Volltext Seite (XML)
LS. Jahrgang S04 Ubend-Nusgabe Dienstag, 2. Dezember 192< Gegründet 18S« DradtantchrtN: B.chrtchle» Dre-L»». g»rn'pr«chrr-öamm»lnumm«i LS 241. Nur >ttr Nachlgeipräche: 20011. 1^r»,>,r>r- -tiFol,l",I,r o. l .-.t».D,,«md»r>»2« »»> N1«I.»we,m.»g»r siuIIetI>,na ,»»> <u,Moldmark. Liezllgs - wevuyr PoNdeMg.pr... Ur NI°n-U Dr,rmder i«Oldmorl, ai^.lnomm.r ldw.ldpl'k!!^ Dir 'l!n^l-,en wnd»n nach Äoldmar» ^»rechne,. d>» „»oollar io,,„n reilr Anzeigen-Preise: °uL.bL-Ä^mV'r?^^amM'K'K' aun-rdalv ÄlliH.q L„»-n°obisi,r'» Vq. Ausw. Bu!ir^ko^'v°rausd^°d>^ Schrlsllollrina und .ftauplnrlchdllsllrll^ Marlruilrali« 38 40. Druck u. Lenau »an Ule,Ich » Neichord» >n Dresden. Pochcheck.jronto 1288 Dresden. Nachdruck nur mil deutlich^ ciuellenaunan» >,D esdne, N ckr."> -uliilN" - Unnerlnnnle Sckrnlsliicke merken nick' auidemadr» Helft Äresden seinen ^Zwinger erhalten! Kaust für jeden Weihnachtstisch Geldlose für 1M. MLS'/LS^ÄLirS l.WVS.'NL Gesamtvrrtrteb: LaudeovereN, Sächsischer Helrualschuh. Dr»»deu-A. s, Schletzgasse 24 Die Kriegsgefahr im «ordoften. Dolschewisisnregimenler im Anmarsch gegen -ie Aandslaaten. — Kronsiaöl gesperrl. Estland befürchtet eine Intervention Sowjet-Auhlands. — Parmoor wünscht Verbesserungen des Genfer Protokolls. Truppenzusammenziehnngen -er Bolschewisten. tDrayt Meldung »nlrcr Berliner Lckriltlellunn.l Rotterdam, 2. Dez. Die „Msrninc, Pist" meldet aus Helsingsors: Die bolschewistische Offen live gegen die Nandstaaten hat* zur Konzentration starker russischer Trnppeumasscn an der Bahnlinie Pelersbura—'Rishuij Nowgorod geführt. Ans dem Militärbezirk Petersburg sind in den lohten Wochen drei rnssi'chc Artilkerlereaimcntcr. zwei Kavallerieregimenter «nd sechs Insantericrcaimenter ab- tranSporticrt worden. Der Kriegshafen Kronstadt ist seit Freita» mittag gesperrt. Der „Courant" meldet nm Mitternacht aus London: Hier liegen Meldungen a»ö Reval vor, wonach die Anwesen heit regulärer russischer Offiziere unter den Auf ständischen fekigestellt worden ist. Zwei non tönen. die dem dritten russischen Regiment angeboren. sind fcstgenom- men werden. Die Nnbe im Lande ist wiederbergestellt. An der Grenzzone leisten die Aufständischen noch Widerstand. . l . « Stockholm, 2. Dez. lieber den bolschewistischen Aufstand in Reval wird weiter berichtet: Die Kämpfe waren sehr blutig und kosteten viele Tote und Verwundete. Der Staatspräsident Akel entging nur durch eine günstige Fügung der Umstände dem Schicksal des ermordeten Vcr- kehrsminlstcrs Karl, .stehn Kommunisten drangen in seine Wohnung ein. Es glückte ihm aber, sich zu verstecken. Sein Adjutant floh und holte vom Kriegsministerium ein Panzeranto. das die Revolutionäre ans der Wohnung und der Umgebung des Präsidcntrngcdäudes vertrieb. In der Provinz soll cs ruhig sein. Es scheint, dost man in Estland große Befürch tungen wegen einer eventuellen gewaltsame» Inter vention der russischen Sowjetregicrnng hegt. Zweifellos ist der anscheinend niistglttckle Nevolutivnsvcrsuch der Kommunisten direkt hervorgcrnte» durch einen Nicscn- prozest. der seit dem IN. Nov. gegen 1t» Kommunisten weg"» Hoch- »nd Landesverrats sowie Spionage zn-rurU' n Sowietri st- landS geführt wird. Gleich zu Beginn des Prozesses war der Kommnnistcnstihrer So mp wegen einer NcvvlntionSrede von dem Gerichtshof standrechtlich znm Tode verurteilt »nd 'ms Urteil auch vvllstrcckt morden. Tie russische Aiuivort aus diese Füsilicrung waren groste Demonstrationen vor dem estnischen Kcnsnlat in Petersburg, an welchem Kommu nisten der russischen Armee und Flotte mit fliegenden Fahnen und unter klingendem Spiel teilnahmen. Tie