Volltext Seite (XML)
»«-»rit f«r »«IM». drtil,«, » 2,7b, IM »u»1_ >v«m Voinuictila,. n »N«ÜNt>I«MU>k>N 8»rm.«-sui>iSsaLm. , .-rm N-iUIirMitla,« jNolitr«. e nur a» ifaieri diS » UlirStalbmiltaa». «»mnmauiiiikn am d,r Vrivan»«» N>»/ »u^räa^uur,«« 8om»«dk»ablun, iaunae» nebmk» iämmtlt«, >>le Be>mi»«i»iiaslikll»n am -ckaade rinarlandlrr Scinstt. «Ul?» Kink Brrdiiidlichkett. 2i»rnivr»-tiNrU, Ulr. 11. »nkü« »7r"j FL L^Lir 4. «7««..^. ß j von L»rt«ll, psidsadriskso, Lldiiw», Leduldeilarl ete., all«'» vnc-hiiinckorvaLisn. ^ > '» IVsiseolncnLstr. S 3S. Jahrgang. 6.».irvlikvl<l L 8«Im, . Uriup^t?. 34. Dresden, 1894. * uuci rk ». k. 8eeKvi', vrv86««-IV. KL8«ruvU!itr2!;80 31. h'oi ««prock-^nit II, dir. 2153. VVvlnIiLiuNuiik mit! 6Iminptt«nvr-k't»I»rtti, ^vln- un i ! LowmisLionsMxor Lu Ori^in»!prolkvn in nNvn Ortsn von L^edson unü t!vn Xnem»arprnviiir«n. proinlixlon v«rsvn6a kr»». »» Nr« ^ü« l>, 8« ^Ir»!«»«« V. I. I« I I17. I ^UN'»N«« u-4>i»rültl«»n liir »IIs /vliimirttn. II. Itlllet-VerliLuI für üio Dr^änor Dlionior. III. k Ne« ten-l «ntrnli» unlor »inriunia. IV. 4<,N«-tllvll ü< r I.»nü«8lvltrri«'. klL8VLLrvll K jecker ^rt aus cle» Hoclaut<?n«l8tc>n Ol^küttoa clc« In- unä I L»«I.'M<I<>8. emptklilen in roichlialtixor ^»«vadl Ittlll ^ Xr^I. ItollistlEntlikv», « II. »<»rn»tpp«oli»,lell« III». ÄrrvsIseEs ' I Altniavkt. Robert Tiitttze. UatbkauL. H-pi»-itzhA4s "! lamr.a» I -t» Rcise-Rrtikel, Licrrcn-rNodcwaaren. Lederwaarcn. , i» englische und lvieiiei Neubeiten 12 Klarst. «DB» AIDI lüllt/aef' ^iücktritt des Reichskanzlers von Eaprivi. Hosiiacbnchte». Landesptrcheznckst. Siroinscha», EirenS Busch. «ZVL» LiederkreiS-Harmvnie. Ann'>cverändcr»»geii, Volksilnterhallniigsabend, „Flora". ^insonie-Eonccrt. !LLLL/Sonntag. S8. Oktober. Für die Monate November nnv Dezember werden Bestellungen auf die „Dresdner Nachrichten" sür Vierden bei Unterzeichneter Seschäftrstelle zu 1 Mark 7» Pfennigen» für auswärl» bei den Kaiserlichen postanstalte» im Deutschen Reichs gebiete zu i Mark «4 Pfennigen angenommen. Geschäftsstelle der „Dresdner Nachrichten'. Marienftrafre »8, Grdgeschosr. »«Mische». ,.Unverhofft kommt oft", heißt es im Sprichwort. Ganz »n- verhofst ist auch dasjenige Ereignis; in unserer inneren Politik cin- gctrcte». das zunächst alle andere» Tagcsfragcu von der Bildslüche verdrängt und selbst die leidensvolle Gestalt des mit dem Tode ringenden Ezarcn der öffentlichen Aufmerksamkeit entrückt. Der Reichskanzler Graf v. Eaprivi de Eaprara de Montccuculi hat leine Demission eingereicht, und der Kaiser hat die Demission angenom men. Diese überraschende Neuigkeit blihtc vorgestern Abend der Telegraph in alle Welt hinaus und überrumpelte daniit sogar die Mitglieder der Berliner Ministerkonscrcnz. welche die Pvrnussetz urig einer geklärten Situation mit nach Hause genominen hatten. Die Stellung des Grafen Caprivi ist ja mehr als cinmal so kritisch gewesen, das; man seinen Rücktritt als einen WnhrschcinlichkcitS- kvefsizicnten in der politischen Algebra verwcrthcn musste. Gerade nach der neuesten Wendung der Dinge