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Dresdner Nachrichten : 06.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189012068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18901206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18901206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-12
- Tag 1890-12-06
-
Monat
1890-12
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.12.1890
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2, r»i>, I »a u. ProLSLksi. 35. Jahrgang. Aufl. 50,0tttt Stück. Liisl. Ollvvl«! Nievüvltvi, für Llsiüor n. Linckonnüntal, 12-') cm brsit, Lltc. 3,50—4.00. MMklwaareiiftns IV. LsEIsr, Allmrkl. Dresden, I89Ü. xetroltMllilnpen. JerzenkronleuGerj 8e!i!itllieli. 8vv 4V. - 4. Kllmmi-Lcdlldo, « >M- llardurevr, ro88l«vl»« u. «vvattlsvliv. "W» K Oro88vs Vubrilclatz-or ru dilliffon l'reisvn. Uorik llartMA, AllMilrliL 13 n. Miiplür. Voidnaetts - Kelldetto» Z UiM«l8kI»iIie. l'mittt«». Z SlL8VLLrvll Z » socker ärt SU8 üeu I)oüautonÜ8tsn (!I:>8>ultt.en üos In- Ullck s 2 ^U8lanüc>8, ewpffjhlou iu roiehlinltii-or F.U8rraIiI Z ß ^Villi. lillil «k ^ >» >>nmai itt II. M «> II IN. bvNanulIt^I» «Iiialttütou »n«I x> ü^üilv Irumvulil. Otto ^olkrLm I^LLlik., Koslieseriult. ILö»iitz-öIoI»»»N'«N »»»><» 2. trvtlvn toi-Uvü.tii6llä 6111. UM. Ködert Kossmann. 8ee8ti-il88tz. Nr. S40. Kaiserrede über die Schulreform. Hofiiachrichien. Stadlverordnetensitzuiig, iKaturprediger Guttzeit, Technische Hochschule. Gerlchlsverhandlungen. Tagesgcichichte. KunstvereinsauSslellittia. » Sonnabend, 6. Deebr. Politisches. Welt über die Grenzen Preußens hinaus reicht die Tragweite der bevorstehenden Bcralhungen der Schulkonfeicnz, welche der Kaiser am Donnerstag mit einer bedeutsamen Rede eröffnet hat. Denn eine durchgreifende Reform des preußischen Schulwesens welche die bisherigen Grundlagen der höhere» Schulbildung wesentlich verschiebe» würde, wird schließlich auch wohl eine solche in anderen deutschen Staaten nach sich ziehen. Das Bewußtsein, daß auf dieser Schulkonterenz über die wichtigsten Bildungssragen unserer Zeit entschieden werden soll, durchdringt alle Diejenigen, denen die Sorge für unsere Jugend und damit die Sorge für die Zukunft unserer Nation am Herzen liegt. Dieses Bewußtsein hat den Kaiser zur persönlichen Theilnabme an den Berathungen ver anlaßt. um damit von Neuem zu bekunden, welches Gewicht er der Schulfrage beimißt und daß er eS für sein Siecht und seine Pflicht hält, seine periönl'chen Ansichten in zielgebendcr Weise zur Geltung zu bringen. In seiner Eröffnungsrede hat er mit vollem Stecht den Hauplschwcrpunkt in die nationale Erziehung gelegt. Nicht Grieche» und Römer sollen die Schulen heranbilden, sondern deutsche Jünglinge, die für die Größe und Herrlichkeit ihres Vaterlandes Her; und Willen haben und denen der deutsch, nationale Gedanke, welcher in dem Liede „Deutschland, Deutschland über Alles" reinen dichterischen Ausdruck gesunden hat. allezeit dnrch's Leben als das maßgebende Gesetz des Denkens und Handelns voranleuchlet. In der Thal kann ans unseren Schulen für die nationale Erziehung viel mehr geschehen. Jeder Lehrer hat die Pflicht, dem Unterricht, gleichviel ob er ein fremdsprachlicher oder mathematisch-naturwissenschaftlicher ist, eine nationale Grundlage zu geben: denn in allen Disziplinen und auf allen Gebieten menschlicher Bcthütigung haben unsere Altvordern Großes uird Vorbildliches geschaffen. Die Unterrichtsstunden in der deutschen