Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 10.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189911101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18991110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-10
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.11.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Stss? 4 »Dresdner Nachrichten" Stslk 4 Freitag. LO. Novbr. L8»S M» Nr. 3 LS der Kolonien avwanen. bevor man sich endgiltlg darüber schlüssig machen könne, ob dies Abkomme» eine entsprechende Kompensation dafür bilde, daß man Deutschland das schönste und fruchtbarste Land im Stillen Ozean einränmte. — „Mr>rnl»g Post" schreibt, das Abkommen scheine ein für beide Theile gleich gntrs Geschäft zu sein und werde hoffentlich auch von den Regierungen von Australien und Neuseeland begrüßt werden, — „Standard bemerkt, insofern der Vertrag die Ursachen etwaiger Meinuimsverschiedenheit beseitigen sollte, werde er in England und in Deutschland mit Befriedigung aufgenvmmen werden. Aus der Rhede von Spittiead wird zum 17. November ein großes Geschwader von Schlachtschiffen und Kreuzern, darunter iriffe des ncuaebildcten fliegenden Geschwaders, zusammen- gen, welches den Deutschen Kaiser bei dessen Ankunft m Portsmouth am 2V. dS. M. begrüßen soll. vor: naen zur Ausführung: Sinfonie (Nr. 4, aff: zum ersten Male: Vorspiel zu >elc" von Stephan Krehl: Sinfonie Transvaal. Vom Kriegsschauplatz? liegt folgende Nachricht Bus Estcourt meldet das „Reut. Bur.": Ein gepanzerter der zur Rekognoszirung der Eisenbahnlinie von hier abge! war. traf bei Eolenso auf Buren. Er erösfnete das Feuer aus Feind, der sich mit Verlusten zurückzvg. Der Zug fuhr dann nach Colenso hinein und es gelang ihm, 4 Wagenladungen mit Ge schossen, Lebensmitteln und sonstigen Vorräthen aus einem Fort wegzubringen. Hiemach lehrte der Zug hierher zurück. „Daily Ehronicle" berichtet, daß eine bedeutsame Sitzung des englischen Kabinetsraths unmittelbar bevorstehe. Diese werde die Frage der Molnlisirung eines oder zweier weiteren Armeekorps m Erwägung ziehen. „Daily Mail" meldet, die Mobilisirung des zweiten und des dritten englischen Armeekorps sei beschlossene Sache, und eine Division von 10,000 Man» des zweiten Armeekorps werde schleu nigst nach dem Kapland cxpedirt werden. Das zweite Armeekorps wird aus 40,000 Man» bestehen. Die Reiterei wird absichtlich überwiegen: mau will eine spezielle Kavallerie-Division bilden. Das dritte Armeekorps wird höchstens 26,000 Man» zählen, da es nur durch Miliz aus volle Höhe gebracht werden könnte. Es ist bestimmt, in den Städten des Königreiches zu garnifonire», da durch den Abgang des zweiten Armeekorps fast jede Stadt ini Bereinigte» Königreiche ihrer Garnison beraubt wird. Die Mobi- lisiiung des zweiten und dritten Korps steht ohne Beispiel da. Diese erfordert die Einberufung von deren Reserve». Bisher sind 25.000 Reservisten eingerückt, so daß nur noch etwa 65,000 Reser visten versügbar sind. Die sieben fremde» Militärattachss, welche sich nach dem Kriegsschauplätze in Afrika begeben, haben sich ln Liverpool auf dem Transportschiff „Bavarian", das mit einem Truppen transport nach dem Kap geht, eingclchifst. Im Londoner Albert-Dock ereignete sich zwischen den Decks dcS Tranportschifscs „Canning" eine ExPloston. Das Feuer wurde nach 2 Stunde» gelöscht. Der Schaden wird für beträcht lich gehalten. Das Schiff sollte gestern in See gehen. Kunst und Wissenschaft. tz Im König!. Opernhaus geht Sonnabend Wagner's „Tannbä