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Neuerte vradtmeiaimgen von« gh Nooeindkk. B«rlln. iPrio.-Del.) Die „Frgntf. Ztg." bestätigt in einer Meldung aus Berlin. daß mit England über einen G e b i et sa >l s ta u sch d e r Ä o na og r« nze ei» AS» kommen getroffen worben ist. Lessen Verbssentlichmn« be- oontalrt. Leipzig. Das Reichsgericht verwarf die Re vision Le» Schriftsetzers Hackradt, der am i i. Oktober vom Schwurgericht zu Potsdam zum Tode ver urteilt worden ivar, weil er am 27. August z» Bornim die Witwe Rudolfi ermordet und zu berauben versucht hatte. P aderbor u. Zum Bischof vou Paderborn ivurde Professor Dr. Josef Schulte in Paderborn ge wühlt. Paris. Bor der Ankunft des Königs Manuel von Portugal in der Oper verlangte der Sekretär des Snndikats der El e k t r i z i t ü t Sa r b e i t e r Palaud eine L o h » e r h ö h >l n g von 25 Eentimes für die "Arbeiter, in dem er drohte, daß im «volle der Berweigeriing die Beleuch tung ad-iieschnittcii würde. Der Direktor der Over muhte eine schriftliche Erklärung abgeben. in der die Lohnerhöhung bewilligt wird. Zäcbrkcber LanMag. Erster Tag der Etaibcratung in der Zweiten Kammer. Dao Hans zeigt das Gepräge eines grohen Tages. Die öffentlichen Tribünen sind überfüllt, auch die für die Damen reservierten, ivährcnd sich auf den Reaierungstri- bünen nur wenig Herren eingefuiiden haben. Die Mit glieder des Hauses sind bis auf zwei wegen Krankheit ent schuldigte vollzählig z»r stelle. Au den RegierungStischeu haben sich außer zahlreichen Raten die Staatsminister Dr. o. Rüger, ltzraf Vitzthum v. Eckstädt. Dr. v. Otto und Dr. Beet eingefuiiden. Punkt lO Uhr betritt das Präsidium den Saal, und gleich darauf ruft Präsident Tr. Bogct die vier Punkte der Tagesordnung ans: A llge m e i n e B o r - berat» iig über den Rechenschaftsbericht i Mi 07, den S ta a ts h a ii S h a I t s e ta t und das F i n a n zgesetz auf die .fahre lOlO/11, den Entivurs eines läeietzes zur A bänd e r u ng d e s G esev e s vom 2. Juli >002. diedirckteu Sie u e r u betreffend, und den A n iraa des 2lbg. Günther und Genossen. den Wegfall der untersten St euer stufe der zur Ltaatseintoin- mcusteuer veranlagten Perivnen betresseud. Der Präsi dent teilt mit, daß noch ein A u t r ag z u r A bänd e r u u g des Antrags Günther ein gegangen ist: „Die Kaiu- mer wolle beschließen: I. die Regierung zu ersuche», dem Landtage einen Entwurf vvrzulegen, durch den die vier u n t e r ft c » S t u f e n der St a a t s e i n l o m m e n - ,'t e u e r in Wegfall gebracht werden unter der Vor aussetzung. daß dos WvZlilrecht zum Landtage und zu den Gemeindevertrctungcn nicht von der Stenerleiuung ab- hängia gemacht ivird: 2. die Erbe Kammer >»m Äteitritt einzuladen." Unterzeichnet in der Aniraq von dem sozial demokratischen "Abgeordneten Hel dt und Genvisen. Der Präsident schlägt vor. sämtliche fünf Punkte der Tirges- erdiluna ihres materiellen inneren Zii'ammenbanaes wegen gleichzeitig zur Debatte zu stellen. Die Kammer erklärt sich hiermit einverstanden. Daraus erhält als erster Redner das Wort Finanzministcr Dr. o. Riigcr- Die Allgemeine Vorberatung zum Rechenschaftsbericht und den StaatSImnshalt trägt ein doppeltes Gesicht, ein mal wendet sie sich zurück zu den rechnerischen Abschlüssen einer vergangenen Periode, und aus der anderen Seile blickt sie an der -Hand des Boranschlages in die Zukunft. Ich kann heute nicht alles