Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.11.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19021115025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902111502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902111502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-11
- Tag 1902-11-15
-
Monat
1902-11
-
Jahr
1902
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Diese» Blatt wird den Lesern von Dretdrn und Umgebung am Tage vorher bereu» al» Aveird-Zlnsgabe zugestellt, während cs die Post-Abonnenten am Morgen in einer GesannntauSgobe erhalten. Serugrgebiibl: Dre»d»n uud drr ttacklien Umsetnise, wo di« Zutraaun, durck «>»«»« Volk» «dkl Kommilsioilarc kr olol «rtilUlk» dar Viaii an WochkNlaac». die nickt aul Sonn oder iwienaak «olaen. in twei rtikilanraaden *»««»» imd «»'»»»« »uaeliellr , druck alle» Stilist! u Oliainal- nutdcii ........ und unverlanale Manullnvte Nicki auidrivaim r»le,ran, ui-Udreii«: Nachricht«» »r«»d,«. Kegrünöel 18LV Verlag von Kiepsrti L Deirtiardt. Anreizen-tanl. Unnadnie von Änillndiounae» dis Nacknullaas s Mn Sou», und Ncieuaa» nnr Monrninabe SS von II bis '/>l lldr Die l ivalliae Aiund «lie -ca s Siibei» so Pt» . Sin iündiaimocu an! dkrPrwaUeNe Zeile Li Pia . die iiivc»»ae Zeile als ..iim akiaiidl' oder a»i Lkrncite so Pia, ünPummrr» nach Tonn und Ncier iaaen l de» Livaiiioe Ärundceiieil so, «v de» M und so Pia, »ack de ioudeieitt Larii Aurwärüae Slui iwae »u> aeaen Polausbriaiiiima BcieabUiilkl werde» inii io Pia. dereckiiici. Nernivrcckaiilcklub: An» I Nr. » und Nr. 20ÜS. fsdrill seine!' l.eüel'MrlSi'eli. 8öbl'sue!!8- lnn! l.M-I.sükl'MLl'öll. Ni t«,«- si >>>»« !. kllllls sistkl' Ei« «»»,*>» »» uni 1 «I I>« I«iiil,>«»ri l.SlIsi'MLi'üN'LpkeiLi'LssekLit 2» I'inzz«-!- di>ia«»«e 2<k. llsmmvr'8 SekudvLLrsN «dt !k> ^»Iii i » Iller vi»ir< sltl>rt »int nllsvtti^ livlioi»«. 24 krsZer 8tl'S88e 24. SlLwmvr's SvdukvLLrvn. «r. -ilti.rMch Rcnrste D>ol,lve>jchte. Hvsiinchtichien, Lffcttbcwerh „ni Schießchienpreiie, Slrißcnbnhii Lvschmitz-Pillnitz. Ote>>cbtsverna»d>ungc». „Atll.envaihs", Trcssner Oivlicus. Tvnnnbcns, 4L. Nvvemücr Reneste Dral>tkneldunqett vvm 14. November Berlin. (Priv.-Tel.s Ter Reichstag setzte heute die Be- ralbuna des Antrags Aichbichler fort, und -war siand zu nächst der Antrag v, Normann aut Uebergang zur Tagesordnung über die 2l sozialdemokratischen Amendements zur Verhandlung Die Zulästiakett dieses Antrags war gestern Abend beschlossen worden. Avg. v. Tiedcman» (Reichsp j begründete den Antrag. Eindruck machte die Erklärung, dag eoent. die Mehrheit zu schär feren Maßnahmen werde greifen niüseu, um die Obllruklio» zu brechen. Gegen de» Antrag sprach der sozialdemokratische Abg. Südekum, der u. A. incinle, die Mehrheit glaube, mit ihrem Vorgehen sehr schluu gewesen z» sein, die Schlauheit sei aber von der Art, wie sie Wilhelm Busch in dem „Pater Filucius" ge zeichnet halw. Ter Antrag v. Rormann wurde dann mit 19t gegen 76 Stimme» angenommen. Nunmehr sollte der Antrag Aichbichler aus Abkürzung des Verfahrens der namentliche» Ab stimmungen zur Abstimmung loinme», die Sozialdemokraten brachten aber einen