war aber auf gegnerischer wie auf befreundeter Seite gleichmäßig der Eindruck hasten geblie ben, das; der Reichskanzler sich in dem Vertrauen des Kaisers auf's Neue befestigt habe. Dieser Meinung dienten io viele äußere wie innere Momente zur Unterstühung, man konnte normaler Weise die Demission dcS leitenden Staatsmannes im Reich gerade in den; Augenblick, wo anscheinend auf einer allgemeinen Minister- konfercnz der Schlußstein zu seiner Auffassung der Verhältnisse gelegt worden war, so wenig erwarten, das; man seht ans allen Seiten das Gefühl hat, als sei Plötzlich eine Bombe in der Wil- hclmstraße Nr. 77 in Berlin geplatzt. Vor der Hand weis; man nirgends, worin die äußere Veranlassung der Krise gerade im gegen wärtigen Moment zu suchen ist. lieber die tiefere Ursache tann freilich kein Zweifel herrschen. Diese liegt in der Trennung der beiden hohen Aemter des Reichskanzlers nnd des prcnsstschcn Ministerpräsidenten, eine Maßregel, die jedem Reichskanzler ans die Daner nur die Alternative übrig lässt, entweder selbst seinen Posten nicdcrznlegen oder aber seinen preußischen Ministcrkollegen zu entfernen. Ein Trittes gicbt cS da nicht. Wie nicht anders zu erwarten ist, schwirrt eine Fülle von Ge rüchten über die Veranlassung der Demission und die Person des Nachfolgers des Grafen Eaprivi durch die Lust. Eine Meldung will wissen, die Demission sei bereits am Dienstag eingercicht worden. Bringt man hiermit eine andere Nachricht in Zusammen hang. nach welcher der Reichskanzler in der Minislcrialtonserenz überstimmt worden sein soll, so hätten sich die Ereignisse in folgen dem Zusammenhang abgespielt. Der Reichskanzler rechnet mit der Möglichkeit, daß sein Standpunkt von der Ministerkonscrcnz abgelehnt wird, und reicht daher am Dienstag den 23. d. Mts. für jeden Fall sein Entlassungsgesuch ein. Ter Kaiser behält sich die Entschließung bis nach dem Ausfall der Ministcrkvnscrcnz vor. Zwei Tage später, am Donnerstag, findet die Konferenz statt, nnd auf Grund der dort zur Geltung gelangten Anschauungen bewilligt der Kaiser am Freitag den 26. d.Mts. dem Reichskanzler den erbetenen Abschied. Gegen diese konibinationSweise Verkettung von Ursache und Wirkung spricht jedoch der wesentliche Umstand, daß die Theilnehmer an der Konferenz selbst, wie zuverlässig ver sichert werden kann, über den drohenden Rücktritt des Reichskanzlers nicht unterrichtet gewesen sind. Auch darf man wohl annchmcn, daß im Falle einer ernstlichen Meinungsverschiedenheit zwischen dem Reichskanzler und der Mehrheit der Minister irgend eine An deutung darüber ihren Weg in die Spalten der Presse gefunden hätte. Aber nichts von Alledem. Unter diesen Umständen hat die größte Wahrscheinlichkeit die Annahme sür sich, daß in der Freitags-Audienz selbst oder doch jedenfalls in der kurzen Spanne Zeit, die zwischen dieser Audienz und der jüngsten Wicdcrannähe rung des Kaisers an den Grafen Eaprivi liegt, ein neues Konflikts- momenl zwischen Kaiser und Kanzler in die Erscheinung getreten ist. Für den plötzlichen, nnvorhergcsehcnen Eliaraklcr