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Dresdner Nachrichten. 122. Seite 2. WM Mittwoch. ». Mai 18Sl» Reichsbcmk wurde mit Befriedkaung ausgenommen. Die thatsüch- liche Inauspmchnahme des Instituts dein, Ultimo ist nicht so be deuteich gewesen, wie man erwartet hat. Banken sehr lebhaft Diskonto und Handelsantheile bevorzugt und wesentlich hoher. Von Eisenbahnen schweizerische schwächer, ebenso Canada-Pacific: Dortmund-Gronau« und Lübcck-Büchener fest. Von fremden Renten Spanier erholt. Die Börse schloß fest. Privatdiskoiit Prozent. — Am Spiritus-Markt war die Tendenz fest. 70er wurde mit 40,40. 50cr mit 60 Mt. gebandelt. Die Termin- Preise zogen um 30 Psg. an Am Getreide- Markt war Weizen > Mt.. Roggen 50 Psg. höher, da die Konsumnachfrage zuminmt und die Abgeber sich rciervirt Verhalten. Die Tendenz blieb fest, dir Umsätze waren unbedeutend, .yaser behauptet. Am Inchmarkt wurde bezahlt für Weizen 159, für Roggen 149.25 Äk. Rack Ermittelung der Ccntralnotirungsslclle der preußischen Laird- wirtzschastskammern wurden bezahlt i» Berlin: Weizen 159,50. Roggen 119. Haler 116 Mb: Stettin-Stadt: Weizen IM. Roggen 1 lb.M. Hafer 137 Mk. — Wetter: Vorwiegend bedeckt; Äw- Südwestwind. »rautturl a. W>, tSchluh.» Sredtt 222,SU Dliconto ISS.iS. Dresdner Bank I8<M «lantabah» . Lombarden 28,20. Lourahüttc 2S2.7Ü. Ungar. «Sold —. Portugielen 28,78. seil. «arrs. lS Uhr »iachnittlag»., Rente >02.1«. Italiener S8.V«. Soanlcr 80.5». Voriagtelcn 28.20. Türken 22.28. Lltrkenlooie >20,M. vtlomaiibaiik S22.Ü0. Staats bahn —. Lombarden ISS.ÜV, matt. Bart«. Produklenmarti. Weiten per Mai 21.2», per Lcpt.-Dez. 20.88. beh., :Nüdol per Mai «9.00, per September-Dezember bl,eg, beh. Spiritus per Mai lt.2S. per September-Dezember 2g,2b, ruhig, Amsterdam, Produlle».BcnLl. Wc!,en per Mai —, »er November —. iIclchäitoioS, Roggen per Mai >t«,0», per Oktober l2S,gg, vertlichcS und Sächsisches. — Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg und die Prin zessin M athilde haben gestern die prinzliche Villa in Hosterwitz bezogen. — Ihre Kaiserl. u. Königl. Hoheit Frau Prinzessin Friedrich Anglist besuchte gestern in Begleitung ihrer Hvsdame Irl. v. Earlowitz das Gelchäft des Hoslicfcrantcn Emil Süß, Pragcr- straßc 20. desgleichen die Papier- und Schreibmaschinenhandlnng des König!. Hvslicserantcn Woldemar Türk, Allmarkt, das Magazin der Hoflieferanten Hirsch u. Co.. Pragerslraße, die Möbel- und Dekorativnssirma Hartmann u. Ebert, Viktoria- straße 26, die Kunsthandlung Emil Richter, Pragerstraße und zu wiederholten Malen das Tapisserie-Manusakturgeschäst von E- Hesse und bewirkte Einkäufe. - Der außerordentliche Gesandte und Bevollmächtigte Schwedens und Norwegens Due ii, Paris ist hier cingctrvff« und hat im Hotel Bellevue Wohnung genommen. - Se. Majestät der König hat dem PoliZcikominissar Thiele bei der Pvlizcidircktion zu Dresden den Titel und Rang als Polizeirath verliehen. — Sc. Majestät der König hat genehmigt, daß die Nach- geilaiinten die von Sr. Majestät dem deutschen Kaiser und König von Preußen ihnen verliehenen Ordcnsdekvrativncn und zwar der Tafeldecker Till und der Leibjäaer Vollprccht die znm Rothen Ädlerorden gehörige silberne Medaille und der Hvflakai Lange die zum Kronenorven gehörige goldene Medaille annehmen und tragen. — Se. Excellenz der Herr Staatsminister v. Metzs ch hat sich auf einige Woche» zum Kurgebranch nach Wiesbaden begeben. — Herr Polizeipräsident Le Maistre