user in folgender Besetzung der Hauptrollen in Scene: Elisabeth—Frl. Multen: Venus—Fra» Krammer; Tann- bäuser—Herr Jorchhanuuer; Landgraf—Herr Rains: Wolfram- Herr Scheideinantel. Am Sonntag gelangt ,.D ie A fr i ka ncrin" mit Frau Witttch in der Titelrolle zur Ausführung. -f Das Königl. Hvsschauspiel giebt heute die Hauvtinann'schc Komödie „College Crumpto n". Anfang halb 8 Uhr. s Im heutigen 2. Sinsonie - Eoncert der König!. K a v e l l e (Serie gelan, - - O-moll) von Joachim Ra G. Hauptmann's „Hannes >. (Nr. 1, ö-ctur) von Robert Schumann. Die Generalprobe zu diesem Concert findet Vormittags 10 Uhr statt. 's Residenztheater. Zum ersten Male: „Königs- linder". Märchen in drei Akten von Ernst Rosincr. Musik von Engelbert Humperdinck. DaS merkwürdige Stück hat. an einigen wenigen Bühnen aufgesührt, ebenso viel von sich reden lassen, als cs. selbst in den Kreisen der Freunde der Autoren, anzusprechen vermochte. Dem Titel und der Anlage »ach ein Märchen, hat die Verfasserin — Ernst Rosmer ist das Pseudonym für Frau Elsa Porges-Veliistein in München — ein Zwitterding geliefert, das, eineStheils mit dem äußerliche» Rüstzeug des alten „Es war einmal" ausgestattet, anderntheils mit einer hypermodernen allegorisireuden Tendenz verquickt, den inneren Be griffen von Märckenpoesie direkt znwiderläuft. Die Einen sahen infolgedessen in diesem „Märchen" die nutzlose Verstümmelung der alten Form und. im Hinblick auf die oft gesuchte und überdeutliche Ausdrucksweise, die gewaltige Verballhornisirung der deutsche» Sprache: Andere bezeichnete» es in der Verbindung mit der Musil als eine Uebertrumpsung des Wagner'schen DcllamationSstiles: wieder Andere wollten tn der Sache sogar das bedenkliche Zeichen von Selbstzersctzung und Decadence sehen, wenn innerhalb der Wagnerianischen Kreise diese „Königstinder" ohne energischen Widerspruch geduldet würden. So. nicht Fisch, nicht Fleisch, konnte eS weder »ach der einen, noch nach der anderen Seite hi» anmuthen, zunächst nicht, weil das „Spiel" gänzlich unverständlich bleibt. Es erzählt uns von zwei Königskindcrn. die an der Roh heit und dem Unverstände der Menschen zu Grunde gehen, trotz offenkundiger Schuldlosigkeit. Der KönigSjohn, der lenieits der goldenen Mauer die Welt sehen und dienen lernen will, um später herrschen zu können, wird durch den Spielmann zusammengesührt mit der Gänsemagd, die in ihrer reinen, lieblichen Menschlichkeit ei» echtes und die O Mißhandlungen c» „. , . . . , , freche Sinnlichkeit den Königslohn zu verführe» und rohe Gemein heit sie zu trennen sucht. Als sie aber, vom Schicksal als Könias- paar von Hellabrunn bezeichnet, in ihrer Schlichtheit unter die Hellabüraer treten, werde» sie verkannt und mit Spott und Hohn in die Äildniß vertrieben, wo sie im Winterschnee sich verirren und an dem vergifteten Brot der Hexe sterben. Aber dieses Brot, von der Gänsemagd früher einmal gesegnet, hat die Kraft. Den. der es genießt, in den Wahn einzuschläfern, er habe das Höchste erreicht, und so sterbe» sie in verklärter Seligkeit Von dem Spielmann und den Kindern von Hellabrunn werden sie bestattet. Das ist recht traurig, aber, wie gesagt, auch recht unverständlich. Man weiß nicht recht, wo hinaus Frau Porges-Bernstein will. Soll der Grundgedanke vielleicht in dem Satze liegen: „Nicht nur Throne allein tragen Königsleben — Aus Bctlelschande, aus Hungerpein können sich Könige erheben", oder soll die Sache, sym bolisch ausgefaßt, etwa aus das Genie passen, das. unverstanden, erst untergeben