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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.12.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19261214013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926121401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926121401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-12
- Tag 1926-12-14
-
Monat
1926-12
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.12.1926
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Vievslog. 14. Dezember 1926 — „Dresdner Ikachrlchlen" — ^ 8er klndruü der Senker Beschlütte in Berlin. Das Echo -er Lerliner Preise. tDrebimeldun- unserer Berlin»» S ch r i s t 1 e l l u n g> ' Berlin. IS. Dez. Da» Echo. das da» Genfer Ergebnis in den Berlin«, Abendblättern findet, Ist insofern bemerken», wert, als nirgends eine tiefe Befriedigung znm Ausdruck kommt. Leibst in den Blättern, die von vornherein zu einer -»stimmenden Stellungnahme aus ihrer ganzen bisherigen Haltung heraus gewissermaßen verpflichtet waren, werden die «ußerordentltchen Schwierigkeiten, mit denen der Reichs, «mßcmntntster in Gev> zu kämpfen hatte, in ausfälliger Weise briviit. Dir die Politik des Außenminister» verfechtende» Blätter bemiihen sich, die positiven Punkte scharf herauf,,- meißeln, und geraten dabei zwangsläufig dahin, alle die diese positiven Ergebnisse praktisch wieder stark i» Frage stellenden Kautelen nur leichthin oder gar nicht zu berücksichtigen. Lo schreibt der ..Vorwärts": „Im grobe» und ganzen be friedigend sür Deutschland ist die Umgestaltung der Völker, bundsanssicht ausgefallen. Dafür sind die Verhandlungen über die Beendigung der Militärkontrvlle nicht ganz so cr- srculich aitSgcgangen." Daß die M i l i t ä r k o n t r o l l e erst am!>l. Januar zurückgezogen wird, wird brzeichnenderiveise als das »Verdienst de» Herrn G e s, l e r . seiner Reichswehr, generale und der von ihnen protegierten rechtsradikalen Ver bände" hingcstellt. Die ganze Stoßkraft der Sozialdemokratie ist eben leider nicht aubeiipolltisch, sondern innerpolttisch, und zwar in erster Linie reichöwehrseindlich, eingestellt. Die „Russische Zeitung" betont, daß die deutsche Delegation in der Festsetzung eines bestimmten Termins sür die Abberufung der Interalliierten Militärkontroll, lommission und i» den Jnvestiaationvbcstiinmnnac» einen UIVv r v z e » t 1 g c n Erfolg erreicht habe. Gegenüber diesen tendenziös optimistischen Anssassunge» iä die zumeist sachlichere Kritik der Rechtspresse um so beacht, sicher. als sic gewisse Erfolge der dentschcn Delegation auzuer» kennen gern bereit ist. So erkennt die „K r c » z z c i t u n g" ans de» der dcntschc» Delegation in den Weg gelegten Schwierigkeiten, daß der Verständigungswillc ans der Gegen liste »och i» erheblichem Maste fehle. Ebenso klar sei es, dast der Eintritt Deutschlands i» den Völkerbund im Grunde ge nommen die Situation zwischen Deutschland und seinen ehe maligen Gegnern kaum geändert habe und dast Deutschlands angebliche Glcichbcrcchtignng nicht viel mehr als eine leere Phrase geblieben sei. Der Verlaus der Genfer Verband- lungcn gebe denen recht, die immer verlangt hätte», dast alle die Fragen, um die eS jetzt in Gens ginge, vor Locarno und vor dem Eintritt DeutfchlandS