hat gestern einen mehrwöchigen Urlaub airgetreten. — Herr Polizeihanptmann de Rubber ist von einem längeren Urlaub, den er zur Wiederherstellung seiner angegriffenen Gesundheit im Süden verbracht hat, gestärkt zurückgckchrt und hat gestern die Geschäfte wieder übernommen. — Mittheilungen aus der Gesain intrathssitzung. Beurlaubt wurde «tndtrath Geier krankheitshalber weiter auf dre Dauer von vier Wochen. — Gegen die vom Rathe vollzogenen Wahlen der Mitglieder und stellvertretenden Mitglieder der Ein- schätzungskommissionen für die Staatseinkvmllienstcuer auf die Jahre 1899 und 1900 sind von zehn der Gewählten Reklamationen ein- aewendet worden. Der Rath beschloß, diese Reklamationen mit Ausnahme zweier nicht hinreichend begründeter, für beachtlich zu erklären. - Der Rath verlieh erledigte Stellen beim Bürgerhoipitale aus der Tischer-Stiftung dem Kaufmann Kitzing, dem Tischler meister Kopp, dem Uhrmacher Pefer und dem Fischcrineistcr Kleinm- schen Ehepaare; beim Güntz-Hanse dem Lchiieidermeislcr Pekold- schen Ehepaare; aus der Gräfin KönigsselS-Stiftung eine Frei stelle im Frauenschutze dem Fräulein Schräg; beim Mcstcrui- Hospitale der Bürstenmncherswittwe Ebclt und der Fnbritantcns- wittwe Wiebers: beim Bartholvmäi-Hospitale der Schiilnnacher- nlcisterswittwc Schelle: aus der Laurin-Stiftung der Maurer- gesellcnwittwc Philipp. — Von den Oberbürgermeistern einer größeren Zahl deutscher Städte ist eine Petition gegen den dem Reichstage vorliegenden Entwurf eines Tclegrapheiiwcgcgcsetzcs ausgcsertlgt worden. In der Petition werden Abäilverungcn des Gesetzentwurfes im Interesse der wegennterhaltungspslichtigen Gemeinden und Komniunalverbände, wie der Besitzer betroffener Privatgrundstücke erbeten. Namentlich ivird eine veränderte Regelung anacstrcbt bezüglich der Tragung der Kosten, welche bei der Ausführung von KanalisationS-, Wasser-, Gasleitungen, Schienenbahncn, elektrischen Anlagen u. s. w. aus der Verlegung oder Veränderung der Telegraphenlinien oder ans der Herstellung erforderlicher Schutzvorkehrungcn erwachsen. Der Rath beschloß, sich für die Stadt Dresden der Petition an «schlichen. Tie Stadtverordneten haben der Rathsvorlaqc wegen Erhöhung der beiden Absondcilmgshäuser ün Stadtkrankcnhause für Kranke, welche an ansteckenden Krankheiten leiden, mit der Abweichung zugcstimmt. daß die Baukosten, 146,44-5 Mark 80 Psg., aus dem Itammvermöqen der Stadtgemeinde bestritten und nur die Kosten der Einrichtung. 17,253 Mk. 42 Psg., je zur Hälfte aus den Haushaltplänen für 1899 und 1900 gedeckt werden sollen. — Die Stadtverordneten haben in Verfolg eines Gesuchs aus der Bürgerschaft an den Rath das Ersuchen gerichtet, eine unmittelbare Iußwegverbindrma von der wundärztlich« Hilfsstelle 'Mündung der Kanerstraßc- über den Kaiser Wilhelm-Platz nach der großen Mcißncrstraßc durch Anlegung einer herausgehobcnen Gangbahir in hinreichender Breite Herstellen und am Eingänge der großen Mcißncrstraße eine elektrische Bogenlampe cstwriug« zu lassen. Nun ist soeben erst eine durchgreifende, seit Jahren vorbereitete Umgestaltung dieses Platzes, unter Befestigung der Fahrbahn- »lochcn mit Asphaltdecke, mit einem veranschlagten Aufwande von 70.1)00 Pik., beendet worden. Tie Pläne hierzu hatten beiden städtischen Körperschaften Vorgelegen und waren von ihnen ge nehmigt worden. Ter Aufwand sur die angeregte Anlage einer berausgehobenen Gangbahir über den Platz binweg würde nach überschläglicher