muß, um unsterblich zu werden? Um das Eine odei das Andere oder noch Anderes heraus- und hineinzudeuten in diese „Köniaskinder". muß man recht viel Fleiß und guten Willen mitbringen und selbst dann gelingt die Deutung nur stück- und ruckweise. Jedenfalls aber bleibt man, trotz aller Deutungs- Versuche, herzlich unbefriedigt. Dagegen ist die Scenerie der Vor gänge, das Milieu, nicht ohne Geschick erkunden, es ist sogar das Beste an der ganzen dichterischen Sache. Man merkt aus Allem, daß Frau Porges-Bernstein nicht umsonst Schauspielerin gewesen und die lernbegierige Tochter ihres Vaters lst. des bekannten Münchener Königs. Musikdirektors Borges, der oft bei den Bay- reuther Festspielen betheiligt war. Hier mag sie manchen lehr reichen Blick in die Jnscenmingslunst gethan und Manches gelernt Prinzen „brustelgen — eb, ' ut könnte man sm Imperativ sagen: „Nun. ": an anderer Stelle Nagt der KvnigSsohn Herzdrücken all' dir Nacht"; die Gänsemaä fertigende Neubildungen, OrkentaliSnien re. en; das Kränzlr . ..... . - die Hexe, meint: eniv gut sodn, sterbe gehabt ein „Ein Ringlein treute mir besser"; oder: euch der Magen schier"; „WaS die Stirne?" .Mir ist müde"; „Mich wird vom „Jn'S-Gesicht-Speien der n. Könh die Menschen ,d ist dem ohn, werbe" ,Ha! In dem Schädel ^bau^cht Du die Hand Dir über schwindelt^ nieder": es fressende» Pest", vom ^klle „ .. . „ der» eugunastreue Wagnerianer, wirklich über sich, zu solch' unglaub licher Pornographie die Musik zu schreiben? Aber Glück ist's. un schätzbarer Boctyell für Frau Porges-Bernstein. daß er sich finden ließ, die „Dichtung" durch die Musik. daS Buch durch seine Partitur wenigstens einigermaßen an das Rampenlicht der Bühne zu retten. Tburmhock steht die Humperdinck'icke Muse über dem. was die Dichterin zu dem Märchen geliefert, thurmhoch im besten Sinne des Wortes, aber auch — thurmic „Schnäuzen der Flöhe" gesprochen und dergleichen mehr in nnd Fülle. Brachte eS Humperdinck. der ausgesprochene. nicht Maschinen und auch An letzteren namentli ' haben. Sie „schont Prospekte nicht an Thier' und Vögeln fehlt es nicht", nicht, denn an der 5 dressirte Gänse Thei magd gehören. Je w . einer solchen überhaupt die Rede sei» kann, je üppiger mehren sich die äußerlichen Zuthate», bis schließlich Alles in Aeußerlichkeiten ausfließt. Wenn solche Fülle der Gesichte, der Requisiten und Dekorationen ei» Märchen im besseren und höhere» Sinne bedeutet, so hat Frau Porges-Bernstein mit den „Königskindern" allerdings ein Märchen geliefert, dem es an «roßen und kleinen Effekten wahrlich nicht fehlt — ichade nur, daß solch' schätzenswerthe Kennt- niß der sceniiche» Rüstkammer noch lange keine Dichterin auS- macht. Da steht es um daS Vorbild, das Frau Poraes-Bernstein sich unzweifelhaft an Gerhart Hauptmann's „Versunkener Glocke' genommen, denn dock wohl etwas anders. Bei Frau Pvrges- Bernstein werden wir mit Aeußerlichkeiten. mit Imitationen abgespeist, aus Hauptmann spricht ein großes, kraftvolles Dichtertalcnt zu uns — ' etriebigt mit einem immensen Fragezeichen, auptdarsteller tn 'die spanischen Stiefel des rhyth Momente der Saup misirten Sprechgesanges allerdings rühmen, diese sogenannten „Sprachvers" erfunden zu haben, re findung aber wohl kaum nach irgend davon, daß dergleichen mit ver> cs zu zwängen. Der Komponist kann sich Sprechnoten und damit den tfertil. end einer Seite hin! Ganz abgeleyen ^fertigen kann er diese Er barsch ai. dl „»VVII, cicc. uee> Musik nichts zu thun har, daß das Ganze zu einem prinzipienlosen