferungen 52—50 erschienen in gleich vortressiicber und ausgezeichneter Bchandlnng des zerles und mit gleich ivertbvolle» ilüisirativen Beigaben, wie die bisher herausgegcbene» Hefte. 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