Berechnung MO bis 10,OW Mk. betragen. Der Nath beschloß, den Antrag our nachträgliche Herstellung einer solchen Gangbahn abzulehnen, dagegen die Anbringung einer Bogenlampe am Eingänge zur großen Meißncrstraße zu ge nehmigen. — Ter Schießansschuß für das 13. Deutsche Bundcs- schießen im Jahre 1900 hielt unter Vorsitz des Herrn Stadt- rath Rnschkc in Gegenwart des Vorsitzende» des Eentralaus- schusses, Herrn Stadtralh Tr. Lehmann, eine stark besuchte Sitz ung in Mcinhold s Säle» ab. Ter Versitzende gab bekannt, daß der neulich gewählte engere Schicßausichuß. bestehend aus 9 Herren, Och noch durch 3 weitere Mitglieder ergänzt und sich über die der Versammlung vorliegende Schießordnung schlüssig gemacht habe. Dieie Lchießordnung lehnt sich im Wesentlichen an die Nürnberger BundcSichieZordnung a» und fand schließlich für die Dresdner Bundesichießordnung vom Ausschüsse einstimmige Genehmig ung Sodann wurde der von Herrn Braune höchst sorgfältig be arbeitete Voranschlag sur das 13. Bnndcsichleßeu. soweit der Schicxousichuß in Frage tommt. vorgelcgt und einstimmig geneh migt. Uebcr den Sachitcmd hinsichtlich der Ocrtlichkeit — der Ferrr-lech hat eine Größe von l l Hektar - berichtete der Vorsitzende. Er gab bekannt, daß der engere Ausschuß des Eentral-, Schieß- und' Bau-Ausschusses kürzlich noch eingehender Platzbeiichtigung zu dem Anträge gekommen iei. zu empfehlen, die Schießhalle, die !82 Stände erhält, aus eine Längcnausdchnung von 3M Meter ausschließlich der wirth'chastlichen Seitenanbauten zu bemessen und etwa IM Meter nach Osten vorzuietzcn. In die Armen springende praktisch« und pekuniäre Vorthcile hießen diesen Vor- ichläaen einstimmig zustimmen. Die gegebenen Ausführungen wurden durch vorgelegte Planikizzcn bildlich erläutert. Dem Vor sitzenden wurde einstimmig die Ermächtiguna crtbcilt. Einladungen zur Tbeilnahme an den Auzschußarbeiten sur dieses deutsche Feit an b'esige M'lilärvereine und Iagdklubs ;n ertasten, ebenso Arst- sord-cungen bezw. Ausschreibungen, zu erlösten, um hiesige Ge werbetreibend« zur Lreierung der nöthig werdenden ca. ^/X/iilber- nen, F/r goldenen Medaillen Lreismünzen. 7'/> silbernen Becher. 70» goldenen und silbern« Uhr« zu veranlassen. — Nachdem kn unserem Blatte schon die verschied«« Stimmen betr die Stünde haussrage zu Worte gekommen sind, mag auch dem folgenden sachverständigen Urtheile noch arme Raum gegeben werden: Das jetzt pwiektirte Stündehaus Sachsens erscheint bezüglich seiner äußer« Gestalt»« an sich betrachtet vollkommen gelungen. In Rücksicht aus seine Lage am Schloßplatz in Dresden aber möchte das Nachstehende geltend gemacht werden. Das von der Auaustusbrücke aus sichtbare Stadtbild Dresdens am linken Elbuser erleidet eine ungünstiae Umgestaltung, wenn die der zeitige Höhe des westlichen Theiles der Ärühl'sch« Terrasse ver mindert. die Lage dieses Tcrrasscntheiles verändert und infolge dessen die darausstchende Baunigruvpe beseitigt wird. Denn wädre>u> reicher die Terrassentreppe in Verbindung mit der obenstehenden Baumaruppe einen großartigen allertbümlichcn Schmuck des Schlossplatzes gebildet und die Reihe der im Vordergründe stehen den monumentalen Gebäude in zwei Gruppen getheilt hat, würde sie in der projektirten zurückgedränalen Lage als nicht mehr zum Schloßplatzc gehörig erscheine» und dem neuen StändehauS mit seinem hohen Thurme eure so übermäßig dominircnde Wirkung einrälimen, daß das König!. Schloß im Hintergründe