Wagnerianecthume zusammen sinkt. stilwidrig und unkunstlerisch wirkt, diese Sprechnolen, von denen die Partitur überquillr, legen dem Darsteller nebenbei Fesseln von so drückender Schwere an. daß er, immer an Das gebunden, wozu ihn die Eiscnklammern des Rhythmus verurthcilen, fast niemals individuell zu wirken im Stande ist. Er kann und darf nicht sprechen, wie das Gefühl, die Situation ihn leiten, er muß vielmehr, Sklave der Humperdinck'schen Erfindung, oft in das direkte Gegen theil von dem verfallen, was persönliches Empfinden vorschreibt. Diese Uebertrumpsung des Wagner'ichen Deklamationsstils läßt den Zweifel aufkommen, ob man die Rolle» mit Sängern oder mit Schauspielern zu besetzen hat. oder ob man eine ganz neue Spezies heranbilden, ob man die Dichtung, oder die Musik fallen lassen soll. An großen Bühnen, wo man über geeignete Kräfte nach der einen und der anderen Seite hin verfügt, ließe sich vielleicht ein Kompromiß schaffen — an kleinen Bühnen aber muß der Versuch, den Ab sichten des Komponisten gerecht zu werden, zur Parodie herabsinken. Für die Aufführung am Nesidciiztheater bat man sich für diese -Schwierigkeiten kurzer Hand dahin zu behelfen gewußt, daß man den Sprachvers überhaupt ganz iguorirt und diesen einfach melo dramatisch behandelt. Sehr ingeniös, aber auch sehr billig, den Intentionen des Komponisten vollständig widersprechend! Dennoch steht die Humperdinck'sche Musik, wie gesagt, riesenhaft über der Dichtung. Sic wirkt namentlich in den Momenten, wo Humper- dinck an das Wort nicht gefesselt ist, durch überaus stimmungs volles Kolorit und feine Struktur: sie ergänzt sehr oft Das. was Frau PorgeS-Bernstein auszudrückcn versagt bleibt; sie ist in ihrem polyphonen Gewebe so vortrefflich gearbeitet, daß man. wenn man mit dein Ganzen auch nicht einverstaiwen sein kann, zahlreiche Einzel heiten als Meiiterarbeit zu schätzen gezwungen wird. Dafür geht ihr die Originalität ab dadurch, daß sie zu stark nach „Parsifal", „Siegfried", „Tristan" neigt — auch Schumann („Manfred") und Goldmark hört man anklingen —, daß sie fast immer vom Geiste Wagner's erfüllt ist und — man muß immer wieder auf den fatalen Sprachvers zurückkomme» — die Prinzipien Wagner's war festzubaltcn strebt, leider aber diese auf den Kopf stellt. Das Oedenteiidste und Werthvollste an der Partitur sind und kleiden die reinen Melodramen, vor Allem der b^-äur-Satz: „Willst Du mein Maienbnhle sein", der Einzug der Gänsemagd inHellabuinn mit der herrlichen Glockcn-Jmitatwn. die Stcrbescene im letzten Akt und die Vorspiele vor dein zweiten und dritten Aufzuge. Hier ist die StimmnnqLgcwalt zivil,ge,id, die llangrciche. charakteristische Instrumentation meisterhaft, die thematische Arbeit vollendet. — Nächst dem Komponisten dankt Frau Porges-Bernstein die zum Therl günstige, in Einzelheiten glänzende Aufnahme der „Königs- kindcr" in Dresden der machwollen Darstellung der Frau Agnes Sorin a. Es ist zwar nicht zu verkennen, daß die sechzehnjährige Gänsemagd der Jugend gehört, was Fra» Sorma im Allgemeinen aber aus der Nolle hcransgestaltct, namentlich in den Momente» seelischer Erschütterung, im Kampfe zwischen Weinen und Lache», i» der charakteristischen Darstellung des Heranswachsens aus dem Naiven zum Heroischen, alles Das und die Kunst der Feiiiiiialerei zahl reicher seelischer Vorgänge, die dem Halbtalent verschlossen bleiben müssen, erheben ihre Gänsemagd zu einer große», künstleriich schönen Leistung. Ihr am nächsten kommt der Prinz des Herrn Stillfried, der