russische Presse rast seit Wochen gegen die estnische Negierung. Die DerUske bei dem Putsch in Reval. Eigener Drahtbericht der „Dresdner Nachrtchcc »'. Rotterdam, 2. Dezember. Die „Times" meldet aus Reval: Bei dem Bolschewistcnaufstand in Reval sind aus,er dem Bcrkehrsinliiistcr zwei Ministcrialbcamte, ein Abgeord neter »nd >5 Zivilpersonen erschossen worden Tie Vcr- lnste der Regierungötruppcn sind gering. Die Bolschewisten waren in der Rächt von der Grenzzone g>? kein men und hatten sich in Eiscnbahnerilnisvrm der Bahnlinie nach Reval, durch H ands« rcich bemächtigt. — Reuter meldet znm Schutze der britischen Interessen in der Ostsee bat der Panzerkreuzer „K.i n g Edward" Beseht erhalten, sofort nach Riga anS- znlausen. Der Putsch vor dem Parlament. Reval, 2. Dez. Gestern* nachmittaa fand eine ausser ordentliche Sitzung des Parlaments statt. Der StaatS- präsidrnt machte Mitteilung von den austcrvrdcntlichcn Maß nahmen der Negierung die zum Teil der Zustimmung des Parlaments bedürfen. Ter ncucrnannte vberkommandicrendc General Laidcncr berichtete über die Laae und die beider seitigen Opfer. Zum Schluss sprach sich das Parlament ein stimmig für die Erteilung nnstcrordcntlichcr Bollmachtcn an -ic Negierung ans und hies, die Erkläruna des Kriegszu standes sowie die Ernennung des Generals Laidcncr zuin Oberkommankicreiiden gut. tWTB.i Die finnische Grenze gesperrt. 'Eigner Drahtbericht der „Dresdner Nachrichte n".> Rotterdam, 2. Dez. „Evcning Times" melde» aus Hcl- nngsors: Infolge beunruhigender Nachrichten ans W"borg hat die finnische Regierung die Grenze gegen »lustland ge sperrt. Auch der Schiffsverkehr unterliegt starken Be schränkungen. Sandwerker- und Millelstandspottttk. Bvn Buchbindccmcistcr Karl R e i n h o l d. Handwerker- und Millelsiandsvolinl sollte es nicht geben, ebensowenig wie Beamten- oder .Hciusbesikervvluik. Tie Verfechtung einseitiger Klasseninleresjen war bisher den Sozialdemokraten und Kommunisten Vorbehalten, die ans- schlicstlich Proletaiierpolitik treibe» deren Ausnürknug die Prvletarisicruna. d. h. die völlige Verarmung des ganzen Volkes ist. Es tonnte Tenischland nichts Schlimmeres passieren, als dast sich seine politischen Parteien in Kiast'eu- und Standesvcrtretungen verivandeiten, die iedc einzelne mit den cngbcgrcnztcn Airsaabcu ihres Wlrknnaskrciscö in den Reichölaa zögen und dort ihre Vernsssteclenvierde rillen. Höchstens käme bei solchen Wahlen nach Wirticimslsgriippc» eine hübsche statistische Niuerlanc über die Stärke der ein zelnen Vcrusszivcigc heraus. Ter unsinnigste Zali!enzu!all müsttc Triumphe leiern. Ter Eriinder. dnrg, denen Idee ivvhl Hnndcrtlauscnde Arbeit finden der Arzt, denen ivinenichast- licher Arbeit vicllciclt Tausende die Erhaltnna ihres Lebens und ihrer Schaffenskraft verdenken, sic würden als zahicn- mästlg unbedeutende Wirlschastsgrnvvcn keine ihrer un geheuren Wichtigkeit im Staatsganzcn entsprechende Ver tretung finden. Zum Schaden des Ganzen Deshalb kann nicht oft genug davvr gcwgrnt werden, ansichliestliche Wirt schaftspolitik zu treiben und für einzelne Wirlschaftsgrnppen. vorbiEgebend, eigene Listen anszustellcn nna der Un zufriedenheit mit den politischen Parteien damit Ausdruck zu gebe». Es liegt im Wesen dieser Parteien, dast ne eben »in des Ganzen willen nicht allen Aniprnchen einzelner Teile gerecht werden können. Politische Parteien sind Sammelpunkte bestimmter staats- und wirtschastspolitischer Tciikweiien. und solle» cs sein. Lediglich ihr Weltanschawnngskrcis stellt zur Wahl. Oh das Leben des Volkes, des Staates getragen wird von stolzem Schasscnsgcisl und Wagemut, von