Sprache und in der deutschen Geschichte müssen, wie der Kaiser betont hat. der Mittelpunkt sein, um den sich alles dreht. Mit der intensiveren Pflege des Nationale» auf den deutschen Schulen wird zugleich Hein Verlangen des Skaiscr»; daß di« Generation ein Schub und Schirm sein soll gegenüber den sozial demokratischen Bestrebungen, in nachdrücklichster und geeignetster Weise Rechnung getragen. Eine Jugend, welche von den Idealen Letz Teutschthumtz und des untrennbar damit verbundenen Christen ihums beseelt nt. welche weiß, daß Deutschland nur in monarchischer Gcslaltung sich im Zusammenhang mit der ruhmreichen Vergangen- heit weiter entwickeln kann, wird den Umsturzbeslrebiiiigen der internationalen Schaaren. denen Vaterland und Nation nur nichts tagende Phrasen sind, die sie darum nicht gern in den Mund nehmen, einen starken und unübersteiglichen Danim cntgegensetzen. Auch der kaiserliche Wunsch, daß in unseren Schulen in Zu kunft mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse des praktischen Lebens genommen weiden soll, verdient die vollste Beachtung. Daher wird auch den starken Strömungen Rechnung getragen werden müssen, welche die bisherige gvmnasiole Vorbildung für das Studium der exakten Wissenschaften für ungeeignet halten und demgemäß eine Beschränkung des Unterrichts in den klaisischen Sprachen fordern. T>ese Strömungen haben nicht blos ihre Hauptvertrelcr unter den Lehrern der Medizin, der Naturwissenschaften und der technischen Hochschulen, sondern sie werden unterstützt von allen Denen, welche, wie der Kaiser, den Nachdruck weniger aut das Kennen als das Können legen. Nicht die formale Geistesbildung allein, die bloße geistige Gymnastik ohne Rücksicht aus den realen Inhalt in die Aufgabe der Schulerziehung. sondern unsere Jüng linge. wenn sie die Schule verlassen, sollen nicht vollkommene Neulinge allen fragen und Aufgaben des praktischen Lebens gegenüber sein. Aller trockener syntaktischer und grammatikalischer Formelkram, die Finessen in der rcinsprachiichen Auslegung schwie liger Schriftsteller müssen über Bord geworfen werden, vor allem muß der lateinische Aufsatz fallen. Die mühevolle Arbeit, die der laicinische Aussatz den meisten Schülern verursacht, bedeutet zwar nicht eine ganz verlorene Zeit, aber dieselbe könnte weit besser vcrwerthet werden, wenn dafür die gehaltvollen Meisterwerke der griechischen und der deutschen Littcratur dem Verständnisse und der Begeisterung der Schüler näher gevracht würden. Bei dem latei nischen Aussatz ist die Hauvtschwierigkeit die sprachliche Seite, die Beherrschung der Formen, der Inhalt aber Nebensache. Aber es ist überall ein schwerer pädagogischer Fehler, wenn über der Form der Inhalt vernachlässigt wird, wenn man statt des Kernes nur die äußere Schale beachtet. In einem Punkte, den auch der Kaiser wiederholt betont hat, treffen die Wüniche der Meisten zusammen, daß die Jugend nicht überlastet und dadurch in der körperlichen Entwickelung, in der Freude und der Lust am realen Leben beeinträchtigt werde. Manche Ver bcsserungen und Fortfchritte sind in dieser Richtung in den letzten Jabrzcbnten durch Maßnahmen pädagogischer und technischer Natur erzielt worden. Jndeß eö kann noch viel geschehen, um die volle leibliche Gesundheit der Schuljugend auch seitens der Schule zu hüten und zu pflegen, vor Allem durch Förderung der Schul hygiene. in-besonoere durch Anstellung von Schulärzten, ivelchc das körperliche Gedeihen der