Antrag ein. über diesen Antrag zur Tages ordnung übcrzuaehen. Präsident Graf Ballcjtrem erklärte, diesen Antrag aus Grund der Geschäftsordnung nicht znlassen zu können, da em Antrag aus Uebergang zur Tagesordnung über den Antrag Aichbichler bereits gestellt und abgelehnk worden sei. hieranschloß sich eine kurze GeschästSordnungsdebattc, woraus der, Präsident auf Verlange» Südckum's das .Haus betrug. In einfacher Abstimmung wurde entschieden, daß der Antrag ans Uebergang zur Tagesordnung über den Antrag Aichbichler jetzt nicht mehr zulässiu. Lediglich die Sozialdemokraten stimmten sür Zulässigkeit. Daraus wurde der Antrag Aichbichler telbst mit 197 gegen 78 Stimmen bei zwei Stlmmenlhaltungcn angenommen. Tie durch das neue Abstimmungsversahren »otnwendig gewordenen bunten Stimmzettel wurde» vcrthcitt »nd nach dem neuen Verfahren folgte alsbald eine Abstimmung, indem die Freisinnigen beantragte», das; über 8 9 des Zolllaritgcsctzes zur Tagesordnung übcrgegangen werde. Tas neue Verfahre» nahm weniger Zelt in Anspruch als das alte und wird wahr scheinlich in Zukunft noch weniger Zeit beanspruchen, als Wie das erste Mal, da der Präsident die neue Abstimmung erst mil einer Erklärung einleitcn mußte. Berlin. lPriv.-Tel.j Reichskanzler Graf Vülow hatte heute im Reichstage mit dem Präsidenten Grasen Äallcstrem eine etwa halbstündige Unterredung. Im Anschluß daran wird mit- gckkeilt, daß das Gerücht von e uer Erhöhung des Gersten zolles auf 3,50 Mk. den Thalsachen nicht entspricht, ferner, daß höchstwahrscheinlich eine Einigung zu Stande kommen werde, in dem der Reichstag bei Roggen »nd Weizen von seiner Forderung abläßt, während die verbündeten Regierungen bei Gerste entgegen- kommen, lieber das Maß des beiderseitigen Entgegenkommens sieht noch nichts fest: daneben dauern die Besprechungen fort, aus welche Weife absichtlich geplante Hemmnisse eines Zustandekom mens aus dem Wege geräumt werden können. — Heute Abend findet beim Reichstagspräsideitten Grafen Balle st re in ein Abendessen statt, dem wahrscheinlich auch der Reichskanzler bei- wohnen wird. — Im Rcichstagsgcbände trat heute Vormittag die von der Regierung einberufene Kartellkonserenz zusammen. Ltaatssekretär Gras Pofadowskn begrüßte die etwa 30 erschienenen Herren und wies daraus aus die Beschwerden hi», die über Ring bildung und Kartellwescn seit einiger Zeit sich erhoben und auch im Reichstage Widerhall gesunden hätten. Tic Rcichsregicrung stehe bei diesen Beschwerden weder aus der einen noch ans der anderen Seite, dagegen habe sic nach den Vorgängen den Plan gcsaßt, sich Aufklärung zu verschaffen. Das allein sei der Zweck der Konferenz. — Da nächste Mittwoch Bußtag ist. und da die auswärtigen Mitglieder für Dienstag nicht wieder Hierher reisen möchten, so wird in der nächsten Woche die erste Sitzung des Reichstags erst am Donnerstag stattfindcn, und zwar soll der Donnerstag Schwcrinstaa sein. Berlin. (Pr-v.