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sie kamen uns allesammt zuthulicher und aufgeweckter vor, als früher im Freien. Noch nie haben wir die Fischottern so aller liebst mit einander spielen und katzbalgen gesehen Sogar die Reiher und Flamingo's schienen ihre steife Würde abzulegen und zum Scherzen aufgelegt zu werden. Mehrere der Thiere, welche sich bisher gern versteckten, sind erst jetzt gut zu sehen und mit dein Menschenbesuch auf vertraulichen Fuß gekommen: so z B das prächtige Mähnenschaf. — Auch im Affenhaus hat allerlei Gethier seine Winterquartiere bezogen, bunt durch einander wie in der Arche Noah: Affen, Hunde, Adler, Papa geien, der menschenfreundliche schwarze Malaienbär u. s. w. Im Freien verblieben die anderen Bäre, besonders die Eis- bäre, welche es erst jetzt hübsch bei uns finden, fleißig in's Wasser gehen und nach ihrer Art mit einander kosen; — ferner die Rennthiere, Hirsche, der stattlich Heranwachsende Wolf, die Eulen und mehrere Raubvögel. — Wenn wir die Thiersprache richtig verstanden haben, so schienen die meisten derselben das Publi kum daran zu erinnern, daß es die im Sommer so fleißig ge übte Gewohnheit des Fütterns im Winter nicht vergessen möge! U. — Am 1. Weihnachtsfeiertage fand in hiesigen, Waisen Hause die Christbescheerung statt und erhielten daselbst 40 Kna ben und 26 Mädchen die entsprechendsten und verschiedenartig sten Geschenke. Der Saal war festlich geschmückt und erleuchtet, auch hatten sich Verwandte und Freunde zahlreich eingefunden. Die Feier wurde durch Gesang der Versammlung und der Kin der eröffnet, worauf Hr. Stadtwaisenhausprediger I). Sauer die Rede an die Kinder hielt, denselben dabei an's Herz legend, daß nur durch die Wohlthätigkeit der Behörde und anderer edelge sinnier Freunde ihnen diese Feier zu Theil würde. Nach Be endigung derselben wurde das herrliche Weihnachtslied: „Stille Nacht, heilige Nacht" angestimmt und dann nahmen die Kinder die langersehnten Geschenke mit sichtlichem Jubel in Empfang. Anwesend waren u. A. die Herren Oberbürgermstr. Pfotenhauer, Stadtrath Kürsten, Generalmajor v. Heinz rc. -- — Wie wir erfahren, tritt Hr. Tichatscheck in den nächsten Tagen noch in „Jdomeneus" und „Lohengrin" auf und wird dann mit der Direktion des Hoftheaters in dasselbe Verhältniß treten, welches Hr. Emil Devrient mit selbiger eingegangen. Hr. Tichatscheck wird von nächstens an die Zeit eines halben Jahres zu auswärtigen Gastspielen benutzen und dann fernere 6 Monate des Jahres seine Thätigkeit nach geeignetem Er messen der hiesigen Hofbühne zuwenden. — Als verflossenen Dienstag Mittags 12 Uhr auf der Tharandt-Freiberger Bahn die Arbeiten für dieses Jahr be schlossen werden sollten, trug sich leider noch ein bedauerlicher Unfall zu. Ein Arbeiter war beschäftigt, ein paar Lowries mit zwei Pferden von der edlen Krone nach Tharandt zu schaffen und mußte deshalb die sogenannte Futtermauer, welche in einer Höhe von 35 Ellen von der edlen Krone bis nach Tharandt sich hinzieht, passiren. Da kam unglücklicherweise das eine der Pferde dem Randr der Mauer zu nahe und stürzte in die Tiefe hinab. Man fand das Thier später todt an der Weißeritz. Es war noch ein Glück, daß das Pferd schon ausgespannt war, da es sonst sicher das andere Pferd und das Gespann nach sich gezogen haben würde. — Die Arbeiten an der Tharandt-Frei- berger Bahn werden am 6. Januar wieder in Angriff genommen werden: jedoch ist die Bahn schon so weit hergestellt, daß jetzt täglich 3 Kohlenzüge auf derselben fahren können, und der Per» sonenverkehr wird auch hoffentlich in der ersten Hälfte des nächsten Jahres veröffentlicht werden. — Gegenüber den vielfachen Klagen über den Mangel an guten Dienstboten, deren Begründung wir in manchen Fäl len nicht bezweifeln wollen, mag es uns gestattet sein, auf einen Uebelstand aufmerksam zu machen, der wahrlich nicht geeignet ist, die dienende Classe zu bessern. In den letzter» Jahren ist nehmlich von vielen Herrschaften der Brauch eingeführt worden, ihren Dienstboten wenig Lohn zu geben, zur Ausgleichung dafür aber ein ansehnliches Weihnachtsgeschenk zu versprechen, das nicht selten 10—20 Thlr. beträgt. Dies bestimmt die Dienstboten, von dem niedrigen Lohn, der oft niedriger ist, als dies gesetz lich erlaubt sein sollte, abzusehen und doch sehen sie sich schließ- ich in der Hoffnung auf das versprochene bitter getäuscht. Denn entweder wird ihnen von Seiten ihrer Herrschaften der Dienst einfach so gekündigt, daß sie ihn noch- mehrere Wochen vor Weihnachten verlassen müssen oder wenn die