Zöglinge zn überwachen haben und durch geeignete Verbesscmngsvorschläge dem Wähle der Jugend dienen können. Aucd dem Verlangen des Kaisers nach Vereinfachung deS Lehrstoffes und Verbesserung der Lehr methode ließe sich in mancher Beziehung entsprechen. Vor Altem müssen für unsere Gymnasien bessere Pädagogen hcran- gebtldct werden. Und hier ist ein Punkt, der außerhalb des Rah mens liegt, innerhalb dessen die Berathungen der Schulkonserenz sich vollziehen werden: Tie Reform dcS Unterrichts ans visieren Universitäten und akademischen Hochschulen. So lange die Mehr zahl der akademischen Lehrer, wie leider der Fall, keine tüchtigen Pädagogen sind: so lange noch die Meisten von ihnen weniger für die Studircnden, sondern mehr für sich, zur Förderung ihrer eigenen Studien-weckc dociren. und nicht in den Borielungcn wie vor zugsweise in den Scminaricn der Hauptnachdruck aus den leben digen Wcchselverkchr zwischen Lehrenden und Lernenden gelegt wird: io lange wird cS auch an geeigneten, praktischen Lehrkräften für unsere höheren Schulen fehlen, und alle Reformen im Lehrplan werden wirkungslos bleiben. Tie Universitätslehrer brauchen nicht gewandte, glänzende Redner zu sein; noch weniger sollen sie den Studircnden als trockene und vertrocknete Stubengelehrte ent gegentreten. sondern in erster Linie sollten sie bestrebt sein, die jenigen ibrer Zuhörer, welche Gymnasiallehrer tverden wollen, durch unmittelbaren geistigen Verkehr und Austausch, durch leben dige Hebungen für den künftige» LebenSderus zu schulen. Hierbei ist nicht zu vergessen, daß diejenigen akademisch gebildeten Lehrer, welche erst die Vvlksschulieminare durchgemacht und sich dann dem Universitätsstudium zugewandt, also gleichsam von der Pike ans gedient haben, sich als die praktisch brauchbarsten Kräfte erweisen und die besten Erfolge erzielen. In der Reibe der Fragen, welche den Berathungen der Schul- karsiercnz zu Grunde liegen werden und welche durch Berge von Büchern. Brocküreu und Kritiken vorbereitet sind, ist eine der ersten und wichtigsten die, ob die gymnasialen, realgymnasialen und lateinlosen Schulen getrennt und selbstständig neben einander be stehen, oder verschmolzen oder für zwei von ihnen ein gemeinsamer Unterbau geschaffen werden solle. Den Kaiser hielt man bisher allgemein für einen warmen Freund der Realgymnasien und man glaubte, daß diesen Schulen endlich die langersehnte und langum- slrittenc Gleichberechtigung mit den Gymnasien durch seinen Ein fluß zu Thcil werden würde. Eine geradezu verblüffende Ucber- raschung, eine arge Enttäuschung wird daher für Viele der Schiuß- biö jetzt vorliegenden kaiserlichen Eröffnungsrede sein: .Ich'halte dafür» daß man init einem radikalen Schritte die bis herigcn Anschauungen zur Klärung bringt, daß man sagt: klassische Gymnasien mit klassischer Bildung, aber keiire Realgymnasien. Tie Realgymnasien sind eine Halbheit, man erreicht mit ihnen nur Halbheit der Bildung, und das Ganze gicbt Halbheit für das Leben nachher." Wer ouS eigener Anschauung und Erfahrung die gymnasiale und die rcalgymuasiale Bildung kennt und vor- urtheilslos gegen andere abwägt, wird zweifellos der erjteren den Vorzug geben. ES fehlt der realgymnasialen Bildung hauptsächlich jene systematische wissenschaftliche Gründlichkeit und Tiefe, welche den Gymnasiasten infolge des Studiums der klassischen Sprachen eigen zu sein pflegt. Auch wird bei den letzlcren eine mehr ideale Lebensauffassung zu finden fein, die bei