der Krise spricht auch der Umstand, das; der Kaiser die geplante Hosiagd in Blankenburg a. H. am Freitag in letzter Stunde unmittelbar im Zusammenhang mit der dem Reichskanzler erthciltcn entscheidenden Audienz, die nm dieselbe Zeit begann, als der Kaiser eigentlich zur Jagd Hütte absahrcn sollen, hat absage» lassen, nnd zwar wegen dringlicher Regicrungsgeschästc. Die Unterredung des Kaisers mit dem Reichskanzler dancrtc ungefähr eine halbe Stunde. Nachher empfing der Kaiser noch den preußischen Ministerpräsidenten Grafen Eulenburg sowie die Gesandten von Sachsen. Bavern. Württem bcrg und Baden. Graf Hohcnthal, Graf Lcrchenfcld, v. Varnbülcr und v. Jagcmann. Alles Das läßt nicht gerade darauf schließen, daß sich die Demission in sorgfältiger Vorbereitung von langer Hand abgewickclt hat. Wer den Grafen Eaprivi in dem dornenvollen Amt des Reichs kanzlers ersetzen wird, darüber läßt sich zur Stunde keine Per muthung anfstcllen, die vor den übrigen den Vorzug einer größeren Beglaubigung voraus hätte. Ans Herrn Miguel weisen Verdienst, Erfahrung nnd Befähigung hi». Aber wird der kluge preußische Finanzministcr ein Amt übernehmen wollen, das mehr und mehr auf das Niveau eines militärischen Komniandvpvslens herab;usinlcn droht? Gras Eulenburg hat bereits als eine Art von untrenn barem Anhängsel der Situation mit über den Stock springen müssen, Fürst Hohenlohe nnd Gras Waldersee werden n. A. als sonst mögliche Nachfolger genannt. Da Fürst Hohenlohe bereits in Berlin zur Audienz besohlen worden ist, so scheint die Kombi Nation ans seine Person mit einigem Grund einznsctzen. Es ist aber auch möglich, daß der bereits im 76 Lebensnihre stehende Fürst nur als Rathgeber vom Kaiser berufen wurde. 3m klebrigen dürsten die beiden letztgenannten Pfänner schwerlich eines so weit gehenden Lpfers der eigenen Persönlichkeit fähig sein, wie es nach den bisherigen Erfahrungen die Vmanssetznug des Einzugs in die Reichskanzlei zu sein scheint. Wie immer man über die Persönlichkeit des verflossenen Reichs kanzlers deuten, wie hoch auch die Achtung sein mag, die man seiner bescheidenen Zurückhaltung nnd seiner hervorragenden Pflicht treue zollt, das Eine inüiien selbst seine wohlwollendsten Beur- theiler zugeben, das; ihn die Ereignisse nicht als befähigt erwiesen haben, um dem Reichsjcbisf mitten durch die Rollwagen der Revo lution einen sicheren Kurs zu bahnen. Die wenig slaatsmännische Harmlosigkeit des Grast» Eaprivi zeigte sich znm ersten Mal recht drastisch bei Gelegenheit der Berathnng des Volksscbnlgesetzes. Damals machte der Reichskanzler die an sich gewiß nicht niizu- trcsscndc, aber höchst unpolitische Bemerkung, daß es sich bei dem Gesetz im Wesentlichen nm einen Kampf zwischen Atheismus nnd Ehristcnthum handele nnd — verrieth in seiner Miene grenzenloses Erstaunen, als ein gewaltiger Aufruhr im Hanse ihm den Sturm zeigte, de» er ganz nnnölhiger Weise entfesselt hatte. Die Polen- Politik des neuen .Kurses bildet anerkanntermaßen eine der schwäch sten Seiten des Eaprwi'sche» Regimes, nnd seine