in den Völkerbund hätten er ledigt werden müssen. Die „Ürcnzzcitnng" gibt zu. dast das Inlastprotokoll zur InvcstigatiouSsragc in wefcntlichen Paukten den deutschen Einwänden Rechnung trägt. Ebenso wird die Herausnahme der „elemenls siable»^ aus der Bölker- bnndSkompctenz als besonders wichtig hervorgehobcn. Nachdrücklich wird hierbei auf die Gesahr hingewicscn, dast Frankreich alS Konzession sür eine cvent. frühere Räumung des Rhcinlandes die Einrichtung solcher stabiler Elemente auS dem letzten Absatz des Art. 4 ablciten uud somit eine» dauernden Druck aus Deutschland auüttben könne. Auch ein. geschränkte Investigationen bedeutete» eine AuSnahmebelmud- jung Deutschlands. Die grüsttcu Bedenken erregt der Art. 5 des Einigungsprotokolls, wonach technische Sachverständige zu de« Ententcbotschasten »ach Berlin entsandt werden können, die das Recht haben, mit den zuständigen deutschen Behörde» ins Benehmen zu treten. Hierin erblickt ma» eine verkappte Fortsetzung der bisherige» Militärkoiiimtssion, umsvinchr. als als voraussichtlicher französischer Sachverständiger der General Walch genannt wird. Dast General Varattcr den Vorsitz i» der Invcsligations-- kommn'sion übernehmen soll, bezeichnet die „Deutsche Tageszeitung" mit dem Hinweis daraus, dast Varaticr der Gcncralstabschcf des Marschalls Fach ist, als besonders bedenklich, weil dadurch der Einslnst des Marschalls Foch i» Deutschland nicht nur geblieben, sondern erheblich gestärkt morden sei. Alle diese Momente wirkten zusammen, um die Festlegung der Abberufung der Milltärkommisstou nur als ciiien gefühlsmäßigen Borteil zu werten, den zu erringen der Pcickoaustenministcr aus inncrpolitischcn Gründen gezwungen gewesen sei. In aufsehenerregender Aufmachung verkündet der .Lokalanzeigcr". dast der RcichSanstcnministcr sich de» reits i» Genf verpflichtet habe, die Ausfuhr gewisser Halb- serligsabrikate sosort zn unterbinden, nachdem sein ansänglicher Widerstand gegen Art. 4 des EinigungSprotok-lls sDcntsch- land wollte Entscheidung durch das Haager Schiedsgerichts vergeblich gewesen sei. Die französische Rechtspresse zu -en Genfer Beschlüssen. Paris. 18. Dez. Bei Besprechung -er Genfer Beschlüsse bemüht sich die französische Rechtspresse, gute Miene zum bdien Spiel zu machen und erklärt in hochtönenden Worten, daß der französische Standpunkt in Len beiden wichtigsten Punkten kein« Acndcruiig erlitte» habe. Der Botschafter- konferen» bleib« auch weiterhin dt« Ausgabe Vorbehalten, di« Verhandlungen über die noch ungeregelten NbrüstungSpunkte zu leiten, um die Einberufung eines Schiedsgerichtes zu ver- mei-den. Der nationalistische „I n t r a ns ig e a n t" gibt zu, dast Poincars der Aussassung Briänds tu erster Linie nur «egen der drohendeu Gesahr einer starken Frankenentwertung »«gestimmt habe. Ter „TempS" bezeichnet Artikel 4 der Genfer Abmachlzngen als den heikelsten Punkt. Er befürchtet, dast Deutschland dadurch bestimmt werden könnte, die Durch- sührnng der zu erwartenden Vereinbarung mit der Bot- schastcrkonscrenz zu verzögern, um die Auslegung einer Klausel des Versailler Vertrages durch de» Völkerbundsrat zu erlangen. Die nationalistische „Liberi«" weist auf die Gefahr einer vorzeitige» Räumung der noch besetzte» Gebiete bi». Dies« Frage