-Telst Die Reichstagskommission für ge werbliche Kinderarbeit beendete heute die erste Lesung der Vorlage. Neu eingesiigt wurden folgendeBestimmungen: DiePosizei- bebörde kann eine nach Maßgabe der vorstehende» Bestimmungen zulässige Beschäftigung, sofern hierbei erheoliche Mißstände zu Tage getreten sind, auf Antrag oder nach Anhörung der Schulaussichts behörde für einzelne minder ciuschränken oder untersagen, sowie aber für das Kind eine Arbeitskarte erthcilt ist. diele im Wege der Verfügung entziehen und die Erlheitnng einer neuen Arbeits- larle verweigern: seiner in Privalwohnnngcn, in denen aus schließlich eigene Kinder beschäftigt werden, dürfen Revisionen mährend der Nachtzeit nur sialtiindcn, wenn Thalsachcu vorlicgcn, welche den Verdacht der Nachtbeichästigung dieser Kinder be gründe». Die Strafbestimmungen wurden etwas gcnuldcrr. — Die ReichSIagokomniission für kauf in änn > schc S ch icdsyerichte ist einberusen worden, um eine Erklärung darüber z» hören, daß die Vorlegung eines bezüglichen GesetzenttoursS nahe bevorsleyt. Bremen. Ter ans der Aktieneesellschast „Westr" sür die kaiserliche Marine erbaute kleine Kreuzer ,,F r a u e n l o b" gin^ gestern von Nordenham aus zu einer zweiten Probesnbri >» c-ee, welche trotz des »nsjchligen Wetters ohne Störung verlies. Es wurde zwei Stunden lang mit der kontraktlichen Leistung von 8000 indiz-rten Pscrdekrästen gefahren, wobei Maschine und Kessel zur vollständige» Zufriedenheit arbeiteten. Die Geschwindigkeit be- trug etwa 21 Seemeilen pro Stunde. Vochu in. Ter „Wests. VoUSslg." zutolgc stürzte in der letzten Nacht in der Zeche ..Ecntinm' ein dlnbängesorderlorb mil 7 Bergleuten in einen Schacht Himmler. Säinmttichc Bergleute lind todt. Frankfurt a. M. Wie die „Franks. Ztg ' aus New-Uork meldet, erhöh te die Pcnnsnlvania Eisenbahn die Löhne von «10 OM t?l Angestellten »in 10 Prment. Stuttgart. Heule Vormittag fand ans dem Aussichts punkte Gähkopf die feierliche Griindslcinlcaung sür die von den Studenten der Technischen Hochschule »nd der königliche» Thier- arzneischule gestiftete B i s m o rck s ä n l e stall. Die Festrede hielt Professor Äeilbrecht Am Abend wird an der Festftätte ein Höhemcuerwerk abgebrannt, worauf die Stndenten einen Fackel- zng durch d-e Stadt veranstalten. Reiche »berg Die große Schaiwollspinnerci G. A. Jaeger in Rnvoersdors bei Reichender« ist nredcrgebrannt. Mch reie Arbeiter erlitten schwere Wunden. Budapest. Der Ministerpräsident reicht den Gesetzentwurf bctr. Erhöhung der Civilliste ein. lieber die Behandlung dei Vorlage beginnt eine Hausordnnngsdebattc, in deren Verlaus Barabas lKossutbparieil beantragt, die Vorlage nicht an den Finanzausschuß, sondern an die Sektionen zu verweisen, damit nicht vlos die Mitglieder de5 Finanzausschusses, sondern alle Mitglieder des Hauses sich über die Vorlage äußern können. Der Ministerpräsident bekämpft diesen Antrag und ersucht das Haus, der feststehenden Praxis gemäß von einer Berathuna in den Sektionen abzusehen. Die Mehrheit beschließt die Zuweisung der Vorlage an den Finanzausschuß. (Ironische Hochrufe bei der Kossnthpartci.s Paris. Der Ehcf der Sichcrkeitspolizci Eochcsert hat die gegen den „Gaulois" mit Bezug aus den Fall Humbcrl an gestrengte Bcrlcumdungsklage in Folce einer von dem „Gaulois" veröffentlichten Ehrenerklärung iurückgezosM- Brüssel. In der NäHe