nnermnülichem Fleiß und sclbstvcrlcugncndcni Pslichtbemuslsein. von Walirhasliakeit und Männerstolz oder — anderseits von iveitserncn Illu sionen und unfruchtbarer Idccnverknpptnng. von Mtstlranen und Hast gegen die eigenen Brüder, internaitonalcr Gcsühls- dnselcl und weinerlicher Friedensliebe. von überivanntem EigenrcchtSbewusttsein und Schonungebedücsnis — das alles ist weit wichtiger, als etwa die Frage nach einem Staats sekretär kür irgendeine Interessengruppe. Wirtschastspartcicn an Stelle der politischen Parteien müssen ne.tiirnvtwciidia einen Kamps aller gegen alle Iierans- bcschwören. Tenn nicht nur miistlc der erbitterte Streit zwischen Erzeuger und Verbraucher zwischen Gros,- und Kleinhandel, zwilchen Industrie und Handiveri in das Paia- mcnl getragen werden, sonder» es mns; nnm inlvtae der un geheuren Vielseitiglcit innerhalb enger «re,sc zu ganz un lösbaren Konflikten kommen die letzten Endes nach vielleicht uoriibcrgehcndein Znsammcnschlnst gcvstcr ürKrischasisgebiete wieder alles in seine Teile Ivrengen. Es ist wobt ein Zeichen schönen ZlilammcngchörigkcitsgesnhlS. nenn ei» Handwerker sagt: mein Stimmzettel gehört meine» Llandesvertreiern. aber — che er Väcker ivurdc oder Schmied, war er Tcnn'cher. Deutsch war seine Sprache, seine Mutter, dcnn'ch die Milch, die er trank. dcis-Brot das er ast Und deutsch ist der Bode», aus dem er stellt und lebt und sein HaiEwcrk anSvbt. Sein Deutschtum, sein Vaterland, erheben den ersten Anspruch ans seine Zugehörigkeit. Wenn ibm Eilst im Leben daS Recht nicht vorcnthgltcn werden soll mit Stolz zu seiner Znnii zu stehen, am W"h'«ciae gellt S nicht nm das Backaewicht einer Semmel, oder ob deS SvnntaaS ein »stirt geschert werden darf da — Bürger und »Reister, da aeht'S nm die Gesinnung. Ob noch der alte Geist der nnwundelbiren Treue zn Land »nd Stamm lebt »nd der Wille zur Freiheit deS deutschen Bodens, dem mir entsprossen. daS soll sich entscheiden. Was ist der Stand was der Berus? 'Was unsere Urväter waren, das wissen die wenigsten aster. dast sie deutsch waren, das sagt unscre Sprache unser Blut. Durch ^öhen und Tieien. Er habenheiten »nd Irrungen wüsten die Generationen hin durch. aber sic kommen nicht los von ihrem Blut ihrer zweimal, ihrer Nation Ter Wahltag sei uns allen ein Fgmllicn- und Geichs chtötaa. an dem mir uns znm gcmein- 'amcn Bekenntnis unseres Deutschtums finden. Komm! -ie Jnfanlerleschule nach Dresden? Entscheidung im Rcichsrat nicht vor t» Dezember. iDkablMkldung unsrer Berliner Lchiltilelliina.) Berlin, S. Dez. Die Frage der Verlegnng der Fn- santcrieschulc von München »ach Dresden, die heute von ten Ausschüssen des RcichSrateS behgndelt werde» iollte. wird erst am Freitag ans die Tagesordnung einer gemein samen Sitzung der NeichsratsauSschüsse gesetzt werden. Die endgültige Entscheidung fällt erst Im Plenum des Reichs, rateS. «nd zwar voraussichtlich in der Sitzung vom 11- Dezember. Der Streik um das Serriol-Memoran-um. Die -euischnaiionale Pressestelle hält die Echibeit aufrecht. verNu, 2. Dez. Die dentschnational« Press stelle hält die Echtheit deS von der Berliner „BSrsenzci nng" veröffentlichten Hcrriot-Memoraudums ausrccht. Aus dem Memorandum gehe deutlich hervor, dast deutsche Demokraten zusammen mit der französischen Negierung den Umbau der deutschen Reichs wehr erstreben, durch den das Dach, nämlich die Oberste Heeresleitung, und dessen tragende Hauptbalken nämlich die TruppenkvmmandoS. abgabaut werden und verschwinde» sollen. Das Memorandum ist durch „amtliche Stellen" demen tiert worden. Auch die französische Havasagentur hat ein Dementi gebrach.. Die