erschöpfend behandeln, muß mir vielmehr Vorbehalten, später im Lause der Debatte auf einzelne Punkte besonders einziigcheii. Ich werde heute nur die Stellung der Regierung zusannnenicissend dar legen. Der wirtschaftliche Aufschwung, der seit 1002 ein gesetzt hatte, trug MIß das Gepräge der H v cb l v ii j u n k - t n r. ES herrschte die höchste Anspannung des Handels und die größte Betätigung darin, die die Wirtschafts geschichte bisher gesehen hat. Die Hochkonjunktur setzte sich 1007 wrt, um ern gegen Ende >007 ihr Ende zu erreichen. Selbstverständlich wurzeln die finanziellen Verhältnisse des Staates in den wirtschaftlichen Verhältnissen des Volkes, seine Finanzen sind der Nieder'chlag des Standes der Volkswirtschaft. Redner gibt iodann in übersichtlicher «form die ans dem bereits veröffentlichten Rechenschaftsbericht und StaatshanShaltsetat bciniinieii Zahlen und fährt dann fort: Das Bild der anscheinend trockenen Zahlen ist kein n n g ü n st i g e s. ,falsch ist es, das Staatsvermögen in einen Zusammenhang mit dem Staatshaushalt zu stellen. DaS S ta a t s v e r m ö g e n bildet ein zehrendes Kapital, seine Erhaltung und Sicherheit bringt der Staatskasse nur Lasten. Die Signatur sämtlicher StaatshanslialtSctatS ist das ruhelose und ganz außergewöhnliche An wachsen des öffentlichen Bedarfs. Unter den Mehrausgaben, die wir gehabt lmben. übcrwieacn die per sönliche» mit zusammen I IR! « Millionen Mart, das sind O'I Mill. Rik. mehr als in der letzten Periode. Tie ein maligen sachlichen Aunvändc für Bauten uiw. weisen einen Mindcrbctrag von 2-10 000 Mk. auf. für Pensivneii allein sind 2ls-l- Mill. Mk. erforderlich, und der außerordentliche Eiat schließt mit -21,5 Mill. Mt', ab. An der Steigerung der Ausgaben sind beteiligt: das Justizministerium mit 1,5 Mill., das Ministerium des Innern mit l.b Mill., das finanzministerium mit 000 000 "Mk.. das Kultusministerium mir 2,2 Mill. und das Ministerium für Auswärtige An gelegenheiten mit 830 000 MI. Der Etat des Kultus- hofften. Es zeigt sich immer mehr, daß Reger der Berufene ist, das Erbe Johannes Brahms' anzutrcten. Zn dem Werke pulsiert so gesundes, urmusilalisclies Leben, so lebenstüch tiges. frisches Blut, daß seine Wirkung eine unmittelbare ist. Daß die vier Sätze des Werkes in mustergültigem »uartettinischem Satze abgcsaßt lind, versteht sich bei Neger von selbst. Die Tviigcdanken treten in plastischer Grüße heraus, mit einer geradezu beelhovenschen Kvntrastschärsc sind sic bei der "Verarbeitung aneinander gerückt. lkcber- hanpt muß die Abwechslung im Ainbau besonders genannt werden, weil trotz aller Reichhalügleik im einzelnen die führenden Linie» nicht ans den Augen verloren sind. Daß Reger seinen Hörern natürlich die Menge harmonischer Russe zu knacken gibt, namentlich auch bei seiner Vorliebe für lebhafte Figurierung in den schnellen Sätzen, ist nicht verwunderlich. Den Schlußsatz bildet eine mit mäch tigem Schwünge aufgcrichietc fuge: das zweite Thema erst in ganz langsamem Zeitmaß cinzusühren. ist kein un- glücklich-cr, die Klarheit der Disposition jedenfalls sehr för derlicher Gebaute. Ein Kabinettstück der Böhmen, SmctanaS E-Moll-Quarteti, und eine andere Glanznum mer ihres Programms, Rasoumoffskh Nr. 2, fokalen noch in klassischer Wiedergabe, dchniei, das genußreiche Konzert allerdings bis gegen 1» tthr ans. Der Palmengarteniaal war nur zum Teil besetzt, die Erschienenen