von Namur fuhr ein Güterzug einem Pcrsoncnzug in die Seite. Bei dem Zusammenstoß wurden 12 Reisende durch Quetschungen leicht verletzt. Eine Dame erlitt durch ansströmcnden Dampf schwere Brandwunden. Madrid. Der „Globo"«glaubt, Sagasta werde genöthigt sein, ans den Auftrag, ein neues Kabine! zu bilden, zu ver zichten Tiflis. Die Akademie der Wissenschaften errichtet in Schemacha eine seismoaraphische Station. Die er forderliche» Apparate sind bereits dort eingelrofscn. Anckland. Nach Meldungen aus Apia aus Samoa befinde! sich ein Vulkan auf der Insel Savaii in Thätigkeit. Es haben sich 5 oder 6 Krater gebildet, die Ranch und Flammen aus stoßen. Ein Dorf ist 3 Zoll hoch mit Asche bedeckt. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 11. November. —* Se. Maiestät der König traf zu der beute auf Kreyerne> Revier stattgeiundenen Königl. Jagd mit den Herren der Um gebung Vormittags 8«/- Uhr am Auer ein. Einladungen z» dieser Jagd waren ergangen an die Herren Generalleutnant v. Ccrrini di Monte Varcki, den Königt. Kammerberr» Ainishanptniann v. Schröler-Nie ßen, Eereinonienmejslcr Grawii v. hier, Major Frciln'irn v. Milka», sowie die Rittmeister v. Hoven und Slrnve vom in. lKönigs-) Humlen-Regimem und Lnndstallincisier Grasen zu Münster, —" Der Kommandeur der deutschen Tchntztrnvvc iür Kamerun, Oberst Pavel, der kürzlich von Sr. Maieslnr dem König in Andicn; empfangen ivnide, erhielt das Koinlhnrlre»; 2. Klasse vom Alviccbtsoidcn. —* Dem Oberzahlmcistcr Jünger von 2. Grcn.-Regt. Nr. 101 ist bei seinem Ausscheiden aus dem Dienst mit Pension der Eharaltcr als Rechnungsralh verliehen worden. - * Se. Majestät der König hat den nachgcnamttcn Oit!- zicrcn die Erlaubnis; zur Anlegung der ihnen verliehenen Ans- zcichnungen ertheilt und zwar: des Ritterkreuzes I Klasse des Königl. Baycrstchcn Mililär-Verdiensl-Ordens: dem Oberst leutnant Ernst beim Stabe des 3. Inf.-Negts. Nr. 102: des Fürsttich-Rcußischen — jüngerer Linie — Ehrenkrcuzes 3. Klaste mit c-chwertern: dem Hauptmonn Richter, aggr dem 2. Iäa.- Bat. Nr. 13: des Großkreuzcs des Kaiser!, und Königl. Oester- reichlichen Franz Joseph-Ordcns: dem Generalmajor Frhrn v. Stralenheim, Kommandanten von Dresden. —* Dem Vernehmen nach beabsichtigt der Minister der össent- lichen Arbc'tcn Budde seine infolge Erkrankung des sächsischen Finanzininislcrs verschobene Reise nach Dresden Ende nächster Woche anzntreten. —* Mi! Genehmigung Seiner Majestät des Königs wird eine Inspektion der militärischen Strafanstalten er- richtet, die dem Kriegsminislerium unmittelbar untersteht. Mit Wahrnehmung der Geschäfte des Inspekteurs wird der Komman dant von Dresden beauftragt: bei dessen Abwesenheit oder bei Krankheit werden die Geschäfte von seinem Stellvertreter »er- iehcn. Der Inspektion sind das Festungsgeiängniß Dresden und die Arveiter-Mihcilung Dresden unterstellt. —* Das Kriegsministerium bestimmte, daß ein ge meinschaftlicher Wettbewerb der Ossi ziere und Unteroffiziere des Jußartillerie-Regiments Nr. 12 und der Pionier-Bataillone Nr. 12 und 22 um Schieß- Ehrcnprcisc nicht mehr stattfindct. Mit Genehmigung Sr. Moje- stäl des Königs