des schmalen Schlvßplatzes in seinem Eindruck ans de» Beschauer wesentlich ein- büße» müßte. Die Hnuvtursache hiervon liegt in dem Vvrrückcn der Nvrdseitc des Ständchauses bis in oder nahe an die Verlüngeruiigs- linic der Nordicile des Biblivthekgebäudes and in der Ausstattung dieser seile in solcher Art. daß sie zur Hauptfront wird. Abgesehen davon, daß die Ausbildung dieser Seite als Hauptfront nicht mvtivirt erscheint, well an verleiben lediglich ei» Nebeneingang projektirt ist, an welchem Wagen nicht Vorfahren können, bringen die, so viel an den Modellen erkennbar, nicht gefällig in einander übergebenden Richtiingslinien der Nordsronten der Kunstakademie, dcs Bivlivthckgebäudes und des Ständehauicö eine unruhige Wirk ung aus den Tcrrasscn-Spaziergänaer hervor, die voraussichtlich nur durch Znrückverlegnng der Nvrdsrvnt des Ständchauses bis ungesähr ans die Nordarenzc des abgebrochenen FinanzhauseS beseitigt werde» kann. Will man daher nicht darauf zurück- kommcn, für das Ständehaus eine» ganz anderen Bauplatz, sei es in Altstadt oder in Neustadt a»sz,striche», so wird man sich wohl mit etwas kleinerer Tiese dieses Gebäudes begnügen und mit Zurückverlegung der Nordfront befreunden müssen, io. daß nicht nur die Terrassentreppe, sondern bei Weglassung des hohen Thurines nebst der lhn tragenden große» Vorlage auch die Terrasscngasse in annähernd derzeitiger Lage, »ach Befinden ledig lich als Fußweg, beibchalte» bleibt. Die nöthig werdende Ver minderung der Tiese des Ständchauses würde keine wesentliche Veränderung der Proiektirten Raiimeintheilnng desselben bedingen, da die 3 Höfe unbedenklich etwas schmaler gestaltet, die an der Nordseitc gelegenen ArbcitSränine des Sockel- und Erdgeschosses aber ausreichend mit Licht und Luft versorgt werden könne», wenn, wie schon während der voriährigen Landtags-Tagung in Vorschlag ge kommen, die gcaenübcrstehendc hohe Terraffcninauer entsprechend tief abgebrochen uno die dahinter liegende Füllmasse bis in die Nähe der jetzt auf der Terrassen-Oberfläche vorhandenen Bauplatz- einfricdigung abgeböscht wird. Die Böschung wäre durch Teppich- pstanzungen zu verzieren und als Erholungsaufenthalt für die Landtagsabgeordnelen einzurichten. Die Stirnseite der Terrasse, vom Schloßplatzc ans gesehen, könnte dabei völlig unberührt bleiben. — Die Trauerfeier für den verstorbenen Herrn Ministerial direktor Geh. Rath Hossmann findet Donnerstag Mittags 12 Uhr im Trauerhaus Werderstraße 22, die Beerdigung darnach ans dem Annenfriebhot an der Ckemnitzcrstraße statt. Die Königl. Generaldirektion der Sächsischen Staotsbahnen widmet dem Ent schlafenen einen sehr ehrenden Nachruj — Nächsten Sonntag iRogate) sinder,« oer DreikönigS- kirche in dem um 9 Uhr veginnendcn Hauptgottesdienste die feierliche Einweisung des zum Pfarrer an der genannten Kirche gewählten seitherigen ArchidiakonuS Dr. Schmidt durch Herrn Superintendent l) DibeliuS statt. - Eingedenk des Aufrufes der gesammten deutschen Studentenschaft „An das deutsche Volk" zur Errichtung von Bismarck-Säulen hat sich auch in Dresden aus Veranlass ung der Studentenichait der Technischen Hochschule ein Ausschuß zum Bau einer Bismarck-Sanle in Dresden gebildet. Den Ehren- vorsitz hat Herr Oberbürgermeister Geheimer Finanzrath Beutler übernommen. Der Ausschuß wird in den nächsten Tagen zusammen- trcten. — Die Dresdner Varietbs haben vor dem siegreich crnzichenden Lenze ihre Segel gestrichen. Nur eines