dafür aber um so begeisterter und beifallsfreudiger H. D. d» Richard Strauß' neue Oper. Von der neuesten, in Arbeit befindlichen Over non Richard Strauß ist bis jetzt, entgegen allen anders lautenden Mitteilungen, nur zu iagein daß dieselbe jedenfalls „Stella und der Stern" nicht heißen wird. Ter richtige Titel steht noch nicht endgültig fest. Generalmusikdirektor Richard Strauß hofft, daß die Oper im Herbst 1010 zur llra»fftihri!»o kommen wird. Von der Partitur ist bisher nur der erste "Akt fertig geschrieben. Tie Orchestcrbcs-etzuiig nennt Richard Strauß „normal". m intste, tum » erforderte 1001: E Mtlltöney. lüütt/07: Ai Millionen. 1008/00: 20'/, Millionen und 1010/U: 32 Mill. Oberbürgermeister Dr. Georgt hat schon 1003 festgesetzt. Latz da« Departement des Kultus dasjenige sei. in welche» relativ und absolut di« grüßte Steigerung statt» gefunden hat. Das ist ein Beweis dafür, wie sehr sich Lachsen die Pflege seiner Kulturaukaaben an. gelegen sein lüßt. Zn dieser Veztehuna können wir es getrost mit allen andere» Bundesstaaten ausnehmen. Rach meiner innersten Ueberzeugnng sind diese Zahlen ein glanzender Beweis der sich »ach Tief« und Brette aus- dehnendcn Fürsorge unseres Staates für die Ideellen und materiellen Bedürfnisse, für die großen »nd kleinen Inter- esse» «lnseres Vaterlandes. Bemerkenswert iß a»ck> die große Steigerung der ordentlichen »nd außerordentlichen Ausgaben, die sich seit 20 Jahren verdreilacht haben, näm lich von 27l Millionen ans 774 Millionen gestiegen sind. Es bedeutet dies gewiß einen glänzenden Ausstieg, aber in stillen Stunden frage tch mich dend. wohin diese Entwicklung, der man ja eine gewisse Berechtigung nicht absprechcn kann, schließlich noch «ehe» soll, »nd woher der Lteuerertr«rg kommen soll, mit -em solche Ansprüche zu befriedigen sind. sSelir richtig!) Der Mi nister geht dann aus einzelne Etatpvsten ein. u. a. aus die vorgesehene» Bauten. Alles weist daraufhin, daß reiche Mittel für die staatlichen Bedürfnisse eingestellt sind. Aller dings sind auch die Ansprüche hochgespannte, und in iveiten «reise» wird vom Staate viel mehr verlangt, als mau bUligermeise von ihm erwarten kan». Viele glau be». gegen die Regierung nur Rechte, aber keine PflickNen zu babeii. lLacben links.) Ein Finanzminister, der cs fertig brächte, alle Intercssenkrcisc wunschlos zu stelle», ohne gewissenlos zn handeln, der müßte noch geboren werden. freilich ist ein Finanzminister, der nicht alle W st n s che erfüllt, »»populär. Dar ans kommt es mir aber nicht an, populär zn sein, sondern darauf, ob die Sache, die ich vertrete, vernünftig und zweckmäßig ist. lSehr wahr! recktS.) Wen freilich keine Verantwortung drückt, der kann sich nicht zu dieiem Grund sätze bekennen: der denkt vielleicht gar, bet öffentlichen Mitteln und deren Verwendung komme es nicht so genau daraus an. Will man aber unseren Staat aktionssühig halten, dann gibt es keinen anderen Weg als den. der schon tin Zähre 1821, sZuruf: DaS ist etwas lange her!) in der Regierung« Dcnt'christ zum ersten Rechenschaftsbericht ge kennzeichnet wurde: Daß die Regierung der Staatskasse jede mögliche Ausgabe ersparen und als treuer Verwalter der Staatseinnahmen handeln muß, daß sie ihrem eigenen Pflichtgefühl folgen und in strenger Gewissenhaftigkeit die Mittel bewilligen muß. Dem mochte ich ein Wort auS jüngster Zeit zur Seite stellen: Als Graf Poiadvwsti, A»- sang Znli