wird künftighin ohne bestimmte Zettfestsctzung sc 1 Ehrenpreis — Säbel für Ossiziere, silberne Taschenuhr-für Unteroffiziere — verliehen: an den besten Schützen unter den Offizieren des Fußartillerie-Regiments Nr. 12, an den besten Schützen unter den Unteroffizieren des Fußartillerie-Regiments Nr. 12, an den beste» Schützen unter den Offizieren der Pionier- Bataillone Nr. 12 und 22, an den besten Schützen unter den Unter offizieren der Pionier-Bataillone Nr. 12 »nd 22, wenn er min destens dasselbe Schießergcbniß erreicht hat, wie diejenige» besten Schützen, welche innerhalb der Königl. Prenß. Fußartillerie bezw. innerhalb der Königl. Preuß. Pioniere, Eisenbahn-Brigade und Tclcgraphen-Bataillone in dem betreffenden Jabrc Schieß-Eyrcn- prcisc erhallen. Das Generalkommando XIX. (2. K. S.> Armee korps und das.Kommando der Pioniere haben alljährlich bis zum 5, September der Allgemeinen Armee-Abtheilnng den besten Schützen unter den Offizieren und unter den Unteroffizieren des Fuß-ArtillerieRegiments Nr. 12 bezw. der Pionier-Bataillone Nr. 12 und 22 mit Angabe der Schießcrgcbiiisse namhaft zu machen. —* Für die Ka is erm a n öv er. die bekanntlich zwischen Leipzig und Magdeburg stattsindcn sollen, ist das Schloß des Barons v. Veltheim bei Oftrau, in der Nähe des PctcrsbergeS. als Hanvtauaiticr des Kaisers in Aussicht genommen. —* Heute, als am 11. Zielningstage der gegenwärtig spielen den 5. Klaste der 112. Sächsische» Landcslvtterie, ist der letzte große Hauptgewinn gezogen worden. Die 100 000 stcl ans Nr. 90015 in die Kollektion von Bruno Schneider in DreSdcn- Nensiadt. Bantznrrstraßc 27. Nun steht als „Attraktion" nnr noch die Prämie von 400000 Mk., die erst am letzten Ziehnngslage ihren Glücklichen findet. Die Ziehung dauert bis mit Montag, den 21. November —* Herr Gemeindevorstand Weigert-Löbtau dcmcnlirt die von anderer Seite gebrachte Nachricht, daß er in die Bnrgcr- meisleistellc eines kleinen Nachvaistädtchens eintrcte» werde. Kunst und Lvisscuschaft. ß* Mittheilung aus dem Bureau der Königl. Hoftheater. Die Abonnenten des Schauspielhauses werden daraus aufmerksam gemacht, daß die Erneuerung der Billcls für das zweite Abonnement spätestens bis Sonntag den 16 Mvcm- bcr zu den üblichen Kaslenstundcii an der Tageskasse des Schau spielhauses zu erfolgen bat. 7* Königl. tzofichatilpicl. Seitdem Anzengruber, der seltene Dichter und große Menschenkenner, seine unvergleichlichen Volks- slücke geschrieben, hat es an Versuchen nicht gefehlt, die Bauern- komödic aus dem Dornröschenschlafc zu erwecken. Gestern Abend ;st das einem unbekannten Prinzen aus dem Märchenland der Poesie gelungen: Armin Gimmerthal's vieraktigcs Schau- spiel „Äschenbachs" erlebte mit überraschendem Glücke im Ncustadter Hause feine Erstausführung in Gegenwart des Dichters, der vom zweiten Aktschluß an nach jedem Auizuge vor der Gardine erscheinen mußte, vom lebhafteste» Beisoll begrüßt. Dieser laute äußere Erfolg lst, selbst wenn er nickt Vorhalten sollte, um so Höker anzuschlagen, als er mehr der Leoendiaieit und Konsequenz der Ehararterentwickelung. der Kühnheit in der Zeichnung der lebens wahren Figuren