werde akut, wen« Deutschland, was Zweifel, los in kürzester Zeit zu erwarten sei, auch die beiden Nest- punktc der Abrüstungssordernngcn erfüllt habe. Mimslerbesprechunq über -en Genfer Dorberichs Berlin, 13. Dezember. Heute vormittag fand unter dem Vorsitz des Reichskanzlers Dr. Marx eine Minister- b e s p r c ch » n g statt, die den in Berlin cingetrossenen Bor bericht über die Ergebnisse der Gcnser Ver handlungen z»»> Gegenstand hatte. Tic „Voss. Ztg." weist mitzuteileli. dast der Bericht von de» Ministern zn- siimmend zur Kenntnis genommen wurde, mit dem Ausdruck des Dankes sür Dr. Slresemann, der den deutschen Stand punkt gewahrt habe. Politische Verhandlungen um -as Reichs- wehrminilterium. Berlin, Ui. Dez. Wie die Telcgrapheii-Univn von gut unierrichtctcr Seite erfährt, beschästigte sich das Reist,s- kabineil heute vormittag im Anschluß an die Entgegennahme des Genfer Vorbertchtcs auch mit den lausenden innenpoli tischen Fragen. Heute nachmittag fand zwischen dem Reichs kanzler Marx, Vertretern der Regierungsparteien und dem Reichswehrmiuister Dr. Gcstlcr eine Beratung statt, tu der die mit dem Ncichsivehrministerium zusammenhängende» politischen Fragen besprochen wurden. Eine Besprechung mit den Mitgliedern der sozialdemokratischen Fraktion, über die verschiedene Blätter zu berichten wußten. hat hingegen nicht stattgcfundcn und ist auch vorläusig nicht vorgesehen- Es ist zu erwarten, dast eine Entscheid»»» über Beratungen des Reichskanzlers mit Mitgliedern der sozialdemokratischen Fraktion erst nach den heutigen Nachmittagsberatnnge» er folgen wird. Berlin, 13. Dez. Der „Vorwärts" richtet in seiner heu tigen Abendausgabe neue Angriffe gegen das R c i ch ö w e h r m i » i st c r t n m. insbesondere gegen den bäurischen Landeskommandanten Freiherr» Kreß von K r c s s e n st e i n. Er behauptet, dast der Landeskommandant den Wittclsbacher Prinzen Albrccht in München und in Bamberg im Reichswehrinsantericregimcnt Ist snstcmatisch militärisch habe ausbilden lassen. Der Enlhüllungsfel-zug geht weiter. Berlin, 13. Dezember. In einem Artikel behauptet -er „Manchester Guardian", dast im Jahre 1V21 deutsche illegale militärische Verbände ein Schiss, beladen mit Waffen und Munition, nach Irland verfrachtet hätten zur Unter stützung des irischen Ansstandes gegen England. Das Blatt erklärt weiter, dast aus deutscher Seite der Leiter ein be teiligter Offizier gewesen sei, der vom deutsche» R c i st> s w c h r m t n i st c r i u >» dafür einen Scheck über 3«X10«Xt Mark erhalten habe. Vom Reichswehrmiiiistcrium wird erklärt, dast cs an etwaige» derartigen Wasscnsendnugcu »ach Irland nicht be teiligt sei. Auch sei niemals vom Rcichswchrministerinm irgendeiner Person für derartige Sendungen ei» Betrag über mittelt worden. Dian hält cs auch in anderen Kreisen bei den bestehenden Zollkontrollen sür sehr unwahrscheinlich, dast über haupt von irgendeiner Seite gröstcrc Wassciisendniigen von Deutschland »ach England verfrachtet worden sind. sW. T. B.) Senalsprüst-enl Grohmann wi»der im Richter- verein «Durch F u n k s p r » ch.i Berlin, 18. Dez. Auf Grund von Erklärungen des Scnatöpräsidcntcn Grostmann hat der Vorstand des Preußi- scheu RichtervereinS das Verfahren gegen ihn als erledigt an gesehen und seine Ansschltestnng aus dem Verein aufgehoben. Nr. 565 Seile Z Eine SchlSgermensur mit Tvdessolge vor Gericht. Berlin, 13. Dezember. Unter austerordentlichcm Andrang aus den Kreisen der schlagenden Studentenverbindungen hatte sich heute vor dem Großen Sci>üsfcngertchi der Studcni der Rechte Gerhard Kruschke unter der Anklage zn ver antworten, seinen Gegner im Zweikampf getötet zu haben. Es handelte sich hierbei um eine Lchlügermensur, die am >7. Juli d. I. in Schöneberg ausgesochlcn wurde und mit dem Tode des Studenten Beer endete. Mil einem tiefen Stich in die Brust wurde dieser nach der Mensur in ein Krankenliaus gebracht, wo er an eitriger Brustsellentzündung und einseitiger Lungeucntzündniig infolge Infektion der Stichwunde verstarb. Zu der Berhandlnng wurden fünf medizinische Sachverständige geladen. Wie die Vernehmung des Angeklagien Kruschke ergab, der der Wehrschast Saxo-Borussia angehört, war die fragliche Schlägermensur eine sogenannte glatte „F r c u » d s ch a f t ö - mens u r". Er hatte sic mii dem ihm gut besreundctcn Stu denten Beer verabredet, und sic wurde dann nach den üblichen Kampfrcgel» und mit den üblichen Bandagen ausgcfochten. Zweifellos ereignete sich hierbei ein Unglück. Ungefähr bei dem vierzigsten von dei. vereinbarlen sechzig Gängen ver fingen sich die Paukanten. Die Selniidanten sielen sofort ein. und merkwürdigerweise wurde daraus bei Reer ein zuerst ganz ungefährlich auösehender Stich i» die Brust sestgcstellt Die Partie war damit zu Ende. Im Flickzimmer bekam Beer einen Schwächeansall, der den Hausarzt veranlastte. ihn in ein Krankenhaus zn bringen, wo Beer bald daraus verstarb Kruschke kann sich diesen Stich »nr so erklären dast Beer etwas nach vorn taumelte nnd so in den Speer stürzte. Ter Unparteiische meinte, dast Beer, der am Tage vorher stark getrunken hatte, vielleicht nicht ganz fest stand. Die anderen erklärten zum Teil, dast die Achielbandage sich etwas ver schoben hätte, so dast der Stich durchgehen konnte, sonst könnte der Speer den Brustlatz nicht durchbohren. Interessant waren die Acustcrungen der medizi nischen Lachoer ständigen. Zwei erklärten, dast die Infektion der Stichwunde als Todesursache angejehe» werden müsse. Der ebenfalls als Sachoerständiger geladene Pros. Bier ging i» seine»! Gutachten auch aus die bekannte Reichs- gerichtsentscheidung ein, die eine S chl ä g e r m e » s n r als eine» Zwcitamps mit tödlichen Wafse» ansiehl. Prof. Bier erklärte, dast die meisten Sportarte» mii Lebensgefahr verbunden jcic». Am gefährlichsten sei das Schwimmen in zweiter Linie der Schneeschuhspvrt. Wenn mau von einem Zweikamps spreche, so komme auch das Boxen in Betracht. Es sei ohne Zweifel viel gefährlicher als das Fechten und eine Rcstinimnngsmensur. Die Ent'chci -ung des Reichsgerichts sei vom grünen Tisch ans ohne jede Rücksicht aus die Erfahrung gefallen. Tic Schlägcrmciisliren seien ein ungesährlicher Sport, der der Mannhaftigkeit und der Stählung des Charakters diene. In ähnlicher Weise äustcrtc sich Prof. Zöller, der als alter Korpsstudent sprach und der ungefähr KMi Mensuren gesehen hat. Nachdem noch Pros. Strauch sich diesem Gutachten angeschlosicn und gleich zeitig die Schlägermensur als ungesährlicheii Sport bezeichnet hatte, nahm der Staatsanwalt zn seinem Plädoner das Wort Das Schöffengericht verurteilte den Angeklagten wegen Zwei kampfes zn fünf Monaten Festungshaft. Enlrüskung im Saargebiel. Saarbrücken, 13. Dez. Die crucirte Verschiebung der Ent scheidung dcS VölkerbniidSrates über die Zurückziehung der sranzösischen Trnppen aus dem Saargebiet löst hier überall starke Entrüstung ans. In einer Sitzung der hiesige» Zentrumspartei wurde eine Entschliestnng angenommen, die daraus hinwcist. dast nach dem klare» Wortlaut des Versailler Vertrages kein fremdes Militär im Saargebict kaserniert werden dürfe. Trotzdem stünden noch immer zwei Regimenter hier. Tic Laarbcvölkcrimg habe auch ihr besonnenes Ver halte» gezeigt, dast zur slusrechterhaltniig der Ordnung die Anwesenheit fremden Militärs nicht erforderlich sei. Tic Entschließung spricht zum Schluß de» dringende» Wunsch ans. dast das Saargebict als rein deutsches Land den« Dcntschcn Reiche, von dem es gegen seinen Willen abgetreiiin winde, bald wieder angegliedert werde. Schwere Explosion in Frankreich. Paris, 18. Dez. Nach einer Meldung ans Nizza ist in St. Anlain bei Digne ein Behälter mit 28 stylt Kilogramm slüssigen Kalk explodiert. Bisher wurden 1» Tote und mehr als 8V Verletzte gezählt. Unter den Toten befindet sich ei» Ingenieur. <W. T. V.s aller gehl dahin, dem Mitmenschen in Figur und Umgang angenehm zu sein. Ein bewährtes Mtltel. dieses Ziel zu erreichen, ist der Vasenol-Körper-Puder der nervenberuhigmd wirkt, die Koni zart und geschmeidig macht, unangenehmen Geruch bcseiilgl. Wiener Kunslbrief. Ter im Wienertum besonders scharf ausgeprägte Gegen satz zwischen konservativem Festhalten und NeucrungSsucht überträgt sich auch aus das Kuiistleben. Der Wiener raunzt über die Vcrdorsung seiner Stadt, kann sich aber doch nicht an eine richiige Gchordnuiig gewöhnen: er klagt über Rückständig keit, lau» sich aber dem mondänen Rhnthmus schwer anpassen. Fm Theaterlebcn drängt er aus eine starke Vertretung der Moderne, dabei spricht er aber doch mit Wehmut von Vernach lässigung des Wiener KlasstkertumS. Die im Wiener Kunst- lebc» Maßgebenden suchen beiden Stimmungen gerecht zu werde». Man brachte in den letzte» Wochen in der StaatSopcr in musterhaster Ausmachung und in einer mit der Finanzlage Oesterreichs kaum mehr in Einklang zu bringenden Ausstat tung Pucciiiis „Turaiiüot" heraus und läßt ihr nunmehr, an geregt durch de» Erfolg in Dresden. Verdis „Macht dcS Schick- jals" folgen. Das Vurgthcater brachte vor wenigen Wochen .Vasantasena" das Werk eines mystischen KönigsdichtcrS a»S Fiidic», dem cs Ben JonsviiS „Volpvnc" in der Bearbeitung von Stefan Zweig folge» liest. Am selben Tage wie die Münchner Kamiiierspicle brachte das Josesstädtcr Theater in Kien Gerhard Hauptmannö „Dorothea Angermann". So ist man immer am Laufenden — auch hinsichtlich Schauspiel- und Langeskuiist, wie die Gastspiele von Basscrmann, Battistini und Kicpnra beweisen — nnd hat bei der Auswahl der Stücke kcinesmcgS einen zn engen Horizont: tm Gegenteil, cS ver stärkt sich die Klage gegen eine zn weitgehende Bevorzugung iremdcr Autoren. Währenddem sich in den Berliner Theatern die dort im letzte» Jahre ansgesührte» fremden und dcntschcn Autoren die Wage halten, ist die Zahl der im Burgtheater aus. geführte» nichtdentschen Autoren fast dreimal so groß als die der heimischen. Mag sein, dast, seitdem Hermann BahrS - tchter- krast versiegt. cS an österrcichischcmNachwuchS fehlt,- einem jungen Wiener Dichter, der jüngst am Dentschcn VolkSthcater eine Komödie der Liebe „Eines TagcS ..." hcransbrachte. blieb ein Dauererfolg versagt. Kann man a»S der Gegenwart zu wenig künstlerische An regung schöpkcn, dann flüchtet »ran eben in die Kunü der Ver gangenheit. die ja gerade in Oesterreich überreich war. Einen Auftakt hierzu bot schon die Wiederbelebung der mittelalter liche» Mnstericiilpicle. Wiederholt wurde an verschiedenen Wiener Bühne» EalderonS „Großes Weltthcater" zur Aus. sührmig gebracht: das spanische Vorbild wies auf die alte Heimatkunlt, »nd bei den von Reinhardt inszenierten Salz burger Festspiele» war der „Jedermann" in der Hosmanno- Ihalschcii Bearbeitung eine ständige Quelle dcS Erfolges. Hier aber schlägt die Spiclfreudigkelt des OestcrrcicherS ins Volks. lümlichc ni»: cS wird fast zur ständige» Einrichtung studenti scher Wandertruppen, irgendein Mysterienspiel, wie etwa „Tod und Teufel" oder „Der deutsche Schlemmer" oder andere In moderner Bearbeitung im Freien vor einer bunt zusammen, geströmten Menge aufzuführc»: auch i» Wien ist dies, nament lich zu Weihnächte» nnd zu Oster», der Fall, und jetzt brachten die das Wiener Schvttcng»miiasilim besuchenden Studenten Hosmannsthals „Der Kaiser und die Hexe" i» der Wiener Urania zur Ausführung — ei» geistliches Mysterium voll ge danklichen Inhaltes, Größe der Ideen, mit einem Mindestmaß von Handlung. Auch auf einem anderen Wege lucht Wien seine künstle rische Vergangenheit zu beleben. Die Wiener Klassiker, so Grillparzer, Raimund, Ncstrou, Anzengruber u. a.. erfahren eine Renaissance. Das Wiener Vnrgthealcr beabsichtigt, dem. nächst den hundertste» Jahrestag, da Raimunds „Bauer alS Millionär" entstanden war, festlich zu begehen. Es ist eine Art aemtttlicher österreichischer Faust, der da an uns vorüberzicht. Auch ans dem Gebiete der Tanzmusik will man, nachdem man das Martyrium der Jazzband reichlich durchgekostct hat. wie der zu sich selbst, zum Wiener Walzer zurttckkehrcn. Die Stimmung im Volke ist schon lange hierzu Vorhände»: um ihr eine» entsprechenden Impuls zn geben, veranstaltete kürzlich das Wiener StaatSvpcrn-Orchcster gemeinsam mit dem Wiener Mäniier-Gesang-Verein einen von diirchschlagcildem Erfolg begleiteten Johann - Strauß - Abend, in dem echteste Wiener Tanzmusik — das einzige, das neben der Rotunde sich von der Wiener Weltausstellung bis heute erhalte» hat — in wahren „Sphärciikläiigen" ertönte. Schon rüstet auch Wien sür ein ernsteres Gedenken: für die Veethoveii-Zcntcnarfcier, die in der Zeit zwischen 28. und 81. März in Wien veranstaltet werde» wird. Bund und Stadt haben sich vereinigt, »m den Gäste» eine des Meisters würdige Feier zu bieten. Die Wiener Bcethoveii-Feier trägt inter nationalen Charakter. Alle i» Wie» akkreditierte» Gcsandt- schastcn haben bereits ihre» Beitritt erklärt. In Verbindung mit dieser Beethoven - Feier findet in Wien ein großer histo rischer Kongreß statt. Vc. >z. Kunst und Wissenschaft. i Dresdner lheaterspiclplan für heute. Opernhaus: „Earillac" slLR. Schauspielhaus: „Volponc" l^R. Albcrttheater: „Der lebende Leichnam" (81. Rcsi- denztbcatcr: „Tie beiden Nachtigallen" l^8s. Die Komödie: „Alles sür die Firma" s^9). Zcntral- thcatcr: „Die keusche Susanne" (^8). f DI« Komödie. Heute DtcnSIag Erstanfsühruiia deS Lustspiels „A 11 e S s ii r !»t c F i r ma " »ach Hcnneqnin ä: Mitchell von Bollen- Baeckers. Regie: Alfred Hasse. Bühnenbilder: Loop. Lustig. In den Hauptrollen sind beschäftigt die Damen: ErdocS, Frank und Wc»cln, sowie die Herren: Hasse, Lewilt» Koch, Otlbcrt und Steiner, außer dem die Damen: Bergmann, Holm, Helgard, Schaffer, Tatzlcr, War- stcin, Zeißig, »od die Herren: Arendt und Schulze. -k Beranstaltnnge«. Heule 168 Nbr: l^ewerbchaus, 2. «stelell- schaflskonzcri. 8 Uhr: VolkSwohlsaal, Märchcnabcnd Hanns Fischer und Lotte Klein: Studcntcnbaus, Sliidenicnorchcstcrkoiizert: Lehrer seminar Marschnerstraßc, KomposiiionSabcnd Kötzschke; Neue Kunst Fides. Vortrag Günlher und Sietnböck. st Gesellschaft der Philosophie der Gegeowari. Der für IS. De zember angesctzte Vortrag des Herr» Will» Schlüter muß seiner örkrankung halber a u S f a l l e >u st In der Gesellschaft sür Philosophie der Gegenwart sprach Studienrat Richard Vogel über den „Wechsel in den Problemen der neueren Geographie". In einem ersten Teile wurde die Wissenschaftsgeschichte der Geographie dargcstcllt. Sic beginnt mit der Konzeptivii der Geographie als Wissenschaft der irdisch erfüllten Räume, einschließlich des Mensche» durch Karl Ritter. Damit ist die erste Periode der Geographie cingeleitet, die man als die Zeit der historisch- teleologische» Probleme bezeichne» könnte. Sie wird abgelvst mit Peschcl und vor allem mit den klassiscln:» Leistungen Richt- hofciiS von einer vorwiegend physivgcvgraphische» Periode, die die geomorphologischcii Probleme in de» Vordergrund schiebt. Mit Ratzel tritt die Ergänzung nach der knltiirgcographische» Seite in Erscheinung, Anthropogeographic, Geopolitik. Gco- psychologie sHellpach) und zuletzt Kultiirmorphvlvgic auf geo graphischer Grundlage lFrobciiius und seine Schulet sind Vor stöße, die den Bereich der gcograpbischei» Wiskeiischast außcr- ordentlich erweitern. Eine Morphologie »nd Typologie alter an der Erdoberfläche I» Erscheinung tretenden Gestalten, auch der geistige», soweit die Frage „wo" sinnvoll ans sic anwendbar wird, erscheint als Ausgabe der Geographie. Nicht so völlig neu, wie cS zunächst de» Anschein hat, aber um so temperament voller in der methodischen Erörterung tritt bcsviidcrs in der Länderkunde ncucsteiiö eine starke simthetischc Haltung aus. deren Probleme an der Laiidschaflskuiidc von Passarge, dem harmonischen Landschastsbild GradmaiinS. -cm Rhythmus in der Geographie von Bolz und der Banseschcn Parole „Geo graphie eine Kunst" erörtert wurde. — In einem zweite» Teile wurde znnächst zu der Forderung BanseS Stellung genommen. Geographie von einer Wissenichast zu einer Kuiist zu „erhöhen". Ans dem ErlcbniScharaktcr n»d den Siiinprinzipicn beider Sphäre» wurde die Unhaltbarkeit der Banseschcn Thesen ent wickelt. Geographie ist Wissenschaft mit einer besondere» Er- kcnntiiishaltiiiig und einem ihr zugcwiesenc» Scinsgebict. Ein gehend wurde dann die Frage »ach der Stellung der Gcv-
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