deutschnationale Pressestelle bemerkt zu dem Dementi deS Ouai d'Orsan dieser sollte nicht von Fälschungen sprechen, mir weil er sich über den Wortlaut dieses Memorandums b.s- ber mil den anderen alliierten Regierungen noch nicht einig geworden sei, die doch wohl zur Begutachtung davon Kenntnis erhalten hat en. Das Memorandum sei kein Plagiat. Näheres darüber werde, genau wie in England, noch zn sagen kein, wen» erst auch In Deutlchland die Rechtsregicrung da sein «erde. Das Memorandum existiere! UebcrdicS erklärt auch Herriot das Memorandum für eine Fälschung. Das „zuiälllg in Paris weilende Mitglied der deutschen Liga für Mcnschenrcchte", Herr Kn znnski Hai Herriot um eine Darstellung des Sachverhalts gebeten und an geblich folgende Antwort erhalten: „Sie haben mir die Kopie eines angeblichen Memorandums der französische» Regierung an die verbündeten Regierungen zugcstcllt und ermähn!, dieses Memorandum kursiere heimlich in Deutschland und solle ver- öfsentlicht werden. Ohne alle Umschweife erkläre ich Ihnen, dast diese Uriundc eine plumpe Fälschung ist. inrb ich ermächtige Sie, von diesem Brief jeden Ihnen gutdünkendcn Gebrauch zu machen. Herriot." Eine Erklärung der Reichsvressestelle. lDraht Meldung unsrer Berliner Schrilltet»» „g.l Berlin, 2. Dez. Zu der Frage der Echtheit des in zahl- reichen Abschriften verbreiteten Memorandums der französi schen Negierung, worin die Beseitigung Sceckts gefordert wird, kann sich die deutsche Regierung amtlich nicht änst rn, da ihr das Schriftstück amtlich nicht bekannt ist. Die Reichs- press« st eile glaubt nach dem Dementi Hcrrtots au eine Fälschung. Sie legi Wert darauf, festzustellcn, dast sie ihre bezügliche Erklärung nicht nur, wie behauptet werden ist, zwei demokratischen Zeitungen, sonder» auch deutschnationalrn Zeitungen mitgetcilt habe. Anderseits ist die Frage ans» gcworseu worden, ob nicht in einem der süus Punkte, welche die Militärkontrollkommission bezeichnet ha«. Forderun gen enthalten sind, die sich mit denen des angeblichen Memo randums decken, slj Dass Memorandum Ist übrigens nicht zu erst von der „Berliner Börscnzcitung" mitgetcilt worden. Bereits am Sonntag früh brachten es die „Münchner Ncnesten Nachrichten". Auch das „B. T." hatte einen Absatz daraus mit- gcteilt. Hieraus schon ergibt sich die Hinsälligkeil der Bebanp- lung, dast cs sich um eine zu Wahlzmeckcn verübte Fälschung handle. Also -och ein französisches Reichswehr- memorandum? Gen f. 2. Dezember. Wie der „Tcmpü". der „Matin- nnd das ..Journal" melden, hat KricgSmlnister General Nollet am Sonntag in Epinal «. a. erklär«, dast die Entwassnnng Deutschlands als nicht genügend erwiesen sei, «nd das, die alliierten Regierungen die Umgruppierung der Reichswehr und ihrer Kommando st eile« in einer Note an Deutschland fordern werde». General v. Schönaichs Auflrelen in München verboten. München, 2. Dezember. General von Schönaich wollte gestern t» München auf Veranlassung der Friedens- gcselIichaft eine Rede halten. Von völkischer Seite wur den Deinenstraiioiicn angcdroht mii der Begründung, dast General von Schönaich vor einer pazifistische« Propaganda- reife durch Frankreich stehe Tie Pvlizeidirektion bat darauf hin das öfsentlichc Auftreten des Redners i» München ver boten, weil die Münchener Bevölkerung Uber die bcabsich tigte Vortragsreise des Generals nach Frankreich äußerst erregt sei. Köln, l. Dez. Der schottische Korporal Hol >ibau ist wegen Ermordung eines dcut chcn Mädchens in Köln vom englische» Kriegsgericht zu l b Jahren Zuchthaus ver urteilt wurden. DaS Urteil wurde durch den Oberkvmman- dierenden bestätigt. tWTBI