und der wunderbar echten Milieuschiloerung, als den dramatischen Qualitäten des Schauspiels zu danke» ist. Denn diese fehlen eigentlich ganz: die Handlung rückt innerhalb der vier Akte nur wenig vorwärts, und auch dann nur ruckweise, so daß von einem Zusammengehen von Bild und That in den „Aschen- bachs" kaum die Rede sein kann, vollends bei der Oekonomie, die der Autor dem rein Stofflichen seiner Arbeit arwedeihcn läßt. Die Fabel des Stückes ist mit wenigen Worten erzählt; sie bringt den Niedergang und den Untergang einer kleinen Bauern- tamilie in vier erschütternden Bildern auf die Bühne. Die Hand lung spielt zur Zelt der siebziger Jahre in einem „thüringischen Torfe mit Apotheke und Fabrik" Der alte Alchenbach will sich mit feiner Frau nicht auf's Altentheil setzen, auch dann nicht, als der brave Sohn ein wackeres Mädchen beimführt. Unbändiger Bauerntrotz, gepaart mit höchster egoistischer Zähigkeit und ver- härtetem Geiz, will in dem Alten die Jugend nicht aufkommen lassen: er läßt si« eher faulenzen, als in S Regiment hinrinreden, bi- er endlich, von einem äußeren Uiwlück bezwungen, die Züge! n die Hände deS SohneS und seiner Schwiegertochter legen mutz. Aber seinen Segen, den Segen des Vaters, der den Kindern Häuser baut, gicbt er nicht dazu. Hat er früher dem Sohne die Arbeit genommen, so stiehlt er ihm in unbändiger Bosheit jetzt seine Ehre, indem er ein Sauf- und Rausbrnder wird, der nicht nur den Friede» im Hause nicht einen Augenblick aufkommen läßt, sondern den Seinen sogar die Schande macht, am Wege zu betteln. Ter Cohn, vom Unglück verfolgt, verzweifelt über all' oas Elend, das unverschuldet über ihn kommt, erschlägt den Vater, gerade in dem Augenblick, als ihm ein alter Pathc die Hilfe bringen will, zu der ihm merkwürdiger Weife der Pfarrer des Ortes nicht eher verholfen hat. So weit die äußere Handlung des Vierakters, Der künstlerische Werth dieses Schauspiels — das wird auch der Fernerstekcnde aus der kurzen Jubattsangabe erkenne» — kann nicht in der Dramatinriing seiner Vorgänge liegen, die in zwei Unglncksiällen. einem Bembiilch und einem Todschlag, ikre äußerlichen Höhepunkte findet: auch nicht in der tragischen Ans- aestailnng seiner Menschenichickiale, die von dunkle» Mächten bestimmt werden; iondern in der Lebenswakiheit der Ebaiakterc »nd des Milieus, aus dem sie hcranswachien, innerhalb des Schauspiels, »lit beinahe erschreckender E'ndrnckslicfe. Nur ein Dichter von gleich großer Lebens- wie Menichenkenntniß konnte ein „draniatiickes Cbaraktrrgemäldc" vo» solcher Wucht tcbafien. das Jeden mit gleicher Macht Irisst, weil Jeder tür dielen oder teneii Zug der tiagende» Charaktere Belege aus Ettcblem wird biingen können. Ein Kabi»etftück für sich ist in dieier Hinsicht der alte Aschenbach. mag die Motivirnng für leine Eharaktcrenlwickel- ung auch in der Vorgeschichte de» Dramas liegen Mit wahrer Liebe hat sich Gimmertbal in die Seele diese- Alten vertieft, der lebendig vor uns siebt in all' seinen großen und kleinen WrsenS- zügen. seinem Banerntrotz und seinem Geiz, seinen, Egoismus und iriner Halsstarrigkeit, seiner Bosheit und iciner Willensstärke. Man