fleißig stndirt ist und nicht ohne Feuer und Stolz dargestellt wird. Das wäre eine Rolle für Herr» Franz oder Herrn Wiecke. Aus dem Spielmann gestaltet Herr Waldcck. was in seinen Kräften steht, leider kann er die Nolle, die einen ersten Helden bedingt, »nr zum geringsten Theil decken. Verdienstvoll iebt Frl. Kronthal die Hexe und die Herren Friese, Witt und frl. Meyer finden sich gut iirit den kleinen Rollendes Äesendiuders, wlzhackers und der Wrrthstochter ab. Ganz vorzüglich war die kleine Elsa Ricken als Bcscnbindcrtöchtcrlein; ihrem hübschen ver ständigen und rührenden Spiel war sogar der Erfolg des zweite» Aktes ganz allein zu danken. — Der an einer Overettenbnhnc schwer zu losenden Orchcsterfrage hat Herr Kapellmeister Dcllinger mit einer gewaltige» Verstärkung der Residcnzlheater-Kapelle zu begegnen versucht. Weiter hat er sich durch mühevolles, überaus fleißiges Studium in zahlreiche» Probe», durch Intelligenz der Auffassung zum Mindesten das große Verdienst erworben, mit den vorhandenen Mittel» der Hniiwcrdinck'schcii Musik nach Kräften gerecht zu werden. Daß er trotzdem nur in vereinzelten Momenten wirklich sinfonisch wirken kann, ist ihm nicht zur Last zu legen. Zu solcher Musik, deren Schwerpunkt in der Polyphvnie, in der lnstrnmentaien Virtuosität gipfelt, gehört ein Orchester, das nicht dort entläßt man uns unbefriedigt mit einem immensen Fragczeich, hier ist uns die Seele erfüllt vom Duste der Poesie, vom Zauber einer wirklichen Märchenwelt. Und das " Dichterin I Mag man ihr Buch ausschla itößt man aus übertriebene, undeutschc . .»Zahl einer großen Kapelle ausmeist, sondern große sinfonische Ausgaben auch künstlerisch zu lösen im Stande ist. Nach dieser Richtung hin mußte das Bemühen, höheren Ansprüchen zu genügen, allerdings mehr als einmal versagen. — Am meisten und lebhafteste» sprach der erste Akt an; der zweite ließ in der Wirkung bedeutend nach und de'r dritte spannte derartig ab. daß an wirklichem und echten« Beifall nur noch etwas für die Darsteller, für die Jnscene und für die reiche, ohne Rücksicht aus Kosten be wirkte Ausstattung übrig blieb. Herr Obccregisseur Notier dankte, ohne eigentliche zwingende Veranlassung, am Schlüsse für die freundliche Aufnahme im Namen der Dichterin und des Verfassers, der, obgleich er zugesagt, zu der Aufführung nicht erschienen war. Herrmann Starcke f Der künstlerische Ruf, den die musikalischen Veranstaltungen der „Dresdner Ressource" allenthalben genießen, wurde vorgestern Abend durch ein großes Eoncert in den Sälen des „Neustädter Kasinos" auf's Neue befestigt. Das mit vornehmem Geschmack zusammengestellte Programm führte, umrahmt von Orchestervorträgen der trefflich bewährten Gewerbehauskapelle unter Direktion des Königl. Musikdirektors A. Treukler. zwei Solisten ein. die den Reiz der Neuheit für das musikalische Dresden in Anspruch nehmen dursten, die Sängerin Therese Behr aus Mainz und den Violinvirtuosen Fritz Kreisler aus Wien. Beide gefielen außerordentlich und errangen mit Leistungen, welche das sonst in Gesellichafts-Eoncerten Gebotene bedeutend überragten, dement sprechend auch große und starke Erfolge. Den tiefsten Eindruck hinterlieb die Sängerin des Abends. Frl. Behr verfügt über ein prachtvolles Material von reinem, ausgesprochenem Ältttmbre und vortrefflicher Schulung. DaS Reizvollste an chrer Künstlerschaft ist ober nicht der Besitz schöner Mittel, sondern ein hervorragendes Vortragstalent, das si' Lieder auf das Beste vei Wirkungen zu erzielen . - Brahms. Schubert