den Realgymnasiaslen durch die größere Pflege der Naturwissenschaften und der neueren Sprachen im Allgemeinen nickt erzeugt wird. In einer Zeit aber, wo der Werth aller Ideale, seien cS religiöse, ethische oder natio nale, von so vielen Seiten geleugnet und in Frage gestellt wird, wo die Richtung au, unmittelbar reale LebcnSgestaltung und Sinnengenüsse mehr und mehr die Oberhand zu gewinnen droht: da ist eS dringend nothwcndig, unsere Heranwachsenden Genera tionen an der Flamme jenes Idealismus zu erwärmen und zu be geistern, die sonnenhell über der Welt eines.Homer, eines Plato, eures Sophokles und Aeichylos leuchtet. Die Realgymnasien haben einen Dualismus in der Weltouffassung unserer Gebildeten gezeitigt, welcher die Einheit unseres wissenschaftlichen Lebens und den Zusammenhang mit der geschichtlichen Entwickelung unseres Volkes gefährdet hat. Hoffen wir. daß die durch die jugendsrische Initiative unseres Kaisers eingelcitelcn Berathungen der Schul- konscrcnz zu Nutz und Frommen mfferes deutschen Volles und seiner künftigen Geschicke verlaufen. So freudig und justimmend auch die in der kaiserlichen stiebe gegebenen Impulse zu begrüßen sind, jeder„Untertboiisversland" ist denselben doch vielleicht nicht gewachsen. In der Fassung, wie der Deutsche Rciclisauzeigcr den Vortrag des Kaisers micdergiebt, liegen den Airsiührunac» schwere Vonvüne gegen zwei grobe Stände in auffälliger Weise zu Grunde. Gegen die Gmiiiwsial- lehrec wird der herbe Tadel mangelnder Einsicht, ja sogar der Pflichtver-csscifticit erhoben. Und doch findet sich gerade unter den höheren Lehrern «sine große Anzckil, die in edler Berusstrene seit langen Jahren für gerade diejenigen Ideen gefochlen, welche der Kauer erst heule geltend macht, die ihr Herzblut dabingegcvn, habe», um lenen stiesormgedanken zum Siege zu verhelfen, weiche Seine Majestät in jugendsiiichcr Begeisterung zur Verwirklichung zu führen sucht. Ferner soll Sc. Majestät nach dem „Reichem,;." geäußert haben: „Die sämmllicl'cn ioaenannien Hungerkandidntcn, namentlich die Herren Journalisten, das sind vielfach verkommene Gymnasiasten, das ist eine Gcffihr für uns." In dieser Allgemein- best. die verstimmend, ja verletzend wirkt, kann unier Kauer das Verdikt über einen ganzen Stand nimmermehr ge'prochen baben. DaS erinnerte an lenen leider so weit verbreiteten und weg werfenden Ton. in dem man heutrutagc in weiten BcvölkerungL- schichten von den Journalisten mit Vorliebe zu reden pflegt, und wie er sich neuerdings besonders auch aus der Bühne so breit macht. Gewiß bringt wohl kaum ein anderer Stand soviel Aus wüchse zu Tage, wie de'jciiigc der Zeitungsschreiber : aber viele derselben sind weder Hungc>ka»dida»en, noch verkommene gefähr liche Individuen, sondern Leute, die ihren Berns mit derselben Pflichttreue, mit dcmiclbcn heiligen Ems» zu erfüllen bestrebt sind, wie jeder andere ehrliche Arbeiter. Ja. gerade die Journalisten düsten in Anspruch nehmen, oftmals ein Haiiplverdicnst an großen nationalen Errungenschaften gehabt zu haben, mag es sich darum gehandelt haben, die Begeisterung zum Kamps gegen änßcre Feinde oder gegen innere onzufachcn. zeruschreitz- uuv Fernwrcch-Verichte vom 5. December. Berlin. Ter Reichstag beschloß Einstellung des i» Hannover schwebenden Strafverfahrens gegen Wurm (So;.,. Singer (Soz.) führt dabei aus, daß daö Strafverfahren gegen Wurm gar nicht hätte anhängig gemacht werden dürfen, da der Reichstag nur vertagt war. Dann wurde