bietet dem verführerisch in'S Freie lockenden Lenze Trotz, der V i k t v ri a i a l on, und cs war stir Herrn Direktor Thieme gewiß nicht leicht, ei» Programm rniaminenzustellcii, welches dem Verlangen des wintersntte» Publikums nach erfrischenden Abcndivanderllngen im Freien Stand zu halten geeignet ist. Vorläufig allerdings unterstützt ihn noch die Witterung, da es draußen in der freien Natur noch recht nir- gcmüthlich ist, trotzdem schon schüchtern das Lied erklingt, das aber mehr spöttisch gemeint ist: Wie wunderschön ist doch die Frühlingszeit! Im Freien wird man noch in dieser Begeisterung z» sehr ernüchtert, aber um so wohliger fühlt man sich da in den behaglichen Räumen des Viktorialalons, wo eine vielköpfige Künstlerschaar dem saisonmüdcn Großstädter des Unterhaltenden genug vorzugankcln befleißigt ist. Da sind zwei Kostünstonbrettcn, die einander in dem prickelnden Reiz ihrer Couplets und Kostüme oder Kostüme und Lieder, um eine treffende Reihenfolge einzu- führen. zu überbieten suchen, und als Äescingshumorist entfaltet Herr Lippart eine solche Fülle von übersprudclndem Humor als Gigerlparodist. daß er sein Publikum unwiderstehlich mit sich fort reißt. Am komischsten aber ist Lavcitcr's Hundeorchcster. Ta kommen sic einzeln angetrappclt in den modernsten Kostümen, die Mitglieder der kleine» Kapelle vom Stamme Wauwan. sic werden fein säuberlich ans Bänkchen vor ihre Instrumente gesetzt, die Notenpulte herangcrückt. und nun bcgmnt, sobald ihr Meister de» Bogen ansctzt. ein Höllcnspettakcl mit Posaune, Violine. Eontrabaß, Pauke, Trommel und Becken, die mit ungemein poisirlichcm Eifer gebiaicn, gestrichen und geschlagen werden, daß das Publikum lachen muß und schließlich das musikalische Getöse von einem homerischen Gelächter übertönt wird. Uni mit dem „G'spaß"' sortzufahrcn, sei noch der Parodisten Eortn und Rcttld gedacht, die in den gcwagicstcn Kostümen das Auftreten einer Liedcrsängeri». einer Lustkünitleri». eines Tiroler Ducttistcnpaarcs uird schliesslich die Künste eines Zauberers parodiren, deren Tricks sie in beabsichtigter Einfalt vcrrathen und dabei um so drolliger wirken, als der eine Künstler die weibliche Stimme und die weib lichen Allüren vortrefflich wiederzugebcn vermag uird der Andere seinen gesunden Mutterwitz entfaltet. Dieser burlesken Nummer gegenüber wirken die Aalbnch's durch abgerundete Deren; und gewandtes Incinanderspicl als humoristische Geiannsduettisten, rpic als ciscrsüchtige Köchin und pantvffclichwiiigendc Gattin. Er als kühler La-ohnder und verliebter Ehemann. Zu dem ernste» Thcile des Programms gehören zunächst die siins Pariser Ringkämpfern»,!», eine Nummer, die an Originalität ihresgleichen suchen dürste. Hier gilt es ernste Konkurrenz um die Palme des Sieges, und so schwer wie sich überhaupt die Frau von heute im Kauipsc ducken und werfen lägt, macht cS auch hier die eine der andere» schwer, den Sieg zu erringen. Mit der an geborene» weibliche» Schlauheit suchen sic einander zu überlisten, wissen aber zugleich mit ungemeiner körperlicher Gewandtheit sich de» Fallstricken des weiblichen Gegners zu entziehe», und so bietet die Vereinigung von Kraft und List dem Zuschauer ein anregendes Schauspiel. Es sind unter den Kämpferinnen zwei Damen, deren eine die Meisterschast der Welt, die andere die Meisterschaft Frankreichs bcntzt Tie männliche Kraft führt Herr Trispv in ihrer höchsten Ausbildung vor Auge». Ist schon seine muskulöse