dieses Jahres in öffentlicher Versammlung dar aus zu sprechen kam. wie entscheidende finanzielle Erfolge zu erreichen seien, führte er ans: Die Hauptsache ist. daß ein jeder, der in amtlicher Eigenschaft Gelder zu verwalten Hai. in jedem einzelnen -Falle das Maß von GewUsenhasiigkeit und Sparsamkeit anivendei, das die Verwendung fremder «gelber unbedingt zur Pflicht macht. Die Verschwendung privater wie öffentlicher Gelder rächt sich immer und führt zum Ruin, Daran vermögen auch bessere Ialirc nichts zu ändern. Ein kluger Finanzmailn sucht in aünstiger Zeit zielbewnßt für schlechtere Tage vorzmvrgen. damit dann das Staatsschiss nicht ans das Trockene gerät. Der inhalts- «chwere Vorwurf: „'Nichts gelernt und nichts vergessen" öars sür Sachsens Finanzwirtschast auch nicht mit einem Fünkchen scheinbarer Berechtigung aligeipendet werden. Neuen Lasten gegenüber, die nicht aus dein natür lichen SikLichstum der Einnahmen aufgebracht werden tonnen, wird man sich unerbittlich klar zu machen haben, daß die Ucbernahme solcher Lasten nur durch Steuer- erhvhungen möglich ist. Bloße Projettmacherei ist wert los. Der Staat hat in erster Linie kür eine solide Geschäftsführung zn sorgen. Es hat ein mal einer gesagt: „Alle «reise klagen über die steigenden Steuerlasten, sobald aber der Staat ansängl. sparsam zn wirtschästen. dann sinden sich Leute, die versuchen, ihm den lobenswerten Entschluß zu verleiden. Und doch sollte man jede Maßregel, die geeignet ist. den wacl>se»den öffentlichen Aufwand nur etwas cinzudämmen. mit Genugtuung be- grüßen." Ich habe zahlenmäßig nachgeiviescii. daß die persönliche n "A nögabcn bei uns um 0.5 Millionen gestiegen sind. Regier»»» und Stände haben es als eine Ehrenpflicht angesehen, durch die Bew^ligilngeil im letzten Landtoge die sür notwendig erachtete Hilfe zugunsten der Staatsbeamten, Geistlichen, Lehrer nsm. zn bringen. Eine derartige «rastanstrengniig sür persönliche Ausgaben, wie sie der letzte Land'aa gezeigt hat. kann nur ausnahms weise dem Staate zngemntet werden. Er wird lange Zeit brauche», um in die bewilligten Ausgaben hineinznivachsen. Es ist aber unmöglich, in Zukunft ein gleiches Tempo i» der Aiisgabeirverinehrniig einzu ich lagen, und ebenso verbietet sich eine unverhältnismäßige Ausdehnung und Vermehrung des VertvaltniigsapparateS. Rur absolut zwingende Grunde des Dienstes, aber nicht persönliche Rücksichten ver möge» ucch künftighin die Errichtung neuer Stellen zu rech.'seNigcn. Wir besitzen bereits 32 520 etatmäßige Be amte. diese Zahl kann nicht inS ungewisse wachsen. Wir müssen Maßnahmen ergreifen, die auf eine Verein fachung und Verbilligung der Verwaltung abziclen. Zn diesem Zwecke müssen die verschiedenen Zweige der Staatsverwaltung nachgepriist werden, ob etwa Ein- richluliqen vorhanden sind, die durch Gewohnheit und Sitte ein gewisses Ansehen erlangt haben und deich die Probe auf ihre Zweckmäßigleit nicht bestelier oder durch andere Ein richtungen, die billiger sind, recht leicht ersetzt werden könn ten. «Sehr aut! rechts.) Ich iintzerschätzc nicht die Schmie- rlaleiteu, die einem solchen Vorgehen enigcgciiirchcn, aber ich meine, gegenüber der "Notwendigkeit, die Verwoltiings- kosten herabcuisetzen, müssen andere Rücksichten znrück- treten und sich beugen vor dem Grundsätze, daß die Inter essen der Allgemeinheit das oberste Gesetz sind. iLehr rich tig.! Die Zeit zwischen dem Ende der lebten