die 1. Vercithirng des Gebrauchsmusterschutzes vorgenommen. Sambammcr begrüßte die Vorlage im Interesse der Ne wen Industrie, verlangte aber Hcrab. ietziing der Gebühren. Mit den, Musterschutz rolle kein Geschärt gemacht werden Das Reichsgericht als Berufs-Instanz eigne sich nicht. Staatssekretär v. Bötticher bezeichnet die Meinung des Vor redners als irrig, daß dieses Gesetz nur nicht patentfähige Gegen- stände schützen rolle. Es sollren damit auch patentfähige Sachen von geringerer Bedeutung benutzt tverden. Eine inlernmionale Regelung der Materie ser schwierig, da nur wenige Staaten Ge brauchsmusterschutz hätten. Abgg. Scipio (nat.-lid.) und Hnltzsch (kons.) sprechen sich gleichfalls für die Vorlage, aber zuglerch für eine Ermäßigung der Gebühren aus. Tie Vorlage wurde an die gestern nicdergcsctzte Kommission iür die Patentacretz-Novelle ver wiesen. — ES folgte 1. Beratbiliig der Krankenkaffenaesetz-Novellc. Staatssekretär v. Bötticher konsiattrl, daß sich das Krankenkassen- geietz bewährt und daß dasselbe segensreich gewirkt habe. Der Kraiikenkassenversickerung unterlägen auf Grund desselben 6 Mill Arbeiter Deutschlands. Die Vorlage bezwecke auch keineAenderling der Grundlagen des KrankenkassenversichemngsgeietzeS, sondern wolle nur inzwischen zu Tage getretene Mangel beseitigen Der Staatssekretär verwahrt die Regierungen gegen die ihnen unterge schobene Absicht, daß sie den freien Hiffskassen zu Leibe gehen wollten. ES liege dazu gar keine Veranlassung vor. Wolllen die Regierungen die freien HrifSkassen ans der Welt schaffen, io würden sie dies einfach beantragen. Tie Vorlage siebe auf der Grundlage der aiiSgleickenden Gerechtigkeit; ihr Ziel iei ausreichende Fürsorge für die Arbeiter (Beifall). Schumacher (Soz.) bekämpfte die Be stimmung, wonach die »reim Hiffskassen freie ärztliche Behandlung, Arznei und Heilmittel gewähren sollen, anstatt wie bisher ein höheres Krankengeld. Man müsse auch an die Familien der Kranken .... . .. xdic,ilwerde. nvissermaßen . . Erweiterung des Kreises der Versicherungsvflichtigen ist Redner einverstanden, kristsirt aber dann eine große Anzahl von Einzclbestrmmunaen. Mervach (Reichsp.): Seine Jrcurrde und er seien mit der Vorlage ganz einverstanden, besonders damit, daß die freien Hiffskassen ebenfalls zur Gewährung sreier ärztlicher Behandlung rc hcrauge- zogen werden. Es sei wünschenswertd. den Kreis der Versicherungs- pflichiiaen mehr und mehr zu erweitern. Die Vorlage cisthalie entschiedene Verbesserungen (Beifall). Dr. Hirsch (irers.)- Die Vorlage trage neben wirklichen Verbeffcrungen den Geist der Be vormundung und des Zwanges und entspreche so nicht dem neuen CourS. Für die Ausdehnung des VersicherungszwangeS aus die Handluiigsgehilsen bestehe lern Bedürsniß. Es sei dafür gcsorgt, dag die Baume der ZwaiigSvcrsicberniigeii nicht in den Himmel wachsen. Das beweise die Ausnahme, welche das Alters- und In valid! rätsgesetz aciniiden. Hirsch wendet sich dann gegen die Be stimmungen. welche die freien Hiffskassen betreffen und dieselben narb seiner Meinung lebensnirsähig zu mache» bestimmt sind Einleuchlende Gründe für die Maßnahmen gegen die freien Hilfs- kaffen leien nickt angegeben. Thatsächlich leisteten die Zwmigs- kassen weniger, als die freien. Die lichteren hätten ihre zahlreichen Mitglieder doch nicht wegen ihrer mangelhaften Leistungen, und die Aerzte wüßten, daß die freien Kassen zu ihren besten Kunden zählten. Die Mitglieder der freien