s „Kreuzzug". das .Waldesgespräch" von Schu mann und „Traum durch die Dämmerung" von R- Strauß, von Herrn Pretzich tadellos begleitet, waren die Glanzstücke des bendS. In dem „Schwesterlein" störte ein wenig daS starke "lements, das »war sehr wirksam, aber och zuwider ist. während die beiden rammS, das hoheitsvolleBeethoven'lche Arie „Omdra war ku" von Händel, chleppen im Orchester etwas verloren, wie die Sängerin hatte Herr Fritz en der Ruf «ine» «xcellenten Geigers — Betonen deS dramatischen ' - te dem Volkston deS Liedes klassischen Nummern deS Pr ,.Iv qusst» tomba" und ' durch ein wohl absr . . , "inen gleich großen Erfaß reiSler, dem aus de Und das „Deutsch" der Münchener > vorausgebt und der namentlich als lker durch rin wahrhaft , ... i)er Künstler spielt« mit ensarten. nicht zu recht- großem Tone und männlich energischer Auffassung da» bekannte en. wo eS beliebt, überall bravouröses Spiel zu verblüffen weiß. ^Der Künstler spielte m " gische' 8-moN-Concert von Bruch: vefonderS der Schlußsatz kam ungemein teinveramentvvll heraus, während man daS Adagio, diese» unüber treffliche Paradcstuck Sarasate'scher Schwärmerei, schon inniger, wenn vielleicht auch nicht vornehmer und ruhiger in der Bogen- führnng gehört hat. Den Hauvttrumvf gab Herr Kreisler aber mit dem Vortrag der PaganlnI'ichen Variationen über ,^l«m pur msst»" ans. Wie er diese viollntstilchen Teuselskünste zum Besten gab, wie er die schwierige» FlageoletS, Oktavcngänae. Doppelgriffe, Staccati und oll' den anderen HokuSpokuS mit verblüffender Selbswcrständlichkelt zur Geltung brachte, das überraschte auch Anspruchsvollere. Selbstverständlich ging eS bei solchem Erfolge auch bei ihm nicht ohne Zugabe ab. Wenn trotzdem da» Concert schon kurz nach 9 Uhr zu Ende war, so darf daS als ein besonder» schätzens- und nachahmenswertber Vorzug dieser so Übemus ge lungenen künstlerischen Veranstaltung gelten. IV. s Die Gesellschaft für Lttteratur und Kunst er» öffnete vorgestern die Reihe ihrer dieswlnterlichen musikalischen Veranstaltungen mit einem vorzüglich besuchten Concertabend, der dasselbe wohlthucnd ernste künstlerische Gepräge an sich trug, wie die gleichen Unternehmungen des Vereins im Vorjahre. Daß man den großen Gewerbehauslaal mit dem für intimere Klang wirkungen besser geeigneten Mnseiihaussaal vertauscht hatte, ge reichte ven für den Abend In Aussicht genommenen Vorträgen nur zum Vortherl. Mit Mendelssohn's Äiolinconcert, das an der Spitze der Vvrtragssvlae stand, legte zunächst Irl. Juanita Brock mann ans's Neue eine schone Talentprvbe ab. Namentlich siel die Sauberkeit und Sicherheit der Technik im 1. und 3. Satze vortheilhast auf. während es dem Mittelsatze an Wärme und Süßigkeit des Geigentones, sowie an vertiefter Auffassung etwas gebrach. Das später von der Künstlerin mit untadeliger Festigkeit aclvieltc Papagcno-Rondo von H. W. Ernst, übrigens ein musika lischer Schlager von sehr bestreitbarem Werthe, hätte auch noch etwas mehr Vortragsgrazie und rhythmische Schneid vertragen. Eine stimmlich hervorragend begabte Altistin und geschmackvoll Vortragende Liedersäiigettn lernte man in Fra» Marie Adam» aus Leipzig kennen. Wenn auch nicht ganz frei von vereinzelten Trübungen der Tonreinhcit. so doch mit kraftvoller, pastoser, wohl lautender Stimme von echter Altfärbung lang die Leipziger Künst lerin HLndel's bekannte Ncrxcs-Arie: „Ombrer mal tm' und Ge sänge von Beethoven („Wenn die Wchmuth"), Brahms („Liebcs- treu") nnd Richard Hering: die beiden wohl