Gestalt achtunggebietend, so muß man ihm rückhaltlose Bewunder ung zollen, wenn er eine AiO Pfund schwere Eisenkugel mit kräf tigem Ruck vom Boden in die Hochstützhalte schwingt lind wenn er dann im Schweiße seines Angesichts ein eisernes Hufeisen, indem er cs aus seine Schenkel preßt, mit den Händen verbiegt und schließlich in zwei Stücke zerreißt. Krait- und Gewandtheits- Produktione» der schwierigste» Art führe» die Ploctz-LarcllaS ans, »vci tüchtige, vielseitig durchgcbildetc Künstler des athletischen Ge bietes. Viel Unterhaltendes bringt Ftl Melitta Andersen als Zauberkünstlerin. Sie vollsührt ihre gefälligen Kunststücke, theil- weise mitte» unter dem Publikum verweilend, init großer Akkuratesse und einer spielenden Leichtigkeit, die über die eigent liche Schwierigkeit ganz hinwegtänicht. Ten Beschluß bilden Dar bietungen des American Biscope, also kinematographiiche Vor- sübrungen der verschiedensten Seen« aus dem Leben, thcilS heiteren, theile tragischen Inhalts, worunter auch die Erplosion des amerikanischen Tnnivicr'chisscs „Maine", der man hier un beschadet in nächster Nähe beiwohnt. Das gciammte Programm fand in der Premi-re eine sehr beifällige Ausnahme. — Im Früklingsichmiick erwartet die idnlliich anaelcgtc Seidnitzcr Rennbahn des Dresdner Rciinvcrei»- am Sonntaa und die folgend« Mai-Renntage die Freunde de-Turs-, die im Hinblick auf die zu erwartenden außerordentlich interessan ten Ereignisse weit zahlreicher als sonst während deS Oster- MeetinaS ericheinen werden. — Die Nennung« für diese Säch sische Derbv-Woche sind zahlreich ausgefallen und bas Geläuf de» Rennbahn Ist in tadelloser Verfassung. — Für hie Mai-Tage sind interimistisch bis zur Fertigstellnua des im September neu Zu er bauenden Totalisatoraebäudes die Einzelkaffen um weitere zw« ver mehrt worden, so dass jetzt 14 Annahmestellen sunktioniren. — Die Rückfahrt von der Rennbahn kann nur »ach den im Programm aufgesiihrt« Fahrzeiten ersolaen. — Mithin ist bei-pünktlichem Schluß der Rennen um 5 Uhr ein Eilen zur Bahn nicht nöthig, da der erste Zug vor 5.35 Uhr nicht abgelassen werden kann. — In der „Deutschen Kunsta»sstcllung" hatten sich auf eine Einladung der Kommffsion hin am letzten Sonntag Vor mittag mehrere Hunderte bei der Borbereltuna bethciliaten Arbeiter und Gcwcrbegchilscn mit ihren Frauen zu einer Führung eiu- gefundcn. Gchciinrath Dr. Roscher hielt in der Eingangshalle eine kurze Ansprache an die Vcrsaniinciten. worin er den Gedanken des Herrn Grälmcr, de» Arbeitern au, Werk auch das nunmehr vollendete Werk vorzuführen. in beifälliger Weise besprach und nameiitlich cs freudig begrüßte, daß die Arbeiter zu gemeinsamem Genuß mit ihren Franc» erschiene» seien. Alsdann theiltcn sich die Erschienenen in drei Gruppen, die von den Führern Gehcim- rath Dr. Roscher, Gchcimrath Dr. v. Scidlitz und Dr. Paul Schumann durch säiiuiitliche Säle geführt und aus die Hauptwerke a»fi»erkinin gemacht wurden. Der Rundgang währte bei allen drei Gruppen gegen 2 Stunden. — Für den Monat M a i macht Falb in seiner Allgemeinen Charakteristik folgende Angaben: „Die Prognose sür diesen Monat wird als sehr gewagt erscheinen, da sie ertrcme WitterungS- zilstüiide hart neben einander stellt. Doch u»S bleibt keine 'Wahl. Unsere Voranzeigen sind streng au eine Regel gebunden and lassen der Willkür ebenso wenig Raum, wie einer kambiiiircndcn Erwägung. Während die erste Hälfte des Monats in der Tempe ratur schwankt, ist die