grenzenlos nn- entschlvssenc Haltung gegenüber der allgemeine» Forderung nach schärferen Maßnahmen wider den Umsturz hat dem Grasen Eaprivi vollends das Grab gegraben, das jetzt die Enlcnbnrg'S bei de» Fagdsestlichlcitcn in Liebe-bcrg nach einer ebenfalls lnrsirenden Version über ihm zngeschaufelt haben sotten. In der auswärtigen Politik waren die Mißerfolge des neuen Kurses noch durchschlagen der als im Innern. An der Spitze der verkehrte» Aktionen mar schieren hier die Handelsverträge. Es ist noch in frischer Erinner ung, welch' eine Summe des besten Widerstandes unser Volk ein gesetzt hat, um zuerst die Einleitung der Vertragsvvlitit überhaupt nnd dann wenigstens ihre weitere Fortsetzung zu verbinde«!. Jetzt ist an den für lange Jahre hinaus feslgelegtcn Verträgen nichts mehr z» andern. Ein cigenthümlich wehes Gefühl muß cs aber den patriotischen Bekämpfen, jener Politik verursache», wenn sic sich sagen, daß die Preisgebnng vitaler vaterländischer Interessen zu Gunsten eines „Tvstems" erfolgt ist, dessen Urheber »ich; ein mal fest genug stand, um den Ablauf des Dermins ;n erleben, mit dem sei» „Svstein" befristet worden ist. Reben dem Fiasko der Handelsverträge erscheint der cbensallS vom neuen Kurse ver schuldete Niedergang der deutschen Kolonialvvlitik, der mit dem famosen Helgoländer „Tausch" Geschäft eingeleitct wurde, als der hauptsächlichste Stein des Anstoßes für die Anhänger einer zwar nicht bcißspornigen, aber doch zielbewussten nationalen Politik. Wenn im klebrigen nnjere Beziehungen zu den Machten sich wäh rend der Amtsführung des Grasen Eaprivi nicht verschlechtert haben, so fällt das Verdienst daran nicht ans den Reichskanzler und seine „Diplomatie", sondern auf die Umstände, die sich in ihrer sriedenserhaltenden Tendenz stärker erwiesen haben als die chauvinistischen (gelüste der russisch-französischen Kriegs-Partei. Eine objektive Würdigung des Grasen Eaprivi darf aber auch nicht eine Handinngsweise außer Acht lasse», die der Reichskanzler seinem großen Amlsvorgänger gegenüber vollzogen hat nnd die einen bleibenden Schatten auf seine Persönlichkeit wirst. Tie Gesinnungen, die in den gegen den Fürsten Bismarck gerichteten Wiener Erlassen des Grafen Eaprivi — Fürst Bismarck weilte damals zur Hochzeit seines Sohnes Herbert in Wien znm Ausdruck kommen, werden stets ein unbegreifliches Etwas im Ehnrakter ihres kkrheders bleiben. Tie wohlwollenden Benrthciler des Reichskanzlers würden ein Gefühl der Erleichterung empfinden, wenn dies eine dunkle Blatt aus seiner Amtsgeschicbte entfernt werden könnte. Im klebrigen sei cs ferne, gegenüber dem Manne, der die Bürde des ihm zu schwer gewordenen Amles von sich geworfen hat, nicht den Grundsatz walten zu lassen: . Uo mortui« nil »Ri bene". Ter Reichskanzler Eaprivi hat alle die jenigcn Enlschnldignngsgründe für sich, die dem General Eaprivi. wenn er sich plötzlich ans das politische Gebiet begiebt. zur Seite stehen. Wenn Jemand sein Leben lang militarm sindirt hat nnd I oann Plötzlich znm Reichskanzler gemacht wird, darf man sich da