Herrschaften noch den Schein des Rechts wahren wollen, so turbiren sie ihre Dienstleute in einer Weise, daß diese es nicht länger auszuhalten vermögen und es daher vorziehen, selbst zu gehen und damit dem Wunsche der Dienstherrschaft entgegen zu kommen. In beiden Fällen hat natürlich der Dienstbote, da er zur Weihnachtszeit nicht mehr im Dienst ist, auch keinen An spruch auf das bedungene Weihnachtsgeschenk. Wer kann es einem solchen alsdann verargen, wenn derselbe seinem Aerger gegen seine Bekannten in einer Weise Luft macht, die durchaus nicht geeignet ist, das Ansehen der Dienstherrschaften zu heben, wohl aber Mißtrauen gegen sie zu erregen, das bei dem gering sten Anlaß zu gegenseitigen Klagen bei der Behörde, zur Dienst aufkündigung und in den meisten Fällen sogar zu Prozessen wegen Lohnentschädigung führt. Erhöhe man den Lohn der Dienstboten, wo er wirklich zu gering ist; schaffe man lieber die Weihnachtsgeschenke ab und mache man wenigstens dem obenbe schriebenen unwürdigen Treiben ein Ende, sich auf Kosten armer Dienstboten zu bereichern — und die Klagen über die schlechten Dienstboten werden sicher geringer werden. lL. N.) — Die an dem Canalbau bei Plagwitz bei Leipzig beschäf tigten Arbeiter hatten vor einiger Zeit 6 Ellen tief in das Gestein einen Schuß von 34 Pfund Sprengpulver eingelegt, der Schuß war aber nicht losgegangen. Trotzdem nun, daß der Bauunternehmer Herr l)r. Heine Denjenigen, der einen Schuß auszubohren versuchen sollte, mit Strafe bedroht und Demjenigen, welcher Personen, die das Ausbohren unterneh men sollten, anzeigen würde, eine Belohnung zugesichert hatte, hatten es die Handarbeiter Mühlner aus den Thonbergstraßen häusern und Richter aus Lentsch gestern Vormittags 10 Uhr unternommen, den Schuß auszubohren. Nachdem sie ihre Ar beit einige Zeit fortgesetzt hatten, entzündete sich der Schuß in Folge der Berührung des Bohrers mit dem Gestein, ein don nerähnlicher Krach erfolgte und die genannten Personen flogen mit den ausgesprengten Steinen ziemlich hoch in die Luft. Von den beiden Leuten, die so verstümmelt und verletzt worden sind, daß schon gestern an ihrem Wiederaufkommen gezweifelt wurde, ist der Eine, Mühlner, bereits heute Morgen gestorben. Briefkasten. »FrauvonK. hier. Nach genauer Durchlesung nicht ganz mit Ihrer Ansicht einverstanden. — Des weiblich n Verstandes Seele ist das Gemüth Ohne dieß gedeiht all' ihr Erkennen nur zur tobte» BuchstabenweiSheit. Nur durch das Gemüth erhalt e« den Geist, der es lebendig macht. *BriefvonA. hier. Wir geben zu, daß damals so Mancher seinen Deut gespendet, «eil die Namen brr Geber späler durch unser Blakt veröffentlicht wurden. Der größte Wohlthärer der Armen ist die Eitelkeit, die oft noch mehr giebt als das Mitleid. — klebrigen« flösse» jene Gaben freiwillig, in dem vorliegenden Fall aber, müßte erst di« Genehmigung der Behörde eingehslt werden, da ohne solche eine öffent» liche Bille nicht statlfindcn darf. * Stadtpostbrief R. Unser Blatt ili keine politische Zeitung und mit sogenannten Leitartikeln, wo em Einzelner den Lauf der Dinge schon haarscharf vor sich sieht, bleibt es stets «ine häkliche Sache, die Hunderte verwirren und unruhig machen kann. Die Prophezeiung»» der Geschichtkundigen aus der Vergangenheit in die Zukunft, sind wie die Rechnungen der Mathematiker mit eingebildeten sunmöglichen) Größen, sie haben nichts mit der Wirklichkeit gemein als die Form. Unser Unter» nihmen bleibt das. was der Titel besagt: „Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr". Tins für Alles geht nicht; verlangte doch neulich gar sein naiver Schneider, daß I wir wöchentlich unserm Blatte ei» Modrbild beilegen sollten. Alles für vierteljährlich 20 Reugroschen. Wahre Hamster-Naturen. " Brief aus Potschappel folgenden Inhalt«: „RügenSiedoech wenn es geht, in ihrem hier stark gelesenen Blatte, daß der Sohn von einem Nagelschmied in Sporen getanzt hat, mit Sporen an den Stiefeln;, ein Nagelschmied getanzt." — Also mit Sporen an den Stiefeln. W» soll er sic denn sonst anschnallen? „Ein Nagelschmied getanzt " Warum oll denn ein Nagelschmied nicht tanzen? ein Nagelschmied ist auch ein Mensch. * Herrn A hier. Sie senden uns ein Gedicht: „Das Weih» nachtsfeft in Dresden" und sagen in Ihrem Schreibebrirf: „da< Erzeugniß meiner Mußestunden aber an die Spitze des Blattes, anders richt, denn ick bin so gut Dichter wie Sie und d»r Doktor Stolle." — Ei! weit größer und erhabener, was Sie daraus ersehen werden, da^ wir durchaus nicht vermochten: Ihnen — die Spitze zu bieten. Die Redaction,