Tagung und dem Beginn der jetzigen ist zu kurz gewesen, um dem Wunsche der Stände aus Verciiifacliung des Verwaltung»- aoparates in snsicmatischcr Weise iiachznkoinmen. Aber die Lache läuft bereits und manches ist in der Richtung des Antrags bereits geschehen. Ich hu sie, den Ständen schon nächstens einen Gesetzentwurf über die Verein fach ii ii g d c s Erla ß wescns bei der Ein kommen-, und Ergänznngssteuer vorzulegen. Ich bin der gewüscir Zu versicht, daß dem redlichen Willen das Vollbringe» nicht schien wird. Den »nmitteibgrste» Geivinn aus der Durch führung dieser Idee werden die Beamten und Bedienste ten des Staates «el-bst haben, denn wenn nicht ins ungc- inessene Neiieiiistellungen erfolge», wird sich das Ansehen der Beamten heben. In der letzten Landtagswahlbewcgung hat ein Mitglied dieses Hauses, ich glaube, cs ist der Abg. Günther gewesen, gesagt: Im Interesse der Steucrzghlcr verlange seine Partei Sparsamkeit bei den Ausgaben, eine Verminderung des Beanitenavmirates nsw. Das deckt sich durchaus mit der Meinung der Regierung und auch mit dem Anträge des letzten Landtags. Tic Erfahrungen außerhalb Sachsens können nur die Noberzeugung festigen, daß der hier v o rg « s ch l ag e n c Weg der allein richtige ist. Wer da sagt, daß eine Iinaiizwirtschgft anders gedeihen kann als durch Sparsamkeit, der ist ein falscher und zugleich gefährlicher Prophet. iLehr richtig.) Von den «Staats s ch nlöc n gilt der Satz: Sage mir vor allem deinen Schulde,»bestand, und ich will dir sagen, wie es »m deine Iinaingebarnna steht! iAbg. Günther ruft' Lehr richtig! Siehe Reich!) Nichts ist schlimmer als eine zu große Aiiipcninung des außerordentlichen Etats, weil dadurch Sie Schnlden vermehrt werden. 1802 war der Stand der Staatsschulden ans 025 Millionen -iirückgegauaen »nd 10 Jahre später betrug er 08l> Millionen. Es reichte der volle Ertrag der Einiommenstcucr nicht mehr aus. Las Defizit zu decken. Wenn »nn tu den letzten .sahren ver- iiiäa '»ppdcn ist, ohne neue Anleihen ausznckommcn, so wird sich doch sür die kommend« Etiatperiode die AuSgave von SO Million«« der bereits bewilligten A n leide nicht umgehen lass«», und zwar infolge der hohen Einstellungen im außerordentlichen Etat. Und dabei ist cs unübersehbar, gu welchen Reuanswendungen außer- ordentlicher Statur der Hortschrttt der Technik, die Entwtck- lung der allgemeinen BoltSlmrtschast oder auch das Vor gehen anderer Eisenbahnstaaten uns zwingen werben. Daraus haben schon die Abgg. Niethammer und Lchieck httigeipiesen. Erwägt man das alles, so muß man de» Wor ten des verstorbenen «öuigS Georg, als Li«s«r noch Mit- glieb der Eisten «ammer >uar. zusti-mmoi, daß aus «in müq. lichst gäNHlicheS Verschwinde» des außerordentlichen Etats hlngewirkt werden muh. Wer an der -I-inavZnot des Deut- scheu Reiches »och nicht gelernt hat. wohin eine übermäßigk Schuldenwtrtschast führt, wem dadurch nicht klar gewvr den ist. daß nichts teuerer ist als Schulden und daß dar unter Hje Volkswirtschaft, -Handel und Industrie unmittel bar leiden, dsm ist nicht zu Helsen. Beim Schnldeiimachen können in einige» Dezennien nicht nur Millionen, sonbeni Milliarden erspart werde». Der I-inanzMinister geht dann einzelne Etats durch, weist a„f den Zuschuß hln. den die staatlichen Hütten- und Erzbergwerke anstatt des erhoffte» llebcrschnsseS erforderten und schildert die Verhältnisse beim Steinkphlenwerk Zauckerode und der Porzellannlaniiiaktilr Meißen. Bei letzterer hat sich das Abflauen der Hochkon junktur dank der getroffenen künstlerischen Maßnahmen nicht sehr geltend gemacht. Di« «Einstellungen in den neuen Etat sind aber i§hr vorsichtig vvrgcnomnren worden, da ans so hohe Erträgnisse wie lS07 künftig nicht wieder gerechii-,2 werden kann. Der Minister geht hieraus aus die wesentlich stcn .