wunder», daß er auch weiter ein „ans seinen Posten toniinandirlerj Soldat" bleibt ? Gewiß nicht! An dem ehrlichen Willen, »ei»e»H Vatcrlande nach besten Kräften zu nützen, hat es dem Grast» Eaprivi gewiß nicht gefehlt. Auch muß ihm zu seiner Ehre nach- gerühmt werde», das; er sich nicht an das Portefeuille getlammert § hat. Man hat daher auch keinen Grund, zu bezweifeln, daß der > Reichskanzler seiner wahren Gesinnung Ausdruck gab, als er in der Sitzung des Reichstags vom 17. Februar l8!l3 erklärte: „Wenn ich die llcbcrzcngung hätte, daß ich dadurch, das; ich dieses Amt. anfgebe, Deutschland den mindesten Nutzen schasste, so würde keine! Stunde begehen, bis ich Sr. Majestät dem Kaiser mein Abschieds^ acsuch cinreichtc." Dieser Augenblick ist jetzt gekommen. Graf Eaprivi hat fein Portcfcnillc in die Hände seines Monarchen j znrückgclegt, »nd der Kaiser steht nun vor der schwierigen Ausgabe, einen Mann ausfindig zu mache», der im Stande isl. das Reichs kanzleranit nnd die preußische Ministerpräsidentichaft in Person zu führe» nnd mit fester Hand in die Zügel der Regierung zu greifen, denn das ist es, was uns noth thut. Möge der Geist seines ehr würdigen kaiserliche» Großvaters unseren Kaiser erleuchten, damit er diese verantwortungsvolle Ausgabe znm Heile dr-S Reiches löse! Aernschreid- mi!> Fcrnfprech-Verichtc vom 27 Oktober. Berlin. Graf Eaprivi hat seine Entlassung bereits am Dienstag angeboten nnd dieselbe damit begründet, das; er ein ferneres Zusammenwirken mit dem Grasen v. Eulenburg für crgcb nißlos halte. Das Gesuch bezweckte darnach die Entlassung Eulen bürg s. Der Kaiser bat das Gesuch Eaprivi s in einer daraus wl gendcil Audienz in einer keineswegs ungnädigen Form abgclehnt. Es schien, als ob der Kaiser und das Staatsministerinm zunächst die Angelegenheit für derart beigclegt anjaheu, das; im Reichstage! nach den Vorschlägen Eaprivi's verfahren, gleichwohl aberj Graf Eulenburg im Amt bleiben werde. Die Ark nnd Weife, in welcher die offiziöse Presse nach jener Audienz den Kanzler nnd Kaiser identisizirte. soll den Kaiser »nangrnchm berührt haben, und die Hartuackigleii mit welcher Gras Eaprivi daraus bestand für seine Presse rlnzuslehc». ist nach der „Krcnzztg " in Zusammen Hang damit zu bringe», daß einem zweiten Abichiedsgrjnche die Gcnehniignng nicht versagt wurde. Die „Nat.-Ztg." tritt der Darstellung entgegen, als sei Eaprivi durch Intrigucn der Partei des Grasen Eulenburg gestürzt worden. Sie sagt: Diese Da, stellung isl schon deshalb unhaltbar, weil das Kompromiß zwischen den beide» Staatsmännern offenbar das günstigste war, was für den Ministerpräsidenten Grasen Eulenburg unter den obwaltenden Umständen erreichbar war. Und gerade in diesem Augenblick trat Eaprivi zurück, nnd so mußte auch Graf Eulenburg fallen, wie cs tbatsächlich geschehen ist. Die Wiedervereinigung oer Acinter des Reichskanzlers nnd des Ministerpräsidenten stand für den Fall des Ausscheidens Eines von Beide» fest, gegenwärtig aber, nachdem Graf Eulenburg in der Tagesfragc auch im preußischen