erstmalig öffentlich erklungene» Lieder des letztgenannten heimischen Komponisten. „Unterm Lindcnbauni" und „Ewige Liebe" betitelt, erwiesen sich als sang- »nd dankbare Weilchen von ansprechender, wenn auch nicht besonders origineller Erfindung und guter mnsikaliichcr Aus gestaltung. Als pianistische Gaben bot Herr Alfred Eis mann inn. drei niedliche Bagatellen von Ed. Gricg tn subtiler, sein durchdachter Ausführung und verrieth bei dieicr Gelegenheit >etn durchdachter AnSsnyrnng und verrieth ver dreier Gelegenhei wie bei de» Klavierbegleitungen der Geigerin ein achtunggebieten des Können und wohlgebiidctc» musilaiiichen Sinn. Zur Haupt zierde des Programms wurde die sein abgetönte, durch Prä Ebenmaß der Ausführung und des JnslrumentcnklangeS tiges aus gezeichnete Wiedergabe eines Mozart'schcn Streichquartetts (6-äur, Nr. I) durch die Herren Knniiilermnsiker Eismann sen.. Schramm. Spitzner und Nnsscr. Das Werk, eines der jugendsrischesten und lebensfrohesten des Meisters, das nur im dritten (langsamen) Satz vorübergehend einige Anläufe zu dusterer, grübelnder Lebens auffassung nimmt, machte in seiner ganz vorzüglichen Ausführung den besten und nachhaltigsten Eindruck aus die Hörer, die es an würdigendem Beifall nicht fehlen ließen. —ät. i Eine stattliche Tranerversaminiung hatte sich gestern Vor mittag in der Parentationshalle des Aiincnfriedhofs an der Chcmnitzerstraße ei»gcf»ndeii. um Carl Ueber Horst, dem treuverdicnten Oberregisseur unserer Könial. Hofoper, die letzte Ehre zu erweisen. Inmitten eines aus Lorbeer- nnd Palmen- bäumcn improvisirten Haines stand vor dem Altar der Sarg mit der sterblichen Hülle des Entschlafenen, der fast verschwand unter der Fülle mächtiger Blumen- und kostbarer Lorbeeri'pendcn. Die erhebende Feier, der mit dem Gencraldireklor der Könial. musika lischen Kapelle »nd der Königl. Hoflhcater Grafe» Scevach an der Spitze das Gesamintpeffoiial von Oper und Schauspiel nahezu vollzählig neben zahlreichen Künstlern und Kunstireuiiden Dresdens beiwohnte, wurde mit dem Gesang des weihevollen „Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen" eröffnet. De» Trost der Kirche spendete in zu Herzen gehender Weiie hierauf Herr Oberkonsistorial- rath l). Dibelius, indem er die Güte Gottes pries, die sichtlich auf den 76 Lebensjahren dieses Verewigten gelegen und ihn treu geführt hake auf viel verschlungenem Psaoc bis an'S gute Ende seiner Tage. Sodann sprach im Name» und Auftrag der Generaldirektion Geh. Hofrath Gcneralinnsildircktor v. Schuch; er feierte in längerer Rede die Verdienste des Verstorbenen, uni am Schluß seiner Worte eine prachtvolle Jächcrpalme zu Füßen des Sarges niedcrzulege». Seinem Beispiele folgten mit kürzeren Widmungen und Lorbcerkränzcii: Herr Hofopcrnsäiiger Decarli im Namen der Solisten der Königl. Hofvpei, Herr .^offchaufpieler Winds im Anflrage des Schauspielpcrivnalü, Herr Hoffchauivieler Bauer für die Bnlnieiiacnossenschast (Lokalvcrband Dresden! und Herr Chorführer Spies im Namen des Königl Singcchvrs. Unter erneutem Gesänge des OpernchoreS wurde hieraus der Sarg er hoben und nach der unweit des Grabes Emil Devnent'S gelegenen letzten Ruhestätte der Familie Ueberhorst getragen. Gebet und Segen schloß die kurze, aber würdig schöne Feier, die einem Manne galt, der seine Ehre darin sah. Treue zu halten in seinem Berufe und als dienendes Glied sich dem Ganzen cinzufügen. Üavs via anima! 