Äapitcl deS Etats d e r U e b e r s ch ü s s c «in. Bein, .stapitol Io r st e n erwähnt er, daß das Erträgnis beein flußt werde Lurch "Ausgaben für Beseitigung von Hoch wasserschäden und für die Vertilg» n g d e r Sk o n n c. Im letzteren Punkte weise der Etat «in« Einstellung von l00 000 Mart aus. Die Maßregeln zur Vcriilgurg diese» Schädlings hätten sich bewährt. In besonders aus- sithrlicher Weis« erläutert der Minister dann das Ztapiiel I«i S laa t S e i s« » bah n e n. Wie sich der Uebcrselmß für die lausende Finan,Periode stellen wird, vermag ich mit Wahr!ch«inlichk«it nicht anzugeben. Seit dem Mauz dieses Jahres macht sich eine Besserung der ivirtsclmsllich-cii Lag: andauernd bemertbar. Gegenüber dem Vorjahre dürfen -mir «ns eine Mehreinnahme von 5>5 Millionen Mark wohl rechnen. Das Erträgnis in siapitcl 10 wird wesentlich bc cinsliißt durch die Ausgabe-» für die Best'l.dnngeii und Ar- beitcrlöhne. soivi« sür die Ailswenüliugen für Unlerhal tiliig und Vermehrung der Betriebsmittel. Auch die Iiih rililg der vierten Zilasse au Svnnlagen beeinflußt das Er- trägnis des Napitels wesentlich. Der Wintcrfahrplaii für lNOO/10 ist mit neuen Zügen reichlich «uSgestattet worden, die einen Mehraufwand uon 23 000 Mart ausmachen. Äst»! tig wird eine Mehreinstellung von Züge», da min wohl alle berechtigten Wünsche befriedigt sind, kaum noch statt- sinden. Iür das Jahr >000 ist mit einem B etriebs- Überschuß o v n h ö ch st e ns 30 Pi jllivncu Mart zu rechnen. Dies ergibt eine Verzinsung von rund .2,5 Prozent, eine Ziffer, die innerhalb -von 37 Jahren nur «inmal unterboten worden ist. Was den Etat für MO/U an langt, ko wird es als nicht zu vptnnistisch betrachtet wer ten können, u«enn man «nnimmt, daß die wirtschaftlich: Depressiv» nunmehr vorüber ist, im Etatentwurf ist eine «Steigerung von 2-/» Prozent der Einnahmen auS dem Per sonenverkehr — gemeinjährig sind dafür 55 Millionen Marl angeietzt — vorgesehen. "Auch der Güterverkehr ist mit einer wenn auch mäßigeren Steigerung in Anschlag gebrachr worben. Es ist mit der Wahrscheinlichkeit zn rechnen, daß — die Iorischritte zur Besserung auch fernerhin vorausgesetzt- mit einer Einnahme auS dem Güterverkehr von 102 Millionen Mark gerechnet werden kann, das be deutet gegen den Etat von 1000/10 eine Steigerung von l'/s Prozent. Trotz des stets wachsenden 2lus wandes aus dem Gebiete der persönlichen Ausaaben Hai die Staatseisenbahnverwaltiuig doch noch eine ganze Reihe von Maßnahmen getroffen, die dem Wöhle und der Für sorge ihre» Personals gelten. Es ist eine Ver kürzung der Dienstzeit in einzelnen Betriebszweigen, eine Verlängerung der Ruhezeit nsw. vorgesehen. Derartige Maßnahmen bedingen einen Mehrausmand von jährlich 400 00» Mark. Eine Ersparnis in den Ausaaben bei Kapitel 10 erhofft die Regierung von der Verein fachung in der Verwaltung und weiter von dem Beitritt znm Deutschen Staatsbahn wagen- verbandc. Tic Iragc der Reorganisation der E i s e ii b ah n v e r w a l t u n g beschäftigt die Regierung schon seit vielen Jahren. Sie ist jetzt sv weit gediehen, daß am I. Igunar 1010 die Nenorganisativii in Kraft trete» wird. Die jetzige Einrichtung der Gcncraldircktion ist beizubehalten gewesen, dagegen sind in mancher anderen Be ziehung Reformen durcixicsiihrt worden, z, B. bei der Bau- vcrwaltnng. Die Vereinfachung, die nach dieser Richtung in Kraft tritt, macht cü möglich, die Zahl der Bauüuüer am 1. Januar von 23 aus 28 herabzusetzcii. 