Staats- Ministerin»! unterlegen war, tonnte «r keinesfalls .Kanzler werden. Trat Gras Caprivi letzt zurück, so mußten beide Aemter neu besetz; werden. Berlin. Reichskanzler wird aller Voraussicht nach der Statthalter von Elsaß-Lothringen. Fürst Hohenlohe, Preußischer Minister des Innern der Unterstaatssekretär von Elsaß-Lothringen, v. Koller. ' B crli n. Es verlautet mit Bestimmtheit, zum Reichs kanzler nnd Ministerpräsidenten sei Fürst Hohenlohe nnd als Minister des Innern Herr v. Koller in Aussicht genommen. Bis zu später Abendstunde sind die Ernennungen noch nicht erfolgt. Berlin. Freiherr v. Marschall, der Staatssekretär des Aus wärtigen, soll entschlossen sein, ebenfalls seine» Abschied nach;» suchen. — Der König von Serbien hat beim Ueberschreitcn der deutschen Grenze von Bodenbach aus ein Danktclcgramm an den Kaiser nnd die Kaiserin für die gewährte überaus freundliche Auf nahme gerichtet. Gras Eaprivi, Freiherr v. Marschall nnd die beiden (strafen Enlcnburg erhielten das serbische Äroßkreu; des Weißen Adlerordens. — Prof. v. Bergmann dementirt, daß er eine Einladung, nach Livadia zu kommen, abgelehnt habe; der Ezar leide an einer Niercnschrnmpfnng. diese hätte also mit Chirurgen nichts zu thnii. Berlin. Tic „Nvrdd. Allg. Ztg.", das Organ des Grasen Caprivi, widmet dem scheidenden Reichskanzler einen Nachruf, in welchem sie zugicbt. etwas Zuverlässiges über die Gründe des Rücktritts nickt zu wissen, und dann fortfährt: „Daß sür den Grafen Eaprivi das Reichskanzleramt eine schwere, in nncrschütter sicher Pflichttreue nnd Hingebnng an seinen kaiserlichen Herrn ge tragenc Bürde war, ist zur Genüge bekannt Er batte das Erde eines der genialsten Staatsmänner aller Zeiten nnzutreten, nnd damit verdoppelten sich sür ihn von vornherein die Schwierigkeiten seiner Stellung. Er hatte überdies aber noch eine nicht der preu ßischen Tradition entsprechende Erscheinung erbitterter Gegner ichaft zu bestehen, die nichts mit der Art. wie er seinen Posie ansfüllte, zu schassen batte, nnd deren Grund allein in der That- sachc zn suchen war, daß der Kaiser sich v„ Jahre 1896 entschlossen batte, das Enllassnngsgcsuch des ^Fürsten Bismarck an;unchii;cil nnd den Grase» Eaprivi an seine stelle zn berufen. Mit welcher Zähigkeit die ansgcdehnte» Preßhilislräste und mit welcher .Kmol" des Snstcms die Gegnerschnst den Grafen Eaprivi auf «Lchntt nnd Tritt versvlgte, weis; Europa. Und zu dieser Fcind>c,H, traten weitere, die sich der Reichskanzler durch die erfolgreich. Dnrchsübrnng von bedentsaincn Maßnahmen des neuen Kurses ans dem Gebiete der Wirlbjchaslsvositii nnd unserer Hccrcscinriclst ! nngc» zuzog. Trotz des gnädigen Vertrauens seines Kaisers und j dessen Billigung im Ganzen nnd im Einzelnen kam allmählich ein j erdrückendes Geicimintgcwichi von Rancüne nnd leidenschaftlicher ! Bekämpfung gegen den Grasen Eaprivi zusammen." Znm Schlns: heißt cs: „ So veglcitct den» auch der warme Taut und die huld vollste Gesinnung seines tcistersichcn Herrn den Grate» Eavrivi bei seinem Scheide» von dem Posten, den er über vier