zweite vorwiegend kalt. Das zweite Viertel bringt Gewitter, das dritte Schnee. Die Regen sind nur in der Mitte deS Monats bedeutend. Die kritische» Termine zeichnen sich durch Gewitter aus. Der 9. und der 25. Mai sind beide kritische Tage zweiter Ordnung " Recht angenehme Aussichten? — Der D reüd ner Orp h c u s begeht sein 65. Stistungs - s e st nächsten Sonntag mit Evnccrt, Tafel und Ball im Königl. Belvedere. — Die am 1. Mai Abends von den hiesigen Sozialdemo kraten in den VcrsammliingSlvkalen veranstalteten Kommerse warm überaus stark besucht. Es herrschte eine seuchtsröhllche Stinnmmg Außer Instriimentalcvncert, wurden von den Arbeiter- Äesangvereiiien eine Anzahl freiheitlicher Lieder zmn Vortrage ge- brarbt. Auch dieie Veranstaltungen, die um Mitternacht ihre» Abschluss saiiden, sind ohne irgend welche Zwischenfälle verlausen. — Die Königl. Polizeidirektivn erläßt »n Jnieratentheile eine Bekanntmachung, den Fahrradverkchr betreffend. — Leipzig, 2. Rial. Getreu den, Beschlüsse des Verbands der Metallindustrielle» haben dir Inhaber verschiedener großer Etablissements der Metallbranchc im Weilen der Stadt heute früh säiiimtliche Former, die gestern, um die Maifeier mit abzuhaltcn, nicht zur Arbeit erschienen waren und nun heute früh die Arbeit wieder aufnehmen wollten, nach Abrechnung mit ihn« entlasse». Um den Anmaßungen dieser Arbeiter wirksam entaegenzutreteii, ist weiter beschlossen worden, daß die entlassenen Arbeiter acht Tage lang hier in der Branche überhaupt nicht beschäftigt werden und nach vier bis acht Wochen allein nur bei ihrem jetzigen hiesigen Arbeitgeber, dasern dieser sie wieder anzunehnren gedenkt. — Die diesjährige Maifeier ist, wie in den Vorzahren, auch in Leipzig harnllos verlaufe». Vormittags trafen sich an einem Punkte im Inneren der Stadt zahlreiche Gruppen von Arbeitern mit Frauen und Kindern und marschirten in ungeordnetem Zug durch die Stadt nach Stötteritz, wo »ach einer Rede des Reichs- tagsabgeordnctcn Gencr und der Annahme der bekannten Maifest- Resolntion der übliche Festtrubcl begann. Dekoration der Hämer mit Flaggen (weiß mit rotbcr 81. Sinnsprüchen, Transparents. Büsten rc. und Illumination bemerkte man nur in den Vorstadt« und anch da bloß vereinzelt. In Kleinzschocher war die Be- thciligung größer, dort waren in etwa 120 Wohnungen Lichter angezündet. — Aus der Limbachcrstraße in Chemnitz lies vorgestem ein vier Jahre altes Mädchen kürz vor einem Straßenbahnwagen über die Schienen und ein zweijähriger Bruder der Kleinen folgte dieser. Als das Mädchen den Motorwagen bemerkte, lies cs wieder zurück, aber der Knabe wurde von dem Wagen ersaßt, nicdergcworfcn und bis der Wagen zum Stillstand gebrächt werden konnte, von der Schutzvorrichtung ca. 5 Meter mit fortgeschobc». Das Kind hatte außer Hautabschürfungen eine schwere Gehirnerschütterung und er hebliche Quetschungen am Kopse erlitten, so daß cs Abends 9 Uhr leider verstarb. — Die Scheune des Gutsbesitzers Barth in Etzdorf, die Vorgestern nicderbraiinte. ist von einem 6jährigcn Knaben angezündet worden. Dieser hatte zur Belustigung einen Haufen Spreu in der Scheune entzündet. — Bad Elster, 2. Mai. Gestern Abend gegen OA» Uhr hatte der in Egcr stationirte Schaffner Schwarz das Unglück, beim Besteigen einer Bremse eines nach Egcr verkehrenden Güterzugcs anszugleiten, hcrabzusallen und von dem schon in Bewegung be findlichen Zuge überfahren zu werden. Der Bcdaucrnswerthc erlitt tödllichc