125 000 Mark werden durch die Anfang nächsten Jahres in Kraft tretende Ncnorgaiiisatioii im Eisenbahnwesen erspart werden, weiter wird man aber kaum noch gehen können. Der Minister verbreitet sich hierauf eingehend über den Deutsche» S t a a t S bah n wag e n v c r ba n d. der am 1. April d. I. tnü Leben getreten sei. Er gelte zunächst aus drei Jahre und könne vom 21. März 1011 an jährlich gekündigt wer den. llcbcr hie Wirkung des Verbandes könne er natür lich, da noch nickt einmal ein Jahr seit dessen Bestehen verflossen sei, sich nicht «kußern, immerhin könne schvn jetzt gesagt werden, daß eine erhebliche Minderung des Betriebs»» sw «indes, besonders durch Verminde rung der Leerläufe, um rund 10 Prozent sich ergeben werde. Auch der Rangierdienst werde wesentlich vereinfacht, ebenst' das "Abrechnungswesen usiv. Den Mehreinnahmen stünden allerdings auch erhöhte Mehrausgaben entgegen, infolge größeren Aufwandes für die jetzt weit stärker. , als früher benützten Güterwagen. Sachsen habe weiter auch in der Vermehrung der Güterwagen fortznsahren. doch brauche dies bei uns verhältnismäßig nicht in solchem Umfange wie in Preußen und anderen Vcrtragsstaate» zu geschehen. Durch die Güterwagciigcmeinschoft sei auch die Deckung des Wagcnbedarfs weit besser als früher gesichert, so daß der W a g e n m a ng c l erheblich nachgelassen l-abc. Immerhin sind noch Klagen aus de» Kreisen der Inter csscnten zu hören, namentlich wird über den Mangel an gedeckten großen Güterwagen geklagt. Welche Stellen in Kapitel U! vermindert vder eingczoge» werde» solle», geht ans dem Etat hervor. Ermähnen will ich nur, -aß 107 Stellen gegenüber dem Voretat eingezogen werde» sollen. Man hat trotzdem die Rücksicht aus den Dienst und die Betriebssicherheit nicht aus dem Auge gelassen. Zur Schaffung des Ersatzes von Betriebsmitteln sind in Kap. io nicht weniger als o^h Millionen Mark vorgesehen. Leider mußten alle größeren Ausgaben dem außer ordentlichen Etat überwiesen werden, soweit Nenbaute» nsw. in Betracht komme». Anderseits ist «s aber erfreulich, daß cs diesmal gelungen ist. alle bei den übrigen Ressorts zu deckenden dergleichen Ausgaben im ordentlichen Etat tinterziibringen. Zur Erbauung neuer Eisenbahnlinien sind vorläufig 2 227 000 Mark eingestellt. iZurus von recht»: Leider!) Ich könnte hiermit meine Anssührungcn schließen, nenn ich cs für denkbar hielte, a» der größten Inner- politischen Frage vorübrrzngehcn. die in den letzten Jahren die Gemüter im Deutschen Reiche erfüllt »nd die leider auch scharfe, bis henke nicht überwundene Gcaensätze der Anschauungen in der Nation ausgelöst hat: die Frage der R « i chSf t na n z r e so r m. Wie Ihnen allen bekannt, schloß seit Jahren der Reichs-Haushalt infolge des immer größeren Mißverhältnisses zwischen RcichSeinnahmen und Rcichsbcdars mit Fehlbeträgen ab. Ein immer stärkeres Anwachsen der Matrikularbeiträge, ein unaufhaltsames An- schwellcn der Reichsfchnlü waren die notwendigen Begleit-