Kassen würden besser vecpflegi, als die der Zwangstasien. Vor allen Dingen babe der Arbeiter, der als Angehöriger einer freien Kaffe seinen Arzt selbst wähle. Vertrauen zu demselben, und das befördere die Heilung. Das Meldcwesen iei für die Arbeiter bei den Zwangskasscn höchst lästig. Mit chrcanösc» Niaßregcln gegen die freien Kassen werde inan einen schlechten Eindruck bei den Arbeitern machen. Geh. Rail, Lohmann lonstotirt, daß auch durch tue Vorlage die freie Wahl der Kassen durch die Arbeiter keineswegs beschränkt werde. Hitze (Centr) und Möller (nat.-lib.) sprechen für die Vorlage. Ebcuio Frhr. v. 'Ilonteuffcl (kons.), welcher scttstellt, daß bisher die freien Kassen den übrigen Kasten gegenüber unberechtigterweffc privilegirt waren. Wisser iWild-Lib.) und Geyer (Soz.) sprechen im Sinne des Dr. Hirsch bez. Schumacher's, worauf die Vorlage einer 28er-Kvmmijsion überwiesen wird. Zum Schluß wird noch die Aussetzung eines geacn den Rechtsanwalt Stadthagcir(Soz )vorderA»waltSkammcr lchmebendcn Disziplinarverfahrens für die Dauer der Session be schlossen. — Dienstag: 3. Bcrathung der Helgoland-Vorlage. Etat. Berlin. Die Arbeiter!chutzkommission des Reichstages been dete heule die 2. Leimig der Gewerbeordnungs-Novelle. Zum Berichterstatter wurde Hitze ernannt. Zum Schluß wurde eine kombinirle Resolution der Abgg. Klemm tSachscn) und Hitze ange nommen. wonach der Reichskanzler ersucht wird, dcbufs Fächerung der Gewährung ausreichender Soniitagsrnhc beim Eiicnbahndiciisr seine Vermittelung bei den verbündeten Negierungen ciistreien zn lassen, insbesondere dabin zu wirken, daß der Güterverkehr an Sonn- und Festtage» möglichst eingeschränkt werde. — Das Abge ordnetenhaus trat m die l. Beratlmng des ValksichulgesetzeS em. Die Vorlage ivurde von dem Welfen Lr. Bruel und Dr. Reicbeus- pergcr (Eentr.) bekämpft, weil dieielbc die Rechte der Gemeinden beschränke, die Reckte der Stiftungen schwer verletze und den An sorderungen der Kirche zu wenig Rechnung trage. tDic Redner der übrigen Parteien sprachen sich im Allgemeinen zu Gunsten der Vorlage ouS. — Weiterberaihung morgen. Berlin. Deutschland hat die Republik dce vereinigten Staaten von Brasilien anerkannt. — Tein „Tagcbl." zufolge wird aus Sansibar telegraphirt: Emin Pascha ist am Viclona-Nvanza cingelroffen. nachdem er auch südlich vom See mit arabischen Sklaveistägern Kampfe zur See zn bestehe» gehabt. Alle euro päischen Begleiter Emin's sind gesund. Berlin. Ter gestrige Beschluß des Bundesrathes bezüglich der Viebeiiffubr geht dahin, daß die Landesregierungen ermächtigt werden, die Einiubr von lebendem Rindvieh aus Ocilerreich- llngarn in größere Städte, welche öffentliche Schlachthäuser be sitzen. unter der Bedingung zu gestatten, daß die Thiere g) an der Grenze mit Ursprungs- und Gcsuiidbcits-Zciianiß sowie mit Be scheinigung darüber versehen sein müssen, das; am Herkunftsorte und in einem Umkreise von mindestens 20 Kilonicker »in denselben innerhalb der letzten 3 Monate ein Liingensenchcfall nicht ausge treten ist, )>) bei Einlrilt in das dculschc Gebiet durch becimlcle Tbierärztc mitklsucht und geiimd befunden worden sind, o) direkt und ohne Umladung in plombirtc» Wage»: bis zu ihrem Be stimmungsort mit der Eisenbahn übergcsührt und dort auf einer für anderes Vieh nicht zu benutzenden Rampe ausacladcn werden. K» iß ^ Z 2. ( § 2. 2.^' . " rW -iS -r p's 7* S- ^ a-» Ek-z st it-- « s '1 > 'N
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