begreift, warum der Dichter ein Eitat auS Nietzsche s „Zarathustra" der Buchausgabe seines Schauipiels voraestellt bat. oaS Wort: „Das Beste und Liebste ist mir heute noch ein gesunder Bauer, grob, listig, hartnäckig, langhaltig: da- ist beute die vor nehmste Art", mag auch der S»>» diese-Ausspruches sich nicht ganz decken mit dem, waS Gimineithal aus Ei ienrm duich sein Swau- Wiel zu dieser Erkenntniß dazu tdut. Der gleich-eiiernen Koiitc- auenz. mit der der Charakter de- alten Aschenbach duichaetührt Ist. begegnen wir in der Entwickelung der Rosate, der Frau deS uingeu Aschenbach: sie ist künstlerisch vielleicht noch gelungener, weit ihre Motivirnng vollständig im Verlause des Schauipiels offenbar umd Dieic in ihrer herben Jungfräulichkeit, wie in ihrer strengen Weiblichkeit gleich fesselnde Persönlichkeit ist es auch, die das bischen Sonne in das düstere Elend der Scciienfolgc bringt, mag der Schein des Glückes auch nur von kurzer Dauer sein. Demi selbst Rosale wird hart an der stählerne» Kantigkeit des Dickschädels von Aschenbach, auch sic verlernt das Hoffen auf eine glückliche Wendung und wird sogar gegen die sich mühende und abrackernde Schwiegermutter in bösen Worte» unwirsch und unbillig. Nur der jtiuae Aschenbach. der Sohn Heinrich, behält die Weichheit seines Charakters, sei» Kinderacmüth bricht nur langsam unter der Last der wuchtigen Geschehnisse zusammen, seine Seele emvört sich erst spät, dann freilich um so surchkbarer, gegen all' das Unglück und die Schmach, gegen all' das unverschnldctc Weh. das über ihn und sei» Haus gekommen. In einem einzigen Auftritt, der Schlußstein:, von seltener Wucht des Eindrucks thii» wir einen tiefen Blick in die Seele dieses stillen und weichen Meirichen, der uns sein innerstes West» offenbart und erhellt Freilich über das „Unverschuldet" kommt man in dem Schau- spiel nicht hinweg: dieses „Unverschuldet" nimmt den Gescheh nissen das eigentlich Tragische und giebt dem Stück dasGcprägc einer konstruirten Schicksalstragödic. Das Schicksal ist der Vater, der den Sobn gegen alles natürliche Empfinde» um Brot und Ehre bringt, ist die Fülle von unglückseligen Zufälligkeiten, gegen die Heinrich und Rosale nicht aufkommen können. Rosale hat ganz Recht, wenn sie sagt slv., 6>: „Der Vater hat uns die Arbeit nehme wolle — er hat uns das Brot nehme wolle — er hat uns geschunden — er hat uns die Ehre abaeschnitten bei den Leiten — d'r Iud' hott' uns in Ruh gelassen, wenn r uns nick' verklagt hatte — der Rittmeister halt' uns geholfen, wo merlck auf dem Felde hab'n, wie s noch kci' Mensch in dem Dorf gesehen Hot — äh! — ein' so umzubringc! — Das is nie mals ä Vater gewesen — das is ä Deisel!" Ein einziger, menschlich rührender Zug in der Phgsiognomie des Alten, — und die Tragik des Ganzen würde verständlich werden, sie würde »ns die Geschichte ldcs Unglücks dieser paar Leute mit einem Schlage näher bringen und weniger äußerlich empfinden lassen Allzu scharf macht schartig, — das gilt auch hier. Sein außerordent- sicher Scharfblick hat den Dichter geradezu zu Nnwohricheink:^-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite