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Dresdner Nachrichten : 28.03.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192603287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19260328
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19260328
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-03
- Tag 1926-03-28
-
Monat
1926-03
-
Jahr
1926
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.03.1926
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Sonntag. 2S. Me, 1S26 — „vreskner Nachrlchtt«- — Nr. «7 Seile Z Sm sozialtslisches Parlei-eschöst. Berlin. 2S. März. In hlcsige» Blättern war berichtet worden, daß ein Herr Srdmann. Zehlendorf. dem soztal- 'demokratilchen Parteivorstand. zu Händen dev Genossen Adolf Braun 25N0N0 Mark für den Mahlsand» der Partei übergeben habe. Das Bureau des sozialdemokra tischen PartelvorstandeS teilt nun mit. daki Erbmann dem Genossen Adolf Braun den Betrag von I Million Mark angeboren habe. Braun, dem Erbniaun völlig unbekannt gewesen ist. habe sich nach der Herkxiist des Geldes er kundigt Erdman» Hobe erwidert, dah er mit einem amerika- irischen Patent sür gegossene Häuser ei» nnherordentlich er tragreiches Geschäft gemacht habe. Er sei nicht so. wie der Genosse ParouS. Würden große Gewinne gemacht, so müsse auch die Partei davon ihren Anteil haben In dem Gespräch bemerkte Erdman». dah die Haltung der Sozialdemokrat,: gegen den russische» Bolschewismus und gegen die Deutsche Bolkspartei sich doch ändern sollte. Braun habe daraus geaulwortct dah der Partetvorstand nie mals und von niemandeni Geld genommen habe und nehme, wenn an diese Zuwendung an die Partei irgendwelche Be ding! ngcn geknüpft würde». Erdman,, erklärte darauf dah Braun ihn mißverstanden habe. Er habe durchaus nicht an die Gkldzuivcndung sür die Partei irgendeine Bedingung knüpfen wolle». Einige Wochen nachher sei Eidmann in Begleitung des damals im Dienste der Partei steli-uiden und heute ein antisemitisches Blatt redigierenden Arno Franke ge kommen und habe Braun 25IUMI Mark in von der Neichs- bank gebündelten Paketen übergebe». In der ersten Frak- livnSsitzung des ncugcwähltcn Reichstages habe die Fraktion erfahre», dah Erdmav« die von Braun ihm übergebene Quittung benutzt habe, um von dem Genosse« Krätzig die > Zurücknahme einer Klage zu erreichen. Genosse Wels habe deshalb non Erdmann die Quittung zu- riickgefordert. ErLmann habe diese aber erst nach vierzehn Tagen ziirlickgegeben. In der Zwilchen zeit habe er sie Photo- graphiercn lassen und ipäicr mehrere Ercmplare in Umlauf gesetzt. Die weiteren versprochenen 7SNVÜN Mark habe Erd- man» nie abgcliesert. Die 25!)MN Mark leie» dem Mahl sands bedingungslos und ausdrücklich alS eine persönliche Zuwendung ErümaniiS unter Berufung arf leine und seines Paters alte Partcigenosscnlchast übergebe,, worden. Es habe weder ei» Anlah noch ein Recht Vorgelegen, diesen Beitrag znrückzu,veilen. Die ganze Angelegenheit miid übrigens dem nächst an GerichtSstellc verhandelt werden. Allmähliches Gleiten der Relchsbahnelnusihmen. Berlin. 25. März. Mit dem Einsetzen deS Frühjahres hat der Verkehr auf der Reichsbahn wieder stärker eingesetzt und damit der Reichsbahn eine tägliche Höhcrcinnghme verschafft, die aus eine Belebung der Geschäftstätigkeit in Deutschland zurückgeführt wird. Bon der Hauptverwaltung wird jedoch darauf hingcwicsen, bah die Tageseinnahmen gegenwärtig immer noch um 2 Millionen hinter dem Voranschläge zurück» bleiben. lT.-U.) Die Anleihen der Provinz Hannover überzeichnet. Berlin, 2ö. Mürz. Wie ans Grund einer Mitteilung der Preußische» Staatsbank gemeldet wird, muhte die heute er- öffnete Zeichnung auf te 25MVM Reichsmark acht- »ub sieben prozcntigcr Anleihe der Provinz Hannover infolge starker Ueberzctchnung alsbald nach der Eröffnung geschlossen werden. S h'inn des Beira'es tür Aelm«Skkenwesen. Berlin. 27. März. Mit Rücksicht auf Sen Beschluß des WohnungSausschnsseS des Reichstages fand im Netchsarbctts- ministerium eine Sitzung des „Ständigen Beirates für Heim- ktättcnmelen" unter Vorsitz von Tr. Damaschke statt. Der bereits vor mehrere» Jahren ausgestellte Entwurf eines BodenreformgesetzeS wurde einer Durchprüfung unterzogen und in mehreren Punkten den geänderten Ver hältnissen angcpastt und erweitert. In einer Entschließung wurde gefordert, das, die nach de», Rcichsbcwcrtungsaesetz festgesetzten Grundstückswertc veröffentlicht werden. lWTB.i Geqen den Anschluss Mecklenburgs an Preusseu! Rostock. 2«;. März. I» einem Vorträge über die Richt linien seiner Finanzpolitik warnte der Finan,minister tcrtz-n vor dem Gedanken des Anschlusses an Preußen. Mecklenburg habe davon wenige Vorteile, aber viele Nach teile zu erwarte». IW.T.B.i Srundslükkrankäuse siir dar neue Völkerbunds« Gebäude. Cions. 27. März. Ter Generalsekretär des Völkerbundes bat entsprechend einen, Beschluß der Versammlung vom l!. d, M, im Namen des Bnndos ein in der Nähe des VSlkcr- ünndopalatS gelegenes Grundstück angckaust. Grund ätzllch ist auch der Ankauf von zwei ireitcrcn benachbarten Grundstücken bereits beschlossen. Auf diesem Gcsamtgclände soll das neue G e s a m t g c b ü u d e und der Neubau für das Sekretariat errichtet werden. Tibels Abwehr gegen Europa. England» und Ruhla»»» Löettbewerb tm Reich de- Da«a1- ama. — Moderne Maschinenstürmers Von Dr. Paul Ficke ler «München). Die Nieder metzelung der englischen Tibet» Expedition hat die politische Hochspannung offenbart die in gewisse» Kreisen Tibets gegen die europäische, insbesondere englische Invasion, schon länger besteht. Für de» der den Gang der Dinge in Tibet verfolgte, kommt diese Nachricht nicht überraschend. Sie liegt in der ganze» Entwicklung der anbei,- und innenpolitische» Gegensätze begründet, die das heutige Tibet beherrschen. Wie kein anderes Hand der Erde, mit Ausnahme vielleicht von Arabien, hat Tibet und besonders dessen Hauptstadt Lhasa, eS von jeher verstanden, sich gegen europäische Einflüsse hermetisch abzuschltehen. Selbst einzel nen europäischen Reisenden wurde der Eintritt tnS „vcrboiene Land" mit allen Mitteln, vielfach in höflicher Form unmög lich gemacht oder ungemcin erschwert. Die wenigen Wage mutigen. vom berühmten Prshewalsk» tl88M bis zur neuesten Zeit wurden alle angehalten und zur Umkehr gezwungen und viele Forscher und Missionare, besonders in Osttibet wurden sogar ermordet. Selbst Sven Hebt« versuchte lEL ver- gebltch. als mongolischer Pilger verkleidet, in Lhasia ein- zudringcn, und eine bis an die Zähne bewaffnete Neiterlchar zwang ihn zur Umkehr: „Einen Schritt weiter — und es kostet euch den Kopf." Trotz dieser Absperrung übten dennoch zwei europäische Großmächte, die größte Landmacht. Rußland, von Norden und die gröhte Seemacht. England, von Süden her auf die tibetische Politik der letzten 2ü Jahre einen bestimmenden Einfluß aus. und zwar auf Kosten der größten astatischen Landmacht China. Wilhelm Filchncr hat dies in seinem Buche „Sturm über Asien" anschaulich zusammrngefaßt, Scho» im Jahre lSOI hatte die russenfreundliche Haltung TibetS die englische Lhasa-Expedition unter Nounghusband und die Flucht des Dalai-Lama nach Urga t» der Nordmongolei bewirkt. Durch das militärische Borrückcn Chinas unter dem energischen General Tschao wurde sechs Jahre später der inzwischen zu- rückgekchrte Dalai-Lama umgekehrt gezwungen, nach Vorder indien zu fliehen, wo er von den diplomatischen Engländern aufö liebenswürdigste in Dardschilling für zwei Jahre ans. genommen wurde. Die etnsetzende chinesische Revolution 1911 begünstigte aber den Aufstand der Tibeter gegen China, besten Truppen »ach dem Fall der Stadt Tschiamdo llN8 anS Osttibet vertagt wurden. Der Dalai-Lama konnte wieder tn Lhasa einzichcn. Von hier ab datiert auch deS Kirchensürsten Freundschaft mit den Engländern. Seit l0» Jahren ist der jetzige Dalai-Lama der erste, der persönlich die NegierungSgemalt anSübi. Früher be saß Tibet nur Regenten, die durch Gift und andere Mittel die unmündigen Dalai-Lamas zu beseitigen wußten. Der tevigc dagegen, ein Mann von festem Charakter mit klarem politischen Programm, entscheidet persönlich in allen wichtigen kirchlichen und weltlichen Fragen, ist durch Vertraute und Spione über die Verhältnisse tm weiten Tibet unterrichtet und geht ziel- bewußt vor, um Tibet von der chinesischen Oberherrschaft zu befreien. AIS diplomatischer Vertreter Englands weilte als erster europäischer Gesandter auf wiederholte persönliche Ein- ladung deS Dalai-Lama Sir Charles Bell fast ein Jahr >1920/21) in Lhasa, der seine Erfahrungen, vom englischen Standpunkt a»S. tn dem auSaezeichnetcn Buche „Tibet einst und jetzt" lF. A. BrockhanS. Leipzig. tS2M nieder legte. England sucht hiernach durch geschickte und groß zügige Politik baS große Tibet, genau so wie Afghanistan im Westen, zu einem Pufferstaat im Norden Indiens zu machen, der geradezu einen idealen natürlichen Schutzwall gegen die russische Bedrohung bildet. Mit englischer Hilfe schuf der Dalai-Lama ein stehendes tibetisches Heer von 15 000 Mann. Ja. seine Englandsreunblichkeit ist so groß, daß er bei Beginn des Weltkrieges 1009 tibetische Solbatcn für den Kampf auf britischer Seite anbot. Die konservative Geistlichkeit Tibets steht aber diesem modernen Zuge seines jetzigen Oberhauptes grollend gegenüber, denn sie hat nicht nur einen tief ein gewurzelten Widerwillen gegen die Befleckung der „Wieder geburt Buddhgs" durch weltliche Geschäfte und besonders militärische Neuerungen, die für einen Buddhisten als unver einbar mit seiner Religion gelten, sondern sie erkennt auch in der Etnführnng europäischer Ideen, Schulen und Maschinen eine ständige Beeinträchtigung ihrer Macht. Die eine Gruppe besteht ans der Hcckvartei mit dem Kirchensürsten an der Spitze, den alten Adclssamilicn und der Bauernschaft »nb neigt teils auö Berechnung, teils aus Ueberzcugnng zu Eng- land. Die Gegenpartei setzt sich vorwiegend aus der National versammlung zusammen, tn der wieder die Delegierten der drei größte» Klöster den Ton angcben, und der Geistlichkeit TaS llebcrwiegen der zweite» Gruppe macht dem Dalai-Lama große Schwierigkeiten, weil alle wichttoen Gesetze ihrer Ge nehmigung bedürfen. Die Geistlichkeit war aber noch be sonders erbittert über die Auflösung und Bestrafung einiger Klöster, die mit den Chinesen sympathisiert hatten, besonder» dev Kloster» Ten-gye-ling und Drepung. Aber auch die da, malige Flucht des Dalai-Lama »ach Urga und Indien und dessen zwei,übriger Ausenthali bet de» Ungläubigen tat seinem Ansehen großen Abbruch und viel« seiner Untertanen verehren deshalb den ziveitmächttgsten lamaisttschen Kirchen- sürsten. den Taschi-Lama tm Kloster Tascht-lunpo bei Schtgalse, höher. Diese Macht der Geistlichkeit ist In einem Lande, in dem jeder vierte Mann Mönch ist nick» zu unter- saätzen. Eine große Geiahrenauelle bilden besonder- die so wo Mönche um Lhasa. Bis zu welchem Grade diese tnnerpolitische Spannung ge stiegen ist. dafür gib» die Ntedermeyrlnng der englischen Expedition beredtes Zeugnis. ES besteht kein Zweitel, daß dieser Gewaltakt von der Geistlichkeit aas geht. Der Bericht betont, daß kein Engländer ums Leben kam, sonder» allein die tibetischen Begleitmannschaften. Da zu kam die Zerstörung der von der tibetischen Regierung be stellten elektrischen Maschinen. England wirb aber diesen Zwischenfall in gewohnter Weise für sich audzubeuten ver suchen, um seine» Einiluß in Tibet, das nach den Wvricn Beils „nach einem englische» Protektorat sich lehnt" tl». zu befestigen. Welche Reibungsilächen dadurch wieder mit Ruß land entstehen, ist kaum vorcxuszulehcn. Die Sowjetunion ist durch die geographische Lage Tibets. daS durch den zentral- asiatischen Gebirgs- und Wüstengiirtel von ihm getrennt ist, England machtpolttisch gegenüber zweisellos tm Nachteil, Aber ihr herrschender Einfluß tn der Mongolei, deren Be wohner mit den Tibetern durch Nasse. Denkweise und gemejn- same Verehrung des Dalai-Lama eng miteinander verknüpft sind, bildet sür Indien eine ständige Gefahr. Die geschickte psychologische Ausnutzung der Animosität der tibetischen Geist lichkeit gegen England, aber auch die Möglichkeit einer Rücken stärkung des chinesischen Einflusses in Tibet durch den be fähigten Sowietvertreter Karachan in Peking, lasten Ruß land noch genügend zugkräftige politische Karte» tn der Hand, deren Spiel nicht zu unterschätzen ist. Dazu kommt noch die wachsende Bewunderung Tibets für Japan. daS die ganze Mongolei mit Waisen überschwemmte, und schließlich die Bedrohung der Engländer tn Indien selbst durch die UnabhängigkettSbcwegnng Mahatma Gandhis. Aber noch ein anderes wird durch die Zerstörung der elektrischen Maschinen durch die Tibeter srimbolisiert: die entschiedene Abwehr gegen dir europäische Zivilisation durch die Geistlichkeit. Für ein Land. In dem die ganze geistige Welt sich hinter Klvstermanern absptelt, tn dem übersinnliche Kralle eine ungleich wichtigere Rolle spielen alS bei unS. la. daS selbst zu einer ans brr ganzen Erde einzig dastehenden klösterlichen Hochburg emporwuckS unter der täglich millionenfach gebeteten und von unzähligen Gc- betSmühlcn gedrehten GebctSformel „Om rnani packrne sinn«*, „O du Kleinod im LotoS" lBnddha). in einem solchen Lande muß die Wertschätzung der Maschine vorläufig nicht nur ab- prallen, sondern als gefährlicher Feind betrachtet werden. Das haben schon die AnSsprsiche der tibetischen Lamapriester bestätigt, die anläßlich der Vorführung deS Evercst-FNmS in London gastierten und obgleich sie selbst sehr viel die modern sten Verkehrsmittel und alle Annehmlichkeiten der Großstadt erprobten immer wieder betonten, daß dieses hastende Eurova zwar viel Zivilisation, aber wenig Segle ber-e und sie sich nach dem Frieden ihrer heinzatlichen Klöster, den so auch alle europäischen Ttbetreisenden begeistert schildern znrückseh»te,r. Die Mnschinenzivilisation. die tn die fernsten W'nkcl des ErdbgllS etndrang wird aber trotz allen Widerstande- wohl auch Tibet aus die Däner nicht verschonen. Schon kühlt der Telegravhcndraht bis Lhasa vor nnd die Zelt wird nicht mehr ferne sein, wo die GebctS- nnd Segenswünsche de» Dalat- Lama mittels Radio bis in die fernsten Winkel dev kmddliisti- fck,en Asten dringen. Ob baS ein Vorteil ist, soll hier nicht weiter diskutiert werben. Bombenabwurf auf Abd el Krkms Kanplquartter. Paris, 27. März. Nach Meldungen anS Tanger ist da» Hauptguartier Abd el Krlmö von spanischen Flieger geschwadern mit Bomben belegt »nb teilweise zerstört worden. Ein Munitionslager der Rifkabnlen soll in die Luft geflogen sein. vamsn-I-eiby,Zseli6 p« yunINtilen ru n,e<Ir,arten t-eel-en emgtekle Icd »o»ok, !iN len-ae Würctze sl» »uck de, dnferlieunß nscd zz»Ü: Nemsknren — tzsIIIen-irnck« — tzlnctzlliemllen Unten»,Ilen - Ledlslsnellze WaltatraSo 6 s-an0unn»>i>n' iiso Oarnllurea t.siosnhsu8 kr. tteetil Sogrlald»», fyr yul« Eine offiziöse Abfuhr gekränkter Dichler- erlelketl. Unter -er Ucberschrist „'Nachspiel zu der un- eranicklichcn Morgenfeier in, Schauspiel- Hause" brachten wir eine Kundgebung zur Kenntnis, die Herr Döblin als einer -er Hauptbcteiliate» in einem Berliner Blatt veröffentlicht hatte. Z» diesem von uns schon zurück- gewiescncn Rechtfertigungsversuch nimmt nun auch die Ver waltung der Sachs. Staatsthcater Stellung in folgendem Schreiben: Döblin hat auch in dieser kleinen Skizze sich als der be denkende Nomandichtcr erwiesen, dessen eriinderiichc Phan- tasic wir alle kennen und schätzen. Seine Darstellung besitzt alle möglichen Vorzüge, außer dem einen, in DöblinS Poeten- Angen vielleicht unerheblichen, der Wahrheit. Es ist schon unwahr, daß man de» Herren aalcrtcarttge Plätze anbot: man gab ihnen iversehentlichi Plätze im zweiten Rang ldie Galerie befindet sich im fünften Rang). Sobald das Versehen entdeckt war. wurde cs auch wieder autgemacht. Der Vertreter -cs Gcneralint'"daiitei, überreichte den Herren Plätze im ersten Rang, die sie jedoch mit edlem Männcrstolz und tm Gefühl, eine »nanSlöschliclic Schmach er litte» zu haben, verschmähten. Wegen deS Versehens, wie es i» leben, großen Betrieb selbstverständlich einmal va'steren kann, hat der Vertreter deS Generalintendanten sofort t» der höflichste» Form lein Be dauern ausgesprochen. Dasselbe tat lda die -Herren am Abend eine Aussprache verweigerte» »vd auch I» der ihnen zu Ehren arrangierten Gesellschaft nick» erschiene») am andere» Morgen Schaiilnicldirektor Wiccke. Dasselbe tat der erste Dramaturg deS Schauspielhauses und künstlerische Leiter der Moraenteicr Dr. Karl Wollt. Dasselbe tat nach der Morgenfeier General intendant Dr. Nc,ickcr. Fast zuviel der Ehre, möchte mancher denken lund NN», nachdem die „Gäste" sich demaskiert haben Lenken wir es selbst). Döblin aber behauptet. eS habe kick» nie einer in Dresden wegen des Versehens entschuldigt. Da wir Zeichen von Taubheit an ißm nicht bemerkt haben, müssen wir aber wohl „»nehmen, daß er die Vorgänge, deren Zeuge er war. doch auch gehört bat. Oder mar er während dieser Zeit mit irae"delncm Dick,t"rtranm mit etn-'m ..Vorstoß jnS Oratorium" beschäftigest Oder wäre cs am Ende so daß der Treffliche alles ganz gut verstanden und nun tn seinem Schreibe» an Tie bcwiik-t gelogen hat? Wir wagen es. die«» letztere zu behaupten: Döblin maa immer hin anfS neue darüber weinen, wie schlecht tn Deutschland dte Dichter behandelt werde». Döblin behauptet- wir hätten erklärt, wir seien Beamte nnd sie bloß Autoren. Anch dies tsi gelogen. Nie ist rin ähn- lickes Wort ober eine ähnliche Gesinnung geäußert worden. Döblin behauptet, jeder habe die Schuld auf den anderen ge- schoben, um sich damit zu entlasten Zum drittenmal gelogen. Es Ist lediglich — um klarzustcllcn. wieso überhaupt das Fürchterliche geschehen konnte, daß den erlauchten G'°'en Plätze tm zweiten R--" reserviert waren — knn»at>ert wor den. daß ein Versehen eines Unterbeamtcn vorlaa. Kein Ge- danke daran, die Sache mit dieser Konstatierung überhaupt ab- zutun. Sondern, wie schon gesagt, seitens aller leitenden Per- sönlick'kriten wiederholte, eindringlich-- c>irfrt-h"ae Bg^neei," acn des Bedauerns und lam Abend vor der Vorstellung) sofortiges Wtedcrgutmachen. Vielleicht lagt uns Döblin. was noch mehr hätte geschehen sollen oder können oder tn einem ähnlichen Fall aus der weiten Welt zu acschelicn vklegt. Wir haben jedenfalls nicht dichterische Phantasie qenua. uns etwas vorstellen zu können. Dte Auseinandersetzung tm Jntendantenzimmer. die nach der Morgenfeier notwendig wurde, trug keinen verbörartiaen Charakter. Sie war bedingt durch die Schamlosiake» ldas Wort stammt ans Bronnens Lerikon). mit der Bronnen es gewagt Kat. das Kunstinstitut. dessen Gast er war. von der Bühne herunter zu beschimpfen. — ein Verhalten daS selbst von seinen beiden Kampfgenossen sogleich auf das schärfste mißbilligt wurde und mit dem sie iedc Gemeinschaft ab- lchnten. Selbst in dieser Unterredung wurde vom General intendanten nochmals ausgesprochen, wie tief wir bedauerten, daß die Anknüpfung fruchtbarer, menschlick' "'"»'-'rsscher Be ziehungen. die wir alle beabsichtigt nnd erwartet batten dnrck, die Haltung der Gäste selbst vereitelt worden lei. Beamte lin dem von Döblin betonten Sinne) waren überbau»! bei der Unterredung nickt anwesend, sondern ansschltcßltch Künstler. Der Scharfblick deS Menschenkenners Döbltn hat sich hier gründlich blamiert. Ein Künstler — der in ganz Deutschland wossl bekannte und hochaeschä' te Schauspieler nnd SnieN-stter Allred Mcner — war es auch dem schließlich die Geduld riß alS er den bestgemeinten und herzlichsten Worte» g->g?»«her die drei Herren Immer wied-r völlig verü»«kt „»belehebar nnblifs,^ i,n- geK/>m» fand. Sein .Künsts-rbl»! lej„ .ckn -gmier" hätte sich vielleicht zusammengenvmmen) ging (Gott sei Dank!) mit ibm dnrck nnd er nannte §>errn Brecht mit vollem Recht „nnaezoaen »nd unerzogen". Hätte er nur noch mehr aesaat! Hätten wir nur alle unserem Herzen ebenG Lust ge- mackt wie er, — dann hätten die Berliner Besucher wenigstens noch ein paar wahre und kräftige Worte mit nach Hause »»«hmen könne«. Die literarischen Darbietungen Ser Gäste liiber deren Qualität man im Übrigen getrUtcr Meinung sein kann) z« würdigen, war unter diesen Umständen keine Gelegenheit. DicS ist cs ia. was mir am kicksten b-daiwrn: und Förderung zu „eben und z» empfangen dachten, daß wir als kämps-mde Menschen »nd Künstler mit Gleichgesinnten in herzliche Verbindung treten wollten, »nd daß mir statt dessen von den Künstlern aar nicktS »nb non den Menschen soviel Unreife Engherzigf-ckt Eitelkeit nnd Ve-Vohrtbeit z» Göre« bekamen, daß wir allerdings, wenn auch in anderer Absicht und Bedeutung, mit Döblin anvrnsen möchten: Ah. nie wieder Dresden! Und dies ist eigentlich der einzige R„nkt, tn dem wir wirklich und rndaltltia miteinander einta sind. Mit vorzüglicher Hochachtung gez. Dr. Alfred Reucker. gez. Paul Wiecke. gez. Dr. Karl Wolls. Kunil und Wissenschaft. Dte Berliner Seze'ston tm KnnNveretn. Morgen. Sonntag, 11 Uhr vormittags wird Im SSch« st schc» Kunst verein aus der Brühllchcn Terrasse eine SondcrauS st elluna der Berliner Sezession er öffnet, die zum ersten Male in Dresden die Gricvvc der iunaen Künstler Berlins geschlossen vorführl Viele Nnd den Besuchern Dresdner Kunstausstellungen a»S einzelnen Werken bekannt? andere lernt man hier mit Interesse kennen. Die Jndinidiiasl- täte» sind lehr maniikafaltig, und der malerische Charakter der Gruppe ist von den tüngsten Tendenzen bestimmt, ohne durch gewollte Gewaltsamkeit a„sz»sallen Man findet Lesser Ury, Charlotte Bcrend, Ftnettt, Leo v König, Opvlcr, Spiro von den älteren anerkannten Meistern vertreten: Willy Jaeckel hat eine Koje für sich. Robert F K Sckoltz lein Dresdner Kind, Sohn deS verstorbenen Pianisten Schalk, dessen Bildnis er mit auSstcllU erhielt alcick'ka"S einen §vnd'"'ranm- keiner kgsien beim ersten Ueberblick Gemälde von Bato. Eberz, Hecken- dors. Päickke. Röhricht. Schrimps. Kohlboi und Krau ckvvi auf. Plastiken haben Martin Müller tBüsten von Ansorge und Kerr) »nd Johannes Sck'isfncr beiarstellt Die Berliner Mäste werden gewiß rcichli«he Beachtung durch die Dresdner Kunst, freunde finden — Die Ausstellung bringt ferner eine um fangreiche Kollektion graphischer Arbeiten von Joses Hegen- barth, Bilder von Friedrich Stahl lRom». Knithan sh>. Oswald Galle» Ueberrück, Barctnski, Lotte Bödme u. a. Von dem Humoristen Oberländer ff) sind köstliche Originale zu sr-en. 2-
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