4 Das Sonntags-Concert in der Res»rmirt«nKtrche wird Gelegenheit bletcn, Fräulein Minnie Null ,um erllen Male, und zwar in gehaltvollen Kompositionen von Gabe unb Alliert Becker, in Dresden als Kirchensängcriii ,u hören. Da auch stir die Übrigen »innkalischen Darbiet ungen vortreffliche künstlerische Kräfte gewonnen wurden, so tit ein zahl reicher Besuch des ConcerteS um so mehr zu wünschen, als der Ertrag desselben den cvcnigcllschcn Gemeinde» OcslcrreichS zu Gute kommen soll. fKarl v. Kaskcl' s dreiallige Oper „Die Bettlerin vom Pont des Akts" wird demnächst i» Kassel und ain 1. Januar 1900 in Köln in Scene geben. s- Leoncavallo wird am 24. d. M. im Leipziger Stadltheater seinen „Bajazzo" persönlich dirigireii. Das weitere Programm des Abends werden Lieder und Orchcsteiwerke Leon- cavallo's, von ihm persönlich begleitet nnd dirigirt, bilden. Sport-Nachrichten. tRttgetheill vom Dresdner Spott-Weil-ivelmitteiungsdureau W. Richter, Dretde», König Aibett-Possagr, Wilidrussersirahe — Große Brüdergnsie.) Bet den gestrigen Nennen zu Berlin-Karlsborst siegten >m >. Rennen: Amor, Rasa, Wgidmcmnsheil. <Tot. 18 :1V Sieg, 2S. SS : Sv Platz.) S. Nennen: Nbadost, Shelley, Baurgh. sTot. 21 : 10 Sieg, 12. 76, 66 : 20 Platz.) 3. Rennen: Rugany. Ouilon, Frondeur. (Tot. 28 : 10 Sieg, 21, 28, SS : 20 Platz.) 1. Rennen: Conradin, Die Verlassene, Galindo. (Tot. 11: 10 Sieg, 12, 46, 48 : 2V Platz.) b. Ren nen : Mein Junge, Nil, Waldmeister. (Tot. 6S : Iv Sieg, 38, 12. 18 : 2V Plag.) 6. Nennen: Hobinoe, Perlhuhn, Night Distnrber. (Tot. 111 ; 10 Sieg, 84, <2, bl : 2« Platz.) 7. Nennen: Badler, Brüderchen. FeltcüaS. (Tot. 2V : Iv Sieg. 28. 70. 108 : 2V Platz.) Lotterie-Gewinnliste siehe Seite LI. Wetterbericht des Kgl. Säcks. Meteorolog. Instituts tn Chemnitz Moi ' " vom 9. November, 8 Uhr Morgens (Tcinperatur nach CrlsiuS). vr». «°d» haparand Memri Homdnr, Ciierdourg Berlin vtiinch«» l«-r. 'ZS dl bZ »l bt e« wind, lwrtter. V80 storl bedeckt «80 r-icht-1!-bel 8 IchwachRegen ÜiV starl-Rcgen VV81V mW 81V Ml (heiter imoilenr. » - 7 -i- « n «t-d. Ich,»«» öS 81V lchwach «l «SV leicht pvor. 7«» «o »r still Rogen schwach H«Ü» wett«,. dertor Rede! H-Udded. bedeck» k- kr Minimum und Riederichtige werde» ,m Mittag adgelete». D« Abend dcS 7. November brachte allenthalben geringen Niederschlag, der'8. November verlies bis gegen Abend meist trtid« aber trocken, woraus sich von Neuem Rcgensall etnftelltc. Die Temperaturen lagen — mü Aus nahme des Gebirges — im Mitte» wieder höher als am Dortag. Ihre Miinma reichten von 1 Gr. (Reitzenhain) bis 10 Gr. (Chemnitz), die Mittel- werthe von SGr. (Fichtclberg) bls >3 Gr. (Chemnitz). Das Mazmium betrug 1S.S Gr. (Chemnitz). Die nordwestliche Depression bat sich mir ihrem Mini mum unter 73b Mm. an die mittler« norwegische Küste verlegt und reicht über die Nord- und Ostsee bis nach dem Kontinent herein: nur im Süden und Südwester, herrscht noch hoher Druck, dessen Maximum über Südfremk- reich liegt. Auffrischend« südwestliche Winde rufen meist trübeS Wett« «Ü stellenweise!, Niederschlägen hervor: die Temperatur gebt allmählich zurück. ,st jedoch noch immer über normal. " < v « n- " Novemb«. Barometer »an Optik« Wiegand roorms- O«o Bäsold), Wallstratze 2. Abends 6 Uhr. 753 Millimeter, > gr- sttegea. Aulslchien: Niederschläge. Tdermainetrograpb nach Celsius- Tem- e,«a>ur: »chfte 13 b i»r. Wärm«, niedrigste 7 Gr. Wärme, vewälk«. Niederschläge. Nordwcstwmd. VA>«N»uKr»nd r>»v «tzlv» «nd «goldan, «udweil Pra^ vardubi, Mein» ^u««n» ««»« . ö ü ! I ! ^ « -1b -!l I» — 1U ». Ranen,»« A November
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)