Verletzungen. — Nach alter Sitte eralänztcn am Walpurgisabende die um liegenden Höhen von Falken stein i» Hellem Feuer. Hunderlc von Kindern in Begleitung ihrer Eltern zogen hinaus, um den «tiorcchcud präparirtcn Besen zu verbrennen und damit, wie cs im Bolksmundc heißt, die „Heren" zu verscheuchen. — S ch w urgcrich t. Des betrügerischen Bankcrotls be schuldigt, batte sich gestern der aus Seifhenncrsdors gebürtige, 32 Jahre alle Tischler Hermann Reinkard Grollmnß zu veranl Worten. Nachdem der Angeklagte im April 1897 in Gcmcinschast mit dem Tischler Papprih eine Tischlerei mit Glaserei in Pieschen gegründet Halle, stellten sich bald Zahlungsschwicrigkcitcn ein, her- vorgeriiic» namentlich dadurch, weil Grollmnß nicht in der Lage war, seinen Anthcil des Betriebskapitals nlisznbringen, dann aber auch wegen schlechte» Geschäftsganges. Unter diesen Umständen wurde beschlossen, das Geschäft wieder zu verkarsten. Es fand sich auch ein Rcslcktant in dem Tischlermeister Ernst Richter, welcher 600 Mk. anzahltc. Das Rcstkarstgeld von 950 Mk. nahm Groll- muß in Empfang und behielt cS sür sich, obgleich er behauptet, 4-50 Mt. an den Socius Pappritz abgcführt zu Hab«. Die beide» Gesellschafter sollen nun verabredet haben, gemeinsam nach Brasi lien auszuwaiidcrn, und thcitiächlich hat auch der Angeklagte schon am nächsten Tage allein ohne Pappritz die Reise über Leipzig und Antwerpen nach Brasilien angetrctcn. allerdings ohne d« Gläubigern davon etwas zu innen »nd ohne von Weib und Kin dern Abschied zu nehmen. Wie schon erwähnt, will Grollmuß 450 Mk. an den Socius abgegeben und nur 500 Mk. mit »ach Brasilien genommen haben. Von dort auS hat der Angeklagte die >500 Mt. nach Deutschland ziiriickschicken wollen, cs aber des Kurs verluste!) halber unterlassen und das Geld beim deutschen Konsulat depvnirt. Um nach Deutschland znrücklchrcn zu tonnen, hat Grvll- niuß bald das Depositum wieder abgehoben. Er will cs alsdann angeblich im angeheiterten Zustand verloren haben. Grollmnß ist nach Dresden wieder zurückgekehrt, nachdem er zuvor seine Frau davon verständigt batte Aus Furcht vor dem gegen ihn erlassen« Steckbrief hatte sich Gr. schleuingst nach Berlin geflüchtet, wo aber dennoch seine Verhaftung erfolgen konnte. Unter Zubilligung mil dernder Umstände (Noth. schlechter Geschäftsgang. Unbcschvltenheits wurde Grollmnß wegen betrügerischen Bankerotte: iBeiscileschaffniig von 300 Mk. und 950 Mk. zum Narhthcil der Gläubiger) zu 1 Jahr Gcsängniß. wovon l Monate Untersuchunashast in Ab rechnung kommen, und zu 3 Jahren Ehrenrechtsverlmt verurcheilt. In der Verschenkung eines Wechsels von 300 Mk., den Grollmtih erhalt« hatte, konnte eine Benachlheilianng der Gläubiger nickt erblickt werde». Herr Staatsanwalt Dr. Gerhard vertrat dw Anklage, während Herr Justizrath Dr. Mittcstch die Vertheidigung führte. 'O Taaesacschichte. Deutsches Reich. Der Kaiser beabsichtigte gestern Abend in Potsdam de» Obcrpräsidcnten von Ostpreußen Grafe» BiSmarck zum Vorträge ,n empfang« und gegen 7 Uhr mit der Kaiserin »ach den Reichsland« abzurcisc». Die Slimiining im Lande über unsere auswärtige Politik ist, schreibt die „Leustche TageSztg ", wie aus zahl reichen Momenten ersichtlich ist und wie n»S Zuschrift« beweisen, außerordentlich gedrückt. Man hegt dir schwersten Bedenken über unsere Zukunft, die sich nicht günstig gestalten kan», wenn da» Bestreben Dciitschlands lediglich darauf gerichtet ist, den« Ausland