Jahre mir bohen Ebre» nnd ohne Makel ansgesnllt hat." — Ter Kaiser hatte seinem Petersburger Grenadier-Regiinent sein Porträt verliehen: am' das Tnnltelegrainm des Regimentes ist jetzt svlgende Antivvr! eingctwnen: „Ta die von Meinem hochscligen Herrn Urgroßvater und Großvater gepflegte» »nd Mir vererbten thcnren Beziehungen z» Meinem Petersburger Grcngdier Regiment Mich bewogen habe», auch Mein Bild als Ausdruck Meines warmen Interesses scir das Tssizierkorps zn stiften, srent es Pf ich umsomehr, in Ihrem Dank Telegramm den Ausdruck warmer Empsindiing zn sinde». >ür welche Ich Sie bitte, allen Efsiziere» des Regiments Meinen Kaiscrsichen Dank anssprechen zu wollen. Ich tbeite mit Ihnen die Sorge nm Ihren Allerhöchsten Kriegsherr». Wilhelm II." Berlin. Von der Kisimandicharo-Ttativn in Deutsch Ostasriia ist dir Nachricht cingetrosten. das; der Botaniker Tr. Leut und der Zoologe Kictzschmer »'wie mehrere Schwane gewdtcr worden sind. 'Nähere Mittheilnnaen fehle» noch. Berlin. Nachdem unter ansAinenta cingesührtem Rindvieh in Hamburg Krnnkbeitssälle von ans Ecras importirtein iest- gcslcllt sind, ist von rejchsivegen die Eiimihr von lebendem Rind viel» nnd frischem Rindfleisch ans Amerika verboten wache». - P r n n sbü !! el Die Eröisiinng der äußeren Schleinen - thvre des Nordoslieckanais hat heule Vormitlag bei lebhaftem Westwinde und hohem Wnsseritande siatigenindeii DiHTanivser ..Blantcnccse" und ..Ervedien!" vcnsirte» die äußeren Schlcufcn- ihore nnd kehrten nach einer halben Stunde nrncl. T>e Durch- schlcnsnng ging glatt von statten. Wien. Die „Nene Fr. Presse" bespricht bereits in einem längeren Artikel den Rücktritt des Reichstaiillers und äußert den Wunsch, das; sein Nacbsi'laer mehr Eavrivi als Eillenbncg ver wandt sein möge. Die Wellslellnng Tenlschlands erfordere es. daß der zukünftige Reichskanzler nickst durch svestsisch preußische Interessen gehemmt werde. Paris. Nach Meldungen ans Eavenne hätten sich die zur Zwangsarbeit bernrtlicisien Anarchisten empört lind einen Wächter nicdcrge'chlagen. Das Militär mußte eimchrciten und tödtete dabei eine Anzahi Anarchisten. Rom. Von de> Erlaubnis: de, Regierung zur Nenbildnng unter Verzicht ans das revolutionäre Programm haben die mcisteil ansgelöslen Gewertvereine bereits Gebrauch gemacht Neapel. Starke Erderschüttermigen wurden i» mchrercil venachbarten Ortschaften nnd ans Sizilien verspürt. Es sind die selben Ortschaften, die bereits im August durch ein Erdbeben halb zerstört wurde». London. Die Japaner ersoclstcn über die Chinesen bei Kinrcii einen entscheidenden Sieg und eroberlen 3>> Kanonen »nd viele Mniiitivii Ans Tokio wird gemeldei. daß E>»> anksiän- di'che Tonghats am Freitag das bcdcntendc lavanische Fort Anvo bei Acsan angzitsen. aber znrnckgcschlagen wniden. Dir Rebellen rissen ans dem Rückzüge die Tclegravheiiverlstitdiing mit der Nord- grcnze ab: bis :» deren Wiederherstellung können neue Nachrichten von der Schlackst am Paln nicht eintrcsie». Gerüchtweise »r- kantet von einer Landung der Japaner an der Osttüstc der HM-